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Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt — Amtsblatt der Stadt Altenfteig
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«Hummer 249
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Alten steig, Montag, den 24. Oktober 1938
Eine riesige Armee der deutschen Arbeit entsteht
Dr. Ley sprach über die Leistungssteigerung — Fachliche Ausrichtung der Werkscharen und Werkfrauen-Grnppen
Leipzig, 24. Okt. In der großen Feierhalle der deutschen Arbeit auf dem Messegelände zu Leipzig hatte die Gauwaltung der Deutschen Arbeitsfront die Schaffenden zu einem Gauappell aufgerusen, der der fachlichen Ausrichtung der Wetk- schaien- und Werkfrauen-Gruppen galt. Neben je 750 Betriebs- fiihrern und Betriebsobmännern, 2000 DAF-Waltern und S00 Mitarbeitern der Kreiswaltungen und der Gauwaltung der DAF waren 12 000 Werkscharmänner und 2000 Werkfrauen dem Ruf gefolgt. Die Bedeutung dieses Appells wurde dadurch
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Berufserziehung ein. Die Lehrwerkstätten, die heute die Zahl von 2600 gegen 80 bei der Machtübernahme erreicht haben, müssen weiter ausgebaut werden. Auch das Handwerk erkenne, daß alles davon abhänge, daß wir den besten Facharbeiter der Welt haben. Der Berufswcttkampf müsse mit der Zeit alle Schaffenden umfassen.
Es gebe, so sagte Dr. Ley, noch Millionen Menschen, deren Kapazität nicht vollkommen ausgenutzt werden. Hier sei eine großzügige Umschulung erforderlich. Hunderttausende gebe es
unterstrichen, daß Reichsorganisationsleiter und Leiter der ! noch, die als Arbeitslose nicht in die Erscheinung träten, nichts-
Deutschen Arbeitsfront, Dr. Ley, als Redner erschienen war.
Die Ausführungen von Dr. Ley gestalteten sich zu einem groß angelegten Ausblick auf die Gestaltung des deutschen Schick- ; fals. Stürmische Zustimmung der sächsischen Arbeiterschaft fand ! schon die erste Feststellung: „Wenn Deutschland der Welt klar ! machte, daß allein Vernunft und Einsatz, Kraft und Leistung ! regieren, so hat uns das bei allen Völkern der Erde eine ungeheure Achtung eingetragen, und der Name, ein Deutscher zu sein, ! hat seit Tausenden von Jahren noch niemals einen solchen ! Klang gehabt wie heute!" i
„Wir haben in den fünf Jahren seit der Machtübernahme ! gezeigt, daß wir auf völlig neuem, revolutionärem Wege mehr s Leistung aus uns herausholen, als je zuvor, und ich glaube fest i daran, daß wir in wenigen Jahren aller Welt in der schöpfe- i rischen Arbeit weit voraus sein werden. Spornen wir das Sol- ! datische in unserem Volke an, so wird es Leistungen vollbringen, , wie sie die Welt noch nie gesehen hat!" ^
In seinen weiteren Ausführungen behandelte Dr. Ley die vier Mittel des nationalsozialistischen Weges zu diesem Ziel: Erziehung, Organisation, Betreuung und Planung.
Wir müssen heute schon wissen, welche Facharbeiter wir in Ms oder sechs Jahren brauchen. Bereits im 7. Schuljahr müsse man die künftigen Facharbeiter erfassen, und im 8. Schuljahr habe die Lehrzeit einzusetzen in Verbindung mit dem Schulplan. Nach der Schulzeit müssen zwei Jahre genügen, um den jungen Menschen zu einem Facharbeiter zu machen. Darauf setze die
destoweniger aber nichts tun. Hier hätten wir ein Reservoir, aus dem wir viele Menschen an die praktische Tätigkeit heranbringen können. Auch die Durchkämmung mancher Amtsstuben würde ergeben, daß in ihnen viele Menschen fehl am Platze sind, die an anderen Stellen positive Arbeit leisten könnten.
Der Leistungskampf habe in diesem Jahr folgende Hauptprobleme zu lösen: Diejenigen technisch gut eingerichteten Unternehmungen auszuzeichnen, die mit der geringsten Zahl an Arbeitskräften die bestmögliche Leistung erzielen. Er sei überzeugt, erklärte Dr. Ley, daß wir dann Hunderttausende, vielleicht Millionen freibekommen, die wir auf die Gebiete umschulen können, wo wir sie benötigen. An Werkstätten und Einrichtungen werde es in Kürze nicht mehr mangeln, und wenn wir dann weiter unsere Fabriken danach ordneten, daß wir zu den gelernten Facharbeitern eine Anzahl angelernte Arbeiter bringen, die in den Fabriken weitergeschult werden, so könnten wir die Zahl der Fabriken auf besonderen Gebieten von Eisen und Metall nicht nur verdoppeln, sondern verfünffachen.
„Wo das Leben am schwersten ist", sagte Dr. Ley schließlich, „dorthin mutz man den größten Sonnenschein lenken. Wenn wir dem Arbeiter klar machen, daß die Arbeit keine Last, sondern eine Ehre ist, und wenn wir auf diese Weise unsere Kräfte verdoppeln und verdreifachen, müssen wir auch die Freude verdreifachen.
