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Nr. 32
Verwandte Poincares, ferner der berüchtigte Separatistenführer Schlich. Die fünf Verhafteten heißen Mallach, Wagner, Steiner und Ott aus Kaiserslautern und May au» Echifserstadt.
Mm über die deutschen Kreditverhandllliloen
Paris, 7. Febr. Der neue deutsche Ueberbrückungskredit bat ri- aen Sturm im Wasserglas erregr. Freitag nachmittag wurde der Flnanzminister vor den Finanzansichuß der Kammer bestellt, u« Auskunft über die Gerüchte vou einer französischen Anleihe a» Deutschland zu geben. Nationalistische Abgeordnete wie oer bekannte Franklin-Bouillon hielten lange Reden über die Unmöglichkeit, den früheren Gegnern Geld zu leiden, und behauptete wieder einmal, »ah Frankreich im Begriff sei, sich in eine» Abgrund zu stürzen. Die Regierung wird, und das ist ihr wahrscheinlich sehr unangenehm, genötigt, vor der Kammer Erklärungen über die einfache Finanzoveratiou abzugeben, an der Frankreich nur mit 800 Millionen Franken letwa SV Millionen Mark) beteiligt sein wird. Die Regierungsblätter versicherten abermals, es bandle sich überbauvt nicht um eine Anleihe, sondern nur um einen kurzfristige» Kredit aus Grund von Wechseln. Zwei iranzösische Großbanken werden die auf Frankreich entfallende Summe aufbringen. „Echo de Paris" meldet dazu aus London, daß Herr von Kühlmann. der vor dem Kriege an der deutschen Botschaft in London war, die Verhandlungen führe, und dag er kürzlich auch in Paris gewesen sei. Die englischen Banken haben die Weisung erhalten, der Oenentlichkeit vorläufig nichts über den S 'nd der Verhandlungen mitzuteilen.
Ein französisches Fachblatt, die „Journee industrielle", macht über die Kreditverbandlungen die folgenden Angaben:
Eine Gruppe amerikanischer, französischer, englischer, schweizerischer und holländischer Banken soll sich bereit erklärt haben, zugunsten des Deutschen Reichs 32 Millionen Dollar Vorzugsaktien der Reichsbahn, die der Angestelltenversicherung gebären, zu diskontieren, und zwar zu einem Satz, der zwischen sechs und sieben Prozent liest. Ein Drittel der notwendigen Mittel würden von der amerikanischen Gruppe beschafft werden, die einen Teil wieder an gewisse ausländische Plätze abgeben würde. London würde ebenfalls ein Drittel übernehmen. Der französische Anteil würde sich auf rund 20 Millionen Mark belaufen.
Ser Kalender des „ewigen Mres"
Wien, 6. Febr. Der Sachverständige des Völkerbundes für die geplante Kalenderreform. Direktor Cotswortb» hat hier in einer interministeriellen Konferenz über den gegenwärtigen Stand der Kalenderreform berichtet, zu der im Oktober d. I. in Genf eine internationale Regieruugskonfereuz endgültig Stellung nehmen soll. Der Grundgedanke dieser Reform ist, anstelle des s. Zt ein- geiührten Gregorianischen Kalenders einen Kalender zu setzen, der den Bedürfnissen der modernen Zeit, des industriellen und wirtschaftlichen Fortschritts mehr entspricht. Die Nachteile des jetzigen Kalenders, die verschiedenen Längen der Monate, die sich in jedem Jahr gegen das vorangegangenen verschiebenden Daten, die Ungleichheit der Lsterzeit und andere sollen einer Einteilung des Jahres in 13 Monaten mit je 1 Wochen weichen, wobei jeder Tag in jedem Jahr au? dasselbe Datum fallen würbe was für jegliche Buchführung, für alle staatlichen und privaten Orga- ni>ations- und Verwaltungsmatznahmen von großem Vorteil wäre. Eine Schwierigkeit würde sich hierbei allerdings durch die Notwendigkeit ergeben, den bei dieser Einteilung übrigblerben- den 365. Tag in das System einzureihen. Der Referent teilte mit, daß dieses „ewige Jahr" m zahlreichen Jndustrieunternebmun- gen Amerikas, auch in den Skodawerken in Pilsen, versuchsweise einge.übrt worden sei. und man gute Erfahrungen damit gemacht habe. Er glaube, daß alle Lander, die e, zur Zeit wegen der Ka- lenderrekorm studienhalber bereist, grundsätzlich einverstanden fein würden.
