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Schwarzwälder Tageszeit«»,A«s de« Ta««en"

Nr. 118

Hitler-Kundgebung in Sldenburg

Oldenburg, 22. Mai. Die Nationalsozialisten veran­stalteten am Sonntag auf dem Rennplatz in Oldenburg- Ohmstedt eine große Wahlkundgebung. Nach Angaben der Leiter sind 35 WO Personen erschienen.

Gegor Straßer erklärte u. a., Brüning habe immer wie­der als Ziel die Konzentration aller Kräfte aus die bevor­stehende Reparationskonferenz in Lausanne bezeichnet. An sich sei diese Zielsetzung richtig gewesen, nur sei der Reichs­kanzler von einem Trugschluß ausgegangen, weil er glaube, daß mit einer Regierung ohne Vertrauen im Volke positive Entscheidungen herbeigeführt werden könnten. Zunächst sei das Führungsproblem in Deutschland zu lösen. Die Nationalsozialisten beanspruchten das Recht auf Führung, weil sie zum ersten Mal seit zwölf Jahren kraftvolle Ener­gien und neue Ideen herauskristallisiert hätten, weiter weil ihre Beurteilung der politischen Lage stets richtig, die der anderen aber falsch gewesen sei. Sobald das Führungs­problein gelöst sei, gelte es an die Fragen heranzugehen, die durch die schweren Wunden der Tribute, die Arbeits­losigkeit von sechs Millionen hervorgerufen seien. Die liberalistisch-kapitalistische Welt habe dabei versagt und große Wirtschaftsführer hätten zugelassen, daß die Schlote nicht mehr rauchen und die Vankführer hätten überhohe Zinsen genommen für die Vermittlung von Krediten, um sich schließlich aus den Steuergroschen der anderen sanieren zu lassen. Der Redner entwickelte dann in großen Zügen die Gedanken und Förderung der Arbeitsbeschaffung und der Arbeitsdienstpflicht, wie sie aus seiner Reichstagsrede bekannt sind. Zum Schluß wandte sich Straßer gegen neuer­liche Richtungskämpfe in der NSDAP, und erklärte, er ver­bitte es sich, daß sein Name in diesem Zusammenhang ge­nannt werde. Es gebe nur eine deutsche Arbeiterpartei unter Adolf Hitler.

Straßer bezeichnet im übrigen in seiner Rede die außen­politische Situation überhaupt als sehr günstig. Sie sei noch nie jo günstig gewesen wie heute im Vergleich zu 1918.

Adolf Hitler selbst führte u. a. aus, das Große des Nationalsozialismus und feiner Entwicklung von 1918 bis heute liege nicht in der Tatsache, daß hinter ihm bis jetzt 13 Millionen Menschen stünden oder daß die Partei so viele Mandate auf sich vereinigt habe wie keine andere Partei, sondern darin, daß wieder viele Millionen Men­schen durch diese Ideen Lebensglauben und Lebenszuver­sicht erhalten können und über alles Trennende hinweg geeinigt würden in dem einen Gedanken, die Kraft der Nation zu stärken.

Die Nationalsozialisten kämpften nicht um einzelne Mandate und um Ministersessel und daher komme es auch, daß ihre Gegner nicht verstehen, wenn sie nach siegreicher Schlacht nicht sofort vom Blick beseelt in eine Koalition hineinstürzten und etwa glücklich seien, ein paar Minister­sessel zu besitzen. Sie hätten nicht den Kampf ausgenom­men, uni Ministerplätze zu erringen, sondern um Deutsch­land, und zwar Reich, Länder und Kommunen zu erobern. Dem Nationalsozialismus werde es gelingen, und wenn nicht heute, dann in einem oder zwei Jahren, alle Deutschen zu erfassen, die jetzt noch außerhalb von ihr oder als Gegner zu ihr stünden.

Mtionalsoztalistkn und Regierungs­bildung in Mußen

München, 23. Mai. ImVölkischen Beobachter" veröffentlicht Alfred Rosenberg einen an das Zentrum gerichteten Artikel, in dem daraus hingewiesen wird, daß in Zentrumsblättern ge­fordert werde, die Nationalsozialisten könnten »zur Mitverant­wortung herangezogen werden", aber unter keinen Umständen dürfte ihnender Staatsapparat ausgeliefert werden". Das heiße also, die mehr als zweimckl so schwache Partei wolle den Na­tionalsozialisten nicht jene Posten in Preußen einräumen, die sie den internationalen Marxisten übergeben hatte. Das Zen­trum werde bei Eröffnung des Preußischen Landtags für alles verantwortlich. Wolle es alles oder nichts, dann werde einmal der Tag kommen, da ganz legal auch ohne das Zentrum eine Regierung gebildet werden müßte, die dann selbstverständlich auf das Zentrum keinerlei Rücksicht mehr walten zu lassen ver­möge. Der 'Wille der Nation sei eindeutig: Aenderung der Reichs- und Preußenpolitik, Führung durch Adolf Hitler. Diesem Willen werden sich einst alle beugen müssen, je schneller, um so besser für Deutschland.

