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Nr. 23g
tlebttaus ernste Finanzlage j
Erklärungen Dietrichs !
Berlin, 8. Okt. Der Reichsfinanzminister Dietrich gaü vor > Pressevertretern ein außerordentlich ernstes Bild von er . Lage der Reichssinanzen. In der Zeit nach der Juli- krise, so führte der Minister aus, sind so gut wie gar leine > Steuern eingegangen. Erst im August ist es gelungen, mit Hilfe > drastischer Maßnahmen den Schaden zum größten Teil wieder j auszuholen. Im September hat sich dann das Bild erneut sehr i verschlechtert. Es sieht heute so aus, als ob der Zusammenbruch s der Banken sich erst jetzt aus wirtschaftlichem Gebiete auszuwir- ; te« beginnt. i
An die Erklärung des Hoover-Stundungsjahres hoben sich seinerzeit Erwartungen geknüpft, die nur zum Teil i» Erfüllung gegangen sind. Von der Gesamtsumme in Höhe «n 1200 Millionen RM.. die aus Grund des Hoover-Stun- duugsjahres gespart wurden, entfällt ein großer Teil aus die ^ Reichsbahn. Die eigentliche Ersparnis für die , Reichssinanzen ist demnach nur aus etwa 70V Millio- s »eu RM. zu veranschlagen. Diese Summe wird zum großen ! Teil aber schon durch den Verlust an Steuer» aufge- > fressen. i
Das Reichskabinett hat den Plan erwogen, einen größeren > Posten Reichsbahuvorzugsaktieu zu veräußern, f »m von diesem Betrag etwa 5ü Millionen RM. den Länder? ,nd Gemeinden zur Verfügung zu stellen. Allerdings ist die Veräußerung dieses Postens im gegenwärtigen Augenblick ziemlich schwierig.
Es wird Aufgabe der nächsten Regierung sein, ein Programm ins Grund Ser neuen Eesamtlage, wie sie u. a. durch di? Entwesung des Pfundes entstanden ist, aufzustellen.
8um KlneM-iaplimschen Konflikt
Zuspitzung des mandschurischen Konflikts — Vor einem Sturz der japanischen Regierung?
London, 8. Okt. Reuter meldet aus Tokio, daß der Angriff der japanischen Streitkräfte in der Mandschurei auf Kintschau damit begründet wird, daß sich dort eine chinesische Regierung gebildet habe, die nach Auffassung der japanischen Militärs eine Störung des Friedens und der Ordnung bedeute. Wenn sich diese Nachricht bestätigen sollte, so wird sie, wie wohlinformierte Kreise zu wissen glauben, den Sturz der japanischen Regierung nach sich ziehen, weil man in der Tatsache eines solchen Schrittes ein eigenmächtiges Vorgehen der Armee erblicken würde, di« damit Handlungen hinter dem Rücken der Regierung beginge und dadurch deren Lage aufs äußerste kompromittierte.
Bomben auf Kintschau
London, 8. Okt. Wie aus Kintschau gemeldet wird, wurden auf die Stadt, in der sich der Sitz der chinesischen Zentralregierung befindet, von japanischen Flugzeugen 3K Bomben abgeworfen. Mehrere Gebäude wurden beschädigt und zwei Chinesen getötet.
Japan wird in Nanking protestieren
Tokio, 8. Okt. Wie verlautet, wird die japanische Regierung morgen in Nanking einen scharfen Protest überreichen lassen. In diesem wird der chinesischen Regierung vorgeworfen, daß sie nichts gegen die organisierte systematische antijapanische Bewegung unternommen habe.
Neues vom Tage
Freitag Wahl des österreichischen Bundespriisidentsn Wien» 8. Okt. Der Vundespräsident hat die Bundesversammlung für Freitag vormittag 11 Uhr zur Wahl des neuen Bundespräsidenten einberufen.
Anleihen nur für produktive Zwecke Washington, 8. Okt. In einer Ansprache, die Präsident Hoo- ver heute vor dem hier tagenden 4. Panamerikanischen Wirtschaftskongreß hielt, erklärte er, die Wohlfahrt einer Nation trage zur Wohlfahrt aller anderen bei. Keine Negierung sollte eine Anleihe aufnehmen oder gewähren, wenn nicht die An
leihe wirtlich für produktive Zwecke bestimmt sei, denn nur aus dem aus der Produktion erzielten Eewinnzuwachs könne eine Anleihe zurückgezahlt werden. Viel wäre erreicht, wenn die Nationen der Welt aufhören würden, Anleihen zum Zwecke der Ausgleichung von Budgets oder andere nicht produktive Zwecke zu gewähren.
