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Schwarzwiilder Tageszeitung

Nr. 116

das Empfinden von der Würde dieser Symbole zu verletzen. Die Prüfung und Entscheidung, ob ein Gegenstand unter Mistbrauch eines nationalen Symbols in den Verkehr ge­bracht worden ist, soll im Verwaltungsverfahren stattfin­den. Das Mittel, mit dem den Mißbräuchen in diesen Fällen begegnet wird, soll die entschädigungslose Entzie­hung sein. Mit Rücksicht auf die Vermögensnachteile, die mit der Einziehung verbunden sind, wird die Möglichkeit einer Beschwerde gegeben. Entschädigungen sollen in kei­nem Falle gewährt werden, auch wenn der Betroffene schließlich obsiegt.

Sur Abrüstung uud Berlragsrevifiov

London, 19. Mai. Der frühere britische Minister Nicoll Bar­nes, der dem Kriegskabinett angehört und 1919 als britischer Delegierter an der Friedenskonferenz teilgenommen hatte, tritt in einem Brief an dieTimes" unter Bezugnahme auf die Kanz- lerredr für Abrüstung und Vertragsrevision ein. Er schreibt. Hitlers Rede läuft auf einen Aufruf an die Nationen hin­aus. die Bedingungen ihres eigenen Vertrages hinsichtlich der Abrüstung zu erfüllen. Und er hat vollkommen recht. Die Haupt- »rsache der deutschen Empörung ist die Nichterfüllung des 1919 gegebenen Versprechens. Wenn Deutschland jetzt ausriistea würde, so würden die Rationen, die den Vertrag versaht haben, kein moralisches Recht haben. Einwendungen zu erheben. Hoffentlich werde Frankreich jetzt auch für Abrüstung eintreten. In dieser Beziehung habe Hitlers Rede die Lage zum mindesten erleichtert. Weiter heißt es, in der Frage der Bertragsrevision ist der Reichs­kanzler vielleicht auch im Recht. Bekanntlich ist bereits viel von dem Versailler Vertrag aufgegeben worden Der Brief schließt: Nichts an dem Friedensvertrag 'st heilig. Warum soll denen, die Beschwerden haben, keine lÄnugtuung gegeben werden durch Revision der Punkte, die im Jnreresse des Friedens und der Beruhigung der Welt einer Revision bedürfen? Auch in dieser Hinsicht hat Hitlers Rede den Weg geebnet.

Snoattdevverficheruug der Hausgehilfinnen

Aus Berlin wird amtlich mitgeteilt:

Nachdem die Hausgehilfinnen von der Pflicht zur Arbe'ts- losenversicherung befreit worden find, hat der Reichsarbeits­minister seine Zusage, auch in der Invalidenversicherung die Beiträge für die Hausgehilfinnen zu senken, durch die Verord­nung vom 16. Mai eingelöst. Hiernach sind die Beiträge für Hausgehilfinnen allgemein nach Lohnklaffe 2 und, wenn der Bar­entgelt 56 RM. monatlich übersteigt, nach Lohnklasse 3 zu ent­richten. Da die Beiträge bisher meist nach Lohnklasse 4 zu ent­richten waren, tritt in der Mehrzahl der Fälle eine Ermäßigung um zwei Lohnklassen, also um 8V Pfg. wöchentlich ein. Durch die Befreiung von der Pflicht zur Arbeitslosenversicherung und durch die Senkung der Beiträge zur Invalidenversicherung wird eine Eesamtentlastung erreicht, die sich durchschnittlich aus IVO RM. jährlich beläuft und die den Hausfrauen den Entschluß zur Einstellung von Hausgehilfinnen erleichtern wird.

Neues vom Lage

Flaggenehrung für Schlageter

Berlin, 19. Mai. Zur Ehrung von Leo Schlageter setzen am Freitag, den 26. Mai, aus Anlaß der zehnjährigen Wiederkehr des Tages, an dem dieser deutsche Held sein Leben für die Be­freiung der Rheinlande geopfert hat, die Behörden des Reiches, der Länder und der Gemeinden die Flaggen auf Vollmast. Die Reichsregierung ruft das deutsche Volk auf, sich dem Vorgehen der Behörden anzuschließen.

