Nr. 1.
Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
90. Jahrgang.
»ikLiknangSwekse: Smal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im Oberamt«. -«ßtrk Lalw sör dt« rtnspalrtge Borgiszeil» iü Psg., autzerhald desielden 12 Psg-, pöekiamen 2S Psg. Schluß sür Jnseratannahme 10 Uhr vormittag». Telefon S.
Samstag, den 2. Januar ISIS.
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Elu MerWilhtt Nelljahrserlch mstres Kllisers.
MM Kriegsgefangene
in JenWand. — Ein englisches Linienschiff gesunken.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutsche» offiziellen Meldungen.
(W.T.B.) Grohes Hauptquartier, 31. Dez., vormittags. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Au der Küste ist im allgemeinen Ruhe. Der Feind legte sein Artilleriefeuer auf Westende-Bad, zerstörte einen Teil der Häuser, ohne militärischen Schaden auzurichten. In der von uns gesprengten Alger Anberge Ferme südlich Reims wurde eine ganze ka«zösische Kompagnie vernichtet. Starke franzö- ßlche Angriffe nördlich des Lagers von Chälons wurde« überall abgewiesen. Im westlichen Teil der Ar- gounen gewannen unsere Truppen unter Fortnahme mehrerer hintereinander liegenden Graben und Gefangennahme von über 250 Franzosen erheblich Boden. In der Gegend Flirey nördlich Toul scheiterten französische Angriffsversuche. Im Oberelsah. in der Legend westlich Senilheim brachen sämtliche Angriffe de, Franzosen in unserem Feuer zusammen. Systematisch schossen sie Haus für Haus des von uns besetzten Dorfes Steinbach in Trümmer. Unsere Verluste find aber gering.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Lage in Ostpreußen und Polen nördlich der Weichsel unverändert. Au und östlich Vzura dauern die Kämpfe fort. In der Legend Rawka machte unsere Offensive Fortschritte. Auf dem Ostufer der Piliza Lage unverändert.
Oberste Heeresleitung.
(W.T.B.) Grotzes Hauptquartier. 1. Jan., vormittags. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Bei Nieuport ereignete sich nichts Wesentliches. Bon einer Wiedereinnahme des durch feindliches Artil- teriefeuer vollkommen zusammengeschossenen Gehöfte» Saint Georges wurde mit Rücksicht auf den dort befindlichen Hochwasserstand abgesehen. Oestlich Böthune, südlich des Kanals, entrissen wir den Engländern einen Schützengraben.
I« den Argonnen kamen unsere Angriffe weiter vorwärts. Wieder fielen 400 Gefangene, 6 Maschinengewehre, 4 Minenwerfer und zahlreiche andere Waffen und Munition in unsere Hände.
Ein nordwestlich Saint Mihiel bei Lahaymeix Regendes französisches Lager schossen wir in Brand. Angriffe bei Flirey und westlich Sennheim, die sich gestern wiederholten, wurden sämtlich abgeschlagen.
Oestlicher Kriegsschauplatz: An der ostpreuhi- Lcher» Grenze und in Polen blieb die Lage unver- nndert. Starker Nebel behindert die Operationen.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
Wien, 31. Dez. Amtlich wird bekannt gegeben am 31. Dez. mittags: Gestern entwickelten die Russen in der Bukowina und in den Karpathen eine lebhaftere Tätigkeit. Unsere Truppen halten am Sucza- «afluh, im oberen Gebiet des Lzeremosz, weiter westlich auf den Kammhöhen der Karpathen, dann i« Nagy-Ag-Tale bei Oekörmczö, wo gestern wieder ein Angriff des Feindes unter schweren Verlusten scheiterte, endlich im obersten Gebiet der Latorcza «nd nördlich des Uszokerpasses. Westlich dieses Passe» hat der Gegner, der seine Vorrückung hier einpellte. keinen Karpahtenübergang in Händen.
Im Raume von Gorlice und nordöstlich Zak- kic-yn wurden die gestern und auch in der vergangenen Nacht fortgesetzten heftigen Angriffe der Russen überall abgewiesen. An der Nida herrscht Ruhe.
Der Neujahrserlaß des Kaisers. Au das deutsche Heer uud die deutsche Marlue!
Nach fünfmonatigem schwerem und heihem Ringen treten wir ins neue Jahr. Glänzende Siege sind erfochten, grohe Erfolge errungen. Die deutschen Armeen stehen fast überall in Feindesland. Wiederholte Versuche der Gegner, mit ihren Heersmassen deutschen Boden zu überschwemmen, find gescheitert.
Zn allen Meeren haben sich meine Schiffe mit Ruhm bedeckt. Ihre Besatzungen haben bewiesen, dah sie nicht bloß siegreich zu fechten, sondern, von Uebermacht erdrückt, auch heldenhaft zu sterben vermögen .
Hinter dem Heer und der Flotte steht das deutsche Volk in beispielloser Eintracht bereit, sein Bestes hinzugeben für den heiligen heimischen Herd, den wir gegen frevelhaften Ueberfall verteidigen.
Biel ist im alten Jahre geschehen. Noch aber sind die Feinde nicht niedergerungen. Immer neue Scharen wälzen sich gegen unsere und unserer treuen Verbündeten Heere heran. Doch ihre Zahlen schrek- ken uns nicht. Ob auch die Zeit ernst, die vor uns liegende Aufgabe schwer ist, voll fester Zuversicht dürfen wir in die Zukunft blicken. Nächst Gottes weiser Führung vertraue ich auf die unvergleichliche Tapferkeit der Armee und Marine und weih mich eins mit dem grohen deutschen Volk. Darum unverzagt dem neuen Jahre entgegen, zu neuen Taten, zu neuen Siegen für das geliebte Vaterland!