Fünf Tote bei einer Vombencxplosion Belgrad. 8. Okt. Die Blätter berichten, daß durch eine Bom- benexplosio» in Tzaribrod an der bulgarisch-jugoslawischen Grenze süns Personen getötet worden seien. Die Explosion erfolgte auf bulgarischem Gebiete. Die Bomben sollte angeblich von mazedonischen Terroristen nach Jugoslawien geschafft werden.
Professor Waentig jetzt bei der Bolkspartei Berlin, 7. Okt. Wie das Nachrichtenbüro des V.d.Z. meldet, hat der aus der Sozialdemokratischen Fraktion des preußischen i Landtages ausgeschiedene frühere preußische Innenminister Pro- ? fessor Dr. Waentig, der sein Landtagsmandat nicht niederlegte, f das Landtagsvräsidium ersucht, ihm einen Abgeordnetensitz zwi- j schen dem Zentrum und der Deutschen Volkspartei anzuweiseu.
Aus Stadt und Land
Altensteig, den 9. Oktober 1981.
Warnung vor Schwindlern. Kaum hat die Werbetätigkeit für die Württ. Nothilfe eingesetzt, als auch schon die Wahrnehmung gemacht werden mutz, daß Schwindler sich als Sammler für das Hilfswerk ausgeben und Einzelpersonen oder Firmen um Spenden angehen. Teilweise bezeichnen sie sich auch als notleidende Künstler, die von der Leitung des Hilfswerks an bestimmte Personen verwiesen seien. Wie die Württ. Nothilfe mitteilt, führen die für sie tätigen Sammler abgestempelte Ausweise bei sich. Die Württ. Nothilfe wird außerdem keinen Unterstützungsuchenden an Privatpersonen oder Firmen verweisen.
Lohnabbau für die Holzhauer. Vom Deutschen Landarbeiter-Verband wird geschrieben: Die Württ. Staatsforstverwaltung hat auf 13. Oktober das bestehende Lohnabkommen für die württembergischen Staatsholzhauer gekündigt. Bei den Verhandlungen am 30. September 1931 zwecks Abschluß eines neuen Lohntarifs unterbreitete sie den beiden Land- und Forstarbeitergewerkschaften einen Antrag, der neben einer Verschlechterung in der Lohnklasseneinteilung einen 25- bis 30prozentigen Abbau der seitherigen Löhne vorsieht. Sie wies nachdrücklich darauf hin, daß sie vom Finanzministerium den strikten Auftrag hätte, nicht unter dieses Angebot zu gehen. Da die Gewerkschaften es einmütig ablehnten, auf ein derartiges Angebot, das einen Abbau der seitherigen Löhne von 20 bis 22 Pfg. pro Stunde an der Spitze bedeutet, einzugehen, mutzten die Verhandlungen vertagt werden.
Der D.H.B. im Film. Interessanten Einblick in das Wesen einen neuzeitlichen Berufsverbandes gibt ein Film, der unter dem Titel „Der Kaufmannsgehilfe, sein Stand und sein Verband" von der hiesigen Ortsgruppe des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes im Rahmen , einer Verbandsgründungsfeier vorgeführt wird. Dem D.H.V. standen bei Schaffung dieses eigenartigen Filmes tüchtige Fachleute zur Seite, so daß es gelungen ist, in acht Akten ernster und heiterer Bilder einen Querschnitt durch das Wirken des größten Angestelltenverbandes der Welt zu bieten. Es sei auch darauf hingewiesen, daß die historischen Szenen des Filmes in Krämer- ILden Alt-Hamburgs und die Kontoraufnahmen in dem bekannten Schabbelhaus in Lübeck gedreht sind. Ueberall, wo der Film bisher gezeigt wurde, fand er begeisterte Aufnahme und lobende ? Anerkennungen, er wurde vom Zentralinstitut für Erziehung , und Unterricht als volksbildend anerkannt. Die Vorführung ! findet morgen Samstag abend um 8 Uhr im „Grünen Baum"- j Saal statt. Die Mitglieder mit Angehörigen, insbesondere die j Jugend, werden um vollzähliges Erscheinen gebeten.
