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Unterredung Briands mit Henderson über das deutsch- österreichische Zollabkommen Paris, 24. März. Außenminister Briand hatte heute abend nach Schluß der zweiten Sitzung des Organisationskomitees der Europäischen Föderation in seinem Kabinett eine kurze Unterredung mit dem britischen Staatssekretär des Aeußern Henderson über die deutsch-österreichischen Wirtschaftsvereinbarungen. Diese Besprechung soll morgen Vormittag fortgesetzt werden. Die Agentur Havas behauptet, daß der Gegenstand dieser zweiten Besprechung die Frage der Möglichkeit eines eventuellen gemeinsamen Vorgehens gegen „die praktische Verwirklichung des zwischen Deutschland und Oesterreich abgeschlossenen grundsätzlichen Abkommens" bilden wrede.
Vortrag Sr. Schachts aber bte Weltwirtschaftskrise
Bern, 23. März. Auf Einladung der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft des Kantons Bern sprach am Dienstag abend der frühere Reichsbankpräsident Dr. Schacht in einer zahlreich besuchten Versammlung über das Thema „Ursache und Heilung der Weltwirtschaftskrise". Als Zeichen der bestehenden strukturellen Weltwirtschaftskrise erwähnte der Vortragende die große Arbeitslosennot, das Fallen der Rohstoffpreise und die völlige Unordnung auf dem Kapitalmarkt. In Deutschland habe man versucht, durch eine künstliche Belebung der Konjunktur der Krise beizukom- » men. Die Mittel zu dieser Maßnahme habe sich der Staat ! teils durch, wie Dr. Schacht sich ausdrückte, übertriebene Besteuerung, teils durch ausländische Anleihen, die den Staat außerordentlich schwer belasteten, beschafft. Das einzige, was die deutsche Wirtschaft nicht brauche, das sei ausländisches Kapital. Kein Industriestaat dürfe ausländische Schulden haben. Das richtige Mittel zur Behebung dör Krise liege in der Auswertung der Absatzmöglichkeiten und der Rohstoffbeschaffung. Die Wegnahme der deutschen Kolonien bezeichnet« Dr. Schacht als einen wirtschaftlichen Fehler, der wieder gut gemacht werden müsse, wenn die Weltwirtschaftskrise Erleichterung finden solle. Eine Exportsteigerung sei für Deutschland eine Notwendigkeit, wenn es seine ausländischen Anleihen verzinsen und amortisieren und seinen Reparationsverpflichtungen nachkom- msn solle. Allgemein gesprochen gebe es nur einen Aus-, weg aus der Krise, die Organisierung der Märkte. Die B.Z.Z. sei für diesen Zweck ins Leben gerufen worden. Sie habe aber bisher in dieser Richtung nichts getan. Nicht Deutschland brauche Geld, sondern die Länder, die Rohstoffe erzeugen und die für den industriellen Absatz erschlossen werden müßten. —" Dem Vortrage wohnten u. a. die Bundesrente Musy und Pilet, sowie der deutsche Geschäftsträger Dr. Ullrich Lei.
Etagnmimg des Arbeitsmarktes
verli«, 24. März. Infolge der ungünstigen Witterung in der ersten Märzhälfte ist, nach dem Bericht der Reichsanstalt, in dieser Periode auf dem Arbeitsmarkt eine gewisse Stagnation emgetreten. Es ist jedoch nicht zu verkennen, daß Anzeichen einer — vorläufig noch schwachen —- - Belebung der wirtschaftlichen Tätigkeit auch weiter bemerk- s bar sind. Am 15. März b. Z. waren von den bei den Ar- ! deitsämtern eingetragenen Arbeitssuchenden rund 4980OVO als arbeitslos anzusehen. Am 15. März wurden von der > Arbeitslosenversicherung rund2 526 000 gegen 2 589 000 Ende . Februar Hauptunterstützungsempfänger betreut. Die Be- i lastung der Krisenfürsorge ist erwartungsgemäß weiter ge- ! stiegen, und zwar von rund 908000 Ende Februar auf ! rund 949 000 Hauptunterstützungsempfänger Mitte März.
