evangelischen Gegenden in ähnlichem Sinne tätig ist, in Konflikt zu kommen.
Oberndorf, 17. Juni. Das am Bahnhof Oberndorf a. N. gelegene Hotel „König Wilhelm" ging durch Kauf um die Summe von 94 090 -R an L. Lagrange, Direktor des „Wilhelmsbaus" in Stuttgart über. Die Ueber- nahme erfolgt bereits am 1. Juli.
Rottenburg, 17. Juni. Der Sohn des früheren altkatholischen Pfarrers Bauer von Mannheim, welch letzterer früher an der Domkirche in Rottenburg als Dompräbendar und Domchordirigent tätig gewesen war, und vor einigen Jahren freiwillig aus dem Leben schied, hat in Berlin ebenfalls durch Selbstmord seinem Leben ein Ende gemacht. Er hatte sich dem Studium der Jurisprudenz gewidmet. Seine Tat führte er, wie es heißt, wegen unglücklicher Verheiratung aus.
Loewenstein, 17. Juni. Der Maurer Christian Ringer und Ehefrau konnten gestern die goldene Hochzeit feiern. Die Stadtgemeinde überreichte ein schönes Geschenk.
Au» wett uud Zeit.
Die Eröffnung des Hohenzollernkanals.
Nieder-Finow, 17. Juni. Die Eröffnung des Großschiffahrtsweges Berlin—Stettin begann heute um 11 Uhr mit einer Feier bei dem großen Hebewerk.
Schiffs-Zusammenstoß.
Bremen, 17. Juni. Der auf der Ausreise nach Newyork befindliche Dampfer „Kaiser Wilhelm II." ist im Aermelkanal mit dem englischen Dampfer „Englemore" zusammengestoßen. Er wird zur Vornahme der erforderlichen Ausbesserungen nach Southampton ins Dock gehen. Die Passagiere werden mit einem anderen Dampfer nach Newyork befördert werden. Me sind wohl behalten.
Ein konservatives Witzblatt.
Seit voriger Woche erscheint in Berlin ein konservatives Witzblatt, welches „Der wahre Michel" heißt. An Stoff kann es einem konservativen Witzblatt unmöglich fehlen, meint die fceikonservative „Post". „Da ist die Titel- und Ordenssucht des freisinnigen Bürgers, die den Spott geradezu herausfordert. Man kennt diese guten Leutchen, die so stolz und wegwerfend über die Auszeichnungen der — andern urteilen und so schnell umlernen, wenn ihre eigene Person in Frage kommt. Auch das Hoflieferantenwesen gehört hierher. Da ist ferner der unaufrichtige Byzantinismus der Demokratie, dem die Geißel des Spottes einmal not tut. Gerade demokratische Blätter sind es ja, die sich nicht genug tun können in ausführlichsten Schilderungen von Hoffestlichkeiten, fürstlichen Balltoiletten und dergleichen. Da ist ferner des Bürgers Angst vor dem Kriege und seine Schwärmerei für Friedensgerichte und Aehnliches. Da ist seine Eitelkeit und sein Dünkel, da ist das Bourgeoisgebaren der Sozialdemokraten, die zu Amt und Würden in der Partei gelangt sind. Kurzum: Stoff gibt es reichlich."
Abgestürzt.
Berchtesgaden, 17. Juni. Der 26jährige Friseur Ernst Kraft aus Gießen ist gestern Abend vom Hohengöll abgestürzt und heute Vormittag von einer Rettungsexpedition als Leiche gefunden worden.
Die Vorgänge in Albanien.
Die Dinge scheinen sich wieder zu verschlimmern. Aus Durazzo wird unterm 17. ds. gemeldet: Die Aufständischen haben die Stadt plötzlich wieder angegriffen, während die Mi- riditen gen Schiak im Gefecht stehen. Man fürchtet, daß die Ausständischen jeden Augenblick in die Stadt in großer Zahl eindringen könnten. Die Malisioren weichen zurück, aber man ist dabei, neue Verteidigungsmaßregeln zu treffen, um die Stadt zu halten, bis Verstärkungen von Norden eintreffen.
Diese neuen Verstärkungen bleiben aber aus. Denn sie wurden von den Aufständischen vollständig aufgerieben, wie nachstehende Meldung erkennen läßt:
Der rote Hahn.
21) Romano. Palle Rosenkrantz. Deutschv. Jda Anders.
Inger machte sich wieder an die Arbeit.
