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Nr. 43
Räumunssvorberrituuge« siir die deutsch«« Staatsangehörigen in Schanghai
«erti» 21 Febr. Zn Erwartung drohender Ereignisse hat das deutsche Generalkonsul in Schanghai in gleicher Weise wie die englischen und amerikanischen Behörden Vorbereitungen für eins etwa notwendig werdende Abrene deutscher Reichsautzehorrger, besonders von Frauen und Kindern, getroffen.
Srr MmrlkonM vor drm Mkerbundsrot
Schlappe Haltung des Rates
Genf, 21. Febr. Im Völkerbundsrat lag am Samstag der Bericht Colbans über die Memclsrage vor, der vom Rat angenommen wurde. Es heißt darin, daß die anormale Lage im Memelgebiet schleunige Maßnahme» verlange, um eine Verschärfung der Lage zu vermeiden. Es bestehe die Notwendigkeit, ein Direktorium rinzusetzen, das sich dem Landtag unverzüglich oorstelle» müsse. Diese Maßnahmen präjudiziellen nicht die Rechtmäßigkeit der Abberufung Böttchers
Zn der Aussprache erklärte der litauische Außenminister Zau- nius, daß einige Zankte des Berichtes offenbar über die Befugnisse des Rates hinausgingen. Zaunius deutete an, daß die litauische Regierung die Auslösung des Memellandtages in Er- miignng ziehe.
Staatssekretär von Bülow erwiderte, daß das Memelgebiet seit 1927 unter Kriegsrecht stehe. In unerhörter Weise werde die Bevölkerung an der Ausübung ihrer Grundrechte gehindert. Es sei dem Berichterstatter, unterstützt von den hervorragendsten Juristen der Signatarmächte, offensichtlich nicht gelungen, der Sache Herr zu werden. Er warne dringend davor, sich mit einem solchen Versagen des Bölkerbundsmechanismus und des Memelstatuts abzusinden. Es würde bedeuten, daß die Memelländer so gut wie rechtlos der Willkür einer ihnen nicht wohlgesinnten Obrigkeit ausgesetzt werden. Die vier Signatarmächte hätten die Möglichkeit, den Fall alsbald vor den Internationalen Gerichtshof im Haag zu ziehen. Von dieser Möglichkeit bäte er Gebrauch zu machen.
Die kurzen Erklärungen, die hierauf die Signatarmächte, das heißt, England» Frankreich, Italien, Japan abgaben, beschränkten sich darauf, von dem Appell Kenntnis zu nehmen und eine Wei- trrleituug an ihre Regierungen zuzufagen, wobei allerdings der Engländer und der Italiener auf die Notwendigkeit hinwiesen, km Memelland ein satzungsentsprechendes Direktorium einzurichten.
In hiesigen deutschen Kreisen hofft man, daß die Signatar- Mächte sich nunmehr an den Haager Gerichtshof wenden werden. Aber auch wenn diese Hoffnung erfüllt werden sollte, kann nicht verschwiegen werden, daß unser Vorstoß vor dem Völkerbundsrat mit einem Mißerfolg, vor allem einem moralischen Mißerfolg, geendet hat. Der Rat befaßte sich nicht mit der Kernfrage und will sich nicht mit ihr befassen. Mit einer moralischen Verurteilung Litauens ist uns nicht geholfen.
Der Bericht Eolbans wurde vom Rat einstimmig angenommen, nachdem Zaunius gegen die Abschnitte, die sich mit der Lage im Memelgebiet befassen, einen Vorbehalt eingelegt hat.
Neues vom Tage
Antrag auf Herabsetzung der Brierpreise in Bayern München, 20 Febr. Der Haushaltsausschuß des Landtage nahm einen Antrag der Sozialdemokraten und der Bayerischen Volkspartei an, der die Staatsregiernug ersucht, erneut Schritte zwecks durchgreifender Herabsetzung des Vierpreises einzuleiten. Sollte aus diesem Wege nichts zu erreichen sein, so soll die Staatsregierung zum nächstmöglichen Zeitpunkt für die staatlichen Vrauereibetriebe den Austritt aus dem Bayerischen Brauerbund erklären, um eine selbständige Regelung des Bierpreises in den Staatsbetrieben herbeizuführen.