Die Arbeitslose« i« WSrttembers n«d Lade«
Die Hoffnung auf eine kräftigere Entlastung des Arbeitsmarr- . tes, die sich auf die in der zweiten Februarbälste beobachteten j Besserungserscheinungen stützte, konnte sich in der ersten Hälfte . des März infolge der abnormen Schneefälle, welche die Auf- > nähme der Arbeiten in den Auvenberuien und die Wetterführung j der bereits begonnenen Außenarbeiten verhinderten, nicht erfüllen. Wenn dennoch eine geringe Abnahme der Gesamtbelastung »on 313708 arbeitsuchende« Personen auf 311872 eiusetrete« ist. s so ist sie in der Hauptsache aus die teilweise Wirderauinabme der Arbeit in den um die Jahreswende stillgelegten Betrieben i der Tabakindustrie und auf die saisonmäßige Belebung des Be- j kleidungsgewerbes zurückzuführen. Deshalb nabm nur die Zahl : der weiblichen Arbeitsuchenden um 3721 aus 68123 Frauen und - Mädchen ab. während sich die Zahl der arbeitslosen Männer s wieder um 1885 auf 242 449 vermehrte. Die Gesamtzahl der Un- s terstützten kiel um 4035 Personen oder um l,8 o. H von 214 16V j Personen (169 478 Männer. 44 682 Frauen) auf 210125 Perso- l nen (167 254 Männer, 42 871 Frauen); davon kamen aus Würt, z temberg 96 648 gegen 91 625 und auf Bade« 126 677 gegen 122 535 j am 28. Februar 1931. >
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Eröftnuno des Pariser Srganftaftons-t ausschusses !
Paris, 24. März. Der Organisationsausschuß für die Europa- : Union ist am Dienstag vormittag am Quai d'Orsay unter dem ! Vorsitz des französischen Außenministers Briand zu seiner ersten : Sitzung zusammengetreten. Außenminister Briand hielt die - Eröffnungsansprache, ln der er äussührte: !
Unter dem Druck der Ereignisse dränge sich die europäische > Union als eine Notwendigkeit auf. Um dieser Notwendigkeit zu - entsprechen, werde der erste zustande kommende Enropa-Organis- i mus seine Tätigkeit beginnen, noch bevor die Regeln für diese seine Tätigkeit definiert worden seien. Der Organisationsausschuß müsse sich vor zwei Gefahren hüten, nämlich der künstlichen Schaffung eines Oranismus mit allzu ehrgeizigen Zielen, die - seinem vorläufigen Charakter nicht entsprechen würden und auf der anderen Seite vor der allzu engen Grenzziehung für das Statut eben dieses Organismus, dessen Lebensdauer man noch nicht übersehen könne. Dem Organisationsausschuß der den regelrecht bestehenden Organen des Völkerbundes unterworfen sei. stehe von Anfang an die ganze Erfahrung des Völkerbundes , M Beifügung. s
Neues vom Tage !
Vertagung der Strafrechtsreform j
Berlin, 24. März. Der Strafrechtsausschuß des Reichs- ! tages beschloß, die Arbeiten a« der Strafrechtsreform erst l am 22. September fortzusetzen. Zn der Aussprache hatten ^ namentlich die Sozialdemokraten den Wiederzusammen- ? tritt des Ausschusses bereits im Mai gefordert. Demgegen- s über wurde jedoch geltend gemacht, man müsse mit einer s Rückkehr der nationalen Opposition in den Reichstag rech- ! nen. Dann würde sich eine ganz andere Mehrheit ger»en - als die gegenwärtige Linksmehrheit. Gerade ein aus so lange Wirksamkeit berechnetes Eesetzgebungswerk wie das s Strafrecht dürfe man aber nicht von einer Zufallsmehrheit abhängig machen, Ferner wurde darauf hingewiesen, daß zahlreiche Ausschußmitglieder durch die Landtagswahlen in , Oldenburg und den Zuristentäg während des Sommers in > Anspruch genommen sein würden. Auch müsse man nach ! dem Urteil des Staatsgerichtshofes damit rechnen, daß im > Frühhherst auch Landtagswahlen in Bayern notwendig ! werden. f
Der Staat verhindert Zwei-Pfennig-Zkgaretten !
