Amtliche Bekanntmachungen.

Verfügung der K. Zentralstelle für Gewerbe u. Handel, betr. die Regelung des Verbrauchs von Mehl und Brot.

Aus Grund des § 37 der Verordnung des Bundesrats über die Regelung des Verkehrs mit Brotgetreide und Mehl vom 25. Januar 1915 (Reichs-Gesrtzbl. 8. 35) und des § 23 der Verfügung des K. Ministeriums des Innern zum Doll- zug dieser Verordnung vom 30. Januar 1915 (Staatsanzeiger Nr. 25 S. 228) wird mit Zustimmung des K. Ministeriums des Innern verfügt.

Die Kommunalverbände sowie die Gemeinden, denen die Regelung des Verbrauchs übertragen ist, haben alsbald aus Grund der §§ 34 und 36 der Bundesratsverordnung Anordnungen gemäß den folgenden Vorschriften zu erlassen:

1. Ziffer 27 der Verfügung vom 3. April 1915, Gewerbe- blatt Nr. 15 Seite 117, enthält folgende Fassung:

,) Die in Ziffer 14 Bezeichneten dürfen Zwieback nur gegen Mehl- und Brotkarten abgeben.

d) Die Verbraucher haben beim Kauf von Zwieback dem Verkäufer eine Mehl- und Brotmarke abzugeben, die der gekauften Menge entspricht.

c) Gegen eine Mehl- und Brotmarke hat der Käufer die gleiche Menge Zwieback wie Brot zu beanspruchen.

ch 3m übrigen finden die Vorschriften dieser Verfügung

mit Ausnahme der Ziffer 30 auf die Zwiebackabgabe ent­sprechende Anwendung.

2. 3n Ziffer 41 der Verfügung vom 3. April 1915 er- hält Absatz 2 Satz 1 folgende Fassung:

Die Zwiebackerzeuger, die Zwieback an Weiterverkäufer abgeben, haben sich von diesen die entsprechende Zahl von Mehl- und Brotkarten abliefem zu lassen.

Absatz 3 der Ziffer 41 fällt weg.

ö.

1. Die Ziffern 28 und 42 der Verfügung vom 3. April 1915 werden bis auf Weiteres außer Wirksamkeit gesetzt.

2. Die Teigwarenhersteller und Großhändler mit Teig- waren haben ein Fünftel der Vorräte an Teigwaren, dl« sich bei Erlassung dieser Anordnung in ihrem Besitz befinden, bis zum 17. Juni 1915 nachm. 5 Uhr zur Verfügung württ. Kommunaloerbände zu halten, in der Weise, daß sie inner- halb dieser Frist di« bis dahin gesperrte Ware zu dem Preise an württ. Kommunalverbände käuflich zu überlaffen haben, zu dem sie Ware derselben Art nachweislich den Händlern anbieten. Weigert sich ein Teigwarenhersteller oder Groß- Händler zu diesen Bedingungen die Ware abzugeben, so dauert die Sperre fort, bis eine Vereinbarung zustande ge- kommen, oder aus Anrufen eines der Beteiligten die Ent­scheidung der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel gemäß 8 43 der Bundesratsverordnung vom 25. Januar 1915 erfolgt ist.

3. Der Absatz von Teigwaren, die sich bei Erlassung dieser Anordnung im Besitz von Teigwarenherstellern und Großhändlern befinden, darf nur an Käufer erfolgen, die in

Württemberg ihren Wohnsitz haben, und nicht an eine Heeresverwaltung. Dies gilt auch sür solch« Verkäufer, di« regelmäßig weder Hersteller von Teigwaren, «och Händler mit solchen sind.

Der Absatz der genannten Teigwar« an württ. Käufer unterliegt keinen Beschränkungen.

Stuttgart, 9. Juni 1915.

Mosthas.

Die vorstehenden imStaatsanzeiger", Nr. 135, er- schienen«» Vorschriften werden hiemit gemäß § 8 34 und 36 der Bundesratsverordnung vom 25. Januar 1915 als

Anordnungen des Communalverbandes Calw

erlaffen: hienach werden die imCalwer Tagblatt" Nr. 51 und 87 bekannt gegebenen Anordnungen vom 2. März und 14. April 1915 entsprechend ergänzt und abgrändert.

