»eit» L
vch»«i»AI»r« L»Hk»z!»it««s „A»o ««« L««««*
Nr. 83
»
Aus Stadt und Land
Altensteig, den 14. April 1931.
Straßenbau. Wie uns vom Stadtbauamt mitgeteilt wird, werden die im letzten Herbst begonnenen Straßen- bauarbeiten am nächsten Montag, 20. April, wieder ausgenommen.
— Zwischen den Festen. Die zwischen Ostern und Pfingsten liegenden Wochen gehören zu den schönsten Zeiten des ganzen Jahres. Zn der Natur beginnt sich mit der wachsenden Kraft der Sonne neues Leben zu regen; in den Schatz der Muttererde wird mit der Saat die Hoffnung auf einen reichen Erntesegen eingebettet. Alles will grünen, blühen und wachsen in Wald und Feld. Das alljährlich wiederkehrende Schauspiel der Neuschöpfung in der Natur beginnt auch den Menschen nachhaltig zu beeinflussen. Der Körper erneuert sich, die Schlacken des Winters werden beseitigt, verbrauchte Kraftreserven werden wieder aufgefüllt, um für die schweren Anforderungen im Kampfe ums Dasein gerüstet zu sein.
— Lostage im April. Der April bringt vier Lostage. Am 14 d. M. ist „Tiburtius" Von ihm sagen alte Bauernregeln: „Auf Tiburti sollen alle Felder grünen." „Tiburtius kommt mit Sang und Schall; er bringt Kuckuck und Nachtigall." Der 23. April ist Georgitag. Er ist für den Bauern von bevorzugter Bedeutung. Für die Wiesen beginnt die Schonzeit. Der Rasen darf nicht mehr betreten werden. „Wenn Georg! schön warm, wird das Land an Sonne arm." Aber auch: „Auf St. Eeorgens Güte stehen alle Bäum in Blüte." — Der dritte Lostag ist der Markustag. An ihm findet in katholischen Gegenden ein religiöser Fturgang, die Markusprozession statt. Sie soll von Papst Gregor dem Großen im Jahre 590 eingeführt worden sein. Vom Markustag sagt der Bauer: „Wenn die Kräh am Markustag sich im Korn verstecken mag, wirds Jahr gut." „Sankt Georg und Sankt Marks dräuen oft viel Arg's." — Am 28. April ist Vitalis. „Friert's am Tag von St. Vital, friert es wohl noch fünfzehnmal."
Bericht über die Gemeinderatsfitzung am S. April 1931 Anwesend: Der Vorsitzende, Bürgermeister Pfizenmaier, und sämtliche Stadträte.
Auf eine wiederholte Eingabe an das Kultministerium und an die Ministerialabteilung für die höheren Schulen um möglichst. sofortige Uebernahme der Lateinabteilung an der hiesigen Realschule auf den Staat teilt die Ministerialabteilung mit, daß dem Gesuch schon deshalb nicht entsprochen werden könne, weil im Staatshaushaltsplan 1931/32 keine Mittel für diesen Zweck zur Verfügung stehen. — Die am 7. April abgehaltene Versteigerung von Brennholz mit einem Erlös von 863 R.M. (Ausbot 739 R.M.) wird genehmigt. — Ein Mieter einer städtischen Wohnung sucht wegen Bedürftigkeit um Ermäßigung des Mietzinses nach. Obwohl die Notlage anerkannt wird, kann