Schwarzwälder Tageszeitung
Nr. 12
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Mrrrrdiilig Schleicher mit Silier am Simktag?
Berlin. 18. Jan. In Berliner politischen und parlamentarischen Kreisen wird dem Nachrichtenbüro des V.d.F be- stätiat. das! in dieser Woche bedeutsame innerpolitische Entscheidungen zu erwarten seien. Die Klärung der Frage, ob jetzt eine Umbildung der Reichsregierung erfolge, ,er noch vor dem Zusammentritt des Aeltestenraies des Reichstages. also vor dem 20 Januar, zu erwarten. Anfangs der kommenden Woche werde der Reichskanzler neben dem Zentrumsführer Kaas voraussichtlich auch ein, Mitglied der Bayerischen Volkspartei empfangen. Zn nationalsozialistt- schen Kreisen wird dsm Nachrichtenbüro des V.d.Z. angedeutet daß eine Unterredung zwischen dem Reichskanzler und Adolf Hitler vielleicht beceits am Dienstag stattfinde, da Hitler sich vom lippeschen Wahlkampf aus sofort nach Berlin zurückbegeben werde. In der Wilhelmstraße verlautet dazu, daß eine solche Unterredung jedenfalls nur auf Initiative der Nationalsozialisten zustande kommen könne.
Die Kürzung der französischen Beavilenge-ütter
Paris, IS Jan Ueber das bisherige Ergebnis der Kabmetts- Lerarungen weih Havas zu berichten, dah di« Be» mten g e - Halter bis zu 12000 Francs jährlich keiner Kürzung un er «orfen werden sollen. Dagegen würden die höheren Gehälter «m 2 b-s 10 Prozent gekürzt werden. Die urlprunglich vorgesehene Pensionskürzung der ehemaligen Frontkämpfer oll «icht vorqenommen werden: dafür werde eine l-ottene ausgeschrieben werden, die allerdings den vollen Betrag ein- dcingen müsse, der durch eine Pensionskürzung hatte ernzefpart »erden können
Der belgische HaushaltysaiNerumsylan
Brüssel, 15. Jan. D-e belgische Regierung gibt den Inhalt ihres Planes zur Sanierung des Staatshaushaltes bekannt, soweit er au» dem Verord'.ungswege durch Erhöhung der direkten und indirekten Steuern zur Durchführung gelangt. tz»0 Millionen Francs sollen durch Erhöhung der bestehenden direkten Steuern eingehen. sowie durch Einführung einer Krisensteuer und eine Steuer auf augerordentliche Gewinne aus Lizenzen. SM Millionen werden durch den Eingang der erhöhten indirekten Steuer« für das Jahr 1933 erwartet.
Neues vom Logs
Auf der Treibjagd erschossen Koblenz, 16. Januar. Bei einer Treibjagd im Ahr- «veiler-Dernauer Revier blieb das Gewehr eines Schützen im Strauchwerk hängen, dabei verfing sich der Abzugshahn «nd löste -einen Schutz aus, der den an der Jagd teilnehmenden Leiter der Staatlichen Weinbaudomäne Marienthal, Brathe, tödlich in die Herzgegend traf.
Eine neue britisch« Reichswirtfchaftskonserenz?
Ottawa, 14. Im Die kanadische Regierung ist gegenwärtig mit allen anderen Regierungen des britqchen Reiches, die an der Ottawa-Konferenz teilnabmen, in Fühlung, um sich über einen geeigneten Termin für die Einberufung einer Konierenz in London zu einigen, auf der weitere Einzelheiten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit innerhalb des Reiches erwogen werden sollen.
Prohibitronsaufhebnng auch für Wein?
Reuqork, 14 Jan. Der mit der Prohibitionssrage befaßte Rechlsausfchuß des Senats hat beschlossen, auch 3.05prozentigen Wein freizugeben. Ein entsprechender Zusatz soll der Vorlage elngesügt werden, die am 21. Dezember im Repräsentantenhaus angenommen wurde und die 3.2orozentiges Bier sreigibt. Die kalifornischen'Winzer protestieren aber gegen die Beschränkung des Alkoholgehalts, da sie einen Vertrieb des Weines unrentabel mache.
