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Schmarzwilder Tageszeitung „Nus de« Tannen"
Nr. 13ü
ditgesellschaften und den Aktiengesellscharten und sonstigen Erwerbsgesellschaften. Die Vorschrift soll erstmalig für das Kalenderjahr. also bei der Frühjabrsveranlagung 1932 gelten.
4. Kapitalverwaltungsgesellschaften:
Kavitalverwaltungsgesellschaften sollen steuerlich in der Weise begünstigt werden, daß sie nur mit einem Zehntel ihres Vermögens zur Körperschaftssteuer und zur Vermögenssteuer herangezogen werden sollen. Diese Ermäßigungen werden die Gründung von Kapitalgesellschaften in Deutschland überhaupt erst ermöglichen.
3. Zollmatznahmen:
Hier kündigt die Notverordnung an. daß zur Vermeidung von Unerträglichkeiten auf dem inneren deutschen Markte für die Versorgung mit Düngemitteln eine Ermächtigung der Reichsre- gieung zu Schutzmaßnahmen in Form von Zöllen oder zur Marktregulierung erforderlich erscheint.
Stt Aufruf »er Relchs- kkgjerimg
Berlin, K. Juni. Die Erwartung, Latz die Weltwirtschaftskrise und damit Not und Arbeitslosigkeit aller Industriestaaten und noch mehr der Rohstoff- und Agrarländer zurückgehen werden, hat sich als trügerisch erwiesen. Deutschland ist in dem Güteraustausch der Erde mit einer jährlichen Summe von 23 Milliarden Reichsmark verflochten und es kann sich allein aus der gemeinsamen Not nicht retten, unter der selbst die im Kriege siegreichen Staaten schwer leiden. Unsere Sorgen und Schwierigkeiten find verschärft, weil wir neben der Gesamtkrise, in bei wir leben, noch die besondere Last tragen, als die Unterlegenen des groben Krieges Zahlungen leisten zu müssen. Sie wurden unter Voraussetzungen, die nicht eingetroffen sind, übernommen und entziehen unserer durch Krieg und Inflation verarmten Wirtschaft das Kapital, dessen sie notwendig zu ihrer Erhaltung und Fortentwicklung bedarf. Kapitalentzug bedeutet Stillegung und Einschränkung von Betrieben, Arbeitslosigkeit, Rückgang des privaten Einkommens und nicht zuletzt der Einnahmen des Staates. Darüber hinaus verringert sich unsere Kaufkraft am Weltmarkt um den Betrag, den wir für Tribute ohne Gegenleistungen abgeben. Die Tributzahlungen schwächen uns als Käufer und nötigen uns zur Drosselung der Einfuhr. Sie zwingen «ns zur Steigerung der Ausfuhr, gegen welche andere Länder i« immer stärkere Abwehr treten.
Schwerste Lasten und Opfer mutz die Reichsregierung dem deutschen Volke zumuten, um die Zahlungsfähigkeit des Reiches aufrechtzuerhalten. Diese ist die Voraussetzung für die Fortführung der deutschen Wirtschaft: von ihr hängen Millionen und Abermillionen von Kriegsteilnehmern, Sozialrentnern, Beamten und Angestellten in ihrer Existenz ab.
Im In- und Auslande ist vielfach der Vorwurf erhoben worden. daß wir nicht sparsam genug ««wirtschaftet hätten. Dieser Borwurf trifft jedenfalls auf Deutschland für die Gegenwart nicht zu. Nach dem Vollzug der neuen Notverordnung werden die Ausgaben des Reiches einschließlich der Abstriche vom vorigen Jahre die Riesensumme von mehr als 1,8 Milliarden weniger betragen. Nach dem festen Willen der Reichsregierung soll diese Notverordnung der letzte Schritt zu diesem Ziele sein. Daß es dabei ohne Härten, die alle Kreise des Volkes treffen, nicht gehen kann, werden die Einsichtigen begreifen. Es ist besser, in geordneten Formen Leistungen, auch wenn es schmerzlich ist, zu kürzen und Beiträge von denjenigen zu fordern, die noch ein Einkommen haben, als die Gefahr heraufzubeschwören, daß Zahlungen, auf denen die Lebenshaltung weiter Volksschichten beruht, eines Tages nicht mehr bewirkt werden können.