dem Gesuch auf diese Weise nicht stattgegeben werden, da eine Genehmigung auf diesem Gebiet Schule machen würde. Der Gesuchsteller wird bei der „Nothilfe" zur Berücksichtigung befürwortet. — Aus Anlaß der Durchsicht der vom Rektorat der Volksschule übergebenen Liste über die Anschaffung von Lernmitteln wird wegen der angespannten Finanzlage beschlossen, ab 1. April 1931 nur noch 700 R.M. für Lernmittel zur Verfügung zu stellen, wobei der Eemeinderat davon ausgeht, daß Eltern, die sich in ordentlichen Vermögensverhältnissen befinden, die Lernmittel für ihre Kinder selbst anschaffen sollten. Künftig werden nur noch solchen Schülern die Lernmittel bezahlt, für welche dies ausdrücklich beim Bürgermeisteramt beantragt wird. — Die hiesigen Metzgermeister haben um Herabsetzung der Gebühren für Schlachtvieh- und Fleischbeschau nachgesucht. Sie sahen sich hauptsächlich durch den sechsprozentigen Gehaltsabbau zu diesem Antrag veranlaßt. Nach der Aufstellung über die Einnahmen und Ausgaben betr. das Schlachthaus sind jedoch die Ausgaben wesentlich höher, als die Einnahmen, wobei der Eehaltsabbau schon berücksichtigt ist. Die Ausgaben würden sich noch erhöhen, wenn eine strenge Rentabilitäts- Berechnung aufgestellt würde, so daß eine Herabsetzung der Ge
bühren nicht in Frage kommen kann. Dem Gesuch konnte daher nicht stattgegeben werden. — Nach der Bauordnung sollen bei dem Neubau des Apothekers Schiler mindestens 100 gm Fläche uniiberbaut sein. Da aber nur 75 gm vorhanden sind, übernimmt die Stadtgemeinde eine Baulast auf dem an der östlichen Seite des geplanten Neubaus befindlichen Seltengraben. Damit mit dem Abbruch des Backgebäudes begonnen werden kann, wird dem Mieter Ernst Wochele eine städt. Wohnung in den Siedlungshäusern an der Wasserstubbrücke zur Verfügung gestellt und diesem Mieter die freigewordene, bisher von Witwe Schaible innegehabte Wohnung in der fr. „Blume" bereitgestellt. - Die von We. Rilling auf 1. Juni ausgesprochene Kündigung der städt. Wohnung im Eewerbeschulgebäude wird angenommen. Die Wohnung soll zur Neuvermietung ausgeschrieben werden. - - Aus Anlaß der Erstellung des Neubaus der Gott- lieb Walz, Hafners We. hat dieselbe ein Trennstück von 5 gm an die Stadtgemeinde (zur Schloßbergstraße) abgetreten. Es wird ihr hierfür 8 R.M. für 1 gm vergütet. — Die von der Oberamtsbaumeisterstelle erneut angeregte Verbesserung des Ranks an der Straße nach Walddorf im „Bömbach" muß wegen Fehlens von Mitteln zurückgestellt werden. — Auf drei Gesuche um Gewährung einer Wohnungsbeihilfe wurden Beträge von 200 R.M., 190 R.M. und 300 R.M., verzinslich zu 5 Prozent, gewährt, unter der Voraussetzung, daß der Staat mindestens dieselhen Beträge zur Verfügung stellt.
