Seite 2
Schwarzwälder Tageszeitung „Nus vcn Tannen
Nr. 206
Gerüchte über -le Zufammemetzung -es neuen preußischen Kabinetts
Berlin, 3. September. Wie die Berliner Linksblätter wissen wollen, sollen die Verhandlungen um die Bildung des neuen preußischen Kabinetts bereits nahe vor der Vollendung stehen. An Einzelheiten wird mitgeteilt, es sei beabsichtigt, an die Spitze des Kabinetts als Ministerpräsidenten eine Persönlichkeit zu nehmen, die nicht aus den Wahlen zum Preußischen Landtag heroorgegangen ist. Hierbei werde an Männer gedacht, wie etwa der schon früher genannte Leipziger Oberbürgermeister Gördeler oder Dr. Bracht. Weiter heißt es, statt der bisherigen sieben Minister soll das Kabinett in Zukunft nur noch vier Minister haben. Der Ministerpräsident würde etwa zu gleicher Zeit Finanzminister werden. Ein Nationalsozialist würde vermutlich das Ministerium des Innern und das des Unterrichts übernehmen, welches zudem mit dem Justizministerium verbunden werden solle. Dem Zentrum würde, wie es weiter heißt, ein wirtschaftliches Ministerium zufallen, in welchem alsdann die Aufgabenkreise der Landwirtschaft, des Handels und der Volkswohlfahrt zusammenzu- sassen wären; im Zusammenhang mit dieser Kombination wird der bisherige Wohlfahrtsminister Hirtsiefer genannt.
Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbunb zum Wirlschaftsprogramm -er Mchsregierung
Berlin, 2. September. Der Bundesvorstand des Allgemeinen Eewerkschaftsbundes beschäftigte sich mit den in der Rede des Reichskanzlers v. Papen vom 28. August angekündigten wirtschaftspolitischen Plänen der Rsichsregie- rung. lieber die Stellungnahme der Gewerkschaften wird erklärt, daß weitere Lohnsenkungen eine unerträgliche Verschärfung der sozialen Bedrängnis der arbeitenden Bevölkerung sowie eine weitere Schrumpfung der Kaufkraft der breiten Konsumentenmassen und neue, gesteigerte Arbeitslosigkeit zur Folge haben würden.
Ileberdies sei der Bundesvorstand der Ansicht, daß das von der Regierung verfolgte Ziel, einen Anreiz zu Neueinstellungen von Arbeitskräften zu geben, auch erreicht werden würde, wenn es bei der im Plan der Reichsregierung vorgesehenen Zahlung der Prämie von 400 Mark für jeden neueingestellten Arbeiter sein Bewenden hätte. Im Rahmen des Gesamtplanes der Regierung könne auf die Kürzung der Löhne verzichtet werden, ohne den von der Regierung erwarteten Effekt zu schmälern.
Der Zweck, Arbeitslose in Arbeit zu bringen, würde wirkungsvoll gefördert werden, wenn die in Aussicht genommene Steuerrückerstattung ausschließlich auf solche Betriebe beschränkt bliebe, die durch Neueinstellungen von Arbeitskräften bei der lleberwindung der Arbeitslosigkeit Mitwirken. Durch eine solche Aenderung des Planes der Reichsregierung würden von der Summe von 1,5 Milliarden aus Steuermitteln, die nach dem Programm des Kabinetts in vollem Umfange bedingungslos angerechnet werden soll, erhebliche Beträge frei werden, die zur Ingangsetzung und Förderung von öffentlichen Arbeiten, also zu echter Arbeitsbeschaffung im Sinne der bekannten Forderungen der Gewerkschaften Verwendung finden müßten.
Telegrannnwechfel zwischen dem Katholikentag Md dem Reichspräsidenten
Berlin, 2. Sept. Der Deutsche Katholikentag hat an den Herrn Reichspräsidenten folgendes Telegramm gerichtet: „Die 71. Generalversammlung der deutschen Katholiken entbietet dem verehrungswürdigen Herrn Reichspräsidenten treu ergebene Grütze u. gelobt aus dem Geiste wahrer Volksverbundenheit opferbereite Mitarbeit zum Wohle unseres geliebten Vaterlandes.
(gez.) Dr. Baumgartner, Bernhard Otte."
