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SchwarzwäDer Tageszettu«!Aus de» Tauueu*

Nr. 11A

Nationalsozialistischer Landtagspräsident in Dessau

Dessau, 17. Mai. In der ersten Sitzung des neugewählten an- haltischen Landtages wurde mit den Stimmen der Rechten der nationalsozialistische Abg. Rechtsanwalt Dr. Nicolaus- Dessau zum Präsidenten gewählt. Erster Vizepräsident wurde der bisherige sozialdemokratische Präsident Paulig, zweiter Vize­präsident der Deutschnationale Dr. Kraatz, Auf der Tagung der Samstagssitzung steht die Wahl des Stabtsministers. Zuvor mutz jedoch der nationalsozialistische Antrag beraten werden, der eine Aenderung der Verfassung dergestalt fordert, daß künftig in Anhalt mit einem Minister regiert werden kann.

Deutsche Lehrertagung in Rostock

Rostock, 17. Mai. Die von über 2000 Delegierten besuchte Jahrestagung des Deutschen Lehrervereins wurde eröffnet. Unter großem Beifall wurden die deutschen Lehrer aus dem Memel­gebiet willkommen geheißen. An den Lehrerverein im Memel­land sandte die Versammlung ein Begrlltzungstelegramm. in welchem dem Kampf um das Recht der Selbstbestimmung im deutschen Memelland bester Erfolg gewünscht wird. Der Ver­treter des Deutschen Beamtenbundes, Dr. Richard, wandte sich besonders gegen diejenigen Bestrebungen, die dem deutschen Be­amtentum das passive Wahlrecht nehmen wollen. Der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, Flügel, hielt einen Vortrag über Die Beamtenschaft in der Wirtschafts- und Finanzkrise". Seine Forderung nach Abschaffung der Reparationszahlungen fand bei der Versammlung starken Widerhall.

Schadenfeuer bei Krupp

Essen, 17. Mai. Die Firma Krupp teilt mit: In der ver» gangenen Nacht wurde die Kruppsche Chamotte-Steinsormerei durch eiu Schadenfeuer zerstört. Die Kruppsche Verufsfeuerwehr konnte den Brand auf den eigentlichen Herd beschränken und die angrenzenden Gebäude schützen, die durch Funkenflug und große Hitze gefährdet waren. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. Der Sachschaden ist durch Versicherung gedeckt. Die Ursache des Brandes konnte noch nicht festgestellt werden.

6 Tote, 22 Verletzte bei einem Autounfall

Brauuschweig, 17. Mai. Ein Lieferkraftwagen unternahm am Sonntag nachmittag mit 28 Ausflügler» eine Fahrt von Koslar zur Sösek-Tasperre bei Osterode. In einer der vielen Kurven zwischen Dammhaus und Kamschlacke kam der Wagen ins Schleu­dern und stürzte um. alle Fahrtteilnehmer unter sich begrabend. Außer K Toten wurden 22 Personen verletzt und ins Kranken­haus Claustal-Zell eingeliefert. Wie der Kraftwagenführer Kugler aus Berlin erklärt, ist das Unglück darauf zurückzuführen, daß plötzlich, als sich das Ausflüglerauto in steiler Abfahrt be­händ, die Bremsen rissen.

Und noch drei Tote und vier Verletzte

Nordhausen, 17. Mai. Ein schweres Autounglück ereignete sich am Montag nachmittag auf der steilen Straße zwischen Hohegeis und Sorge bei Nordhausen. Der Führer eines Magdeburger Ansflüglerautos verlor in einer Kurve die Gewalt über seinen Wagen Das Auto stürzte über eine Böschung zehn Meter tief hinab. Der Krastwagenführer und zwei Insassen wurde» auf der Stelle getötet, die übrigen vier Verunglückten, zwei Männer und zwei Frauen, erlitten lebensgefährliche Verletzungen.

809 Kommunisten in Harburg vorübergehend fest­genommen

> Harburg-Wlhelmsburg, 17. Mai. Am Montag erfolgte eine Massenfistierung von Kommunisten. Dem kommunistischen Ju­gendverband war eine Lastkrastwagenfahrt genehmigt worden, hei der keine Fahnen und Schilder mitgeführt werden durften. Die Demonstranten erschienen jedoch mit insgesamt 11 Wagen und führten Fahnen und Wimpel mit sich. Die Polizei schritt ein und transportierte insgesamt 800 Personen zur Wache. Nach Teststellung der Personalien wurden sie wieder entlassen.