Signe, findest du nicht, daß Seydewitz ein schrecklicher Lasse ist? Gott weiß, was er jetzt hier draußen will. Nun haben wir ein halbes Jahr vor ihm Ruhe gehabt.
Ich finde ihn himmlisch, meinte Signe ganz im Ernst.
Inger amüsierte sich darüber.
Himmlisch — wo hast du das gräßliche Wort her, himmlisch! Wenn er dasteht und einen mit seinen stechenden Augen anblickt — ach, ich hasse diesen Männerblick, ich könnte ihm ins Gesicht schlagen.
Das wäre Sünde, er ist so hübsch, sagte Signe lachend.
Inger trat dicht vor sie hin: Kannst du denn nicht auch rasend auf ihn werden? Denn er sieht dich natürlich ebenso unverschämt an.
Er hat solche himmlische Augen, sagte Signe ein wenig verlegen.
Inger geriet in Eifer: Uh, Signe, du solltest selbst hören, wie sich das anhört. Aber dir gefällt es natürlich gerade. Dann machte sie sich wieder an die Wäsche.
Du bist noch so grün, mein Kind, aber das kommt noch.
Was kommt noch? fragte Inger.
Das! sagte Signe wieder mit Lachen.
Was?
Männer. Denn sie kann wundervoll sein — die Liebe.
Nun wurde Inger ernstlich böse. Sie sah Signe mit großen Augen an und griff mit festen Händen in die Wäsche.
Durazzo, 17. Juni. 7.15 Uhr abends. Das aus 1000 Miriditen und Mälissoren bestehende Expeditionskorps ist von den Aufständischen umzingelt und dezimiert worden.
Durazzo, 17. Juni. Gestern fand das Begräbnis des gefallenen Obersten Thomson statt. Auf Befehl des Bürgermeisters blieben die Läden geschlossen. In der Stadt wurden Trauerfahnen gehißt. Die Fürstin legte am Sarge einen Lorbeerkranz nieder, ebenso der Fürst, dessen Kranz mit der höchsten albanischen Auszeichnung geschmückt war. Zwei Abteilungen österreichischer und italienischer Matrosen erwiesen die militärischen Ehren. Dem Trauerzug folgten das ganze diplomatische Korps, die drei Admirale, die Behörden der Stadt und eine große Menschenmenge. Dem Zuge voraus schritten Miriditen und Gendarmerie.
Die mexikanische Vermittlung gescheitert.
Niagara Falls, 17. Juni. In der gestrigen Konferenz der amerikanischen Vertreter mit den Vertretcm der Konsti- tutionalisten, die in Buffalo stattfand, ist der Versuch, die Rebellen in Uebereinstimmung mit den Zielen der Vermittlungskonferenz zu bringen, gescheitert. Die Konstitutionalisten teilten den Amerikanern mit, daß sie nicht im Stande seien, einem Waffenstillstand zuzustimmen. Sie erklärten ferner, nur ein hervorragender Mann aus ihren Reihen sei für sie als provisorischer Präsident annehmbar. Da sich die Vertreter Huertas ihrerseits weigern, einen Rebellen als provisorischen Präsidenten anzunehmen, glauben alle an den Vermittlungsverhandlungen Beteiligte, daß am Freitag die letzte Sitzung stattfinden wird. Die Vermittler selbst haben die Hoffnung, die innere Lage Mexikos zu lösen, aufgegeben.
Der deutsche Botschafter in Amerika in Lebensgefahr.
Champaing (Illinois), 17. Juni. Der deutsche Botschafter Graf Bernstorff ist heute knapp dem Tode entgangen als ein Polizeibeamter auf das Automobil feuerte, in dem sich der Botschafter zu der Semestereröffnungsfeierlichkeit an der Universität nach Illinois begab. Er kam von der Eisenbahnstation. In seiner Begleitung befand sich u. a. der Vizepräsident der Universität. Der Polizist forderte das Automobil auf, zu halten. Da er jedoch nicht in Uniform war, wurde sein Befehl außer Acht gelassen. Darauf feuerte er den Schuß ab. Es wurde nur ein Schuß abgegeben.
Straßburg, 17. Juni. Die 41 Jahre alte Witwe Magdalena Wendel und der 39jährige Tagelöhner Wirth, die am 5. Dezember wegen Giftmordes, begangen an dem Ehemann der Wendel, zum Tode verurteilt worden waren, sind heute früh vom Scharfrichter Silcher aus Stuttgart hingerichtet Ivorden.
