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VriUantsche Zenuog warvi die europSische« Poßmard«

Rio de Janeiro, 5. Jan. Zu dem Protest der Vereinigten Staaten gegen die Beschlagnahme für Deutschland bestimmter Post durch die britischen Seeräuber schreibt dasEazetta de No- ticias", die dem internationalen Recht nach englischer Mode ge­gebene Dehnbarkeit beginne die Amerikaner tief zu verstimmen. Der Mißbrauch mit der Geduld und den Interessen der amerika­nischen Staaten könne nicht endlos nach dem Belieben und den Bedürfnissen der beiden westeuropäischen Demokratien welter­gehen. Militärische Maßnahmen dieser beiden Staaten dürften die Souveränität der neutralen Länder nicht beeinträchtigen. Die Kriegführenden müßten die Rechte der Neutralen achten und dürften nicht mit allen Mitteln im Trüben fischen.

England beschlagnahmt die Handelsflotte

Eine Folge der zahllosen Schiffsoerluste

Amsterdam, 5. Jan. Der englische Handelsmarinen, rer Gilmour hat Donnerstag Vertretern der Handels- und Schiffahrtskammer von Liverpool mitgeteilt, die Regierung habe in Großbritannien und in allen Kolonien die Beschlag­nahme der Weitstreckenschiffahrt-Limen ab 1. Februar beschlossen.

Mit dieser Maßnahme, die eine Folge der zahllosen Schiffs­verluste durch Torpedierungen und Minenexplosionen ist, stellt England alle in Großbritannien und den Kolonien eingetrage- »eu Fracht- und Fahrgastschiffe, die aas den großen Linie» ver­kehre«, unter seiue Kontrolle. Die Beschlagnahme findet an dem Tage statt, an dem die Schiffe zum ersten Mal nach dem In­krafttreten des Planes im verbilligten Königreich ihre Ladung löschen. Der Plan soll, wie es in der Mitteilung des englischen Schifsahrtsministeriums heißt, nicht auf Schiffe ausgedehnt wer- ! de«, die in den Registern der Dominien, Indiens oder Birmas ! eingetragen sind. Die englischen Reeder sollen ihren Betrieb «uf normale Weise fortsetzen. Das Risiko für den Verlust von Schiffen und Ladungen wird aber zu Lasten der Regierung gehen. Die britische Regierung beansprucht dafür das Recht, Schiffe nach ihrem Gutdünken auflegen zu können, bestimmte Routen vorzuschreiben und die Schiffe mit Ladungen zu be­frachten, die für englische Staatsinteressen am dringlichsten be­nötigt werden.

Die Flüsse Euphrat und Tigris in Ostanatolien führe« s«A drei Tagen Hochwasser. Im Gebiet der Stadt Dlarbekrr habe» Ueberschwemmungen stattgefunden, die grogen Sachschaden a»- gerichtet haben. Der Tigris soll uni 6 Meter angestregen sei«.

keblen.

Verkürzung des Studiums

auch für BottsfchuNehrer und für Hauswirtfchafts- und Turulehreriunen

Berlin, 5. Jan. Zu den Kriegsmaßnah.nen auf dem Gebiete des Erziehungswesens gehört bekanntlich eine Verkürzung der Studiendauer für eine ganze Reihe von Berufen. Der Nachwuchs wird dadurch in die Lage versetzt, seine wissenschaftliche Aus­bildung ohne Minderung der Anforderungen rascher ab- zuschließen. Diese Verkürung ist nicht nur für Aerzte, Tech - niker und andere Naturwissenschaftler ermöglicht worden, sondern auch für die Lehrer an höheren Schulen. Durch einen Erlaß vom 3. Januar hat der Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung eine entsprechende Studien- Verkürzung nunmehr auch für Volksschullehrer und für die Hauswirtschafts- und Turnlehrerinnen an Volks­schulen, mittleren Schulen und Berufsschulen auf dem Lande eingeführt. Die Anwärter für diese Berufe mußten bisher vier Semester lang an den Hochschulen für Lehrer- oder Lehrerinnen- bildung studieren. Ein Semester wird nunmehr gestrichen und das Eesamtpensum wird unter Neuregelung der Semesterdauer auf drei Semester, also Jahre, zusammengedrängt. Vis auf weiteres können sich die Studierenden an den Hochschule« für Lehrerbildung schon zu Beginn ihres dritten Semesters für die Prüfung melden; wer zur Zeit bereits das dritte Semester hinter sich hat, kann sich ebenfalls sofort, d. h. bis zum 15. Januar, zur Prüfung melden.

