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Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

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Zreislip

stummer 172

Alteusteig, Mittwoch, den 26. Juli 1939

6 2. Jahr-«»,

Der Führer in Bayreuth

Festlicher Auftakt der Bayreuther Bühnenfestspiele 1S3S

Bayreuth, 25. Zuli. In Anwesenheit des Führers wurden am Dienstag die Bayreuther Bühnenfestspiele 1939 mit einer glanzvollen Neuinszenierung von Richard WagnersFliegendem Holländer" eröffnet.

Bei der Ausfahrt zum Festspielhügel wurde der Führer von der die Straßen umsäumenden Bevölkerung begeistert begrüßt. An Portal des Festspielhauses wurde er von Frau Winnifred Wagner empfangen, die neben dem Führer in der Loge Platz nahm. Zn dem festlichen Haus sah man weiter als Ehren­gäste Reichsminister Dr. Goebbels, Retchsorganisationsleiter Dr. Ley, Reichsminister Kerrl, Reichsminister Dr. Seyß-Zn- guart, Reichspressechef Dr. Dietrich, Reichsleiter Vormann, den bayerischen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert, Obergruppen­führer Brückner, Gruppenführer Schaub, die Gauleiter Wächt­er, Sprenger, Dr. Meyer, Dr. Rainer sowie u. a. den deutschen Botschafter in Rom, von Mackensen.

Generalfeldmarfchall Göring auf Sylt

Berlin, 25. Zuli. Am Dienstag besichtigte Generalfeld­marschall Göring in Begleitung von Generaloberst Milch, Staatssekretär Körner und dem Chef des Generalstabes der. Luftwaffe, Zeschonnek, den Flugplatz Munkmarsch und die dort liegenden Verbände der Luftwaffe, ferner den Flugplatz Ran­tum mit den Grotzanlagen für Wasserflugzeuge.

Der Generalfeldmarfchall wurde überall, wo er sich zeigte, von der Einwohnerschaft und den Badegästen der Znseldörfe« mit stürmischem Jubel und Heilrufen begrüßt.

2V Jahre nach Seapa Flow

U der versenkten deutschen Schiffe wurden gehoben 7 bleiben auf dem Meeresgrund

London, 28. Juli. Der deutsche PanzerkreuzerDerfslinger", der seit 20 Jahren auf dem Meeresboden bei Scapa Flow liegt, wurde am Montag gehoben. Seit 1919 hat ein englisches Ver- schrottungsunternehmen insgesamt 38 Schiffe von den 15 der oersenkten deutschen Flotte gehoben. Mit der Hebung desDcrff- linger" werden die Arbeiten eingestellt. Die sieben restlichen auf dem Meeresgrund liegenden Schiffe können nicht mehr gehoben werden.

Das Tragen des EhreMeuzes Zer deutschen MrMei

Berlin, 25. Juli. Auf zahlreiche Anfragen betreffend die Trag­weise des Ehrenkreuzes der deutschen Mutter teilt die Präsidial­kanzlei des Führers mit, daß das Ehrenkreuz der deutschen Mut­ter in der verliehenen Ausführung (Großausführung) nur in der vom Führer bestimmten blauweißen Band um den Hals getragen werden darf. Kleinausführungen sind nur nach den amtlich ge­nehmigten Mustern zulässig. Das Tragen des Ehrenkreuzes der deutschen Muttenr an goldenen oder silbernen usw. Halsketten ist weder für die Eroßausführnng noch für die Kleinausführunc zulässig.

Einrichtung staubiger Srtswacheu -er TR.

Berlin, 25. Juli. Um die Technische Nothilfe in Katastrophen- jällen schnellstens zum Einsatz bringen zu können, hat der Chef der TN. den Landesgruppen auf Grund der praktischen Erfah­rungen nahegelegt, ständige Ortswachen der TN. einzurichten. Die Ortswachen stellen eine ständige erste Einsatzbereitschaft dar, die je nach der Größe und Bedeutung der Ortsgruppe verschie­den stark ist und über ein Kraftfahrzeug mit Eeräteausrüstung verfügen soll. Auf diese Weise wird außerdem gewährleistet, weitere Kräfte der Ortsgruppe schnell zu alarmieren und ein- »usetzen.

internationales Fliegertreffen in Frankfurt a. M.