Psalzgrasenweiler, 14. April. (Generalversammlung der Darlehenskasse.) Am Sonntag, den 12. April 1931 wurde im Rathaussaal die ordentliche Generalversammlung der Darlehenskasse Pfalzgrafenweiler abgehalten. Der Vorsteher, Bürgermeister Küenzlen, begrüßte die trotz des schönen sommerlichen Wetters zahlreich erschienenen Mitglieder u. erstattete den Geschäftsbericht, aus dem hervorging, daß die Genossenschaft sich im abgelaufenen Jahr trotz der Ungunst der Zeiten gut entwickelt hat. Verluste hat die Kaste in diesem Jahr nicht erhalten. Das Ergebnis der Rechnung und Bilanz für das Jahr 1930 wurde ebenfalls vom Vorsteher infolge Erkrankung des Rechners Jung vorgetragen. Es wurde Heuer ein Reingewinn von 4251 R.M. 37 Pf. erzielt. Der Buchumsatz steigerte sich von 5 250 488 R.M. im Vorjahr auf 6 533 437 R.M. Nach dem Vorschlag des Vorstands und Aufsichtsrats wird der Reingewinn in der Hauptsache dem Aufwertungsfonds zugewiesen und zwar in Höhe von 3000 R.M. Als Dividende werden ausgeschüttet 8 Prozent. Der Rest des Gewinns wird dem Reservefonds und der Be- triebsriicklage je hälftig überwiesen. Die Generalversammlung genehmigte die Jahres rechnung für 1930 und erteilte dem Rechner, Vorstand und Aufsichtsrat Entlastung. Den Bericht über die Revision der Jahresrechnung und Bilanz von 1929 nahm die Versammlung ohne Anstand zur Kenntnis. Der Ee- samtvorstand der Darlehenskasse wurde neu gewählt. In geheimer und schriftlicher Wahl sind in den Vorstand berufen worden: Jakob Wackenhut, Schreinermeister; Christian Großmann, Landwirt; Karl Kern, Schlossermeister und Jakob Völker, Landwirt. Die Wahl gilt auf vier Jahre. Zum stellvertretenden Vorsteher wurde Jakob Wackenhut, Schreinermeister, gewählt. Die Hälfte der Mitglieder des Aufsichtsrats mutzte Heuer satzungsgemäß ausscheiden. Wiedergewählt wurden die Mitglieder Fritz Heintel, Kaufmann; Karl Broß, Eemeindepfleger; Friedrich Lampart, Schreinermeister; Jakob Lutz, Möbelfabrikant; Ernst Springmann. Bäckermeister. Neu hinzugewählt wurde Schreinermeister Wilhelm Lutz I. Als Vorsitzender des Aufsichtsrats wurde einstimmig der seitherige Vorsitzende Fritz Heintel, Kaufmann, wiedergewählt. Von einer Neuwahl des Rechners, die eigentlich in diesem Jahre fällig wäre, ist Abstand genommen worden, da gehofft wurde, daß sich der Rechner wieder von seiner schweren Krankheit erholt. Leider hat sich diese Annahme nicht bewahrheitet, denn Rechner Jung ist am Sonntag, den 12. April ahends verstorben. Mit ihm ist ein treuer Mitarbeiter der Darlehenskaste dahingegangen. Der Darlehenskastenverein wird ihm ein dauerndes, ehrendes Gedenken Le- ! wahren. Die Mitglieder misten, daß sie unserem verehrten Rech- ! ner Jung großen Dank schuldig sind. An den Zinssätzen der ! Darlehenskaste wird vorläufig nichts geändert. Sobald es die ? Lage auf dem allgemeinen Geldmarkt zuläßt, wird eine Sen- : kung der Zinssätze vorgenommen. Am Schluß sprach der Vor- i sitzende des Aufsichtsrats, Herr Kaufmann Heintel den Dank j der Versammlung für die Arbeit des Vorstehers und Rechners ! aus. Der Vorsteher konnte sodann um halb 3 Uhr die Versamm- ! lung schließen, nachdem er dem Rechner, sämtlichen Vorstandsund Aufsichtsratsmitgliedern für ihre gewissenhafte Mitarbeit ! herzlichsten Dank ausgesprochen hat.
f Freudenstadt, 13. April. (Aus dem Bezirksrat.) a) Staat- ' liche Angelegenheiten. Wirtschaftskonzessionsgesuche
IVlart^rer ilsr ILvds
Roman von I. Schneider-Forst l Nachdruck verboten.
64. Fortsetzung
Böllerkrachen mischte sich in die Glockenstimmen. Me Waldler schaffen ihr Christkind an. Das war uralte Sitte, ohne die es in der Mettennacht nicht ging.
Reichmann hörte das Knallen von den Höhen und das Klingeln der. Schlitten, aber aller Christnachtjubel erstarb in der Sorge um seine Frau. Es ging schlecht. Schlechter als er gefürchtet hatte.
