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Schwarzwälder Tageszeitung

Seite 3

Aus Stadt und Land

Alteufteig, den 20. Dezember 1939.

Post an deutsche Kriegsgefangene

Das Oberkommando der Wehrmacht hat allen Angehörigen von kriegsgesangenen oder internierten deutschen Wehrmachts­angehörigen, soweit die Anschriften bekannt waren, die Bestim­mungen über Brief- und Paketversand als Merkblatt zugeleitet. Diese Bestimmungen können auch bei den Postämtern und den Dienststellen des Deutschen Roten Kreuzes eingesehen werden.

Reue TeldpslianWisien für Angehörige der Luftwaffe

Für die Zustellung der Feldpost an Angehörige der Luftwaffe ist eine neue Regelung getroffen worden. Die Feldpostanschrift skr die dem Oberbefehlshaber der Luftwaffe unterstellten Lust- vasfeneinheiten ändert sich dahingehend, daß in Zukunft vor der Feldpostnummer der Kennbuchstabe L und hinter der Feldpost­aummer der Ortsname des zuständigen Luftgaupostamtes ein- ptfügen ist. In der Anschrift von Luftwaffeneinheiten, die dem Oberbefehlshaber des Heeres unterstellt sind, tritt gegen das bis­herige Feldpostverfahren keine Aenderung ein. Die Benachrichti­gung über die neue Feldpostanschrift erfolgt durch die Soldaten »er betreffenden Luftwasfeneinheiten.

Lohnsteuer bei Ehefrauen von Einberufenen

Der Reichsfinanzminister teilt in einem Bescheid mit, daß der Plnzurechnungsvermerk auf der Lohnsteuerkarte einer im Dienst- »erhältnis stehenden Ehefrau dann beseitigt werden kann, wenn »er Ehemann zur Wehrmacht eingezogen ist, seine Einkünfte aus Sicht selbständiger Arbeit verloren hat und andere Einkünfte von sehr als 600 RM. nicht bezieht. Unter anderen Einkünften find ieuerpflichtige Einkünfte zu verstehen, die neben dem Arbeits­ohn vorhanden sind. Die freiwilligen Arbeitgeberunterstützungen, äe unter bestimmten Voraussetzungen aus Billigkeitsgründen feuerfrei sind, gehören nicht hierzu.

Zweimarkstücke werden ungültig. Wie bereits bekannt, werden vom 1. Januar 1940 an die größeren der zurzeit im Umlauf befindlichen Zweimark-Silbermünzen (mit dem Eichenkranz auf der Schauseite) aus dem Verkehr gezogen. Um Verluste zu vermeiden, werden die Inhaber von Heim­sparbüchsen der hiesigen Sparkasse gebeten, vor dem end­gültigen Verfall dieser Zweimarkstücke ihre- Heimspar- büchsen bei der Sparkasse entleeren zu lassen.

Der Dienst in den Wehrmannschaften. Zu diesem Thema noch eine Klarstellung: Die Führung der Wehr­mannschaften teilt uns mit, daß aus besonderen Gründen die Jahrgänge 1894 bis 1904 keinen Wehrmannschaftsdienst abzuleisten haben. An sich sind die Jahrgänge 1894 bis 1921 dienstpflichtig. Im Sturmgebiet des SA.-Sturmes 8/414, durch das die Orte Altensteig, Berneck, Wart, Wen­den, Hornberg, Aichhalden, Oberweiler, Simmersfeld, Fünfbronn, Ettmannsweiler, Ueberberg, Spielberg und Egenhausen erfaßt werden, werden vorerst jedoch nur die Jahrgänge 1904 bis 1921 zum Dienst herangezogen.

