Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutsche amtliche Meldung.
(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 4. Febr. Westlicher Kriegsschauplatz. Auf der Front zwischen Nordsee und Reims fanden nur Artilleriekämpfe statt. Erneute französische Angriffe bei Perthes wurden unter schweren Verlusten für den Feind abge- wiefen. Nördlich und nordöstlich Massiges, nordwestlich St. Menehould griffen unsere Truppen gestern an, stiegen im Sturm über drei hintereinander liegende feindliche Grabenlinien durch und setzten sich in der französischen Hauptstellung in einer Breite von 3 Kilometer fest. Sämtliche Gegenangriffe der Franzosen, die auch nachts fortgesetzt wurden, sind abgeschlagen worden. Wir nahmen 7 Offiziere und 600 Mann gefangen und erbeuteten 3 Maschinengewehre, 9 Geschütze kleineren Kalibers und viel Material. Dann ist noch erwähnenswert, daß in den Mittelvogesen das erste Gefecht einer Schneeschnh- gruppe gegen französische Jäger erfolgreich für »ns verlief.
Oestlicher Kriegsschauplatz. In Ostpreußen schwache russische Angriffe gegen unsere Stellung südlich der Memel abgewiesen. In Polen, nördlich der Weichsel fanden im Anschluß an die gemeldeten Kavalleriekämpfe Plänkeleien kleinerer gemischter Truppenabteiluugen statt. An der Bzura südlich Sochatschew brach ein russischer Nachtangriff unter starken Verlusten des Feindes zusammen. Unser Angriff östlich Bolimow macht trotz heftiger Gegenstöße des Feindes Fortschritte. Die Zahl der Gefangenen erhöht sich- In den Karpathen kämpfen seit einigen Tagen deutsche Kräfte Schulter an Schulter mit den österreichisch-ungarischen Armeen. Die verbündeten Truppen haben in dem schwierigen und verschneiten Sebirgsgelände eine Reihe schöner Erfolge erzielt.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(W.T.B.) Wien, 4. Febr. Amtlich wird verlautbart vom 4. Febr. mittags: In Polen und Westgalizien keine besonderen Ereignisse. Die Kämpfe in den Karpathen dauern in unverminderter Heftigkeit an. Im westlichen Frontabschnitt wurden feindliche Angriffe abgewiesen. Den im mittleren Waldgebirge vordringenden eigenen Kolonnen gelang es auch gestern. Raum zu gewinnen und einige Hundert Gefangene zu machen. Der Stellvertreter des Chefs des Keneralstabs: von Höfer, Feldmarfchalleutnant.
Die Kümpfe am Kanal.
Amsterdam, 4. Febr. Der Korrespondent des „Telegraaf" in Sluis brichtet vom 3. Febr. über die an der Wer stattfindenden hartnäckigen Kämpfe, worüber dem „Berl. Tageblatt" folgende Angaben übermittelt werden: In der Umgebung von Westende wird wiitend mit dem Bajonett gefachten. Die Deutschen suchen die Belgier aus ihren Stellungen zu verjagen. Auf beiden Seiten sind viele gefallen. Längs der Küste steht im Ueberschwemmungsgebiete das Wasser jetzt 2 Meter hoch und verhindert jede Unternehmung: an den Dünen aber wütet der Kampf fort. Während des ganzen Mittwochs donnerten die Geschütze. Die englischen Schiffe feuerten ununterbrochen auf der ganzen Küstenlinie von Westende.
Die französischen Kolouialtruppe» im Elsaß
Aus Basel wird der Voss. Ztg. berichtet: Unter der Kälte leiden im oberelsässischen Operationsge bist die französischen Kolonialtruppen sehr stark. In Gruppen von 50 bis 200 Mann geben sie sich deutschen Patrouillen gefangen. Täglich gehen französische Gefangenentransporte über Mülhausen aus dem Sundgau nach Müllheim und Freiburg ab.
Die neue Offensive gegen Serbien.
Mailand, 4. Febr. „Sera" meldet: Das österreichische Vorrücken in Serbien vollzieht sich diesmal unter günstigsten Auspizien. An drei Stellen ist serbischer Landesboden von der österreichisch-ungarischen Armee überschritten worden. Zur Verhinderung einer neuen Spionage werden vorläufig keine österreichischen Feldberichte ausgegeben. Mit dem abermaligen Fall Belgrads ist diesmal schneller, als das erste Mal, zu rechnen, da die Rückgewinnung Belgrads durch die Serben nicht durch strategische Taten der Serben, sondern nur durch Spionage und Verrat der zurückgebliebenen Einwohner möglich war.
Die Mohamedaner in Aegypten.
Rom, 5. Febr. Zu der Meldung der „Secolo" aus Kairo, daß starke Senusfitrvppen Siwas besetzt haben, sagt der „M'ssaggero", die englisch-ägyptischen Polizeitruppen hätten mit den Senuffi gemeinschaftliche Sache gemacht. Die britischen Behörden bestätigen bisher den Vorfall nicht.
Ein Glanzstück deutscher Seeleute.