Der Herr Reichspräsident hat hieraus wie folgt geantwortet: „Für das freundliche Meingedenken sage ich den zum 71. Deutschen Katholikentag in Essen versammelten deutschen Männern und Frauen meinen aufrichtigen Dank. Ihr Gelöbnis opferbereiter Mitarbeit nehme ich dankbar entgegen. Mögen Ihre Beratungen dazu beitragen, die christlichen Grundsätze im deutschen Volke und seinem Staatsleben zu festigen, und die Einigung unseres Vaterlandes zu einer wahren Gemeinschaft zu fördern. In diesem Sinne wünsche ich Ihrer Tagung reichen Erfolg.
(gez.) von Hindenburg, Reichspräsident.
Wirtschaftliche Rvtizen
Steuerermäßigung im Wirtschaftsprogramm der Reichsregierung
Die Art. wie die Steuerpflichtigen durch die Sieueranrsch- nungsscheine entlastet würden, läßt sich am besten an einem Beispiel klarstellen: Hat jemand für das laufende Steuerjahr 1000 RM. Umsatzsteuer bezahlt oder noch zu bezahlen, jo bekommt er in Gestalt von Steueranrechnungsscheinen die Hälfte, also 500 RM. zurück. Da die Steueranrechnungsscheine ein Agio erhalten, das einer Iprozenligen Verzinsung entspricht, so könnten mit diesen Scheinen beispielsweise im Jabr 1934 iällige Steuern nn - Werte von 520 RM., 1935 von 540 RM. bezahlt werden. Da je- t der mit diesen Bons seine Steuern zahlen kann, werden sie auch j ohne weiteres verkäuflich sein. Tatsächlich bandelt es sich also ! um eine Steuerermäßigung und zwar würde diese bei der Umsatzsteuer 50 Prozent, bei der Gewerbesteuer 40 Prozent, bei der Grundsteuer 25 Prozent und für die Beförderungssteuer 100 Prozent betragen Es würde also endlich einmal wenigstens ein erster Anfang gemacht mit der Anpassung der Steuern an die Tragfähigkeit der deutschen Wirtschaft.
Die Zinsenlast der deutschen Wirtschaft
Als der Druck der Reparationen und eine falsche Wirtschaftspolitik Deutschland 1927 bis 1929 zur Aufnahme großer Auslandsschulden nötigten, mußte der deutsche Schuldner schon von Anfang an wesentlich höhere Zinsen bezahlen als der Auslands- schuldner. Inzwischen sind aber die Geldsätze im Ausland so gesunken. daß der deutsche Schuldner l931 und im ersten Halbjahr 1932 durchschnittlich einen um 4.33 bis 6.45 Prozent höhere« Zinssatz zu zahlen hatte. Außerdem bringt es die Eeidwerrstsige-
rung mit sich, daß auch zur Zurückzahlung des Kapitals heute tatsächlich eine Summe aufzubringen ist. die. gemessen an den heutigen durchschnittlichen Warenpreisen, sich um rund 40—50 Prozent erhöbt bat. Auch durch diese nachträglichen Auswirkungen der außen- und innenpolitischen Schädigungen wird natürlich sie Wiedergesundung der deutschen Wirtschaft iebr erschwert. Die jetzt in Aussicht stehende Zinsermäßigung für die Stillbaltezinsen ist ein erster Erfolg Ser Bemühungen um zeitgemäße Reduzierung der von Deutschland zu zahlenden Zinsen.
Warum ist die Landwirtschaft in Not?
Das Einkommen des Landwirts sinkt wie dasjenige eines jeden selbständig Berufstätigen unmittelbar mit den Preisen und dem Umsatz. Im Zuge des Weltpreissturzes sanken die Verkaufserlöse der Landwirtschafr vom Jahr 1928/29 bis 1931/32 von 9.3 auf 6.6 Milliarden RM. Da die Preise beute auf unge- fäbrem Vorkriegsstand sieben, bräuchte es der Landwirtschaft an sich nicht schlechter zu geben als 1913. Aber die Steuern und Lasten. die lobnbestimmten Preise der Waren, die der Bauer selbst kaufen muß. die Zinsen, die Arbeitslöhne sind nicht im selben Maße gesunken, wie die Erzeugnispreise. Nach Feststellungen des Landwirtschaftsrats zahlte früher ein bäuerlicher Betrieb von 14 Hektar seine Steuern und Lasten mit dem Erlös von 3)4 Schweinen, heute sind dazu 10 Schweine erforderlich. Bei den Unternehmern der gewerblichen Wirtschaft liegen bekanntlich die Verhältnisse nicht anders.
