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Schwarzwälder Tageszeitung

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Um die Neuregelung in der Fettwirtschast

Berlin, 29. Dezember. Die gestrige Fettverordnung hat in der Öffentlichkeit ein lebhaftes Echo gefunden, wobei die Mei­nungen zum Teil auseinandergehen. In diesem Zusammen­hänge weist man aber in den hiesigen politischen Kreisen darauf »in, daß im Gegensatz zu mannigfachen Ansichten die Fettwirt- schaft keineswegs eine Angelegenheit des Großgrundbesitzes, sondern in der Hauptsache eine solche der Bauern wäre. Weiter wird darauf hingewiesen, daß der Butterpreis gerade in den letzten Tagen sehrstark zurückgegangen sei, und zwar um 18 Mk. von 113 auf 95 Mark. Dadurch sei in der bäuerlichen Bevöl­kerung eine große Beunruhigung hervorgerufen worden, so daß sich die Regierung, wie man in hiesigen Kreisen betont, schon aus diesem Grunde gezwungen sah, sofortige Schritte, die ihr durch die Verfassung geboten werden, zu unternehmen, und nicht erst entsprechende parlamentarische Beschlüsse abzuwarten, da ja ein ganzer Berufsstand gefährdet gewesen wäre. Es habe sich dabei jedenfalls nicht um Interessenten, sondern um eine ganze Vevölkerungsschicht gehandelt, der durch die Verordnung geholfen werden soll. ^

Die Deutschnatiouale Bolkspartei zur deutschen Handelspolitik

Berlin, 29. Dezember. In der letzten Vorstandssitzung der Deutschnationalen Volkspartei wurden die Forderungen, die die Partei auf dem Gebiete der Handelspolitik erhebt, etwa wie folgt zufammengefatzt:

Deutschland ist, um seine gewaltigen Auslandsschulden von über 20 Milliarden Mark adzahlen zu können, gezwungen, einen Ausfuhrüberschuß herauszuwirtschaften. Die durch den Export erworbenen Devisen müssen in erster Linie zur Deckung der notwendigen Rohstoffeinfuhr für die Industrie Verwen­dung finden. Erst in zweiter Linie können die nicht notwen­digen Einfuhrbedürfnisse befriedigt werden. Die Katastrophe der deutschen Landwirtschaft verlangt gebieterisch eine Besei­tigung der Einfuhr solcher Lebensmittel, die Deutschland selbst erzeugen kann. Die mengenmäßige Regelung der Einfuhr aus den einzelnen Bezugsländern ist das ernzige System, das zur­zeit wirkliche Rettungsmöglichkeiten bietet. Diese Kontingen- iierungspolitik gestattet es auch, die einzelnen Länder in dem Maße verschieden zu behandeln, das ihrer Bedeutung als Kun­den Deutschlands entspricht.

Jede Regelung des Außenhandels aber bleibt unvollkom­men, wenn die Last der Außenschulden nicht durch ein Schulden- «bkommen der deutschen Leistungsfähigkeit angepaßt wird.

Dr. Geßler über das NalionaMatenyroblem

Berlin, 29. Dez. Einer unserer Mitarbeiter hatte Gelegenheit, dem Reichsminister a. D. Dr. Gehler, dem Vorsitzenden des Ver­eins für das Deutschtum im Auslände über das Nationalirätsn- vroblem zu sprechen. Dr. Gehler wies auf den Umfang des Un­rechtes hin. das in den letztvergangenen 14 Jahren deutschen ! Minderbeitengruvpen im Auslande angetan worben ist. Er sagte, es seien in dieser Zeit weit über 7000 muttersprachliche Schulen der Minderheiten geschlossen worden; während im ganzen 19. Jahrhundert nur etwa 10 Gotteshäuser von Mehrbeitsvölkern 'beschlagnahm! worden seien, habe man allein in dieser kurzen Zeit 2509 Kirchen den Minderheiten zwangsweise genommen, anderen Zwecken zugeführt, selber benutzt, geschlossen oder zer­stört. In diese Zahl seien die in Ruhland enteigneten Gottes­häuser nicht einbegriffen. Alle Minderheiten insgesamt seien im gleichen Zeitverlauf 12 Millionen Hektar Land enteignet worden. Diese 120 000 Quadratkilometer Uberträfen die rund 70 000 Qua­dratkilometer Boden, die Deutschland durch den Gewaltsrieden verloren habe, bei weitem. Deutsches Volkstum habe also im Auslande weit mehr Bodenbesitz verloren als das deutsche Reichs­hoheitsgebiet. Diese wenigen erschütternden Beispiele bewiesen sklar, dah eine europäische Zusammenarbeit ohne ei« znvor an­nähernd anständig gelöstes Minderheitenvroblem nicht denkbar Hei.

