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verkam, eurzegenjetzeu «uv auf einer oerfasfunzrmStzigen Lösung
der Krise bestehen. Die Christlichen Gewerkschaften telegraphierten an Hindenbnrg: „Wir vertrauen darauf, daß der Herr Reichspräsident diesem Wirrwarr kraftvoll ein Ende bereitet." Das Telegramm schließt: ..Deutschland 1-iin nur unter Zmam- mefifasiung des g > Val!'-.'--. .
Stimme« der Presse
Der Eindruck der Demission Schleichers
Di« »DeuHche Allgemeine Zeitung" berichtet über verschiedene Leutzerunge« aus einzelnen Parteilagern. Die Nationalsozialisten halten unbedingt an der Kanzlerschaft Hitlers fest, die Deutschnationalen würden ein Scheitern der Mehrheitsverhand- kungen nicht ungern sehen, weil sie hofften, daß dann von Papen mit der Bildung einer mit allen Vollmachten für weitgehende Diktatur ausgestatteten Minderheitsregierung betraut würde. Der »Angriff- unterstreicht scharf die nationalsozialistische Forderung „Adolf Hitler mutz Kanzler werden!" Uebereinstimmend wird in mehreren Blättern berichtet, datz Hitler seine ursprüngliche Absicht. Berlin zn verlassen, ausgegeben habe. Unter Bezugnahme auf die Betrauung von Papens als Verhandlungsführer betonen „Börsenkacier", „Vossische Zeitung", „Tageblatt" «nd andere Blätter, datz dieser Auftrag ausdrücklich auf eine LSfung »im Nahmen der Verfassung und mit dem Reichstag" Hinziele. Das Zentrum stehe, so wird dann verschieden^-^ Weiter ansgefllhrt, vor einer ichm.ren Entscheidung. Ihm wero>. rne Mitarbeit in einem Kabinett Hitler sicher nicht leicht, und selbst die Befürworter einer parlamentarischen Lösung glaubten prophezeien zu müssen, datz ern Koalitionskabinett von den Nationalsozialisten bis zum Zentrum an inneren Gegensätzen bald zerbrechen müsse Es sei aber noch nicht sicher, ob bas Zentrum i« der neuen Regierung überhaupt vertreten sein solle oder ob es nur die Aufgabe hätte, das Abgleiten in eine Bersassungs- krise zu verhindern und Gewehr bei Futz" eine Minderheitsregierung der Harzburger Front zu tolerieren Das „Berliner Tageblatt" scheibt: Wenn der Versuch des Herrn von Papen glücke, dann werde ein eindeutig reaktionäres Regime kommen. Der „Vorwärts" sagt, der Sturz Schleichers sei ein Alarm- -eichen allererster Ordnung Er zeige, datz der Weg zu einer neutralen Beamtenregierung, die in diesem Augenblick vielleicht die einzig verfassungsmäßige Möglichkeit wäre, nicht beliebt werde. Eine Hitler-Hugenberg-Regierung sei verfassungsmäßig nur möglich wenn das Zentrum ihr seinen Segen gebe. Der „Deutsche" bezeichnet die Beauftragung von Papens als „eine unerhörte Herausforderung" Der Kampf hinter den Kulissen habe mit dem — vorläufige» — Sieg der Harzburger Clique geendet. Die Beauftragung Papens zeige, wohin der Kurs gehe. Die Rassische Zeitung" fordert, datz jede parlamentarische Lotung unter den gegebenen Verhältnissen hingenommen werde, hie die strenge Aufrechterhaltung des versassungsmätzigen Zustande» gewährleist«. Die „Deutsche Zeitung" ist der Ansicht, datz Schleicher sich hätte durchsetze» können, wenn er eine schöpferische Idee gehabt hätte. Die Zeit, in der Schleicher Kanzler gewesen fei, sei verschwendet worden
Der „Völkische Beobachter" befaßt sich in einem mit A. R. gezeichneten Leitartikel mit der durch die Kabinettsdemission geschaffenen Lage. Darin wird die Forderung nach der Betrauung Adolf Hitlers mit der Kanzlerschaft erneuert. Nun helfen keinerlei Zwischenlösungen mehr, so wird gesagt, nun hilft nur die Führung des Mannes, von dem 12 Millionen erwarten, datz er die Führung übernimmt Wir würden einen neuen Kanzler »an Papen genau so ablebnen wie den alten.