Stammheim, 15. Dez. (Das kluge Pferd.) Ein Mann von Sindelfingen, der vor 13 Jahren bei einem Dauern in Stammheim als Knecht im Dienst war, bekam kürzlich das Verlangen, seinem früheren Dienstherrn einen Besuch abzustatten. Der Bauer erinnerte sich seiner, setzte Ihm ein Vesper vor und unterhielt sich mit ihm. Der neu­gierige Gast erkundigte sich nach dem Viehstand, und aus seinen Fragen ging hervot, daß es ihm besonders die Pferde angetan hatten. Als er erfuhr, daß sich der Pferde­stand in guter Ordnung befand, empfahl er sich, setzte sich auf sein Fahrrad und verließ den Ort. Als er ein Stück­chen gefahren war, fiel ihm ein, daß er etwas vergessen hatte: ein Pferd aus dem Stalle seines ehemaligen Herrn. Da es auch in Stammheim verdunkelt ist, glaubte er, ohne Schwierigkeiten zu dem Roß zu kommen, und es gelang ihm

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30. Fortsetzung

Sie machten nicht viel Umstände, die Russen. Gestern «achmittag hatten sie einen Burschen abgefangen, den sie der Spionage beschuldigten. Obschon man keine greifbaren Beweise gegen ihn finden konnte, wurde er zwei Stunden später erschossen. Wossil Petrowitsch hatte es ihr melden lassen. Sie wußte, er verband eine Absicht damit. So seltsam schaute er sie seit zwei Tagen an, prüfend und war­nend. Und dann das Stückchen Papier auf ihrem Schreib­tisch -Das Blut stieg ihr siedend heiß in den Kopf.

Im Grund war sie sich nicht einmal eines Unrechtes be­wußt. Sie pflegte und schützte den Mann, den sie liebte. Dafür mußte doch auch der Krieg Verständnis haben. Aber Hellmut Lite schritt schneller aus er war völlig gesund und wahrscheinlich nicht von ungefähr hier. Er beabsich­tigte etwas.

Die Geißblattlaub« lag mitten im Park, so versteckt, daß ein Fremder sie nur durch einen Zufall finden konnte. Als Kinder hatten sie hier oft Räuber und Prinzessin gespielt. Di« Horde der gesamten Dorfjugend war los gewesen. Und erst die anbrechende Dunkelheit beendete dies schönste aller Spiele, das noch von echtem Abenteuer und Erlebnis um­wittert war. An die rechte Seite schloß sich fast unüber­sichtliches Gesträuch, das an einen Urwald im kleinen er­innerte, da des Gärtners Hand hier nicht so zurechtstutzen durfte wie in den anderen Teilen des Gartens. Ein Stück­chen Wildnis, die man regelrecht erobern mußte, hielt der alte Graf von Dacherode für die Heranwachsende Jugend für unerläßlich.

Waldi liebte die Laube, durch die kaum ein Lichtstrahl eindringen konnte, nicht sehr. Zappend verkroch er sich zu Süßen seiner jungen Herrin, die sich mit einer Handarbeit ckuf dem Birkenholzbänkchen niedergelassen. Wenige

auch, so um Mitternacht das Pferdauszuspannen". So entfernte sich der Dieb und schob mit der einen Hand sein Fahrrad und führte mit der andern das Pferd. Unter­wegs wurde ihm dieser Marsch zu beschwerlich. Er warf sein Rad in den Straßengraben, um sich aus den Gaul zu setzen. Aber soweit sollte es nicht kommen: das Pferd, das wohl gemerkt haben muß, daß hier nicht alles richtig war, drehte sich um und trabte heimwärts. Nun stand der Spitzbube da und hatte das Nachsehen, suchte sein Rad und den Heimweg. Die Tochter des Bauern hatte gehört, daß um Mitternacht ein Pferd Uber den Hof ge­führt wurde, ein Geräusch, von dem sie ihrem Vater Mel­dung machte. Der sah nach, und sein bestes Roß fehlte. Er benachrichtigte sofort den Landjäger und dieser fuhr mit dem Auto nach Sindelfingen. Man begab sich in die Wohnung des Diebes und fand den bereits vorbestraften Mann ... vor dem Mostfaß im Keller. Er hatte Durst bekommen und war mit der Störung nicht ganz einver­standen.