Patzzwauy m Sowjelrvtzland eiiMsiihrl

Für alle Personen über 16 Jahre

Moskau, 29. Dez. Eine neue Regierungsverordnung schreibt zum Zweck einer besseren Registrierung der Bevöl­kerung der Städte, Arbeitersiedlungen und Neubauten die Einführung eines einheitlichen Paßsystems in der gesamten Sowjetunion vor. In der Verordnung wird daraus hin- gewiejen, daß all« über 1k Jahre alten Bürger der Sowjet- «nion, die ständig in Städten oder Arbeitersiedlungen leben und im Transportwesen, auf Sowietgütern oder bei Neu­bauten arbeiten, verpflichtet sind, Pässe zu besitzen, die an Liesen Orten als einziger Ausweis zur Beglaubigung der Persönlichkeit des Besitzers gelten. Zur unmittelbaren Lei­tung bei der Einführung des Paßsystems und zur allgemei­nen Leitung der Arbeiter- und Bauernmiliz verordnete die Regierung die Schaffung einer Hauptverwaltung der Ar­beiter- und Bauernmiliz bei der Vereinigten Politischen Staatsverwaltung. Zum Chef der Hauptverwaltung der Arbeiter- und Bauernmiliz wurde Prokojew ernannt.

Ser österreichische Anletbrvlan

vor der französischen Kammer

Paris, 29. Dez. Die Kammersitzung, auf deren Tagesordnung der österreichische Anleiheplan steht, für den der französische Staat einen Betrag von 100 Millionen Schilling garantieren soll, begann mit einem Angriff des Abgeordneten Louis Marin, der die Gelegenheit benutzte, sämtliche Argu­mente gegen die Vorlage anzubringrn, die von der rechtsstehen­den französischen Presse angeführt worden waren: Frankreichs Finanzlage sei mehr als schlecht, und nachdem man die Amerika­ner nicht bezahlt habe, könne man unmöglich an die Oesterreicher Geld geben, um so weniger, alsOesterreicheinFaßohne Boden sei, und irgend welche Garantien gegen den Anschluß illusorisch blieben. Der Eeneralberichterstatter Lamoureux wies daraus hin, daß das Protokoll vom 15. Juli ausdrücklich an die Verpflichtung des Protokolls von 1922 erinnere, nach dem Oesterreich versprach, seine Unabhängigkeit nicht zu veräußern und von jeder wirtschaftlichen und finanziellen Verhandlung abzusehen, die diese Abhängigkeit gefährden könnte. Die Anleihe werde von den Sachverständigen als geeignetes Mittel angesehen, die österreichische Wirtschaft ein für allemal zu sanieren. Rach La­moureux befürwortete im Namen des auswärtigen Ausschusses der Abgeordnete Vienot die Anleihe. In der allgemeinen Aussprache bekämpfte de: Kommunist Peri die Vorlage. Nicht weniger scharf wandte sich gegen sie der ehemalige Finanzminister Flandin. Er verwahrte sich gegen die mögliche Schlußfolge­rung, daß etwa er und seine Freunde damit irgend eine Feind- i srligkeit gegenüber Oesterreich, seine Regierung ober seine Politik äntzern wollten Er sprach von der »dontschen Karte", die Bun­

deskanzler Schober mit seinem Zollunionsplan zum Schaden Oesterreichs ausgespielt habe. Heute gelte es, nicht nur die öster­reichischen Finanzen zu sanieren. Jetzt solle das Ausland wieder Geld geben für den Zweck, diese ausländische Bank zu sanieren. Diese Aeußerung Flandins wurde Anlaß zu zahlreichen Zwischen­rufen und scharfen Auseinandersetzungen mit verschiedenen Ab­geordneten der Linken. Flandin vertrat die Ansicht, daß die gegenwärtige Anleihe nicht ausreichen werde, um Oesterreich zu sanieren. Die Lage Oesterreichs sei unlösbar, so lange die gegen wärtige wirtschaftliche Belastung anhalte. Es sei auch falsa,, zu behaupten, daß die Anleihe die Friedensgarantie auf 20 Jahre verlängere, denn Oesterreich habe das Recht, sich von seinen Ver­pflichtungen -m zehn Jahren zu befreien. Ueberdies sei zu be­fürchten, daß die österreichische Regierung immer noch nicht die Zollunion mit Deutschland aufgegeben habe.