Italienische Bliitterstimmen zur deutschen Regierungskrise Rom, 29. Januar. Die gleichzeitige Regierungskrise in Deutschland und in Frankreich findet in Italien stärkste Beachtung. Man steht darin weniger eine Regierungskrise als vielmehr eine Krise des Regimes, wenn nicht sogar eine Staatskrise. Freilich seien die Ursachen des Verfalls der demokratischen und parlamentarischen Regierungsform in Deutschland »nd Frankreich grundverschieden.
„Corriere della Sera" schreibt, das parlamentarische System biete trotz seiner vielgerühmten Elastizität keine weitere Enl- «icklungsmöglichkeit. „Stampa" bedauert, datz n-cht schon zur
32. Fortsetzung
„Nun, mein gnädiges Fräulein, wenn Sie den sogenannten Kamps ums Dasein aufnehmen wollen, !o müssen Ihre Ohren auch robust genug sein, ein offenes Wort hören zu können. Und ich sage Ihnen, Ihre Schönheit brächte Sie beim Theater schnell weiter; m jedem anderen Berus erwächst Ihnen aus ihr nur Leid und Kampf," sprach Olof Beuthner, „Sie werden sie vielleicht sogar als Last empfinden lernen "
„Das tue ich in diesem Augenblick!" rief Ebba heftig.
Die beiden Frauen sahen sich verdutzt an. Der Mann aber köchelte. Er fühlte, datz er das Mädchen reizte, datz Ebbas Ausruf gegen ihn gerichtet war.
Bei Tisch erfuhr Ebba, datz Doktor Olof Beuthner seine Karriere als Mathematiker und Neuphilologe verlassen habe, um sich dem Theater zuzuwenden, nicht als Schauspieler, sondern als Regisseur, Direktor, Unternehmer — wie es si^ fände, aber jedenfalls als Reformator, wie er sagte.
Es war natürlich, datz man Ebbas Pläne nach allen Seiten erwog.
Trude Edleffsen versprach, einen Prospekt über die Gymnasialkurse zu schicken, und rechnete Ebba vor, datz sie wohl 'an die drei Jahre brauchen werde bis zum Abiturium. Und dann vier Jahre Zürich oder Halle . . .
Ebba sank das Herz in die Schuhe. Ungestüm und trotzig hatte sie das ersehnte Ziel schnell zu erreichen gedacht, um „ihm" damit zeigen zu können, was sie vermöge.
Und dabei, als Trude Edleffsen ihren Studiengang erzählte ,und vorrechnete, datz sie sich jetzt als Journalistin, mit Stundengeben und durch Uebersetzungen in lauter kleinen Sümmchen ungefähr zweitausendsünshündert Mark verdiente, dabei kam es heraus, daß sie einunddreitzig Jahre zähl? '
Ebba konnte einen Laut der Ueberras ' - -
drücken.
Mit ihrem stillen, guten Lächeln sagte Trude Edleffsen: „Ja, mein liebes Kind, das haben Sie wohl nicht gedacht. Aber ich bin eben sehr beschäftigt. Und ick bin etwas blut-
Zeit Brünings eingefehen worden sei, datz ohne Hitler oder gar gegen ihn in Berlin nicht regiert werden könne. Man habe so m Deutschland für Monate und Jahre Ausbaumöglichkeiten verpatzt, um immer wieder zum gleichen Ausgangspunkt zurück- znkehren.
, Die Kundgebung -er EPA. in Berlin
Berlin, 29. Januar. Die Sozialdemokratie von Grotz-Berlin veranstaltete heute nachmittag mit Unterstützung der Eisernen Front im Lustgarten eine Massendemonstration unter dem Motto „Gegen die Provokationen der Nationalsozialisten und die Millionengeschenke an die Junker, für Demokratie u. Sozialismus".