Neues vom Tage

Zusammenstöße vor einem Hamburger Arbeitsamt

Hamburg, 23. Mai. Kommunisten versuchten am Montag in das Arbeitsamt Koblböferstratze einzudringen. Polizeibeamt», Li» den Demonstranten entgegentraten, wurden tätlich angegrif­fen, einer von ihnen mußte in der Notwehr einen Schuß abge- ben, durch den ein 28jähriger Seemann in den Bauch getroffen wurde.

Explosion in einer Dynamitfabrit

Nürnberg, 23. Mai. In der Dynamitfabrik Stadeln der Rhei­nisch-Westfälischen Sprengstoff AE., in der es in den letzten Jahren wiederholt zu Explosionen gekommen ist. bat sich wieder ein Explosionsunglück ereignet, bei dem auch ein Menschenleben »u beklagen ist. In einem abgesonderten Raum, in dem Spreng­stoff getrocknet wird, entzündete sich plötzlich aus bisher unbe­kannter Ursache der in dem Raum lagernde Sprengstoff, Wände und Decke stürzten ein und ein an der Unglücksstelle beschäftigter Arbeiter wurde so schwer verletzt, daß er aus dem Transport ins Krankenhaus starb.

»4 Todesurteil« in dem türkischen Aufrührerprozeß

Angora, 23. Mai. Der Gerichtshof in Adana hat in de« Masseuvrozetz gegen die Ausrührer aus dem Araratgebiet da» Urteil gesprochen. 34 Angeklagte, darunter 3 in Abwesenheit, wurden rum Tod« verurteilt, 179 Angeklagte, von denen 88 nicht erschienen waren, wurden freigesvrochen. Die übrigen 58 Ans«- klagten wurden in der Mehrzahl zu 1V Jahren, in einzeln«« Fällen zu 15 und 24 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Das neue belgische Kabinett

Brüssel, 23. Mai. Der König hat oas neue Kabinett Renkin ernannt. Die Zusammensetzung der jetzigen Regierung unter­scheidet sich nur durch den Wechsel einiger Persönlichkeiten und den Austausch von Ressorts vom oorausgegangenen Ministerium. Die Krise war. wie erinnerlich, wegen der flämischen Schulsor­derungen und des liberalen Widerstandes dagegen ausgebrochen. Der Eintritt des Flamen Sap, der den Kampf in der Schulsrage geführt hatte, beweist, daß die flämischen Forderungen in die­sem Punkte restlos erfüllt sind. Die Regierungserklärung wird am Mittwoch in der Kammer zur Verlesung gelangen.

Tagung des Eesamtvorstandes des Deutschen Land­gemeindetages

Weimar, 23. Mai. Der Gesamtvorstand des Deutschen Land­gemeindetags unter Vorsitz von Bürgermeister Lang-Weitzwasser hielt hier eine Sitzung ab. in der nach eingehendem Referat des Präsidenten des Deutschen Landgemeindetags, Landrat a. D. Dr. E e r e ck e - Presselan, an die Reichsregierung ein Notruf in Form einer Entschließung gerichtet wurde. Außerdem wurde ein Telegramm an den Reichspräsidenten gesandt, in dem drin« gend eine sofortige Reichshilfe und eine durchgreifende Reform der gesamten Arbeitslosenfürsorge gefordert wird.

Die neue japanische Regierung

Tokio, 22. Mai. Der frühere Marineminister Admiral Makoto Saito, der ehemalige Gouverneur von Korea, ist mit der Kabinettsbildung betraut worden. Saito ist 74 Jahre alt, im Jahre 1927 wurde er als Führer der japani­schen Delegation auf der Dreimächtekonferenz von Genua ernannt. In. den Kreisen des Heeres und der Flotte und auch in denen der Geschäftswelt hört man Befriedigung über diese Wahl ausdrücken. Man erwartet nach der Un­terredung Saitos mit Salomni, einem Mitglied des Rates der Alten, die Zusammensetzung des neuen Kabinetts ken­nenzulernen.