Riesiger Petroleumbrand in Argentinien Buenos Aires, 17. Mai. Entgegen anderslautenden Meldun­gen, daß im argentinischen Petroleumgebiet im letzten Augen­blick eine Vrandkatastrovhe verhindert worden iei, berichtet Ha- vas, daß ein Petroleumtank mit 5000 Kubikmeter Petroleum ausgebrannt fei. Die Feuersbrunst sei auf den Anschlag eines polnischen Arbeiters zurückzuführen, der eine Bombe geworfen habe. Der Schaden soll sich auf 700 000 Po-- -.laufen.

Großfeuer 24 Gebäude niedergebrannt

Lippen (Kreis Hoyerswerda), 17. Mai. Am ersten Feiertag brach bei einem Stellenbesitzer Feuer aus. Vom Winde wurde Flugfeuer Hunderte von Meter weit fortgetragen und setzt« zahlreiche weitere strohbedeckte Gebäude in Brand. Gegen 22 Uhr war es den 11 Feuerwehren gelungen, den Brand zu lokali­sieren. Insgesamt sind den Flammen 2t Gebäude zum Opfer gefallen.

Erdbeben auf Celebes

Amsterdem, 17. Mai. Nach telegraphischen Meldungen aus Niederländisch-Jndien haben sich im nordöstlichen Teil der Insel Celebes, hauptsächlich in der Umgebung der Stadt Menado. große Erdstöße ereignet. Ueber 1000 Häuser wurden zerstört. Bisher sind 7 Tote und über ISO Verletzte zu beklagen. Der an- gerichtete Schaden ist sehr groß.

Aus Baden

Weisweil, Amts Emmendingen, 17. Mai. (Ein nicht alltäg­liches Pfingstgeschenk.) Die Ehefrau des Ernst gl in jung wurde von Drillingen, zwei Mädchen und einem Knaben, entbunden. Mutter und Kinder befinden sich wohl.

Waldshut, 16. Mai. (Ein Eroßbagger verursacht Stillegung des gesamten Telephon- und Telegraphenverkehrs nach der Ost­schweiz.) Bei den Ausbaggerungsarbeiten des Kraftwerks Klingnau zerriß der aufgestellte Eroßbagger die Telephonkabel nach der Ostschweiz. Hierdurch wurde der gesamte Telephon- und Telegraphenverkehr nach der Ostschweiz stillgelegt.

Obertsrot bei Gernsbach, 17. Mai. (Schwerer Unglücksfall.) Auf dem Sägewerk Wieland u. Weber hatten am Frei- tagnachmittag der verheiratete Anselm Bühl und der gleich­falls verheiratete Kornel Schäfer an einer Doppelkreissäge zu tun. Aus bisher ungeklärter Ursache riß der Stamm aus und schlug den Abstellhebel ab, der mit voller Wucht die bei der Maschine stehenden Männer traf. Bühl er­litt einen schweren, komplizierten Oberschenkelbruch, Schäfer «inen llnterschenkelbruch mit zertrümmerter Kniescheibe. Lebens­gefahr besteht für die Verunglückten nicht.