Anssprache beim Reichskanzler über den ständischen Aufbau

Berlin, 19. Mai. Reichskanzler Adolf Hitler empfing eine Reihe von führenden Persönlichkeiten der NSDAP., insbeson­dere der Deutschen Arbeitsfront und der wirtschaftlichen Organi­sationen, darunter den Staatspräsidenten und Führer der Ar­beitsfront. Dr. Ley. den Führer der Angestelltenfront. Forster, den kommissarischen Leiter des Allgemeinen Deutschen Eerverk- schaftsbundes, Schumann, Dr Wagener vom Verbin­dungsstab der NSDAP., den Vorsitzenden des Reichsverbandes der deutschen Presse, Dr. Dietrich, zu einer Aussprache über den städtischen Aufbau in Deutschland. Die Aussprache dürfte noch heute am späten Abend abgeschlossen sein und die Grundlage für den gesamten ständischen Aufbau in Deutschland erbringen.

Besprechungen zwischen Dr. Schacht und Montag« Norman in London

Berlin, 19. Mai. Wie WTB. Handelsdienst erfährt, wird Reichsbankpräsident Dr. Schacht seine Rückreise in Southampton unterbrechen, um in London mit dem Präsidenten der Bank von England, Montag« Norman, znsammenzutressen. Eine solche Besprechung war naheliegend und bereits vorgesehen, zumal Dr. Schacht auf seiner Hinreise nach Amerika eine Unterredung mit dem Gouverneur der Bank von Frankreich gehabt hatte. Bereits am kommenden Sonntag wird Dr. Schacht in der Reichsbank er­wartet. Unmittelbar nach seinem Wiedereintreffen werden dann «in« Reihe wichtiger Besprechungen ausgenommen werden.

Bombenanschlag auf de« Bahnhof von Tientsin Zahlreiche Tote und Verletzte

Schanghai, 19. Mai. Auf den Bahnhof von Tientsin ist «in Bombenanschlag verübt worden. Da der Bahnhof mit Soldaten und Flüchtlingen aus den Kampfgebieten iiber- sfüllt war, sind schwere Opfer an Menschenleben zu bekla­gen. Nach den bisher eingegangenen Meldungen spricht man von Hunderten von Toten und Verletzten. Das Bahnhofs­gebäude hatte nach dem Anschlag Feuer gefangen; es wurde zum oröfzten Teil vernichtet. Der Täter ist unerkannt eat» kommen.

Abschluß des französisch-russischen Nichtangriffspaktes

Paris, 19 Mai. Die Kammer hat die Debatte über den Ge­setzentwurf, durch den sie ihre Befriedigung über den Abschluß des sranzösisch-sowjetrusfiichen Nichtangriffspaktes ausdrücklich be­tont. und erklärt, daß dieser Vertrag zum gemeinsamen Nutzen Europas die Organisierung des Friedens verstärke, durch An­nahme diese? Entschließ"^gsenlwarss mit allen 520 abgegebenen Stimmen abgeschlossen. Trwa 86 Abgeordnete haben sich der Stimmabgabe enthalten.

Alls Stadt und Land

Altensteig, den 20. Mai 1933.

Verfügung des Staatskommissars für Landwirtschaft.

Meine seinerzeitige Verfügung, wonach das Vermögen der Landw. Bezirksvereine nicht angetastet wer­den darf, ist hiermit aufgehoben. Die neuernannten Vor­sitzenden der Kreisbauernfchaften sind für die sachgemäße Verwendung dieser Vermögen verantwortlich und können bis zur Gleichschaltung der Ortsvereine von sich aus von Fall zu Fall Genehmigung zur Verwendung von Mitteln aus dem Vermögen der Ortsbauernfchaften erteilen.

Arnold.