Neues vom Zage

Bier Verordnungen für die Sicherheit der Seeschiffahrt

Berlin. 29. Dez. Auf Grund der am 22. Dezember 1932 er­gangenen Verordnung des Reichspräsidenten zur Sicherung der Seefahrt werden in einer der nächsten Nummern des Relchs- gesetzblattes vier Verordnungen des Reichspost- und Reichsver­kehrsministers ergehen, die erforderlich sind, um das am 31. Mai 1929 in London geschlossene internationale Uebereinkommen zum Schutze des menschlichen Lebens auf See lSchiffssicherheitsver« trag) und das ebenso am 5. Juli 1930 geschlossene Uebereinkom­men über den Freibord oer Kauffahrteischiffe lFreibordvertrag) durchzufübren. Die vier Verordnungen betreffen: 1. Sicherheits­einrichtungen und Slcherheitszeugnisse für Fahrgastschiffe, 2. die Sicherheit der Seefahrt, 3. die Funkausrüstung und den Funk« wachtdienst der Schiffe, 4 den Freibord der Kauffahrteischiffe.

Die Liga hat «mgelernt

Paris, 29. Dez. Der Kongreß der Liga für Menschen­rechte wurde nach einer sehr lebhaften Aussprache über die Abrüstungsfrage und Vertragsrevision geschlossen Die vom Kongreß angenommene Entschließung fordert, daß die un­gerechten, unmoralischen und hinfälligen Bestimmungen der Friedensverträge abgeändert werden. Sie schlägt eine tief­greifende Aenderung des Völkerbundspaktes vor, wobei die lleberordnung des Völkerbundes über die Souveränität der Staaten aufrechterhalten werden solle. Die Entschließung fordert das restlose Verbot des privaten Hansels und der privaten Herstellung von Waffen. Sie fordert eine sofortige Herabsetzung der Rüstungen.

Massenverhastungen von Ukrainern in Polen

Warschau, 29, Dez, Aus Ostgalizien wreden Massenverhaftun­gen von Ukrainern gemeldet. In Lemberg, Wyniki, Tarnopol, Stanislau Brzezamy und im ostgatizlschen Petroleumgebiet find Angehörige oer ukrainischen gebildeten Kreise, darunter auch sehr viele Smdenten festgenomme» worden. In Wyniki wurden u. a. ein Prälat und in Stanislau die Gründerin des ukraini­schen Bundes verhaftet. Die polnischen Regierungszeitungen ver­suchen, die Verhaftungen als unbedeutende Polizeiaktion hin­zustellen.

Bildung der neuen bulgarischen Regierung

Sofia, 29. Dez. Der König beauftragte den bisherigen Ministerpräsidenten Muschanoff mit der Bildung des neuen Kabinetts.

Aus Stadt und Land

Altensteig, den 30. Dezember 1932. !

Beerdigung. Gestern fand unter großer Beteiligung der hiesigen Einwohnerschaft die Beerdigung des so rasch verstorbenen Obersteuersekretär Dreyer statt. Unter den Klängen der Stadtkapelle bewegte sich der stattliche Trauerzug dem Waldfriedhof zu. Stadtpsarrer Horlacher sprach am Grabe über die WorteDenen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum besten dienen". Er tröstete die Witwe und ihre vier Kinder, die so unverhofft um ihren Ernährer gekommen sind. Regierungsrat Huberich ehrte den Verstorbenen im Namen der Beamtenschaft mit Wor- j ten aufrichtigen Bedauerns und legte am Grabe einen Kranz nieder. Auch der Kriegerverein trauerte um einen Kameraden. Auch sein Kranz schmückte den Grabhügel, langsam senkte sich die schwarz-weiß-rote Fahne in die Gruft und dreimal hallte der dem einstigen Frontsoldaten so bekannte Gruß über das Grab. Das Schlußgebet wurde gesprochen und langsam trennte sich die Trauergemeinde. Mit Obersteuersekretär Dreyer verliert Altensteig eine all­gemein beliebte und geschätzte Persönlichkeit. Dreyer, dem man die Künstlernatur nicht absprechen kann, war ein aus­gezeichneter Liebhaberphotograph und war ebenso in den Gefilden der Musikzu Hause". Mit fanatischer Liebe hing er an seiner Photokamera und viele schöne Bilder von Altensteig und Umgebung sind Zeuge seines Künstler­sinns. Bei Veranstaltungen der Stadtkapelle, die ihm mit ihrem Spiel zur Ruhestätte die letzte Ehre erwies, half er im Streichorchester immer gern aus und war deshalb auch hier ein gern gesehener East. Sein in allen Lebensfragen flammender Idealismus und immerwährende Fröhlichkeit wird uns Altensteigern noch manchesmal fehlen. ob.