Iie LlnwelterkatastroiM von Sulz und GAIlingen

Die Unwetterkatastrophe vom Pfingstmontagnachmittag hat besonders die Gemeinden Sulz am Eck und Gült lingen O.A. Nagold schwer heimgesucht. Ein richtiges Bild der Kata­strophe und des Schadens konnte man sich erst am Dienstag- morgen verschaffen, als die Wassermassen sich verlaufen und das vom Unwetter hauptsächlich betroffene Gebiet überall zugäng­lich war. Dieses beginnt unterhalb Wildberg bei der früheren Bakkula-Fabrik von Ziegler, wo der Gültlinger Bach vom Sul- zer Tal in das Nagoldtal einmündet. Schon im Garten des früher Ziegler'schen Wohnhauses sieht man Verwüstungen und außerdem wurde die Brücke vom Wohnhaus zur Fabrik weg­geschwemmt. Wendet man sich aber rechts zum Sulzer Tal, so bekommt man gleich einen Vorgeschmack von den vielen Schä­den, die das Hochwasser angerichtet hat. Dieuntere Pa­piermühle" (früher Wirtschaft zumTräuble ), in der heute noch eine Wirtschaft betrieben wird und in deren Parterreräu­men eine Schreinerei neu eingerichtet wurde, ist schon schwer mitgenommen worden, denn Hunderte von ^estmetern Holz haben hier die wilden Fluten in das Nagoldtal heruntergenommen und es ist dabei kein Wunder, daß der Hintere Teil der früheren Papierfabrik weagerissen wurde. Keller und Stall standen ganz unter Wasser. Das Wasser kam so schnell, daß sich die in der Wirtschaft befindlichen Gäste durch die Fenster ins Freie retten mußten. Maschinen und Werkzeuge der Schreinerei steckten im Schlamm. Der vor dem Haus befindliche Garten ist total rui­niert. Hinter dem Haus wurde aber eine ungeheure Masse von Geröll, Steinen, Erde und Holz angeschwemmt. Vom weiter oben im Sulzer Tal liegenden Sägwerk Wörner wurden ganze Stapel Holz samt dem Platz darunter mit einer dicken Bctonmauer weggeschwemmt. Das daneben liegende Anwesen des früheren Welfchkornmüllers Frey, das heute Gottlob Die- terle gehört, wurde schwer heimgesucht. Der Keller ist mit Schlamm gefüllt, die Brücke zum Obstgarten und ein Wagen­schuppen wurde samt dem Boden und dem halben Garten weg­geschwemmt. Verschiedene Obstbäume wurden entwurzelt und ebenfalls abgeschwemmt. Der untere Obstgarten liegt voller Geröll. Von der weiter oben liegenden Pappenfabrik Rhein, die bei dem letztjährigen Hochwasser so schwer heim­gesucht wurde, hat das Hochwasser den ganzen Damm weggeris­sen und mannigfachen Materialschaden angerichtet. Da wo wei­ter oben der Fischbach von Gültlingen und der Agenbach von Sulz zusammenkommen, wo also die Straße links nach Gült- lingen und rechts diejenige nach Sulz führt, ist eine Unmenge Holz und Geröll angeschwemmt. Das Sulzer Täle hinauf hat das Hochwasser dem Sulzer Bach ein ganz neues Bett in die Erde gerissen. An denneuen Wiesen" wurde vom Iägerstal eine Masse Geröll angeschwemmt, so daß die Straße hinein nach Sulz erst im Laufe des Vormittags offen wurde. Man mußte durch einen mächtigen Schlamm ins Dorf, dem man in den höher gelegenen Gebäuden nichts von dem Unwetter ansieht. Sieht man aber das Täle zwischen Unter- und Obersulz hinauf, so bie­tet sich dem Auge die reinste Wüste von Geröll usw. Oberhalb der Brücke zwischen Unter- und Obersulz erlebt man aber eine große Ueberraschnng. In der Wiese bis zu den ersten Häusern von Obersulz liegt eine solche Unmenge von Schlossen, daß man aus dem Staunen nicht herauskommt. Aus dem Meer von Schlossen sieht man nur noch die Zweige der Bäume heraus­ragen. Die davor liegenden Häuser sind in ihren unteren Tei­len volloonSchlammundSchlossen; alleKeller, Ställe, Scheunen kennen chichts als von schmutzi­gen Hagelkörnern gefüllt, in der Regel bis zur Decke des ersten Stockwerks. In den Scheunen und Schöpfen sind Wägen, landwirtschaftliche Maschinen und Geräte unter Schlossen und Unrat begraben. In den Ställen lag vor­mittags noch überall das ertrunkene Vieh und die Pferde ver­graben. Von den Kühen sah man oft nur noch die Hörner aus den Schlossenmassen herausragen oder einen Pferdekopf. Un­sagbar haben diese Geschöpfe gelitten, bis sie elend verendeten, denn das Wasser und die Schlossenmasse kam so schnell, daß man nicht mehr in die Ställe gelangen konnte, und die Be­wohner der Häuser ihr eigenes Leben zu retten suchen mußten. Es ist auch geradezu ein Wunder, daß es bei der großen Kata­strophe kein Menschenleben kostete. Im Laufe des Tages wur­den die toten Pferde und Kühe, die vom Wasser furchtbar auf­gequollen waren, sowie die Kälber und sonstiges Vieh aus den Ställen gebracht und der Straße entlang gelegt, wo es eine furchtbare tote Tierschau gab, bei der sich manche Träne des Mitleids mit den armen Geschöpfen aus den Augen der vielen Neugierigen stahl. In Mafien kamen die Menschen von nah und fern, zu Fuß, per Rad, per Auto oder Wagen, um das Furcht­bare, das Sulz nach dem Unglück bietet, zu sehen. Ueber Berge von Schlossen, die auf den Straßen, in den Höfen und Gängen liegen, klettern die Leute in die betroffenen Häuser. In einem der betroffenen Häuser, in demjenigen des Friedrich Weidle, das im Jahre 1011 neu erbaut wurde und in welchem auch ein Pferd und fünf Stück Vieh ertrunken sind, stand das Wasser im Wohnstock noch etwa 30 Zentimeter tief und ein ungeheurer Schlamm ermöglichte, als die Schlossenmassen aus dem Eingang entfeint waren, kaum ein Hineingehen. Aehnlich sieht es in den umliegenden Häusern, Scheunen und Ställen aus, in denen, wie schon berichtet, insgesamt 6 Pferde, 33 Stück Rindvieh, zahlreiche Schweine und sonstiges Vieh umgekommen ist.