Florians-Tag soll bekanntlich der Name sein für den Feuerfchutztag, wie er nach den Beschlüssen auf dem Karlsruher Deutschen Feuerwehrtag (1932) alljährlich im ganzen Reiche und möglichst von allen Feuerwehren an einem Sonntag des Monats Mai durchgefllhrt werden soll. Der heurige Feuerschutztag bezw. Florianstag wurde auf den morgigen Sonntag festgesetzt. An manchen Orten fin­den deshalb morgen Feuerwehrllbungen statt, bei denen belehrende Ansprachen gehalten oder praktische Vorfüh­rungen stattfinden werden. Zn Altensteig findet eine Feuerwehrübung anläßlich dieses Tages nicht statt, da fast alle Montage eine größere Feuerwehrübung ist, so auch wieder am kommenden Montag.

Wörnersberg, 18. Mai. Gestern abend hielt die NS.- DAP. auf dem hiesigen Rathaus eine gut besuchte Ver­sammlung ab. Dabei ließ Kreisleiter Lüdemann- Freudenstadt durch glühende Worte der Begeisterung alle noch einmal teilnehmen an dem oft steinigen Weg, den der Nationalsozialismus bis zu seiner Machtergreifung zurück­zulegen hatte und schritt dann zur offiziellen Gründung des Stützpunktes Wörnersberg mit dem Arbeitsgebiet Wör­nersberg und Edelweiler. Zum Stützpunktleiter wurde Hauptlehrer Nothwang, zum Kassenwart Bürgermei­ster Armbrufter und zum Schriftführer Zimmermann Christian Hentzler jr. bestimmt. Der neugegründete Stützpunkt zählt bereits 17 Mitglieder.

Freudenstadt, 19. Mai. (Mittelstandskundgebung. Grün­dung der OrtsgruppeKreis Freudenstadt" des Kampfbundes zur Erhaltung des deutschen Mittelstands.) Recht zahlreich haben sich imSternensaal" gestern abend die Angehörigen des Mittelstandes aus Handel, Handwerk und Gewerbe eingefunden zu der Versammlung des Kampfbundes zur Erhal­tung des deutschen Mittelstandes. Nach der Er­öffnung durch den hiesigen Kreisleiter des Kampfbundes, Mast, ergriff das Wort der Redner des Abends, der Eau- geschäftsführer Klerings des Kampfbundes aus Stuttgart über das ThemaDer berufsständische Aufbau des neuen Deutschland". Der Redner verbreitete sich in längeren klaren Ausführungen über die Hauptaufgaben des berufsständischen Staates. Dessen Durchführung aber von feiten Hugenbergs sabotiert werde. In einem Telegramm an Reichskanzler Hit­ler wurde deshalb auch hier die Abberufung Hugen­bergs gefordert. Kreisleiter Lüdemann schritt dann zur offiziellen Gründung der OrtsgruppeKreis Freu­denstadt" des Kampfbundes zur Erhaltung des deutschen Mit­telstandes. Kreisleiter der Ortsgruppe ist Otto Mast, Maler­meister; Stellvertreter und Fachgruppenleiter für Handel: Karl Bernhard, Kaufmann; Kassenwart für die Kreiskasse: Otto Lieb, Gipsermeister. Geschäftsstelle des Kreises und der Orts­gruppe: Stieg ele, Kaufmann. Für die Ortsgruppe ist Leiter: Otto Mast; Kassenwart: Eg. Wägelein; Schrift­führer: Karl Kalmbach, Schuhmachermeister. Sämtliche Obermeister aller Innungen, und die Vorsitzenden aller neu zu gründenden Abteilungen treten ein in den Ausschuß des Kampf­bundes, der noch durch Fachleute erweitert wird, wie z. B. Be­rater von der Handelsschule. Dies wird auf den nächsten Sitzun­gen im engeren Kreise geregelt werden.