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22, Fortsetzung
Mn Kleid von gelblichweißem Samt floß in wenigen, schwe- ^n Falten an ihr herab und bildete nur eine ganz kurze Schleppe. Vom Saum empor wuchsen rundum Lilien bis zur Kniehöhe auf, in glänzender weißer Seide auf den matten Grund des Stoffes gestickt. Den Hals lieh das Gewand ein wenig frei, eine breite Spitze zog sich weich und lose gefaltet um den Ausschnitt. Gegürtet war das Kleid unter der Brust mit breitem, besticktem Gurte.
Auf dem reichen, vom schmalen Gesicht breit abstehenden Haar saß der Myrtenkranz, sein Rund war hinten durch den -Schleier geschlossen, der einer Tüllschleife mit lang wallenden Enden glich.
Kein Licht und kein Leben war in ihrem Gesicht, unbewegt ^rand sie, schön und malerisch anzuschauen wie ein köstliches, schon verblassendes Bild von Meisterhand.
Aus Richard von Kunowskys Wangen brannten zwei rote Flecken. Es war das einzige Zeichen von Erregung, das man seiner korrekten Erscheinung ansah.
'' Später, bei dem Festmahl im Hotel „Zum Deutschen Kaiser", saß das Brautpaar den Neuvermählten gerade gegenüber. Und so konnte Ebba beobachten, daß Helene sich in völlig ungetrübter Fassung befand. Ihre gewohnten, ruhigen, harmonischen Bewegungen verrieten durch kein Zittern, kem-- Hast einen schnelleren Pulsschlag.
Wie war das möglich? Ebba hätte immer gedacht, daß man an dem Tag fast besinnungslos sein müsse vor Freude und vor Furcht.
Aber Richard — ja, dem gingen die Pulse schneller. ms sah man wohl. Seine Blicke hingen in trunkenem Entzücken an seinem jungen Weibe, und er erzählte Ebba, daß er Hel-ns von einem der ersten Porträtisten der Zeit in diesem unvergleichlich schön ausgedachten Gewand malen lassen wolle. Das unerhört zaubervolle Bild stilisierter Schönheit, das sie in ihrem Brautschmuck böte, müsse aus die Nachwelt und in dis weiteste Oesfentlichkeit kommen. Und Helene lächelte dazu —
MS Start und Laad
Altensteig, den 16. Januar 1933.
Winters Einzug. Nach der ungewöhnlich milden Witterung im Dezember und in der ersten Hälfte des Januars hat nun der Winter seinen Einzug gehalten. Der Schnee fehlt immer noch. Am Sonntagfrüh stand das Thermo- Meter in Stuttgart auf 6—8 Erad unter Nult, nuf oen Höhen des Schwarzwaldes und der Alb gab es schon am Samstag noch größere Kälte. Die Eisöahnen Betrieb ausgenommen, aber den Skiläufern und Rodlern bleibt vorerst nichts anderes übrig, als weiter 'zu hoffen. Der Schlittschuhfee in Altensteig übte gestern wieder seine Anziehungskraft aus, wenn auch die Eisverhältnisse dort keineswegs ideale sind und die Eisfläche schlecht gepslegt angetroffen wurde. Löcher und Bückel in der Eisfläche tragen nicht zur Freudigkeit der Schlittschuhläufer und zum eleganten und sicheren Eislauf bei.
Zur Schüleraufführung: „Das kalte Herz". Es wurde uns nahe gelegt, ob wir denn das Spiel nicht nochmal zu Gunsten der Nothilse spielen wollten, um es dann fo auch weiteren Kreisen zugänglich zu machen. Wir haben das mit Freuden aufgegriffen und würden uns nun natürlich freuen, wenn wir ein recht schönes Ergebnis hätten und recht viel an die Nothilfe abliefern könnten. Wir haben kein Eintrittsgeld festgesetzt: gebe jedes in die Opferbüchsen was es gerne geben mag und zu geben vermag. Niemand soll ausgeschloffen fein, und auch die kleinste Gabe nehmen wir dankbar an. Aus Raumgründen haben wir diesmal Kinder ausgeschlossen, die das Spiel übrigens ja wohl meist schon gesehen haben. Wir möchten heute abend um 8 Uhr pünktlich beginnen, da die Kinder am andern Tag wieder zur Schule müssen, und bitten deshalb um zeitiges Erscheinen. Auch an dieser Stelle laden wir nochmal herzlich ein. I-.
