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Nummer ISO

Altensteig, Samstag, den 1. Juli 1933

SI.

Die neuen Minister im Amt

Eine Ministerbesprechung - Sie Bedeutung des Kanzlerbesuchs in Neuberk

Berlin, 30. Juni. In der heutigen Ministerbesprechung begrüßte der Reichskanzler Adolf Hitler zunächst den neuen Reichswirtschastsminifter Schmitt und den neuen Reichs­minister für Ernährung und Landwirtschaft, R. Walther Darre, sowie den stellvertretenden Führer der NSDAP., Rudolf Heß, der ebenfalls zum ersten Male an der Kabi- uettsitzung teilnahm. Der Reichskanzler sprach sodann sein Bedauern über den Rücktritt des Reichsministers für Er­nährung und Landwirtschaft und Reichswirtschaftsminister Di. Hugenberg aus, dessen verdienstvolles Wirken in der deutschen Politik und im Reichskabinett er noch in einem schreiben zum Ausdruck bringen werde. Der Reichskanz­ler Adolf Hitler berichtete dann über seinen Besuch beim Reichspräsidenten in Neudeck und hob hervor, daß er be­sonders erfreut sei über die Frische und das gute Befinden des Reichspräsidenten, der dem Reichskabinett die besten Grüße übermitteln lasse.

Ministerpräsident Göring teilte dann mit, daß auf seinen Vorschlag vom Reichskanzler als Reichsstatthalter für Preußen der Reichswirtschaftsminister Schmitt zum zum preußischen Minister für Wirtschaft und der Reichs­minister für Ernährung und Landwirtschaft, R. Walther Darrs, zum preußischen Minister für Landwirtschaft, Do­mänen und Forsten ernannt worden sei. Das Reichskabi­nett genehmigte sodann die Ernennung des Abgeordneten Feder zum Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium und es erklärte sein Einverständnis damit, daß der Mini­sterialdirektor im Reichswirtschaftsministerium Dr. Posse zum Zweiten Staatssekretär im Reichswirtschaftsmini- strrtum vorgeschlagen wird.

Der Reichsbankpräsident Schacht berichtete über die morgen in Kraft tretende Regelung des Transfers der Zinsen und Amortisation der ausländischen Anleihen, wie sie aufgrund der Londoner Verhandlungen mit den Aus­landsgläubigern nunmehr stattfindet. Das Kabinett bil­ligte die Vorschläge und Reichskanzler Adolf Hitler dankte Dr. Schacht im Namen des Reichskabinetts für seine uner­meßlichen Bemühungen, der vorhandenen Schwierigkeiten Herr zu werden.

Neudeck die Bedeutung des Kanzlerbesuches beim Reichspräsidenten

Berlin, 30. Juni. Zu dem Besuch des Reichskanzlers beim Reichspräsidenten auf Schloß Neudeck schreibt die Nationalsozialistische Parteikorrespondenz: Wer von den

Berlin, 30 Juni. Reichspräsident von Hindenburg hat an Reichskanzler Hitlerin der Frage der Auseinan­dersetzungen in der evangelischen Kirche folgendes Schreiben gerichtet:

Sehr verehrter Herr Reichskanzler!

Die Auseinandersetzungen in der evangelischen Kirche, «nd die Gegensätze, die zwischen der preußischen Staatsregie­rung und der Leitung der Preußischen evangelischen Landes­kirchen entstanden sind, erfüllen mich als evangelischen Chri­sten wie als Oberhaupt des Reiches mit ernster Sorge. Zahl­reiche an mich gerichtete Telegramme und Zuschriften be­stätigen mir, daß die deutschen evangelischen Christen durch diese Auseinandersetzungen und durch die Sorge um die in­nere Freiheit der Kirche aufs tiefste bewegt sind. Aus einer Fortdauer oder gar einer Verschärfung dieses Zustandes "mH schwerster Schaden für Volk und Vaterland erwachsen «nd die nationale Einheit leiden. Vor Gott und meinem gewissen fühle ich mich daher verpflichtet, alles zu tun, um solchen Schaden abzuwenden.

