Donnrll, daß er von der Negierung genaue Ziffern über die Anwerbung von Iren nicht habe erhalten tonnen Aus Mitteilungen des Lord Middleton gehe hervor, daß die Gesamtzahl aller Freiwilligen aus Irland seit Beginn des Krieges 54000 betrage. Zieht man h'crvon die Ulsterleute ab, deren Zahl auf 17 000 - 25 000 airgegeben wird, so beträgt die Zahl der Irländer beim Heere nur 30 000. was ein Fehlschlagen der Rekrutenwerbung in Irland be­deutet und zrrgleich die Unwahrhaftigkeit der engli­schen Prahlerei darlegt.

Die Verfolgung der Deutschen in Rußland.

Wien. 22. Jan. Die KorrespondenzRund­schau" meldet aus Stockholm: Der Gouverneur von Zetaterinoslaw, Kolobow, hat folgende Verordnung erlassen:Die Ansammlung von mehr als zwei er­wachsenen Deutschen männlichen Geschlechts, sei es in deren Wohnungen, sei es außerhalb, ist selbst für den Fall untersagt, datz die betreffenden Per­sonen russische Untertanen wären. Außerhalb der Wohnungen ist es nicht gestattet, deutsch zu sprechen. Ls ist verboten, Geschäfts- und Türtafeln sowie Vi­sitenkarten in deutscher Sprache zu benutzen und Briefe in dieser Sprache abzusenden. Den Drucke­reien ist untersagt, Zeitungen, Broschüren, Bücher. Inserate, Plakate und Vifitkarten in deutscher Sprache herzustellen. Das Uebertreten dieser Ver­ordnung wird mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu drei Monaten bezw. mit Geldstrafen bis zu 3000 Rubeln geahndet. In besonders wichtigen Fällen kann auch Verbannung in die entferntesten Gegen­den des Reiches verfügt werden."

Die Neutralen und der Krieg.

Portugal.

(W.T.B.) London, 21. Jan. DerManchester Guardian" von vorgestern berichtet: Die portugie­sische Kammer hat einen Kredit von 7,2 Millionen Francs zur Anschaffung von Kriegsmaterial be­willigt. Der Kriegsminister sagte, die Republik werde sich in den europäischen Konflikt nicht einmi- schen können, wenn sie nicht mehr Kriegsmaterial nnschaffe und ihre Truppen gründlich ausbilde. Meh­rere Lissabons Blätter eröffneten Sammlungen warmer Kleidungsstücke für die Soldaten. Die Re­solution, die Bernardino Machado im Senat bean­tragt hat und die mit Stimmenmehrheit angenom­men worden ist, lautet: Bei Beginn des neuen Jahres ivünscht der Senat, der portugiesischen Armee und Flotte sein volles Vertrauen auf den endgültigen Erfolg des Feldzuges auszusprechen, zu dem sie sich in diesem historischen Augenblick einschiffen zur Ver­teidigung der Rechte und der höchsten Interessen der Ratton. Mit derselben Hoffnung, voll Erwartung, wünschen wir mit diesem Ausdruck unser Vertrauen, unsere aufrichtigsten und herzlichsten Wünsche für den gerechten Sieg unseres untrennbaren Bundes­genossen, Englands zu verbinden.

(W.T.B.) Lissabon. 21. Jan. Ein neues Trup­penkontingent ist gestern nach Angola zur Verstär­kung der dortigen Truppen abgegangen.

Spanien bleibt neutral.

Berlin. 22. Jan. Aus Madrid meldet derBer­liner Lokalanzeiger": Das spanische Kabinett hat in der Kammer einen großen Erfolg davongetragen. Zur Bekräftigung der grundsätzlichen Neutralität Spaniens hat die Kammer mit überwiegender gro­ßer Mehrheit dem Ministerpräsidenten Dato ihr Vertrauen ausgedrückt. Sogar die Republikaner und Carliften schlossen sich der Beglückwünschung des Mi­nisterpräsidenten an. Die zum Anschluß an den Dreiverband drängenden Kreise haben also eine glatte Niederlage erlitten.