Elisabeths schreck- und schmerzerstarrte Augen suchte» wie die eines Menschen, der einer Gefahr entrinnen will, das Zimmer entlang. Sie verlor mit jeder Stunde an Kraft.
Nie, während all seiner Arzttätigkeit, hatte ihn nach dem Beistand eines anderen verlangt. Er war ganz Meister in seinem Berufe. Aber heute liefen seine Gedanken zu Hilbertt, der da unten mit seiner Mutter Weihnacht feierte. Wenn er hier wäre. Es wäre ihm eine Beruhigung gewesen und ein Hoffnungsstrahl.
Was nützte es ihm in dieser Stunde, daß er ein gesuchter Chirurg war. Gesucht sogar drüben über der Grenze in der Slowakei. Hunderte hatten sich vertrauensvoll seinen Händen ausgeliefert. Es ruhte Glück auf ihnen. Seine Erfolge grenzten beinahe ans Wunderbare. Er hatte eine Praxis, daß drei andere Aerzte sich noch mit hätten hineinteilen können.
Aber wenn eine Frau in ihrer schweren Stunde ärztlichen Beistandes bedurfte, ließen sie ohne Ausnahme Hilbertt rufen.
Er hatte einmal die Frau eines Hüttenarbeiters gefragt, ote Hilbertt wollte, und da dieser nicht zu Hause war, einen andern Arzt verweigert hatte, warum sie gerade alle nach Kollegen Hilbertt verlangten.
Sie hatte die Achseln gezuckt und erwidert: „Herr Sanitätsrat, das läßt sich halt nicht sagen. Man fiihlt's nur
einfach. Er hat etwas, das man gerade in so einer Stunde braucht. Man kann seinen Schmerz laut werden lassen, wie man will, er wird nie barsch und ungeduldig und —"
„Und? —" hatte Reichmann gedrängt.
„Und solche Hände wie er, so weich und behutsam, hat nicht einmal eine Frau."
Wenn doch Hans Jörg da wäre! Immer wieder kreuzte dieser Gedanke in Reichmanns Gehirn.
Elisabeth hatte eine ruhige Viertelstunde, während der sie reglos wie erlöst in den Kiffen lag.
Er ging ans Telephon und nannte „Konstanz" und die Rufnummer des Landhauses Hilbertt. Cs würde wohl Morgen werden, bis er Anschluß bekam. Aber in der Christnacht gab es wenig Privatgespräche. Kaum eine halbe Stunde später schlug die Klingel an.
Er hörte Hilbertts Stimme klar und ohne jedes Nebengeräusch, wer ihn zu sprechen wünsche.
„Du, Georg?" kam es erfreut.
Dann ein Ausruf des Schreckens.
„Es steht schlecht, sagst du? — Soll ich kommen? — Nein? —"
„Es wäre zwecklos, Hans Jörg, denn bis du kommst, ist es auf jeden Fall zu spät — so oder so!"
Er ließ den Hörer sinken, denn Hanna rief erregt seinen Namen.
Die Nacht zählte zu den fürchterlichsten seines Lebens. So mochte es Nella zumute gewesen sein damals, als Annemaries Leben am Erlöschen war.
Und wieder rannen die Stunden des Weihnachtsfeier- rages. Er aß nur ein paar Bissen, die Hanna ihm geschnitten in das Zimmer brachte.
Elisabeth war in den Minuten der Ruhe vollständig teilnahmslos. Reichmann empfand Furcht vor der Nacht. All seine Kunst würde nutzlos sein. Er fühlte es nur zu deutlich.
Nur Hanna blieb immer aufrecht. Er wußte nicht, daß sie, wenn sie aus dem Zimmer war, ganz verzweifelt vor dem Christus ihrer Stube in die Knie sank und ihr Leben anbot für das „ihres Kindes".
