Schwarzwälber T»te»rett««i

Nr. IW

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aus, sind diejenigen Mächte Westeuropas, die in erster Linie ver­antwortlich für die Regelung von 1919 sind. Wir sind daher zu­sammen besonders an den Aenderungen an dieser Regelung in­teressiert, die jetzt auf die gebieterische Forderung der Zeit hin gemacht werden. Wir haben dicht zusammengestanden., wir haben viele Jahre zusammengearbeitet, und wir werden fortfahren, zusammenzugehen und in der Zukunft zusammenzuarbeiten. Es ist nicht britische Art, alte Freundschaften zu opfern, um neuer willen. Wenn wir neue Freundschaften suchen, werden wir das in einer Weise tun, dag wir unsere alten Freundschaften nicht gefährden".

Hoare stellte dann fest, daß England mit Italien eine alte und'wertvolle Freundschaft verbinde, und daß er keinen wärme­ren und aufrichtigeren Wunsch habe, als dag sie sich fortsetze. Was Sowjetrußland anbetreffe, so seien die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu diesem Lande besser als sie jemals waren.

Hinsichtlich Deutschlands erklärte Hoare:lieber unsere Beziehungen zu Deutschland habe ich mich im einzelnen bereits vorher geäußert. Ich brauche hier nur den Erundton des gan­zen zu wiederholen: daß unsere Haltung ein praktischer und verstehender Realismus ist."

Hoare ging dann noch auf die Beziehungen Englands zu Japan und China ein und wies darauf hin, daß England beson­deren Wert auf freundliche Beziehungen zu Japan lege. Er nehme sich jedenfalls die Freiheit und wolle den japanischen Freunden sagen, daß man in England besorgt set wegen gewisser Ereignisse in Nordchina. Er glaube jedoch, daß dieses Kapitel der Besorgnis vor dem Abschluß stehe und daß der englische Wunsch nach möglichst freundlichen Beziehungen in Zukunft sich mehr verwirklichen werde. Bezüglich China erklärte er, daß England durch die Ernennung seines Botschafters gezeigt habe, welchen Wert es auf die Beziehungen zu diesem Lande lege. Zum Schluß ging er auf die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Nordamerika ein, die ausgezeichnet seien.

Hoare schloß mit der Erklärung, daß er wisse, welche große Verantwortlichkeit das britische Reich habe. England beabsich­tige, seine Verpflichtungen innezuhalten, die sich aus den Ver­trägen und aus den Völkerbundssatzungen ergeben und es sei bereit, mit Europa auf der Grundlage einer kollektiven Sicher­heit zusammenzuarbeiten.

Sie Aussprache im Wertzolls

Lloyd George über zweierlei Matz für Deutschland und Italien

London, 11. Juli. In der Unterhausaussprache ergriff als erster Sir Herbert Samuel für die liberale Opposition das Wort. Er erklärte, daß der Luftpakt nicht in den Hinter­grund geraten dürfe. Das deutsch-englische Flottenabkommen habe bei einigen Leuten Besorgnis erregt, weil dieses Abkommen ohne Zutun des Völkerbundes und ohne Befragung anderer Mächte abgeschlossen worden sei. Es wäre vielleicht besser ge­wesen, wenn es in einer provisorischen Form abgeschlossen wor­den wäre, jedoch sei die Regierung zu loben, daß sie sich die Gele­genheit nicht habe entgehen lassen. Es sei an der Zeit, zu er­kennen, daß die Rüstung sbeftimmungen des Ver­sailler Vertrages tot sind und daß die Tatsache, daß sie nicht begraben worden sind, die Luft Europas vergifte.

Zur abessinischen Frage übergehend erklärte Samuel, daß ihn die Methode beunruhige, die Italien anwende. Man dürfe Italien nicht im Zweifel darüber lasten, was für einen Eindruck sein Vorgehen in weiten Kreisen Englands mache. Er hoffe im übrigen, daß die Krise, die den Völkerbund bedrohe, vermieden werden könne.

Für die Arbeiteropposition sprach Attlee, der die Rede Hoares als rückschrittlich bezeichnet«.

