Zwei wettere Forts voll PrzernM gestürmt. Die MWevie iv Galizien

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

* Die Wiedereroberung von Przemysl ist nun, da die Hauptwerke im Norden genommen sind, nur noch eine Frage von Tagen. Die Bedeutung, die diesem demnächst zu erwartenden Enderfolg des galizischen Maifeldzuges zukommt, erhellt schon daraus, daß die Russen durch den Besitz der Festung, die in aller Eile wieder in Stand gesetzt worden war, in der Lage waren, aus die furcht­bare Katastrophe am Dunajec hin, die zu einer regel­rechten panikartigen Flucht ausgewachsen war, sich am San wieder zu sammeln, und neue Verbände aufzu­nehmen. Desgleichen trug der Schutz der Festungswerke auch dazu bei, daß die russischen Truppen südlich der Festung, im Winkel zwischen Dnjestr und Stryj Wider­stand zu leisten vermochten, und so die Ueberrumpelung der strategisch sehr wichtigen Dnjestrlinie vereiteln konnten. Die Nachteile, die durch die Verhinderung der restlosen Verfolgung des geschlagenen Feindes sich ergeben, wurden aber dadurch wesentlich abgeschwächt, datz sich die Hauptstreitkräfte der Verbündeten nicht an der Festung aufhielten, sondern nördlich und südlich da­von vorwärts strebten. So wurde die völlige Einschlie­ßung der Festung erreicht, denn die einzige freie Ab- zugsstratze nach Osten auf Lemberg kam auf diese Weise bald in den Bereich des Artilleriefeuers der nordgali- zischen Armee.

Die Verteidigung von Przemysl war von den Rus­sen, wie aus dem K. K. Kriegspressequartier gemeldet wird, sofort nach Aufräumung der Trümmer der ge­sprengten Forts wieder in aller Eile organisiert worden. Aus russischen Festungen wurden Panzerkuppeln und Festungsgeschütze herbeigebracht. Wagen auf Wagen führte Zement zum Fortgllrtel hinaus, um Betonpanze- ungen zu schaffen. Die Jntervallbefestigungen, die nicht ganz zerstört waren, wurden ausgebaut, die Draht­hindernisse verstärkt. Allerdings war die Zeit zu kurz, um wirkliche Festungswerke zu schaffen, die einer langen Belagerung hätten trotzen können. Die Erstürmung der Werke setzt aber trotzdem eine starke artilleristische Vor­bereitung voraus; darum trat die vorübergehende Ruhe im Südosten ein, denn die Wegeverhältnisse und die von den Russen bei ihrem Rückzug vorgenommenen Zer­störungen behinderten naturgemäß die Heranführung des erforderlichen Artillerieparks und der Munition. Als die schwere Artillerie eingetroffen war, ging der Angriff im raschen Tempo vorwärts. Nach der Nieder- kämpfung der Forts der Nordfront ging die Infanterie, bayerische Regimenter, zum Sturm vor. In großarti­gem Vorstoß nahmen sie am 31. Mai drei Forts. Die eroberten Panzerturmgeschütze wurden sofort umgedreht und leisten nun bei der Beschießung der anderen Werke wertvolle Dienste. Nun war eine breite Bresche gelegt, die systematisch und ohne unbillige Opfer erweitert werden konnte. Das Schicksal dieser heißumstrittenen Festung, die der Schauplatz unsäglicher Leiden und un­erhört blutiger Schlachten gewesen ist, ist also besiegelt.