Der sterbende Christbaum. Meist bleibt der Chrtst- baum bis zum Neujahrstag in der Familie ausgestellt Dann blättert er ab, Nadel um Nadel löst sich und die Kehricht­schaufel sammelt das Absterbende Ein Messer, eine Säge wird noch einmal an den Baum gelegt und die zerichnitte- s nen Teile werden dem Herdieuer zugeiubrr Hört Ihr das ! Zischen der Nadeln, das Zerpuffen der Aestchen im Feuer?

Klingt es nicht, als ob ein Waldvögelein vom nahenden , Frühling phantasierte? Als kleine Rauchfahne wird der . Baum seinen Weg himmelwärts nehmen Und nichts bleibt : von ihm als eine kleine Erinnerung, ein wehes Nachsinnen,

: daß er mit seiner kurzen Zeit jo rasch verging. So ist das Schicksal vieler Ausaewäblter.

. Nagold, 29. Dezember. (Nagolder Brief.) Hoffnung, sie ist kein leerer eitler Wahn ... mag man ruhig so jagen.

aber alle Hoffnung hat nichts genützt, das ersehnte weiße Weih­nachtsfest zu bescheren. Auch der'Anschluß des Nagolder Schivereins, einer losen Vereinigung aller Nagolder Brettleshupfer, an den SSV. und das sicherlich in diesem Kreis öfters gesprochene Schigebet . lieber Petrus mein, laß reiht tüchtig schnei'n" haben keinen Wert gehabt. Die langen Bret­ter müssen eben diesmal neidisch zuschauen, wie ihr kleiner, kurzer und blinkender Bruder, der Schlittschuh, die Winter­saison eröffnet. Wenn man auch glaubte, in der heutige» schweren Zeit würden die Vereinsweihnachtsfeiern zum größe­ren Teil zurückgestellt werden, so täuschte man sich. Es scheint nun einmal zur Vereinstradition zu gehören, daß der Lyrist- baum von der Familie auch in die Säle getragen wird. Ein­mal war es der Reichsbund der Kriegsbeschädig­ten, der seine Mitglieder und deren Kinder um sich versam­melte. Es war ein frohes Schenken an die Kinder, deren Väter ihr Leben für das Vaterland ließen oder in begeisternder Auf­opferung einsetzten. Auch für die Unterhaltung war reichlich gesorgt, besonders durch den Rutenmann und durch die musi­kalischen Vorträge des Herrn Besch mit seinen Musikjüngern. Der Sportverein e. V. wartete wie jedes Jahr so auch Heuer mit einer Jugendweihnachtsfeier auf und erntete mit seiner Bescherung, seinem Theaterstück und den stimmungsvol­len Ansprachen oer Herren Ehniß und Georg Kübele rei­chen Dank. Ein volles Haus hatte auch die Weihnachtsfeier und das 60jährige Jubiläum des Militär- und Veteranenvereins Nagold. Mehrere hundert Per­sonen füllten den Traubensaal, als der Vorstand O. Kappler die Feier eiöffnete. Als Vertreter des Bezirks sprach sodann Bezirksobmann Studienrat Grau und schließlich im Auftrag der Stadtverwaltung Bürgermeister Maier. Sie würdigten die Verdienste des Vereins in feiner langen Lebenszeit und sprachen von den hohen Aufgaben in der vaterländischen Er­ziehungsarbeit. Die Vereinsgeschichte trug Schulrat Knöd- ler vor. Die Jubiläumsfeier war umrahmt mit trefflichen Vorträgen der Stadtkapelle Nagold, die z. B. den Parade­marsch der 18. Husaren und den Zapfenstreich mit Gebet in glänzender Weise bot. Die Kapelle hat die auf sie gesetzten Hoffnungen nicht nur erfüllt, sondern bei weitem übertroffen. Anschließend fand eine Weihnachtsfeier in dem üblichen Rah­men statt, aus dem besonders die ProgrammpunkteSologesang von Frau Lii Gau ß" undDie kleinen Soldaten unter Haupt­mann Koch" wirklich Beifall erheischend hervorstachen. Es war eine Freude zu sehen, wie die Griffe nnd der Parademarsch klappten, und zu hören, wie die Kafernenhofblüten bei einer Jnstruktionsstunde den Vater der Kompagnie zur Verzweiflung brachten. Im übrigen: Achtung prrrrääfentiert das Ge­wehr! .... Frankreich in Gefahr!! Weitere Weihnachts­feiern fanden im Krankenhaus, in der Kuranstalt Waldeck" und bei den Wanderern statt.