Neuweiler, 19. Mai. Am Donnerstag, den 18. ds. Mts., hat der Lagerführer des hiesigen ArbeitslagersLeutnant Karl von Bose" seine hiesige Tätigkeit aufgegeben. Er wird künf­tig beim Landesarbeitsamt Stuttgart arbeiten und bei der Ueberführung verschiedener Arbeitslager in Stahlhelmlager tätig sein. Nach Absolvierung eines Kurses auf der Solitude wird Herr von Bose nach Einführung der Arbeitsdienstpflicht ein neues Arbeitslager übernehmen. Ihm sei an dieser Stelle für die pflichtbewußte, treue Arbeit, die er hier geleistet hat, herzlicher Dank gesagt. Herr Brandenburg, stud. Math., der schon längere Zeit im Lager mitarbeitet, ist zum neuen Lagerführer ernannt worden. Die Reichsbeihilfe für Jnstand- setzungsarbeiten hat es hier einigen Hausbesitzern ermöglicht, größere und kleinere Arbeiten durch die hiesigen Handwerker ausführen zu lassen. Beendigt ist die Renovierung des bekann­ten Gasthauses zumgoldenen Lamm". Außenseite, Wirtschafts­zimmer und Nebenzimmer prangen in neuem, freundlichem Kleide, und alles ist bereit, Passanten, Ausflüglern und Kur­gästen einen angenehmen Aufenthalt zu bieten.

Staatl. Rindviehschau des Flcckviehzuchtvereins Calw

Am letzten Montag fand auf dem Brühl in Calw die Staatl. Bezirks-Rindviehschau des Fleckviehzuchtvereins statt. Zu dieser Schau wurden insgesamt 4 Farren und 19 Kühe mit beidersei­tigem Aüstammungsnachweis aufgetrieben. Das Preisgericht bestand aus den Herren: Tierzuchtinspektor Dr. Dobler-Herren- berg; Gemeindepfleger Knaus-Dornhan OA. Freudenstadt und Gutspächter I. Hermann-Hohenmühringen OA. Horb. Die Württ. Zentralstelle für die Landwirtschaft war durch Landes- Lkonomierat Jäckle aus Stuttgart vertreten. Außerdem hatten stch zu dieser Prämiierung eine große Zahl Landwirte und In­teressenten des Bezirks eingefunden. Dabei konnten vom Preis­gericht folgende Preise zuerkannt werden:

H.) Farren: 1. Jugendklasse: Alfred Oettinger. Calw, einen 3. Preis. 2. Altersklasse: Farrenhaltungsverein Liebels­bergOberhaugstett für den GenossenschaftsfarrenFrohsinn", einen 1. Preis. Gemeinde Deckenpfronn und Alfred Oettinger, Calw, ;e einen 2. Preis.

Der durch den neu gegründeten Farrenhaltungsverein Deckenpfronn unlängst gekaufte junge Eenossenschaftsfarre mutzte bestimmungsgemäß außer Preisbewerb dem Preisgericht vorgefuhrt werden. Auch dieser Farre verspricht nach Ansicht des Preisgerichtes bei guter Fütterung, Haltung und Pflege ein recht gutes Zuchttier zu werden.

^ - 1- Jugendklasse: Georg Einader, Stammheim:

Friedrich Schneider, Deckenpfronn; Iohs. Proß, Oberhaugstett ze einen 2. Preis 3. Preise erhielten: Iohs. Clauß. Ober­haugstett; Ehr. Gottlob Lutz, Deckenpfronn; Jakob Strinz. Stammhelm; Jak. Schwämmle Witwe, Liebelsberg für 2 Kühe. 2. Altersklasse: 3. Preise erhielten: Joh. Friedr. Süßer, Deckenpfronn; Georg Rometsch. Altbnlach; Friedrich Baier! Liebelsberg, Gottl. Aichele, Deckenpfronn; Fritz Stepper, Bür­germeister. Oberhaugstett; Heinrich Hanselmann. Liebelsberg.

Nach den neuesten Prämiierungsbestimmungen ist zu bemer­ken, daß Farren, die einen 1. oder 2. Staatspreis erhalten haben, nur mit Genehmigung der Zentralstelle abgeschafft wer­den dürfen. Farren, die ohne Genehmigung oder vor Eingang der Genehmigung beim Gefuchsteller abgeschafft werden, gehen des Staatspreises verlustig. Außerdem ist der Geldpreis zurück­zuerstatten.

