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Nr. 26

Genfer Beratungen über die Arbeitslosigkeit

Gef», 1. Febr. Der Verwaltungsrat des Internationalen Ar­beitsamts hat Samstag abend die Beratungen über die Arbeits­losigkeit abgeschlossen. Der Bericht des Sonderkomitees mit den Leitsätzen wurde angenommen und beschlossen, die Frage noch­mals aui die Tagesordnung der Aprilsitzung des Verwalrungs- rates zu setzen Der polnische Regierungsvertreter Sokal brachte den Antrag ein, die Frage der Arbeitslosigkeit vor die nächste Konferenz des Studienkomitees für die förderative Gestaltung Europas zu bringen Diesem Vorschlag stimmte der Verwalrungs, rat einstimmig zu mit der Maßgabe, daß der Direktor oss Ar­beitsamtes auf der Verwaltungsratstagung im April sariiber berichten soll, welche praktischen Vorschläge der Europakommission unterbreitet werden sollen. Der polnische Vorschlag wurde in der Aussprache insbesondere von dem deutschen Arbeitgeber­oertreter Vogel unterstützt, der an den Vewaltungsrat einen dringenden Appell richtete, zu baldigen und praktischen Ergeb- «issen hinsichtlich der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu kommen.

Neues vom Tage

Kabinettssitzung über Osthilfe Berlin, 1. Febr. Das Reichskabmett begann am Samstag unter dem Vorsitz des Reichskanzlers und in Anwesenheit des Reichsbankpräsidenten Dr. Luther die Beratungen über den Entwurf eines Gesetzes über Hilfsmaßnahmen für die notleidenden Gebiete des Ostens (OsthUfegesetz). Die Be­ratungen werden in dieser Woche fortgesetzt.

Gesandter Wysocki in Berlin eingetroffeu Berlin, 1 Febr Der neuernannte polnische Gesandte Wnsock« traf mit seiner Gemahlin auf dem Bahnhof Friedrichstraße hier ein. Zu seinem Empfange hatten sich sämtliche Mitglieder der polnischen Gesandtschaft eingefunden. Vom Auswärtigen Amt waren für das Protokoll Gesandtschaftsrat Röhrecke und der Di­rigent der Ostabteilung, Vortragender Legationsrat von Moltke. zum Empfange erschienen.

Wann beginnt der Sklarek-Prozeh?

Nachdem die Angeklagten in der Sklarekaffäre und die Ver­teidiger jetzt die Riesen-Anklageschrin gelesen baben, wird nach Berliner Blättern zufolge, in den nächsten Tagen eine Aussprache zwischen der Staatsanwaltschaft und den Hauvtverteidigern da­rüber stattfinden, wann der Prozeß gegen die 1t Angeklagten be­ginnen und wie er durchgerührt werden kann. Die Verteidiger haben vom Gericht eine Frist von zwei Monaten zur Beantwor­tung der vielbändigen Anklage erkalten. Diese Vorbereitungs­reit wird jedoch von allen Juristen als nicht ausreichend be­trachtet. und so will man den Antrag stellen, der Verteidigung mindestens vier Monate Frist zu geben, um zu den Bebauvtun- gey der Anklageschrift Stellung zu nebmen. Von der Staatsan­waltschaft ist angeregt worden, die Verdandlung noch vor den Eerichtsierien durchzuführen und die Beweisanträge usw. der­artig vorzubereiten, daß das Gericht mit einer Prozetzdauer von acht bis neun Wochen auskommen kann. Die Verteidigung siebt jedoch auf dem Standpunkt, daß in dieser Frist der Riesenvrozeß sich nicht wird abwickeln können da die Angeklagten selbst sehr umfangreiche Beweisanträge stellen und ihrerseits Zeugen be­nennen werden, deren Zabl sich von vornherein nicht iestsetzen läßt. Man will deshalb erst nach den Gerichtsferien die Verhand­lung durchiübren. Ob die Justizbehörden diesem Wunsch aller­dings entsprechen werden, siebt noch keineswegs fest. Es ist durch­aus möglich, daß das Gericht, das den Sklarekiall zu bearbeiten hat. ohne Rücksicht auf die Eerichtsferien durcharbeuen wird. Dabei denkt man auch an die Laienrichter, die zu dem Verfahren herangezogen werden müssen. Da mit einer Verhandlungsdauer von drei bis vier Monaten gerechnet werden muß. wird durch den Landgerichtsvräsidenten eine Zahl von Berufs- und Laienrichtern zur Verfügung gestellt, die die sonst üblicheReserve" bei weitem übersteigt, um zu verhindern, daß durch Erkrankungen von Rich­tern oder Staatsanwälten die Verhandlung etwa auffliegen könnte.

