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Schwarzwälder Tageszeit»«-Aus den Tannen"

Nr. 109

längsten aushalten zu können. Ich wende mich dagegen, daß immer wieder Persönlichkeiten aus der Wirtschaft oder sonst von einem drohenden schnellen Zusammenbruch Deutschlands oder außerhalb Deutschlands Märchen erzählen und die Termine dafür bereits angeben. Wenn das deutsche Volk die Nerven be­hält, wenn das Letzte darangesetzt wird, durch Zusammenfassung der dem Volke zur Versügung stehenden Kräste, ist das deutsche Volk ganz bestimmt nicht dasjenige, das unter den ersten oder den nächsten sein würde, düs insolge der allgemeinen Krise zu­sammenbrechen würde. Ich bin mit meinen Mitarbeitern gänz­lich zugänglich gegenüber jeder Art von Kritik, auch wenn sie noch so scharf ist. Nur eines kann ich nicht zulassen: eine Kritik, die keine Rücksicht nimmr auf die Erhaltung der Widerstandskraft des deutschen Volkes und auf die außenpolitische Situation. (Abg. Dr. Eöbbels (NS.): Sie zerstören die Widerstandskraft durch die Auslösung der SA.!) Sagen Sie mir. was ich in den letzten zwei Jahren getan habe, um die Widerstandskraft des deutschen Volkes zu schwächen. (Lärm und Zurufe bei den Kom­munisten: Sie haben uns ausgehungert!) Ich habe in den zwei vergangenen Jahren auch nicht so gehandelt, wie der Abgeord­nete Eöring sich gestern geäußert hat, daß ich mit Versprechun­gen begonnen hätte.

Ich habe im Lande von Anfang an erklärt, ich kann nichts versprechen: ich fasse es als meine Aufgabe auf. dem deut­schen Volke die Wahrheit zu sagen. Diesen Weg werde ich unentwegt weitergehen. Denn die schwersten Hem­mungen, die für Deutschland allein existierten auf dem unbedingt notwendigen Wege, sie sind überwunden, ohne daß es zu einem Zusammenbruch wirtschaftlicher oder seelischer Art gekommen ist. (Lärm bei den Kommunisten.) Auch als Außenminister bin ich verpflichtet, Ihnen (zu den Nationalsozialisten) eine Warnung und eine Bitte auszusprechen: Seien Sie in ihren Unterhaltun­gen mit ausländischen Politikern etwas vorsichtiger! Dieser mit erhobener Stimme ausgesprochene Satz wird von der Mehrheit mit lauten Hört-Hört!-Rufen begleitet. Es ist nicht wünschens­wert, daß das Ausland etwa auf Grund aller möglichen Prioat- schwätzereien hoffen könnte, daß eine nach mir kommende Regierung kompromißfreudiger sein würde. (Hört, hört! links. Zurufe bei den Nationalsozialisten. Abg. Berndl (Dntl.): Solche Methoden kennt man!) Sie wagen meine Methoden zu kritisieren, die Sie doch überall erklären, daß meine Außenpolitik dem deutschen Volke schädlich ist!

