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Mandatsgewinn der Zentrumspartei

Berlin, 2V. Nov. Der Reichswablausschuß hat das endgültige Ergebnis der Reichstagswahl vom 6. November 1032 festgestellt. Wie amtlich mitgeteilt wird, bat sich infolge Zugangs an Stim­men bei der Feststellung des endgültigen Ergebnisses in den Wahlkreisen die Zahl der gültigen Stimmen auf 35 471745 er­höbt, darunter 4170 640 Stimmen für die Wahlvorschläge der Zeutrumspartei, wobei von den in der Pfalz auf den gemein­samen KreiswahlvorschlagZentrum und Bayerische Volkspar­tei" entfallenen Stimmen wie bisher 60 000 der Bayerischen Bolksvartei zugerechnet sind. Die Zeutrumspartei wird daher mit 7g Abgeordneten (nicht 69) im neuen Reichstag vertreten sein. Für die übrigen Parteien bedeutet der Zuwachs an Stimmen keinen Mandatsgewinn. Die Gesamtzahl der Abgeordneten be­trägt nunmehr 584.

Erfolge brr ArbrttsbrschaWlg

Berlin, 20. Nov. Die Maßnahmen der Reichsregierung zur Ar­beitsbeschaffung haben neben den sonstigen Mitteln zur Bele­bung der Wirtschaft den Arbeitsmarkt merklich entlastet. Die Zahl der Arbeitslosen, die im freiwilligen Arbeitsdienst beschäf­tigt werden, bat jetzt bereits 250 000 überschritten. Der erste Ab­schnitt des Arbeitsbeschaffungsprogramms in Höbe von 135 Mil­lionen NM., das die Reichsregierung sofort nach ihrem Amtsan­tritt entworfen hat. ist in voller Durchführung begriffen. Die 135 Millionen, die als Darlehen für Straßenbauten, Wasserbauten und landwirtschaftliche Meliorationen zur Verfügung gestellt waren, find bis auf einen kleinen Rest an die Träger der Arbei­ten vergeben; zu ihnen treten noch verlorene Zuschüsse der Reichs­anstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung in Höbe von etwa 25 Millionen RM. die der Ersparnis an Ar­beitslosenunterstützung entsprechen. Mit diesen Mitteln find bis­her insgesamt 10 Millionen Arbeitertagewerke für Arbeitslose bereitgestellt worden. Auch die Arbeiten an dem zweiten Teil des Arbeitsbeschaffungsprogramms in Höhe von 207 Millionen RM. zum Teil bereits im Gange oder werden in nächster Zeit be­gonnen. Dieser Abschnitt umfaßt bekanntlich u. a. Straßenbau- ten, landwirtschaftliche Meliorationen, landwirtschaftliche Sied­lung und oorstädtische Kleinsiedlung, den Bau von Eigenheimen und ferner eine Aktion zum Abwracken veralteten Schiffsraumes und den Bau von Heringsloggern. Für das notleidende Bauge­werbe ist neben der Förderung des Baues von Eigenheimen und der vorstädtischen Kleinsiedlung ganz besonders wertvoll die Hilfsaktion des Reichs für die Durchführung der Jnstandsetzungs- arbeiten. Hierfür stehen bekanntlich 50 Millionen RM. zur Ver­fügung. die durch Mittel, welche die Hausbesitzer selbst aufbrin­gen, noch erheblich verstärkt werden. Zur Förderung des Eigen­heimbaus hat übrigens auch der Vorstand der Reichsanstalt laut Beschluß vom 10. November 1932 noch 5 Millionen RM. aus Mitteln der Erundförderung (ersparte Arbeitslosenunterstützung^ bereitgestellt.

Von größter Bedeutung ist endlich für wichtige Teile der Wirt­schatt die Bereitstellung zusätzlicher Arbeiten durch die Reichs­bahn und die Reichspost in Höhe von über 300 Millionen RM., di« zum großen Teil ebenfalls schon im Gange sind.

Gedenkfeiern

News vom NW

Die Regierung Braun und die neue Notverordnung

Berlin, 20. Nov. Wie das Nachrichtenbüro des VdZ. meldet, beschäftigte sich die preußische Staatsregierung Braun mit der neuen Notverordnung über die Regelung der Auswirkung des Leipziger Urteils aus die Beziehungen zwischen kommissarischer und Staatsregierung in Preußen. Ueber das Ergebnis wird fol­gende offizielle Darstellung gegeben:

Die preußische Staatsregierung stellte fest, daß die auf Antrag der Reichsregierung erlassene Verordnung auf Grund von Artikel 48 Absatz 2 der Reichsversassung dem Wortlaut und Geist der Entscheidung des Staatsserichtshoses nicht entspricht. Minister­präsident Braun wird in der ersten Vollsitzung des Landtags am Donnerstag, den 24. November, zu der dadurch geschaffenen Sach­lage Stellung nehmen.