: Walddorf, 8. Oktober. (Unglückssall.) Die ledige
! Christine Walz stürzte gestern vom Scheunenboden E und verletzte sich dabei noch so unglücklich an einer Heu-
Die SperikMm Mer
Roman von Richard Skowronneck Copyright 1931 by Romandienst „Digo" Berlin W 30
36. Fortsetzung
Den kleinen Rabenhainer übermannte jählings der Zorn, er knitterte das Zeitungsblatt, das er noch immer in der Hand hielt, zusammen. Aber wer ein Leben lang gewöhnt war, 'sich in straffer Selbstzucht zu halten, fand sich rasch wieder zurecht.
„Es ist gut, Herr von Vahlenberg, an Ihrem außerdienstlichen Verhalten, soweit es sich mit den einem Offizier zukommenden Anschauungen deckt, habe ich keine Kritik zu üben. Ich setze als selbstverständlich voraus, daß Sie zu niemand als zu mir von Ihrer vormaligen Absicht gesprochen haben, Fräulein Elsbeth Rüdiger zu Ihrer Gattin zu machen!"
Der Oberleutnant von Vahlenberg blickte unsicher auf.
„Der Sinn dieser Frage ist mir nicht recht verständlich, Herr Hauptmann?"
„Er ist sehr einfach," sagte der kleine Rabenhainer langsam, wog jedes einzelne Wort. „Falls Sie diese Frage bejahen müßten, würden mit mir wohl sämtliche Kameraden der Ansicht sein. Sie hätten eine in jeder Beziehung achtbare junge Dame der hiesigen Gesellschaft in frivoler und unzulässiger Weise kompromittiert. Da aber ein solches Verhalten mit den vorhin erwähnten, einem Offizier zukommenden Anschauungen unvereinbar wäre, könnten Sie sich die weiteren Folgen selbst ausmalen."
Das Gesicht des Herrn von Vahlenberg verfärbte sich.
„Ich verstehe, Herr Hauptmann. Ich gebe die Versicherung, daß diese Angelegenheit von mir mit aller notwendigen Diskretion behandelt worden ist."
„Das genügt mir vorläufig. Alles übrige haben Sie wohl .mit sich selbst abzumachen. Und nun ersuche ich Sie, den ! Auftrag Ihres Kameraden Naugaard ohne jede weitere Ver- fzögerung auszuführen."
s „Herr Hauptmann?" Der Herr von Vahlenberg trat betrog lfen einen Schritt zurück: „Soeben gestattete ich mir doch zu
bemerken, daß diese Mission mir unter den obwaltenden Umständen im höchsten Grade peinlich sein müßte!"
„Danach geht's nicht im Dienst, Herr von Vahlenberg. Und wer über ein so robustes Gewissen verfügt, wie Sie, braucht sich wohl nicht an solchen Kleinigkeiten zu stoßen. Nachdem Sie sich in wenigen Minuten entschlossen haben, Fräulein Elsbeth Rüdiger den Traditionen Ihrer Familie zu opfern, wird es Ihnen doch gewiß auch ein leichtes sein, ihrem Herrn Vater eine Forderung zu überbringen?"
Der Herr von Vahlenberg klappte die Hacken zusammen, seine Linke preßte sich um den Säbelkorb.
„Herr Hauptmann, die in diesen Bemerkungen enthaltene Kritik meiner Handlungsweise muß ich mir gehorsamst verbitten!"
„Sie können sich über mich beschweren, wenn Sie sich dadurch verletzt fühlen!"
„Außerdem aber," fuhr der Oberleutnant in steigender Erregung fort, „glaube ich zu wissen, woher die offenkundige Feindseligkeit stammt, mit der Herr Hauptmann mich vom ersten Tage an behandeln."
Der kleine Rabenhainer schloß einen Moment lang die Augen. Er brauchte nur zu sagen: „Sie irren sich, Herr v. Vahlenberg. Wenn Sie für Feindseligkeit' den Ausdruck Verachtung' setzen wollten" — und er hatte den andern dort, wohin er eigentlich gehörte, vor der Mündung einer Pistole. Aber dem Bataillon Sporck war schon genug Unheil geschehen
an diesem Tage-Er atmete teif auf und neß die schon
erhobene Hand wieder sink-
„Sie haben recht, Herr von Vahlenberg, ich bin Ihnen nicht wohlgesonnen. Und jetzt glaube auch ich zu wissen, weshalb Sie gerade mich zum Vertrauten Ihrer Zukunftspläne erwählten."