Aus Italien.

Mailand, 21. Jan. Der Polizeidirektor von Genua wurde seines Amtes entsetzt, weil die Polizei am vergangenen Sonntag nicht verhinderte, daß nach einem Vortrag des französischen Sozialisten Sorgue eine feindliche Kundgebung vor dem deut­schen Konsulat stattfand, wobei das Konsulatsschild beschädigt wurde.

Deutschland im Kriege.

Wechsel im Kriegsministerium.

Berlin, 21. Jan. DieNordd. Allg. Zig." mel­det: Kriegsminister und Chef des Generalstabs des Feldheeres von Falkenhayn wurde unter Beförde­rung zum General der Infanterie auf sein Ansuchen

von der Stellung als Kriegsminister enthoben. Ge­neralmajor Wild von Hohenborn ist unter Beförde­rung zum Generalleutnant zum Staats- und Kriegs-

minister ernannt worden.

Generalmajor Wild von Hohenborn verbleibt aus allerhöchsten Befehl im Großen Hauptquartier. Die Leitung der Heeresverwaltmrg im Heimatgebiet nimmt auch weiterhin Generalleutnant von Wan­del wahr. Als General von Falkenhayn mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Chefs des General­stabs des Feldheeres an Stelle des erkrankten Ge­neralobersten von Moltke betraut wurde, harrten noch wichtige, im Verlaufe der Kriegszeit ausge­suchte Fragen organisatorischer und technischer Art der Klärung. Ein Wechsel in der Besetzung der Stelle des Krieg Ministers im Großen Hauptquartier war daher damals noch nicht angängig. Ein solcher ist heute unbedenklich geworden. Es ist deshalb ge­trennte Besetzung der beiden Stellen erfolgt. Sein Nachfolger als Kriegsminister, Generalleutnant Wild von Hohenborn, gehörte dem Kriegsministerium als Direktor des allgemeinen Kriegsdepartements an. Im Felde befand er sich zuerst als Kommandeur der 30. Division und dann vom 27. Nov. 1914 ab als Generalquartiermeister.

Jeder Kriegsdauer gewachsen!

Bonn, 21. Jan. Reichsbankpräsident Haven- stein, der kürzlich von der philosophischen Fakultät der Bonner Universität wegen seiner Verdienste um die finanzielle Kriegsbereitschaft des Reiches zum Ehrendoktor ernannt worden ist, sandte an die Uni­versität ein Dankschreiben, das u. a. folgende beach­tenswerte Worte enthält:Heute hoffe ich nicht bloß, sondern ich weiß, datz wir auch auf finanziellem und wirschaftlichem Gebiet dieses ungeheure Ringen durchhalten können und werden und jedem Anspruch und jeder Dauer des Krieges gewachsen sind."

Die Versorgung der Kriegsinvalideu.

München, 21. Jan. Der Versorgung der Kriegs­invaliden hat sich die bayerische Heeresverwaltung mit dankenswertem Verständnis angenommen, indem sie, wie halbamtlich mitgeteilt wird, wegen der vielfach unzureichenden gesetzlichen Rentenversorgung die Fürsorge für die Erwerbsfähigkeit der Invaliden und für ihre Erwerbsbeschaffuna ins Auge faßt, um die verwundeten Krieger ihrer Heimat und unserem Wirtschaftsleben möglichst zu erhalten Die Heeres­verwaltung hat Vorsorge getroffen, daß die Lozarett- behandlnng möglichst auch auf die Wiedererlangung der Erwerbstauglichkett erstreckt wird. Die Vor­arbeiten über die weitere Fürsorge, namentlich für das Anlernen und Umlernen im alten oder zu neuem Berufe, dann für entsprechende Berufsberatung und Arbeitsbeschaffung sind im Staatsministerium des Innern in die Wege geleitet und werden dem­nächst unter Zusammenfassung der beteiligten Kreise zu Ende geführt werden.