Eine soziale Ungerechtigkeit
Rund ein Drittel aller Deutschen haben einen selbständig Berufstätigen als Ernährer. In Württemberg ist es sogar so, daß die Selbständigen 49 Prozent der Berufstätigen ausmachen. Seil 1929 beträgt aber der Anteil des Gcsamtarbeilseinkom- mens der Selbständigen am Volkseinkommen nur noch 25 Prozent. ein Zustand, der sich seitdem durch die Deflation noch zu Ungunsten der Selbständigen verschlechterte. Diese Verschiebungen innerhalb des Volkseinkommens zu Ungunsten der Selbständigen brachten eine Kfluskraitjchwüchung mit sich durch die hunderttausende von Angestellten und Millionen Arbeiter jener besonders arbeitsintensiven Gewerbe, die vorder von der Kaufkraft der Selbständigen lebten, arbeitslos wurden. Außerdem geht ein Großteil der Kavitalarmut und damit der Auslandsverschuldung Deutschlands zu Lasten dieser au vand mailicher stanstischel ErüebunLen feststellbaren Entwicklung.
Neues vom Zage
Abgeordneter Kube verzichtet auf sein Neichstagsmandat
Berlin, 2. Sept Anstelle des Abgeordneter Wilhelm Kube. der auf sein Mandat verzichtet hat, tritt der Landwirt Erich von dem Bach-Zelewski, Dühringshof, Kreis Landsberg a. W., in den Reichstag als Mitglied der Fraktion der NSDAP, ein.
Streik in der ostoüerschlesischen Hüttenindustrie
Kattowitz, 2. Sept Die Arbeiter der Hütten der Kattowitzer Aktiengesellschaft, der Königs-, Bismarcks- und Falvahütte, insgesamt 8500 Mann, sind in den sogenannten „italienischen Streik" getreten, irr oew zwar die Werkstätten aufsuchen, jedoch nicht arbeiten. Sie wollen ihre rückständigen Löhne erzwingen.
Fortsetzung der deutsch-holländischen Butterzoll- Verhandlungen
Haag, 2. Sept. Im hiesigen Außenministerium wurden die vor etwa drei Wochen rin Haag geführten deutsch-holländischen Butterzoltrerhandtungen fortgesetzt. Bei dem jetzigen Meinungsaustausch hat sich, wie von holländischer Seite verlautet, herausgestellt, datz eine beide Seiten befriedigende Lösung des Problems möglich erscheint.
Gründung einer national-konservativen Partei im Reich?
Stuttgart, 2. Sept. Unter Hinweis aus die vielfachen Aeutze- rungen aus Kreisen der Reichsregierung über die Aufgaben der Staatsführung weiß das „Deutsche Volksblatt" mitzuteilen, daß Bestrebungen im Gange sind, eine neue Partei zu gründen, di» alle jene zusammenfassen soll, welche sich in der Anerkennung der Grundsätze autoritärer Staatsführung, wie sie das Kabinett verkündet und durchzuführen beabsichtigt, verbunden fühlen. Vor allem hofft man aus den Kreisen des Stahlhelms Anhänger für die Neugründung zu gewinnen.
Blutige Zwischenfälle in Indien
London, 2. Sept. „Times" meldet aus Delhi: Nach dem am Montag erfolgten Tod eines Brahmanen in Fatehpur Sikiri erklärte die Witwe, sie wolle freiwillig den Verbrennungstod er- j leiden. Es gelang aber, ihr diesen Beschluß auszureden. Als diese Tatsache bekannt wurde, sammelte sich eine Menschenmenge vor dem Hause an und verlangte, die Frau solle ihre ursprünglich geäußerte Absicht durchführen. Die Menge drang gewaltsam in das Haus ein, führte die Frau davon und begann einen Scheiterhaufen zu errichten. Daraufhin griff die Polizei ein und feuerte eine Anzahl Schüsse ab, durch die drei Personen getötet und fünf verletzt wurden. Hierauf brachte sie die Frau in Sicherheit.
Explosionsunglück in einer portugiesischen pyrotechnische»
Fabrik
Paris, 2. Sevt. Nach einer Meldung aus Lissabon ereignete sich in einer Feuerwerkskörperfabrik Lei Eoeveia ein schweres Unglück. Durch eine Explosion wurden drei Personen getötet.
Rücktritt Bürgermeister Walkers
Neuyork, 2. Sept. Bürgermeister Walker hat seinen sofortigen Rücktritt bekanntgegeben.