„Sehr wohl, Herr Hauptmann! Sie sind auf dem richtigen Wege. Es war eine kleine Revanche für allen mir zugefügten Aerger!" Um den ein wenig weichlich geschnittenen Mund des Herrn von Vahlenberg flog ein bösartiges Lächeln. „Und da wir gerade dabei sind, uns das letzte zu sagen, was Männer in unserer Lage sich zu sagen haben: Ich habe Sie wohl beobachtet heute vor acht Tagen in Rohnstein. Der Weg ist frei! Ein Offizier, der kurz vor seinem Abschiede steht, braucht nicht dieselben Rücksichten zu nehmen wie ein aktiver."
„Herr von Vahlenberg?"
«Herr Hauptmann?"
gabel, daß eine Ueberführung ins Vezirkskrankenhaus notwendig wurde.
Nagold, 9. Oktober. (Handharmonikakonzert.) Am Sonntag, den 11. Oktober 1931, abends 6 Uhr veranstaltet das Lemaz-Harmonika-Orchester Stuttgart im Saalbau zur „Traube" in Nagold ein Handharmonika-Konzert. Das Orchester besteht aus 15 Handharmonikaspielern und steht unter der Leitung von Diplom-Jng. L. E. Mazzoni aus Stuttgart, der dort als Handharmonikalehrer bestens bekannt ist.
Neuenbürg» 7. Oktober. Entsprechend der Anregung des Bezirkswohltätigkeitsvereins hat sich hier in den letzten Tagen ein örtlicher Hilfsausschutz gebildet, dem Männer und Frauen aus allen Schichten angehören. Als Vorsitzender wurde Bürgermeister Knödel bestimmt. Der Ausschuß hat die nötigen Schritte eingeleitet, um in Bälde eine Haussammlung durchzuführen. Das Sammelgut ist dazu bestimmt, denjenigen Familien, welche in kommenden Winter besonderer Notlage ausgesetzt sind, beizustehen.
Vollmaringen, O.A. Horb, 7. Oktober. (Brand.) Dienstag früh brach in der ans Wahnhaus des Adolf Vogt angebauten Scheuer Feuer aus. Dank des schnellen Eingreifens der Feuerwehr blieb das Feuer aus seinem Herd beschränkt. Selbstentzündung des Oehmds ist wohl die Ursache.
Dornhan, 8. Oktober. (Vom Rathaus.) Nach dem vom Forstamt übergebenen Nutzungsplan 1932 sind zum Fällen vorgesehen: im Stadtwald 1736 Festmeter, im Stiftungswald 421 Festm. Bei den derzeitigen Holzpreisen wird das Fällen von je 2V0 Festm. im Stadt- und Stiftungswald zuriickgestellt, bis über die Absatzmöglichkeit des Holzes Klarheit vorhanden ist. Im Stadtwald sind zur Pflanzung vorgesehen 15 700 Pflanzen, im Stiftungswald 8060. — Bürgermeister Moros ist auf 1. Juli 1931 in die Endstufe der Gruppe 6 vorgerückt. Mit Rücksicht auf die schlechte Eeldlage wird mit Bürgermeister Moros vereinbart, daß die Vorrückung bis 1. Juli 1932 hinaus- geschoüen wird. — Da für die Gemeindebeamten ab 1. Oktober 1931 ein weiterer Gehaltsabbau von 5 Prozent durch Notverordnung festgesetzt ist, wird der Gehaltsabbau von diesem Tag an auf 20 Prozent festgesetzt. Stadtpfleger Knaus wird ab 1. Oktober 1931 statt bisher 20 Prozent nun 30 Prozent abgezogen. Die seitherige Kanzleientschädigung von 200 Mark wird belassen. — Der Voranschlag des Gemeindehaushalts für 1931 wird eingehend beraten. Im einzelnen werden anläßlich der Beratung u. a. folgende Sparmaßnahmen beschlossen: a) der Lohn der über 21 Jahre alten Waldarbeiter wird ab 1. Oktober 1931 auf 50 ^ für die Stunde herabgesetzt. Der Obmann erhält 55 b) Die Fronarbeiter erhalten noch 40 für die Stunde von diesem Tag an. c) Der Gehalt der Handarbeitslehrerin soll entsprechend dem übrigen Gehaltsabbau auf 80 für eine Unterrichtsstunde herabgesetzt werden.