Es darf nunmehr Zwieback gegen Mehl- und Brot­karten abgegeben werden; die besonderen Zwiebackmarken sind weggefallen.

Teigwareu (Eiernudetn, Makkaroni usw.) dürfen bis auf weiteres an Käufer, die in Württemberg ihren Wohnsitz haben, ohne Gegenforderung von Mehl- und Brotmarken abgegeben werden.

Calw, 16. Juni 1915.

Namens des Communalverbandes: Reg.-Rat Binder.

zähester Gegenwehr nicht standhalten. Von unseren siegreichen Truppen verfolgt weichen die Reste der geschlagenen russischen Korps über Cewkow. Lubac- zow und Jaworow zurück. Südlich der Lemberger Straße hat die Armee Boehm-Ermolli heute nacht die russischen Stellungen auf der ganzen Front er­stürmt und den Feind über Sadowa-Wisznia und Rudki zurückgeworfen. Südlich des Dnjestr wird im Vorfelds der Brückenköpfe gekämpft. Truppen der Armee Pflanzer haben gestern früh Nizniow genom­men. Die bisherigen Schlachten und Gefechte des Mo­nats Juni haben reiche Beute eingebracht. Vom 1. bis 15 .ds. Mts. ergibt sich als Gesamtsumme: 1V8 Offiziere, 122 300 Mann gefangen, 53 Geschütze, 187 Maschinengewehre und 58 Munitionswagen er­beutet.

Italienischer Kriegsschauplatz. Die Italiener versuchten neue vereinzelte Vorstöße, wur­den aber allenthalben abgewiesen, so am Jsonzo bei Monfalcone, Sagrado und Plava, im Tiroler Grenz­gebiete bei Peutelstein. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Höfer, Feldmarschalleutnant.

Die Lage an den Dardanellen.

Konstantinopel, 16. Juni. Ein von der Halb­insel Gallipoli zurückgekehrter Offizier schildert nach derVoss. Ztg.", wie sehr das Erscheinen der deut­schen Unterseeboote das Verhalten der Engländer und Franzosen an den Dardanellen beeinflußt habe. Seit die feindlichen Truppen wissen, daß ihnen der Rückhalt des Geschwaders fehlt, ist von dem früheren Schneid nicht mehr viel zu bemerken. Ls fehlt ihnen auch jede Sicherung für die regelmäßige Zufuhr der Verpflegung zu Wasser, die nur nachts gewagt wer­den kann. Die Lage ist mithin insofern geändert, als die Türken nicht mehr durch die englischen Schiffs­geschütze bedroht, aber die englischen Stellungen dem Feuer der türkischen Batterien ausgesetzt sind. Wie sich aus Erzählungen von Gefangenen ergibt, sind die englischen Truppen sich der Verschlechterung ihrer Lage wohl bewußt und auf eine Katastrophe vor­bereitet.

Wien, 16. Juni. DieWiener Montagszeitg." meldet in Ergänzung des türkischen Kampsberichts die Aufnahme einer allgemeinen Offensive der Tür­ken auf dem Kriegsschauplatz.

(WTB.) Konstantinopel, 16. Juni. Das Große Hauptquartier teilt mit: An der Dardanellenfront bei Ari-Burnu feuerte unsere Artillerie wirkungs­volle Schüsse ab. Es wurde beobachtet, daß der Feind infolge des von uns gegen eine seiner Artilleriestel­lungen eröffneten Feuers ziemlich schwere Verluste erlitt. Unsere Küstenbatterien bombardierten mit Erfolg die Transportschiffe des Feindes sowie seine Lager und seinen Flugzeugschuppen an der Küste von Seddul Vahr. Einer unserer Flieger bemerkte in der Kafalobucht auf Jmbros ein Panzerschiff, dessen Typ an den desAgamemnon" erinnerte, Das Verdeck dieses Panzerschiffes lag fast unter der Meeresoberfläche, und der Hintere Schornstein und der Hintere Mast lagen vollständig unter Wasser. Auf den übrigen Kriegsschauplätzen hat sich nichts We­sentliches ereignet.