SS Sochzeitsgäste vergiftet

Wie aus Rom gemeldet wird, bat in einem Dorf der Provinz Venevent die Mutter eines bochzeithaltenden Bauern 28 Ange­hörige ihrer Schwiegertochter vergiftet. Die Ooier dieses schreck­lichen Verbrechens wurden sterbend oder in hoffnungslosem Zu­stande ins Krankenhaus eingelieiert Die Eiftmischerin war ge­gen die Heirat ihres Sobnes, hatte dann aber scheinbar nachge- geben und ein großes Hochzeiisessen angerichtet wobei die Ange­hörigen ihrer Schwiegertochter an einem besonderen Tisch aßen Als gegen Ende der Feier ein besonderer Festwein geschenkt wurde, erhielt ihre eigene Familie unoermischten, die Familie der Schwiegertochter dagegen mit Kupfervitriol vergifteten Wein

Großer Gemäldediebstahl Bilder im Werte von 15 00» RM. gestohlen

Franksurt a M., 1. Febr. Nachts wurde von unbekannten Tä­tern in die unmittelbar am Main gelgene Villa des General­direktors Dr Caspar im Stadtteil Sindlingen eingebrochen. Ne­ben erheblichen Mengen von Silberbestecken im Werte von meh­reren tausend Mark wurden mehrere echte Original-Oelgemälde gestohlen. Darunter befinden sich ein TeniersDie Versuchung des heiligen Antonius", ein Original-SpitzwegWachtposten mit Strickstrumpf", zwei Originale von Professor Kronberger ..Rau­chender alter Bauer und alte Bauersfrau", ein Original Bertzik Damenbildnis", und ein Original-Oelgemälde auf Holp ,.Sep- pel". Die Vllder haben zusammen einen Wert von etwa 45 OVO RM. Sämtliche Gemälde wurden aus den Rahmen heraus­geschnitten. Die Täter sind gestört worden, so daß sie weitere wertvolle Gemälde zurücklassen mußten.

Das Urteil im Oppelner Fliegerprozeß

Oppeln, 1. Febr Im Prozeß gegen die polnischen Flieger wurde das Urteil verkündet, das gemäß dem Antrag des Ober­staatsanwalts gegen Jmiela Freisprechung und gegen Feldwebel Wolf auk zwei Wochen Gefängnis wegen Paßvergehens lautete Diese Strafe gilt durch die Untersuchungshaft als verbüßr. Der Verteidiger des Angeklagten, Rechtsanwalt Simon, hatte auch bei Wolf das Vorliegen eines fahrlässigen Paßvergehens ver­neint und ausgeführt, daß die Flieger sich in einem Notstand befunden hätten, wodurch die Grenzverletzung die Rechtswidrig- keit verliere, und für beide Angeklagte Freispruch beantragt.

32 Verschwörer von Menemen zum Tode verurteilt

Angora, 1 Febr. Das Kriegsgericht hat in dem Prozeß gegen die Verschwörer von Menemen 32 Angeklagte zum Tode ver­urteilt.

Zwei Liter Vier für 25 000 Mark

Aus Regensburg wird gemeldet: Nach Feierabend trank in ei­ner Wirtschaft ein Arbeiter zwei Liter Bier. Der schäumende Gerstensaft kam ihn allerdings auf 25 000 Mark zu sieben, und das war so: Er barte kein Geld bei sich, sah zufällig in dem Lo­kal einen Bekannten, bei dem er seine Zechschuld entlehnen konnte, und verkaufte daher kurz entschlossen, das von ihm er­standene Los einer Kirchenbaulotterie an einen Nürnberger Rei­senden, der damit den Haupttreffer von 25 000 Mark gewann.