Hornberg, 29. Dez. (Tödlich verunglückt.) Gestern nachmittag ereignete sich im Wald ein tödlicher Un­glück s f a l l. Beim Holzfällen geriet der in den dreißiger Jahren stehende Matthäus Schaible trotz War­nungsruf unter eine stürzende Tanne und erlitt einen schweren Schädelbruch, so daß der Tod gleich darauf eintrat.

Calw, 29. Dezember. Wenn das Jahr seinem Ende zugeht, Zieht man gerne eine kurze Schlußrechnung. Das Jahr 1932 brachte der Stadt eine gute Bautätigkeit. Die Bauhandwerker hatten im allgemeinen lohnenden Ver­dienst, wie nicht einmal in den letzten Jahren. Unter den staatlichen Bauten ist besonders das neue Postamt zu nennen, das einen großen Bauauswand verursachte. Zn diesen Bauten kam eine größere Zahl von Privatbauten, die willkommene Arbeitsgelegenheit brachten. Im Anfang des Jahres wurden Befürchtungen einer neuen Geldent­wertung laut und so wurden manche Bauten ausgeführt, um das Geld sicher anzulegen. Jetzt ist wieder ein Still­stand eingetreten. Der Fremdenverkehr ließ im ganzen zu wünschen übrig. Uebernachtungen finden verhältnismäßig wenig statt. Frühschoppen und Vesperstunden haben fast ganz ausgehört. Ein betrübtes Bild boten die vielen Zwangsversteigerungen, die sowohl auf dem Lande wie in der Stadt stattfanden. Im Januar kommt das bekannte HotelWaldhorn" daran, das in früherer Zeit glänzend florierte. Erfreulich ist dagegen der schöne Ertrag an landwirtschaftlichen Erzeugnissen, an Getreide, Kartoffeln, Viehfutter und teilweise auch an Obst, nur klagen die Bauern über schlechte Viehpreise. Die Weihnachtsfeiern der Vereine waren durchweg sehr gut besucht. Dekan Roos übernimmt am 11. Januar das Dekanat und die erste Stadtpfarrstelle in Cannstatt. Sein Wegzug wird sehr bedauert. Der Missionsverkauf für die Basler Mis­sion hat einen Reingewinn von 780 Mark gebracht. Die Kirchengemeinde konnte wieder auf Weihnachten 600 Mk. an die Armen verteilen.

Horb a. N., 29. Dezember. (Gestorben.) Wie zu er­warten war, ist der am heiligen Abend auf der Landstraße HorbRottweil (bei Jhlingen) verunglückte Friedrich Schmieder gestern früh um halb 9 Uhr, ohne das Be­wußtsein wieder erlangt zu haben, im Bezirkskrankenhaus verschieden. Der tragische Fall sollte jedem Auto-, Motor­rad und Radfahrer ein neues Signal fein, daß man bei Einbiegungen in solche Verkehrsstraßen äußerste Vorsicht walten lassen muß.

Tübingen, 28. Dezember. (Verbrüht.) Gestern hat sich das dreijährige Bübchen des Johannes Narr im Schleifmühleweg mit heißem Kaffee verbrüht, wodurch es erhebliche Verletzungen an der Brust erlitten hat. Es wurde in die chirurgische Klinik verbracht.

Stuttgart, 29. Dez. (Betriebsstillegung.) Die Kartonnagefabrik Jose del Monte, Stuttgart, Stöckach- straße, die vor einigen Jahren noch 400600 Arbeiterin­nen und Arbeiter beschäftigte, wurde am 24 Dezembe», nachdem in den letzten Wochen nur noch 6 Arbeiterinnen und ein Arbeiter beickäitiat waren, endaültia aeicklosien.

Sindelsingen. 29. Dez. (B e tr i e b s st i l l e g u n g.) D^ Optima-Maschinenfabrik AE. hier, die in letzter Zeit noch allerlei Neubauten erstellte, schließt ab 1 Januar ihren Be- ! trieb. In dem Betrieb wurden Waagen und Hilfsmafchinen für Spinnereien ufw. hergestellt.

Fellbach. 29. Dez. (U n f a l l m i t T o d e s f o l g e.) Am Mittwoch abend wurde in der Stuttgarterstraße, der 80jäh- . rige verwitwete Weingärtner Karl Heß von der Stratzen- j bahn angefahren und zur Seite geschleudert Ein sofort her» j beigerufener Arzt konnte nur noch den Tod infolge Schä- ! delbruchs feststellen. Dem Führer des Straßenbahnzuges > waren mehrere Autos begegnet, die nicht abgeblendet hat- ' ten. sodatz er in seiner Sicht sehr stark behindert war.