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Verfügung des Ministeriums des Innern, betreffend das polizeiliche Meldewesen.

Vom 17. Dez. 1914.

Für die Dauer des Kriegs wird § 2 der Meldepolizei, ordnung vom 20. Dez. 1913 (Reg.Bl. S. 358) dahin abge> ändert, daß die Anmeldung der Angehörigen feindlicher Staaten sofort, jedenfalls spätestens binnen 24 Stunden zu erfolgen hat. Wirte und andere Personen, die gewerbs- mäßig Gäste beherbergen, haben während der Kriegsdauer die Verzeichnisse über die bei ihnen übernachtenden Personen oder Auszüge aus diesen Verzeichnissen (zu vergl. ß 4 der Meldepoltzeiordnung) täglich der Ortspolizeibehörde vorzu- legen, sofern sich Angehörige feindlicher Staaten unter den beherbergten Personen befinden. Die Ortspolizeibehörde hat Abschrift der betr. Anmeldungen und Auszüge aus den er­wähnten Verzeichnissen jeweils alsbald dem Oberamt vorzulegen.

Stuttgart. 17. Dez. 1914.

Fleischhauer.

Die Ortspolizeibehörde»

haben vorstehende Dersügung alsbald zur Kenntnis der be­teiligten Kreise zu bringen und die Durchführung der erlassenen Vorschriften scharf zu überwachen.

Calw, den 15. Januar 1915.

K. Oberamt: Binder.

K. Oberamt Calw.

Auf die imStaatsanzeiger" Nr. 10 erschienene Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern vom 13. d. Mts.,

betreffend die Beschlagnahme der Häute von Großvieh,

werden die Interessenten hiemit hingewiesen.

DerStaatsanzeiger" kann bei den Herren Ortsvorstehern ekngesehen werden.

Den 15. Januar 1915.

Regierungsrat: Binder.

Gehalt. In obigen Hotels finden abwechselnd präch- s tige, teilweise in Bachanalien ausartende Tanzfeste, statt. Die Offiziersdamen haben alle Autos und son­stigen Fahrgelegenheiten der im Auslande befind­lichen ägyptischen Prinzen und Prinzessinnen requi­riert und machen in ihnen zum Aerger der Bevöl­kerung Staat.

Gin französisches Unterseeboot vernichtet.

Konstantinopel, 15. Jan. Das Hauptquartier teil mit: Das französische UnterseebootSapphir" versuchte, sich dem Eingang der Dardanellenstraße zu nähern, wurde aber sofort durch unsere Artillerie zvm Sinken gebracht. Ein Teil der Besatzung konnte gerettet werden.

Die Besetzung von Täbris.

Berlin, 16. 2an. Die Besetzung von Täbris wird in Konstantinopel nicht nur als militärischer Erfolg gefeiert, sondern auch als die Befreiung von 3 Millionen Stammesgenossen in einer überwiegend türkischen Provinz von russischem Joch.

Das Erdbeben in Italien.

Mehr als 2V OVO Menschen getötet.

(W.T.B.) Rom. 15. Jan. DerMessagero" schreibt: Nach den Berechnungen glaubt man, dag 11 WO Menschen in Avezzano begraben sind. In Cappadocia sind alle Häuser unbewohnbar. Die Kirche ist eingestürzt: die Bevölkerung lagert im Freien auf dem Schnee. In Castello Fiume sind^iast alle Häuser eingestürzt. Man hat bis jetzt 20 Tote hervorgezogen, befürchtet aber, Latz weitere sich unter den Trümmern befinden. Von Alba Fucense ist nichts übergeblieben. Es scheint, daß niemand ge­rettet worden ist. Die Hälfte von Scurcola Marsi- cana ist eingestiirzt. Hunderte von Toten liegen un­ter den Trümmern. Von mehr als 900 Einwohnern sind etwa 130 dem Tote entgangen. Halb Magliano di Marfi ist zerstört. Die Zahl der Toten dürste dort 1300 betragen. Cese ist vollständig zerstört. Von 3500 Einwohnern sind nur 30 heil geblieben. Castel Marfi ist vollständig eingestürzt. 1300 Opfer sind unter den Trümmern. San Benedetto ist ebenfalls zerstört. 3000 Menschen, fast die ganze Bevölkerung des Ortes, sind begraben. Ebenso sind Ortucchio und Chica del Mersia zerstört, in denen 2400 bezw. 3500 Bewohner lebten. Pescina ist zu Dreivierteln zer­stört. Die Toten werden auf 4000 geschätzt. Das ist die Hälfte der Bevölkerung.

(W.T.B.) Rom, 16. Jan. Wie demEiornale d'Jtalia" aus Pescina gemeldet wird, ist dort die Zahl der Opfer ganz besonders groß. Von den 6000 Einwohnern des Ortes find nur 1500 am Leben ge­blieben. DieTribuna" meldet, daß auf dem Friedhof von Sora Erdspalten von einigen Metern Länge entstanden sind, aus denen Schwefeldampf und heißes schwefelhaltiges Wasser quellen. Nach

Bekanntmachung vom 14. Jan. 1816.