Allianzvertrag zwischen Japan und der Mandschurei
Tokio, 2. Sept. Der zwischen Japan und dem neuen Staat Mandschukuo vereinbarte Vertrag über eine Defensivallianz soll noch in der ersten Hälfte dieses Monats unterzeichnet werden. Der Vertrag sieht die gegenseitige Achtung der Gebietshoheit vor, gibt jedoch Japan Las Recht, überall in der Mandschurei Truppen zu unterhalten, wofür es die Verpflichtung übernimmt, den äußeren und inneren Schutz des Staates zu besorgen. Abgesehen von dem Recht der Stationierung von Truppen schafft der neue Vertrag nach japanischer Auffassung keine neuen Rechte. Von amtlicher japanischer Seite wird betont, es sei keine Rede davon, ein Protektorat zu errichten. Der Mandschukuo-Staat behalte volle Freiheit in den auswärtigen Angelegenheiten und i« der Finanzgebarnag.
Aus Stabt und Land
Altensteig, den 3. September 1932.
— Ablösung der Eebiiudeentschuldungssteuer. Die Frist für die Ablösung der Eebäudeentschuldungssteuer tm dreifachen Betrag der Iahressteuer für das Rechnungsjahr 1932 endigt am 30. September 1932. In der Zeit vom 1. Oktober 1932 bis 31. März 1934 beträgt die Ablösung das Dreieinhalbfache des Jahresbetrags.
— Keine Besserung der Lage des Handwerks. Die Berichte über die wirtschaftliche Lage des Handwerks im Monat August lassen erkennen, daß eine Besserung der Verhältnisse nicht eingetreten ist. In fast allen Gewerbezweigen ist ein völliger Mangel an Aufträgen zu verzeichnen, ein Zeichen für die weitgehende Erstarrung der Wirtschaft. Das völlige Darniederliegen des Baumarttes bleibt nach wie vor eine der Hauptursachen für die schlechte Lage des Handwerks, da von diesem Schlüsselgewerbe aus sonst die Belebung der übrigen Handwerkszweige auszugehen pflegt. Von dem Arbeitsbeschaffungsprogramm der Regierung verspricht sich das Handwerk im allgemeinen nicht sehr viel, weil es bislang bei der Vergebung von Aufträgen, die vornehmlich an die Großindustrie gehen, sehr wenig berücksichtigt wird.
Der Stahlhelm marschiert im Schwarzwald. Am 3. und 4. September werden 150 OOO Stahlhelmer in Berlin marschieren, ein Ergebnis für alle, die mitmachen können. Viele aber, und zwar die meisten aus unserer Südwestecke des Reiches können dies nicht. Doch der stellv. L.-F. Wenzl (Freiburg) wäre nicht ein alter Richthofenflieger, wenn er nicht auch hier Rat gewußt hätte, um denen, die nicht nach Berlin können, etwas zu bieten, was ihnen Berlin ersetzen soll. Aber es soll nicht ein Teiltresfen, ein Ersatz-Reichssrontsoldatentag sein. Kamerad Wenzl hat dafür etwas ganz Besonderes ausgedacht. Am 10. September sammeln sich die Stahlhelmer in Pforzheim, um in Stärke von etwa zwei Kompagnien durch den Schwarzwald zu marschieren. Aber nicht als ein Wanderklub, sondern als stramme Stahlhelmer in feldgrauer „Kluft" und mit dem feldmarschmäßig gepackten „Affen" wird dieser Marsch vor sich gehen. Aber auch nicht etwa als eine nachgemachte Reichswehr soll diese Schwarzwaldstreife ausgeführt werden, sondern als ein Stahihelm-Sportkorps, in dem jeder sich freiwillig dem Führer unterordnet, in dem aber auch jeder weiß, daß das Endziel darin besteht, eine brauchbare und oorgebildete Truppe zu schaffen, die schon vorgeschmiedet ist, wenn das Vaterland sie braucht. Der Marsch wird daher vollkommen manöverähnlich durchgeführt, es werden interessante Geländespiele veranstaltet und am Abend wird das Einrücken in die Vürgerquartiere auch alle alten Soldaten freuen, denn hier kommt eben eine Truppe, die den meisten Zusammenhang mit dem alten Militär hat und freiwillig haben will. Im Nagoldtal werden sie marschieren über Calw und Alten steig, in Freudenstadt werden wir die Feldgrauen treffen, in Schramberg wird ein Rasttag eingeschaltet werden, aber auch im mittleren Kinzigtal werden sie auftauchen und oben auf dem Hoch- jchwarzwald bei Vöhrenbach und Neustadt, auch dort wird das feldgraue Bataillon marschieren, bis endlich in Freiburg der Hauptmarsch zu Ende sein wird. Aber sein großer Teil wird noch im schönen Wiesental einige Tage bleiben und erst dann den Heimweg antreten. Der Marsch, der in dieser Weise bisher noch nie durchgeführt wurde, wird eine ganze Menge interessanter Episoden bringen. Vor allem wird es interessant sein, über die täglich durchgeführten Aufgaben unterrichtet zu werden, die unter der Oberleitung des Hauptmanns Wenzl durchgeführt werden.