Der Reichsorganisationsleiter erntete für seine mitreißenden Worte immer wieder und ganz besonders am Schluß stürmischen Beifall.
Lord Akens gegen die Kritiker Lhamberlains
England muß Deutschland entgegenkommen
London, 23. Okt. Lord Allen of Hurtwood nimmt in einer bemerkenswerten Zuschrift an den „Manchester Guardian" zu dem Abkommen von München und den Möglichkeiten dieses Abkommens Stellung.
England müsse daran denken, so sagt er, daß, wenn es heute den Frieden, wie manche behaupteten mit „Unehre hätte kaufen" müssen, dies deswegen der Fall sei, weil England selbst vor 20 Jahren einen ehrlosen Frieden diktiert habe. Wenn das deutsche Volk unter dem Einfluß leidenschaftlicher Empfindungen stehe, so gehe das zum Teil auf das zurück, was die Alliierten in Versailles getan hätten, und mehr noch darauf, daß sie dieses Unrecht in den folgenden Jahren nicht wieder gut gemacht hätten. So sei die gegenwärtige Entwicklung beinahe unvermeidlich geworden.
Der Premierminister habe in München recht gehabt, als er sich geweigert habe, dieser eine noch größere Tragödie hinzu- Mfiigen, nämlich die eines Weltkrieges im Namen der Ehre.
habe sich in München der Tatsache gegenübergesehen, daß das Kollektivsystem keine entsprechende Macht besessen habe, um Men Krieg zu verhindern. Er habe weiter vor der Tatsache Schanden, daß man bereits eine Woche vorher zu dem Entschluß gekommen sei, eine ungerechte Grenze zu berichtigen. Mit anderen Worten, Chamberlain habe vor der Wahl zweier Katastrophen gestanden. Entweder hätte er gegenüber unangebrachten Drohungen mehr zugestehen müssen, als er wünsche, um ein zu lange ertragenes Uebel wieder gut zu machen, oder aber er hätte sich für den Weltkrieg entscheiden müssen. Seiner Meinung nach also habe der Premierminister recht gehandelt, wenn er sich gegen die schreckliche Katastrophe eines Krieges entschieden habe. :
Aeußerst bemerkenswert sind die Ausführungen Lord Allens zu den Auswirkungen und Möglichkeiten des Münchener Abkommens. Er meint, daß alle sich jetzt auf die Politik konzentrieren sollten, die zum künftigen Frieden führen könnte.
Auf diese oder jene Weise müsse man sich dazu Lurchringen, den latenten Konflikt zwischen 75 Millionen Deutsche« im Herze» Europas und dem britischen Commonwealth zu beseitigen. Es sei dabei Englands Sache, von sich aus das Angebot zu Machen, sowie die wirtschaftlichen und kolonialen Wiedergut- Machungserörterungen zu stellen. j
Fetzt geben — Mt warten
Lord Lothian zur deutschen Kolonialsorderung
London, 22. Okt. Lord Lothian, der die englische Delegation der in Sydney tagenden Commonwealth-Konferenz geführt hat, gab kurz vor Verlassen Sydneys noch eine kurze Erklärung zur deutschen Kolonialforderung ab.
Wenn es möglich sei, so sagte er unter anderem, Deutschland ein Kolonialgebiet zu geben, ohne dadurch die strategische Sicherheit der Demokratien und des britischen Staatenbundes zu gefährden, so würde er — Lord Lothian — ihm das jetzt geben und nicht warten, bis Deutschland einen Druck ausübe.
Solch ein Zugeständnis sei jedoch nur als Gegenleistung für eine wirksame allgemeine Rüstungsbegrenzung ratsam. Wenn die Rückgabe von Kolonien die Schaffung großer neuer Luft- und Marinebasen in Afrika oder sonst irgendwo bedeute, die dazu dienen könnten, die englische Verteidigung zu bedrohen, dann sollte England sich weigern, irgendwelche Kolonien abzutreten.
Die neue Außenpolitik Prags
Sirovy über die außenpolitischen Ziele der Tschechoslowakei
London, 23. Okt. Der tschecho-slowakische Ministerpräsident General Sirovy gab dem Prager Vertreter der „Daily Mail" in einer Unterredung einen Ueberblick über die künftigen außenpolitischen Ziele der neuen Tschecho-Slowakei.
„Unser Ziel auf außenpolitischem Gebiet ist es", so sagte Sirovy, „zu einer völligen Uebereinstimmung mit unseren Nachbarn zu kommen, und zwar so schnell wie möglich." Eine der notwendigsten Aufgaben sei die Festsetzung der endgültige, Grenze, für die entsprechend dem Münchener Abkommen eine europäische Garantie gegeben werden würde. Diese Garantie, unterstützt von Deutschland, Italien, England und Frankreich, werde von umso größerer Bedeutung ^in, je mehr die Beziehungen der Tschecho-Slowakei mit den Nachbarstaaten sich verbesserten. „Wir haben", so erklärte Sirovy weiter, „den Beweis unserer Aufrichtigkeit bei der Durchführung unserer Verpflichtungen geliefert. Die Zukunft unseres neuen Staates besteht nun in ständiger schwerer Arbeit. Die Regierung ist völlig in ihrer Entschlossenheit geeint, alle ihre Verpflichtungen aufrecht und ehrlich zu erfüllen."
