haben den Belagerern schweren Schaden zugefügt. Gefangene rassische Offiziere erzählen davon mit unverhohlener Bewunderung. Ebenso arg sind die Reihen bei Sturmangriffen gelichtet worden. Wie bei der ersten Belagerung, trieben die russischen Offi­ziere die stürmenden Mannschaften an. Viele, die nicht vorrücken wollten, wurden einfach niederge­schossen. Vor den Drahtverhauen lagen nach den er­sten Angriffsversuchen Berge von Leichen. Sie zäh­len nach Tausenden. Deshalb dürften die Russen einen abermaligen Angriff aufgegeben haben. Vor kurzem sind auch Teile der Belagerungsarmee auf die Dunajecfront und nach den Karpathen abgezogen, so datz bis auf weiteres vor Przemysl Ruhe herrschen dürfte. In der Festung herrscht die trefflichste Stim­mung.

Der Islam und der Krieg.

Die Türken erfolgreich.

Koustantinopel. 10.1an. (Verspätet eingetroffen.) Gegenüber den falschen Meldungen der russischen Blätter über türkische Niederlagen veröffentlicht der Seneralstab eine Depesche des Befehlshabers der kaukasischen Armee vom 9. Januar über die mili­tärischen Operationen in den letzten zwei Wochen. Die Depesche berichtet: Auf der Hauptfront haben unsere Truppen dem Feind jenseits unserer Grenze gelegene beherrschende Stellungen entrissen. Die Operationen bei Olty und Ardargan werden durch tiefen Schnee und heftigen Frost aufgehalten. Unsere in Aserbeidschan vorrückenden Abteilungen verfol­gen trotz schlechten Wetters den Feind, der sich zu­rückzieht, nachdem wir Boumi (Urmia) und Kotur besetzt haben. Die Russen behaupten die Divisions- komandeure eines Armeekorps gefangen genommen zu haben. Diese Meldung wird für falsch erklärt. In Wirklichkeit hat eine russische Abteilung in einem russischen Dorf einen Zug von Verwundeten angegriffen, unter dem sich ein schwerverletzter Brigadekommandeur befand. Dieser wurde gefangen genommen und die anderen getötet. In Irak versuchten gestern zwei Bataillone englischer In­fanterie mit zwei Gebirgsschnellfeuergeschützen ein Lager unserer arabischen Parteigänger in der Um­gegend von Kourna zu überraschen. Sie gerieten aber in einen Hinterhalt und verloren 128 Tote und Verwundete. Nach einem Kampfe von zwei Stunden verfolgten die Araber den Feind. Obwohl sie auf kurze Entfernung dem Feuer der Geschütze ausgefetzt waren, hatten sie nur 15 Verwundete.

Dum-D«m.

Konstantinopel, 12. Jan. Laut Berichten des Sanitätsdienstes der Armee und des Roten Halb­mondes, die von Photographien begleitet waren, ist festgestellt worden, datz die Russen Dum-Dum- Kvgeln in den Kämpfen um Datum verwendet haben. Die osmanische Regierung hat bei den Botschaftern der befreundeten Mächte gegen diese unmenschlichen, der Petersburger und Haager Kon­vention widerstreitenden Akte protestiert und die italienische Botschaft, die die russischen Interessen vertritt, gebeten, Russland mitzuteilen, sie werde im Falle einer Wiederholung solcher Geschehnisse mit Repressalien Vorgehen.

Tiflis bedroht.

Kopenhagen, 12. Januar. Wegen massenhafter Abreise der Bewohner von Tiflis hat der russische Gouverneur eine Bekanntmachung veröffentlicht, datz Tiflis keine direkte Gefahr drohe. Die Verstärkung von Tiflis und die Entfernung des Staatseigen­tums aus der Stadt sei nur eine im Krieg übliche Vorsichtsmahregel. Der Gouverneur droht, Per­sonen, die falsche Gerüchte über die Krieglags ver­breiten. mit 3000 Rubel oder mit Gefängnis bis zu 3 Monaten zu bestrafen. (Die Türken machen den Russen also anscheinend iüchiig zu schaffen.)

Die Gärung in Persien.

Aus der Schweiz. 12. Jan. Aus Petersburg wird gemeldet: Eine in Sperrdruck wiedergegebene Depesche des BlattesRutzkoje Slowo" aus Teheran besagt, datz in den Moscheen Versammlungen gegen Rutzland und England stattfinden. Die Bewohner mehrerer persischer Städte seien unter die Waffen getreten.

Unsere Feinde und der Krieg.

Ein englischer Sozialist für den Militarismus.

(W.T.V.) London, 12. Fan. Der sozialistische Abgeordnete Ramsay Macdonald sagte in einer Rede, dieser Krieg liefere ganz unwiderlegliche Gründe zu Gunsten der allgemeinen Wehrpflicht. England stütze sich heute auf Frankreich, das die all­gemeine Wehrpflicht habe. England könne kern

Bündnis mehr erhalten, das zu einem Kriege füh­ren könne und den Verbündeten sagen, sie sollten 6 Monate warten, bis englische Truppen sie in den Schützengräben unterstützen. Die Verbündeten wür­den sich nicht darauf einlassen. Tatsache sei, datz der Militarismus seine theoretischen Verteidiger in Eng­land habe, die nach dem Krieg um so begeisterter sein würden.