Zu den Aeußerungen des Abg Straffer über die Pläne der Reichsregierung bezüglich der Arbeitsbeschaffung er­klärt der Kanzler: In dem Punkte der Finanzierung schei­den sich die Geister. Ich lehne es unter allen Umständen bis zum äußersten ab aus innen- und außenpolitischen Gründen, irgend etwas zu tun, was vorübergehend eine kleine Erleichterung bringen und vorübergehend populär machen könnte, was aber die Währung in schwerste Gefahr bringen müßte. Die hier gemachten Vorschläge würden eine gewisse Gefährdung der Mark zur Folge haben. (Abg. Strasser (NS.): Dann müßte durch Ihre Kreditpolitik die Mark in den letzten Wochen und Monaten schon glänzend inflatierr sein.) Wir müssen Wege wäh­len, die ganz klar sind, wir müssen alles tun, um zu verhin­dern. oder auch nur den Glauben wachzurufen, daß wir ge­wissermaßen durch ein Hintertürchen doch eine Inflation herbei- führen wollen. Wir haben Vorschläge zur Arbeitsbeschaffung, die jederzeit in Angriff genommen werden können. Wir sind an den Vorarbeiten für einen freiwilligen Arbeitsdienst, der sich den Vorschlägen der Parteien sehr weit nähert, und können da­mit auch alsbald anfangen Es mutz aber an eine kleine Fi­nanzierung dieser Dinge gegangen werden können. Wir denken nicht daran, nur an die Sicherung des Reichsetats heranzugehen, wir müssen Reich, Länder und Gemeinden unter allen Umständen gleichzeitig sichern, denn es hängt davon der Kredit des Reiches und leider auch die gesamte Wirtschaft ab. Das ist nicht die Folge von Fehlern, die unter jedem politischen System in den »ergangenen Jahren bei uns und in der ganzen Welt gemacht worden sind. Alle diese Aufgaben durchzuführen, ist aber nicht so leicht, wie manche Agitatoren das glauben. Es hat trotz aller Notlage des Mittelstandes katastrophal ist z. B. die Lage im Baugewerbe auf verschiedenen Gebieten bereits ein erfolgreicher Konkurrenzkampf des kleinen Unternehmers gegen­über dem größeren und größten eingesetzt. (Widerspruch links.) Wir wollen eine stärkere Berücksichtigung auch der kleinen und mittleren Unternehmer bei den Kreditgewährungen und eine stärkere regionale Gliederung der gesamten Bankinstitute. Es gehört dazu auch eine Umwandlung des Denkens der Men­schen, die an der Spitze der Wirtschaftsorganisationen stehen. Das kann man nicht durch Notverordnungen. Wir müssen auch dafür sorgen, daß der Mittelstand nicht nach erfolgter Umschul­dung zugrunde geht. Wir können auch mit der Siedlung im gtoßen Maßstabe beginnen. Ich warne aber vor Illusionen.

Auf Zwischenrufe der Rechten geht der Kanzler kurz auf das SA.-Berbot ein und erklärt: Das Verbot war gerechtfertigt. Ich habe lange Zeit mit mir darüber gerungen. Es wird bei jeder Formation, die eine Gefahr dafür bildet, daß an die Stelle der Staatsautorität eine private Autorilät gesetzt wird, gerade in diesen schwierigen Momenten unter allen Umständen durchzugrei­fen sein Wir müssen dafür sorgen, daß der Staat im Innern zur Ruhe kommt und die Leute nicht aus Angst das Geld von den Svarkassen holen. (Lachen rechts.) Es wird gegenüber jedem Ver­such. die Staatsautorität zu untergraben, eine feste Linie gegan­gen werden. Ich würde als verantwortungslos vor der Geschichte gellen müssen, wenn ich nicht endlich damit Schluß gemacht hätte. (Beifall bei den Regierungsparteien. Zuruf rechts: Reichs­banner!) Die neue Notverordnung gibt die Garantie dafür, daß in Zukunft wenigstens nichts derartiges besteht und daß keine Mißdeutungen entstehen können in Zukunft, als ob eine Maß­nahme einseitig gegen die eine Seite gerichtet wäre.