Konsekration des Bischofs von Meißen

Freiburg, 1 Febr Am Sonntag fand im Freiburger Münster sie feierliche Konsekration des zum Bischof von Meißen gewähl­ten früheren langjährigen Stadtpfarrers von Konstanz und Mit­glied des Metropolitenkapitels der Erzdiözese Freiburg, Dom­kapitular Dr. theol. Gröber, durch den Erzbischof Dr Fritz tatt. Der neue Bischof wurde in feierlichem Zuge vom erzüischöf- ichen Palais zum Münster geleitet und nach der Weihe in großer Prozession wieder nach dort zurückgeführt. Die Freiburger Be- rölkeruna nahm anläßlich des 5üjährigen Jubiläums des Kathol­ischen Volksversins in einer am Sonntag abend in der städtischen Tunst- und Festhalle stattgehabten Feier von dem neuen Bischof Abschied. '

Tod des Professors Mausvach

Münster. 1 Febr In Ahrweiler ist der 70jährige katholische Selehrte Joseph Mausbach, päpstlicher Hausprälat und ordent- icher Professor der Moraltheologie und Apologetik an den Äni- wrsität Münster gestorben. In der verfassunggebenden Nattonal- lersammlung in Weimar vertrat er den katholischen Standpunkt besonders in den Schulsrage».

Aus Stadt und Land

Altensteig, den 2. Februar 1931.

Amtliches. Die Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung hat die Wahl des Verwaltungs­praktikanten Albert Theurer in Feldrennach, Oberamts Neuenbürg, zum Ortsvorsteher der Gemeinde Münk­lingen, Oberamts Leonberg, bestätigt.

Der gestrige erste Februarfonntag stand wohl allgemein im Zeichen des Wintersports. War doch durch den Schnee, der zu Beginn der vergangenen Woche fiel und der sich durch die einsetzende schwache Kältewelle diesmal halten konnte, überall eine herrliche Rodel- und Skibahn geschaf­fen. Auch viele Herrschaftsschlitten mit lustigem Geläute konnte man gestern zum erstenmal in diesem Winter fahren sehen. So bringt also der Winter doch auch vielen etwas.

Der Turnverein und Schwarzwaldverein konnte nun auch nach oftmaligem Verschieben endlich seine Skikurse am Samstag und Sonntag unter reger Beteiligung abhalten.

Am Samstag abend sprach im Eewerbeverein Herr Eewerbeschulrat Keppler über das ThemaSoziale Mechanik", über welchen Vortrag wir morgen berichten.

Neuausgave des amtlichen Fernsprechbuches für den Oberpostdirektionsbezirk Stuttgart. Von der Oberpost­direktion Stuttgart wird uns mitgeteilt: Das amtliche Fernsprechbuch für den Oberpostdirektionsbezirk Stuttgart wird nach dem Teilnehmerstand vom 1. April d. I. neu auf­gelegt. In die neue Auflage werden die bis zum 31. März angemeldeten Hauptanschlüsse ausgenommen. Anträge auf Aenderung bestehender Eintragungen können in der Neu­auflage nur dann berücksichtigt werden, wenn sie spätestens am 15. Februar d. I. bei der zuständigen Fernjprechver- mittlungsstelle vorliegen.

Lichtmeß. 40 Tage sind seit Weihnachten am Licht- metztag verflossen, aufwärts geht's dem Lichte entgegen! Wenn auch draußen noch Schnee und Eis die Fluren be­decken, so spricht doch schon die Sonne wieder wärmer zu uns und bald, wenn die letzten Spuren des Winters ganz verwischt sind, wird sie mit ihren frohen Strahlen unsere Herzen aufjauchzen lassen. So ist Lichtmeß ein Markstein im ewig gleichen Gang des weltlichen Geschehens, der Be­ginn einer neuen Herrschaft des Jahres.Mariä Lichtmeß, große Herren bei Tag ess'", so heißt es in einem uralten Spruch und eine Reihe von anderen Vauernsprllchen und mancher Aberglaube knüpfen sich an Mariä Lichtmeß, das ein Fest kirchlichen Ursprungs ist und im Mittelalter von hoher Bedeutung war, heute aber nicht mehr die Geltung eines allgemeinen Feiertages hat. Auf dem Lande aller­dings wird Lichtmeß jetzt noch als ganzer oder halber Feiertag begangen: die altbayerischen Bauern feiern nock ihreLichtmessen". Sie halten zäh an den überkommenen Bräuchen fest. Die katholische Kirche pflegt an diesem Tage die Kerzen zu weihen, die im kommenden Jahre für den gottesdienstlichen Gebrauch benötigt werden. Eine beson­dere Rolle und eine eigenartige Bedeutung hatte in frühe­ren Jahren der Lichtmeßtag ganz allgemein im Leben des Landwirts, war er doch der große Kündigungstermin uns Ziehtag des ländlichen Gesindes und vielfach auch der Ver­fall- und Zahltag für geldliche Verbindlichkeiten und Schul­den. Der Wandel der Zeiten und die ganze soziale Ent­wicklung haben zwar diese Bedeutung des Lichtmeßtages stark eingeschränkt, immerhin kommt ihm aber als Ziehtag für landwirtschaftliche Arbeitskräfte auch heute noch eins Rolle zu.