VMrl^rer äsr I^ieds
Roman von I. S ch n e i d e r - F ö r st l Nachdruck verboten.
22. Fortsetzung
" Unter dem Toreingang stand Merken und winkte aufgeregt mit beiden Händen.
„Wo steckt ihr denn so lange?" rief er ihnen entgegen. „Wir hätten dich notwendig gebraucht," wandte er sich an Reichmann, als dieser ihm die Rechte zum Gruß entgegenstreckte, ohne Elisabeths Arm loszulassen. „Die Hanna hat sich den Fuß gebrochen! Ist ausgeglitten auf dem Krimskrams von Aesten und Zweigen und da war der Knacks. Hilbertt hat gesagt, es wird immerhin vier bis sechs Wochen dauern, bis sie wieder richtig laufen kann."
Elisabeth hatte sich ganz bestürzt von ihrem Verlobten sreigemacht und eilte die Stufen hinauf und zurück in Hannas Zimmer. Laut aufschluchzend warf sie sich an den Hals der treuen Alten.
„Ist gar nicht so schlimm, kleine Liese — gar nicht so schlimm!" tröstete Hanna tapfer. „Es gibt auch kein Durcheinander morgen, der Friedrich holt seine Schwester, weißt du. die Line, die früher immer in ersten Häusern kochen war. Die richtet alles, das es keine Störung gibt. Wein' doch nur nicht!"
Aber Tränen waren Elisabeth eine Erlösung. Ihre Nerven fanden dabei die Ruhe wieder. Das Gesicht neben Hannas Kopf auf deren Kissen gelegt, weinte sie fassungslos.
„Es ist wirklich nicht so schlimm. Baronesse!" sagte Hilbertt, der in dem Dunkel einer Fensternische stehend ein Rezept notiert hatte.
Elisabeth fuhr erschrocken auf.
Verlegen sah sie in sein Gesicht, das fast nur Schatten zeigte. Sie wollte die Tränen zurückhalten, aber es ging nicht. Unaufhaltsam rannen sie über ihre Wangen.
„Regen Sie sich nicht unnütz auf, Baronesse!" mahnte er liebevoll. „Es hätte noch schlimmer sein können!"
Sie streckte ihm wortlos die Hand engegen. Lr hob sie zu sich herauf und führte sie an die Lippen. Im selben Moment betrat Reichmann dos Zimmer. Ein rascher Blick flog zu den beiden. Aber er sprach kein Wort, trat nur zu Hanna ans Bett und erkundigte »ick nack ihrem Befinden.
Attvni gestorben
Rom. 7. Febr. Am Samstag ist der bekannte italienisch« Staatsmann Senator Tittoni nach längerem Todes .impfe verschieden. Bereits in der vergangenen Nachat hatten drei der bekanntesten Spezialisten die Hoffnung aufgegeben. Tittoni ist einem schweren Anfall von Erivve erlegen.