Bei prämiierten Kühen, die nicht unter amtlicher Milch­leistungskontrolle stehen und von denen nicht mindestens ei» unmittelbar vorhergehender voller Jahresabschluß vorliegt, wird der Geldpreis um 10 Mark gekürzt. Von der Kürzung ausgenommen sind nur Jungkühe, die nach den geltenden Be­stimmungen einen vollen Jahresabschluß noch nicht erreiche» konnten, aber feit ihrem ersten Abkalben unter amtlicher Kon­trolle stehen; ihr Besitzer muß jedoch mit feinem Kuhbestand der amtlichen Leistungskontrolle unterstehen und mindestens einen unmittelbar vorhergehenden vollen Jahresabschluß für feinen Stall Nachweisen können.

Die Qualität der ausgetriebenen Farren kann als recht gut angesprochen werden. Auch bei dieser Schau konnte der Genos- fenschaftsfarreFrohsinn" des Farrenhaltungsvereins Liebels­bergOberhaugstett wieder mit einem 1. Preis bedacht werden. Von diesem Vereinsfarren ist bereits schon eine recht ansehnliche Zahl guter Nachkommen vorhanden, die zeigen, daß dieser Farre nicht nur äußerlich ein sehr schönes Tier ist, sondern daß er diese Eigenschaften auch sehr treu vererbt. Es konnten schon recht gute männliche Frohsinn-Nachkommen zu Spitzenpreisen abgesetzt werden. Frohsinn 76 selbst ist heute bei bester Fütterung und Pflege ein sehr schöner Farre, der mit an der Spitze der besten Farren des Verbandsgebietes marschiert. Dieser Farre hat die seinerzeit auf ihn gesetzten Hoffnungen erfüllt und damit bewie­sen, daß man auch im Schwarzwald in der Lage ist, mit dem vorhandenen besseren Kuhmaterial bei Verwendung eines voll durchgezllchteten Farren auf dem Gebiet der Rindviehzucht züch­terische Fortschritte zu erzielen.

Das ausgestellte Kuhmaterial konnte als gut bezeichnet werden. Auch die heurige Schau brachte klar und deutlich zum Ausdruck, daß die Rindviehzucht in den Züchtergemeinden des Bezirks befriedigende Fortschritte macht und, daß das für den Ankauf von gutem Zuchtmaterial aufgewendete Geld nicht um­sonst aufgewendet wird, sondern sich in der Nachzucht durch Tiere mit besseren Formen und höheren wirtschaftlichen Lei­stungen bezahlt machen wird.

Calw, 19. Mai. In der gestrigen Eemeinderats- sitzung wurde wiederum die Frage der Verlegung des Schweinemarktes behandelt. Der Schweinemarkt befin­det sich schon viele Jahrzehnte in der Salzgasse und bringt für die dortigen Schulen und Kanzleien manche Unannehmlichkeiten mit sich. Die Geschäftsleute der inneren Stadt wehren sich gegen eine Verlegung, weil der Eewerbestand geschädigt würde, auch würden die Landwirte nur den Markt besuchen, sonstige Ein­käufe aber unterlassen, wenn der Schweinemarkt auf dem Brühl stattsinden würde. Die Verlegung wurde aus diesen Gründen abgelehnt. Der auf dem Schweinemarkt tätige auswärtige Tierarzt erhält von jetzt an eine Gebühr von IS Mark. Für die Schutzmannschaft sind wieder Diensttleider zu beschaf­fen. Die Lieferung der Röcke wird wie seither einem Spezial­geschäft in Waldenbuch, die der Hosen der hiesigen Schneider­innung übertragen. Die Schutzleute bezahlen an den entstehen­den Kosten 40 Prozent mit 211 Mark und die Stadt 60 Prozent mit 317 Mark. Auf die Turnhalle kommt ein Blitzableiter um 76,80 Mark. In der Turnhalle wird der umstrittene Loh­boden herausgenommen und durch einen Holzboden mit Matten ersetzt, Preis 230 Mark. Außerhalb der Turnhalle wird eine Sprunggrube angelegt, die eine Auslage von 289 Mark erfor­dert. Dem Unternehmer der Kraftwagenlinie Calw WürzbachAgenbach wurde seither ein städtischer Zuschuß von jährlich 300 Mark gewährt, aber für die Zukunft gestrichen. Auf ein Gesuch des Unternehmers wird aber der Zuschuß weiter bewilligt, da die Stadt ein Interesse daran hat, daß die betei­ligten Orte ihren Verkehr in die Oberamtsstadt beibehalten.