Verlassen wir das so schwer heimgesuchte Sulz, gehen zurück zur Straßengablung, um nach Gültlingen zu gelangen und wandern die für Fuhrwerke noch gesperrt gewesene Straße, dem Fischbach entlang, so werden wir schon auch auf das, was uns in Gültlingen erwartet, vorbereitet, denn da und dort sieht man Hölzer, hier einen halben Wagen liegen, dort sonstige Wagen­teile, ein Wagenrad, den Teil einer Mostpresse, überall klein­gemachtes Holz usw. Plötzlich aber ist ein Halt geboten, denn vor dem Sägewerk Gottlob Müller türmt sich eine mächtige Barrikade von Lang- und Schnittholz lang und quer über die Straße liegend, so daß ein Durchkommen nur durch Klettern möglich ist. Das Sägewerk Müller hat furchtbar ge­litten und ist zweifellos am schwersten getroffen worden. Nicht nur daß e ine Menge Lang- und Schnittholz, Bretter und sonstiges Holz aller Art abgeschwemmt und dadurch ein großer Schaden verursacht wurde, sondern daß auch das Werk selbst ungeheuer gelitten hat. Ein großer Schuppen samt den darin untergestellten drei Langholzwagen wurde von den Fluten weggefegt und abgeschwemmt. Selbst der Baugrund wurde noch weggeschwemmt und wo der Schuppen stand, ist heute nur noch ein mächtiges Loch zu sehen. Die elektrische Leitung samt der elektrischen Säge auf dem Holzpolterplatz wurde weggerissen. Das Fundament eines Anbaus an das Sägewerk wurde weg- gerifien, so daß dieser übel in der Luft hängt und eine Fachwand herausgestürzt ist. Ebenso ist die ganze Turbinenanlage weg- gerifsen und abgeschwemmt. Fast das ganze Holz auf der Holz­polter wurde vom Platz geschwemmt und wahllos da oder dort aus ernem andern Platz, auf Straße oder Wiese liegen gelassen oder abgetrieben. Eine Hütte wurde von den Stämmen ein- gestotzen, die Gartenzäune weggerissen, der Ertrag der Wiese teilweise ruiniert. Auch die Hühner wurden fast alle fortge- ! IchEinmt. Für einen Auftrag zugerichtetes Holz wurde abge- l schwemmt, ebenso teilweise das für einen Neubau zugerichtete I Aolz. Ber der ohnedies notleidenden Sägeindustrie ist dieses ! a? schwerer Schlag für das rührige Sägewerk Müller.