Winston Churchill als Vertreter der konservativen Rechten, übte in gewohnter Weise scharfe Kritik an der englischen Außenpolitik. Sie habe in den letzten Wochen gezeigt, wie man die Dinge nicht tun solle. Sie habe den Völkerbund geschwächt, die kollektive Sicherheit verschlechtert, Deutschlands Vertrags­verletzung verziehen (!) und Stresa erschüttert. Ergebe zu, daß das Flottenabkommen nicht notwendigerweise gegen den Vorteil und die Sicherheit anderer verstoße. Aber beklagens­werterweise sei es ein völlig getrenntes Vorgehen gewesen. Das Vertrauen zwischen England und Frankreich sei erschüttert wor­den, das heute infolge der bedauerlichen Unterlegenheit der bri­tischen Luftflotte gegenüber der deutschen notwendiger als je sei (!).

Lloyd George bedauerte, daß England anscheinend nicht wünsche, seine Verpflichtungen auf Grund des Völkerbundes gegenüber Italien anzuwenden. Die Genfer Entschließung vom April, in der wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen gegen einen Vertragsbruch vorgesehen wurden, sei zwar gegen Deutsch­land gerichtet gewesen, aberman kann nicht einen Matzstab für Deutschland anwenoen und einen anderen für Italien". Abes­sinien sei der erste Fall, auf den die Genfer Entschließung an­wendbar wäre. Er hoffe, daß England an seine Freunde uno Verbündete in Europa und anderswo herantreten werde, um eine wirkungsvolle Intervention herbeizuführen. Die Abessinier seien ein sehr tapferes Volk und ein Feldzug gegen sie sei einsehr ernstes Geschäft^ für Italien.Man kann augen­blicklich nicht wissen, was unserem alten Freund Italien, für den wir die wärmsten Gefühle hegen, passieren mag." Wenn es dem Völkerbund nicht gelinge, die abessintsche Frage zu regeln, dann werde die letzte Spur seines Ansehens verschwinden.

Zur Abrüstungsfrage übergehend sagte Lloyd George, er wolle die U-Bootsfrage nicht berühren, da ein beson­derer Tag zur Erörterung des Flottenabkommens angesetzt sei.

Lloyd George bat dann um die Erlaubnis, einige Bemer­kungen zum Versailler Vertrag zu machen, der wie alle mensch­lichen Erzeugniste voller Mängel gewesen sei. Er sei unter Be­dingungen beispielloser Erbitterung geschrieben worden. Das beste, was man habe tun können, sei die Einfügung von Ma nahmen für eine zukünftige Revision gewesen. Schon damals eine Revision zu versuchen, wäre Wahnsinn gewesen.

Lloyd George sprach dann von dergewaltigen Wehrpflicht- Verordnung" Deutschlands. In sehr kurzer Zeit würden die militärischen Streitkräfte Deutschlands die grüßten in der Welt sein. In Stresa habe man dieeinseitige Vertragsverletzung" Deutschlands scharf zurückgewiesen, aber habe man etwa gehan­delt? Auf die Entschließung von Stresa und Genf habe Hitler U-Voote gebaut. Wo seien die Sanktionen? Der neue Mini­sterpräsident und der neue Außenminister hätten dengrotzen Bertragsbrecher" herzlich eingeladen, einige weitereVertrags­brüche" zu erörtern. Deutschland pfeife auf den Völkerbund. Italien tue dasselbe. Kurz gesagt, der BölkmLnnd sei nur noch ein Schutthaufen.

Amerika im Abessinien-Streit stark besorgt

Eine Warnung an Italien

Washington, 11. Juli. Staatssekretär Hüll berief den ita­lienischen Botschafter zu sich und legte ihm zum ersten Mal seit der Zuspitzung der Krise und insbesondere seit dem Appell des abessinischen Kaisers an Amerika die amerikanischen Bedenken gegen Italiens starre Haltung gegenüber den Be­mühungen des Völkerbundes um die Schlichtung des Streites dar