In ähnlicher Lage wie das Reich befinden sich Länder unk Gemeinden. Auch sie haben sich weitgehend eingeschränkt unk werden es noch mehr tun müssen. Die Reichsregierung gibt sich über die Schwere der von allen Bevölkerungskreisen zu bringenden Opfer keiner Täuschung hin, aber die Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes der öffentlichen Haushalte und die Schonung unserer W' .schaft im Hinblick auf ihre schwierige Lage und aus den heftigen Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt rechtfertigen die getroffenen Maßnahmen. Wir haben alles angespannt, um unseren Verpflichtungen aus dem verlorenen Kriege nachzukommen. Auch ausländische Hilfe haben wir hierfür in weitem Matze in Anspruch genommen. Das ist nicht mehr möglich! Einsetzung der letzten Kräfte und Reserven aller Vevölkerungskreise gibt der deutschen Regierung das Recht und macht es ihr dem eigene« Volke gegenüber zur Pflicht, vor der Welt auszusprechen: Die Grenze dessen, was wir unserem Volke an Entbehrungen aafznerlegen vermögen, ist erreicht! Die Voraussetzungen, unter denen der neue Plan zustande gekommen ist, haben sich durch die Entwicklung, die die Welt genommen hat, als irrig erwiesen. Die Erleichterung, die der neue Plan nach der Absicht aller Beteiligten dem deutschen Volke bringen sollte, und fürs erste auch zu bringen versprach, hat er nicht gebracht. Die Regierung ist M bewußt, daß die aufs äußerste bedrohte wirtschaftliche und finanzielle Lage des Reichs gebieterisch zur Entlastung Deutschlands von untragbaren Revarationsvervflichtungen zwingt. Auch d§ Wirtschaftliche Gesundung der Welt, ist hierdurch mitbedingt.
Das deutsche Volk steht in einem entscheidenden Ringen um seine Zukunft. Vor dem Aberglauben, man könnte ohne Opfer zu einem gedeihlichen Erfolge gelangen, muß eine verantwortungsbewußte Regierung warnen. Wenn das deutsche Volk an seine Zukunft glaubt, so muß es entschlossen sein, dafür alles ein- zusetzen. Oft haben die Deutschen in ihrer Geschichte verkannt, daß in kritischer Lage nicht der Kampf der Parteien, sondern der Wille des gesamten Volkes, sich zu behaupten, entscheidend ist. Eine solche Stunde ist gekommen. Die Reichsregierung kann nicht glauben, daß die neue Generation so klein und die ältere so schwach geworden ist, daß sie nicht vereint imstande wären, i« friedlichem Kampfe um unseren Wiederaufstieg die Größe und den Idealismus deutschen Volkstums wie in früheren Schicksalsstunden zu beweisen. Im Vertrauen auf Lebenskraft und Lebenswillen des deutschen Volkes wird die Regierung handeln.
Berlin, 8. Juni 1931. DieReichsresiernng.
Pressestimmen zur Notverordnung
Berlin. 6. Juni. Die neue Notverordnung wird von de« meisten Berliner Abendblättern sehr ausführlich kommentiert. Die Rechtspresse aller Richtungen kritisiert, teilweise in schärfster Form, die Maßnahmen der Reichsr-mierung.
Wäbreno der „Abend" die Notverordnung ohne eigene Aeuße- rung und die „Germania" dazu nur den erläuternden Artikel von Staatssekretär Dr. Pünder bringen, spricht das „Berliner Tageblatt" davon, daß die Notverordnung und der Aufruf, der sie begleitet, manchen interessanten Ansatz, manche Konzessionen an Kreise und an Ideologien zeige, die in einem Volksstaate besser in den Hintergrund treten würde». Sie enthalte aber auch manches Verspreche»!, dessen Einhaltung von Segen wäre. Eine Regierung greife zu den äußersten Mitteln, um akute Gefahren zu bannen. Eine Regierung kämpfe um ihr Leben, um «ine Staatsform. Eine Staatsform, die zwar in vielem nicht mehr ganz identisch mit der Staatsform von Weimar, aber ihr doch im grundsätzlichen ähnlich sei. Sie lindere Gefahren, aber sie beschwöre vielleicht auch Gefahren herauf.
Die „Vossische Zeitung" bezeichnet den Aufruf der Reichsregierung als einen Appell an das Deutsche Volk und die Weltöffentlichkeit der starke, unmittelbare Wirkungen ausübte. Das Blatt nennt die Kürzung der Kriegesbeschädigtenrenten die peinlichste Maßnahme der Notverordnung.
Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" verweist auf den Satz des Aufrufes, der von der Grenze der dem Volke auferlegten Entbehrungen spricht, die nunmehr erreicht sei ond sagt, diese Grenze werde mit der neuen Notverordnung überschritten. Das Reich, für sich allein betrachtet, werde durch den Sanierungsvlan in den Zustand versetzt, Lei dem man vom Versuch eines Eroßhungerns reden könne. Die Verdoppelung der Zuckersteuer und die Erhöhung der Mineralölsteuern bedeuten die erste Fehlkonstruktion im Sanierungsprogramm. Die Summe von 439 Millionen, die steuerlich erhoben werden sollen, nicht um die Wirtschaft anzu- kurbeln — hiefiir verbleiben ja nur 149 Millionen — sondern um Fehlbeträge zu decken, zwinge zu der Frage: Wo bleibt in dieser Notzeit die grundsätzliche Vereinfachung der Staatsverwaltung, die Reduzierung des Behörden- und Berwaltungsappa- rates? Die Verfasser der Notverordnung wissen, daß Deutschland nicht in der Lage sei, die fälligen Tributlasten zu zahlen. Sie riefen zu einer letzten Anstrengung auf, um das schwankende Schifflein zur Erfüllungspolitik an der Katastrophe des finanziellen Abgrundes vorbeizusteuern und den Nachweis zu erbringen, daß nnsererseits alles und mehr als alles geschehe« sei, «m den Verpjluhtunge« des Neuen Planes nachzukommen.
Die „Börsenzeitung" spricht von unerträglichen Lasten, die dem deutschen Volke auferlegt würden. Auch diese neuen Steuerlasten würden als einzig wirksame Folge eine weitere Verminderung der Steuereingänge haben. Die Wirtschaftsfeindlichkeit wichtigster Teile der Notverordnung werde erklärlich durch weitgehende Rücksichten, die die Urheber der Verordnung auf grundsätzlich wirtschaftsfeindlich eingestellten Kreise und Parteien zu nehmen hatten. Die Kaufkraft weitester Schichten werde fortschreitend geschwächt. Der Erfolg der ganzen Maßnahme könne, wie schon heute oorauszusehen sei, nur negativ sein. Der Reichsregierung könne — ganz abgesehen von den zahlreichen Einseitigkeiten und Fehlsvekulationen der Notverordnung — der Vorwurf nicht erspart bleiben, daß sie durch ungebührliche Verschleppung des Tributproblems es zu dieser Notverordnung habe kommen lasten.
Die „Kreuzzeitung" kommt zu der Auffassung, daß weniger die Sanierung im Inneren als die Sanierung der durch falsche Methoden am Rande des Bankerotrs stehenden Sozialpolitik erreicht werden solle. Durch die neuen Opfer werde letzten Endes nicht mehr erreicht, als die Verzögerung eines sich zwangsläufig vollziehenden Prozesses, niemals aber das Aufhalten der Lawine, die die deutsche Wirtschaft zu ersticken droht.
Der „Deutsche" äußert, daß zwar niemand restlos befriedigt sein könne, aber für jeden seien ein paar Bestimmungen darin, dis den bitteren Opfertrank ein wenig versüßen könnten. Das Blatt hofft, daß die einzelnen Ermächtigungen nicht nur auf dem Papier stehen werden, wie das bei der Kartellnotverordnung leider der Fall gewesen sei.
Die „Deutsche Zeitung" schreibt: Die Finanzpolitik hängt auch politisch aufs engste mit d:r Revifionsvolitik zusammen. Dadurch werden die Fehler sowohl der bisherigen Revisions- wie der Finanzpolitik klar. Die Gefahr für den Bestand des Reiches ist ganz unmittelbar. Die Rettung ist ein Luftschlub. Daß dis Gegner bereit zu einer vollen und vor allem baldigen Revision sind. Die Wirtschaft besteht für die Regierung nur noch als Mittel, mit den Erwerbslosen fertig zu werden. Sie hat sich zwar endlich zu einer kleinen Durchkämmung der Unterstützunssbezie- her entschlossen (Heraussetzung der Wartezeit usw.). Weshalb aber bat man selbst das, so geringfügig es auch ist, nicht eher getan? Eine Politik, in deren Mitte die Finanzpolitik steht, ist eine schlechte Politik.