Von zwölf Sammelplätzen marschierten die Massen in geschlossenen Zügen unter Mitjiihrung roter Fahnen und vieler Transparente nach dem Lustgarten, wo um 2.30 Uhr die Kundgebung begann. Der Führer der Ortsgruppe Berlin der SPD., Reichstagsabgeordneter Künstler, bezeichnte den Aufmarsch der Nationalsozialisten aus dem BLlowplatz als Provokation und z erklärte, datz Berlin rot sei. „Berlin ist rot", das werde auch die Parole der SPD. für 1933 sein. Die Regierungssührungen s seit dem Sommer 1932 unterzog er, vor allem in wirtschaftlicher t Hinsicht, einer scharfen Kritik. Die Vorgänge in der Wilhelm- ! stratze seit gestern seien Alarm für die Eiserne Front, für die Gewerkschaften und die republikanischen Verbände. Es gehe um ; die Staatsbürgerrechte und die sozialen Errungenschaften, die j das Volk mit allen Mitteln verteidigen werde. Im Kampf um i Sein oder Nichtsein werde die Einheitsfront des Proletariats ! geboren. In einem Appell an die Kommunisten erinnerte der j Redner darin, ihre Klassenpflicht zu erkennen. Zum Schluß sagte Künstler, cs könne der Tag kommen, an dem Berlin für ganz Deutschland entscheide. Dieser Tag müsse die Arbeiterschaft einig finden. Die Kundgebung selbst verlief ruhig.
GrSne Sport- und Tierzuchlwoche in Berlin
Berlin, 28. Jan Die „Grüne Sport- und Tierzucht-Woche Ber- «n 1933" wurde am Samstag vormittag eröffnet. Oberbürgermeister Dr Sahm unk Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft. Freiherr von Brunn. hielten Erössnungsanspracben. Letzterer betonte: Schon ein kurzer Ueberblick über die Ausstellung zeige, datz in vies-m Jahre vor allen Dingen der Kleingärtner, Kleiniiedler und der tierliebende Städter Interesse an der Ausstellung finden weiden. Es sei kein Zufall, datz diese Gebiete so viel Beachtung in der Bevölkerung fänden Ich iehe hierin den Ausdruck eines liefen Sehnens. sagte der Reichsminister, das die breitesten Schichten unseres Volkes durchzieht, und das. da es keine andere Befriedigung finden kann, sich auf die'em Wege Bahn bricht Es ist das Streben unseres Volkes heraus aus den Steinmauern der Großstädte zurück zur Natur Deutich- land habe, so führte der Minister weiter aus etwa 1.1 Millionen Kleingärten. Diele Bewegung werde vom Reich mit neuen Mitteln unterstützt. Zur Bedeu'ung der Geflügelzucht wies er daraus hin. datz allein der Ws« der Lierproduktion sich normalerweise in Deutschland am -twa 300 Millionen RM belauie und daß wir jährlich noch immer eine Einfuhr von 230 Millionen RM. zu verzeichnen Härten. Diese Eier könnten in Deutschland erzeugt wetten.
Neues englisches Abrüstungsrrvgramm
Genf. 28. Jan. Die engtyche Delegation am der Abrüstung?» komerenz hat er» Memorandum mit neuen Vorschlägen an die Delegationen Amerikas Italiens. Deutschlands Frankreichs und Japans gelangen lassen. Eine erste Prü'ung des englischen Arbe'tsprograllims für d'e Abrüstungskonferenz hinterliitzt den Eindruck, datz es sich hier am ein topisches Vermirtlungsoapier handelt das wuiohl den Simon-Plan wie den französischen Plan, die Hoooer-Vorschläge und die Resolution Ser Großmächte oom 11. Dezember 1932 über die Gleichberechtigungskrage berücksichtigt. Jede Delegation steht diesem Programm in völliger Freiheit gegenüber Es ist anzunehmen, datz die Engländer zunächst in privaten Besprechungen ver u-ben werden, eine möglichst weitgehende Zustimmung zu ihrem Programm zu erreichen, ehe es tm Büro der Abrüstungskonferenz zur Verhandlung kommt.
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Neues vom Zage
Rach dem Sturz der französische« Regierung
Tatort nachdem die Regierung in der Kammer i» die Minderheit geraten war. setzte sie das Demissionsschreiben auf. das sie dem Präsidenten der Republik überreichte. Der Präsident hat alsbald mit seinen Beratungen zur Lösung der Krise begonnen.
Daladiex beauftragt
Paris, 2S. Zan. Der Präsident der Republik, Lebrun, hat den bisherigen Kriegsminister Daladier ins Tlysee gebeten» um ihm den Auftrag der Kabinettsbildung zu übertragen.