Bortrag. Im Hausfrauenverein Altensteig veranstaltet die Fa. Henkel u. Cie. morgen Dienstagabend einen Vortrag über schonende und bequeme Behandlung empfindlicher Stoffe, worauf besonders hingewiesen sei. (Siehe Inserat.)
An den Urwaldströmen Borneos. Am nächsten Mittwoch ist abends um 5 Uhr den Kindern, abends um 8 Uhr den Erwachsenen Gelegenheit geboten, im Gemeindehaus lebende Bilder zu sehen aus dem Arbeitsfeld der Basler Mission auf der Insel Borneo. Darüber soll im voraus einiges mitgeteilt werden:
Schon beim Betreten der Insel, in der Hafenstadt Bandjer- masin, mit ihrer vorwiegend malaiischen Bevölkerung, fällt uns die Eigentümlichkeit dieses Volkslebens auf, das sich buchstäblich zwischen Wasser und Urwald abspielt. Das sumpfige Land zwingt die Bevölkerung zu Pfahlbauten — aber der Malaie: wohnt am liebsten ganz auf dem Wasser. So sehen wir schwimmende Werkstätten und Kaufläden auf Flößen, an denen die Kunden in schlanken Gondeln anlegen. Dazwischen tummeln sich auf winzigen Einbäumen Hausierer, die all das feilbieten, was ein Malaierherz erfreut. Leider sind diese mohammedanischen Malaier für die Mission fast unerreichbar, ja sie haben ihre Religion auf ihren weiten Handelsreisen weit ins Inland getragen, ehe die Mission dorthin kam. — Die Urbevölkerung Borneos, die sogenannten Dajak, wohnen jetzt hauptsächlich an den großen Strömen und Quellflüfsen tm Innern der riesigen Insel. Vis in die unwegsamen Gebirgsgegenden hat sich das scheue Volk vor den eindringenden Malaien zurückgezogen, deren Verschlagenheit es nicht gewachsen ist. Die modernen Verkehrsmittel, Flußdampfer und Motorboot erleichtern es dem Missionar, das Wort des Lebens auch zu diesen im Urwald verlorenen Heiden zu bringen. Wo die Flüsse so klein werden, daß auch der flache Einöaum nicht mehr durchkommt, führen mühsame Fußreisen bis in die entlegensten Urwalddörfer, deren hohe Pfahlhäuser und seltsame Maskenpfähle uns etwas von den Greueln der früher hier geübten Kopfjagden ahnen lassen. — Sehn interessant, oft schaurig schön, aber auch recht gefährlich wird das Reisen da, wo die Flüsse sich brausend über die Felsbänke stürzen. Mühsam müssen die Boote am Uferrand über
Gleich nach dem Mahl sollten die Neuvermählten abreisen Ebba fuhr mit der schwesterlichen Iugendgenossin in ihr Heim Zum letztenmal wollte Helene sich in dem bescheidenen Mäd chenstübchen umkleiden.
Während Ebba ihr half, das graue Reisekleid anzulegeii sagte sie: „Bist du gar nicht aufgeregt in dem Gedanken allein mit einem Mann so in die Welt hinauszureisen, den dt nicht liebst?"
„Nun", antwortete Helene, „mir scheint, es ist eine wenige: aufregende Sache und ein besseres Glück, einen Mann zi heiraten, den man beherrscht als einen, den man liebt. Wenig stens sind meine Tage seit meiner Verlobung in ungetrübten Behagen verflossen, während bei euch meistens Sturm im Ka lender zu stehen scheint. Viel fröhliche Gesichter sah ich nich bei dir."
Ebba seufzte schwer und schwieg. Ällit scheinbarer Seelen rube fuhr die andere fort, sich reisefertig zu machen.
Dann sah sie sich mit komischem Pathos um und sprach „Na — adieu, du schauderhafte Tapete, mit deinen braun un! weißen Rosengirlanden — Adieu, du Hoppelmannscher Mit tagstisch —Johanna geht und nimmer kehrt sie wieder . . / Ihr Blick begegnete dem Ebbas. Sie schwiegen beide un! sahen sich an — ein paar Sekunden lang. Und in diesen Se künden stieg alles vor ihnen auf, was sie verbunden hatte was sie einst erlebt, was sie gelitten, gehofft. Aller Jugend mut, alle Kinderlust. Sie sahen sich mit Humor den zweisel haften Schüsseln Hoppelmanns gegenüber, sie liehen sich wie der lachend ihre Schuhe, Kleider,' Hüte, sie erlebten miede, den komischen Augenblick, wo das nicht mehr ging, weil Helene so in die Höhe schoß. Sie saßen wieder oben bei den kindlichen, teuren, geliebten alten Mann und lasen sich heißi Wangen über Büchern, die sie nur halb verstanden.