Aus Stadt und Land

Altenfteig, den 24. Mai 1932.

Vorschriften für Kuhställe. Nach einem Erlaß des württ. Innenministeriums an die Vaupolizeibehörden müs­sen die Ställe, in denen Kühe gehalten werden und die nach dem 1. Januar 1932 gebaut oder umgebaut werden, den folgenden Anforderungen genügen: 1. Die Ställe müssen hell und gut zu lüften sein; 2. der Fußboden des Ganges muß wasserundurchlässig fein; 3. die Jaucherinne muß was« ferundurchläsfig und so angelegt fein, daß die Jauche leicht abfließen kann; 4. die Krippen (Barren) müssen leicht zu reinigen fein; 5. die Ställe dürfen nicht mit Aborten in unmittelbarer Nähe in Verbindung stehen. Die Errichtung neuer Tiefstallungen ist für Milchkühe unzulässig. Für klein­bäuerliche Betriebe kann das Oberamt in besonderen Fällen Ausnahmen von den erwähnten Bestimmungen zulasten.

Fronleichnam. Am Donnerstag, den 26. Mai, feiert die katholische Kirche das Fronleichnamsfest, das als Erin­nerungsfeier an die Einsetzung des Altarsakraments be­gangen wird. Sein Ursprung reicht in das 13. Jahrhundert zurück und gründet sich auf eine Vision, die der Nonne Ju­liane von Lüttich zuteil wurde.

Berneck, 24. Mai. (Unglücksfall.) Gestern verunglückte hier am Bahnhof das viereinhalbjährige Söhnchen des Ioh. Manz dadurch schwer, daß es in einem unbewachten Augenblick an einem ausgelieferten Ballen Leder herum­spielte, der dann umfiel und dem Bübchen einen Fuß mehrmals ab schlug, so daß er sofort ins Bezirks- kranckenhaus Nagold verbracht werden mußte.

Nagold, 23. Mai. (Eeschäftsftillegung. Beim Sport verunglückt.) Wie sehr die Vijouteriebranche zurückgegan­gen ist und wie sehr sie unter den hohen Zollmauern in der Weltund der Notlage des eigenen Volkes zu leiden hat, hat man ftit langer Zeit scbon aus dertoten Stadt", aus Pforzheim, hören mästen. Auch Nagold hat es nunmehr zu spüren bekommen, denn die Filiale Nagold der Fa. Knoll n Pregizer, Schrnuckwaien Pforzheim, hat auf unbe­stimmte Zeit ihre Pforten geschlossen, nachdem bereits seit Weihnachten von der Belegschaft der eine Teil gekündigt wurde und der andere verkürzt arbeitete. Ein junger NagolderLandwirt, sin aktiver Spieler des Sportver. Nagold verunglückte am Sonntag bei einem Wettspiel in D o r n st e t t e n. Er brach den Fuß und mußte ins Krankenbaus überführt werden.

Nagold, 23. Mai. Die Sammlung am gestrigen Rot­kreuzsonntag ergab im. Bezirk Nagold insgesamt 573 Mark. Davon erhält der Württ. Landesverein vom Roten Kreuz 40 Prozent, während dem Bezirk Nagold 60 Prozent zu­kommen. Allen Gebern und auch allen denen, die sich in selbstloser Weise für dieses Htlfswerk zur Verfügung gestellt haben, sei an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt.

Gültlingen, 23. Mat. (Der Hagelschaden.) Die Fest­stellung des Hagelschadens hat ergeben, daß er teilweise hundertprozentig ist.

- Calw, 23. Mai. Wegen der angespannten Finanzverhält- nisse der Stadtgemeinde mußte das S ch u l g e l d an den höheren Schulen erhöht werden. Für die Klassen 16 wurde das Schul­geld von 198 auf 129 Mark und für Klasse 7 von 180 auf 219 Mark heraufgefetzt. Dagegen werden die Freistellen bei den höheren Schulen und der Mittelschule auf dem zulässigen Höchst­satz von 15 v. H. und bei der Frauenarbeitsschule mit 10 v. H. belassen. Trotz der Heraufsetzung des Schulgelds muß die Stadt für Klasse 7 noch 2400 Mark aus eigenen Mitteln aufbringen. Das Kinderfest wird trotz großer Bedenken voraussichtlich am 6. Juni abgehalten werden. Es hätte aber nichts geschadet, wenn das Fest in diesem Jahr ausgefallen wäre, zumal manchen Eltern die Ausgaben für das Fest nicht leicht fallen werden. Der Eemeinderat hat einen lobenswerten Beschluß gefaßt. An- ! läßlich eines Gesuches eines Gesangvereins um Nachlaß der Ver- s gnügungssteuer für ein Konzert hat der Gemeinderat grundsätz- ! lich beschlosten, größere Konzertveranstaltungen hiesiger Vereine, I die auf einer gewisten kulturellen Höhe stehen und keinen größe- , ren Ueberschuß abwerfen, von der Vergnügungssteuer j zubefreien. Am nächsten Sonntag wird in allen Kirchen- ' gemeinden auf Anregung des Kirchenbezirksausschusses für die

