Kegrün^et 187/

Tannen

!Ä-. -

MM

---,»,>

LUK?

Mgem. Anzeiger für die Bezirke Nagold, Calw u. Freudenstadt Amtsblatt für den Bezirk Nagold u. Altensteig-SLadt

»nzeigenprei«: Die einspaltige Zeile oder dereu Raum 1V Pf»., die Reklamezeile 45 Pfg. Bezugspr.: Monatl. d. Post 1.20 einschl. 18 ^ Beförd.-Geb., zuz. 36 L Zustellungsgeb.; d. Ag. Utr ieleph. erteilte Aufträge übernehmen wir keine Gewähr. Rabatt nach Tarif, der jedoch bei «<t 1.40 einlchl. 20 L Austrägergeb.; Einzeln. 10 Bei Nichterscheinen der Zeit. ins. höh. Gewalt grrichtl. Eintreib, od. Konkursen hinfällig wird. Erfüllungsort Altensteig. Gerichtsstand Nagold. od. Betriebsstör. besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitg. / Telegr.:Tannenbl."/ Tel. 321.

Nummer 17K

Altensteig, Dienstag, den 1. August 1933

SK. Jahrgang

KAM üb« »k WÜMMkousttW

Appell an den gefunden Menschenverstand

*Verlin, 31. Juli. Reichsbankvräsidenr Dr. Schacht sprach im Radio nach den Vereinigten Staaten über die Weltwirtschafts- kom'erenz, indem er noch einmal das Fazit aus dem Mißerfolg dieser Konferenz zog und die Konsequenzen für Deutschland schilderte. Seine Ausführungen gipfeln in einem Appell an den gesunden Menschenverstand, um der bestehenden Schwierigkeilen Herr zu werden. Dr. Schacht ist der Meinung, daß auch, wenn in der Währungsstabilisierung eine Einigung erreicht worden wäre, ein wirklicher Erfolg für die Konferenz dennoch ausge­blieben wäre, weil zwei grobe Probleme, nämlich das der Schul­de» und das der Arbeitslosigkeit, vor denen die Welt stehe, zu lösen seien. Die internationalen Schulden, soweit sie aus politi­schen Gründen entstanden sind, können nach seiner Meinung nur durch politische Arrangements geregelt werden. Solche Arran­gements liegen aber außerhalb der Sphäre von Wirtschaftskon- ferenzen. Bezüglich der internen Verschuldung betonte Dr. Schacht, daß sie vorwiegend ein Problem der nationalen Politik sei. Er halte die Währungsverschlechterung für kein geeignetes Mittel zur Lösung, vielmehr gebe es natürlichere Mittel wie Herabsetzung des Schuldendienstes im Zins und gegebenenfalls im Kapital, Senkung von Steuern für Len Schuldner oder ähn­liche staatliche Hilfsmaßnahmen. Auf jeden Fall könnte das Echuldenproblem am besten nur in direkten Verhandlungen zwischen den beteiligten Parteien gelöst werden. Bei der Ar­beitslosigkeit handelt es sich, wie Dr. Schacht ferner betoure, erst

Krün», 31. Juli Im HotelEuropa" ereignete sich am Mon­tag früh um 7.45 Uhr eine Explosion, die in der ganzen Stadt zu hören war 80 Meter hohe Flammen schlugen aus dem Ge­bäude heraus. Die eine Front des vierstöckigen Hauses stürzte mit ungeheurem Getöse aus die Straße. Durch die Explosion wurden auch die Tragpfeiler des Hauses stark beschädigt, so daß Einsturzgefahr besteht. Die Gewalt der Explosion war so furcht­bar, daß in den umliegenden Häusern nicht nur die Fenster­scheiben zertrümmert und Fensterrahmen herausgerissen, son­dern auch der Mörtel von den Wänden bis auf die Ziegelsteine abgerissen wurde Die Inhaberin des Hotels konnte noch recht­zeitig aus den Trümmern herausgezogen werden. Wie viele Opfer an Menschenleben die Katastrophe gefordert hat, konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Bis jetzt sind die Leichen einer Frau und eines Kindes von der Feuerwehr geborgen wor­den. Es ist jedoch anzunehmen, daß noch mehrere Personen ver­schüttet sind.