Tittoni, der 1855 in Rom geboren wurde, bat — nach einer erfolgreichen parlamentarischen Laufbahn — als Außenminister verschiedener Kabinette in den kür das Schicksal des Dreibundes entscheidenden Jahren 1903 bis 1909 mir kurzer Unterbrechung die internationale Politik Italiens geleitet. Er war einer der ausgesprochen ententistischen Staatsmänner Italiens. Sein Amtsantritt in dem neugebildeten Kabinett Eiolirti im November 1903 erfolgte wenige Wochen, nachdem das italienische Königspaar in Paris einen offiziellen Besuch abgestattet hatte und neue Gerüchte über eine Lockerung des Dreibundes entstanden waren. Tittoni nahm wiederholt Gelegenheit, sein Festhalten an den Verträgen mit Deutschland und Oesterreich zu betonen. Auch rückte er gleich zu Beginn seiner Tätigkeit von den irredentisti- schen Bestrebungen ab. die sich gegen österreichische Gebiete richteten. Aber die Algeciras-Konferenz bestätigte den nach dem Besuch des französischen Präsidenten Loubet in Rom im Jabre 1904 aufs neue entstandenen Eindruck daß die italienische Politik unter Leitung Tittonis immer mehr ins Fahrwasser Frankreichs und Englands geriet. Im Jahre 1910 ging Tittoni als Botschaftsrat nach Paris, wo er bis zum Jahre 1916, also bis nach dem Eintritt Italiens in den Krieg, blieb. Im Juni 1919 wurde er im Kabinett Nitti wiederum Außenminister und wirkte als solcher maßgebend an der Ausarbeitung der Verträge von St. Germain, Trianon und Neuilly mit. In den Jahren 1920 bis 1922 führte er regelmäßig die italienischen Delegationen beim Völkerbund. Später wurde er zum Präsidenten des Senats gewählt. Dieses Amt bekleidete er auch nach dem Sieg des Faschismus bis zum Jabre 1929.
Neues vom Tage
Bootsunfall im Hamburger Hafen Hamburg. 7 Febr Im Lllerholzhasen wurde ein mit zehn Personen besetztes Ruderboot von einem Schlepper überrannt Drei Personen wurden getötet, zwei Personen in schwerverletztem Zustande geborgen.
Kürzung der Gehaltsbeziige bei den österreichischen Bahnen Wie». 7. Febr. Wie die Morgenblätter melden, hat Generaldirektor Strafella den Vertretern der Freien Eewerkschttl, der Deutschen Verkehrsgewekschaft und der Christlichen Gewerkschaft unter Hinweis auf die ernste wirtschaftliche Lage die Notwendigkeit bedeutsamer Ersparnisse bei den Personalausgaben dargelegt, die besonders durch Abschaffung des 13. Monatsgehalts, durch Kürzung der Wirtschaitsprämien und Einschränkung der Fahrvergiinstigungeir sowie Kürzung der Urlaube erreicht werden soll In erster Linie wird an eine Kürzung der Rebengebühren gedacht und dann allenfalls an eine allgemeine Gehaltskürzung.
Eisenbahnunglück bei Krakau Kattowitz, 7. Febr. In der Nähe des Güterbahnhofs von Krakau stießen gegen 5 Uhr zwei Schnellzüge der Linie Kat- towitz-Krakau-Warschau aufeinander. Es handelt sich um die Schnellzüge Warschau-Krakau und Krakau-Kattowitz. Die beide» Lokomotiven sind zerstört worden, desgleichen die Tender und zwei Postwagen. Zwei Personenwagen wurden beschädigt. Von der Eisenbahndirektion Kattowitz werden acht Tote und etwa 20 Schwerverletzte gemeldet, während die Eisenbahndirektion Krakau auf Anfrage mitteilt, daß vier Tote und vier Schwerverletzte zu beklagen seien. Unter den Toten befinden sich nach Ermittlungen von dieser Stelle zwei Eisenbahner, ein Postbeamter und ein Ingenieur.
Neues Erdbeben in Neuseeland Wellington, 8. Febr. Im Gebiet der Sawkes-Bucht wurde Sonntag nachmittag 2 Udr hiesiger Zeig der stärkste Erdstoß seil Dienstag verspürt, der besonders in den auch beim letzten Erdbeben am schwersten beimgesuchten Städten Navier und Hastings Schaden verursachte. An den Abhängen von Blufi Hill, einem Berg bei Napier. ereigneten sich gewaltige Erdrutsche. Kap Kid- navvers. südlich von Napier, war ganz in Staub gehüllt und wurde durch ungeheure Erdrutsch« und Felsstürze völlig verändert. Ungeheure Sturzwellen überfluten die Küste und dürften die bei dem letzten Erdbeben obdachlos gewordenen Familien, die sich in Napier an den Strand flüchteten nötigen, ihre Zufluchtsstätte ,u räumen.