^ Aus meiner gestrigen Besprechung dieser Fragen mit ^hnen weiß ich, daß Sie, Herr Reichskanzler, diesen Sorgen vollstes Verständnis entgegenbringen und bereit sind, auch ihrerseits zur Ueberbrückung der Gegensätze mitzuhelsen. Deshalb habe ich die Zuversicht, daß es Ihrer staatsmännischen Weitsicht gelingen wird, durch Verhand­lungen sowohl mit den Vertretern der beiden in Widerstreit befindlichen Richtungen der evangelischen Kirche als auch mit den Vertretern der Preußischen Landeskirchen und den Or­ganen der preußischen Regierung den Frieden in der evangelischen Kirche wieder herzu st eilen

innerpolitischen Faktoren, die die Wende zur neuen Zeit noch übrig gelaffen hat, etwa geglaubt hatte, seine Hoff­nung auf etwas anderes als die Uebereinstimmung des Reichspräsidenten mit dem Kanzler stellen zu können, der wird begreiflicherweise enttäuscht sein vor der Harmonie und dem politischen Eleichklang der beiden Männer, die in diesen Tagen in Neudeck einen geradezu symbolischen Aus­druck gefunden hat. Umso mehr Anlaß aber hat das deutsche Volk, sich der glücklichen Fügung des Schicksals zu freuen, das seinen greisen, so verehrungswiirdigen Herrn Reichspräsidenten mit dem Führer des jungen Deutschland zu einer unzertrennlichen politischen Einheit, zum Wähle der Nation und zum Segen ihrer Zukunft zusammen- geführt hat.

Der Herr Reichspräsident und der Reichskanzler haben durch ihr in Neudeck besiegeltes Vertrauensverhältnis dem ganzen deutschen Volke ein leuchtendes Beispiel der Einig­keit gegeben, das alle Deutschen verpflichtet, ihnen nachzu­eifern im Dienst am neuen Staat und der Treue zu denen» die zu seiner Führung berufen sind.

Handschreiben des Reichspräsidenten an Sr. Hugenberg

Berlin, 30. Juni. Der Herr Reichspräsident bat an den aus seinem Amte scheidenden Reichsminister Dr. Hugenberg nach­stehendes Handschreiben gerichtet:

Mit Bedauern habe ich von Ihrem Entschluß, aus Ihren Aemtern als Reichswirtschastsminister und Reichsmlnister ,ür Ernährung und Landwirtschaft auszuscheiden. Kenntnis genom­men. In Würdigung Ihrer mir oorgetragenen Gründe habe ich mir dem anliegenden Erlaß Ihrem Anträge entsprochen.

In langjähriger, vaterländischer Arbeit haben Sie den natio­nalen Gedanken in Deutschland verbreitet und gestärkt und sich damit um die nationale Erhebung grobe Verdienste erworben; in Ihrer leider nur kurzen Tätigkeit als Mitglied der Reichsre­gierung und Leiter der groben wirtschaftlichen Ministerien haben Sie der deutschen Wirtschaft, namentlich der besonders notleiden­den Landwirtschaft, wertvolle Dienste geleistet Für all dies spre­che ich Ihnen eigenen Namens wie Namens des Reiches aufrich­tige Anerkennung und herzlichsten Dank aus Meine besien Wün­sche für Ihr persönliches Wohlergehen wie für Ihr künftiges Wirken begleiten Sie auf Ihrem weiteren Lebensweg.

Mit freundlichen Grüben! lgez.) von Hindenburg"

und auf dieser Grundlage die angestrebte Einigung der ver­schiedenen Landeskirchen herbeizuführen.