Reichsminister v. Neurath beim Reichspräsidenten

Berlin, 20. Nov. Reichspräsident v. Hindenburg empfing Samstag nachmittag den Reichsminister des Auswärtigen Frei­herrn v. Neurath, der sich am Abend zu der am Montag be­ginnenden außerordentlichen Tagung des Völkerbundsrates u ?, ch Genf begab.

Der Reichsauhenminister in Eens

Genf, 20. Nov. Reichsaußenminister Freiherr v. Neurath ist in Begleitung des Gesandten in Oslo. Freiherrn v. Weizsäcker, und verschiedener höherer Beamter des Auswärtigen Amts in Genf eingctrosfen. um an der am Monrag 11 Uhr beginnenden Tagung des Völkerbundsrats teilzunehmen.

Kommunistische Terrorpläne?

Berlin, 20. Nov. Die Kreuz-Zeitung berichtet in sensationeller Aufmachung Uber angebliche Terrorpläne der Kommunisten, die am 14. August in einer Sitzung des Moskauer Polit-BUros er­örtert worden seien. An dieser Sitzung soll, one das Blati be­hauptet, auch Stalin teilgenommen haben.

Besprechungen Dr. Helds mit dem österreichischen Bundeskanzler

München, 20. Nov. Ministerpräsident Dr. Held ist nach Salzburg gefahren, um mit dem österreichischen Bundeskanz­ler Dollfuß und führenden Mitgliedern der Christlich-Sozia­len Partei zusammenzutressen. die eine Fühlungnahme mit der ihnen weltanschaulich nahestehenden Bayerischen Bolksvartei wünschen.

Die Tochter Sklarz festgenommen

Berlin, 20. November. Im Aufträge der Staatsanwaltschaft wurde am Samstag die Tochter des verschwundenen Kaufmanns Heinrich Sklarz festgenommen, weil der Verdacht besteht, daß die 25 Jahre alte Paula Sklarz Urkunden beseitigt hat, die ihren Vater belasten könnten. Nach der Durchsuchung der Sklarzschen Wohnung wurden auch noch an verschiedenen Steen der Stadt Haussuchungen vorgenommen, da sich das Gerücht hartnäckig er­hielt, daß Heinrich Sklarz noch in Berlin anwesend fein soll. Die Nachforschungen waren aber ergebnislos.

Berlin, 20. Nov. Wie alljährlich am Totensonntag, veranstal­tete Sonntag vormitag der Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen eine eindrucksvolle Gedenkstunde für die Toten des Weltkrieges im Plenarsaal des Reichstages. Der Bundesvorsitzende Pfändner gedachte der gefallenen Kameraden. Musikalische Vorträge rahmten die Feier ein, die ihren würdigen Ausklang mit dem alten Soldaten­liedIch halt einen Kameraden.." und dem gewaltigenDie Himmel rühmen" fand. Die vaterländischen Verbände hielten am Nachmittag einen Heldengedächtnisgottesdienst in der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche ab, zu dem auch mehrere Mitglieder des Hohenzollernhauses erschienen waren. Die Ge­dächtnisrede hielt Hilfsprediger Walter Richter-Reichhelm. Auch das Reichsbanner gedachte wie alljährlich der Opfer des Krie­ges. In der Mittagsstunde trafen sich Abordnungen der vier Kreise des Gaues Berlin-Brandenburg auf dem Neuen Markt, von denen sich je zwei Ebrenkameradschaften über den Schloß­platz und die Schlobbrücke nach dem Ehrenmal Unter den Linden begaben, wo sie nach einer schlichten Feier einen Kranz nieder­legten.