I Bon der Eagmühle bis zu den Häusern von Gültlingen sieht man

überall auf der Straße und daneben Hölzer aller Art liegen. Dann kommen die ersten Gärten mit umgerissenen Zäunen und Pfeilern. Der Schafstall des Schäfers Kleinbeck ist teilweise ein- gesturzt, vom Eänsegarten sieht man fast keine Spur mehr, denn alle Zaune sind fortgerissen und hölzerne und steinerne Pfosten umgerissen. Entlang des Fischbaches hinter den Häusern steht man überall auf derHofwiese" zusammengerissene Zäune, rui­nierte Gärten und Wiesen. Ganz übel zugerichtet ist der schöne Garten des Kaufmanns Schimpf. Im Obstgarten des Bürger­meisters sieht man die neugepflanzten Bäume herausgerissen und teilweise am Boden liegen. Das Hintere Gäßle bietet Vormit­tags ein ganz übles Bild der Zerstörung, die innerhalb einer halben Stunde vor sich ging. Kaufmann Schimpf und seine Familie konnte nicht mehr aus dem Hause und alle Hilferufe nützten nichts. Zum Glück ging das Wetter bald vorüber und so büßten nur die Hühner teilweise ihr Leben ein. Weiter das Hintere Gäßle entlang liegen Trümmer, Hölzer, Steine, Gegen­stände aller Art, ein fortgeschwemmter Schleifstein, Brüh- und Mostfässer, Zäune, Latten, halbe Wägen, Schutt und Schlamm, Bauholz einer eingestürzten Scheune usw. Die Bürger sieht man da und dort ihre Habe zusammensuchen und werden vieles nicht mehr finden oder nur ruiniert. Bei manchen Gärten sieht man nicht nur keine Zäune, sondern auch keine Erde mehr. Wenden wir uns den Häusern zu. Bei Eottlieb Weippert wurde die Wand der Scheune durchbrochen und diese samt dem Wagen von den Fluten mitgenommen, der Keller ist voll Schlamm, der Most teilweise kaputt, die Hühner zum Teil ertrunken. Die stattliche Mauer des Farrengartens hielt den Wogen, die eineinhalb bis zwei Meter daherschossen, nicht stand und wurde auf ihrer gan­zen Länge eingerissen. Das Wasser, vom Deckenpfronner Täte kommend, stieß auch auf das danebenstehende Schulhaus und die Wogen des Wassers durchbrausten dieses und ließen einen furcht­baren Schlamm zurück. Auf der Gemeindewiese am Kohlbach sipd die Wände des Gemeindeschuppens durchgerissen und der darin gestandene Feuerwehrwagen liegt umgeworfen darin. Im Bühl wurden die Zäune weggerissen. Hinter derKrone" staute angeschwemmtes Holz das Wasser und kunterbunt liegen Vrüh- fässer, andere Fässer, Bauholz und Bretter. Die Wiese ist wie gewalzt. Am schwersten wurde im Ort wohl Hirschwirt Walz heimgesucht. Gegenüber seinem Easthause wurde die Hofmauer in seiner ganzen Länge eingerissen und ein großer Schuppen, in welchem vier Wägen, eine Chaise und ein Charaban, eine neue Mähmaschine und die ganze sonstige Fahrnis sich befand, weggerissen und diese ruiniert. Acht Meter kleingemachtes Holz wurden ebenfalls weggeschwemmt. Im Hof desHirsch" selbst lagen die Schloffen eineinhalb Meter tief. Das Haus des Schmieds Karl Wiedmaier bildete den Durchlaß für die Wasser- u. Hagelfluten, welche Gartenzäune und Garten zerstörten. Karl Müller, neben demHirsch", ertranken drei Geisen. Die Hölzer der Kohlbachbrücke beimHirsch" wurden weggeschwemmt, ebenso die Brücke zu Schmied Wiedmaier, dem auch seine Schmiede­kohlen weggefchwemmt wurden. Metzger Pfeiffle schwemmte es das Holz weg, seine Gartenzäune und den Gartenboden. Weiter draußen hat das Wasser vom Killberg und vom Maustäle her gehaust. Einen Schopf sieht man halb weggerissen und darin noch eine Mähmaschine zugedeckt. In der in der Nähe stehenden Scheune der Schäfer Ernst Witwe steckt alles, Wagen, Putzmühle etc. im Hagel. Frau Haug Witwe wurde die Scheune total weg- gerissen; sie hatte den Hauptstoß des hohen Wassers, das Lang­holz führte, auszuhalten. Die dahinter liegenden Gebäude sind voll Schlossen und überall sieht man Trümmer, alle Garten- zäune auch hier weggerissen, Dunglegen samt Mist verschwunden. Bei Christian Roller, Landwirt, sind ein Schwein und sechs Gänse ertrunken. Als man im tiefen Wasser das Vieh gelöst hatte und im Begriff war, eine Kuh in die Wohnung hinaufzu­schaffen, schwamm die andere Kuh und das Pferd weg. Beide konnten später weit abgetrieben gerettet werden. Auch Ge­schwister Deuble haben großen Schaden. Ihr Haus und Umge­bung zeigt ein furchtbares Bild der Zerstörung. 104 Kücken lie­gen tot auf dem Haufen im Stall. Alle Gartenzäune, Garten­mauern usw. sind weggerissen, der Garten selbst bös zugerichtet. Es ist eine Trümmerstätte voll Balken, Steinen, Zäunen und überall Schlossen, Schlamm und Unrat. Gegenüber ist der Schuppen von Friedrich Dengler eingestürzt und der Wagen ist weggeschwemmt, die Mähmaschine ruiniert. Außerdem bildet die Kiesgrube mit der ganzen Maschineneinrichtung ein Bild der Zerstörung. Auch Wagner Bacher im Buchentäle erlitt großen Schaden an weggeschwemmtem Holz und im Garten.