Gegen zwölf Uhr machte sie die Glocke im Flur aufschnellen. Gerechter Gott, heute konnte kommen, wer wollte.
wurden genehmigt: 1. des W. Züfle in Baiersbronn. GM- wirtschaftsbetrieb zum „Bock", 2. des Fr. Riedel in Vaiers- bronn, Eastwirtschaftsbetrieb zum „Bahnhof", 3. der Frau Eppinger in Tonbach-Baiersbronn, Gastwirtschaftsbetrieb mr „Forelle", 4. der Fa. Eebr. Böhringer in Buhlbach-Baiersbronn Eastwirtschaftsbetrieb in einem Sanatorium mit Beschränkung auf die im Haus wohnenden Gäste, 5. der Frau Christine Roth- fuß in Frutenhof-Erüntal, Eastwirtschaftsbetrieb zum „Hirsch" (dingliches Recht), 6. des Hermann Müller in Schwarzenberg Gastwirtschaft zum „Löwen" (dingliches Recht), 7. des Hermann Vreuning in Pfalzgrafenweiler, Gastwirtschaftsbetrieb zum „Schwanen". — Auf einen Einspruch gegen die im Bezirk ausgestellten Satzungen über die Zahl der nach der neuen Ee- meindeordnung neu aufzustellenden Eemeinderatsmitglieder in den einzelnen Gemeinden wurde ausdrücklich verzichtet, da sich diese neuen Zahlen gegenüber den bisherigen nicht geändert haben. — Auf Antrag der Gemeinde Wittendorf wurden die benachbarten Gemeinden zur gemeinsamen Aufstellung eines Ebers verpflichtet, da von dieser Maßnahme eine zweckentsprechende Eberhaltung zu erwarten ist. — d) Amtskörperschaftliche Angelegenheiten. Anläßlich der Prüfung der Bilanz der Oberamtssparkasse und des Geschäftsberichts vom letzten Kalenderjahr wird wegen Herbeiführung einer gleichartigen Zinspolitik eine Besprechung mit der Eewerbebank Freüdenstadt gutgeheißen. — Von der Verwilligung eines Staatsbeitrages in Höhe von 44 000 R.M. zur Unterhaltung der Nachbarschaftsstraßen für 1930 wird Kenntnis genommen. — Für die Oüeramtsgeometerstelle wurde die Einstellung eines Vermessungstechnikerlehrlings genehmigt, nachdem der Vermessungstechniker ab 1. Mai aus seiner Stelle ausscheidet. — Die Einstellung eines Medizinalpraktikanten am Bezirkskrankenhaus ab 1. Mai d. I. wurde genehmigt. — Die Schuldentilgungspläne der Amtskörperschaft wurden für die Aufstellung des Voranschlags 1931 einer Prüfung unterzogen.
Freudenstadt, 13. April. Das Oberamt macht bekannt: (Aushebung der Teilgemeinden Unterwaldach und Vesperweiler.) Der Gesamtgemeinderat Cresbach hat dem Antrag der Teilgemeinden Unterwaldach und Vesperweiler auf Zuteilung zur Teilgemeinde Oberwaldach, Gesamtgemeindebezirk Cresbach, am 23. Februar ds. Js. stattgegeben. Diese Vereinigung hat die Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung mit Wirkung vom 1. April ds. Js. ad genehmigt.
Oberndorf a. N., 13. April. Ein folgenschwerer Verkehrsunfall ereignete sich vorgestern abend um 5 Uhr auf der Straße Oberndorf—Beffendorf, oberhalb der Lin- denhofwirtschaft. Der fünf Jahre alte Franz Haas, Sohn des Althändlers Erwin Haas, vergnügte sich mit Äägele- fahren an der abschüssigen Straße. Aus der entgegengesetzten Richtung kam ein hiesiger Motorradfahrer. Als dieser die Gefahr erkannte, brachte er sein Fahrzeug sofort zum Stehen, in demselben Augenblick fuhr aber der Junge, welcher die Herrschaft über sein Wägele verloren hatte, auf das Motorrad auf. Der Junge stieß mit voller Wucht mit dem Kopf gegen die Kennzeichentafel, so daß er auf der rechten Gesichtshälfte eine große klaffende Wunde davontrug und sofort zum Arzt gebracht werden mußte. Durch die Polizei wurde festgestellt, daß den Motorradfahrer keinerlei Verschulden trifft.