Diesmal kann die Lösung nicht so sein, daß durch ein Entge­genkommen Deutschlands in einem früher gewaltsam erzwunge­nen Sinne die Situation in der Welt sich ändern könne.' Sie kann sich nur ändern, wenn Klarheit in der Reparations- und in der Abrüstungsfrage geschaffen wird und wenn die Welt von dem »ahnfimgen System der Zerstörung des internationalen Verkehrs und Handels wieder abgeht. Werden rechte Maßnahmen zur rech­ten Zeit durchgeführt, dann kann man allerdings zum ersten Male vielleicht von etwas wie Frieden seit dem Ende des Krie­ges überhaupt sprechen. Dann kommt auch das Gefühl aus der Welt heraus, daß viele der Sieger immer wieder ängstlich sind vor einem erneuten Kriege. Die Sicherheit ist am besten garan­tiert, wenn alle Völker frei für sich nach eigenen Gesetzen leben können, aber in Handelsvereinbarungen und im Handelsaus­tausch mit den anderen. Wenn es gelingt, anstelle der Schein- vrosperität nach dem Weltkriege eine wirkliche langsam aufstei­gende dauernde Prosperität zu schaffen, dann erst wird das Ge­fühl des Friedens in die Welt einziehen, und das Gefühl der

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Unsicherheit beseitigt sein, das so vernichtend auf die Kreditwirt­schaft aller Völker gewirkt hat. (Beifall.) Ich halte es für not­wendig, das von dieser Stelle aus den Staatsmännern der ganzen Welt zu sagen. Deutschlands Stimme in der Welt würde kräf­tigeren Widerhall finden, wenn in dem Kampf der Parteien eine gewisse Mäßigung eintreten würde. Ich rate Ihnen (nach rechts), in Ausdruck, Form und Inhalt der Agitation sich recht­zeitig Mäßigung aufzuerlegen, denn die Hoffnungen, die Sie mit Ihrer Agitation erweckt haben, werden Sie nie erfüllen können.

Mich berührt diese Agitation nicht, denn ich will nicht die Ruhe verlieren, die in den letzten 1VÜ Metern vor dem Ziel ab­solut notwendig ist. (Stürmischer Beifall.) Unter lebhaftem Bei­fall schloß der Reichskanzler seine außenpolitischen Ausführun­gen mit der Erklärung, daß ein wirklicher Friedenszustand in der Welt erst eintreten könne, wenn die Abrllstungs- und Repara­tionsfrage im Sinne der deutschen Forderungen gelöst und wenn die handelspolitische Absperrung der einzelnen Länder beseitigt sei. Auf die Danziger und Memellandfrage will der Reichskanz­ler am Donnersrag in den vertraulichen Beratungen des aus­wärtigen Ausschusses eingeben.

In der weiteren Aussprache, die sich bis spät in die Nacht hin­zog. nahm Minister Schlange als Kommissar für die Osthilfe das Wort, um sich zu dem Mißtrauensantrag zu äußern, der von der Wirtschastspartei gegen ihn und gegen den Ernäbrungsminister Schiele eingebracht worden ist. Der Minister betonte, in der jetzi­gen Zeit der schwierigsten außenpolitischen Verhandlungen sei es notwendig gewesen, die Ernährungsgrundlage des Reiches sicher­zustellen. auch wenn dabei gelegentlich die Interessen einzelner Gewerbetreibender nicht so berücksichtigt werden konnten, wie es sonst der Wunsch der Regierung ist. Er erläuterte dann die Maß­nahmen, mit denen die Erledigung der Entschuldungsanträge er­leichtert werden soll unter Berücksichtigung auch der Eläubiger- interessen.

! Aus Stadt und Land

! Altensteig, den 12. Mai 1932.

! Postverkehr über die Pfingstfeiertage. Am Pfingst - ! sonntag finden Brief- und Paketzustellgänge im An- s schluß an Zug 8 (Altensteig an 9.30 Uhr) statt. Die Land- i postboten verkehren wie Werktags. Am Pfingstmon- ? tag ruht der gesamte Zustelldienst. Schalter- und Fern- i sprechdienst wie Sonntags. Am Pfingstmontagabend ver- ! kehrt auf der Kraftpostlinie Altensteig Dornftetten ein Bei- ! wagen zu Fahrt 9 und 10, der nach Altensteig zurückfährt i (Ankunft etwa 22 Uhr). Auf der Linie AltensteigBesen- ? feld werden weitere Fahrten eingelegt: Am Pfingstsamstag j Besenfeld ab 17.35, Altensteig Bhf. an 18.40, ab 18.45, j Befenfeld an 20.00. Am Pfingstmontag Besenfeld ab j 13.30, Altenfteig Bhf. an 14.40, ab 15.05, Besenfeld an s 16.10. Auf den Strecken AltensteigSimmersfeld und s NagoldHaiterbach werden Bedarfsfahrten ausgeführt.