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Komsn von Hisrlise- Sonnender^. (LklKK bOKZI) OopriZkt bzi Martin keuciftvanzer, ftisiie (Zgrüe) 1931
41. Fortsetzung
Er mutzte nach ihr sehen, sie in die Sachlage einweihen.
Nora hatte angstvoll gewartet — und flog Hell erregt entgegen.
„Hell, was sagt sie?"
„Noch ist sie böse; aber sie wird sich besinnen. Heute abend fahren wir zusammen zu deiner Mutier."
„Zusammen? Hell, wie himmlisch!" jauchzte Nora auf; dann plötzlich besann sie sich: „Das heitzt aber doch, daß deine Mutter mir sehr zürnt?"
„Tröste dich — last ihr Zeit! Sie wird nicht lange unversöhnlich bleiben. Zch zerstöre alle ihre Pläne Erst sollte ich Alice heiraten, um die Familienbande zwischen Wolts und uns ganz eng zu knüpfen — und nun heirate ick dich, die sie zu demselben Zweck für Hermann bestimmt hatte."
„Für Hermann?"
„Ja, deshalb der Adoptionsplan! Du wirst ganz rot Nora! Hättest du Hermann lieber gehabt? Noch ist es Zeit. Kind!"
..Hell!"
Nora nahm die Hand des Vetters und zog sie an ihre Wange
„Hermann", sagte sie, „ist mir wie ein Bruder!"
„lind ich?"
„Wie ein Vetter", blitzte ihn das junge Mädchen an, das bei ihm die hohe Schule des Neckens durchgemacht und sie gut absolviert hatte. Und sie lachten beide, trotz ihrer inneren Bedrücktheit.
„Pack nur die nötigsten Sachen, Nora!" ordnete Hell an. „Ich glaube, Mutter wird uns sehr bald Heimrufen. Ich mutz sowieso nach Berlin. Ich werde versuchen, dort ein Konzert zu geben. Da ich den nötigen Mammon habe, die
Bierfteuerfenkuag angekündigt Berlin, 21. Febr. Amtlich wird mitgeteilt: Die Verordnung über die Bkerpreisfeukung bleibt bestehen und wird durchgeführt, und zwar nach Maßgabe der vom Preiskommissar erlassenen Ergänzungsverordnung, wonach die örtlichen Behörden Härten aus- gleichen können. Die Reichsregierung hält jedoch, wie sie das zum Ausdruck gebracht hat, im Eesamtrahmen des Bierpreisproblems auch die Inangriffnahme des Eetränkesteuersystems für nötig. Denn die Finanzlage erfordert es. daß das Bier unter allen Umständen das aufbringt, was bisher in den Etats dafür angesetzt war. Diese Ansätze würden aber nicht erreicht werden, wenn die Besteuerung in ihrer bisherigen Höhe, die übrigens bei der gegenwärtigen Kauskrastlag« der Bevölkerung auch wirtschaftlich und steuerlich nachteilige Wirkungen für das Gastwirtsgewerbe, die Brauereien und die mit dem Braugewerbe zusammenhängenden Gewerbe hat, jetzt bestehen bliebe. Aus diesem Grunde ist spätestens zum 1. April 1932 eine entsprechende Biersteuersenkung in Aussicht genommen, die dann auch eine weitere Senkung des Bierpreises ermöglicht.
Maßnahmen zur Erleichterung der Weizeuversorgung
Berlin, 21. Febr. Wie wir erfahren, wird die Reichsregierung angesichts der Bersorgungslage auf dem Welzenmarkt demnächst Maßnahmen ergreifen, die eine Erleichterung in der Versorgung der Mühlen mit Weizen herbeiführen.
Aus Stadt und Land
Altensteig, den 22. Februar 1932.
Amtliches. Die im Dezember 1931 und Februar 1932 abgehaltene Ilebergangsprüfung für Besoldungsgr. 8 d haben 39 Anwärter bestanden, n. a.: Hetzel, Abraham von Freudenstadt; Möhrle, Hermann von Buhlbacki, Kde. Vaiersbronn, O.A. Freudenstadt.
Im Bereiche des Landesfinanzamts Stuttgart wurde versetzt: Obersteuersekretär Kaminski bei dem Finanzamt Hirsau an das Finanzamt Heidenheim.
Im Bereich der Reichsbahndirektion Stuttgart ist der Oberkassenvorsteher Auchter in Eutingen (Württ.) nach Vaiersbronn als Vorsteher des Bahnhofs versetzt worden.