Für den Bereich des Armeekorps ordne ich hiemit fol- gendes an:

1. Sämtlichen Fabrikanten und Händlern ist die Beräutzerung der bei ihnen lagernden eigenen und fremden Bestände sowie der eigenen bei Spediteuren und in Lager­häusern lagernden Bestände an wollenen, wollgemischteu, halbwollenen und baumwollenen Decken, sowie an Filz- decken soweit nicht die Stücke nachweislich zur Aus­führung eines unmittelbaren Auftrags einer Herres- oder Marinrdienststette bestimmt sind bis auf weiteres verboten.

2. Die Fabrikanten und Händler haben dem stellv. Generalkommando binnen 3 Tagen nach Erlaß dieser An­ordnung eine Ausstellung dieser Bestände einzureichen, soweit es sich um mindestens 50 Stück insgesamt handelt. Die Bestände haben vorläufig in den Lagerräumen zu verbleiben, in denen sie sich zur Zeit befinden.

Der stellv. Kommand. General d. 13. (K. Willst.) Armeekorps: v. Marchtaler.

Auf vorstehende Bekanntmachung werden die Beteiligten zur Nachachtung hiemit hingewiesen.

Calw, den 15. Januar 1915.

K. Oberamt: Binder.

Die Ortspolizeibehörden

haben zufolge Auftrags des K. Ministeriums des Innern vom 13. d. Mts.,

betr die Polizeistunde

die vom K. stellv. Generalkommando erlassene Ver­fügung,

wonach von heute an dem Gebot der Polizei­stunde auch die Räume geschlossener Gesell­schaften unterliegen,

alsbald in ortsüblicher Weise bekannt zu machen und durchzuführen.

(Zu vergl. Staats-Anzeiger Nr. 10, S. 84.) Calw, den 15. Jan. 1916.

K. Oberamt: Binder.

einer Blärtermeldung ist übrigens die Zahl der Op­fer der Katastrophe in Sora nicht so groß, wie man erst befürchtete. Vo den 17 000 Einwohnern dieser Stadt sind nur etwa 300 noch unter den Trümmern begraben. Bisher sind 60 Leichen geborgen worden.

Das zerstörte Avezzano.

Avezzano, 14. Jan. (W.V. Nichtamtlich.) Mit den Truppen sind viele Militärärzte hier angelangt und haben zwei Feldlazarette aufgeschlagen. Das Nettungswerk verursacht große Schwierigkeiten in­folge der starken Zerstörung der Häuser, welche viel­fach nur Schutthaufen sind. Unter den Trümmern des Mädchengymnasiums sind 150 Schülerinnen be­graben worden, von denen durch die hingebende Ar­beit der Feuerwehr bisher nur eine lebend und zwei als Leichen geborgen worden sind. Die Straßen sind völlig verschüttet, nur der Hcruptvlatz ist freigeblie­ben. Das Nettungswerk wird während der Nacht bei Fackelschein fortgesetzt.

Avezzano, 16. Jan. Von den Orten des hiesigen Bezirks sind Paterno und Capelle vollständig zer­stört. In elfterem Orte schätzt man die Zahl der To­ten auf 1000 unter 1800 Einwohnern. Sampelino liegt beinahe ganz in Trümmern. Von 1600 Ein­wohnern sind schätzungsweise 600 tot.

Deutschland im Kriege.

Ein Wechsel Kn Reichsschatzamt.

(W.T.B.) Berlin. 16. Jan. (Amtlich.) Wie dieNordd. Allg. Zeitung" von unterrichteter Seite erfährt, steht binnen kurzem eine Aenderung in der Besetzung des Reichsschatzamtes bevor. Der Staats­sekretär Kühn leidet schon seit längerer Zeit an einer fortschreitenden gichtigen Erkrankung, die ihm mehr und mehr auch in der Ausübung seiner amtlichen Tätigkeit hinderlich wird und ihm den Gedanken an einen Rücktritt nahe legte. Als Nachfolger ist der Direktor der Deutschen Bant, Wirklicher Legations­rat Professor Dr. Helfferich» in Aussicht genommen. Wahrscheinlich wird seine Ernennung zum Staats­sekretär so zeitig erfolgen, daß er bereits den Reichs­haushaltsetat für 1915, der, wie bekannt, einen we­sentlich formellen Charakter tragen wird, im Bun­desrat und Reichstag einbringen kann. Zu dem Wechsel in der Leitung des Reichsschatzamts sagt das Berliner Tageblat": Durch Schriften Handels- und kolonialpolitischer Natur, sowie durch ein großes Werk über das Geld, hat der Nachfolger des Staats­sekretärs Kühn seine Begabung für die Praxis und für die Theorie gezeigt. Erst vor kurzem ist Dr. Helf­ferich auch als Sachverständiger zur Regelung der wirtschaftlichen Verhältnisse in dem besetzten Bel­gien beim Generalgouvernement Brüssel tätig ge­wesen. In seiner Stellung als Direktor der Deut­schen Bank erwarb er sich in kurzer Zeit den Ruf eines der führenden Köpfe im Generalstab der deut­schen Finanz- und Volkswirtschaft.