i Sonderzüge. Am Pfingstsonntag, 15. Mai 1932 j verkehren folg. Sonderzüge. AltensteigNagold: Alten- i steig ab 6.09, Nagold an 7.02. NagoldAltensteig: Nagold ab 7.10, Altensteig an 8.00. Anschluß nach Eutingen, Kon­stanz, Stuttgart. Am Pfingstmontag, 16. Mai 1932 verkehren folgende Sonderzüge. Altensteig ab 6.09, Nagold an 7.02. Nagold ab 7.10, Altensteig an 8.00. An- ! schluß nach Eutingen, Konstanz, Stuttgart. Altensteig ab 14.49, Nagold an 15.40. Nagold ab 16.30, Altensteig an s 17.20. Anschluß nach Horb, Tübingen, Stuttgart. Alten- ^ steig ab 18.00, Nagold an 18.53. Anschluß nach Pforzheim, E Stuttgart. Die Sonderzüge halten auf allen Zwischen- s stationen.

Wirtschaftsparteiliche Mißtrauensanträge gegen die Reichsminister Schiele und Schlange-Schöningen Berlin, 11. Mai. In parlamentarischen Kreisen des Reichs­tages wirkte ein Beschluß der Reichstagsfraktion der Wirtschafts- Partei als Sensation, der dahin geht, daß die Wirtschaftspartei, die bisher immer alle Mißtrauensanträge gegen das Kabinett Brüning abgelehnt hatte, jetzt eigene Mißtrauensanträge gegen die beiden von der Landvolkpartei gestellten Reichsminister, den Ernährungsminister Schiele und den Minister für die Osthilf», Schlange-Schöningen, einbringen werde. Wie das Nachrichten­büro des VdZ. hört, sind jedoch diese wirtschaftsparteilichen An­träge nicht gegen das ^Kabinett Brüning gerichtet, sondern als Demonstration gegen die Landvolkpartei gedacht, weil das Land­volk, obwohl zwei seiner Parteimitglieder dem Reichskabinett angehören, dennoch den Mißtrauensanträgen gegen die Regie­rung Brüning bisher zugestimmt habe. Die Abstimmung soll am Donnerstag vormittag stattfinden.

Neues vom Lage

Der französische Botschafter beim Reichspräsidenten

Berlin. 11. Mai. Der französische Botschafter Herr Francois Poncet stattete dem Reichspräsidenten einen Besuch ab, um im besonderen Auftrag seiner Regierung, wie auch im eigenen Na­men Dank zu sagen für die anläßlich des Todes des Präsidenten der französischen Republik seitens des Herrn Reichspräsidenten der französischen Regierung sowie Frau Doumer persönlich be­kundete Anteilnahme.

Auflösung des österreichischen Nationalrates

Wien, 11. Mai. Der Verfassungsausschuß des Nationalrates hat den Beschluß gefaßt, den Nationalrat vor Ablauf der Gesetz- gcbunssperiode aufzulösen. Für den Antrag stimmten die So­zialdemokraten. die Großdeutschen und der Heimatblock, dagegen die Christlich-Sozialen und der Landbund. Ein grobdeutscher Zu­satzantrag. daß der Nationalrat den Termin der Neuwahlen zu Beginn der Herbstsession, also nach dem IS. Oktober, festsetzt, wurde mit den Stimmen aller bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemokraten angenommen. Minister Dollfuß Whrt die Ver­handlungen zur Bildung einer bürgerlichen Konzentrationsre­gierung weiter.