Berlin, 25. Juli. Im Rahmen der ihm gestellten Aufgabe, dw internationale Fliegerkameradschaft zu pflegen, veranstaltet dw: Aero-Klub von Deutschland unter Führung fernes neuen Präsidenten, General der Flieger z. V. Zander, im Zusammen- 7^6 mit dem vom RS.-Fliegerkorps ausgeschriebenen zweiten wkrnationalen Lustrennen in der Zeit vom 28. bis 31. IM ein ^nationales Fliegertreffen in Frankfurt a. M. An diesem ressen werden über 100 ausländische Sportflugzenge lsil- dmen. Es haben zugesagt Besatzungen aus: Italien, Belgien, aneniark, England, Frankreich, Holland, Polen, Luxemburg, orwegen, Rumänien, der Schweiz, Ungarn und Litauen. Reben "" ^eihe von Fährten in die Umgebung von Frankfurt a. M. o an den deutschen Rhein sind ei« Besichtigung des Luftschiffs »raf Zeppelin" und sin Besuch des 20. nationalen Segelflug- "mkbewerbs auf der Wasserkuppe in der Rhön angesetzt.

Mions llntemersimg

Wie London die Kapitulation von Tokio verbrämt

Die Sensation der englischen Unterwerfung unter die ja­panischen Fernostwünsche wird noch lange in den Spalten der Weltpresse und den Reden der Politiker widerhallen. Wenn nicht alles trügt, und das Memorandum von Tokio von den Engländern nicht als bloßer Fetzen Papier behan­delt wird, so dürfte die britische Kapitulation nach dem Ent­schluß zur Einkreisung der autoritären Staaten Europas der bedeutsamste Beitrag Englands zur Geschichte dieses Jahres sein. Welchen Eindruck die englische Nachgiebigkeit hervorgerufen hat, das ersieht man aus der zwiespältigen Aufnahme in der britischen Oeffentlichkeit selbst. Er ergibt sich auch aus der Art und Weise, wie Frankreich Sowjet­rußland, die Vereinigten Staaten und nicht zuletzt Japan den Schritt Londons deuten. Man sagt eher zu wenig als zu viel, wenn man diese Ausnahme im höchsten Grade wi­derspruchsvoll und uneinheitlich nennt. So viele Stim­men, so viele Meinungen! Die einen erklären: Quittung für Moskau. Die anderen sagen: Eingeständnis der Schwä­che, die dritten behaupten: Opfer in Fernost zwecks freier Hand in Westeuropa. Man sieht, weitgehenden Gedanken und Kombinationen sind Tor und Tür geöffnet. Am wesent­lichsten für die Deutung der Sensation des letzten Wochen­endes erscheinen aber doch die Unterschiede innerhalb der englischen und japanischen Kommentare. Auch die Erklä­rung Chamberlains im Unterhaus hat die Kapitu­lation Englands in Tokio bestätigt, wenn auch mit allerlei verlegenen Wortklaubereien. Er hatte zweifellos recht mit der Feststellung, daß Verhandlungen über den Tientsin­konflikt nicht von dem Hintergrund zu trennen sind, vor dem sich dieser abspielt. Daß es hierbei um die Anerken­nung der von Japan geschaffenen Tatsachen geht, ist ebenso eins Selbstverständlichkeit. Ob Mister Chamberlain hier eine de facto Anerkennung der japanischen Souveränität in den von den japanischen Truppen kontrollierten chinesischen Gebieten erblickt oder nicht, kann infolgedessen als eine müßige Frage beurteilt werden. Dagegen wird man der wiederholten Versicherung des Premierministers, daß kei­nerlei Wechsel in der britischen Politik gegenüber China eingetreten sei, größere Bedeutung beimessen müssen, da sie Zweifel daran aufkommen läßt, ob England wirklich gewillt r-t, sein den Japanern feierlich gegebenes Versprechen zu er­füllen. Jedenfalls war diese Erklärung Chamberlains of­fenkundig dazu bestimmt, die Kritik der Opposition zum Schweigen zu bringen und den Charakter des Tokioter Me­morandums in einem die breitere Oeffentlichkeit täuschen­den Licht erscheinen zu lassen. Die Taktik, das verlorene Prestige und den Fehlschlag einer jahrelang verfochtenen Politik schamvoll zu verschleiern, ist eine alte Gepflogen­heit der Downingstreet.