H a g e i b c s ch ü d i g t e n im Bezirk und ebenso für Sul z und Gültlingen im Obcramt Nagold geopfert werden.

Freudenstadt, 23. Mai. (K i n d s m ö r d s r i n.) Unter dem Verdacht-des Mordes an ihrem neugeborenen Kinde, wurde hier ein Mädchen verhaftet, die bei ihrer Verneh­mung, offenbar von Gewissensbissen geplagt, gestanden hat, vor drei Jahren in Altensteig schon einmal ein Kind gebo­ren und dort in einem Garten vergraben zu haben. Die Nachforschungen förderten das Skelett des Kindes zu Tage.

(Bei dem verhafteten Mädchen handelt es sich um Anna Morlock aus Frutenhof, Ede. Grüntal. Das Mädchen kam fr. Ztr. im April nach Altensteig, hat im Mai geboren, die Tat ausgeführt und das getötete Kind im Garten ihrer Herrschaft vergraben, wo die Knochen des Kindes gefunden wurden.)

Freudenstadt, 23. Mai. (Zur Bekämpfung des Vettler- unwesens Wohlfahrtsschecks statt Geld.) Zur Bekämpfung des zunehmenden Vettlerunwesens wurden mit dem heutigen Tag die Wohlfahrtsschecks eingeführt. Statt barem Geld erhalten die Bettler von der hiesigen Einwoh­nerschaft Wohlfahrtsschecks. Diese lauten auf 3 und 5 Pfg. und werden von der Polizeiwache in Heftchen ausgegeben. Die Wanderer haben die erhaltenen Schecks ebenfalls auf der Polizeiwache vorzuweisen und erhalten dafür ein Mittag- oder Nachtessen und ein Nachtquartier; eine Bar­einlösung der Schecks kommt nicht in Frage. Für die Wan­derer hat es nun keinen Zweck mehr, weitere Häuser abzu­klopfen und mehr Schecks zu betteln, als für Essen und Nachtquartier notwendig sind (12 bis 15), denn sie haben für eine größere Zahl Schecks nicht mehr zu erwarten. Man hat in anderen Städten gute Erfahrungen mit diesen Schecks gemacht, denn die Wanderer meiden sie um natürlich anderwärts umso intensiver zu fechten!

Oberiflingen, 23. Mai. (Bürgermeisterwahl.) Infolge Zurruhesetzung des Bürgermeisters Schmid fand am letzten Samstag eine Neuwahl des Ortsvorstehers statt. Von 262 Wahlberechtigten haben 145 abgestimmt. Von 142 gültigen Stimmen fielen auf Jakob Joos, Schreiner und Eemeinderat, IM Stimmen, die übrigen Stimmen vertei­len sich auf weitere zwölf Bewerber. Joos gilt somit als gewählt und hat die Wahl angenommen.

Alpirsbach, 23. Mcki. (Brand.) Heute nacht kurz vor 2 Uhr brach in dem Wohnhausder Frau Benz Witwe, Spitalstraße, Feuer aus. Obwohl die Feuerwehr sofort zur Stelle war, brannte das Haus beinahe bis aufdie Grundmauern nieder.

Calmbach, 21. Mai. Die neuerbaute Turnhalle des Turnvereins wurde am Sonntag dem Betrieb über­geben. Sie ist 25 Meter lang und 12,5 Meter breit. Ein Teil der Arbeiten ist von den Mitgliedern in über 3000 Stunden freiwillig und unentgeltlich ausgesührt worden. Die Baufumme mit 30 000 Mark ist durch Bausparvertrag aufgebracht worden.