Gleichzeitig bat der Staatssekretär den Senatsausschuß gebe­ten. die neuen Neutralitätsgesetze, die Amerikas Handelssrei- öen im Falle eines Krieges zwischen dritten Mächten erheblich einschränken würden, einstweilen zurückzustellen. Von amerika­nischer Regierungsseite wird ein gewisses Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, daß die kürzlich an den abessinischen Kaiser gesandte Note rn Rom als Unterstützung des rtalreni- tchen Vorgehens und als völlige Uninteressiertheit Amerikas am Schicksal Abessiniens aufgefaßt worden lei. Deshalb betonte Hüll gegenüber dem italien-scheu Botschafter, daß Amerika wegen der Taktik Italiens stark besorgt sei. Die Note an Abessinien erklärte er weiter, sei ein deutlicher Hin­weis darauf, daß Amerika eine Verletzung des Kel- loggpaktes als Bruch des darin abgegebenen feierlichen Versprechens betrachten würde. So­lange die gegenwärtige Krise weiter bestehe, möchte das Staats­departement aus seine neutralen Rechte. Kriegsmaterial an Kriegsführende zu senden, nicht verzichten, da ein derar­tiger Verzicht angesichts der starken Bewaffnung Italiens als ein weiteres Preisgeben der schutzlosen abessinischen Regierung gedeutet werden könnte.

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Japans Stellungnahme

Tokio, 11. Juli. Im Zusammenhang mit der Zuspitzung der Lage in Ostasrika sind auch Gerüchte über eine angebliche j a p a- nischeStellungnahme zum italiernsch-abessinischen Streit­fall verbreitet worden. Diesen Gerüchten ist nun das Aus­wärtige Amt in Tokio in scharfer Form entgegengetreten. Es sei unrichtig, Satz die abestinische Negierung Wassenhilse von Japan erbeten habe. Japan sei an Abessinien politisch nicht in­teressiert. Es habe an diesem Lande lediglich Wirtschaftsinteres­sen. wie andere Länder auch, und es werde diese Interessen zu wahren wissen.

Keine Einschaltung des Bölkerbundsrats

Mailand. 11. Juli. Immer deutlicher zeichnet sich in der italie­nischen Presse das Verlangen ab. daß der Völkerbund in der italienisch-abessinischen Frage aus dem Spiel gelassen werde. Besonders klar kommt diese Tendenz in einem Artikel der TurinerStampa" zum Ausdruck. Der Abbruch der Arbeiten der Schiedskommission, so heißt es darin, habe den Völkerbund wieder in den Vordergrund gerückt. Man habe von der Ein­berufung einer außerordentlichen Ratstagung, von einem abes­sinischen Schritt in Eens usw. gesprochen. Aber alle kriegerischen Vorschläge zur Mobilmachung derheiligen" Genfer Grundsätze gegen Italien seien wieder verstummt. Niemand wünsche im Innersten seines Herzens, daß es zu einer Ratssitzung kommt, am wenigsten Herr Avenol. Man wisse wirklich nicht, zu welchem Zweck der Rat zusammenberusen werden soll, sofern nicht bis zum 25 Juli die einzige annehmbare Lösung im Kreise des Völkerbundes gereift sein sollte, nämlich Italien die Mission an­zuvertrauen, nach Abessinien Ordnung und Zivilisation zu bringen. Mussolini kenne den Weg, den er zu gehen habe. Ita­liens Standpunkt und seine Verantwortlichkeit seien klipp und klar.

Zwei neue Zwischenfalle in Abessinien

Rom, 11. Juli. DieAgentur Stefanie" meldet, daß am Mor­gen des 6. Juli der italienische Konsul von Harar, der sich im Auto nach Diredaua begab, unterwegs einer Gruppe von abessini­schen Soldaten unter dem Befehl eines Offiziers begegnete, die mit Beschimpfungen und drohender Haltung versuchten, ihn auf­zuhalten. Am Nachmittag erreignete sich in Harar ein neuer Zwischenfall. Ein Askari des königlichen Konsulats, der sich zur Post begab, wurde von einer Gruppe von ungesähr 2V Leuten umzingelt und mit Steinwürfen und Stockschlägen überfallen. Unter den Leuten befanden sich Polizisten und Soldaten in Uni­form. Der italienische Gesandte in Addis Abeba überreichte wegen dieser beiden Zwischenfälle der abessinischen Regierung einen formellen Protest.