Bor uus der Feind

KS«pf« vorm Westwall Tagebuchblätter des Soldat«! 9- Dörg«

HI.

England in Inflationsgefahr!

Das Volk muß die Zeche der kapitalistische« Kriegshetzer bezahlen

Amsterdam, S. Jan. Daß die Gefahr der Inflation für Eng­land in bedrohliche Nähe gerückt ist, hat Schatzkanzler Sir John Simon jetzt selbst bestätigt.

Nach einer Neuter-Meldung wurde am Donerstag eine Be­amtenabordnung bei ihm wegen Erhöhung der Beamtengehälter «rstellig. Simon erklärte dieser Vertretung, eine automatische Erhöhung der Bezüge angesichts der erhöhten Lebenshaltungs­losten führe zu der schweren Gefahr einer Inflation. Die Regie­rung prüfe die Bezahlung der öffentlichen Beamten im Hinblick auf andere Gehaltserhöhungen, man solle aber die enormen finanziellen Lasten des Krieges bedenken und die schwere Jn- skationsgefahr, die eine automatische Anpassung der Gehälter an die Preise mit sich bringen würde. Schließlich versuchte Simon, die Beamtenabordnung durch vage Andeutung einer künftigen Gehaltserhöhung bei weiterem Ansteigen der Preise und die bil­lige Versicherung, daß die Negierung alles tue, umunnötige Erhöhungen" der Lebenshaltungskosten zu verhindern, zu trösten.

Ein polnisches Flintenweib

vor dem Bromberger Sondergericht

Bromberg, 5. Jan. Das verbrecherische Verhalten polnischer Flintenweiber in den Schreckenstagen des Septembers ist be­reits hinlänglich bekannt und in zahlreichen Urteilen der Son- hergerichte bestätigt worden. Gerade die polnischen Frauen waren es, die in fanatischem Haß gegen alles, was deutsch rst, den Männern in nichts nachstanden. Sie legten dabei eine solche abgrundtiefe Grausamkeit und so viel Bestialität an den Tag. daß selbst Mitglieder der polnisch"'' Rollkommandos, denen

man am allerwenigsten menschliches Gefühl nachsagen konnte, sich veranlaßt sahen, oft gegen diese wild gewordenen Furie« «inzuschreiten.

Bor dem Sondergericht in Vromberg stand die 51jährige Buchhalterin Sophie Lonkowska, die schon als sadistisches Flintenweib an dem polnischen Aufstand in Oberschlesten teil­genommen hatte. Sie siedelte später nach Vromberg über. Bet Ausbruch der Kampfhandlungen zwischen Deutschland und Polen im September ergriff sie als eine der ersten die Waffen gegen die Vromberger Deutschen. In der Uniform eines polnischen Unteroffiziers begleitete sie die Züge der ver­hafteten Deutschen und holte diese sogar zusammen mit pol­nischen Soldaten aus den Wohnungen zum Erschießen ab. Hier­bei hetzte sie die Mordgesellen zu ihren blutigen Schandtaten auf. Das Gericht verurteilte die Lonkowska wegen gemeinschaft­lichen Mordes und Lan^ftiedensbruches zum Tode, nachdem ihr« Teilnahme an der Mißhandlung, Verschleppung und Er­mordung von Volksdeutschen durch klare und einwandfreie Zeu­genaussagen bestätigt worden ist.