Der gestrige Sonntag war, nachdem es am Samstag - nachmittag stark schneite, wieder ein klarer Wintertag. denn trotz dem Sonnenschein war es den ganzen Tag ziemlich frisch. Einen starken Kontrast bildet zurzeit die Sommerund Winterseite. Während auf elfterer kein Stäubchen Schnee mehr aufzutreiben ist, strahlt letztere in winterlicher Pracht. — Auf der gutgepflegten Eisbahn herrschte auch gestern wieder reger Betrieb. Auf den Abend hatte die N.S.D.A.P. zu einem „Deutschen Abend" eingeladen und durfte sich eines starken Zustroms erfreuen.
Konfirmationstag und Reichspriistdentenwahl. Nach der Ordnung der Evang. Landeskirche fällt Heuer der Tag der Konfirmation aus Sonntag, den 13. März. Wahrscheinlich wird auf denselben Tag auch die Wahl des Reichspräsidenten fallen. Deswegen wird voraussichtlich der Tag der Konsumation verlegt werden. Die endgültige Entscheidung kann aber erst getroffen werden, wenn der Tag für die Wahl des Reichspräsidenten gesetzlich festgelegt ist. Es ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die Konfirmationsfeier auf den Palmsonntag verschoben wird. Die Abendmahlsfeier würde dann wohl auf Karsreitagnach- mittag oder auf Ostern angefetzt werden.
Generalversammlung des Bezirks-Obftbauvereins Nagold
Am gestrigen Sonntagnachmittag fand im Saal zum „Hirsch" in Haiterbach die sehr gut besuchte Generalversammlung des Vezirksobftbauvereins Nagold statt. Der Vorstand, Oberamts- Laumwart W a l z - Altensteig, begrüßte die zur Versammlung Erschienenen und gab einen Bericht über das abgelaufene Jahr. Obwohl es im Ertrag am reichsten gewesen sei, sei es für den Obstzüchter doch nicht befriedigend gewesen, weil keine angemessenen Preise erzielt werden konnten. Der außerordentlich geringe Mostobstpreis habe auch einen niederen Tafelobstpreis zur Folge gehabt. In einigen Orten des Bezirks habe der Obstbau
durch Hagelschlag sehr gelitten. Mtten außdrvrdenttichen "Schäden habe neben den sonstigen Schädlingen des Obstbaus die Wühlmaus verursacht, zu deren Bekämpfung behördlich einge- arissen werden sollte. Das letztjährige Obst zeige sich wenig haltbar, wer aber sein Tafelobst gut gelagert habe, der könne heute einen schönen Erlös erzielen. Der Redner wies dann auf die Notwendigkeit hin, sich in der Obstzucht aus wenige, aber haltbare Sorten zu beschränken. An Belehrungen und Veranstaltungen aller Art habe man es im vergangenen Jahr seitens des Bezirksvereins nicht fehlen lassen. In fast allen Be- zirksortcn habe er Rundgänge veranstaltet. Es haben fünf Baumwarteversammlungen stattgefunden und außerdem haben die Baumwarte eine praktische Unterweisung in Nagold erhalten. Er hob dann die Schwierigkeiten des Obstabsatzes im letz- ten»Jahr hervor und seine Bemühungen um denselben, dabet betonend, wie notwendig es sei, eine schöne Ware auf den Markt zu bringen. Um Kontrolle in dieser Richtung zu üben, habe er eine Anzahl von Obstmarkttagen in Nagold überwacht und dabei manche Anregung gegeben. Er bemühe sich, in Nagold einen Edelobstmarkt zu Stande zu bringen. Außer den sonstigen Veranstaltungen haben im letzten Jahr im Bezirk auch drei Tageskurse für Snßmostbcreitung stattgefunden. Außerdem sei der Obstbau durch Beihilfen bei Ncuanpflanzungen unterstützt wor- i den. Der Redner kam dann aus die letztjährige prachtvolle Jubi- läums-Obstausstellung des Württ. Obstbauvereins in Stuttgart zu sprechen, bei welcher sich auch der Vezirksobstbauveretn Nagold mit 14 Sorten beteiligte und sehr gut abgeschnitten habe dadurch, daß er einen ersten Preis mit 25 Mark, einen Ehrenpreis und eine silberne