Schwerer Raubiiberfall im Nacht-Schnellzug Köln, 9. Februar. Im Nachtschnellzug Köln-Brüssel wurde, wie die „Kölnische Zeitung" aus Brüssel meldet, am Sonntag morgen ein schwerer Raubüberfall verübt. Der holländische Spediteur Rohman befand sich allein in einem Abteil 2. Klasse des Zuges, der gegen 1 Uhr nachts den Kölner Hauptbahnhof in Richtung Belgien verläßt. Er hatte sich niedergelegt und war bald fest eingeschlafen. Hinter Lüttich bemerkte er, wie sich ein Unbekannter an seiner Jackentasche zu schaffen machte. Er versuchte, sich zur Wehr zu setzen, wurde aber von dem Räuber mit einem scharfen Gegenstand besinnungslos geschlagen. Eine Dame im Nachbarabteil zog kurzerhand die Notbremse und der Zug kam zum Stehen. Die Bahnbeamten 'fanden sofort den Ueberfallenen, der schwer zugerichtet in einer Blutlache lag. In demselben Augenblick sahen die Beamten einen Mann aus einem Waschraum Herausstürzen und aus dem Zug springen. Er wurde verfolgt, konnte aber infolge der Dunkelheit nicht ergriffen werden. Der Ueber- fallene wurde bei der Unfallstelle in Brüssel eingeliefert, wo sich die Verletzungen als weniger schwer erwiesen, als man zunächst angenommen hatte. Geraubt wurden dem Spediteur Rohman zwei Brieftaschen mit 2000 belgischen Francs und 330 holländischen Gulden, außerdem eine goldene Uhr, Paß und Eeschäftspapiere. Von dem Täter fehlt jede Spur.
2VV Berliner beim Wintersport verunglückt Berlin, 9. Februar. Der kalte Wintersonntag, der Hunderttausende sportfreudiger Berliner ins Freie gelockt hatte, ist gleichzeitig auch ein Rekordtag der Unglücksfälle gewesen. Man rechnet damit, daß ungefähr 200 Berliner beim Wintersport verunglückt sind. Es handelt sich meistens um Rodel- und Skiunsälle, die sich im Erunewall» zutrugen. Teilweise haben die Betroffenen so schwere Bein- und innere Verletzungen erlitten, daß sie Aufnahme im Krankenhaus finden mußten. Bis zum Mittag zählten die Sanitäter und Polizeibeamten, die an den großen Rodelbahnen in den Müggelbergen postiert waren, bereits 97 Leichtverletzte und 8 Personen, die schwere Brüche davongetragen haben.
Ermordung eines Führers der mazedonischen Freiheitsbewegung
Sofia, 8. Februar. Eujurkoff, ein führendes Mitglied, der mazedonischen Freiheitsbewegung, ist heute einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. Zwei Männer gaben mehr als zwanzig Revolverschüsse auf Eujurkoff ab, der aus der Stelle getötet wurde. Die Täter stellten sich sodann der Polizei.
Schweizer Volksabstimmung über eine Verfassungsänderung
Bern, 8. Februar. Bei der heute in der Schweiz veranstalteten Volksabstimmung wurde eine Verfassungsänderung im Sinne einer Ausdehnung und Verschärfung des Verbotes, Orden, Titel, Pensionen oder Geschenke von ausländischen Regierungen anzunehmen, mit Dreiviertelmehrheit der Volksstimmen und großer Mehrheit der Kan- tonstimmen angenommen.
„Wie geht es Ihnen.' Herr 'Doktor?" srug sie zurück. „Sckon besser?"
Sie ließ ihn dabei nicht aus den Augen.
„Ich verspüre nichts mehr," sagte er ruhig. „Es ist mir wieder vollkommen wohl."
Als beide Aerzte das Zimmer verlassen hatten, atmete Hanna auf. „Alle Heiliacn! Zwei Aerzte! — Einer allein bringt einen für gewöhnlich schan in die Grube. Dieser Hilbertt ist ein guter Mensch — einer von den ganz raren, Elisabeth! Wenn es einmal was ist..."
„Wie meinst du denn das?" unterbrach sie das junge Mädchen forschend.
„Ich meine nur! Zu dem gehst du, wenn einmal etwas ist."