Das englische Kominentalheer.

(W.T.B.) Berlin. DerVerl. Lokalanzeiger" meldet aus Zürich: Nach derNeuen Züricher Zei­tung" sollen gegenwärtig nur 200000 Briten in Frankreich in der Front stehen. Ebensoviel sollen aber noch hinter der Front liegen. Man will dies aus der Tatsache schließen, datz genau 400000 Weih­nachtskörbe für die englischen Soldaten über den Ka­nal gebracht wurden. An der französischen Riviera sind heute über 40 000 verwundete Franzosen oder Engländer anwesend, darunter allein 18000 Inder.

Deutschland in englischer Beleuchtung.

London, 12. Jan. DieDaily Mail" hat von einem Spezialkorrespondenten eine Reihe von Ar­tikeln Uder den Zustand in Deutschland veröffentlicht und faßt diese Mitteilungen ihres Korrespondenten in einem Leitartikel zusammen, worin es u. a. heitzt: Das Bild dieses großen Landes ist, datz es einig ist wie niemals vorher und datz es voll Vertrauen ist auf den Sieg, fest entschlossen und gut organisiert zum Siege, ein Land, das mit unerschöpfliche» und uner­hörten Hilfsmitteln an Kriegsmaterial versehen ist, das trotz der schweren Verluste ungebrochen ist, das durch den ökonomischen Druck der britischen Ueber- macht zur See bis auf einzelne Ausnahmen noch nicht gebrochen ist. So mutz man den Zustand in Deutschland auffassen. Nichts weist darauf hin, datz ein Mangel an Lebensmitteln oder an Rohstoffen einträte. Dann aber ist Deutschland beherrscht durch einen verzehrenden Hatz gegen England.

Die irische Frage.

Berliir, 12. Jan. Aus Amsterdam wird derVoss. Zeitung" berichtet: In der Debatte im englischen Oberhause besprach Lord Middleton, der frühere Kriegsminister, auch die irische Frage. Er sagte: Das Nekrntierungsergebnis in Süd- und Westirlaud ist unglaublich. Ich führe es zurück, datz sich die Irlän­der durch gewisse Zeitungen irre leiten (!) ließen, die die englische Armee und Nation angegriffen haben. Wo bleibt der Pressezensor'? Wie war es möglich, datz Sir Roger Casement einen Artikel schreiben konnte, in dem er die Rekrutierung gegen Deutschland, das der irischen Nation nie ein Leid zugefügt habe, verdammte. Oder wie konnteFree- man Journal" ein Manifest veröffentlichen, nach dem der Krieg gegen Deutschland der ärgste Verrat sei, den ein Irländer irgendwie begehen könnte? und die Veröffentlichung des Obersten Warburthon, eines Offiziers a. D., der sagte: Englands größte Gefahr liege in der Abschneiduug der Nahrungsmittelzufuhr, und wenn es Deutschland gelänge, diese Zufuhr ab­zuschneiden, so würde England in drei Monaten aus­gehungert sein. Oder der Fall des Majors Mac Bride, der in einer öffentlichen Versammlung er­klärte, der Irländer, der jetzt für England kämpfe, sei ein arötzerer Verräter, als ein Belgier, der für Deutschland kämpfte. Der edle Lord wollte wissen, warum die Regierung diesen Zuständen nicht ent- gogenträte und wie sich die Regierung unter solchen Umständen die Beschaffung von genügenden Sol­daten denke, um der gewaltigen militärischen Macht Deutschlands entgegenzutreten. Die Anwort der Re­gierung auf diese und andere kitzliche Fragen ist zum großen Aerger derTimes" ausgebliebeu.

Fliegerfurcht in Paris.

(W.T.B.) Paris, 13. Jan. DerTemps" mel­det: Die Bevölkerung von Paris wird binnen kur­zem durch die Presse von Maßnahmen benachrichtigt werden, die für eine eventuelle Verminderung der Straßenbeleuchtung getroffen worden sind, um der Gefahr einer Beschießung durch Zeppeline und Flug­zeuge zu begegnen. Üeber Amsterdam wird ver­schiedenen Blättren aus Paris gemeldet, das ganze Interesse konzentriere sich auf die Flüge deutscher Flieger an die französische Nordküste. In Paris sind gegen neue deutsche Luftangriffe neuerdings mäch­tige Scheinwerfer aufgestellt worden.

Das deutsche Beweismaterial.

Berlin. 13 Jan. DerBerliner Lokalanzeiger" meldet aus Genf: Die Fülle des veröffentlichten deutschen Beweismaterials über die französische Soldateska rief in Paris die peinlichste lleberraschung hervor. Die Pariser Regierung weiß, datz die Deutschen nicht flunkern, wenn sie von beweiskräf­

tigen Zeugnissen sprechen und jeder unbefangenen internationalen Untersuchung mit gutem Gewissen ihr Material vorweisen können.