Neuenbürg, 19. Dez. (In der Enz ertrunken.) Oie 20 Jahre alte Frida Ruf suchte abends noch ein Fri- eurgeschäft auf. Als das Mädchen nicht nach Hause kam,' 'enachrichtigten die besorgten Eltern die Polizei, die noch n der gleichen Nacht nach ihr forschte. Tags darauf ließ nan, da die Suche ergebnislos verlief, den Kanal des Elektrizitätswerks ab. da man einen Unglücksfall ver­mutete. Dabei fand man die Vermißte als Leiche vor. ^

Stuttgart, 19. Dez. (Kommandeur der Schutz. Polizei.) Mit Wirkung vom 1. Dezember 1939 wurd Oberst der Schutzpolizei Mühe, bisher Sachbearbeiter flli Schutzpolizeiangeleaenheiten im Bayr. Staatsministeriun des Innern, nach Stuttgart versetzt. Der Reichsführer A und Chef der Deutschen Polizei hat Oberst Mühe mit dei Wahrnehmung der Geschäfte des Kommandeurs der Stutt garter Schutzpolizei betraut.

Unfälle. Am Montagabend fuhr in oer Ulmer Straß, ein Personenkraftwagen gegen ein vor ihm fahrende« Pferdefuhrwerk. Der Lenker des Fuhrwerks fiel durch de« Anprall vom Wagen und wurde überfahren. Seinen schwe ren Verletzungen ist er kurz darauf erlegen. Der Fahrei des Kraftwagens erlitt Verletzungen am Hals und an dei linken Hand. Am Montagmittag kam bei der Kreuzunc Heilbronner- und Wolframstraße ein 45 Jahre alter Manp der auf einen Straßenbahnwagen während der Fahrt auf- springen wollte, zu Fall. Er zog sich dabei Verletzungen in Gesicht und an den Knien zu. Abends wurde in Bali Cannstatt ein 55 Jahre alter Mann von einem Personen­kraftwagen angefahren und zu Boden geworfen. Er erlitt Verletzungen am Kopf und an den Beinen.

Nürtingen, 19. Dez. (A n g e fah r e n.) Nachts stieß ein Notorrad in der Nähe der Eisenbahnüberfllhrung gegen «inen Mann. Der Angefahrene erlitt außer einem kvmpli- sierten llnterkieferbruch einen Sehnenbruch und eine Knie- serletzung. Der Verletzte, um den sich die Motorradfahrer «fort annahmen. wurde in das Stuttgarter Krankenhaus gebracht.

Oberndorf, 19. Dez. (Hauswand eingedrückt.) lm Sonntag geriet in der Schöffelstraße ein Sattelschlepper nit Anhang infolge der Glätte der Fahrbahn ins Rutschen md stieß gegen ein Haus, dessen Wand er durchbrach. Da- ,ei wurde ein Büfett, das an der eingedrückten Wand stand, lark in Mitleidenschaft gezogen. ,

Ligmaringen, 19. Dez. (35 neue Kartoffel-!

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Sekunden später raschelte es ein wenig im Gebüsch. Lite fühlt« eine Stimme über sich schweben.Ruhig sitzen blei­ben und Weiterarbeiten!" Hellmut befahl. Jede Sicher­heitsmaßnahme mußte beobachtet werden. Glücklicherweise bewahrte Waldi jetzt Ruhe, gab seiner Freude nicht mehr so lebhaften Ausdruck.

Lites Finger zitterten. Die Nadel wollte kaum noch einen Stich tun, als jetzt Schritte hörbar wurden. Wossil Petro­witsch schritt mit seinem Adjutanten vorüber. Er grüßte kurz, ging weiter, schlug den Weg zum See ein. Die Frau suchte die zitternde Angst hinter eiskalter Miene zu ver­bergen. Nicht zuletzt an ihr lag es, ob der Bruder Mar- kehnen sicher verließ.

Du darfst dich keinen Augenblick länger hier aufhal­ten!" Sie beugte sich tief über die Handarbeit, doch so, daß sie jetzt in das Gebüsch hineinschauen konnte. Für einen Herzschlag lang tauchte Hellmuts frisches junges Gesicht auf. Da konnte sie sich nicht länger beherrschen. Sie sprang auf, schlang beide Arme um des Mannes Hals und drückte ihr Gesicht gegen seine Brust.Oh, Hellmut, daß ihr alle fort seid, und wenn ihr wieder kommt, muß ich mich noch viel mehr ängstigen."