(W.T.B.) Berlin. 4. Febr. (Nicht amtlich.) lieber Sr. Maj. Schiff „Ayesha" geht die Nachricht ein, daß der Kommandant Kapitänleutnant v. Mücke mit dem Landungskorps Sr. Maj. Schiff „Emden" in der Nähe von Hodeida (Südwestlüste von Arabien) eingetroffen und von türkischen Truppen mit Begeisterung empfangen worden sei. Nachdem die Fahrt durch die Straße von Perim unbemerkt von den englischen und französischen Bewachungsstreitkräften gelungen war, vollzog sich die Landung an der Küste ungestört in Sicht eines französischen Panzerkreuzers.
Zu der unvergleichlichen Heldentat schreibt die „Franks. Zeitung": Am 9. November erlag der kleine Kreuzer „Emden" bei den Kokosinseln im Indischen Ozean nach ruhmvollem Kampfe einem überlegenen Gegner. Die Abteilung, die vor dem Kampf auf der Insel Penang gelandet worden war, um die dortige radiotelegmphische Station zu zerstören, wußte sich der Gefangennahme zu entziehen. Nachdem die „Sydney", das englische Schiff, mit dem die „Emden" ihren letzten Kampf gehabt hatte, den Kampfplatz verlassen hatte, wußten sich die übrigaebliebenen Offiziere und Mannschaften eines feindlichen Dreimasters zu bemächtigen, den sie mit Proviant, Munition und Gewehren versahen und mit dem sie die Tätigkeit der „Emden" im Kleinen fortsetzten. Eine Anzahl feindlicher Küstenfahrzeuge wurden von der Nachfolgerin der „Emden", genommen und versenkt. Auch der englische Kohlendampfer „Oxford" wurde von ihnen genommen, und die Kllstenschiffahrt in den britischen Kolonien fing wieder an, vor diesem kühnen Segler in Unruhe zu geraten. Nun vernehmen wir die herrliche Nachricht, daß diese kleine Schar mitten durch die große See hindurch, die angeblich Britannien beherrscht, in einen sicheren Hafen der verbündeten Türkei gelangt ist. Durch die Straße von Bab-el-Mandeb sind die unerschrockenen Seehelden sozusagen vor den Augen der Feinde ins Rote Meer hineingesteuert und in Hodeida gelandet. Wie die türkischen Truppen die kühnen Seefahrer mit Begeisterung begrüßt haben, so jubelt heute ganz Deutschland über diese herrliche Leistung deutschen Mannesmutes. Wo gibt es eine Nation, die uns in solchen Taten überträfe, wie sie die deutschen Seeleute, die von der „Emden" und alle die anderen verrichten, die Hellen Auges ohne Todesfurcht den Feind anfsnchen oder ihn. wie in diesem Falle überlisten. Wird das hochmütige England auch jetzt noch zu behaupten wagen, Deutschland habe Soldaten auf Schiffen, aber keine Seeleute? Die Tat der „Em- den"-Leute wiegt moralisch so viel wie eine gewonnene Schlacht. Deutschland subelt und sieht mit Zuversicht den weiteren Taten unserer Helden zu Lande und zur See entgegen.
Unsere Feinde und der Krieg.
Wieder 12 feindliche Handelsschiffe verschollen.
(W.T.B.) Berlin. 15. Febr. Das „Berl. Tageblatt" meldet aus Kopenhagen: Der „Verlingske Tidende" wird aus Paris berichtet: Der „Temps" veröffentlicht eine Liste von 12 französischen und englischen Handelsschiffen mit einem Tonnengehalt von etwa 68 000 Tonnen, von denen jede Nachricht fehlt. Man nimmt daher an, dttz sie verschollen sind. Die meisten dieser Schiffe waren auf dem Wege nach Südamerika. In Schifsahrtskreisen glaubt man, daß das Verschwinden auf das neuerliche Auftreten deutscher Kreuzer im Atlantischen Ozean, besonders des Hilfskreuzers „Kronprinz Wilhelm", zuriickzuführen sei.
Erhöhung der Kohlen- und Mehlpreise in England.
Frankfurt, 3. Febr. Die „Franks. Zeitung" meldet aus London: Die schottischen Kohlenminen beschlossen, den Kohlenpreis weiter um 1 Schilling für die Tonne, somit in den letzten 2 Wochen um insgesamt 3 Schilling zu erhöhen, nachdem die Regierung die Ermäßigung der Eisenbahntransportfrachten verweigert hatte. In Manchester wird am Freitag eine Versammlung stattfinden, um eine Petition an die Regierung zu richten, den Achtstundentag für die Minen aufzügeben angesichts des Mangels an Kohlenvorräten. — Der Mehlpreis in London wurde um weitere 2 Schilling erhöht.
Die Buren verweigern den Kriegsdienst.
Pretoria, 4. Februar. (Amtliche Meldung des Reuterschen Bureaus.) 71 tauglich befundene Männer, die sich geweigert batten, gegen Deutsch- ! Südwestafrika zu dienen, sind vor ein Kriegsgericht ^gestellt worden. — Die Meldung ist auch wieder ein Zeichen, daß in Englisch-Südafrika nicht alles so ist, wie das d'e Engländer gern haben möchten.