Wildberg» 2. September. Die Straßensperre im Etter Wildberg wurde bis 7. Sept. verlängert, worauf die Fahrzeugführer aufmerksam gemacht werden.
Pfalzgrafenweiler, 1. September. (Aus dem Gemeinderat.) S i tz u n g v o m 3 0. A u g u st : Von der Dreschkommission wurde am 8. August ds. Js. beschlossen, das Dreschen wie in dem letzten Jahr von den HolAauern Jakob Rentschler und Ernst Ziefle ausführen zu lassen. Die Arbeiter erhalten einen Stundenlohn von 50 Pfg. Die Dreschentschädigung beträgt für die Mitglieder der Dreschgenossenschaft 5 Pfg. in der Minute und 6 Pfg. für andere Dreschende. Der Stellerlohn wurde auf 80 Pfg. festgesetzt. — Für die Stelle des Feldschützen haben sich drei Männer beworben. Gewählt wurde Fritz Frey, Kaufmann hier. — Dem Landwirt Johann Georg Armbrust wurde das Nutzungsbürgerrecht erteilt. — Die Erbreiterung des Roten Wegs wird im Herbst dieses Jahres durchgeführt. Die notwendigen Erundstücksvermessungen sollen sofort vorgenommen werden. — Die Saatfrucht wird wie- - der wie im Vorjahr auf Kosten der Gemeinde gebeizt. Traubenwirt Frey übernimmt die Arbeit mit einem Stundenlohn von 50 Pfg. für sich und 25 Pfg. für eine Hilfskraft. Als Veizmittel verwendet man Formaldehyd. — Zu den Kosten der Instandsetzung der Uhrentafeln am Kirchturm bewilligt die bürgerliche Gemeinde der Kirchengemeinde einen Beitrag von 150 R.M- — Ein Steuerstundungsgesuch wurde genehmigt unter der Bedingung, daß der Betreffende ab 1. September d. I. 8 Prozent Verzugszinsen bezahlt. — Zur Bekämpfung der Saatkrähen wird ein Schußgeld von 15 Pfg. festgesetzt. — Zur polizeilichen Ueber- wachung von Notschlachtungen ist Gemeinderat Jakob Dölker beauftragt. — Nach Beratung sonstiger, kleinerer Gegenstände werden noch Rechnungen zur Zahlungen angewiesen. — Sitzung vom 1. September: Auf den Aufruf in der Gemeinde haben sich neun Bewerber für die Stelle eines Steuereinnehmers gemeldet. Gewählt wurde Fritz Frey, Kaufmann hier. Die Belohnung des Steuereinnehmers ist auf 150 R.M. jährlich festgesetzt worden. — Ein besonderer Fleischbeschauer wird künftig nicht mehr aufgestellt. Die Fleischbeschau übt Distriktstierarzt Dr. Boeckh, hier, aus Grund seines Vertrages mit der Gemeinde ohne besondere Belohnung aus. Mit dem Einzug der Fleischbeschaugebühren ist Amtsdiener Lehmann betraut worden.
Neuenbürg, 2. September. Der Einbruchdiebstahl im Gasthaus z. „E rösseltal" ist restlos aufgeklärt. Im Laufe des gestrigen Tages wurde der Täter in der Person des 22jährigen Julius Fischer aus Birkenseld verhaftet und ins hiesige Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Der gestohlene Geldbetrag, den der Dieb mit seinem Komplizen Grob im Wald in der Nähe der Wirtschaft zum „Erösseltal" versteckte, konnte heute früh durch Landjägerbeamte nach Angabe des Täters festgestellt und der Bestohlenen zurückgegeben werden. Im Verlauf eines scharfen Verhörs auf dem Stationskommando kamen weitere überraschende Dinge zur Kenntnis der Behörden. Nicht nur, daß der schwere Diebstahl vom 20. August in der Virkenfelder Mühle von Fischer zugegeben wurde, scheinen auch die vielfachen Einbrüche und Diebereien in Birkenseld und Umgebung, sowie die Raubzüge an den Enzufern, durch welche im Laufe des Sommers viele Badende empfindlich geschädigt wurden, kurz vor ihrer Aufklärung zu stehen.