Hellmut streichelte beruhigend über die so kurz ge­schnittenen braunen Locken der Schwester. Gewiß, Lite hatte recht. Aber wenn sie nun schon einmal auf Mar- kehnen hatte aushglten wollen, so mußte sie sich jetzt die Haltung bewahren.Und es ist gut, daß du hier geblieben bist. Denk einmal an Gustav, was aus ihm ohne Pflege geworden wäre!" Hellmut hielt sich an das Nächstliegende. Man durfte sich nicht seinen Gefühlen überlassen, da es zu handeln galt. Am Abend sollte sie ihn zur Moorhütte übersetzen. Der Tag gehörte noch weiteren Erkundigungen.

Die Frau fühlte einen letzten Händedruck. Dann stand das dichte Buschwerk wieder zwischen den beiden Ge­schwistern.

Vom Schloß her läutete es Mittag. Waldi hob schnup­pernd die Nase. Er sehnte sich nach einer gut gefüllten Schüssel. Seiner Drolligkeit hatte er es zu verdanken, daß er überall gut gelitten war. Und wenn Lite ihn auch an hundert Ketten gelegt hätte, er wäre doch rechtzeitig in das Eßzimmer der russischen Offiziere geschlüpft, um sein Teil entgegenzunehmen.Ein richtiger Hochverräter bist du!"

st t o s.) In letzter Zeit wurden im Kreis Sigmaringen mßer vier Behältern für die Erünfutter-Einsäuerung 35 reue Kartoffelsilos mit insgesamt 150 Kubikmeter gebaut: das bedeutet eine Erhöhung des Vehälterraumes um 0 Prozent. Dabei steht die Gemeinde Kettenacker mit acht- «uen Anlagen und die Gemeinde Magenbuch mit fünf" euen Anlaaen an der Sviüe.

Gernsbach, 19. Dez. (Todesfall.) Im Alter von 72 Jahren ist Gewerbeschuldirektor a. D. Münz gestorben-

Ebnet bei Freiburg, 19. Dez. (Seinen Verletzun­gen erlegen.) Der Maurermeister Sänger ist de« schweren Verletzungen, die er beim Sturz vom Dach« erlitten hatte, erlegen.

Strafe für Plünderer

Kaiserslautern» 19. Dez. Das hier tagende Sondergericht Saar­brücken schickte den 35jährigen Otto Ostreicher aus Dudweiler auf acht, den 18jährigen Alois Beyer aus Saarbrücken und de« 19jährigen Paul Schönenberger aus Dudweiler auf je drei Jahre ins Zuchthaus, den noch nicht 18jährigen Josef Schalk aus Saarbrücken auf drei Jahre ins Gefängnis. Sie wäre» Mitte November in drei Villen in Saarbrücken eingedrunge« und hatten Lebensmittel, Kleidung usw. gestohlen. Besonder» hatten sie sich an Eingemachtes, Marmelade und Wein gemacht.

Aus dem Gerichtss» al

Verkrachte Hexerei

Mannheim» 18. Dez. (Verkrachte Hyänen.) Der 27fLH- rige Erwin Eutheil aus Mannheim vertrug die ihm zugewie­sene Arbeit nicht, blieb ihr also fern und wurde zum Selbst­versorger, nicht aber auf landläufige Art, sondern Arm in Arm mit der ihmwild" verehelichten 30jährigen Eva Luise B. von hier. Sie beraubten Friedhofsbesucherinnen, die im Ver­trauen auf die Heiligkeit des Grabes ihre Geldtasche, den Pelz, die Handschuhe am Grabe für einen Augenblick deponierten, um für die Blumen Wasser zu holen. Geschwindigkeit war in diesem Falle keine Hexerei: die Sachen waren fort. Auf diese Weise kam das verwilderte Ehepaar zu etwa zweihundert Mark, tat sich mit dem Verschenken eines Pelzes dick und legte eine Hand­taschensammlung im trauten Heim an. Als die liebe Liebe zwischen beiden endete, begann der Krach. Vor Gericht zwar glänzte Eva Luise vor Unschuld wie eine Lilie, aber der Rich­ter wies ihr die schwarze Wäsche der Hehlerin nach. Geteilte Lust, geteiltes Leid. Er geht für zweieinhalb Jahre mit drei Jahren Ehrverlust ins Zuchthaus, sie für zehn Monate ins Gefängnis.