Das Ergebnis der irischen Landtagswahlen
Dublin, 29. Jan. Das endgültige Ergebnis der Wahlen zum irischen Landtag liegt nunmehr vor Es haben erhalten die Partei de Valero 77 Manate, die Partei Cosgraoe 48, die Unabhängigen 8, die Mittelpartei 11, die Arbeiterpartei 8 und die Unabhängige Arbeiterpartei 1 Mandat
Acht Erkrankungen, et» Todesfall nach ein-r Impfung mit Diphtherie-Serum
Paris, 28. Jan. Das französische Ministerium für Volkswohlfahrt teilt auf Grund alarmierender Zeitungsnachrichten mit. datz 172 Kinder in Bourbon-Lancy gegen Diphtherie geimpft worden seien, datz darnach 8 Kinder erkrankten und eines gestorben sei. Die anderen sieben seien zedoch wieder gesund oder wenigstens rm Begriff zu gesunden. Das vom Pasteur-Institut gelieferte Jmpfserum könne nicht fü'' die Erkrankungen verantwortlich gemacht werden, da mehrere tausend gleichzeitig gelieferte Jmpf- ampullen keine Erkrankungen heroorgerufen hätten.
Aus Ctadl Md Land
Alteusteig, den 30. Januar 1933.
Amtliches. Die Pfarrei Eb Haufen ist zur Bewerbung ausgeschrieben.
Auf den Spuren de» Einbrechers Daiber. Der gefährliche Einbrecher, der 28 Jahre alte Friedrich Wilhelm Daiber aus Ebingen, welcher am Freitagabend in Zwerenberg bestimmt erkannt wurde und in der Nacht auf Samstag in Martinsmoos einen Einbruch gemacht hat, bei welchem ihm nichts in die Hände gefallen fein soll, hat sich in unserer Gegend offenbar wieder dünne gemacht. In der Nacht vom Freitag auf Samstag wurde die Polizei und die Landjägermannschaft ausgeboten, um dem Einbrecher das Handwerk zu legen. Daiber trat dann am Samstagvormittag als Hausierhändler in Rotfelden auf. aber auch dort wurde er erkannt. Die Landjäger waren ihm hart auf den Fersen und verfolgten ihn bis in ein Haus. Im oberen Stock desselben schloß er sich in ein' Zimmer, ließ sich mittels gestohlenen Schürzenstoffes hinten vom Hause herunter und entwich in den Wald. Ein aus Stuttgart herbeigerusenes Polizeiaufgebot von etwa 25 Mann und 10 Kriminalbeamten umstellten den Wald von Rotfelden, doch konnte der Verbrecher nicht gefaßt werden, so daß diese unverrichteter Sache wieder abziehen mußten. Ob Daiber noch in der Gegend ist, ist zweifelhaft, nachdem er wiederholt erkannt und verfolgt wurde. Größte Vorsicht, besonders seitens der Ladenbesttzer, die er so gerne besucht, ist jedoch geboten und gegebenenfalls sofortige Benachrichtigung der Polizei oder Landjägermannschaft.
Ein Schi-Ausflug zum Ruhcsteiu. Gestern, Sonntag, fuhr der Schiverein Nagold in zwei Omnibussen der Firme» Benz und Koch unter der bewährten Führung von H. Ott- Nagold auf den Ruhestein. Es wurde freundlicherweise die kleine Umfahrt über Ältensteig gemacht, wo noch einige Teil
arm. Aum yad ich manchmal Zeiten, wo ich recht schonungsbedürftig djn, und kann dann nicht im Bett liegen, wie ich wohl müßte. Da verblüht man eben ein bißchen rascher."
Ebba schwieg. Ihr saß es in der Kehle. Aber wo war hier denn ein Grund zum Weinen? Oie Lose fallen verschieden. Vielleicht hatte Trude Edleffsen nicht ein solches Kapital von Gesundheit und trotzigem Willen gehabt, wie sie es fühlte — — oder gefühlt hatte. Denn heute schien es zu entschwinden. Aber es kam wieder, gewiß kam es wieder!
Bescheiden gab Trude Edleffsen zu bedeuten, daß ein Lehrerinnenexamen rascher und leichter zu machen wäre und auch vielleicht schneller den Weg zum Broterwerb eröffnete, besonders wenn das Fräulein noch irgend ein musikalisches oder malerisches Talent habe, was man in England besonders bezahle.
Zerbrecht euch nicht meinen Kopf! hätte Ebba am liebsten geschrieen.