Schwierige Bergungsarbeiten

im anatolischen Erdbebengebiet

Istanbul, 5. Jan. Aus dem mittelanatolischen Erdbebengebiet treffen täglich neue Meldungen über die Bergung von Hun­derten von Leichen ein. Die Räumung der ernichteten Stadt Ersingan geht langsam voran. Nach allen Städten des Lan­des werden Sammeltransportzüge mit Verwundeten und Obdach­losen abgefertigt. Diese Züge verkehren Tag und Nacht. Es ist «och längst nicht gelungen, alle Toten zu beerdigen, woran di« Witterung die Schuld trägt. In den meisten betroffenen Be­zirken ist die Wetterlage fortgesetzt so ungünstig, daß ihnen auch am Freitag, am zehnten Tage nach dem Erdbeben, noch keine ausreichende Hilfe gebracht werden konnte. Es ist bekannt, daß allenthalben Not und Mangel an allem groß ist. Die entlegenen Dörfer sind noch immer auf sich selbst angewiesen. Ein Durch- kammen mit Kraftwagen ist aussichtslos. Man stellt daher Pferde- und Kameltransporte zusammen, die Lebensmittel, Decken »«d ärztliche Hilfe heranschassen sollen. In dem betroffenen Ge­biet sind immer noch neue Erdstöße zu verzeichnen, so daß die Bevölkerung seit Tagen im Freien in Zelte« u«d i« notdürftige» Unterständen kampiert.

Brückenfchlag an der Mosel

(Fr. O.) Wie eine glitzernde Decke liegt der Reis auf de« Tälern und Höhen des Mosellandes, lieber dem stark angeschwol« lenen Fluß wallen weiße Dämpfe. Ein Schleier aus Nebel hüllt alles ein. Auf dem Uferweg marschiert eine Kompanie Pioniers, Nur das Aufsetzen der Füße hallt durch den dunklen Morgen. In dem am Wege liegenden Dorf ist noch tiefe Nacht. In Tor­einfahrten und auf Höfen stehen Lastkraftwagen. Ein Posten mit Stahlhelm und Gewehr geht langsam auf und ab. Sem Atem wird in der kalten Luft zu einem kleinen weißen Wölk­chen. In einem Stall an der Straße rumoren ein paar Schwein«. Sonst ist Ruhe.

H.nter der Ortschaft, zwischen Obstbäumen steyen die dunkler Schatten einer Brückenkolonne. Ein Meldefahrer überholt di« Kompanie. Der Lichtschein feiner Lampe fliegt wie ein Irr­licht über die Straße. Dann hört man wieder nur das Aussetzer der Stiefel. Ein Pontonzug fährt vorbei. Die Motore der Zug« Maschinen singen und dröhnen.

An der Vrückenstelle sind schon Baken ausgesteckt. Da rolle» auch schon die ersten Vockwagen heran. Die Raupenbänder det Zugmaschinen wühlen sich durch die dünne Decke des leicht« gefrorenen Bodens in den feuchten Wiesengrund. In den ent« standenen Rinnen sammelt sich Wasser.

Vau der Landbrücke diesseits" lautet der Auftrag für dir Kompanie. Der erste Wagen ist abgeladen, auch der zweit« schiebt sich schon die steile Böschung herunter. Mit einer Bade­hose bekleidet stehen die Männer bis an die Brust im Waffe« und wuchten den ersten Bock hoch. Ein anderer Trupp ver­legt den Ufer-allen. Wie in einer Schmiede schlagen die Häm, mer im Takt auf die llferbalkcnpfähle. Die .Badehosen" setze» schon den zweiten Bock. Die Kälte schleicht den Männern lang­sam in die Füße, in die Beine, in den Leib.

Dann ist auch das geschafft, der zweite Bock diesseits steht Jetzt müssen die Träger nach vorn. Die Velazbohlen werden in Laufschritt hsrangebracht. Alles geht ohne ein lautes Wort. Aus der anderen Seite taucht gespenstisch ein Licht auf. Lautlot nähert es sich unserem Standpunkt. Eine Personenfähre. Di, Landschaft ist erwacht. Die Bevölkerung beginnt ihr Tagewerk lieber die diesseitigen Weinberge dämmert ein fahler Marge» herauf. Wie ein Filigrangebilde schimmern die bereiften Wein­berge durch die entschwindende Nacht.

Unsere Landbrücke steht.

Wenig später rauscht von oberstrom kommend die erste Fäh, heran. Wasser spritzt auf. Der Anker liegt gut.Beide Taue - steuerbord"Haaalt!" tönt es von der Fähre. Die Fähre lieg! und wird festgemacht. Eine Fähre schwimmt nach der andere, ein. Die Brücke wächst, sie wird größer und größer. Auch a, der jenseitigen Landbrücke legen Fähren an. Wie das Eis aus einem Vach wächst die Brücke nach der Mitte hin zu.