Während nun in Nordgalizien unsere Truppen bei­nahe bis Lemberg vorgeschoben sind, wird anscheinend zwischen Stryj und Drohobycz ein kräftiger Vorstoß der Verbündeten angesetzt mit dem Zweck, die Dnjestrlinie in diesem Frontbereich zu durchbrechen, und dadurch das ganze Kampfgebiet von Przemysl bis Lemberg durch beiderseitige Flankierung zu beherrschen. Die Tätigkeit der Südarmee nach dieser Richtung hat nach dem neu­esten Bericht der österreich-ungarischen Heeresleitung sehr erfolgversprechend sich entwickelt. Gelingt ein rascher Uebergang über den Dnjestr in diesem Gebiet, dann eröffnen sich für die Weiterentwicklung der Kampf­handlungen in Galizien überhaupt noch bedeutend grö­ßere Perspektiven, die die bisherigen großartigen Ge­winne um ein Erkleckliches erhöhen würden. Dann wäre auch die russische Dnjestrstellung erschüttert, die bisher immer noch ein fester natürlicher Stützpunkt für die Russen in Galizien ist. Das Zusammenarbeiten der bei­den Hauptarmeen der Verbündeten wird aber auch die letzten Schwierigkeiten überwinden. Die russ. Haupt- streitkräfte werden immer in einem Winkel durch die Verbündeten angegriffen, besten stets fortschreitende Spitze jetzt Przemysl ist. Von dieser Spitze gehen zwei Kräfte aus, deren eine sich in der Richtung von Westen nach Osten äußert und die andere von Süden nach Norden. Durch diese korrespondierenden Kräfte­wirkungen werden die Rüsten Schritt für Schritt ge­zwungen, aus Galizien sich zurückzuziehen. Ist dann aber dieses Ziel erreicht, dann werden wir wieder vom polnischen Kriegsschauplatz zu hören bekommen, denn dann wird der große polnische Festungsgürtel von zwei Seiten flankiert werden können, wenn nicht einstweilen andere Aufgaben unsere siegreichen Truppen erwarten.

Die Maischlacht in Galizien hat aber in ihrem bis­herigen Verlauf gezeigt, daß nicht die großen Masten die endgültige Entscheidung des Krieges herbeizuführen vermögen, sondern daß der Sieg sich zuletzt eben doch den Heeren zuwenden wird, die die bessere Führung

und das geistig höhere Niveau haben. Das mögen sich auch unsere neuen Feinde merken.

*

Die deutsche amtliche Meldung.

(WTV.) Großes Hauptquartier, 2. Juni. (Amt­lich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Bei Bixschoote nordöstlich von Steenstraate schossen wir ein eng­lisches Flugzeug herunter. Die Insassen, ein belgi­scher und ein englischer Offizier, wurden gefangen genommen. Die Zuckerfabrik westlich Souchez, in die im Laufe des gestrigen Nachmittags die Franzosen eingedrungen waren, ist von uns wieder genommen. Ein französischer, in den Abendstunden auf unsere Stellungen bei und südlich Nieuville unternommener Angriff wurde abgeschlagen; nur ein kleines über die Straße NieuvilleEcurie vorspringendes Gra­benstück ist vom Feind besetzt. Im Priesterwald dauern die Nahkämpfe um einzelne Grabenstücke noch an.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Bei Neuhausen, 5V Kilometer nordwestlich und bei Shidiki, 85 Kilometer südöstlich Libau, fanden erfolgreiche Gefechte gegen kleinere russische Abteilungen statt, ebenso weiter südlich in Gegend Szawle und an der Dubissa, süd­östlich Kielmoy, sowie zwischen Ugiany und Eiragola. Bei Sz r le machten wir 500 Gefangene.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Zwei weitere, bei Dunkowiczki gelegene Werke der Festung Przemysl sind gestern erstürmt worden. Nach dem Sieg bei Stryj drangen die verbündeten Truppen gestern in Richtung Medanice vor.

Im Laufe des Monat Mai sind im Ganzen auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz 863 Offiziere, 268 869 Mann zu Gefangenen gemacht, 251 Geschütze und 576 Maschinengewehre erbeutet worden. Hie­von entfallen auf die dem Generaloberst v. Macken­sen unterstellten verbündeten Truppen 408 Offiziere, darunter 2 Generale, 152 254 Mann Gefangene, 168 Geschütze, darunter 28 schwere und 483 Maschinen­gewehre. Einschließlich der auf dem östlichen Kriegs­schauplatz gemachten und gestern veröffentlichten Ge­fangenenzahl beträgt demnach die Summe der im Monat Mai in die Hände der Verbündeten gefalle­nen Rüsten etwa 1888 Offiziere und über 308 888 Mann.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(WTV.) Wien, 2. Juni. Amtliche Mitteilung vom 2. Juni mittags:

Russischer Kriegsschauplatz.