Gefallenengedenkfeier ans dem Stuttgarter Wakdfriedhof

Stuttgart, 20. Nov. Am Totensonntag, der in Württemberg zu­gleich der jährlich wiederkehrende Gedenktag für die Opfer de» Weltkrieges ist, wurde in ganz Württemberg, in Stadt und Land, durch besondere Feiern der Gefallenen gedacht. In der Landes­hauptstadt fand am Nachmittag auf dem Waldfriedbof eine ge­meinsame Gedenkfeier der württ. Regierung und der Stadl auf dem Waldfriedhof statt. Bei dem Friedhofkreuz, vor dem zwei Opferschalen brannten, hatte sich eine überaus große Teilnehmer­zahl eingefunden. Das vor der Kanzel errichteteGrab des unbe­kannten Soldaten", das mit in den Rasen gesteckten Lanzen um­stellt war, trug reichlich Blumenschmuck, sowie Stahlhelm und gekreuzte Säbel. Vor dem Kreuz und um das Grab hatte eine Kompagnie Reichswehr und Schutzpolizei, ferner die Abordnun­gen der verschiedenen Krieger- und Regimentsvereine Aufstellung genommen. Nach Musikstücken und einem Liedvortrag des Vater­ländischen Gesangvereins Ehrenfeld hielt Stadtpfarrer Schnüff­ler die Gedächtnisrede. Bei gesenkten Fahnen und entblößten Häuptern spielte die Musik das Lied vom guten Kameraden. Sodann formierte sich der endlose Zug der Vereine und der Tau­senden, die unter Vorantritt der Musikkapelle am Ehrenmal der Gefallenen vorbeidefilierten, womit die Feier ihren Abschluß fand. Während der weihevollen Stunde zog ein Geschwader der Akademischen Fliegergruppe über dem Waldfriedhof seine Kreise.

Aus Sta-t und Land

Altensteig, den 21. November 1932.

Der Toten- und Gefallenengedenktag verlief recht ruhig und würdig. Die Herbstsonne sandte ihre milden Strahlen zur Erde, umwob Friedhöfe und Denkmäler mit ihrem Schein und brachte einen freundlichen, warmen Strahl in die Herzen derer, die bei ihren lieben Abgeschiedenen und den im Kriege Gefallenen weilten, welch letzteren Gedächt­nis der gestrige Totensonntag in erster Linie galt. Die öffentlichen Gebäude trugen deshalb Trauerbeflaggung. Auch droben amKriederdenkmal waren die Flaggen auf Halbmast. Da eine allgemeine Feier hier nicht vor­gesehen war, hatten die Nationalsozialisten zu einer Krieger ehrung eingeladen, die um ^/-9 Uhr stattfand und zu welcher die SA. mit Fahne und in Uniform sich eingefunden hatte, sowie Mitglieder der Partei und sonstige Teilnehmer. Eingeleitet wurde die ernste Gedenk­feier mit Chorälen der Stadtkapelle, worauf Landtagsabg. Vätzner - Nagold die Gedächtnisrede für die im Welt­krieg Gefallenen, aber auch für die Opfer der Bewegung der Nationalsozialisten hielt und ein Gedicht zum Vortrag ge­bracht wurde. Der Kriegerverein verband mit die­ser Gedenkfeier die Niederlegung eines Kranzes durch Vor­stand Grüner und mit dem Lied vom guten Kameraden schloß die Veranstaltung. Wie in allen Kirchen, wurde auch in der hiesigen Stadtkirche der Toten und der Gefallenen gedacht, wobei der Liederkranz nach dem Orgelvorspiel das LiedWie sie so sanft ruhen" schön und eindrucksvoll zum Vortrag brachte. Nach dem Gottesdienst und im Laufe des Nachmittags wurden manche Schritte zu den Kirchhöfen, zu den Gräbern geliebter Verstorbener gelenkt. Abends 6 Uhr war in der Stadtkirche noch eine Gedächtnisfeier, bei wel­cher der Musikverein, Hauptlehrer Proß als Dirigent und Solist und Hauptlehrer Lenze als Organist mitwirkten. Auch die Lichtspiele des Grünen Baum waren auf den Ee- dächtnistag eingestellt und gabenWestfront 1918". Dieser gewaltige Tonfilm wurde sehr stark besucht, sodaß er heute Montag nochmals zur Aufführung kommt. So stand der ganze gestrige Sonntag im Zeichen der Toten- und Helden- ehrunj

Flugzeug-Freifahrt. Bei der Auslosung eines Frei­fluges bei der FilmvorführungDie Welt von oben" in den Grünen Baum-Lichtspielen hatte seinerzeit ein hier beschäf­tigter Lehrling diese Freifahrt gewonnen. Mit seinem Rad begab er sich nun am Samstag nach Böblingen, um diese Fahrt zu unternehmen. Bald war er in einem Flugzeug verstaut und los gings. Schneller, viel schneller als sein Rad fraß das Flugzeug Kilometer um Kilo­meter und bald sah er wieder Altensteig unter sich, das der Flieger in den Nachmittagsstunden einige Mal umkreiste, um dann wieder seinen Passagier nach Böblingen zurück­zuführen, wo der sicherlich vor Glück strahlende kleine Passa­gier abgesetzt wurde.

Hakenkreuzflagge entfernt. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde die seit den Wahlen auf dem Kamin des alten Armbruster'schen Brauhauses wehende Haken­kreuzflagge von Kommunisten entfernt und mitgenommen. Zwei kurze Zeit darauf hinzukommende Nationalsozialisten konnte noch einige der flüchtenden Täter erkennen. Von nationalsozialistsicher Seite wurde Strafanzeige wegen Diebstahl erstattet.