„Lassen wir sie sich umhören und allein entschließen," entschied Fausta endlich; „die Selbstbestimmung an sich ist schon befriedigend Man gebe sie den Frauen überhaupt, und allerlei Kindheitssehler des Frauentums werden dann fortfallen, wie Trotz, Lust am Verbotenen "
„Hören meine Ohren recht? Fausta Melados gibt zu, daß Frauen Fehler haben?" rief Doktor Beuthner und fastete die Hände.
„Deshalb bleiben wir doch die Herrscherinnen!"
„Ru sag'n Sie bloß noch: Los vom Mann!"
„O nein. Ich sage keine dummen Schlagworte." Fausta sah ihn mit lachenden Augen an. „Der Verführte ist immer schwächer als der Verführer — also war Eva, das erste Weib, stärker als Adam, der erste Mann.
„Es könnte scheinen," sagte er schmunzelnd, „und ich will nicht einmal dagegen einwenden, daß diese unsere Schwäche ein freiwilliges Sichbegehen der Stärke sein dürste. Nur ist es dann wunderbar, daß euch von diesem Herrscherrum so wenig bewußt ist, daß ihr mit Ach und Krach danach ringt, es uns gleich zu tun. Man strebt doch für gewöhnlich nur dem nach, was man für besser, höher, reifer, vollkommener geartet hält. Also . . .?"
„Ja. leider," sprach Fausta voll Lebhaftigkeit, „leider ist uns das Bewußtsein von der eigentlichen Weibesmacht ein wenig abhanden gekommen. Wir brauchen gar keine Männertaten zu begehen, um tetlzuhaben an den Geschäften der Leit, um
die künftigen Generationen heranbilden zu helfen. Ja, sehen Sie mich nur so an, lieber Doktor, das sage ich, die ich das Leben kenne; ein Weib, das gearbeitet hat und dem es vergönnt war, in der Kunst Tausende zu erheben, ein Weib, welches in Kämpfen stand und nichts von diesen Kämpfen bereut, ein Weib, das nicht die Welt und nicht die Männer verachtet, das von Lebensfreudigkeit pulsiert bis in die Fingersvitzen hinein, ein Weib, welches frei war und ist wie ein Mann — ja, Freund, die sagt es Ihnen: ein reines, großes, gutes, echtes Weib sein, Söhne haben, Töchter erziehen, künftigen Geschlechtern mit deutendem Finger die Wege weisen, die empor führen — das ist ein königliches und ein machtreiches Los."
Sie breitete die Arme aus und warf den Kopf zurück. Ihre Augen strahlten.
Dann, ihrer Rede mit einemmal einen scherzhaften Ton gebend, sprach sie: „Wenn man das ganze sogenannte Leben enau kennt, dann kann man doch objektiv sagen, was am esten ist. Nicht? — Aber freilich, wo ist der Mann, um den es sich lohnt, ein vollkommenes Weib zu sein? Den muß man sich erst heranbilden."
„Aha, also aus den .neuen Mann', den wir brauchen, kommt es heraus," scherzte Beuthner.
Während er und Fausta in ein von vielen Lachen unterbrochenes Wortgeplänkel kamen, dessen Spitzen, Andeutungen und Doppelsinne Ebba nicht verstand, klang in ihrem Ohr, was Fausta gesagt hatte, wunderlich zusammen mit dem Wo« ihres Vaters, das aus ihrer Erinnerung auftauchke: „Des Weibes Hand sät gut und böse aus den Acker der Menschheit; das ist ein ungeheures Walten."
Die Doktorin Edleffsen lächelte wehmütig vor sich hin.
„Ach ja." sagte sie still vor sich hin, „es muß wohl schön lein, innerhalb der Familien wirken zu können."
„Ihr seid eben die Opfer der Zivilisation, mein armes Trudelchen; was sag' ich? nein, der Natur! Denn selbst am Baum werden nicht alle Blüten Frucht. Dagegen gibt's keine Abhilfe. Die Natur schuf dich, Weib zu fein. Aber wiederum die unabänderlichen Gesetze eben dieser Natur lassen dich nicht an die Reihe kommen, deinen Beruf zu erfüllen Da springt der Kulturstaat ein, das heißt es wird dahin tommen, daß er einspringt, und bietet dir ein Surrogat, das ist der Beruf."
(Fortsetzung folgt.)