Oberndorf a. N.» 8. Okt. Die Metzgerinnung Oberndorf hat bereits vor 14 Tagen das Pfund Kalbfleisch um 10 F herabgesetzt. Seit dem 6. Oktober besteht nun ein weiterer Abschlag für sämtliche Fleischsorten, und zwar Rind- und Ochsenfleisch 85 F, Kalbfleisch 75—85 Schweinefleisch 90—100 Z.
Schramberg, 7. Oktober. Die wirtschaftliche Lage der hiesigen Einwohnerschaft spitzt sich, wie auch an anderen Orten, immer mehr zu und läßt ein trübes Zukunftsbild erstehen. Beamten- und Arbeiterschaft in den Betrieben arbeiten zum größten Teil verkürzt. Auch stehen weitere Kündigungen bevor (zum Teil wurden sie schon in häufiger Zahl vergangene Woche erneut ausgesprochen), so daß die Kaufkraft der Arbeiterschaft und des Mittelstandes immer mehr im Sinken begriffen ist.
' Beenhausen, 8. Oktober. (Schwerer Motorradunfall.)
Gestern Nachmittag halb 5 Uhr stieß der 40 Jahre alte « Mechanikermeister Theodor Müller von hier an der ! Ecke Neckar-Retraiteftraße in Stuttgart mit einem Last- i wagen zusammen. Der Aufprall war so heftig, daß das ? Kraftrad völlig zertrümmert wurde. Mit einem schweren ! offenen Schädelbruch und einem Bruch des rechten Ober- - arms blieb der Fahrer liegen. Der Zustand ist ernst. Wie ' zum Glück kam sein Soziusfahrer mit dem Schrecken davon.
Ein Wimperzucken lang sahen sich die beiden Männer haßerfüllt in die Augen. Der kleine Rabenhainer wandte sich ab, zuckte mit den Achseln.
„Es lohnt nicht der Mühe! Und wir vergessen, daß da drüben auf der andern Seite des Korridors ein armer Junge auf die Ausführung seines letzten Auftrages wartet."
„Sehr wohl! Haben Herr Hauptmann sonst noch Befehle?"
„Nicht, daß ich wüßte. Ich bitte nur, mich von der Antwort des Herrn Forstmeisters Rüdiger sofort in Kenntnis zu scheu!"
„Sehr wohl, Herr Hauptmann!"
Der Herr von Vahlenberg nahm mit kurzer Verneigung die Hacken zusammen, verließ sporenklirrend das Zimmer. Der Hauptmann Rabenhainer aber blieb allein zurück, steckte sich eine seiner billigen Zigaretten an, und allerhand Blider traten vor fein Auge. Haderte mit dem alten Freunde drüben in Rohnstein, der sich eigenmächtig sein Recht gesucht hatte, wie ei - tobendes Wildwasser in das Gehege >s Bataillons eingebrochen war. Unfriede und Verwüstung blieben auf seiner Spur.
Und wie hatte der andere gesagt? „Herr Hauptmann, der
Weg ist frei!"_Das stimmte nicht. Für jeden Offizier des
Bataillons Sporck war vom heutigen Tage an das Haus des! Forstmeisters verfemt, und mit ihm alles, was dazu gehörte. Man blickte wieder zur Seite, wenn man sich zufällig auf der Straße begegnete. Und auch ihm war der Weg verwehrt nach der andern Seite des Sees: „Lieber, alter Freund, wie konnten Sie bloß? Haben Sie nicht an Ihr Kino gedacht, als Sie Ihrem jähen Zorn die Zügel schießen ließen?" ...
VIII.
Nach dem Besuche bei Herrn und Frau Oberstleutnant Brinkmann hatte Elsbeth ihre Visitentour allein fortsetzen müssen. Ein kleiner Junge war an den Wagenschlag getreten — der Aehnlichkeit nach ein Sprößking der zahlreichen Familie des Fischers Traugott Elaassen —, hatte einen zusammengekniffenen Zettel überreicht. Der Forstmeister rückte das schmierige Stück Papier in den gehörigen Abstand von den weitsichtigen Augen, stutzte erst, las noch einmal und lachte kurz auf. Ein seltsames, trocknes Lachen, und die Hand, die den Zettel hielt, zitterte merklich,
(Fortsetzung folgt.)