Kinderheilstätten-Lotterie. Letzte Chance! Am Mitt­woch dieser Woche, den 23. November, findet unwiderruf­lich die Ziehung der großen Kinderheilstätten-Lotterie statt. Dann wird es sich ja entscheiden, wer das Auto im Werte von 3000 Mk., das Piano von 1500 Mk., das Motorrad für 800 Mk. oder eines der vielen wertvollen und praktischen Gewinne sein eigen nennen kann. 4581 Gewinne im Werte von 25 000 Mk. ermatten ihre Gewinner. Die letzten Lose sind dem Verkauf übergeben. Sichern auch Sie sich noch heute ein Los dieser all­seits beliebten und äußerst günstigen Lotterie, die zur Heilung lungenkranker Kinder dient. Lose sind in Firma Louis Schaible, und Buchhandlung Lauk in Altensteig zu haben.

Verkauf von Handarbeit. Wie schon mehrmals, findet sich auch beim nächsten Krämermarkt in Altensteig am 22. November die wllrttembergische Heimatnothilfe mit einem Stand ein. auf dem Erzeugnisse ihrer in über fünfzig Gemeinden des Landes eingerichteten Heimarbeitsstellen für notleidende, ältere Frauen angeboten werden. Die aus bestem Material sorgfältig ausgeführten Häkel- und Strick­waren sind preiswert, dauerhaft und praktisch, so daß jedem Käufer Gelegenheit geboten ist, einem für die Altersfür­sorge dringend notwendigen und bei der jetzigen Wirt­schaftslage nur mit Mühe aufrecht zu erhallenden Hilfswerk Unterstützung zu gewähren, ohne selbst Einbuße zu erleiden.

Reichszuschüsse für die Instandsetzung von Wohngebäude«. Nach der groben Zahl der Anträge aus Reichszuschüsse ist dem­nächst mit einer Erschöpfung der dem Land Württemberg zugeteilten Reichsmittel zu rechnen. Die Landeskredttan- statt hat daher die Bürgermeisterämter ersucht, neue Anträge auf Gewährung von Reichszuschüssen nicht mehr entgegenzuneh­men. da mit Sicherheit damit zu rechnen ist, daß die vorhandenen Mittel bei weitem nicht zu den schon jetzt vorliegenden Anträ­gen ausreichen. Gleichzeitig hat die Landeskreditanstalt wieder­holt darauf hingewiesen, daß ein Anspruch auf Gewährung eine» Reichszuschusses erst besteht, wenn ein Zuschubbescheid erlassen ist, ferner daß Anträge, bei denen mit den Arbeiten vor der Antrag­stellung begonnen worden ist oder bei denen der Beginn der Ar­beiten vor den 25. September 1932 fällt, nicht berücksichtigt wer­den können und daß durch Angabe der Zeit der Arbeitsausfllh- rung auf den Rechnungen hierüber der Nachweis zu erbringen ist.

Egenhausen, 20. November. (Gefallenen-Tedenkfeier.) Am heutigen Totensonntag veranstalteten der Krieger- und Gesangverein zu Ehren der im Weltkrieg gefallenen Helden eine würdige Gedächtnisfeier am Eefallenen-Ehren- mal. Zu Beginn des Gottesdienstes, welcher von beiden Vereinen mit umflotter Fahne besucht wurde, sang der LiederkranzNäher, mein Gott, zu dir!" und führte damit die Gemeinde in die rechte Seelenstimmung zum Toten­sonntag ein. Anschließend an den Gottesdienst scharte sich die ganze Gemeinde um das Kriegerdenkmal, worauf die zwanzig Namen der gefallenen und vermißten Söhne unse­res Dorfes geschrieben stehen. Mit dem Lied vom treuen KameradenWir liebten uns wie Brüder, der Tod hat uns getrennt" leitete der Liederkranz die Feier ein. Schreiner­meister Blau wies in seiner zu Herzen gehenden Ansprache auf die Bedeutung dieser alljährlich wiederkehrenden Ver­anstaltung hin und gedachte der Helden, die ihr junges Leben für uns und die Heimat geopfert haben. Es gelte, den Geist der Kameradschaft und Opferbereitschaft in ihrem Sinn in uns weiterleben zu lassen und zu pflegen, dann seien die Opfer nicht umsonst gebracht und unser Volk und Vaterland werde einem neuen Frühling entgegengehen. Als Zeichen ehrenden Gedenkens legte H. Blau im Namen des Krieger- und Gesangvereins einen Kranz am Denkmal