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einer überlegeneren, weil einheitlicheren Volkskrafi und damit fremden Staatsführung zu werden. (Stürmischer Beifall beantwortete diese Feststellung.) Noch stärker wird der Jubel, als der Führer erklärt, jeder in Deutschland möge bedenken: „Die nationalsozialistische Partei hat Ungeheueres geschafsen. Nicht unsere Wirtschaftler, nicht unsere Professoren, nicht Soldaten und nicht Künstler, nicht Philosophen und Dichter, haben unser Volk vom Abgrund zurückgerissen. Sondern ausschließlich das politische Soldatentum dieser Partei".
Wenn aber die Partei als solche fordert, daß ihre Auffassung in allen politisch weltanschaulichen Dingen der Volksführung als einzig gültige akzeptiert werden müsse, dann sei es um >o notwendiger, daß zuerst in ihren eigenen Reihen dieses Prinzip mit der fanatischsten Gewissenhaftigkeit verfolgt werde
Führer und Partei
Der Führer hob im weiteren Verlaut seiner Rede eindringlich hervor, daß es unmöglich sei, non der Gesamtheit der Nation der Partei gegenüber mehr Respekt und Gehorsam zu fordern, als der einzelne Parteigenosse seinem Vorgesetzten Führer selbst eben bereit sei. In diesem Zusammenhang nahm der Führer Stellung gegen die besonders von bürgerlicher Seite so oft vorgebrachte Phrase: „Der Führer ja. aber die Partei. das ist doch etwas anderes!"
Nein, meine Herren! Der Führer ist die Partei und die Partei ist der Führer. (Tosender Beifall.) So wie ich mich nur als Teil dieser Partei fühle, fühlt sich die Partei nur als ein Teil von mir. (Erneuter jubelnder Beifall.) Und fortfahrend erklärte der Führer wörtlich : Wann ich die Augen schließen werde, weiß ich nicht Aber, daß die Partei weiterleben wird das weiß ich, und daß sie über alle Personen, über schwache und starke hinweg die Zukunft der deutschen Nation erfolgreich gestalten wird, das glaube ich. und das weiß ich! (Ein Beifallsorkan erfüllt die Riesenhalle.) Aus diesem festen Boden heraus wird die Verfassung des neuen deutschen Reiches wachsen. Die Partei als weltanschauliche Eestalterin und volitische Lenkerin des deutschen Schicksals hat der Natron und damit dem Reich den Führer gegeben. Je selbstverständlicher und unumstrittener dieser Grundsatz ausgestellt und gehalten wiro, umso stärker wird Deutschland sein. (Erneute andauernde Heilrufe.)
Führer und Wehrmacht
Die Armee als die Repräsentantin und Organisatorin der Wehrkraft unseres Volkes aber muß dem von der Bewegung der Nation gegebenen Führer in Treue und Gehorsam die organisierte. ihr anvertraute militärische Kraft des Reiches stets bewahren und zur Verfügung stellen. Denn nach der Proklamation des jeweiligen neuen Führers ist dieser der Herr der Partei, das Oberhauptdes Reiches und der oberfteBe- sehlshaber der Wehrmacht.
Wenn diese Grundsätze dasunerjchütterlicheFunda- ment des deutschen Volks- und Staatsaufbaues werden, wird Deutschland allen kommenden Stürmen gegenüber zu bestehen vermögen. (Brausende Jubelstürme.) Die beiden tragenden Erscheinungen des neuen Reiches aber mögen beide bedenken, daß nur zusammengefatzt sie ihren Aufgaben genügen können. Die Partei gibt dem Heer das Volk, und das Volk gibt dem Heer d'e Soldaten, beide gemeinsam aber geben damit dem Deutschen Reiche die Sicherheit der inneren Ruhe und die Kraft zu seiner Behauptung. (Abermalige begeisterte Beifallsstürme.) Heute kann ich als Führer des Reiches und der Nation selbst noch helfen und raten. Allein die Grundsätze müssen vom Persönlichen den Weg zum Ewigen führen. Führer werden kommen, und Führer werden iterben aber Deutschland muß leben. Und diese Bewegung allein wird Deutschland zu. diesem Leben führen. (Minutenlanger Beifall und Heilrufe.)