Beschießung von Compiögrre.

(WTB.) Compitzgne, 16. Juni. Am Montag abend zwischen 5 und 7 Uhr vernahm man zwei furchtbare Explosionen. Man glaubte zuerst, daß feindliche Flieger Bomben fallen ließen, erkannte aber dann, daß es Geschosse von deutschen Batterien

waren, die 24 Kilometer von Compiögne entfernt abgefeuert wurden. Die Geschosse fielen in einen Wald. Jedes von ihnen gerissene Loch ist 10 Meter- tief. Der Materialschaden ist gering. Es wurde nie-. mand getroffen. !

Die Kämpfe am Jsonzo.

Wien, 16. Juni. DasDeutsche Bolksbl." mel­det lautNationalzeitung" über die Kämpfe am Stilfserjoch: Die Italiener feuern von ihrer Festung oberhalb Tsrza auf verlassene Baulichkeiten und ge­räumte Schutzhäuser. Das Schweizer Gebiet beim Hotel Dreisprachenspitze ist von niedersausenden ita­lienischen Granaten bedroht und infolgedessen ge­sperrt worden. Die Schlacht am Jsonzo dauert fort» ohne daß die verlustreichen Massenangriffe der Ita­liener bisher an irgend einer Stelle durchzudringen vermochten.

Kopenhagen, 16. Juni. Meldungen von der italienischen Front besagen lautLokalanzeiger", daß in der Gegend von Tolmino mit größter Hart­näckigkeit gekämpft werde. Die Oesterreicher haben Tolmino sehr stark befestigt und verhindern, daß die Italiener südlich Tolmino den Jsonzo überschreiten.

Die Italiener in Libyen.

Köln, 16. Juni. Laut derKöln. Zeitung" be­reitet die Lage der italienischen Truppen in Libyen in Rom starke Sorge. DerEorriere della Sera" erfährt, es dürfte unter keinen Umständen darauf verzichtet werden, Verstärkung dorthin zu schicken.

Ein Streifzug in den Rigaer Meerbusen.

Stockholm, 16. Juni. Ueber einen deutschen Streifzug gegen die i mRjgaer Busen belegene und von Schweden bewohnte russische Insel Runoe be­richtet der gestern in Stockholm angelangte Geistliche der Insel, August Zetterquist, mit folgenden Wor­ten: Am 1. Mai vor Morgengrauen wurde an das Pfarhaus gepocht. Zu unserem größten Erstaunen sahen wir draußen mehrere Offiziere und eine Mat­rosenabteilung stehen, deren Mützenrand die Inschrift Augsburg" undLübeck" trug. Die Deutschen wa­ren unbemerkt während der Nacht mit zwei großen Torpedobootszerstörern gelandet bnd hatten die rus­sische Bewachungsmannschaft des Leuchtturms über­fallen . Nun wollten sie die waffenfähigen Bewohner der Insel zwischen 20 und 40 Jahren gefangen neh­men. Ich hielt den Offizieren vor, daß die Insel­bewohner nach ihrer ALstamung, Sprache und Sin­nesart nicht Russen, sondern Schweden seien, worauf sie von ihrer Forderung abstanden, zumal ein Signal sie in den Wald rief. Vor ihrer Abfahrt zerstörten sie noch durch Sprengpatronen das Leuchtfeuer und die Petroleumbehälter.

Unsere V-Boote.

(WTB.) Berlin, 18 .Juni. LautVerl. Tage­blatt" sind nach einer von der Versicherungsfirma Blom und Ban der Aa in Amsterdam aufgestellten Liste in der Zeit vom 15. Mai bis 15. Juni 54 feind­liche Dampfer durch Unterseeboote zum Sinken ge­bracht worden, darunter 45 englische. Die anderen waren russischer, französischer oder belgischer Her­kunft.