Und plötzlich hielten sie sich fest umschlungen, wie zwei, dii sich fürchteten, die nicht voneinander lassen wollen, die sick zuschwören, fürs Leben treu zu einander zu stehen.
„Nicht weinen," flüsterte Helene, „und nicht sprechen ^
Sie küßten sich. ^
Ach wie wunderbar, so voneinander zu gehen, hinaus in- Leben, rechts und links, fernen, dunklen Schicksalen zu - nicht mehr jede Stunde, jeden Gedanken, jede Freude jeder Leid aememiam ui haben .
die Felsen hinausgezogen werden. Umso rascher geht es flußabwärts. Weh dem Boot, bas nicht von starker, kundiger Hand durch die tosenden Wirbel gesteuert wird. Der Dajak ist zwar ein ausdauernder Ruderer, und von klein auf mit seinen Flüssen und Stromschnellen vertraut, aber trotzdem kommen alljährlich viel Unfälle vor, denn in diesen Wirbeln ist auch der kühnste Schwimmer verloren. — Von Gott weiß der heidnische Dajak nicht viel zu sagen, aber er kennt auch keinen eigentlichen Götzendienst. Dafür lebt er in ständiger Eeisterfurcht. Die ganze Natur ist ihm von unzähligen, teils harmlosen, teils mißgünstigen Geistern belebt — dazu kommen die Geister der Abgeschiedenen, deren standesgemäße Versorgung alle Sorgfalt erfordert. Gegen die Mißgunst der Geister sucht man sich durch allerlei Zaubermittel zu schützen, Krankheit, die immer auf Eei- steretnfluß zurückgesührt wird, durch Zauberei zu heilen. Die Verstorbenen müssen für's Jenseits mit allen Lebensnotwendigkeiten ausgestattet werden. Hier zeigt sich die ganze Not und Hoffnungslosigkeit des Heidentums. — Selten findet der Missionar in Borneo größere Volksmengen für die Predigt des Evangeliums, aber der gute Same kann an jeder LaNdungs- stelle und in jeder Feldhütte unterwegs, vor allem aber abends in den Vorraum irgend eines Dajakhauses beim knisternden Kienspan ausgestreut werden. Oft muß Krankenbehandlung erst die Wege zu den Leuten bahnen. Aber schon helfen primitive Volksschulen auch in den abgelegensten Urwalddörslein das Licht des Evangeliums verbreiten. In unserem Lehrerseminar in der Hauptstadt Bandjermastn werden die Lehrer und Gehilfen hiezu in vierjährigem Kursus ausgebildet.
Zu diesem Missionssilm ist jedermann freundlich eingeladen. tt.
Die Grünen Baum-Lichtspiele hatten auf ihrem Programm einen der bekanntesten vaterländischen Eroßfilme „Lj o r ck". Es ist schade, daß diesem erschütternden Zeitdokument aus dem Jahre 1812 bei der Altensteiger Einwohnerschaft so wenig Interesse entgegen gebracht wurde. Die Vorstellungen waren, bis auf die gestern abend, nicht der Güte des Filmes entsprechend besucht. Dieser Film war für die Besucher ein großes Erlebnis und wirkte wie ein Lichtblick in unserer trüben Zeit.