Die Ursache der Explosion ist bisher noch in Dunkel gehüllt. Gerüchtweise verlautet, daß die Frau, deren Leiche man mit ihrem Kinde aus dem Schutt gezogen hat, in selbstmörderischer Absicht eine Ekrasitpatrone zur Explosion gebracht habe.

lleber die Explosion in dem Hotel Europa meldet der Polizei- dericht folgende Einzelheiten: Die Explosion vernichtete voll­ständig den einen Trakt des Hauses, in dem sich das Hotel be­findet. Das Haus ist sozusagen in zwei Teile gespalten worden. Durch das herabstürzende Mauerwerk wurden drei Passanten verschüttet. Ein Arbeiter, der im Augenblick der Explosion mit einem Handwagen durch die Straße, in der sich das Hotel be­findet, zog, wurde schwer verletzt ras den Trümmern geborgen. Er starb auf dem Wege ins Krankenhaus. Außer ihm wurden sieben Personen schwer verletzt und ms Krankenhaus eingelie- seii. Einer von ihnen liegt im Sterben. In den Krankenhäu­sern befinden sich weiter 32 Leichtverletzte, außerdem 11 verletzte Feuerwehrleute.

lieber die Ursache der Explosion ließ sich nur feststellen, daß es sich um keine Gas- oder Kesselexplosion handelt. Die Ex­plosion erfolgte in dem Hotelzimmer Nr. 7, in dem ein An­gestellter Adolf Bauer aus Mährisch-Ostrau mit Frau und Kind wohnte. Es wurde festgesteUt. daß es sich offenbar um einen singierten Namen handelt. Bauer befindet sich weder unter den Aerletzten, noch sah ihn jemand das Haus verlassen. Er dürfte stch mit Frau und Kind unter den noch nicht geborgenen Toten befinden.

Die Aufklärung der Brunner Explosionskatastrophe Bis jetzt fünf Tote geborgen Brünn, 31. Juli. Die Explosionskatastrophe im Brün- "er HotelEuropa" scheint jetzt ihre Aufklärung gefunden M haben Im Laufe des Tages wurden der 31jährige be­schäftigungslose Bauassistent Zdenko Knop, die 23 Jahre Ee Irma Zwieselbauer und ihr acht Wochen altes Kind als vermißt gemeldet. Die Schrift der Eintragung des an­geblichen Adolf Bauer in das Fremdenbuch des Hotels »Europa" stimmt mit jener des vermißten Knop überein. Knop, her mit Zwieseldauer seit vier Jahren ein Liebes-

recht um eine nationale Ausgabe. Mit Nachdruck hob Dr. Schacht hervor, daß die deutsche nationalsozialistische Regierung im Ge­gensatz zu der früheren marxistischen bestrebt sei, sich auf die ei­genen Kräfte der Nation z« verlassen. Solange der Welthandel nicht wieder belebt sei, bedeute dies natürlich in gewisser Hin­sicht wirtschaftliche Selbstverleugnung. Es bedeute ferner, daß den ärmeren Ständen durch höhere Besteuerung der wohlhaben­deren Arbeit verschafft werden müsse. Die hieraus gewonnenen Gelder würden für Ausführung öffentlicher Arbeiten allgemei­nen Nutzens verwandt. In diesem Zusammenhang ging Dr. Schacht kurz auf Inhalt und Sinn des großen Arbeitsbeschaf- fungsprogramms der Regierung ein und wies besonders darauf bin. daß diese ganze Politik ihren Stützpunkt in dem neuen Sit- lergeist rinde, der jeden mit dem Grundsatz erfüllt habe, daß Gemeinnutz von Eigennutz gehe. Viele in Deutschland arbeiteten heute kür die Gemeinschaft zu einem freiwillig niedrigen Ent­gelt. Gleichzeitig werde der Versuch gemacht, die Verwaltung zu vereinfachen und weniger für den Staat, jedoch mehr für das Volk auszugeben. Da die Weltwirtschaftskonferenz ein so ver­hängnisvoller Fehlschlag geworden sei. werde Deutschland seine Bemühungen um eine Ausweitung des Welthandels durch zwei- oder mehrseitige Handelsabkommen mit dem Auslande intensi­ver gestalten. Weiter wies Dr. Schacht in seiner Radioan­sprache an das amerikanische Volk noch auf die außerordentlichen Transferschwierigkeiten bin.