Wien, 17. Juni. Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand wird auf die Einladung Kaiser Wilhelms voraussichtlich am 12. September in Begleitung des Generalstabschefs von Conrad und dessen Stellvertreters, des Generalmajors Hofer, zu den großen Manövern in Deutschland kommen.
Zur Rurzrveil.
Wandelworte. Ich kramte in alten Briefen. Fiel mir einer in die Hand an meine Frau. „Geliebte . . ." fing er an. Weiter las ich nicht. Das Wort „Geliebte" war genug. Es zauberte die ganze schöne Zeit zurück, so voll der Güte und der Tiefe war dieses Wort. Am selben Abend war ein Mann bei uns zu East. Er sprach von einem Freunde, der sich eines Weibes wegen von ihm abgewandt hatte. Seine „Geliebte . . ." sagte er. Geliebte? Das war das selbe Wort wie in dem alten Liebesbrief von heute nachmittag, Buchstabe für Buchstabe, das selbe Wort. Und doch — welche eine Welt lag zwischen beiden Worten. Geliebte, sagst du voller Inbrunst. Und ein andrer nimmt das selbe Wort dir aus dem Munde, erzählt den andern: Die Geliebte von . . . und verkehrt das Höchste in das Gewöhnlichste. Wie ist das möglich? Liegt's am Klange? Nein, man kann es beide Male mit völlig gleichem Tonfall sprechen,
Du bist unmöglich, Signe. Mamsell Sörensen hat recht, du bist in Grund und Boden verdorben. Und dabei bist du nicht einmal verlobt. Denn die Geschichte mit dem Verwalter zählt nicht. Der soll ja die rothaarige Hanflne vom Probst heiraten. Daß du dich übrigens von so einem Kerl küssen lassen magst.
Ach was, man hat so wenig Vergnügen. Du hast gut reden, du hast Vater und Mutter. Ich bin nur die Range einer unverheirateten Mutter. Ehe ihr mich hier ins Haus nahmt, habe ich für mein Essen mich abplagen müssen, seit ich ein ganz kleines Mädel war.
Jetzt sollst du aufwärts, Signe, sagte Inger würdig. Aufwärts über die Hügel, wie Brand in Ibsens wundervollem Gedicht sagt, du weißt schon —
Ist denn die Liebe nicht das Höchste auf Erden? fragte Signe ein wenig unsicher.
Inger lachte. Du bist großartig, Signe. Ist denn Liebe nicht das Höchste auf Erden! Sich von Verwalter Jensens Schweineborsten unter der Nase kitzeln zu lassen oder sich von Referendar Seydewitz quetschen zu lassen, ja — geradezu quetschen zu lassen. Ich habe es wohl gesehen, wie er dich gequetscht hat und dich beim Erntefest in Duelund auf den Nacken geküßt hat — und Elise hats auch gesehen.
Signe wurde ein bißchen ärgerlich.
Elise, der spitznasige Zieraff! Die läßt man natürlich zufrieden. Aber es ist trotzdem wundervoll, man wird eine ganz andre. Alles, alles andre verschwindet vor einem, was man auch sonst treibt. Davon verstehst du nichts, mein Kind — aber es kommt noch. Und es hat keine Eile. '
und der abgründige Abstand wird doch nicht kleiner. Liegt's am Sinne? Aber beide Male zielt der Sinn aufs gleiche, auf die gleiche Person. Person? — da ist schon wieder so ein Wandelwort. Was ist im Satze vorher die Person? Ein Wort, wie andere brav und recht. Nun latz eine Mutter von der unwillkommenen Erwählten ihres Sohnes reden: „Die Person . . . ." — wieviel Gift liegt in den beiden Silben. Wie erniedrigt ist das Weib darin. Das Weib? — schon wieder solch ein Wandelwort. „Weib, ich sage dir . . spricht Jesus am Brunnen zu der Samariterin. Was für eine Welt voll Fraulichkeit zwingt Christus in dieses Wort. Und nun höre einen jungen Mann von seiner letzten Eroberung prahlen: „Das Weib . . Ob die Worte Seelen haben, Doppelseelen, Helle, dunkle? Und ob sie, jenachdem sie einer so oder so anrust, ihm ihre Lichtseele oder ihre Nachtseele zukehren?