Uns alle aber wird man einst messen nach der Art und der geschichtlichen Haltbarkeit dessen, was wir heute bauen. „An unserem Werk", so erklärte der Führer werter, „wird sich die späteste Nachwelt noch unserer erinnern Als bemerkenswertestes und vornehmstes aber soll sie dereinst feststellen, daß rn einer Zeit der Treulosigkeit und des allgemeinen Verrats sich in Deutschland in unserer Zeit ein Bund der gegenseitigen treuesten Gefolgschaft bilden konnte, wie nie zuvor. (Stürmischer langanhaltender Beifall.) Und dieses eins wissen wir dann: Ein Blatt der Weltgeschichte wird einst uns, den Männern gewidmet sein, die aus nationalsozialistischer Partei und deutscher Armee gemeinsam das neue Deutsche Reich bauten und sicherten- (Heilrufe.) Dann werden wir einst im Pantheon der Geschichte verewigt nebeneinander stehen, verewigt, in unlöslicher Treue verbunden so wie in der Zeit des großen Kampfes und der großen Erfüllung." (Neuer rauschender Beifall.)
Der Führer schloß mit dem Hinweis, daß die Hunderttausend«, die nun vom Reichsparteitag zurück in das Leben gehen, gerüstet seien mit neuem Mut. neuer Beharrlichkeit und neuer Entschlußkraft. „Sie werden zuriickdenken an diese geschichtlichen Tage und Stunden in innerer Ergriffenheit und sich sehnen und freuen auf die Woche, da der nächste Reichsappell vie alten Kampfgenossen und die junge Garde wieder zusammenführen wird. Mit einem Gruß an das deutsche Volk, einem Sieg Herl der Nationalsozialistischen Partei, dem deutschen Volk und seiner Armee beendete der Führer seine Rede.
Ein orkanartiger Beifallssturm der begeisterten 3S000 Menschen bricht los, jodaß sich der Stellvertreter des Führers kaum Gehör verschaffen kann Er tritt an das Mikrophon und ruft: „Dem Führer, der die Vergangenheit überwand, der die Gegenwart gestaltet, der die Zukunft sichert, Adolf Hitler, Sieg Heil!
Mit ohrenbetäubender Kraft stimmten die Massen ein bis das Deutschland und das Horst Wessel-Lied aufklingen. Dann erklärt Rudolph Heß den Reichsparleitag der Freiheit als geschlossen.
Abfahrt des Führers aus Nürnberg
Nürnberg, 17. Sept. Am Dienstag dauerte auf den Nürnberger Bahnhöfen die Verladung der letzten Formationen noch an. In den Nürnberger Hotels setzte schon am frühen Morgen die Abreise der Gäste ein. Die Angehörigen des Führerkorps der Partei verließen ebenfalls die Stadt der Reichsparteitage. Am Nachmittag fuhr auch der Führer aus Nürnberg ab, noch einmal umjubelt von den Menschenmassen, die noch ganz erfüllt waren von den historischen Tagen, deren Zeuge sie sein durften.
Schwarzwälder TageszeituuD
MM Krß vor dem Mmkorvs
Nürnberg, 17. Sept. Der letzte Tag des Reichsparteitages der Freiheit fand seinen Auftakt mit einer eindrucksvollen Tagung des Fllhrerkorps der Partei. Die Reichsleiter, Gauleiter und Kreisleiter traten im festlichen Raum des Opernhauses zusammen, um aus dem Munde des Stellvertreters des Führers Richtlinien und Weisungen ihrer Arbeit zu erhalten. In herzlicher Begeisterung grüßten diese Männer den Stellvertreter des Führers, als der Reichsorganisationsleiter Dr. Ley die Tagung eröffnete und RudolfHeß das Wort zu seiner ein- stündigen, überaus eindrucksvollen und von hohem Verantwortungsbewußtsein getragenen Rede gab. Der Stellvertreter des Führers ging aus von der gewaltigen historischen Bedeutung der am Sonntag im Reichstag beschlossenen Gesetze und erklärte, wie die NSK. meldet, unter dem Jubel der politischen Leiter:
„Die Bewegung Adolf Hitlers hat in diesen Nürnberger Tagen vor der gesamten Welt ihre Bedeutung und ihre Kraft gezeigt, und der Deutsche Reichstag hat diese gewaltige Demonstration zu symbolhaftem Ausdruck gebracht." Rudolf Heß warf hier einen Rückblick auf die Zeit des Kampfes um die Macht, in Freud und Leid der werdenden Bewegung, der werdenden Grundlage des neuen Staates, als es für den Kämpfer der Bewegung galt, immer neue Gefahren, immer neue Sorgen, immer neue Verleumdungen aus sich zu nehmen; als er eine oft furchtbare Verantwortung zu tragen hatte, als er von der Richtigkeit feiner Entscheidungen das Schicksal von Menschen und Familien, Freiheit und Leben alter Kampfgenossen, Sein oder Nichtsein einer Ortsgruppe oder eines Gaues abhängig war. „Heute ist Ser Staat unser! Aus dem Amboß wurde der Hammer."