Auf der Briickendecke wird fieberhaft gearbeitet. Die Ueber- gangsschienen. die Ankertaue verschwinden. Nur in der Mitt, klafft noch ein Loch. Da naht auch schon mit brausenden Außen­bordmotoren. die letzte, eine Doppelfähre. Der Anker fällt. Un Haaresbreite fährt sie an der Brückenspitze vorbei. Die Motor, heulen, hinter der Fähre spritzen Wasserwirbel auf. Das letzt, Loch ist geschlossen.

Inzwischen hat sich der Wind gedreht. Graue Wolken jage, über den Himmel. Dann wird es ruhiger. Alles ist Grau i,

In rasender Eile werden auf der Brücke die Schlußarbeite, beendigt. Das Geländer wird angebracht. In wenigen Minute» können die ersten Truppen, die ersten Fahrzeuge die Brück, passieren. Die Brücke steht. ° " -orum

Regen herab. Nur die Brück-nwachen find noch da Zum gegen den immer stärker werdenden Regen haben sich die ncr Zeltbahnen umgehän->t. Die anderen Mannschaft?, schon abgeruckt. In der Nähe der Brücke steht ein MG -, be, seinem zum Fliegerschutz aufgebauten MG. und sta den grau verhangenen Himmel.

. Die Wasser der Mosel rauschen wieder ihr altes Lief doch hat sich ein anderer, ei« «euer To« eingemischt. Die mung muß sich einen neue« Weg an de» Ponton» vorbei A/ Mosel ist bezwunge« bezwu^m« barten So, fänste«, von de»tfche« Ptent«««.

Polnische Kriegsabenleuer

Von MatthiasWerner

Als der Leutnant D. beim Vormarsch auf Mlawa ttz einem polnischen Dorfe in Quartier lag und jenes Welt! versteck der Beschaulichkeit hinter dem Hause aufsuchte, der Mensch mit sich und seinen inneren Angelegenheltetz allein zu sein wünscht, machte er eine peinliche Entdeckung Das dort zu solchen Zwecken errichtete Wetterhäuschen e«t mangelte nämlich der Rückwand. So was haut selbst eine» Landsknecht in oie Kniekehlen. Man kann doch wirklich nicht am hellerlichten Tage, sozusagen im blanken Lichte de« Oeffentlichkeit-

Stopp! Blos keine Entgleisungen! Aber man kann sich doch selbst in Polen, selbst im Kriege nicht gut ohne Nücken-i deckung gegen Sicht zurückziehen, sozusagen als Blickfang fitt die erstaunte Dorfjugend. Also der Leutnant Kehrt auf des Hinterhand und eiligst zu seiner Quartierwirtin, die etwa» deutsch verstand.

Matka Muschkat" redete er sie anmit eure« Abbau da hinten ist aber nicht mehr viel los. Der Lade» ist mir zu offenherzig."

Mutter Muschkat machte ein Gesicht wie eine Kuh vor« Saxophon.

Was'che?" fragte sie.

Ich sage. Ihrem Schiskojedno da draußen fehlt ja di« Rückwand! Da steht einen doch jeder!"

De Rickwand?" fragte Mutter Muschkat ganz er­staunt und meinte dann tröstend:I Herr Offizier, vo» hinten kennt Jhn'n ja keener nich!"-

Es darf unerwähnt bleiben, wie der Leutnant der Schwie­rigkeiten Herr geworden ist. Nach einigen weiteren Gefechts- tagen lag er in einem anderen Dorfe und hatte das Bedürfe nis, sich endlich wieder einmal zu rasieren, um sich nach de» Erdverbundenheit der letzten Marschtage als HöhenmensH zu fühlen. Aber der Rasierapparat war absolut nicht z» finden. Er erkundigte sich daher, ob nicht ein Schaumschläger im Dorfe ansässig oder i»nst eine des Rasterens kundig« Person aufzutreiben sei, und bald darauf erschien auch ein! altes Weiblein, das neben anderen Eeheimkünsten auöa Meisterin in der Varbierkunst sein sollte. Also heraus mir der Wangensense und eingehauen! Mehr als ein paar Liter deutschen Soldatenblutes wirds ja nicht kosten denkt der Leutnant, wickelt sich das Handtuch um den Hals und geht auf einem Schemel in Gefechtsstellung. Schon beim Ein- seisen merkt er, daß die alte Frau eine Künstlerin vom Fach ist. j

Woher könnt Ihr denn so gut rasieren, Großmutter?" fragte er anerkennend, nachdem sie ihm eine Backe glatt! wie eine Schlidderbahn geschabt hat.