An die Heuchler überm Kanal!

(W.T.B.) Berlin. 21. Jan. Nach den bisheri­gen Vorgängen kann es nicht wundernehmen, daß Regierung und Presse Englands den Angriff unserer Luftschiffe auf die englische Küste nicht unbenutzt vorübergehen lassen würden, um in schwersten Be­schuldigungen gegen die deutsche Kriegführung sich zu ergehen und sie der Barbarei zu bezichtigen. Der ganzen Welt wird dies verkündet, in zahreichen Funksprüchen über den L^ean geschickt und in die entferntesten Teile der Erde gekabelt. Was ist an alledem daran? Nichts weiter, als daß unsere Luft­schiffe, um zum Angriff auf Len befestigten Platz Great Parmouth zu gelangen, andere Plätze über­flogen haben, aus denen sie nachgewiesenermaßen beschossen worden sind, und deren Angriffe sie durch Abwerfen von Bomben erwidert haben. Dies ge­schah bei Nacht und bei nebligem, regnerischem Wet­ter. Hat diese Nation, deren Flugzeuge am Hellen Tage über der offenen Stadt Freiburg i. Br. Bom­ben abwarfen, deren Schiffe wiederholt offene Städte wie Daressalem, Viktoria (Kamerun), Swakop- mund beschossen, ein Recht, den Entrüsteten zu spie­le«? Die Nation, die kein Mittel scheut, um, unge­achtet völkerrechtlicher Auffassungen und Neutrali- tätsbestimmungen, ihre Absichten durchzuführen? Der Luftangriff ist ein anerkanntes Mittel moder­ner Kriegführung, sofern es sich innerhalb der allge­mein völkerrechtlichen Grundsätze hält. Unsere Luft­schiffe haben sich innerhalb dieser Grenzen gehalten. Die deutsche Nation ist durch Großbritannien ge­zwungen worden, um ihr Leben zu kämpfen. Sie kann nicht gezwungen werden, auf irgend ein Mittel legitimer Selbstverteidigung zu verzichten und wird auch nicht darauf verzichten, im Vertrauen auf ihr gutes Recht.

Die deutsche Sozialdemokratie im Kriege.

Dresden, 21. Jan. Gegen voreilige Friedens­bestrebungen wendet sich heute der sozialdemokra­tische Abgeordnete Schöpflin in derChemnitzer

Volksftimme". Er führt aus:Die Erklärung der Fraktion vom 14. Ang. 1914 stellt weder dem Sinne noch dem Wortlaut nach die Bttüngnng. daß Frieden ! geschloffen werden soll, sondern mit vollem Vorbe­dacht ist der Ausdruck gewählt worden,sobald das Ziel der Sicherung erreicht ist". Das Ziel der Siche­rung muß daran lassen die Aeuherungen amt­licher französischer, englischer und russischer Stellen keinen Zweifel übrig dock) ein anderes sein als lediglich ein wirksamer Grenzschutz, der leider in diesem Kriege nicht gleichbedeutend ist mit der Si­cherung des Reiches und erst recht nicht einen ge­sicherten Frieden bedingt. Käme jetzt ein notdürf­tiger und mühsam zusammengeleimter Friede zu­stande, so würde dieser Frieden das Wettrüsten aufs Neue enorm steigern und die Kriegsgefahr zu einer derart akuten gestalten, daß Produktion und Handel bis zur abermaligen kriegerischen Entladung sich nicht entfalten könnten. Die Situation, in der sich Deutschland befindet, und die Interessen des deut­schen Volkes verbieten es geradezu, daß die deutsche Sozialdemokratie jetzt durch Aktionen im Laude auf die Regierung einen Druck im Sinne eines schnellen Friedensschlusses ausübt. Solche Aktionen und Ver­suche würden in den Ländern des Dreiverbandes und darüber hinaus dazu mißbraucht werden, um den Glauben zu erwecken, Deutschland sei am Ende seiner Kraft und Widerstandsfähigkeit angelanqt, zumal da leider gerade die Parteipresse des Auslandes systematisch und geflissentlich die deutsche Sozial­demokratie als dem Militarismus und Imperialis­mus blind ergeben verdächtigt hat. Die Wirkung -er Friedensakttonen wäre nur die, daß die Kam­pfeslust in den Ländern des Dreiverbandes aufs Neue entflammt, der mörderische Kampf nutzlos verlängert würde und Zehnlausende Opfer mehr auf dem Schlachtfelde verbluten müßten."