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Die Einwohnerschaft einer ganzen Stadt umgekommen

Schanghai. 11. Juli. Die Ueberschwemmungen in der Provinz Honan haben überall große Verluste an Menschenleben zur Folge gehabt. So befürchtet man. oatz allein in der Stadt Penschischien 3000 Menschen in den Fluten umgekommen sind. Tausenden von Einwohnern gelang es noch im letzten Augen­blick, sich auf die Berge zu flüchten. Nur Baumjpitzen und Häu­sergipfel ragen aus dem Master. Die Stadt Hueischin m Nord- Honan steht vollkommen unter Master. Auch vier sind zahlreiche Menschenleben zu beklagen Im Gebiet des Yangtsee-Flustes ha­ben sich zwischen Hankau und Jtschang große Seen gebildet, aus denen einzelne Städte wie Inseln hervorragen. Aus die zum Teil geborstenen Deiche haben sich Scharen von Flüchtlingen ge­rettet, deren Abtransport nach und na cherfolgt. In Pungyanq am Han-Fluß sind 800 Häuser eingestürzt.

Das Master durchbrach in der Nacht die Mauern der niedrig gelegenen Stadl Peucht und überraschte die Bewohner im Schlaf. Innerhalb kurzer Zeit war das ganze Stadtgebiet über­flutet. Nur die Türme der Stadtmauer und einige Telegraphen­pfähle ragen zur Zeit aus dem Master hervor. Bis auf wenige hundert Personen istdiegesamteEinwohnerschaftin der Hochflut umgekommen. Die Verluste an Menschen­leben im Flußgebiet des Pangtse lasten sich zur Zeit noch nicht abschätzen. Man befürchtet, daß das Hochwasser allein in der Umgebung von Jtschang 500 Todesopfer gefordert hat.

Prolrit der Reiltzseegiermig

in Kowno

Berlrn, 11. Juli. Auf Grund seines Beschlußes vom 31. Mal ö. I. hatte der Avpellationsgerichtshof in Kowno am 14 . Juni d. I. auf eine Reihe von Forderungen der Kreditgesellschast Agraria" und desKreditverbandes memelländischer Grund­besitzer" Arrest gelegt und deren Schuldnern gestattet, Einzahlun­gen auf die Konten derAgraria" und des Kreditverbandes bei der Landschaftsbank in Memel zu leisten. Da durch diese Maß­nahme die Interessen reichsdeutscher Gläubiger erheblich beein- trächtigt werden, hat die deutsch« Regierung bei der litauische, Regierung gegen die Anordnung des Appellationsgerichtshose» nachdrücklich Einspruch erhöbe» und verlangt, daß die Rechte der reichsdeutsche» Interessenten wieder hergestellt werden.

Erdbeben M Japan

London, 11. Juli. Nach Meldungen aus Japan wurde der Schisuoka-Vezirk, der 100 Meilen südwestlich von Tokio liegt, am Donnerstag um 17.25 Uhr japanischer Zeit von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Viele Gebäude sind eingestürzt. In der Stadt Schisuoka brach ei» Brand aus, der jedoch durch das sofortige Eingreifen der Feu­erwehren eingedämmt werden konnte. 20 Personen wur­den getötet. Auch in Tokio wurde ein leichtes Erdbeben verspürt, das keinen größeren Schaden anrichtete.

Nach weiteren Meldungen hat das Erdbeben in Schisuoka 23 Todesopfer gefordert. 53 Personen wurden verletzt. Rund 5 0 Häuser sind einge stürzt. In dem benachbarten Ort Schimisu wurde eine Person getötet. Die Zahl der Verletzte» beträgt dort 5. Die Bahnverbindung nach Osaka ist unterbrochen.

Ltzllw-Sritktnrkonserrvz in Gefahr

Neue Meinungsverschiedenheiten

Buenos Aires, 11. Juli. Die in Buenos Aires tagende Lhaco- Friedenskonferenz ist auf ernste Schwierigkeiten gestoßen. Eegeu- wärtlg werden keine Sitzungen abgehalten. Der bolivia­nische Delegierte. Dr. Diez de Medina, nahm in äußerst scharfer Form zu der Rede des paraguayanischen Außenministers Stellung, der erklärt hatte, daß Paraguay der Sieger im Lhaco-Krieg gewesen sei. Die augenblickliche Lage der Frie­denskonferenz soll nach dem Urteil politischer Kreise wenig befrie­digend sein. Tatsächlich sei außer der Einstellung der Feindselig­keiten bisher so gut wie nichts erreicht worden Dir starken Meinungsverschiedenheiten zwischen Boli­vien und Paraguay bestünden weiter fort. Eine endgültige Bereinigung der Chaco-Frage habe noch große Schwierigkeile» zu überwinden und werde noch rnel Zeit erfordern.