Medaille erhalten habe; mehr hätte er überhaupt nicht erzielen können. Diese Ausstellung sei vom Verein mit drei Omnibussen besucht worden. Der Besuch habe sich sehr gelohnt, denn eine solche prachtvolle Ausstellung werde nicht gleich wieder veranstaltet. Der Redner bedauerte das Sinken der Mitgliederzahl des Vereins, die aus Geldknappheit zuriick- zuführen sei und wies auf die idealen Ziele des Vereins hin. Er schloß seinen Bericht mit dem Dank an die Funktionäre des Vereins und an alle, die zur Pflege des Obstbaus beigetragen haben. Der neugewählte Schriftführer, Gärtner Bihler- Nagold, verlas nun die mit großer Pünktlichkeit und Liebe zur Sache ausgearbeiteten Protokolle über die mancherlei Sitzungen und Veranstaltungen des Vereins und schloß mit einem Appell an die Obstzüchter, in der Pflege des Obstbaus nicht zu erlah- ! men. Nun folgte Kassier M u tz - Ebhausen mit dem Kassenbericht, der gegenüber dem Vorjahr eine Mehreinnahme von 72 Mark 64 Pfg. aufweist. Dem Kassier wurde Entlastung erteilt und ihm seitens des Vorsitzenden,der Dank für die treue Kassenführnng zum Ausdruck gebracht. Baumwart Rau- Ebershardt erstattete nun einen sehr übersichtlichen Bericht über die Landesversammlung in Stuttgart, zum Schluß auf die Wichtigkeit eines guten Obstbaus hinweisend, denn nur das Ente breche sich Bahn. Der Vorsitzende dankte auch ihm für seinen gediegenen Bericht, der mit Beifall ausgenommen wurde. Seine Ausführungen und diejenigen des neuen Schriftführers zeigten, daß tm Obstbauverein junge Kräfte heranwachsen, die die nötige Begeisterung für den Obstbau haben. Anknüpfend an den Bericht über die Obstausstellung in Stuttgart wies der Vorsitzende auf die Notwendigkeit hin, haltbare Tafelsorten zu züchten. > Man müsse darauf dringen, schönes, lagerfähiges Obst zu gewinnen, um der Konkurrenz des Auslandes erfolgreich begegnen zu können. Der nächste Punkt der Tagesordnung betraf die Beitragsänderung, die eine kurze Diskussion hervorrief. Den Beitrag zu regeln wurde dem Ausschuß überlassen. Es folgte ein Vortrag von Obstbauinspektor Spindler vom Württ. Obstbauverein über Sortenwahl und Schädlingsbekämpfung. Er schilderte dabei die Maßnahmen, die notwendig sind, um gesundes Obst zu erhalten und fand mit seinen Ausführungen den Beifall der Versammlung. Auch ihm sprach der Vorsitzende den ihm gebührenden Dank aus, alsdann die Wichtigkeit des Säuberns der Obstbäume zur Bekämpfung der Schädlinge und die Vorteile einer Winterspritzung der Oostbäume, die für uns durchführbar sei, hervorhebend. Es folgte noch eine kurze Aussprache über den Vortrag und die Beantwortung der Fragen. Alsdann konnte der Vorsitzende die sehr anregend verlaufene Versammlung mit dem Dank an die Besucher derselben schließen.
Deutscher Abend der R S.D.A.P. Bei außerordentlich starkem Besuch fand gestern abend im Saal des „Grünen Baum" ^"Deutscher Abend statt, der in seinem ganzen Verlauf als voller Erfolg für die hiesige Ortsgruppe der N.S.D.A.P. zu buchen ist und ihr zweifellos auch weitere Freunde und aktive Mitkämpfer zugeführt hat. Eine neu ins Leben gerufene eigene Kapelle der hiesigen Ortsgruppe eröffnet« den Abend mit einem Marsch und gab damit zugleich ihr Debüt vor der Oeffentlich- kert. lieber die anfängliche kleine Unsicherheit der Spieler Hin-
Maschine zu ölen, wird alles schon glatt gehen. Die ganze Sache ist zuerst eine Kapitalanlage."
„Und wenn deine Mutter unversöhnlich bleibt ?"
„Damit rechne ich nicht, Nora — ich kenne sie zu gut! Sie ist itn Grunde genommen so unendlich gütig."
Es war Abend geworden, ehe man sich versah.