Was'che?"

Wo Ihr so kein barbieren gelernt habt?"

Na, Herr Offiner" antwortet die Akte -^.ichtem Stolzwo ich doch immer die Toten rasteren muß! Ich sei doch de Leichenfrau."

Die andere Backe hat sich der Leutnant im nächste» Quartier rasteren lassen.

Aber weinen sollst du nicht"

Von Oskar G. Foerster

Die junge Frau Irene starrte gedankenverloren in de» Winter hinaus. Was für ernste Äugen sie bekommen hatte in diesen Wochen!

Die alte Frau, die im Halbdunkel des Erkers satz, räusperte sich energisch.Du machst dir mehr Sorgen als ich, mein Kind!" sagte sie mit ihrer tiefen, etwas brüchigen Stimme.And ich bin doch seine Mutter!"

Vielleicht ist es deshalb"", erwiderte Irene leise,weil ich ihn erst so kurze Zeit kenne. Unsere Liebe ist noch jung, du Haft ihn immer bei dir gehabt, all die Jahre..."

Glaubst du, daß meine Liebe deshalb geringer sei, Irene? Nein, sie ist wohl nur gläubiger und geduldiger. Sieh, Werner ist ein guter Soldat, seine Briefe, die er von der Front schreibt, find so voll Kraft und Frohsinn, daß wir auch froh sein sollten."

Irene schwieg. Sie dachte an vergangene glückerfüllte Tage, an ihre Brautzeit; auch da gab es Sorgen: Werner hatte sein Eesangsstudium beendet und stellte sich an meh-. reren Bühnen vor. Auch da gab es manche Enttäuschung und manche Träne aber dann kam die große frohe Stund« des Erfolges, des Engagements. Und knapp drei Woche» nach der Hochzeit zog Werner in den Krieg...Du muß« test dich mehr ablenken, Irene!" sagte Werners Mutter. Auch in deiner Freizeit! Früher hörtest du so gern Musik.! Euer Schallplattenschrank ist ganz voll. Soll ich einmal eine auflegen?"

Irene preßte die heiße Stirn an die kühle Fensterscheibe. Vor sechs Tagen kam der letzte Brief von ihm", flüsterte sie.

Die alte Frau lächelte, öffnete leise ihre große Hanviai«^ und entnahm ihr eine Schallplatte, die sie behutsam Luk das Grammophon legte. Vorsichtig setzte sie die Nadel aus die kreisende Platte, dann lehnte sie sich behaglich zurück E lauschte.

Es war mählich dunkel geworden. Ein eisiger Wind schlug den Schnee gegen die Fensterscheiben. And nun klang in sanftem piano eine altvertraute Musik auf; Helle Akkorde, heiterem Schlittengeklingel gleich, brachen oie Strlle und weckten Irene aus ihrem Grübeln. Dann aber stieg au» dem Dunkel eine Stimme auf, die den Raum mit der Wärme und dem Schmelz der lieblichen Melodie füllte. Und bei ihrem Klang löste sich etwas Schweres in Irene»! Herz und ließ sie froh erzittern: Es war Werners Stimme»» seine Stimme, die da wie durch seltsame Zauberkraft deut­lich und ganz nahe sang. Ein schlichtes altes Lied sang der' Geliebte vielleicht gab es Leute, die sagen würden, e» sei ein Lied, das nicht viel mit ernster Kunst zu tun hätte. Aber in diesem Augenblick, da es wundersam aus weiter Ferne herüberzudringen schien, übte es auf die Herzen der beiden Frauen eine ungleich tiefere Wirkung aus al» manche große und berühmte Arie. Seine rührenden Worte» voll Innigkeit und Wärme gesungen, schlugen eine ga«A schmale Brücke zwischen de« Frauen und dem Sänger i» ungewisser Weite:

Alle Tage ist kein Sonntag .-

alle Tage gibt'» tti»' Mrir -- ^ ""

Irene und di« Mütter ^.«nhten beinahe atemlos der