Mit Stolz könne die Partei auf die endlose Reihe von Erfolgen blicken, die nächst dem Führer auch die Erfolge der Partei sind. Mit sicherem Selbstbewußtsein könne sie zurückschauen auf die drei Jahre hinter uns und auf das, was in ihnen wurde — Dokumente in die Wirklichkeit umgesetzter nationalsozialistischer Ideen!"
Rudolf Heß ging hier in ausführlicher Weise auf das Verhältnis zwischen Partei und Staat ern. Durch den feingeglieücrten Apparat der Partei dringen die Wünsche und Sorgen des Volkes auf dem Wege über die Reichs- und Gau- leitertagungen, die Rudolf Heß als „Parlamente höherer Ordnung" bezeichnete, unmittelbar zu den verantwortlichen Regierungsinstanzen.
„Kein parlamentarischer Staat hat eine so enge Verbindung zwischen Volk und Regierung wie unser Staat, kerne bestehende Regierungsform ist so in tiefstem Grunde Volksherrschaft wie die unsere. Adolf Hitler, der beste und bewährteste Mann aus dem Volke, führt das Volk kraft eines Mandates von 90 Prozent dieses Volkes. Er führt das Volk mittels einer Volksorganisation, dre wiederum in gleicher Vollkommenheit und llm- fassendheit keinem anderen Volke zur Verfügung steht.
Besonders betonte Rudolf Heß den engen persönlichen Kontakt des politischen Leiters mit dem Volk, der dem Volksgenossen stets das Gefühl erhält, daß die Führer Ser Bewegung ein offenes Herz für ihn haben. Mit eindrucksvoller Klarheit umriß er die Forderungen, die an den politischen Leiter in persönlicher Hinsicht von der Partei gestellt werden.
Der Stellvertreter des Führers schloß seine immer wieder von begeistertem Beifall unterbrochene Rede mit dem verpflichtenden Appell an die politischen Leiter: „Haben wir stets unsere Mission im Auge, auf daß wir dem Führer weiter als seine treuen Kampfgenossen zu helfen vermögen, seine große Mission zu erfüllen!"
Reichsorganisationsleiter Dr. Ley brachte unter minutenlangem Beifall in herzlichen Worten den Dank der versammelten politischen Leiter an Rudolf Heß, der für seine Worte das lebendige Vorbild sei, zum Ausdruck und schloß mit einem „Sieg- Heil" auf den Führer die denkwürdige Tagung.
Bei der Tagung der Gau- und Kreispropagandaleiter trn Äpollotheater hielt der Reichspropagandaleiter Dr. Eöbbels eine Rede, der Nationalsozialismus habe nicht die Absicht, sich auf die Spitzen der Bajonette zu setzen, sondern mit dem Volk und durch das Volk zu regieren. Der Propagandist müsse vor allem die Volksseele kennen. Es gebe nur zwei Möglichkeiten: entweder man rede den Massen nach dem Munde, das sei aber immer nur von kurzer Dauer, bis die Masse die Durchsichtigkeit dieser Methode erkannt habe, oder man habe de.: Mut, auch unpopuläre. aber notwendige Maßnahmen üurchzufllhren, sie jedoch durch eine intensive Propaganda dem Volke verständlich zu machen. Da der Nationalsozialismus nicht die Absicht habe, nach wenigen Jahren wieder abdanken zu müssen, müsse er den zweiten Weg gehen. Freilich dürfe die Propaganda nicht immer trommeln weil das Volk sich sonst an den Trommelton gewöhne und ihn nicht mehr höre.