Erschlichene Bezugsscheine

Stuttgart, 18. Dez. Falsche Angaben bei der Anforderung vo» Bezugsscheinen für Kleiderstoffe und Schuhe trugen der S2jähri- gen verheirateten Elisabeth C. aus Ludwigsburg wegen eine» Vergehens gegen die Verordnung zur Sicherstellung des lebens­wichtigen Bedarfs des deutschen Volkes 300 RM. Geldstrafe an­stelle von zwei Monaten Gefängnis ein. Die Angeklagte hatte den Stoff und die Schuhe im September für ihre berufstätig« Tochter zur Freigabe angefordert und deren Bestand in diese» Sachen der Wahrheit zuwider mitNull" angegeben, obwohl st« von dem Beamten darüber aufgeklärt worden war, daß die Ver­ordnung zwischen Sommer- und Winterkleidern keinen UnterschiÄ» mache und somit der Gesamtbestand an Wollkleidern anzugeben sei.

Sicherungsverwahrung

Fricdrichshafen, 18. Dez Der hier wohnhafte Otto B., «t» wiederholt vorbestrafter sittlich verwahrloster Mensch, wurde vo» der Strafkammer Ravensburg wegen acht Sittlichkeitsverbreche» zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Ferner wurden ihm für fünf Jahre die Ehrenrechte aberkannt. Nach Verbüßung der Strafe wird der Verbrecher in Sicherungsverwah­rung genommen.

WM Sie Msere Zriluug!

Die Frau gab dem Hund einen Klaps, daß er kläffend davonstob.

Sie wollte wie immer den Seiteneingang des Schlosses benutzen, um in ihr Zimmer zu gelangen. Das Haupt- portal vermied sie wegen der aus- und einströmenden Russen. Doch noch eh« sie die gewundene Treppe erreichte, legte sich ihr eine Hand schwer auf die Schulter.Jeli- faweta!" Wossil Petrowitsch stand vor ihr. Sein Gesicht war erschreckend finster. <Äine Augen suchten Schutz hin­ter den nur halb geöffneten Lidern. Der Mund zeichnete sich in seiner Schmalheit kaum sichtbar durch das über­müdete, schmerzlich angespannte Gesicht.

Lite hatte den Mann noch nie so gesehen. Unwillkür­lich erwachte die alte Freundschaft in ihr, die ja nur durch äußere Ereignisse zerrissen.Sie sind krank, Wossil Petro­witsch!" Sie nahm seine Hand.

Der Mann entzog sie ihr.Ich bin nicht krank, Jeli­saweta. Aber" er stockteich wollte Ihnen etwas geben."

Sie mir?" Die Frau wurde jäh mißtrauisch.

Wossil Petrowitsch suchte in seiner Tasche, bis er ein hauchzartes Spitzentüchelchen hervorzog.Ich fand es im Boot am Landesteg. E. D es muß Ihnen gehören."

Lite zuckte zusammen. Sie konnte das Tüchlein ver­leugnen. Vor diesem wissenden Richter würde es aber nur lächerlich und kindisch wirken. So schwieg sie, mit einer Beharrlichkeit, die Wossil Petrowitsch fast bis zum Wahn­sinn brachte. Im Augenblick, da er durch einen Zufall das Spitzenfetzchen im Boot gefunden, hätte er sich am liebsten eins Kugel durch den Kopf gejagt. Es war ihm zur Ge­wißheit geworden, daß Jelisaweta in Verbindung mit dem Feind stand. Sie mochte mancherlei gesehen und gehört haben auf Markehnen, was die Deutschen nicht erfahren durften. Jelisaweta aber hatte es dem Feind gemeldet. Sie war also nichts anderes als-ein« Spionin.

Vor Wossil Petrowitschs Augen tanzten rote Blutflecken. Mit einem klammernd festen Griff hielt er plötzlich der Frau schmale Schultern umspannt.Jelisaweta, Sie haben vergessen, daß es Krieg ist. Krieg rechtfertigt das Furcht­barste, wenn es gilt, den Feind zu vernichten. Die Russen denken hier nicht weniger ehrenhaft als die Deutschen."

(Fortsetzung folgt.)