Berlin, 24. März. Als eine grobe Berliner Zigarettenfabrik ' beim Steueramt Banderolen für eine von ihr hergestellte kleine Russenzigarette anforderte, deren Breis sie trotz der neuen Bela
stungen nicht erhöben wollt«, erwiderte das Sleneramt, dah di« billigsten Banderolen drei Pfennig kosteten. Unter diesem Preis würden keine Steuerzeichen abgegeben. Auf eine Rückfrage i» Reichsfinanzministerium wurde der Zigarettensirma erwidert, er könnten unter keinen Umständen Ausnahmen gemacht werden. Die Firma wird also gezwungen, 56 Prozent mehr für die Zigarette zu verlangen, als nötig ist.
Hamburger Motorschoner a« der Küste oou Seeland gestrandet Storeheddinge (Seeland), 24. März. Der Dreimastschoner .Zürgen Hoeye" aus Hamburg (Kapitän Paol), der von Danzig nach Göteborg mll 166 Tonnen Zement unterwegs war, ist j, dichtem Nebel bei Stevens-Klint, einige Kilometer südlich,oa Höjrup, gestrandet. Die Lage des Schiffes ist gefährlich.
Aus dem Landtag
Der Kultetat i« Finanzausschuß
Stuttgart, 24. März. Der Vorsitzende. Abg. Winker (Soz.) teilte mit. daß Finanzminister Dr. Dehlinger verhindert sei, a» -er Debatte teilzunehmen. Kultminister Dr. Bazille sei krank und am Erscheinen verhindert. Redner des Bauernbundes und des Zentrums sprachen sich trotz Abwesenheit der Minister sür den Eintritt in die Beratung des Kultetats aus. Ein sozialdemokratischer Redner behandelt die nationalsozialistische Agitation in den Schulen. Ministerialdirektor Dr. Meyding er- klärt, daß das Ku-tmirusterium streng darauf achte, daß di« Lehrerschaft sich die erforderliche Reserve auferlege Ein Zentrumsredner begrüßte die Haltung des Kultministeriums gegenüber den Vorschlägen des Sparkommissars, Die Volksschule» dürften beim Abbau nicht anders behandelt werden als die höheren Schulen. Der Besuch des gemeindlichen Sonntagsgottes, dienstes gehöre auch zum außerdienstlichen Verhalten des Lehrers. Ministerialdirektor Meyding erklärt, nach der Reichs- verfassung könnten die Lehrer nicht zum Besuch des Sonntags- gottesdienstes veranlaßt werden. Die Einwirkungen aus da» außerdienstliche Verhalten der Lehrer sei begrenzt. Das müsse jeder Lehrer mit seinem Gewissen abmachen. Bezüglich des Abbaues von Schulen sei eine Kommission eingesetzt, die dem Ministerium Vorschläge zu machen habe. Ei» demokratischer Redner erklärt, was der Führer der nationalsozialistischen Schülerverbände sich gegen die Kultoerwaltung geleistet habe, sei eine Unverschämtheit. Ein Redner des Bauernbundes empfiehlt den Rednern Zurückhaltung im eigenen Interesse. Politik soll vo« MäNneru und nicht von Buben gemacht werden. Ein deutsch- nationaler Redner ist der Auffassung, daß man den Schülern nicht verbieten könne, sich mit Politik Zu beschäftigen. Di« Schulen müßten nationale Erziehungsarbeit leisten. Ein Redner der Christi Volksdienstes weist darauf hin, daß in manchen Schule» auch die religiösen Gefühle der Schüler verletzt würden. Der Kultminister sollte mehr persönliche Fühlung mit der Lehrerschaft nehmen. Ministerialdirektor Meyding erklärte, der Anregung von staatsbürgerlichen Bildungskursen nähertreten z» wollen Ein Zentrumsredner verlangt die wertere Bezahlung der Schulpraktikanten. Abg. Körner (BB.) bedauert noch, daß so wenig Lehrer zu einer Verwendung im Organistendienst bereit seien. Zu Kap. 38 (Landw. Hochschule) erklärt Ministerialrat Bauer, daß der große Brand in Hohenheim neue Aufgabe» stelle. Die Versicherungssumme reiche zum Wiederaufbau nicht aus. — Fortsetzung Mittwoch nachmittag.