Autounfall des türkischen Botschafters

Weimar, 11. Mai. Ein Kraftwagen, in dem sich der türkische Botschafter Kemaleltin Samt Pascha und ein in Berlin woh­nender Generalkonsul Dr. Metzing mit Frau und Tochter befan­den, überschlug sich in einer Kurve bei Legefeld und stürzte in den Straßengraben. Der Botschafter und Frau Metzing wurden lebensgefährlich verletzt. Sie wurden in besinnungslosem Zu­stande in das Sovbienhaus in Weimar gebracht, wohin auch die beiden anderen Autoinsassen iibergesiihrt werden mußten. Der Chauffeur erlitt nur leichte Hautabschürfungen.

Beisetzung Albert Thomas'

Paris, 11. Mai. Der Direktor des Internationalen Arbeits­amtes, Albert Thomas, wurde in Champigny-sur-Marne beige­setzt. Neben der französischen Regierung waren 42 ausländische Regierungen vertreten. Die Reichsregierung hatte Ministerial­direktor Weigert vom Reichsarbeitsministerium entsandt. Ver­treten waren ferner der Völkerbundsrat, das Eeneralsekretariat des Völkerbundes und das Internationale Arbeitsamt. Zahlrei­che Gewerkschaften des In- und Auslandes und die sozialistischen Parteien mehrerer Länder hatten Abordnungen entsandt. Für die französische Regierung sprach Arbeitsminister Laval.

Verengaria" auf Grund gelaufen

London, 11. Mai. Der Cunard-DampferBerengaria", der drittgrößte Dampfer der Welt, lief bei Lalshot auf Grund. Sechs Schleppdampfer aus Southampton gelang es nach etwa einer Stunde, den Riesendampfer aus seiner Lage zu befreien. Das Schiff ist unbeschädigt.

Acht peruanischen Flottenmeuterer erschossen Lima (Peru), 11 . Mai. Heute wurden hier 8 Matrosen, die am Sonntag an der Meuterei auf zwei peruanischen Kreu­zern teilgenommen hatten, standrechtlich erschaffen.

Württ. Verordnung über Handelsklassen für Hühner­eier. Zur Durchführung der Verordnung über Handelsklas­sen für Hühnereier und über die Kennzeichnung von Hüh­nereiern (Eierverordnung) hat das Wirtschaftsministerium die Bildung eines Ueberwachungsausschusses bei der Württ. Landwirtschaftskammer angeordnet. Die Zuständigkeit des Ausschusses erstreckt sich insbesondere auf die Erteilung der Genehmigung zur Kennzeichnung von Eiern an Einzeler­zeuger, Genossenschaften, Handelsfirmen usw. sowie auf die Ueberwachung der Einhaltung der Vorschriften der Eier­verordnung durch die Kennzeichnungsberechtigten. Anträge auf die Erteilung der Genehmigung zur Kennzeichnung von Eiern sind an den lleberwachungsausschuß bei der Württ. Landwirtschaftskammer in Stuttgart, Marienstraße 33, zu richten. Der Ausschuß ist zuständig, wenn der Betrieb oder die Niederlassung, für die der Antrag gestellt wird, sich in­nerhalb Württembergs befinden. Für die Anträge sind Vor­drucke vorgeschrieben worden, die von dem Ueberwachungs- ausschuß bezogen werden können. Die Mitglieder des Aus­schußes werden vom Wirtschaftsministerium ernannt.