Auf dem russischen Kriegsschauplatz wiederholte der Feind seine starken Angriffe auf die östlich des San stehenden verbündeten Truppen. Unter außerordentlich schweren Verlusten wurden die verzweifelten Angriffe des Gegners durchweg abgewiesen. An der Nordfront der Festung Przemysl wurden zwei weitere Werke er­stürmt und das. bisher gewonnene Terrain behauptet. Südlich des Dnjestr schreitet unser Angriff erfolgreich fort. Die feindlichen Stellungen zwischen Stryj und Drohobycz wurden gestern erstürmt. Starke russische Kräfte, die in Siidost-Galizien in der Gegend von Solot- wina zum Angriff auf unsere dortigen Stellungen vor­gingen, erlitten große Verluste und zogen sich stellen­weise fluchtartig zurück.

In den Schlachten des Monats Mai wurden von den unter östereichifch-ungarischem Oberkommando käm­pfenden verbündeten Armeen an Gefangenen und Beute eingebracht: 863 Offiziere, 268 869 Mann, 251 leichte und schwere Geschütze, 576 Maschinengewehre und 189 Munitionswagen. Hinzu kommt sonstiges Kriegsmate­rial, das z. B. bei einer der Karpathenarmeen allein an 8569 Schuß Artilleriemunition, 5^ Millionen Jn- fanteriepatronen, 32VVV russische Repetiergewehre und 21966 russische blanke Waffen beträgt.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Auf dem italienischen Kriegsschauplätze blieben alle bisherigen Unternehmungen des Feindes ohne Erfolg. Die mit großem Aufwand an schwerer Geschiitzmunition verbundene Beschießung des Plateaus Laoarone-Fol- garia und einzelner Kärntner Sperren vermochte un­seren Werken keinen nennenswerten Schaden zuzufiigen. Sonst fanden weder an der Tiroler noch an der Kärnt­ner Grenze große Kämpfe statt. Im Küstenland« wur­den Angriffe des Feindes auf den Krn-Rücken unter schweren Verlusten für den Gegner abgewiesen.

Das durch ein Communiquö des italienischen Ma­rinestabs veröffentlichte Resultat des Bombardements von Pola durch ein italienisches Luftschiff trifft nicht zu. Vier Bomben explodierten allerdings, doch ist der Ma­terialschaden minimal. Ein Brand ist nirgends ausge­brochen. Die bei der Beschießung von Monfalcone ver­ursachten Schäden reduzieren sich auf leichte Verletzung

einer Zivilperson durch Steinsplitter. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: v. Höfer, Feldmarschall­leutnant.

Die Wiedereroberung des galizischen Petroleumgebiets.

(WTV.) Berlin, 3. Juni. Ueber die Bedeutung der Erstürmung von Stryj und die Wiedereroberung des galizischen Petroleumgebiets meldet dasBerliner Tageblatt": Während sich die Armeegruppe des Grafen Bothmer und des Feldmarschalls Hoffmann den Zugang zur Stadt Stryj und damit zu der Bahnlinie nach Lem­berg erkämpfte, hat der linke Flügel der Armee Lin­singen nunmehr das ganze Petroleumgcbiet in seine Ge­walt bekommen. Dieses wichtigste und reichste Naphtha­gebiet Europas, das bis zum Kriegsausbruch jährlich 15 Millionen Meterzentner Erdöl im Werte von 56 Millionen Kronen lieferte, blieb unter der russischen Herrschaft im großen ganzen unbeschädigt. Erst als der Ausgang der großen Maischlacht auch an der Karpathen- sront fühlbar wurde, setzten die Rüsten die Quellen, soviel sie in der Eile des Rückzugs erreichen konnten, in Brand. Die ungarischen und deutschen Soldaten mach­ten sich sogleich daran, die Brände der Naphthawerke, die sonst Monate dauern können, zu löschen. Die Menge des vernichteten Rohöls wird auf 80 606 Tonnen ge­schätzt.