Neuenbürg, 24. Mai. (Die Nöte des Wagnerhandwerks.) Am Samstag, 21., und Sonntag, 22. Mai, fand in Neuenbürg der 25. Verbandstag des Landesverbands der Wagnermeister Württembergs E.V. in der Stadt. Fest- und Turnhalle statt. Den Hauptverhandlungen in der Turnhalle vom Sonntag ging am Samstagnachmittag eine Sitzung des Gesamtvorstandes vor­aus, in der in ernsten Verhandlungen die schwierige wirtschaft­liche Lage dieses zurzeit schwer um seine Existenz ringenden Handwerks eingehend durchgesprochen wurde. Am Sonntagvor­mittag begannen die Hauptverhandlungen, zu denen sich eine stattliche Zahl von Wagnermeistern aus dem ganzen Lande sowie aus dem Nachbarlande Baden eingefunden hatten. Geschäfts­führer Lange erstattete den Geschäfts- und Tätigkeitsbericht für das Geschäftsjahr 1931/32 und gab, nachdem der Kassenbericht und der Bericht über die vom Verbände eingerichtete Nothilfe­kasse gegeben war, den Haushaltplan für das neue Geschäftsjahr bekannt, der im Zeichen der notwendigen Sparsamkeit aufgestellt wurde. Ehrenobermeister Klenk-Ludwigsburg, trat in einer Rede für den Ausbau der von Fachzeitung der Schmiede- und Wagnermeisterverbände ab 1. Januar 1932 neu eingeführten Sterbekasse für die Hinterbliebenen der verstorbenen Verbands­mitglieder der beiden Verbände ein, und Wagnerobermeister Emil Fritz-Stuttgart, erstattete Bericht über die Verhandlungen mit dem Preiskommissar und mit der Landwirtschaft, worüber eingehend gesprochen wurde. Hierauf wurde von dem Vor­sitzenden zur Behandlung der eingegangenen Anträge übergegan­gen, die sich mit dem Verfahren bei Vergleichen, der Einstufung der Wagnereibetriebe in der Eebäudebrandversicherung, dem Schutz des Handwerks gegen Schwarzarbeit und der Eindäm­mung der Regiebetriebe in diesem Handwerk befaßten, wozu je­weils Syndikus Eberhardt von der Handwerkskammer Reutlin­gen die nötigen erschöpfenden Ausführungen machte. Einer be­sonders eingehenden Behandlung wurden auch die Anträge unterzogen, die sich mit der Südwestdeutschen Holzberufsgenos­senschaft beschäftigten. Die Anträge verdichteten sich zu einer Entschließung, die an die maßgebenden Stellen weitergeleitet wird.

Oberjettingen, 22. Mai. (Die Wasserschäden.) Dadurch, daß in unserer Nachbargemeinde Sulz das Hochwasser so verheerend gehaust hat, ist die Oeffentlichkeit an den schweren, verheerenden Auswirkungen des Unwetters auf der hiesigen Markung etwas vorübergegangen. Auch wir selber haben erst durch eine ein­gehende Besichtigung unserer Feldmark feststellen können, d Hagel und Wasserfluten schauderhaft gehaust und verwüstet haben, viel mehr und grauenhafter als die ersten Vermutungen dies aufkommen ließen. Wenn man z. Zt. durch die Felder geht, sieht man allüberall bis spät in die Abend­stunden hinein fleißige Hände sich regen. Sie sind damit beschäf­tigt, das Steingeröll, das da und dort angefchwemmt wurdx, zu entfernen, damit auf dem Schlamm noch etwas angepflanzt wer­den kann oder damit eine Wiesenfläche frei gelegt wird. An anderen Stellen werden die Aecker, die der Ackerkrume beraubt worden sind, soweit dies möglich ist, bearbeitet und teilweise noch mit Gerste anbebaut. Ob sich diese Arbeit noch lohnen wird? Aber der Bauer darf sich das nicht verdrießen lassen, auch nicht durch schwere Schicksalschläge. Daher wünschen wir, daß ihm doch noch ein Erfolg beschieden sein möge. Ganz beson­ders schlimm wurden die vom Dorf nordwestlich, nördlich und nordöstlich gelegenen Teile unserer Markung mitgenommen. Was nicht ganz vom Hagel zusammengeschlagen wurde, ist durch die Wasserflut vernichtet oder stark beschädigt worden. So sind z. B. Kartoffeläcker teilweise mit samt den Kartoffeln und der gelockerten Ackerkrume weggeschwemmt worden. Wieder andere sind entsetzlich von den Fluten durchfurcht. Wie groß der Scha­den in Geld ausgedrückt ist, läßt sich noch gar nicht feststel­len. Jedenfalls dürfte er in viele tausend Mark gehen. Zwei Jahre hintereinander Hagelschlag und Heuer noch diesen entsetz­lichen Wasserschaden. Kein Wunder ist die Not in den Häusern so umfangreich und allgemein eingekehrt. Unsere Art ist es nicht.