Mit freundlichen Grüßen bin ich Ihr ergebener

(gez.) von Hindenburg"

Reichskanzler Hitler hat den Reichsminister des In­nern Dr. Frick bereits beauftragt, Verhandlun­gen im Sinne des vorstehenden Schreibens des Herrn s Reichspräsidenten einzuleitea.

! Der Neuaufbau der Kirche

! Berlin, 30. Juni. Der Reichsminister des Innern hat i an Wehrkreispfarrer Müller ein Schreiben gerichtet, in ! dem er u. a. sagt:

s Nachdem mich der Reichskanzler mit der weiteren Be- z Handlung der evangelischen kirchlichen Einigungsbestre- ' bung betraut hat, und Sie mir über den Stand der Ver- s Handlungen Bericht erstattet haben, ersehe ich aus diesem Bericht, daß das Einigungswerk bei treuer Mitarbeit der Beteiligten baldigst sein Ziel erreichen wird.

Zu diesem großen Einigungswerk wünsche ich Ihnen vollen Erfolg und Gottes Segen. Ich habe das Vertrauen, daß Sie als Bevollmächtigter des Reichskanzlers das große Werk für Kirche und Volk bald zu einem guten Abschluß ! führen werden.

! Ein Aufruf von Wehrkreispfarrer Mülle,

j Berlin, 30. Juni. Anläßlich der Uebernahme der FLH- ' rung des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes erläßt : Wehrkreispfarrer Müller einen Aufruf, in dem es heißt: ! Pflicht und Aufgabe ist mir, die Einigkeit der Freiheit ! der evangelischen Kirche so schnell wie möglich wiederher- t, zustellen. Ich bitte alle evangelischen Christen um ihre

Fürbitte, alle Berufenen, insbesondere die Führer der Kirche bitte ich um ihre Mitarbeit. Unser Herr und Hei- verlangt von uns, daß wir in Liebe und Vertrauen ''^""eubau der Kirche aufführen. Die Verfassung der evangelischen Kirche soll und muß jetzt in kürze­ste 'elfgerichtet sein. Dann soll das Kirchenvolk sein Ja ' .,nd ich kann zum Führer gehen und ihm sagen, daß st.^ ' r evangelische Kirche bereit ist, zum Dienst

an Voki "aterland in Gehorsam gegen das Evange­lium. S - ^ wir, was wir alle ersehnen, was der

Ruf der Stuii., . uns verlangt. Gott helfe uns allen.

Sie praktisch : > Ergebnisse des Faschis­mus u. seine Folgerungen sür Deutschland

Nachdem Dr. Goebbels am Mittwoch seine inhaltsreiche Rede vor der Presse Württembergs im Landtagsgebäude in Stuttgart gehalten hatte, hielt er schon wieder am Donnerstag in der deutschen Hochschule für Politik einen bemerkenswerten Vortrag. Er sprachüber den Faschismus und seine Folgerungen für Deutschland. Mussolini habe zum ersten Mal in der Welt des Liberalismus, des Materialismus und des Parlamentaris­mus den beglückenden Versuch gemacht, die Menschen in einer neuen Form zusammenzuschließen und ihnen ein neues soziales und nationales Ideal zu geben. Er habe zum ersten Mal den Beweis angetreten, daß der Marxismus als Arbeiterbewegung überwunden werden könne. Der Nationalsozialismus sei die deutsche Form der Neugestaltung. Die politische Richtung des Faschismus" undNationalsozialismus" werde noch ganz Europa erobern. Ein national gegliedertes Europa werde den Frieden weit besser hüten als das gegenwärtige, denn die Natio­nalsozialisten verstünden sich viel besser als liberale Demokra­ten. Sie würden nicht nur die Ehre des eigenen Volkes ver­fechten, sondern auch die Ehre der anderen Völker respektieren. Was wir 1918 erlebt haben, sei eine Revolte gewesen, was wir jetzt erleben sei Revolution. Zwar habe auch Mussolini vieles gelassen, was eigentlich nicht zum Faschismus gehört habe, aber der Faschismus habe schon selbst eine Tradition gebildet aus der eigenen geschichtlichen Vergangenheit. Der Faschismus sei uns zehn Jahre voraus. Es sei für uns nicht alles verwendbar, was er geschaffen habe, der Geist sei aber der gleiche. Abschließend stellte Dr. Goebbels fest: Ausschlaggebend sei, daß cs gelinge, die Jugend wirklich an die Führung des Staates zu bringen und sagte:Was wir weiterhin vom Faschismus lernen müssen, das ist: eine Revolution darf keine Kompromiße schließen. Sie hat die historische Pflicht, ganze Sache zu machen, und dabei nicht sentimentale Stimmungen zu verspüren. Wenn alte For­men nicht sterben können, dann muß man das, was fällt, stoßen. Man muß die Dinge anpacken und auf einmal den Mut haben, über die Schranken der Bürokratie hinwegzukommen. Was aber getan wird, das muß für das Volk und mit dem Volk getan werden. Wie Italien an seinem Duce, so muß Deutschland au seinem Führer hängen. Helsen Sie uns, die Parteien zu zer­schlagen. Es darf in der Nation nur einen Willen und eine Entschlossenheit geben, und die kann nur von einer Or­ganisation mobilisiert werden.