Japans Presse spricht in ihren Kommentaren ganz offen die weitgehenden Erwartungen aus, die es an das Memo­randum von Tokio knüpft. Es verlangt Aufgabe der chine­sischen Dollerwährung Tschiangkaischeks. Anerkennung einer neuen Zentralregierung, die unter jM'rnischer Billigung sich in der nächsten Zeit vielleicht bildet. Sogar die Zurück­ziehung des englischen Botschafters in Tschungking, der als entschiedener Vertreter der Tschiangkaischek-Politik gilt, zählt zu den japanischen Wünschen. In Großbritannien ist man teilweise entsetzt über die Nachgiebigkeit der briti­schen Regierung und die weitgehenden Folgerungen, die Japan mit Recht aus dem Abkommen zieht. Die stolzen Engländer können sich nicht so rasch daran gewöhnen, in Tokio nunmehr den Partner zu sehen, mit dem man Zusam­menarbeit und Tschiangkaischek, den bisherigen Freund, als Feind zu behandeln. Der Aufruhr der öffentlichen Mei­nung Englands ist durchaus verständlich, wenn man sich die Größe des Stellungswechsels vergegenwärtigt, zu dem sich die Londoner Regierung entschlossen hat. Dieser Stellungs­wechsel. daran kann man nicht mehr zweifeln, ist mehr als eine Anpassung an die gegebene Lage. Er ist das Einge­ständnis der Ohnmacht, die Abschreibung eines großen Po­stens, letzten Endes der Verlust des Einflusses auf China und den Fernen Osten. England hat sich auf Singapore, das heißt aus seine befestigte Stellung zwischen Indien und Ostasien, zurückgezogen und die Strategie der Defensive ergriffen.

Nach den hochgeschraubten Erwartungen, die die aufge­peitschte englische Oeffentlichkeit hegte, wirkt dieser Rückzug selbstverständlich doppelt entmutigend und enttäuschend. Der englische Bürger fragt sich, ob er darum so viel Steu­ern zahlt und Rüstungsanleihen zeichnen muß, daß seine Regierung ein jahrelang hartnäckig verteidigtes diploma­tisches Schlachtfeld preisgibt. Er empfindet es bitter, zu­gleich auf Geschäfte in China verzichten zu müssen, riesige Kapitalmengen in den Schornstein zu schreiben und unge­heure Beiträge für die britische Aufrüstung zu leisten. Die englische Regierung steht sich daher gezwungen, die bittere Pille zu versüßen und auf die Wunde im Fernen Osten ein

Heftpflaster zu drücken. Nur aus dieser Absicht heraus las­sen sich jene Stimmen erklären, die davon sprechen, Japan habe England für den Verzicht in Fernost freie Hand "n Westeuropa gegeben. Alle die diesbezüglichen lah­men Zeitungsenten leiten sich aus der Sorge ab, das Me­morandum von Tokio nicht als Schwächebeweis, sondern als meisterlichen Schachzug der Diplomatie erscheinen zu lassen.

Man kann deshalb über sie zur Tagesordnung übergehen.

Diese Tagesordnung aber lautet: In welcher Form wird England im Fernen Osten die Konsequenzen seiner Unter­werfung ziehen? Hierüber wird die Welt erst Genaueres aussagen können, wenn den Worten Englands auch Tate« folgen. Bis jetzt sieht es nicht so aus, als ob die britische Politik das Memorandum von Tokio genau so auslegt wie die japanischen Politiker. Es scheint schon jetzt festzustehen, daß England daran festhält, unter dem weitgespannten Be­griff Zusammenarbeit ein Minimum an bereitwilligem Entgegenkommen zu erblicken, während Japan mit Rechst erwartet, daß England sich wirklich ernstlich umstellt uvS> nicht zu jeder Selbstverständlichkeit erst gedrängt zu werden braucht. So verständlich die Erwartungen der Japaner find, so begreiflich klingt aber auch die Mahnung des japani­schen Ministerpräsidenten Hiranuma, der aus Erfahrungen mit den taktischen Schachzügen Großbritanniens vor vorei- ttgem Optimismus warnt. England ist den Japanern de« Beweis fernes guten Willens noch schuldig. Um so lächerü- 2b, wenn die Engländer und ihre Freunde is dre Welt Hinausposaunen, Japan habe für eine britische Unterschrift ferne Freundschaft zu Deutschlnad und Jtalie« verkauft. Die Japaner denken garnicht daran, ihre politi­sche und weltanschauliche llebereinftimmung mit Deutsch­land aufzugeben.