Die „Bohemia" kündigt für die nächsten Tage die Schaffung eines deutschen Staatssekretariats auch für die Tschecho-Slowa- kei an, wie es für die Slowakei und die Karpatho-Ukraine schon besteht. Die Leitung soll der frühere Obmann des Klubs der Abgeordneten der Sudeten- und Karpathodeutschen Partei in Prag, Ernst Kundt, übernehmen.
Tschechische Vorschläge überreicht
Budapest, 23. Okt. Während der Nacht auf Sonntag wurden die tschechischen Vorschläge durch einen Militärattache dem ungarischen Gesandten in Prag zugestellt, der sie sofort an Ministerpräsident Jmredy übermittelte. Während der Nacht noch prüfte dieser zusammen mit Außenminister Kanya die tschechischen Vorschläge. Nach einer Diskussion im Kabinettsrat wird sich die Regierung in Budapest zu Gegenvorschlägen bereitsinden, die in Kürze der Prager Regierung zugehen sollen.
Budapest erklärt: 4. Lösungsvorschlag unannehmbar Die Forderungen Ungarns
Budapest, 24. Okt. Die ungarische Regierung hat den in der Nacht zum Sonntag hier eingetroffenen sogenannten vierten Lösungsplan der Prager Regierung für unannehmbar erklärt. Dieser Plan, so betont man in den gleichen Kreisen weiter, könne nur dann als Verhandlungsgrundlage ungarischerseits angesehen werden, wenn die tschechoslowakische Regierung die Rückgabe auch der größeren, von einer ungarischen Mehrheit bewohnten Städte an Ungarn nicht länger aus strategischen, verkehrspolitischen bezw. wirtschaftlichen Gründen verweigert. Es handle sich dabei vor allem um die Städte Preßburg, Neutra, Kaschau, Ungoar (Uzhorod) und Munkacs.
Ministerpräsident Jmredy und Außenminister von Kanya und Kultusminister Graf Teleki haben im Laufe des Sonntagnachmittag die Antwortnote an Prag ausgearbeitet und in den späten Abendstunden durch einen Sonderkurier abgeschickt.
Rückgabe -er deutschen WMeu in Prag verlangt
Prag, 23. Okt. Der akademischeSenatderdeutscheu Universität in Prag hat am 22 Oktober den einhelligen Beschluß gefaßt, an die Regierung das dringende Ersuchen zu stellen, die deutschen Kliniken sofort zurückzugeben, sowie die Inskriptionen und Prüfungen umgehend zu ermöglichen, weil weder ein Rechtsgrund noch ein faktischer Grund vorliege, die Aufnahme der vollen Tätigkeit der Universität in Prag hinauszuschieben. Dies liege auch im Interesse von Hunderten notleidender Studenten.
ReiüWndeleiter Sabmnovsk- über Rundfunk und Rundfunkhöm
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Köln, 24. Okt. Im Kölner Ufa-Palast wurde am Sonntagnachmittag eine Rundfunkwerbekundgebung durchgeführt, die außerordentlich starken Besuch aufzuweisen hatte. Nachdem zunächst Oberingenieur Schilling-Berlin über das Thema „Großmacht Rundfunk" gesprochen hatte, ergriff nach der Vorführung eines Kulturfilmes „Lotsen der Luft" Reichssendeleiter Hadamovsky das Wort.
Ausgehend von den vergangenen historischen Tagen, in denen der deutsche Rundfunk eine so bedeutungsvolle Rolle spielen konnte, entwarf er zunächst ein Bild der Not unserer sudetendeutschen Brüder, denen man es verwehrt habe, die Rede des Führers zu hören, und die daher kurz vor ihrer Befreiung zu Tausenden über die Grenze gekommen seien, um an diesem für sie so wichtigen Ereignis teilnehmen zu können.
Rundfunkveranstaltung in Köln
Nach ihrer Rückkehr hätten sie dafür unsägliche Drangsale erleiden müssen, von denen sie jetzt endgültig erlöst seien.
Der Redner befaßte sich dann mit der Unterrichtung des deutschen Rundfunkhörers und wies Angriffe zurück, die man gegen den deutschen Rundfunk erhoben habe. Er erinnerte an die früheren Falschmeldungen des Prager Senders und erklärte, daß der deutsche Rundfunk keine Tatarenmeldungen in die Welt gesetzt habe. Andererseits dürfe man nicht verkennen, daß di« ausländischen Sender lediglich die Interessen ihres Landes berücksichtigten. Es sei deshalb auch nicht in der Ordnung, daß man im eigenen Lande den Rundfunk der Gegner abhöre. Jeder Deutsche müsse auf die eigene Führung hören und die eigenen Parolen weitertragen.