Elisabeths Augen glänzten fiebernd. Sie ahnte, nein, sie wußte, was Hanna in Gedanken erwog.
„Es wird nichts sein, Hanna!" erwiderte sie ruhig.
„Gott geb's!"
Ueber dem alten Herrenhaus in Ludwigstal lastete eine unheimliche Stille. Ncichmann war gegen einhalb zehn Uhr nach Eisenbach zuriickgegangen. Er wollte morgen auch die letzte Spur seiner Vergiftung überwunden haben. Hilbertt war schon früher weggefahren. Friedrichs Schwester hantierte geräuschlos in der Küche. Es gab noch so manches zu tun.
Hanna lag in großen Schmerzen. Aber so oft Elisabeth den Kopf zur Tür hereinstreckte, wehrte sie: „Geh dach, mein Kindchen, es fehlt mir ja nichts. Schau, daß du zu Bett kommst und wasche deine Augen noch mit kaltem Wasser, daß man nicht merkt, wie du geweint hast, man könnte denken, du seiest keine glückliche Braut!"
Wenn du wüßtest, dache Elisabeth und richtete ihr die Kissen zurecht, arme Hanna, sie würde die ganze Nacht kein Auge mehr zutun.
„Nun wird dein Traum bald in Erfüllung gehen!" sagte sie mütterlich besorgt und strich Uber die Hände ihres Schützlings.
„Er ist es schon!"
„Wie? Elisabeth?"
„Ja, Hannu!"
„Um Gottes willen l" schrie diese auf iw* nackte eine Bewegung, sich aufzurichten.
„Reg' dich nicht auf. Hanna!" beruhigte sie das Mädchen. Es fühlte Schweiß auf der Stirne. Hanna durfte nie und
nimmer von der Sache wissen. Und dann hatte sie schon einen Ausweg gefunden.
„Vater hat Ludwigstal verkauft!" flüsterte sie ihr ins Ohr.
Die Alte war sichtlich enttäuscht.
„Das habe ich gestern schon gewußt. Der gnädige Herr hat mir's gesagt. Mir und dem Friedrich auch."
Elisabeth zeigte sich erstaunt.
„Tröste dich nur, Kindchen!" schmeichelte Hanna. „Es wird alles wieder recht."
Die junge Braut nickte. „Gute Nacht, liebe Hanna!"
„Gute Nacht auch, mein Kindchen! Und häng' dein Brautkleid so. daß der Mond nicht darauf scheint. Das bringt viel Tränen in der Ehe, sagt man! Ich glaube nicht an all den Schnickschnack, aber du hältst was von all dem Zeug, das da im Volke spuken geht. Und laß deine Kerze morgen nicht abtropfen, sonst bleibst du kinderlos."
Elisabeth drückte lächelnd ihren Kopf gegen Hanna- Scheitel.
„Liebe, gute Hanna!"
„Ach Gott, kleine Liese, so viel gäb's noch zu sagen, was du eigentlich wissen müßtest. Aber es ist so schwer zum Herausbringen und ich denke, es wird schon auch so nichts fehlen. Heiraten ist wie das Sterben, das brennt jedem allein auf die Nägel. Kann keins mehr was dawidertun, wenn es einmal geschehen ist."
„Hättest du Angst?" forschte Elisabeth mit fragend geweiteten Augen.
„Angst?"
„Ich meine, wenn du morgen einem Manne angetraut würdestl" erklärte Elisabeth und ließ ihre Augen nicht von Hanna.
„Nein, mein Kindchen. Nicht einen Knopf. Ich würde ihn mir schon richten; es braucht seine Zeit, natürlich! Biegst ja auch keinen Tannenbaum von heute auf morgen und in ein und zwei Wochen machst du auch kein Gestrüpp zum Blumengarten. Aber so ganz langsam, daß sie es gar nicht merken, daß man sie ziehen will. Das Nichtmerkenlassen ist immer die Hauptsache. Sonst werden sie störrisch. Und immer rechtgeben, kleine Liese..."
Das Mädchen sah sie bestürzt an.
(Fortsetzung folgt.;