Einführung von Wiederkäuern und Schweinen aus außer» württembergischen Ländern aus Wagen emschl. Kraftwagen. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Nach einer im Staatsanzei» ger zur Veröffentlichung kommenden Verordnung über Einfuhr von Wiederkäuern unv Schweinen aus außerwürttembergischen Ländern ist sie polizeiliche Beobachtung von aus Wagen emschl. Kraftwagen zur Einfuhr kommenden Wiederkäuern und Schweinen künftig nickt mehr dem zuerst berührten würtlembergischeu Erenzort. sondern am Enttadeort durchzuftihren: statt der Orts» Polizeibehörde des Grcnzorts hat gegebenenfalls die Ortspolizer» behörde des Lniladeorts das Erforderliche einzuleiten. Die An» zeige der Ankunft der Tiere durch deren Begleiter ist bei der Ortspolizeib-Hörve des Entladeorts zu erstatten. §
Ebhausen, 14. Januar. Die Ortsgruppe Ebhausen des Eewerbevereins Nagold hielt im Gasthaus zum „Waldhorn" eine gutbesuchte Versammlung ab, bei der als erster Referent Bürgermeister Mutz einen erläuternden Vortrag über Sinn und Zweck der Steuergutscheine hielt und besonders aus die Vorteile einer restlosen Ausnützung dieser Vergünstigung -aufmerksam machte. Im Anschluß daran sprachen die Herren Riderer von der Bezirksver- waltung der Handwerker-Krankenkasse Tübingen über „Das Gewerbe und fein Versicherungsschutz", wobei wieder erneut festgestellt wurde, daß gerade in der heutigen Notzeit mehr denn je der Gewerbetreibende sich durch Kranken- und Altersversicherung vor der schlimmsten Not schützen muß und daß gerade die eigene Organisation der Handwerker-Kr-ankenkasse in vorbildlicher Weife für das Wohl ihrer Mitglieder tätig ist. Nach angeregter Aussprache schloß der Ortsgruppen-Vorsitzende Ernst Krauß mit Dankesworten für die Redner die wohlgelungene Versammlung.
Nagold, 16. Januar. §>ie Real- und Lateinschule veranstaltete gestern abend im Saal zur „Traube" eine sehr gut besuchte Jahresfeier, bei welcher Frl. Jen ne und Lehrer Seeger im Klavierspiel, letzterer und Präzeptor Wieland durch den Gesang König Heinrichs Gebet aus „Lohengrin" und das Lied Wolframs aus
Es'klopfte.' " '
„Herr von Kunowsky ist da," ries die Vossen.
„Leb wohl ... Leb wohl. .
Lange brauchte Ebba noch, um sich zu fassen, ehe sie wieder zur Hochzeitsgesellschaft zurückfuhr.
Man empfing sie mit Neugier: die Damen wollten viel wissen: was für ein Reisekleid? Waren Tränen geflossen?
Ebba gab karge Auskunft. Ihr Verlobter entführte sie den Fragerinnen. Er sah es: sie war bleich, ihre Augen zeigten, daß sie geweint hatte.
„Der Abschied von Helene tat dir weh?" fragte er leise, sich zu ihr neigend.
Sie nickte. Es war wohl nicht so eigentlich der Abschied gewesen. Man sah sich ja in wenig Wochen wieder und blieb in einer Stadt friedlich beisammen wohnen. Aber was es gewesen war, ließ sich nicht sagen . . . wie ein plötzlicher Schrek- ken war es über sie beide gekommen, eine wahnsinnige Angst vor der Zukunft war kurz aber qualvoll auf sie eingedrungen. Die Kindheit hatte Abschied von ihnen genommen .
„Möchte Helene glücklich werden," sagte Andres warm. „Im Grunde genommen hat sie viel mehr Gewißheiten dafür als andere Frauen. Sie verlangt das Glück in schönen Aeußerlichkeiten. Ihr Herz kennt keine Unruhe und keinen Kampf. Sie kann sich also das Glück gewissermaßen kaufen. Und Richard wird trachten, reicher und immer reicher zu werden."
Sie standen mitten in dem festlichen Raum, der durch einige Sofas und Pflanzengruppen den ungefähren Anstrich eines Salons bekommen hatte, während er sonst das Kneipzimmer des Vereins Concordia war.
Nun kam von einem dieser Sofas her eine ganze Gruppe auf sie zu: Andrees Mutter. Frau Buschmann. Fiddie Buschmann und einige junge Damen.
„Hier unsere Freunde wollen hören, wann Ihr denn Hoch- zeit macht?" fragte Andrees Mutter heiter, „Herr Buschmann sagt, er müsse es sofort wissen, da die Kammer,zienrätin einen großen Polterabend geben will und die jungen Herrschaften dazu riesige Anstrengungen machen wollen."
(Fortsetzung »Mg: , .