Verhältnis unterhielt, hat offenbar mit ihr gemeinsam Selbstmord verübt und dabei die Explosion verursacht.

Aus den Schuttmassen konnten im Laufe des Tages noch drei Tote geborgen werden, eine Frau und zwei Männer, die im Augenblick der Katastrophe am Hotel vor­übergingen und durch herabstürzendes Mauerwerk getötet wurden. Damit konnten bis jetzt fünf Tote aus den Trümmern geborgen wetden.

ErklüruiMN des ReichSfportMrerS

Die DT. steht im Staat

Am Samstag machte der Reichssportführer von Tscha ar­mer-Osten vor geladenen Gästen im Hindenburgban pro­grammatische Ausführungen, nachdem er zuerst dem seitherigen Führer der DT., Dr. Neuendorff noch besonderen Dank ausge­sprochen hatte. Er führte u. a. aus:

Ein so herrliches, feines Menschenmarerial. wie wir es in der DT. haben, werden wir Nationalsozialisten beglückt anneb- men, um mit der DT. den Weg gemeinsam geben su können. Wir müssen uns auch für die Zukunft darüber klar werden, daß die Mission der DT. feststeht. Ihre bisherige Arbeit war ja meist den bestehenden Verhältnissen angepaßt. Heute ist das nicht mehr so, denn die DT. steht im Staat. Die DT. bat vor allem höchste ideelle Volksausgaben zu lösen. Wir wollen das ganze Volk in die nat.-soz. Bewegung holen. Man muß Nach­denken, wie man am besten den Menschen, der zur Mitarbeit am Aufbau des Vaterlandes mithelsen will, zur Arbeit beranbolr.

Die Aufgaben für die nächsten Woche» und Monate sind etwa die folgenden: Ich werde mir in der DT. einen Kreis von Mitarbeitern zusammenziehen, mit denen ich schaffen kann. Schon die hervorragende Leitung des Turnfestes verbürgt dafür, daß solch ganz hervorragende Kräfte vorhanden sind. Ich muß mir nur darüber klar werden, wie ich in die DT. die wahre gute Eeistesstimmung hineintragen kann. Ich glaube, wenn wir uns in diesen Tagen und Stunden einmal alle gelo­ben. Gewesenes persönliches und sachliches zu begraben, dann machen wir einen guten Anfang. In den nächsten Tagen will ich ferner mit einem engeren Kreis von Führern der Deut­schen Turnerschast und des Deutschen Turnerbundes einen Zu­sammenschluß auf Gedeih und Verderb herbeiführen. Der Red­ner schloß mit den Worten:Denn Freiheit und das Himmel­reich gewinnen keine Halben!"

Sie Verschiebung der Tagung -er Srauenfront

Berlin, 31. Juli. Auf Anordnung des Reichsinnen- ministerinms ist die von Seiten der Frauenfront geplante Tagung bis auf weiteres verschoben worden.

Verbot der Gründung neuer Frauenortsgruppen

Berlin, 31. Juli. Viele Frauenverbände, die sich in der Frauenfront gleichgeschaltet haben, haben geglaubt, sich in einem nationalsozialistischen Deutschland nun mit neuem Eifer auf die Gründung neuer Orts- und Jugendgruppen werfen zu müssen.

Das hat vielerorts zu Unstimmigkeiten mit der natio­nalsozialistischen Frauenschaft und der nationalsozialisti­schen Jugendbewegung geführt.

Da mit dem 1. August die Eingliederung der in der Frauenfront gleichgeschalteten Verbände in die dem Reichs­ministerium des Innern unterstehende Reichsarbeits­gemeinschaft Deutscher Frauenverbände vollzogen ist, ord­net das Reichsministerium des Innern für diese Frauen­verbände bis zur endgültigen Regelung an, daß die Grün­dung neuer Ortsgruppen und Jugendgruppen bis auf weiteres verboten ist.