Mahlstetten, O.A. Spaichingen, 12. April. (Waldbrand.) In den Nachmittagsstunden des letzten Mittwoch stiegen aus dem Walde oberhalb der Lippachtalhelde qualmende Rauchwolken empor. In der Annahme, daß dort wahrscheinlich durch Holzhauer ein Feuer unterhalten werde, wurde dem Rauch keine größere Bedeutung zugemessen. Als gegen Abend der Rauchschwall sich immer weiter ausdehnte, mußte man mit einem Waldbrande rechnen. In dem dürren Gras und Laub fand das Feuer gute Nahrung und verbreitete sich sehr schnell auf eine größere Fläche des Waldes. An dem Vuchenwalde, wie auch ganz beson-, ders an den jungen Tannenkulturen ist durch den Brand ein bedeutender Schaden angerichtet worden. Ueber die Entstehungsursache ist eine Untersuchung eingelsitet worden.
Schramberg, 12. April. (Arbeiterentlassungen.) Am Freitag wurden in den beiden hiesigen Großbetrieben weitere zahlreiche Entlassungen vorgenommen. Im Werk Junghans vornehmlich Leute aus der Taschenuhrenabtei-
Heute ging es nicht, daß der Doktor nach auswärts oder auch nur in die Stadt fuhr.
„Hanna, wie steht es?" frug eine Männerstimme, als sie kaum noch in der Diele den Riegel zurückgestoßen hatte.
„Herr Doktor, Sie? — Ich meine gerade, unser Herrgott hat Sie geschickt," rief sie aus und half Hilbertt aus feinem Pelzmantel.
„Hans Jörg."
Reichmann griff nach seiner Hand. Er fragte nicht einmal, wie er's möglich gemacht hatte, zu kommen und in Eisenbach einzutreffen, zu einer Stunde, in der sonst kein Zug einlief. Nur Hanna sah, wie Hilbertts Bart von Eis- kristallen schimmerte und seine Hände vor Kälte beinahe erstarrt waren. '
Der Arme war von der nächsten Schnellzugsstation, die vier Stunden weglag, im Schlitten herübergesahren. Sie nötigte ihm zwei Gläser heißen Punsches auf, noch als er im Flur stand und sich von Reichmann den Stand der Dinge sagen ließ.
Er fühlte einen warmen Strom durch seinen Körper kreisen, seine Glieder wurden wieder biegsam. Reichmann beim Arme fassend, betrat er alsbald Elisabeths Zimmer.
Sie hob kaum merklich die eine Hand, als er sich an ihr Bett setzte.
„Hat Mutter dich geschickt, Hans Jörg, damit du da bist, wenn ich..."
Ihr Körper bäumte sich vor Schmerz. Sie riß beide Hände aus den feinen.
„Niemand hilft mir — hilf mir doch, Hans Jörg! Georg, ach, kannst du mir denn nicht helfen!"
Reichmann rann der Schweiß von der Stirne. Hilbertt schob ihn beiseite. „Sie sieht dir immer ins Gesicht," mahnte er leise, „und sucht ein Urteil darin zu lesen, ob sie leben oder sterben wird. Geh nur für ein paar Minuten aus dem Zimmer, bis du dich wieder besser fassen kannst."
Gegen Morgen verwirrte sich ihr Bewußtsein. Krampfhaft hielt sie Hilbertts Hände umklammert. „Hans Jörg — mein Hans Jörg. Nein, Mutter Hilbertt, nein, ich werde ihm nichts sagen. Ich habe ihn ja nun gefunden, meinen kleinen Johannes, um den Mutter gestorben ist!"
(Fortsetzung folgt.)