Nora freilich, die an Tätigkeit gewöhnt war, fand, daß die Stunden unendlich dahinschlichen. Sie hätte so gern drüben in der Fabrik von diesem und jenem Abschied genommen. Von den Brüdern Wolt. Und sie lächelte bei den Gedanken, daß die Tante daran gedacht, sie Hermann zu vermählen — von Happel, den sie Hermann Wolt noch gern ans Herz gelegt, ihn und seine Familie. Frau Happel mutzte in das Genesungsheim der Firma, und wenn er auch wirklich noch nicht die zwei Jahre in der Fabrik arbeitete, die eigentlich Voraussetzung dafür waren. Aber ihre Furcht vor der Tante war zu groß. Sie wagte nicht, ihr Zimmer zu verlassen. Zum Abendessen holte Hell sie indessen hinunter.
„Mutter läßt sagen, sie käme nicht — sie habe noch in der Fabrik zu tun; das ist ganz vernünftig von ihr. der Dienstboten halber. Ich habe Eschholz gesagt, du müßtest unvermutet nach Hause, und ich fahre mit, weil ich sowieso nach Berlin wollte — wir kämen vielleicht erst in vierzehn Tagen zurück. Gemerkt haben sie ja doch schon lange etwas. D-e alten, guten Hausgeister haben ein unsagbares Ahnungsvermögen."
Es wurde ein recht gemütliches Abendbrot. Hell sah die Verhältnisse wirklich mit völliger Ruhe an — und Nora, die sich geschmäht und gestraft fühlte, richtete sich an ihm auf und wurde von seiner guten Laune hingerissen.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen", sagte sie, halb neckend, halb im Ernst, „daß ich deine Braut sein soll. Ich meine immer, gleich lachst du los und rufst: Etsch! — angeführt, mit Butter beschmiert, hat Käse gemacht, wird ausgelacht."
Hell zog ein wenig die Augenbrauen zusammen.
„So wenig Vertrauen hast du zu mir?"
Sie schüttelte Len Kopf.
„Es ist nicht das — ich glaube nicht ans Glück!"
„Du brauchst es nicht zu glauben — du wirst es erleben. Eigentlich ziehst du das Große Los. Mädel! Von Alice hätte ich verlangt, daß sie mich glücklich mache Du wirst
einen Mann bekommen, der dich glücklich zu machen sich bestrebt."
„Komisch — ich bin gar nicht eifersüchtig auf Alice!" seufzte Nora nachdenklich.
„Und jetzt hole ich meine Geige — und wir gehen ins Musikzimmer, und ich spiele dir ein schönes Stück vor. Ich mutz noch einmal in dem alten, lieben Raum die Töne hören. Seit Jahren habe ich dort nicht mehr gespielt."
Der Zug fuhr um elf Uhr pünktlich in Len Barmer Hauptbahnhof ein, und das Auto war zwanzig Minuten vor elf Uhr bestellt.
„Wir haben Zeit", meinte Hell und verlor sich in seine Musik. Er hatte alle Kerzen andrehen lassen, und der weite Raum mit der großartigen Akustik schwamm förmlich in Licht.
„Wenn deine Mutter käme", mahnte Nora ein paarmal verschüchtert.
Hell lächelte und schüttelte den Kopf.
„Hast du ein böses Gewissen?"
Sie barg das Gesicht in den Händen.
„Wie man's nimmt! Vielleicht ja! Man hat immer ein böses Gewissen, wenn man andern weh tun must."
Hell tröstete sie.
„Mutter wird sich bald besinnen — und jetzt wird sie drüben bleiben, bis sie weiß, daß wir abgereist sind."
Aber um wenige Minuten nach zehn Uhr ging doch die Flügeltür auseinander — und Frau Barbara trat ein.
Seltsame Unruhe hatte sie getrieben.
Sie wollte Hell noch einmal bitten; sie wollte auch Nora noch einmal sagen, wie sehr sie ihr zürnte.
Es würde zwecklos sein, das eine wie das anders. Aber sie wollte es dennoch nicht versäumen — um ihrer selbst willen nicht.
-» Er sehr bleich, und sie gönnte ihrer
Nichte, dre erschreckt aufsprang, keinen Blick.
c» sagte sie, laut und streng und doch mit einer
Bftte in der Stimme, „willst du wirklich deine Mutter ver. lasskn. die niemand hat als dich — um dieses Mädchen» willen?"
(Fortsetzung folgt.)