Wir werden in zehn Jahren ein einiges Deutschland dar­stellen. Wir werden in ihnen die Kraft gewinnen, mit allen Schwierigkeiten fertig zu werden. Wir stehen heute in Deutsch­land im Anbruch einer ganz großen geschichtlichen Entwicklung. Die größten inneren und äußeren Probleme sind uns zur Mei­sterung in die Hand gegeben. Wir haben keinen Grund, diese Probleme als unüberwindlich zu betrachten, wir müssen sie nur anpacken, müssen den Glauben haben, sie meistern zu können, Adolf Hitler zeigt uns den Weg."

Sonnwendfeier im Berliner Stadion

Dr. Göbbels spricht

Berlin, 30. Juni. Auf der Sonnwendfeier im Ber­liner Stadion, die in strömendem Regen vor sich ging, hielt Reichsminister Dr. Göbbels die Hauptrede. Er führte u. a. aus:

Unsere Art ist es nicht, sich in Illusionen zu wiegen. Und wenn wir auch seit dem 30. Januar Zug um Zug das deutsche Volk eroberten, die Parteien zerschlugen, die Or­ganisationen auflösten oder gleichschalteten, so will das an sich noch nichts besagen. Der Feind lebt noch, er stellt sich nur tot. Ich glaube nicht, daß er das Feld endgültig auf­gegeben hat. Es braucht über unsere Bewegung nur eine große Krise Hereinbrechen, dann wird der Gegner sei« Haupt wieder erheben und deshalb dürfen wir alten Natio­nalsozialisten nicht lässig werden. Und deshalb tun wir 'gut daran, uns in allen unseren Arbeiten und Entschei­dungen auf den Kern unserer alten Partei zu verlassen und zu berufen, denn der Kern der Partei muß unversehrt und unangetastet bleiben.

Wir stehen in entscheidender Stunde, fuhr der Minister fort. Wir beginnen jetzt damit, die großen Probleme der deutschen Wirtschaftskrise in Angriff zu nehmen. Der erste Spatenstich für ein riesiges Bauwerk von 5000 Kilometer neuen Autobahn ist getan; seit Adolf Hitler die Macht an­getreten hat, ist die Erwerbslosigkeit um 1700 000 gesun­ken und das große Reformwerk der deutschen Landwirt­schaft hat den Bauer vor den furchtbarsten Verfolgungen beschützt. Die Fabriktore fangen wieder langsam an, sich zu öffnen. Wir haben getan, was wir tun konnten, und

S» NMSpMdri» -um KirchkNprodlkM

Ein Schreiben an den Reichskanzler