Ausländische Stimmen
zum Abschluß des Parteitages
Warschau, 17. Sept In einem Eigenbericht der „Gazeta Polska" heißt es. der Parteitag habe mit einem starken Erfolg abgeschlossen Der Tag der Wehrmacht habe gezeigt, daß die heutige deutsche Wehrmacht nur ein autonomes Glied des nationalsozialistischen Staates sei und sonst nichts. Der zweite, politisch sehr bemerkenswerte Akkord des Tages sei die Rede des Führers in der Schluß-Sitzung des Parteitages gewesen. Noch niemals habe der Kanzler mit solcher Sicherheit die souveräne Rolle der nationalsozialistischen Partei im Staate proklamiert.
Paris, 17. Sept. lieber Sie Vorführungen der Wehrmacht berichten die französischen Blätter in Wort und Bild. Der nach Nürnberg entsandte Sonderberichterstatter des „Journal" wohnte vorher den französischen Manövern in der Champagne bei. Er will, soweit ein Vergleich möglich ist, sagen können, daß die Deutschen über ein ausgezeichnetes Material verfügen, das aber dem französischen nicht überlegen zu sein scheine. Die deutschen Mannschaften bedienten sich des Materials aber schnelle» und besser. Allerdings dürften die in Nürnberg zusammengezogenen Truppen besonders sorgfältig ausgewählt worden sein. Er sei überzeugt, daß nichts eine Regierung schwächen könne, die in den Augen der Deutuhen das Vaterland gerettet habe.
London, 17. Sept. In dem „Times"-Bericht aus Nürnberg über die Vorführungen der Wehrmacht heißt es:, Was auch die Zukunft bringen möge, Hitler muß, wie seine Rede an die Soldaten zeige, stolz sein, wenn er die Leistung seiner Be-
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wegung zur Wiederherstellung Deutschlands betrachte. Die Hingerissenheit und Begeisterung Ser Menge beweise, daß man diese Leistung des Nationalsozialismus ganz und gar seiner Persönlichkeit danke.
Der bekannte englische Journalist Ward Price berichtet in seiner Zeitung „Daily Mai!" aus Nürnberg über seine Eindrücke von den großen Truvpenvorfllhrungen. „Heute zeigte Hitler den Deutschen ihre neue Wehrmacht, und es war ein großartiges Schauspiel, das er seinem Land oorführte." „Wenn die übrige deutsche Luftstreitkraft ebenso gut ist wie die Flugzeuge und Flieger, die wir sahen, dann muß sie in der Tat gewaltig sein. Der ganze Umfang der modernen Kriegsführung wurde in den verschiedenen Uebungen. die vor Hitler gezeigt wurden, vor Augen geführt. Der Haupteindruck der Uebungen war die hohe Geschwindigkeit, mit der die moderne Kriegführung stattfinden wird."
Dublin, 17. Sept. Die Presse des irischen Freistaates nimmt zu den Ausführungen des Reichskanzlers im Reichstag über vie Memelfrage eingehend Stellung. Das konservative Organ, die „Irish Times", hebt die außenpolitisch« Bedeutung dieses Teiles der Rede hervor und schreibt: Man hätte es den Litauern niemals erlauben sollen, sich eines Gebietes zu bemächtigen, auf das sie keinerlei Recht hatten, und es besteht kein Zweifel darüber, daß die Völkerbundsmächte aus diesem Grunde eine sehr schwere Verantwortung tragen. Solange die offene Wunde oes Memelgebietes ungeheilt bleibe, bestehe keine Hoffnung auf Frieden in Nordosteuropa.
Flaggenwechsel der deutschen Schisse in Neunork
Neuyork, 17. Sept. Sämtliche zur Zeit im Neuyorker Hafen liegenden deutschen Schiffe nahmen am Dienstag um 8 Uhr früh Neuyorker Zeit den feierlichen Flaggenwechsel vor. Unter den Klängen des Präsentiermarsches wurde die Hakenkreuzflagge gehißt. Kapitän Ahrens vom Lloyddampfer „Bremen" gab das Signal zu dem gemeinsamen feierlichen Akt.
Versorgung und Fürsorge der Soldaten
Berlin, 17. Sept. Der Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, auf den kürzlich vom Arbeitsministerium die Aufgaben der Versorgung und Fürsorge für die Soldaten und Beamten der neuen Wehrmacht übergegangen sind, hat laut NdZ. nunmehr zur Ausführung Richtlinien aufgestellt. Danach sollen, dem Bedarf entsprechend, allmählich bei allen Wehrbezirkskommandos Versorgungsabteilungen aufgestellt werden. Engste verständnisvolle Zusammenarbeit zwischen Truppe, Wehrmachtfachschulen, Versorgungs- und Fürsorgedienststellen sei unerläßlich. Nur so werde das aus wehr- und staatspolitischen Gründen gleich wichtige Ziel erreicht, der deutschen Beamten- und Angestelltenschaft nicht nur soldatisch gehärteten Nachwuchs, sondern auch sachlich guten und damit besten Ersatz zuzuführen.