Tolstois Gedächtnis in Rußland.

Stockholm, 12. Jan. Das Wohnhaus Leo Tol­stois auf seinem Gute Jasnaje Poijana wurde auf geheimnisvolle Weise eingeiijchert» als gerade die Polizei eine Haussuchung abhtelt. Tolstois Witwe war der Teilnahme an revolutionären Umtrieben verdächtigt worden, doch gab die Haussuchung keiner­lei belastende Momente.

Die wahre russische Freiheit.

... (W.T.B.) Paris, 12. Jan. DieHumanite" erfährt aus Odessa, daß der sozialistische Agitator Adamowitsch, sowie 73 seiner Genossen wegen eines Gewerkschaflsblattes, das der Zensur nicht vorge­legt wurde, sich vor dem Odessaer Gericht verantwor­ten mutzten. Adamowitsch wurde zu lebensläng­licher Verbannung nach Sibirien, zwei Genossen zu mehreren Jahren Zwangsarbeit, die übrigen zu mehrjährigen Festungsstrafen verurteilt.

Die Neutralen und der Krieg.

Der Eindruck der englischen Antwortnote.

(W.T.B.) Rotterdam, 13. Jan. DerNieuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus London von heute, datz nach Meldungen aus Washington die New- Porker Blätter betonen, datz die britische Antwort nicht sehr beweiskräftig sei, wenn sie auch Offenheit und Ehrlichkeit anerkennen. Einige Washingtoner Korrespondenten Londoner Blätter warnen nach der Richtung, datz die Möglichkeit weiterer Schwierig­keiten noch nicht aus dem Wege geräumt sei. Die Hearst-Vlätter heben hervor, datz England sich wei­gere, in irgend einem Punkte nachzugeben. Die deutsch-amerikanischen Zeitungen drücken ihre Mei­nung dahin aus, datz Lrey versuche, die Erledigung der Frage durch Wortschwall auf die lange Bank zu schieben.

(W.T.B.) Basel. 12. Jan. (Nicht amtlich.) Zu der englischen Antwortnote bemerkt derBaseler An­zeiger", daß die Note auf eine glatte Ablehnung der amerikanischen Forderungen hinauslaufe. England erkenne zwar das Prinzip, nur zum Schutze feiner nationalen Sicherheit eingreifen zu dürfen, an, sage aber gleichzeitig, datz die Sicherheit es zwinge, alle Waren aufzufangen, von denen der Verdacht bestehe, datz sie für den Feind bestimmt seien u.s.w. Das sei deutlich. Der Passus über Kautschuk komme einer direkten Drohung an die Union gleich. Die weitere Entwicklung der Lage dürfte rasch zu einer vermehr­ten Zuspitzung führen. Selbst der Militärkritiker der Morningpost" sagte: Die Neutralen können ange­sichts der Verlegung des Welthandels nicht uner­schöpfliche Schätze an Geduld bewahren.

(W.T.B.) Haag, 12. Jan. DerNieuwe Cou­rant" kritisiert die englische Antwortnote und findet, datz sie keinen sehr befriedigenden Eindruck macht. Das Blatt weist auf die Unbestimmtheit der Ant­wort namentlich in der Lebensmittelfrage hin. Eng­land wolle kein endgittiges Versprechen geben.

Dom Balkan.

(W.T.B.) Köln. 12. Jan. DieKöln. Zeitung" meldet aus Sofia: Die Auffassung, die Ausdehnung des Krieges auf die Balkanläuder stehe unmittelbar bevor, teilt die hiesige leitende Stelle nicht. Ihre Entschließungen find nach wie vor von den Entschei­dungen aus den großen Kriegsschauplätzen abhängig. Rumänien beabsichtigt gegen Januarende den Trup­penstand zu erhöhen. In Bulgarien sind noch, keine Entscheidungen über die Einberufung der Reserven getroffen.

Ein Protest Bulgariens.

Sofia, 12. Jan. Die bulgarische Regierung hat bei den hiesigen Gesandtschaften Englands und Frankreichs dagegen protestiert, datz englische und französische Kreuzer Schiffe, die nach Dedeagatsch gehen, anhalten und durchsuchen. Der Handel von Dedeagatsch leide darunter in hohem Matze.

Der Dreiverband und Italien.

Mailand, 12. Jan. Das Mailänder BlattPer- jeveranza", dessen Urteil in auswärtigen Angelegen­heiten stets die größte Beachtung gefunden hat. er­klärt, nach einem demTag" von hier zugehenden Berichte, heute an leitender Stelle in Bezug auf die Bemühungen der Entente-Mächte, noch weitere Na­tionen in den Krig hineinzuziehen und Japan zur Entsendung von Truppen nach Europa zu veran­lassen, kurz und bündig: Die Japaner mögen kom­men oder nicht das eine ist sicher: eher können die Russen, Franzosen und Engländer auf die Truppen