Calw, 19. Mai. (Die Calwer Ehrenbürgerbriefe.) Der Calwer Gemeinderat hat gestern die Ehrenbürgerbriefe an Reichspräsident v. Hindenburg und Reichskanzler Hitler unterzeichnet. Die Urkunden, in einer schönen gotischen Schrift ohne das sonst übliche zierende Beiwerk gehalten, wirken schlicht und vornehm. Sie haben folgen­den gemeinsamen Wortlaut:

Calw im Schwarzwald, die fast tausendjährige Stadt, aller- wärts rühmend genannt wegen des Gewerbefleißes und Han­delsgeistes seiner Bürger, das wiirttembergische Klein-Venedig früherer Jahrhunderte, heute hervorragender Jndustrieplatz und Sitz zweier weltbekannter Privathandelsschulen, verleiht im Gefolge der nationalen und sozialen deutschen Revolution durch seinen neuen Eemeinderat dem Herrn Reichspräsidenten und Generalfeldmarschall des Weltkrieges v. Hindenburg bezw. dem Herrn Reichskanzler und Führer des deutschen Volkes Adolf Hitler das Ehrenbürgerrecht und benennt die Kapellen­bergstraße bezw. eine seiner schönsten Aussichtsstraßen fortan Hindenburg-Straße bzw. Adolf-Hitler-Straße. Die Urkunden tragen das Datum des 2. Mai 1933 und die Unterschriften sämtlicher Stadträte.

Bad Liebenzell, 17. Mai. Im festlich geschmückten Ratsaal fand die erste Sitzung des Eemeinderat s, der fünf Nationalsozialisten und drei Mitglieder der Gruppe Schwarz- Weiß-Rot umfaßt, unter dem Vorsitz von Bürgermeister Klep- ser statt. Nachdem insbesondere die beiden neugewählten Her­ren Forstmeister Widmann und Stadtarzt Dr. Seeger begrüßt worden waren, gab der Vorsitzende einen Ueberblick über die Finanzlage der Gemeinde und über die kommenden Aufgaben. Stadtrat Erhardt (NSDAP.) wurde zum ersten, Stadtrat Kurz (NSDAP.) zum zweiten Stellvertreter des Bürgermei­sters gewählt. Für den Arbeitsplan zur Arbeitsdienstpflicht wird dem Reich die Straße UnterhaugstettMöttlingenWeil- derstadt als dringend umbaubedürftig empfohlen. Beschlossen wurde, in allen Zimmern des Rathauses und in allen Schul­zimmern ein Bild des Reichskanzlers aufzuhängen.

Nottenburg, 19. Mai. (Brand.) Am Mittwoch brach in der Scheune des Anwesens von Landwirt Karl Joses Kemm- ler Feuer aus. Trotz alsbaldiger Bekämpfung durch die hie­sige Feuerwehr brannten das Wohn- und Oekonomiege- bäude bis auf die Grundmauern ab. Im letzten Augenblick konnte das Vieh von Nachbarn gerettet werden. Die Unter­suchung ergab, daß zündelnde Kinder das Unheil angerichtet batten. Kemmler ist versichert.

Tübingen, 19. Mai. (Schaffung des Stände­staates.) Bei einer Kundgebung des Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand kündigte der Landesvorsitzende der Württ. Eewerbevereine, Landtagsabg. Vätzner an, daß es mit dem Ablauf des Jahres 1933 in Deutschland keinen Landtag und keinen Reichstag, sondern nur noch Stände­kammer und den Ständestaat geben werde. Ebenso werde es mit Ablauf des Jahres, vielleicht noch eher, überhaupt keine Parteien mehr in Deutschland geben.

Eningen, OA. Reutlingen, 18. Mai. (Unter schwerem Verdacht.) Am Mittwochnachmittag erfolgte die Polizei-