Grohes Hauptquartier. 31. Dez. 1814.
(Gez.) Wilhelm I, R.
Weiter nordwärts schreitet der Angriff der Verbündeten fort.
Vor Przemysl wurden russische Patrouillen in österreichisch-ungarischen Uniformen festgestellt. Offiziere und Mannschaften des Feindes, die sich dieser unzulässigen Kriegslist bedienen, haben auf die Vergünstigungen der internationalen Gesetze und Gebräuche im Krieg keinen Anspruch.
Die Ruhe auf dem Balkankriegsschauplatz hält an. Oestlich Trebinje zwang unsere Artillerie die Montenegriner nach mehrstündigem Geschützkampf zum Rückzug.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: v. Höfer, Feldmarschalleutnant.
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Die Gesamtzahl der Kriegsgefangenen in Deutschland.
(W.T.B.) Berlin. 31. Dez. (Amtlich.) Die Gesamtzahl der beim Jahresschluh in Deutschland befindlichen und internierten Kriegsgefangenen (keine Zivilgefangenen) beträgt 8131 Offiziere. 577 875 Mann.
In diesen Zahlen ist ein Teil der auf der Verfolgung in Russisch-Polen gemachten, sowie alle noch im Abtransport befindlichen Gefangenen noch nicht enthalten.
Die Gesamtzahl setzt sich folgendermahen zusammen: Franzosen: 3459 Offiziere. 215 SV5 Mann, darunter 7 Generale; Russen: 3575 Offiziere. 308 294 Mann, darunter 18 Generale; Belgier: 612 Offiziere, 36 852 Mann, darunter 3 Generale; Engländer: 492 Offiziere. 18 824 Mann.
Die deutschen Kriegsgefangenen in Rußland.
(W.T.B.) Berlin. 31. Dez. Die über Kopenhagen verbreitete, angeblich vom russischen Kriegsminister stammeiwe Nachricht, dah in Rußland 1140 Offiziere und 134 700 Mann deutsche Kriegsgefangene sich befinden, ist irreführend. Die Rügen zählen in die Gesamtzahl ihre Zivilgefangenen Hinei», die zu Kriegsbeginn zurückgehalten und interniert worden sind. Die Kriegsgefangenen sind allerhöch- stens auf 15 A> (also etwa 20 000) der angegebene« Summe zu veranschlagen. Hierbei ist zu beachten, dah ein großer Teil dieser Gefangenen verwundet in die Hände der Russen gefallen ist.
Das Ergebnis der Kämpfe in Polen.
Nicht amtlich. Aus dem Grohen Hauptquartie» erfahren wir: Unsere in Pole« kämpfenden Truppe« haben bei den a« die Kämpfe bei Lodz «nd Lowicz unslytiehenden Verfolgungen über 56 000 Gesäuge«« gemacht und viele Geschütze und Maschinengewehre erbeutet.
Die Gesamtbeute unserer am 11. November i« Polen einsetzenden Offensive ist somit auf 136 600 Gefangene, über 100 Geschütze und über 300 Maschinengewehre gestiegen .
Das Ringen um Warschau.
London, 31. Dez. Der Korrespondent des „Daily Telegraph" in Warschau sendet seinem Blatte über die Kämpfe um die polnische Hauptstadt, nach einer Meldung der „Deutschen Tageszeitung", folgende Beschreibung: Der Kampf um Warschau hat begonnen und die grohe Schlacht ist im Gange. In den vordersten Reihen kämpfen bei den Deutschen ganz neue Reserven. Sie gewinnen unleugbar Gelände, bis auf unserer Seite Verstärkungen herangezogen sind. Der Todesmut, mit dem die Deutschen fechte«, spottet jeder Beschreibung. In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag wurde von deutschen Regimentern ein Sturmangriff auf russische Schützen- gräben unweit Sochatschow unternommen, die uneinnehmbar zu sein schienen. Die Russen glaubten nicht anders, als dah die Deutschen wahnsinnig geworden leien. Ein Hagel von Blei und Eisen empfing die Stürmenden. Zehnmal versuchten die Deutschen den Angriff, zehnmal muhten sie zurück. Als sie jedoch zum elftenmal zum Angriff oorgin- gen, waren die Verteidigungskräfte der Russen erlahmt, und sie räumte« freiwillig ihre Stellungen, mit Gefühlen, gemischt aus Bewunderung und Zorn. Der Kampf hat an Heftigkeit dem Ringen in Flandern um nichts nachgestanden. Die tapfere» russischen Soldaten» die Elite der Armee, werden de« Deutschen gegenübergestellt, damit sie die Hauptstadt Polens retten. Von einer freiwilligen Räumung Warschaus kann keinesfalls die Rede sein.
Die Riesenverluste der Verbündete«.
Rotterdam, 31. Dez. Wie der „Deutschen Tageszeitung" aus Boulogne-sur-Mer gemeldet wird, find dort vorgestern und gestern grohe Mafien von Verwundeten aus der Front der Verbündeten angekom- men, so dah alle Lazarette überfüllt find. Das Publikum war erstaunt, wie stark der Andrang der Verwundetentransporte war. Offiziere erzählen, dah
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