Eine englische Warnung an de Balera

London, 11 . Juli. Dominienminister Thomas gab vor Schluß der Unterhausaussprache am Mittwoch eine bemerkenswerte Erklärung über die englisch-irischen Beziehungen ab. in der er u. a. sagte:Wir werden es nicht zulas ien. daß Slldir« land aus dem britischen S t a a t s o e r b a n d aus» tritt und wir werden alle in unserer Macht stehenden Schritt« tun. um das zu verhindern, de Valero hatte vor einiger Zeit ge­fordert, daß ein aus Ausländern zusammengesetztes Schiedsge­richt über die Beziehungen Irlands zum britischen Weltreich entscheiden solle.

Spaltung -er Bewegung der Seuerkreuzler

Paris, 11. Juli. Die Spaltung in der Bewegung der Feuer- kreuzler, von der schon in der Morgenpresse die Rede war. scheint sich zu bestätigen. Paris Midi meldet, daß sich fünf führende Persönlichkeiten des VerbandesNationale Freiwillige" mit ihren Anhängern von Oberst de la Rocque getrennt haben. Die genaue Zahl der Abgesplitterten ist noch nicht bekannt. Dir Mei­nungsverschiedenheiten, die nicht zu überbrücken waren, sind po­litischer und sozialer Natur. Die jungen Führer der nationale» Freiwilligen (nicht Frontkämpfer) sind nicht zufrieden mit der Haltung, die Oberst de la Rocque gegenüber der Regierung etir- nimmt. Sie werfen ihm insbesondere vor. daß er nicht genü­gend gegen dr« Regierung vorstoße. Die soziale» Meinungsverschiedenheiten beziehen sich darauf daß der Führer der Feucrkreuzler den Linksstehenden nicht genügend entaegen- komme. Die nationalen Freiwilligen wünschten ven Versuch ei­ner weitgehenden Annäherung der jungen Kräfte aller Parteien zu machen. Als Oberst de la Rocque den Widerstand seiner jun­gen Mitarbeiter zu fühlen begann, schlug er ihnen vor. ihre Ge­dankengänge über wirtschaftliche Probleme in einer Schrift niederzulegen. Die nationalen Freiwilligen arbeiteten darauf einen Plan aus. Nachdem Oberst de la Rocque ihn gelesen hatte, weigerte er sich jedoch, diesen Plan in dem Blatt der Bewegung zu veröffentlichen. Daraufhin haben fünf der Führer der natio­nalen Freiwilligen eine weitere Zusammenarbeit mit Oberst de la Rocque abgelehnt. Oberst de la Rocque erklärte auf Befragen, daß es sich bei den betreffenden nationalen Freiwilligen nicht um .Zührer" handele. Sie gehörten nicht dem Direktorium der Be­legung der Feuerkreuzler an.

Eine Halde Million ergaunert

Berlin, 11. Juli. Nach eingehenden Ermittlungen konnte ei» Heiratsschwindler sestgenommen werden, der seit dem Jahre 1925 durch Betrugsmanöver zahllose Frauen um viele Tau­sende von Mark geschädigt hat. Es handelt sich um den 56jäh- rigen Edwin Rosenberg, der sich unter dem Namen Neruda auch als Musikkritiker zu betätigen versucht hat. Die von ihm im Laufe der Zeit erschwindelten Beträge werden von dem Gauner selbst auf etwa eine halbe Million Mark geschätzt. Ls ist aber anzunehmen, daß diese Summe noch weit höher set» dürfte. Oft gelang es ihm. durch sein geschichles Auftreten, schon am 1. Tage seine Opfer zur Hsrgabe größerer Geldbeträge zu bewegen, denen er vortäuschte, mit diesem Gelde durch sichere Börsenspekulationen Gewinne bis zu 50 Prozent erzielen zu kön­nen. RÄenberg führte ein Schlemmerleben und gab das Geld mit vollen Händen aus. Durch seine Ueberredungskunst ver­hinderte er sogar, daß die von ihm geschädigten Frauen zeige erstatteten.