Die Frankfurter Zeitung zur Notverordnung Frankfurt a. M., 6. Juni. Die Frankfurter Zeitung bezweifelt, daß dies der letzte Schritt sein werde. Das Blatt sieht die Notwendigkeit weiterer ganz drastischer Einsparungen, vor allem jetzt mehr bei Ländern und Gemeinden, wenn nicht von ander« Seite her Entlastung komme.
Die Neuyorker Presse über die Notverordnung Neuyork, 6. Juni. Die hiesigen Abendblätter bringen den Aufruf der deutschen Regierung zur Notverordnung durchweg i« großer Aufmachung und an hervorragender Stelle mit Uber meh. rere Spalten gebenden lleberschriften. Die Associated Preß hat den Aufruf sogar im vollständigen Wortlaut an ihre Abnehmer gesandt.
Hugenberg fordert Aushebung der Notverordnung Minden, 8. Juni. Auf dem Landesparteitag des Landesverbandes Westfalen-Ost und beider Lippe der Deutschnationalen Volkspartei in Porta hielt gestern der Parteiführer Dr. Hugenberg eine Rede über die Notverordnung und die Folgerungen die die Deutschnationale Volkspartei aus den Beschlüssen der Reichsregierung ziehen will. Der Redner übte an der gesamten bisherigen Politik des Kabinetts überaus scharfe Kritik und kündigte an, daß die Deutschnationale Volkspartei zur Beschluß- fassung über die Notverordnung den Zusammentritt des Reichstages verlangen werde. Tritt der Reichstag zusammen, erklärte Dr. Hugenberg, so werden auch wir erscheinen und so lange im Hause bleiben, wie es uns sachlich richtig erscheint. Wir werden Anträge auf Beratung derjenigen Dinge stellen, die uns wichtig erscheinen, z. B. unseres Antrages auf Streichung der Polizeikostenzuschüsse des Reiches an Preußen, sowie unserer auf Rettung der Landwirtschaft gerichteten Anträge. Wir werden die Unmöglichkeit der neuen Notverordnung beleuchten und ihre Aufhebung beantragen.
Deutsche Volkspartei lehnt Notverordnung ab Trier, 8. Juni. Der Parteitag der Deutschen Volkspartei im Wahlkreis Koblenz-Trier-Birkenfeld nahm heute eine Entschließung an, in der festgestellt wird, daß die neue Notverordnung einen Bruch der bisherigen Linie des Kabinetts Brüning bedeute. Die Partei, heißt es weiter, vermißt die große schöpferische Idee, vermag nur lediglich den Versuch zu ersehen, mit den bisherigen Mitteln die Schwierigkeiten des Augenblicks für kurze Zeit zu beheben. Die Reichsregierung hat wiederholt erklärt, daß das Gleichgewicht im Haushalt durch Ausgabensenkung, nicht aber durch neue Belastungen hergestellt werden solle. Diese Zusage ist nicht gehalten worden. In der Notverordnung fehlt der durchgreifende Wille, durch Vereinfachung der gesamten öffentlichen Verwaltung und durch Befreiung der Wirtschaft von unerträglichen, staatssozialistischen Bindungen die Grundlage dafür zu schaffen, daß jeder Deutsche wieder einen sicheren Arbeitsplatz erhält. Die Partei erwartet von der Reichstagsfraktion, daß sie die Notverordnung ablehnt, die den von der Fraktion noch kürzlich in Saarbrücken aufgestellten Grundsätzen zuwiderlaufe. Zustimmung dürfe nur ein Plan finden, der das deutsche Volk unter Freimachung seiner besten Kräfte auch wirklich aus der wirtschaftlichen und seelischen Not unserer Tage herausführt.
Amerika Wer Deutschland
Die Notverordnung schlug ein — Die Schulden- und -re Abrüstungsfrage müssen gleichzeitig gelöst werden
Newyork, 7. Juni. Die deutsche Notverordnung und der gleichzeitige Aufruf der Reichsregierung haben, das kann man ohne Uebertreibung sagen, in den Vereinigten Staaten ungeheures Aussehen hervorgerufcn. Das Schicksal Deutschlands ist mit einemmal ein Problem geworden, das alle eigenen Sorgen Amerikas in den Schatten stellt, da der amerikanische» Oessentlichkeit nunmehr die Augen über die verzweifelte Lage eines 79-Millionenvolkes geöffnet find.