Der Minister erklärt, daß die Versorgung der ausgeschiedenen Soldaten von jeher mit zu den'wesentlichsten und und schwierigsten Aufgaben gehörte. In allen Ländern und zu allen Zeiten hätten sich militärische und politische Führer um ihre Lösung bemüht. Infolge der allgemeinen Wirtschaftsnot während der letzten zwölf Jahre sei die Zivilversorgung unserer Soldaten schwer behindert worden, so daß teilweise Wartezeiten von fünf bis sechs Jahren eintraten. Lange Wartezeiten müßten durch geeignete Zwischenbeschäftigung überbrückt werden: diese Beschäftigung zu ermitteln und zu sichern, gehöre zu den vordringlichsten Aufgaben der Fürsorgeorgane. Auch die Kurzdienenden seien in dis Fürsorge einbezogen.
Sitzung des Fünfer-Ausschusses
Genf, 17. Sept. lieber die Nachmittags-Sitzung des Fünfer- Ausschusses wird offiziell mitgeteilt, der Ausschuß habe seine Arbeiten mit dem Ziel einer friedlichen Lösung des Konfliktes fortgesetzt. Eine neue Sitzung werde am Mittwoch vormittag stattfinden. damit dre Vorschläge für die Verhandlungsgrundlage endgültig fertiggestellt werden können.
Demnach ist also endgültig in Aussicht genommen, daß die Vorschläge des Ausschusses nicht als bindende Empfehlungen, sondern als Ausgangspunkt weiterer Verhandlungen dienen sollen. Die Parteien sind über Sie Grundzüge dieser Vorschläge auf dem Laufenden gehalten worden, jedoch ist die Frage noch offen, ob diese Vorschläge, ehe sie vom Rat angenommen werden, zunächst Italien und Abessinien formell unterbreitet werden sollen.
In der geheimen Sitzung des Völkerbundsrates am Dienstag sprach sich Litwinow, wie verlautet, dafür aus, daß der Rat zuerst einen Beschluß fassen solle, ehe die Verhandlungen mit den Parteien beginnen.
Die Genfer Vertreter Italiens und Abessiniens über den Inhalt der Schlichtungsvorschläge unterrichtet?
Paris, 18. September. Der Genfer Vertreter der Agentur Havas meldet, daß am Dienstagabend zwischen Laval und Baron Aloisi einerseits und zwischen Eden und Tecle Hawariate, dem abessinischen Vertreter, andererseits Unterredungen stattgefunden hätten. Der Havasvertreter vermutet, daß bei dieser Gelegenheit den beiden Vertretern der in den italienisch-abessinischen Streitfall verwickelten Parteien halbamtlich die Gedankengänge des vom Fünferausschutz ausgearbeiteten Schlichtungsvorschlages in großen Zügen unterbreitet worden seien.
Die AeSerfchwemnmilgen in Hoangho
Peiping, 17. Sept. Die Wiederherstellung des durch die Katastrophe auf weite Strecken durchbrochenen Hoangho-Deiches scheint sehr zweifelhaft. Eine Rettung für die von der Ueberschwem- mung betroffenen Gebiete der Provinz Schantung scheint nur dadurch möglich zu sein, daß man den Hoangho auf seiner Such« nach einem neuen Flußbett ungehindert gewähren läßt. Die Wassermassen beginnen bereits, sich einen Abfluß nach Osten hin zu suchen, offenbar in derselben Richtung, in der bis 1882 das alte Flußbett des Hoangho verlief. Die Provinz Schantung sieht der Tatsache entgegen, daß der durch die Ueberschwemmung gebildete Riesensee noch mehrere Jahre weiterbestehen kann. Gegenwärtig allerdings steht für diese Provinz eine andere Frage im Vordergrund: Die Frage ds: Not der von der Katastrophe Heimgesuchten. Damit verbunden die Notwendigkeit, wenigstens eine halbe Million Menschen bis zum Frühjahr aus öffentlichen Mitteln erhalten zu müssen.