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Londoner Derschleierrrngsversirche

Verlegene Begleitmusik zum britischen Rückzug in Fernost A

London, 25. Juli. Chamberlains Unterhaus-Erklärung über die englisch-japanische Vereinbarung und den Rückzug in Ostasie« wird von den Londoner Blättern pflichtschuldigst begrüßt, wen« sie auch nicht verhehlen können, daß es ihnen dabei nicht gerade wohl zumute ist. Der diplomatische Korrespondent derTimes" versucht den englischen Rückzug möglichst schmackhaft zu machen und schreibt: Lese man den Wortlaut der Tokioter Formel zürn erstenmal, dann bedauere man, daß ein Angreifer als eine kom­petente Macht in Teilen eines besetzten Landes anerkannt werde.

Nach reiflichem Ueberlegen habe man aber erkannt, daß in der Formel selbst englischerseitsnichts ausgegeben worden sei" (?), sondern daß man lediglich die Tatsachen anerkannt habe. Die Formel biete,wenn man vorsichtig mit ihr umgehe, die Basis für einen Ausgleich. Aber auf keinen Fall dürfe England sich nun verpflichten, allen Forderungen der japanischen Komman­danten in China gegenüber nachzugeben.Daily Herald" schreibt jedoch, wenn die Erklärung nicht eine volle Anerkennung der japanischen Eroberung von Teilen Chinas bedeute, was bedeute sie dann? DieNews Lhronicle" erklärt, Chamberlains Er­klärung berechtige die Japaner zu der Auffassung, daß Groß­britannien die japanische These angenommen habe. England habe den Ncunmächte-Vertrag verletzt.Daily Expreß" schreibt, Eng­land werde jetzt Japns Stellung in China anerkennen, und das sei nichts als politisch klug. Im Gegenteil, England sollte das schon längst getan haben, denn es würde auf diese Weise schwere Erniedrigungen vermieden haben.

Zurückhaltende Beurteilung m Tokio

TMo, 25. Juli. Der Eindruck der Erklärung des japanische» Augenamtes über das Abkommen zwischen Außenminister Arit« und Botschafter Craigie in der Presse und in den politischer Kreisen läßt erkennen, daß mit ^geringen Ausnahmen die Aus- nähme bemerkenswert zurückhaltend ist. Das Urteil lautet etw« oahingehend, daß die praktische Auswirkung der eng­lischen Zugeständnisse, die nicht einmal weitgehend genug bezeich- net ^werden, abgewartet werden müsse. Dem Ausgang der Tientsin-Besprechungen komme daher eine um so größere Be­deutung zu, als England dabei seine Aufrichtigkeit zeigen müsse. Spätere Fragen, die bei der nunmehr nötigen Abgrenzung de, Rechte neutraler Staaten gegenüber dem kriegführenden Japan Luftauchen müßten, würden zeigen, daß die eigentlichen Schwie­rigkeiten noch bevorständen. Bezeichnend für die kluge Zurück­haltung der japanischen Wehrmacht, so meinen die politischen Kreise in Tokio, sei die Erklärung der Nordchina-Armee die Blockade bis zum Enderfolg durchzuführen. Der britische Bot­schafter Craigie erklärte vor der japanischen Presse ausdrücklich, raß das Abkommen nicht etwa auf Tientsin oder Nordchina be­schränkt, sondern auch ganz China, soweit es von japanischen Truppen besetzt sei, ausgedehnt werde, insbesondere auch aus Schanghai und Kulangsu.