Die offizielle deutsche Erklärung, daß die Reparationslasten l untragbar sind, hat, obwohl sie nicht unerwartet kam, durch ihre ! entschlossene Formulierung in Washington überrascht und bei s allen Regierungsstellen das Gefühl größter Besorgnis hervor- f gerufen. Präsident Hoover, der sich gerade im Weekend befand, s ließ sich telephonisch die Zeitungsmeldungen übermitteln. So- s wohl vom Außenministerium als auch vom Schatzamt wurde ein k Kommentar mit der Begründung abgelehnt, daß die Angelegen- r heit zu bedeutsam sei, als daß die Regierung aus dem Hand- r gelenk Stellung nehmen könne.
S In den Washingtoner Meldungen der führenden amerikanischen Presse werden zum erstenmal die Möglichkeiten einer Umstellung der amerikanischen Außenpolitik angedeutet, wobei übereinstimmend erwähnt wird, daß Washington heute bereit sei, die Schuldenrevision und unter Umständen sogar eine Streichung ins Auge zu fassen, allerdings unter der Voraussetzung, daß die europäischen Mächte einen Weg finden, das Sicherheitsproblem auf andere Weise zu lösen als durch die Unterhaltung gewaltiger Heeres- r L st u n g e n.
Das Mannende ln Gegners
London, 6. Juni. Im Herzen der im Juni-Blütenschmuck prangenden Grafschaft Buckinghamsphire haben beute nachmittag kühle, nüchterne Besprechungen zwischen den ersten Ministern und den Außenministern Deutschlands und Englands begonnen. In Deutschland ist soeben die neue Notverordnung veröffentlicht worden Das, was Brüning in seiner ruhigen, sachlichen Art der englischen Oeffentlichkeit und den englischen Staatsmännern über die Not Deutschlands sagt, erhält durch diese Notverordnung Ueberzeugungskraft und Gewicht. Der heutige Leitartikel der „Times" brachte die Schwierigkeiten zum Ausdruck, die gewisse Strömungen, deren Mittelpunkt das Foreign Office ist, noch immer allen Versuchen, den durch die Fliedensverträge geschaffenen Status quo zu verändern, entgegensetzen. Daß die Kreise, die in engster Fühlung mit der an der Weltwirtschaftskrise leidenden englischen Industrie stehen, anders denken, beweist der heutige Leitartikel des „Manchester Guardian". Das Blatt bemerkt: Die letzte deutsche Notverordnung, die letzte Anstrengung des Kanzlers, das Budgetgleichgewicht herzustellen, ruft nach Kompensation mittels internationaler Zugeständnisse. Der Sonderkorrespondent des Manchester Guardian faßt seinen Eindruck des Besuches der deutschen Minister in die Worte zusammen: Dr Brüning ermattet vor den Besprechungen in Cbe- quers keine unmittelbare Hilfe, aber seine Erklärung, daß eine Lösung nicht möglich ist, wenn sich Deutschland nur auf sich allein verlassen muß, scheint die Annahme zu bestätigen, daß Deutsch
land auf eine baldige Erleichterung feiner Repavattonslast durch eine internattonale Aktton rechnet.
Die Londoner Morsenpreste zu dem deutschen Bestich
London, 6. Juni'. Reichskanzler Brünings ebenso schlichte icke eindrucksvolle Schilderung der Situation, die er gestern nachmittag den Vertretern der Presse aller Länder gab, har ihren Eindruck auf das englische Volk nicht verfehlt. Ihr Echo in de» Morgenblättern, die fast alle Bilder von der Ankunft der deutschen Staatsmänner bringen, ist durchweg günstig. Bezeichnet ist, daß sogar das Arbeiterblatt Daily Herald seine Hauvtseite mit der Ueberschrift herausbringt: „Deutschlands Kanzler bet« vor der Landung".
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Der Worte Mb genug gewechselt...
Das Kommunique über die Besvrechungen von Chequers
London, 7. Juni. Folgendes ist der Wortlaut des heute bi« ausgegebenen Kommuniqnes über die Besprechungen von Eheauers:
Der Besuch war vor einigen Monaten zum Zwecke persönlich« Fühlungnahme vereinbart worden. Bei Gelegenheit diese* zwanglosen Zusammenkunft wurde in sreundschaftlicher Weise d»e Lage erörtert, in welcher sich das Deutsche Reich und andere Industriestaaten im gegenwärtigen Augenblick befinde«. Die dem»
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