Vom italienischen Kriegsschauplatz.

Wien, 2. Juni. DasNeue Achtuhrblatt" erfährt, wie derDeutschen Tageszeitung" berichtet wird, aus dem Kriegspressequartier: Die Kämpfe auf dem italieni­schen Kriegsschauplatz beginnen allmählich größeren Umfang anzunehmen. Unsere Truppen halten sich an stark befestigten Stellen in der Defensive, gegen welche die Italiener vergeblich anrennen und wobei sie große Verluste erleiden. Die Italiener zeigen sich schneidig im Angriff, fliehen jedoch beim ersten schweren Verlust panikartig.

(WTB.) Zürich, 2. Juni. Der Militärkritiker der Neuen Zur. Zeitung" vermutet, daß der Hauptangriff der Italiener gegen das Trentino und andere Grenz­gebiete von Tirol erfolgen werde, und bemerkt zu den bisherigen Fortschritten im Etschtal bei Primier usw. das seien Anfangserfolge, denen noch keine entscheidende Bedeutung zukomme. Wie weit die operative Rechnung stimme, werde sich erst in der Folge ergeben. Dann werde sich auch zeigen, ob der alte, durch die Kriegs­erfahrungen vieler Jahrhunderte betätigte Satz, daß die Hauptentscheidung nicht im Gebirge falle, sich im 20. Jahrhundert ins Gegenteil verkehrt habe. Sind die Fortschritte der Italiener schon auf dem Hauptschauplatz recht mäßig in Anbetracht der langen Vorbereitungs­zeit, so sind die an der Jsonzolinie und in Kärnten auf ein noch bescheideneres Maß beschränkt geblieben. We­der gegen Eörz noch gegen Villach hin gelang es, Boden zu gewinnen. Alle Angriffe wurden abgewiesen.

Deutsche O-Boote im Mittelmeer.

Chiasto, 2. Juni.Eiornale d'Jtalia" meldet aus Kairo, wie wir derKriegszeitung" entnehmen: Dem britischen Kommando ist die Anwesenheit von zwei feindlichen Unterseebooten im östlichen Mittelmeer ge­meldet worden. General Maxwell hat sofort Maßregeln zur Verteidigung des Suezkanals getroffen. Es werden Batterien am östlichen Strand von Port Said errichtet und vor der Kanaleinfahrt werden Netze gespannt, um nächtlichen Ueberraschungen vorzubeugen.

^ Der Krieg mit Italien.

Der Vertrag zwischen dem Dreiverband und Italien.

Haag, 2. Juni. In den gut unterrichteten diplo­matischen Kreisen der niederländischen Residenzstadt verlauten folgende Einzelheiten über den zwischen dem Dreiverband und Italien abgeschlossenen Vertrag. Er wurde in Paris verfertigt und trägt das Datum des 27. April 1915. In den Wandelgängen des Palais Bourbon war sein Hauptinhalt schon in den letzten Ta­gen des Monats April bekannt, als das Ministerium Salandra-Sonnino noch mit Oesterreich-Ungarn unter­handelte. Die Hauptbestimmungen lauten nach der Deutschen Tageszeitg": 1. Italien erhält eine Kriegs­anleihe von 5666 Millionen Lire, allerdings ausschließ­lich von England, weil Frankreich und Rußland nicht in der Lage sind, Italien eine so starke finanzielle Un­terstützung zu gewähren. 2. Für italienische Rechnung und unter englischer Bürgschaft wird in Newyork ein Kredit von 566 Mttllonen Lire zum Behuf der Muni­tionsbeschaffung eröffnet. 3. England garantiert wei­tere 300 Millionen Lire für die Versorgung Italiens