Eine Regierungserklärung zu den Typhuserkrankungeu ln Markgröningen
Stuttgart, 24. März. In der heutigen Sitzung des Finanzausschusses des Landtages gab bei der Beratung des Kultetats ein Regrerungsvertreter zu den Mitteilungen eines Abgeordneten über Typhuserkrm: langen im Lehrerinnenseminar Markgröningen folgende Erklärung ab: Es-trisft zu, daß einige Schülerinnen dieses Seminars am Typhus erkrankt find. Nach de» bisherigen Untersuchungen >st zu vermuten, daß die Infektion vom Genuß ungekochter Milch herrührt, die die erkrankten Schülerinnen neben der Seminarkost bezogen haben. Es ist sestgestellt daß die Krankheit nicht vom Personal der Küche herrührt und auch nicht durch die Beschaffenheit des Seminargebäudes vev- ursacht ist. Im übrigen sind die nötigen Maßnahmen angeordnet, so daß sein Anlaß zu weiteren Besorgnissen besteht.
Roman von Z. Schneider»FSrftl Ra ch d r u ck v e r d o t r »
51. Fortsetzung
So hatte nicht einmal Hanna „ihr Kind" verwöhnt, wie Frau Hilbertt sie umsorgte und verhätschelte.
Jeden Morgen stand ihr Frühstück auf dem gtünum- sponnenen Balkon des blauen Zimmers, wie Elisabeth das reizende Wohnzimmer getauft hatte. An Regentagen bekam sie es am Bett serviert. Reichmann erhob lachend Einspruch.
„Gnädige Frau, wenn unsere Ehe in die Brüche geht oder die Hanna bei unserem Nächhausekommen davonläuft, tragen Sie die Verantwortung. Die Liesl ist wie eins Prinzessin geworden."
Frau Hilbertt lächelte und strich mit ihren weißen schmalen Händen kosend über Elisabeths errötende Wangen.
Immer das Beste kam auf den Tisch des Doktor-Ehe- paares, das stets für sich allein aus ihrem Zimmer oder dem Balkon aß. War Reichmann auf einer Tour, saß die alte Dame selbst an Elisabeths Seite und hielt mit ihr Mittag- und Abendtisch. Stets stand ein Korb mit Früchten und eine große Silberschale mit Naschwerk auf dem kleinen Tisch neben Elisabeths Bett.
Einmal, im Uebergefühl des Dankes, griff Elisabeth nach den beiden Händen der alten Dame und küßte sie in überströmendem Glücksgefühl.
In Frau Hilbertts Gesicht zuckte es wie im Schmerz, Eie war tief erblaßt und starrte einen Augenblick abwesend auf den dunklen Kopf der jungen Frau, der über ihre Hände gebeugt war.
„Können Sie mich ein klein wenig liebhaben?" frug sie wehmütig.
„Ein klein bißchen nicht!" meinte die junge Frau scherzend. „Aber von ganzem, ganzem Herzen. — So wie Hans Jörg."
Die Bläffe auf dem Gesichte von Frau Hilbertt wich einer glühenden Flamme, um im nächsten Augenblick einer Toten-
saroe Platz zu machen. „Wie meinen Hans Jörg," gammelte sie.
Elisabeth sah erschrocken, was ihre Worte verschuldet hatten. Im nächsten Augenblick kniete sie vor Hilbertts Mutter und preßte weinend ihr Gesicht in deren Schoß.
„Ich bitte Sie, gnädige Frau, halten Sie mich nicht für schlecht," stieß sie hervor. „So hätte ich nicht sagen dürfen."
„Warum nicht?" kam es liebevoll. „Warum nicht, mein Kind?"
„Ich — — ich liebe meinen Mann über alles!" klang es leise.