K. Oberamt Cal«.

Die Herren Ortsvorsteher

wollen die bereits in Kraft getretenen bundesrätlichen Verord­nungen vom 5. Mts., betreffend

1., das Auswahlen von Brotgetreide,

2., Das Verfüttern von Brotgetreide, Mehl u. Brot, 3, Die Bereitung von Backwaren,

in ortsüblicher Weise zur Kenntnis der beteiligten Kreise bringen nnd für die pünktliche Durchführung dieser Vor­schriften besorgt sein. Zu vergl. Reichs-Ges. Blatt Nr. 2, Seite 311 und Staats-Anzeiger vom 13. ds. Mts., Nr. 9.

Bemerkt wird, daß ministerielle Dollzugsbestimmungen obengenannten B etreffs voraussichtlich in nächster Woche er- gehen werden.

Den 16. Januar 1915.

Reg.-Rat Binder.

Die Herren Ortsvorsteher

wollen die im Relchs-Ges.-Blalt Nr. 2. Sette 12 und 13 erschienene bundesrätliche Verordnung vom 5. d. Mis..

betr. Höchstpreise für Kleie, in ortsüblicher Weise veröffentlichen und für pünktliche Durch­führung der getroffenen Bestimmungen Sorge tragen.

Talw» den 15. Januar 1915.

K. Oberamt: Binder.

Die Maul- «nd Klauenseuche

ist ausgebrochen 1) in Höfingen OA. Leonberg. 2) in Ehningen OA. Böblingen.

In dem 15 Km Umkreis um diesen Ort fallen die Gemeinden Simmozheim, Ostelsheim. Althengsteit, Stamm­heim, Gechingen, Dachtel, Deckenpsronn; hier ist verboten:

1) Die Abhaltung von Märkten,

2) der Hausierhandel mit Klauenvieh, auch das Aus­suchen von Bestallungen durch Händler.

3) das Weggeben von nicht ausreichend erhitzter Milch aus Sammelmolkereien.

Calw, den 15. Januar 1915.

K. Oberamt. Amtmann Rippmann.

Die Kriegsgefangenen in Deutschland.

(W.T.B.) Berlin. 15. Jan. (Amtlich.) Die Presse des feindlichen Auslands behauptet, die Kriegsgefangenen in Deutschland würden schlecht be­handelt, im Gegensatz zu der Behandlung der Kriegs­gefangenen durch unsere Gegner. Eine durch Havas verbreitete Note des französischen Kriegsministeri­ums äußert sich in gleichem Sinn. Andererseits herrscht in Deutschland vielfach die Ansicht, die feind­lichen Kriegsgefangenen werden verwöhnt. Beides ist falsch. Die Kriegsgefangenen werden in Deutsch­land nach dem Völkerrecht und nach den Vorschriften, die diesem entsprechen, behandelt, nicht besser und nicht schlechter. So wird es auch weiter gehalten werden.

Feuer in einem Artilleriedepot.

Berlin, 15. Jan. In Brandenburg an der Havel brach gestern nachmittag in einem Arbeilsschuppen des Artilleriedepots aus bisher unaufgeklärter Ur­sache ein Feuer aus, das auf seinen Herd beschränkt werden konnte. Infolge einiger während des Feuers erfolgter Explosionen hat eine Anzahl von Arbeitern mehr oder weniger schwere Verletzungen davonge­tragen. Der durch das Feuer verursachte Material­schaden ist nicht bedeutend.

Der deutsche Maschinenbau und der Krieg.

Berlin, 15. Jan. In der Vorstandssitzung des Vereins deutscher Maschinenbauanstalten wurde auf Grund einer Umfrage die Tatsache festgestellt, daß die Kriegszeit auch von diesem Industriezweig vor­aussichtlich ohne allzu nachteilige Folgen überwunden werden wird.

Gin Tagungsverbot.

Berlin, 15. Jan. Die Generalversammlung des Bundes der Landwirte» die Mitte Februar im Zirkus Busch stattfinden sollte, ist vom Oberkom­mando in den Marken verboten worden.

Unsere Feinde und der Krieg.

Tagung der französischen Kammer.

Paris, 15. Jan. (Kammer.) Deschanel bestieg die Präsidententribüne und führte in einer An­sprache aus, Frankreich sei seit Kriegsausbruch eines Herzens und einer Seele. Die Klugheit (!) der De­putierten werde diese moralische Einigkeit mit ihrer Pflicht der Kontrolle in Einklang zu bringen ver­stehen, die in Zukunft energischer als jemals ausge- üüt werden müsse. Hätte das Parlament mehr ge­wagt und mehr gewollt, würde Frankreich heute bes­ser daran sein. Die erste Ausgabe der Kammer sei, die im Felde Stehenden und deren Familien zu unterstützen, Maßnahmen zur Wiederherstellung der verwüsteten Gebiete zu treffen und gemeinsam mit der Nation und der Regierung daran zu arbeiten,