Schiller und das „rothaarige Luder". Ein Leser schreibt der Franks. Ztg.: Ich besitze eine alte Familienchronik, in der namentlich meine weiblichen Urahnen in der schreibseligen Zeit um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts mancherlei mehr oder weniger interessante Familienereignisse ausgezeichnet haben. In einem dieser Eeschichtchen spielt meine Urgroßmutter eine Rolle. Sie hatte als Kind in Rudolstadt Friedrich Schiller, als dieser dem dortigen Hofe einen Besuch abstattete, einen Blumenstrauß überreicht und war dafür mit einem Kuß belohnt worden. Dieses immerhin literargeschichtliche Ereignis hatte die beglückte Mutter in der Familienchronik mit gebührender Ausführlichkeit festgehalten und dabei auch erwähnt, daß Schiller beim Anblick des weißgekleideten Kindes die bewundernden Worte gesprochen habe: „O, welch ein holdseliges, blondes Mägdelein!" Hinter diesem Satz nun befindet sich in einer Klammer neben der zierlichen Handschrift der Mutter in den markanten Schriftzügen des Vaters «reiner blonden Urgroßmutter der lapidare Satz: „Sie war ein rothaariges Luder, welches uns viel zu schaffen machte."
Eine oberschlesische Hochzeit. Bei einer in der vori- ! gen Woche in Wilchwa, Kreis Rybnik, stattgefundenen Hochzeit der Tochter des Stellenbesitzers Wuwer ließ I der Brautvater ein Rind, drei Kälber und vier Schweine schlachten: an Kuchen wurden fünf Zentner gebacken. Am Hochzeitsschmause nahmen 98 Paare Gäste teil.
Der Präutigap: ist zum ersten Male in seiner neuen Familie zu Tisch. Während des Essens fragt ihn der kleine Bruder der Braut: „Hat die Verlobung sehr weh getan?" Der Bräutigam ist erstaunt. „Was meinst du damit, Kleiner?" „Na, ich meine, ob der Haken tief eingedrungen ist?" Bei Tisch entsteht einige Unruhe und die junge Braut fällt beinahe in Ohnmacht, als der Kleine erklärt: „Ich hörte Mama zur Schwester sagen: Lange hat es gedauert, aber endlich hast du ihn doch geangelt."
Lair-wirts«hast «n- Märkte.
Württ. Eetreideaufnahme.
Nach der nunmehr erschienenen Vollzugsverfügung der württembergischen Staatsregierung zu dem neuen Gesetz, betreffend die Aufnahme der Eetreidevorräte wird sich die Aufnahme auf alle Arten von Getreide, und auch nicht nur auf das ausgedroschene, beziehen. Für die Aufnahme kommen in Betracht die landwirtschaftlichen Betriebe mit 5 und mehr Hektar landwirtschaftlich benutzter Fläche, sowie die einschlägigen gewerblichen Betriebe, wie Müllereien, Brauereien usw. und auch die in Betracht kommenden Handels- und Verkehrsbetriebe, desgleichen die Vorräte der Gemeinden,
Nein, meinetwegen nicht, sagte Inger sehr friedlich und sicher.
Fast die ganze Wäsche hing jetzt auf der Leine.
Inger! Seydewitz ist trotzdem fürchterlich verliebt in dich, sagte Signe dann gleichsam ein wenig versuchend.
Deshalb drückt er dich wohl? fragte Inger spitz.
Du willst dich ja nicht drücken lassen, sagte Signe. Sie wollte nicht näher auf diese Frage eingehn.
Er sollte es nur versuchen. Inger richtete sich auf.
Nein, dann würde ich zuschlagen, das würde ich tun. Wie du es tatest, als der eklige Kopenhagner Kriminalkommissar dich draußen hinter dem Hühnerstall küssen wollte.
Frederiksen hatte nämlich schon Deichhof rekognosziert und mit Signe Pech gehabt.
Ach ja, der scheußliche Frederiksen, sagte sie.
Ach, es gibt also doch noch ein paar Männer, die du nicht — himmlisch findest. Gott weiß, weshalb er hier herumrennt und schnüffelt.
Signe meinte, das wären alle die Brände draußen im Biehlartd. Der Bürgermeister konnte sie ja nicht Herauskriegen. Und da sandte man diese Brandkommission hemnter. Ein paar Personen waren ja schon festgenommen.
Inger wurde ganz ernsthaft und bedenklich. Ja, das sagt Vater auch. Weil es bei uns brannte, mußte es gleich bei den andern brennen. Vater meint auch, daß das mit den Bränden nicht mit rechten Dingen zugehe. In diesem Winter haben wir fünf gehabt.
Jetzt waren die beiden jungen Mädchen mit der Wäsche fertig und trugen den Korb ins Haus. (Fortsetzung fol^)