v. Dollmar über Sozialdemokratie «. Krieg.

Kopenhagen. 20. Jan. Die KopenhagenerNa­tional Tidende" hat den deutschen Reichstagsabge­ordneten Georg v. Vollmar, den Führer der baye­rischen Sozialdemokratie, wie wir in derDeuts^n Tageszeitung" lesen, nach der Stellung seiner Par­tei zum Kriege befragt und darauf folgende Ant­wort erhalten:Sie wünschen, daß ich Ihnen mit­teile, welche Stellung der deutsche Arbeiterstand zu dem heutigen Kriege einnimmt? Um diese Frage zu beantworten, bedarf es nicht vieler Worte. Es ist wohl bekannt, welches Ziel die politische und wirtschaftliche Vertretung der Arbeiterschaft und die sozialdemokratische Pattei, sowie die freien Gewerk­schaften anstreben und welche Kämpfe sie nun viele Jahre hindurch mit den Regierungen und herrschen­den Klaffen geführt haben. Jetzt aber, wo Deutsch­land von außen bedroht ist, muffen die inneren Ab­rechnungen zurückgestellt und auf einen günstigeren Zeitpunkt vertagt werden. Augenblicklich ist das deutsch« Volk in seiner Gesamtheit nur von einem einzigen und unbezwingbaren Willen beseelt, näm­lich dem, das Vaterland zu verteidigen, seine Unab­hängigkeit und seine Kultur gegen die Feinde rings umher zu schützen und nicht zu ruhen, bis diese be­siegt sind. Es gibt keinen Deutschen, der nicht die großen Opfer, die von ihm gefordert werden, brin­gen wollte, um dieses Ziel zu erreichen. Wenn man hieran im Auslande zweifeln wollte, so wiirde man enttäuscht werden.

^ ^ Aus Stadt und Land.

^ Cal», den 22. Januar ISIS.

** Das Landsturmbataillon Cal«, das gegen­wärtig seinen Standort in Gent in Belgien hat, zählt unter feinen Mannschaften viele hervorragend musikalische Kräfte. In Mühlacker und auch schon in Gent haben diese Musikfreunde einige Konzert« veranstaltet, die großen Avklang bei der Mannschaft und bei den Führern des Bataillons fanden. Das Bataillon will nun auch fernerhin die Musik pflegen und eine eigene Militärkapelle ins Lebe« rufen. Zu diesem Zweck erhielten zwei Angehörige des Bataillons, Vizefeldwebel Badbefitzer Höfer in Liebenzell und Unteroffizier Konzerlsänger Fritz Haas bier, den Auftrag, in Stuttgart die notwendi­gen Instrumente und Noten zu beschaffen. Die Kapelle soll am Geburtstag des Königs zum ersten Male spielen. So sehen wir mit Freuden, daß auch das rauhe Kriegshandwerk durch Musik die edleren Gefühle des Menschen erhalten und beleben kann.

Kriegsauszeichnung.

Musketier Friedrich Wurster von Würzbach, Inhaber des Eisernen Kreuzes, hat das bayerische Mitttär-Verdienstkreuz 2. Kl. mit Schwertern er­halten und ist zum Unteroffizier befördert worden.

Keine Feldpakete in diesem Monat.

Eine Annahme von Feldpaketen findet in tiefem Monat nicht stattt.