Nagold, 12. Mm. Die Württ. Volksbühne gab gestern im Löwensaal" hierDer 18. Oktobe r". Es ist ein Stück deut­scher Geschichte, das sich an diesem Tag, in den frühen Morgen­stunden auf dem Schlachtfeld von Leipzig abspielt, das zur schick­salsschweren Bedeutung wird und den entscheidenden Wende­punkt bringt. Deutsche kämpfen gegen Deutsche, Eidespflicht gegen Freiheitswillen. In beidem offenbart sich deutsche Art, das ist der tragische Konflikt dieses Geschehens. Schon beginnen bei den einfachen Söldner, die in der Frühe dieses Tages der kommenden Schlacht entgegenharren, Zweifel aufzusteigen, ob sie tatsächlich hier auf dem richtigen Boden stehen und für kärglichen Sold ihr Leben aufs Spiel setzen, ohne jedes höhere Ziel. Der Krieg ist ihnen in den langen Jahren zum Spiel, zur Gewohn­heit geworden, jedes andere Gefühl ist abgestumpft und wird ertränkt. Blindlings gehorchen sie nur ihrem Obersten, der in treuer Kameradschaft alles mit ihnen geteilt hat und der sich in eiserner Pflichttreue seinem Landesfürsten unterstellt und für ihn um Napoleons und um Frankreichs Machtstellung kämpft. Hier, wo sie nun auf deutscher Erde ihre Gewehre gegen preuß. Soldaten richten, da regt sich manches, da wird mancher zwie­spältig. Dazu kommt noch die Gefangennahme eines preußischen Leutnants, der in zündenden Worten die Soldaten aufklärt. Auch dem Obersten ist diese Last längst unerträglich geworden und nur Gehorsam hält ihn aus seinem Platz und seine Soldaten gehorchen mit. Es wird ihm bitter schwer, den preußischen Leut­nant als Spion und Aufrührer schuldig zu sprechen, er tut es aber, nur die Befehlserteilung zur Ausführung des Todesurteils gibt er nicht. Der französische General nimmt ihm den Degen ab. Seine Soldaten und Leutnants aber, die fühlen, was in chm vorgeht, handeln rasch und als um 7 Uhr morgens die Preußen, voran der freigelassene Leutannt Fabricius, amtürmen, da finden sie deutsche Kameraden, da schlagen deutsche Herzen. Der Oberst aber mit dem letzten Befehl an seinen Leutnant, das Regiment zu den Preußen zu führen, sieht die Lösung dieses Konfliktes zwischen Pflicht und Vaterlandsgefühl nur in der letzten Konseguenz, im freigewählten Ende. Die Aufführung machte außerordentlich starken Eindruck. Hans Herbert Michels als Oberst Bauer spielte hervorragend. Ebenso auch Leutnant Fabricius, wohl im ersten Akt noch etwas schwach, aber im zweiten Akt ganz ausgezeichnet. Beachtung finden die Füsiliere, die ausgezeichnet ihre Rolle lebten, ebenso auch General Delaride. Das Stück fand am Schluß starken anhaltenden Beifall. Schade ist, daß der Besuch dieses Schauspiels verhältnismäßig schwach war. W.

Bad Teinach OA. Calw, 11. Mai. (Auerhahnjagd.)

Von Jagdgüsten wurden im Laufe der letzten Wochen in den umliegenden Revieren 13 Auerhähne erlegt. Die Balz dürfte nun ihr Ende erreicht haben, denn ein Jügerfpruch heißt: Buchenlaub raus. Hahnenbalz aus.

Calw, 11. Mai. (Todesfall.) Nach schwerem Lei­den ist gestern abend Dekan a. D. Zeller verschieden. Der verstorbene kam im Jahr 1915 mitten im Kriege von Schussenried hieher, um die erste Stadtpfarr- und Dekanats­stelle zu übernehmen. Es wartete auf ihn eine schwere Aufgabe, aber durch sein allezeit freundliches Wesen, seinen praktischen Sinn und seine hingebende Tätigkeit überwand er alle Widerwärtigkeiten der damaligen Zeit und er­freute sich allgemeiner Beliebtheit und Hochachtung. Als treuer Freund des Soldatenwesens trat er in nähere Ver­bindung mit den Veteranen- und Kriegervereinen und übernahm das Amt des Bezirksvorsitzend'en des Krieger­bundes, wodurch er mit den Landgemeinden außer seiner amtlichen Tätigkeit in steter Fühlung blieb. Die Verwal­tung der kirchlichen Angelegenheiten seines Bezirks war bei