92 WD. Funktionüre feftgenommen

Hamburg, 31. Juli. Nach langen Beobachtungen gelang der Staatspolizei und dem Kommando z. b. V. in gemeinsamer Ar­beit ein vernichtender Schlag gegen den Bezirk Wasserkante der Kommunistischen Partei, die fast ganz Norddeutschland umsaßt. Das Kommando z. b. V. war in den Besitz des neuesten kommu­nistischen Organisationsplanes für diesen Bezirk gekommen. Die­ser Plan wurde nach den letzten Grundsätzen für die illegale Be­tätigung der Kommunistischen Partei aufgestellt. Aus ihm ging hervor, daß der gesamte Parteiapparat in sehr geschickter Weise aufgebaut war. Es bedurfte einer langen systematischen Arbeit, um aus dem oft vier- bis fünffach verschlüsselten Material die eigentlich leitenden Funktionäre herauszusinden. Diese Funk­tionäre wohnten unangemeldet, bedienten sich falscher Papiere und wechselten ständig ihre Wohnungen. Die politische Leitung des gesamten Bezirks hatte das ehemalige Landtagsmitalied Walter Vuddins, der frühere politische Leiter der KPD. von Eroß-Thüringen, der vom Zentralkomitee der KPD. in Berlin seit acht Wochen mit der Leitung des Bezirks Wasserkante be­auftragt war. Vuddins wurde festgenommen. Als Leiter des Bezirks Hamburg arbeitete hier der frühere Bremer Partei­sekretär Eugen Nickel. Insgesamt sind 92 maßgebende Funktio­näre der KPD. unschädlich gemacht worden.

*

Aufdeckung einer kommunistischen Eeheimorganisatio« im Ruhrgebiet

Recklinghausen, 31. Juli. Die Staatspolizeistelle Reckling­hausen hat festgestellt, daß neuerdings bisher noch unbekannte Kommunistenführer von Berlin aus den Versuch unternommen haben, die KPD. in einer geheimen Organisation der revolutio­näre» Eewerkschastsopposition im ganzen Reich zu sammeln. I» Eelsenkirchen-Horst gelang es der Staatspolizei, drei Kassierer dieser Organisation festzunehmen. In geheimen Zusammenkünf­ten und Sitzungen wurden di- Beschlüsse der Organisation im Ruhrgebiet von führenden Funktionären gefaßt. Eine solche Sitzung fand dieser Tage in einem Wäldchen am Kanal zwischen Essen-Karnap und Verge-Vorbeck statt. Aus allen größere« Städten des Ruhrgebietes waren dort die Funktionäre der neuen Organisation eingetroffen, um geheime Beratungen zu führen. Hierbei wurden sie plötzlich von Beamten der Staats­polizeistelle Recklinghausen überrascht und festgenommen. Auch der Organisationsleiter im Ruhrgebier, der Zimmermann Ar­thur Schimmelpfennig, fiel in die Hände der Staatspolizei. 15 führende Funktionäre aus Eelsenkirchen, Gladbeck, Bottrop, Essen, Dortmund und Duisburg wurden festgenommen. E» wurde eine größere Menge hochverräterisches Material beschlag­nahmt. Auch fiel der Polizei eine große Anzahl neue Beitrags­marken, die die WorteRot-Front" und eine geballte Faust zei­gen, in die Hände.

Der vftvreiMKe ArbeitSsieg

Königsberg, 31. Juli. Nach amtlicher Meldung ist am Sonn­tag, Len 30. Juli mit Ausnahme der Städte Königsberg und Elbing die ganze Provinz Ostpreußen frei von Arbeitslosen. Auch in den beiden genannten Städten schreitet der Kampf gegen die Erwerbslosigkeit rüstig und erfolgreich vorwärts. Da» Ziel, das am 26. Juli festgesetzt worden war, ist demnach schon einige Tage vorher erreicht worden.

Im einzelnen sind folgende Meldungen eingegangen: Den vereinten Bemühungen der Kreisleiter, Landräte, Oberbürger­meister und Arbeitsamtsvorsttzenden unter der Fühung des Re­gierungspräsidenten von Gumbinnen ist es gelungen, sämtliche arbeitsfähigen Arbeitslosen des Regierungsbezirks Gumbinnen in Arbeitsstellen einzuweisen. Deren Zahl betrug nach amtlicher Feststellung am 28 Februar 1933 24 738 und am 30. Juni 1939 noch 13800. Darüber hinaus find noch mehrere tausend Jugend­liche aus dem übrigen Reich im Regierungsbezirk untergebracht.

Große EWlofloa ln einem Bram« Lotel

Z rote geborgen