Ein schwedischer Dampfer aufgebracht.

(WTB.) Göteborg, 16. Juni. Der schwedische DampferThorsten", der in regelmäßiger Fahrt zwischen Göteborg und England verkehrt, wurde

heute früh bei Vinga von den Deutschen aufgebracht. Der Dampfer hatte Stückgut und 6 Passagiere an Bord. Ein deutscher Hilfskreuzer führte den Dampfer . in südlicher Richtung, wahrscheinlich nach Swine- münde.

Wieder ein Beweis für die Bewaffnung englischer Privatdampfer.

(WTB.) Berln, 16. Juni. DerLokalanzeiger" gibt den Bericht des holländischen Loggers Sch. 347 über einen Kampf zwischen einem deutschen Tauch­boot und 5 bewaffneten englischen Fischdampfern wieder, wobei es sich um die letzte Fahrt von V 14 gehandelt zu haben scheint. Die Schiffer erzählten folgendes: Am 5. Juni früh morgens beobachteten wir, daß ein plötzlich austauchendes deutsches V-Boot zwei Schüsse gegen einen englischen Fischdampfer ab­gab, der mit 7(4 Centim.-Kanonen bewaffnet und unter anderem mit zwei englischen Matrosen be­mannt war. Der angehaltene Fischdampfer ließ auf einmal die Dampfpfeife ertönen, worauf sofort vier andere ähnlich bewaffnete Fischdampfer herankamen und die fünf zusammen gegen das deutsche V-Voot eine Salve abgaben. Das Vorderschiff des Tauch­bootes wurde schwer beschädigt und erhob sich, wäh­rend das Hinterschiff des Tauchbootes unter Wasser blieb. Das Boot konnte demzufolge nicht mehr un­tertauchen. Jetzt wurde es durch einen Fischdampfer gerammt. Nachdem es untsrgegangen war, erschien es nach kurzer Zeit noch für einen Moment an der Oberfläche, was die 44 Mann zählende Besatzung benutzte, um mit Schwimmgürteln über Bord zu springen. Das Tauchboot sank. Die Bemannung der Fischdampfer rettete die umherschwimmenden V-Bootleute und brachte sie sofort nach Peterhead. Unsere I7-Bootfllhrer werden nach diesem neuer­lichen Beweis der Bewaffnung englischer Dampfer jetzt wohl wissen, wie sie sich zu verhalten haben.

Von unseren Feinden.

Friedensneigung in Rußland.

Budapest, 16. Juni. Wie aus Bukarest gemel­det wird, erklärte der Minister des Aeutzeren, Ssassa- now, einem Redakteur desRjetsch", daß Rußland sich auf keinen neuen «interfeldzug vorbereite, da der Krieg nach seiner Meinung viel eher beendet sein werde. Ueber den Ausgang schweigt der Mini­ster, doch geht, so besagt eine Drahtmeldung an die Deutsche Tageszeitung", aus den Anordnungen der russischen Regierung deutlich genug hervor, daß Rußland durch innere Gründe dazu bestimmt wird, den Krieg möglichst bald zu beenden.

Revolutionäre Unruhen in Rußland.

(WTB.) Berlin, 17. Juni. Nach einem Ge­heimbericht der Moskauer Höchstkommandierenden an den russischen Minister des Innern sind, laut Voss. Zeitung", die Moskauer Unruhen vom vori­gen Donnerstag außerordentlich ernst gewesen. Ar­beiter und Studenten entfalteten rote Fahnen und riefen:Nieder mit den Volksmördern und dem blu­tigen Krieg!" Mehrere Polizisten wurden verwun­det. Revolutionäre Lieder wurden gesungen. Die Menge brüllte:Nieder mit dem Zarismus! Gebt uns Brot und Frieden!" Am Nachmittag waren die Unruhen so groß, daß Truppen gegen die Volks­massen entsandt werden sollten. Nur auf inständiges Bitten des Bürgermeisters wurden Straßenkämpfe zwischen dem Militär und der Bevölkerung verhütet.