Der Sachschaden im Ort ist ein ungeheuer großer, lleberall ist man tüchtig an der Arbeit, aufzuränmen und die Schäden gut zu machen. Sulz und Gültlingen find zwei schwer heimgesuchte Gemeinden. Ihnen zu helfen ist Christenpflicht.

Hilfe für Sulz und Gültlingen. Der Ausschuß des hiesigen Ge werbeoereins hat in seiner gestrigen Sitzung, nachdem Ausschußmitglied Lauk über seine Ein­drücke von Sulz und Gültlingen berichtet hatte, beschlossen, beiden schwergeschädigten Gemeinden je 40 Mark zuzu­wenden.

Aus Stadt uud Land

Altensteig» den 18. Mai 1932.

Pfingstverkehr in Württemberg. Wie die RBD. Stutt- gart mitteilt, war der heurige Pfingstverkehr bei der sehr günstigen Witterung so stark wie im Vorjahr. Ueber die Pfingstfeiertage wurden im ganzen Bezirk der RBD. Stutt­gart neben den fahrplanmäßigen Zügen 194 Sonderzüge (15 Schnellzüge. 15 Eilzüge und 164 Personenzüge) ausgv- führt An den Fahrkartenschaltern im Stuttgarter Hbf. wurden in der Zeit vom 13. bis 16. Mai rund 100 000 Fahrkarten verkauft, darunter 69 000 Festtagskarten; in Ulm insgesamt 20 500 Fahrkarten, darunter 14 000 Fest­tagskarten: in Heilbroun insgesamt 12500 Fahrkar- ten, darunter 9500 Festtagskarten. Der ganze Pfingstver- kehr hat sich reibungslos abgewickelt.

Einheitliche Fahrpläne und Kursbücher. Mit Einfüh­rung des Sommersahrplanes, ab 22. Mai, wird die Deut­sche Reichsbahn die Herstellung der Aushangfahrplän«, Kursbücher und Taschenfahrpläne wesentlich vereinfachen. Im ganzen Reichsgebiet erhalten die Fahrplanentwürs«, Taschenfahrpläne und Kursbücher ein einheitliches Format von 120 auf 187 Millimeter. Die Aushangfahrpläne auf de« Bahnhöfen sind nicht mehr nach Direktionsbezirken, sonder« nach Verkehrsgebieten gegliedert. Sie werden zusammenge­stellt nach den Gebieten:Ost"-,Mittel"-,West"- und Südwestdeutschland" undBayern". Die Streckennum­mern der Aushangfahrpläne werden mit den Streckennum­mern in den Fahrplanentwürfen, Kursbüchern und Tasche«- sahrplänen übereinstimmen. ___