„Gewiß, liebe Elisabeth. Sie sind die treueste und reinste Frau, die sich ein Mann nur wünschen kann. Aber unsere Liebe, nicht wahr, die ist so groß und so allumfassend, daß. sie noch gut ein Dutzend andere Menschen umschlingen kann. Und glauben Sie mir, Elisabeth, Sie hätten mith nicht glücklicher machen können, als daß Sie mir sagten, daß Sie meinen Sohn in Ihre Liebe einschließen."
Sie Zog die junge Frau ganz dicht neben sich und strich beruhigend über deren kalte Hände.
„Nicht so erregen, liebes Kind," bat sie. „Ich habe Sie vollständig richtig verstanden. Und sehen Sie, Hans Jörg liebt Sie wieder, mit genau der gleichen Liebe, wie Sie ihn. Er hat es mir nicht direkt geschrieben, aber er hat mir Ihre ganze liebe Persönlichkeit mit solch warmer Bitte ans Herz gelegt, daß ich sofort fühlte, wie teuer Sie ihm sind." ,
Elisabeth sah forschend in das Gesicht von Hilbertts Mutter.
„Glauben Sie mir nicht?" frug diese.
„O doch. Sie können nicht lügen. Aber — —"
„Aber?"--
„Ich suche, seit ich hier bin, nach einer Ähnlichkeit zwischen Ihnen und Hans Jörg. Ich konnte bis jetzt keine finden. Nun aber weiß ich, daß er sein Herz von Ihnen hat und all das Große, Edle, das ihn so liebenswürdig macht."
Es kam keine Antwort von Frau Hilbertt.
Ueber dem See verschwamm das letzte Sonnengold. Wie ein rojabarbenes Blütenwunder hob der Säntis sein schneebedecktes Haupt in den verglutenden Himmel. Glockentöne schwangen sich über die Wasser, schwollen an und verklangen leise wie ein ersterbender Hauch-
Frau Hilbertts Hände griffen nach denen Elisabeths und hielten sie fest.
„Frieren Sie, liebes Kind?"
„Nein, nein, gewiß nicht, gnädige Frau."
Trotzdem begab sich die alte Dame in das Zimmer und hüllte Elisabeth in ein molliges Tuch. Der Balkon lag zwar windgeschützt, aber die Seeluft strich kühl um das ganze - Ufer.
„Ich möchte Sie um etwas bitten," sagte sie und nahm wieder neben der jungen Frau Platz.
„Ja — alles, was Sie wünschen," kam es rasch.
„Erzählen Sie mir von Ihrem Leben."
War es ein Seufzer oder ein Atemholen?-
„Von — von früher, gnädige Frau?"
„Ja, mein Kind — von -- von früher."
Eine Minute tödlichen Schweigens. Die Wellen plätscherten an die niedere Steinmauer, die den Park einfriedete. ' Irgendwoher kam eine Dampferglocke. Eine Stimme, die einen Kosenamen in das Dämmer rief.
„Es — ich weiß nicht — es ist so viel Trauriges in meiner Jugend," begann Elisabeth.
„Trauriges?" wiederholte Frau Hilbertt bestürzt.
„Ja. Vater war der Freiherr von Merken auf Ludwigstal und Regendach. Vielleicht hat Ihnen das Hans Jörg schon gesagt. Aber wir konnten den Besitz nicht halten."
„Wir," dachte die alte Dame erschüttert. Sie will den Vater nicht anklägen.
„Und Ihre Mutter?"
Frau Hilbertt ließ Elisabeths Hände los,- um ihre Erregung zu verbergen. „Und Ihre Mutter?" drängte sie.
Wieder dieses schwere Atemholen von den Lippen der jungen Frau.
„Mutter — Mutter war eine schöne, edle Frau und wurde von meinem Vater vergöttert. Aber sie war nie so ganz glücklich und starb aus Sehnsucht nach meinem Bru-> der, ihrem Kind aus erster Ehe."
„Starb der Junge?"
Die alte Dame sprach es hastend mit heiserem Klang „Starb er, Elisabeth?"
„Nein — das nicht — Mutters erste Ehe wurde geschieden und sie mußte den Knaben dem Vater des Kindes überlassen, weil er sonst nicht in die Scheidung gewilligt hätte."
(Fortsetzung folgt.)