Zeppelinfurcht in Pari«.
Genf, 4. Febr. Die Pariser Bevölkerung, die bekanntlich in den letzten Tagen durch ein deutsches Luftschiff, das über Passy erschien, in Schrecken versetzt worden war, ist nunmehr aufs neue beunruhigt worden. Im Bois de Boulogne wurde, wie von hier aus dem Lokalanzeiger gemeldet wird, eine Bombe gefunden, die ein deutsches Luftfahrzeug abgeworfen habe.
Der gelehrige Heros.
Paris, 4. Febr. HervL fordert in der „Guerre Sociale" die Neutralen zur Bildung einer Liga der neutralen Staaten auf, um gegen den deutschen Unterseebootkrieg Stellung zu nehmen. Die Liga hätte die Aufgabe, bewaffnet einzuschreiten, sobald ein Angehöriger eines Neutralen durch Unterfeebootsangriff auf ein Handelsschiff gelötet würde. — Wenn aber die Neutralen in unverschämter Weise von den Engländern und Franzosen belästigt u»ü> geschädigt werden, so sollen sie das natürlich in gottergebener Haltung über sich ergehen lassen. Der Antimilitarist und radikale Sozialist Herve hat schon sehr viel gelernt!
Die Rekrutierung der Belgier.
Brüssel, 3. Febr. Durch Vermittlung ihres hiesigen Berichterstatters erhält die „Deutsche Tageszeitung" eine Meldung, die gleichzeitig aus Paris uird London eingetroffen ist und wonach in Frankreich und England alle dort lebenden Belgier von 18 bis zu 30 Jahren zwangsweise ausgehoben und auf die Exerzierplätze geschickt werden. In Paris versammelte der Seine-Präfekt die Belgier in einer Kaserne, unter dem Vorwandte, ihnen eine wichtige Botschaft mitzuteilen. Dann ließ er sie nicht mehr heraus, obgleich die meisten gegen dieses Verfahren protestierten. Das Gleiche geschah in London und. andern englischen Städten.
In Belgien bestand vor dem Kriege noch keine allgemeine, obligatorische Dienstpflicht,' da fast ganz Belgien unter deutscher Verwaltung steht, so hat die sogenannte „belgische Regierung" natürlich keine Möglichkeit mehr, neue Gesetze einzuführen. Die Aushebung ist daher schon aus diesem Grunde gesetzwidrig. Sie ist es doppelt und dreifach, weil sie im Auslande und von ausländischen Behörden vorge- nommen wird, denen die Belgier in Bezug auf ihre „Dienstpflicht" nicht unterstellt sind.
Russische Lieferungen für Frankreich.
Londou, 4. Febr. Daily Telegraph meldet aus Paris vom 1. Februar: Zwischen der russischen und französischen Regierung ist ein Vertrag abgeschloffen worden, nach dem Rußland Frankreich 25 Millionen Pud Weizen und 6 Millionen Pud Zucker liefern soll. Der Termin der Ablieferung wurde auf mehrere Monate verteilt. Die französische Regierung hat sich erboten, die Lieferung im Voraus zu bezahlen.
Die Notlage Montenegros.
Mailand, 4. Februar. „Unione" meldet aus Lettinje: Hier ist eine russische Geheimmisfion eingetroffen, bestehend aus zwei Generalen, um über die augenblickliche beispiellose Notlage Montenegros zu unterhandeln. Wie „Unione" schreibt, ist es der montenegrinischen Armee infolge des völligen Fehlens an den notwendigsten Materialien nicht mehr möglich, einem allgemeinen österreichisch-ungarischen Angriffe. der im Frühjahr erwartet wird, erfolgreich Widerstand zu leisten. Die Bevölkerung begnüge sich seit Monaten mit dem Allernotwendigsten an Verpflegung.
Die Neutralen und der Krieg.
Bulgarisch-ferbische Spannung.
Berlin, 4. Febr. Aus Rom wird dem „Berliner Tageblatt" gemeldet: In Kreisen der hiesigen bulgarischen Gesandtschaft wird die Lage zwischen Bulgarien und Serbien sehr ernst beurteilt. Falls Serbien in der mazedonischen Frage nicht schleunigst nachgebe, dränge der im bulgarischen Volke angefam- melte Grimm gegen Serbien unaufhaltsam zur Explosion. Das bulgarische Volk wisse wohl, daß es lediglich der Triple-Entente den Uebermut der Serben zu danken habe. Nach anderen Meldungen sollen in Bulgarien sämtliche Reserve-Offiziere einberufen worden sein zur Ausbildung der Rekruten.
England und die Neutrale».
Rom, 4. Febr. Die Getreidepreise in Argentinien steigen stark. Als Grund wird angegeben, daß England alle Vorräte aufkaufe, um die Versorgung der Neutralen mit Brot in die Hand zu bekommen.
Das heißt also, daß die Neutralen in der Ernäh- rungssrage von England abhängig gemacht werden sollen und damit auch politisch „gefügiger" werden.