Der Fleischverbrauch iu Württemberg. Die aus den gewerblichen Schlachtungen, die hauptsächlich für die Ver- sorgung der nicht-landwirtschaftlichen Bevölkerung in Bs«

Alärl^rer äer I^iebe

Roman von I. Schneider-Förstl Nachdruck verboten.

17. Fortsetzung

Nella zuckte nervös zusammen. Eine Flegelei war das! Unerhört und pöbelhaft.

Nun erst recht. Das Kind mußte fort.

Gestern hatte sie die Erzieherin belauscht, morgen würde Annemarie vielleicht das gleiche tun.

Wenn man wußte, daß Spione im Hause saßen, tat man gut daran, sie rechtzeitig aus dem Wege zu räumen.

In einer Pension war die Kleine vorzüglich ausgehoben und man brauchte nicht Lehrerinnen ins Haus zu nehmen, die Augen und Ohren überall osten hielten.

Durch den Park hallte ein Heller Ruf.

Vati!-Vaterle!"

Nackte, dornzerrissene Kinderfiiße hetzten iib - Rasen.

Vaterle!"

Renkell stand, eiüe Arme ausgebreitet, am Tor und fing die Atemlose auf.

Annemarie preßte die Arme um seinen Hals, ihre glühen­den Bäckchen schmiegten sich an seine Wangen, ihr frischer, lallender Kindermund drückte sich immer wieder auf den sei­nen.Vaterle!" Sie sah ihm, im Küssen innehaltend, strah­lend in die Augen.

Wo ist denn mein Wildsang gewesen? Wo ist er denn gewesen?"

Rcnkells Stimme klang weich und kosend. Er hatte sei­nen Liebling wieder. Das machte ihn für den Augenblick ganz erregt.

Annemarie macht plötzlich ein ganz zerknirschtes Aläul- chen.

Schau doch, Vaterle, die vielen Blumen! Nur die schönsten, die größten, habe ich gepflückt, drüben auf der Waldwiese. Und nun habe ich die Hälfte verloren. Ich wollte dir einen Kranz binden, aber Fräulein Gerhard hat mir gedroht, als sie mick sab sie hatte es mir nämlich

verböten da habe ich Angst gekriegt' und mich in Sicher­heit gebracht. Als ich dich dann rufen hörte, bin ich wie­der über den Fluß und habe dort hinten an dem Schlehdorn auf dich gewartet."

Er strich ihr zärtlich über die zerzausten Locken.

Willst du Mama begrüßen?" frug er und zeigte nach der Terrasse.

Nein! Bitte, nein! Mama zankt! Ich bin barfuß und mein Kleid hat einen Riß hier," sie zeigte ängstlich nach einer geschlitzten Stelle, knapp Uber den Knien.

Das macht nichts," tröstete er.

Aber Fräulein Gerhard!"

Ist nicht mehr da!" lachte er.

Ist nicht mehr da!" jubelte sie.

Sie frug nicht, wie das gekommen sei, sie strebte zu Bo­den und umtanzte ihn wie ein übermütiges Lamm.

Renkell schwor bei sich selbst: Vater und Mutter wollte er Annemarie sein! Kein Schatten einer Sorge sollte in ihre Kindheit fallen.

*

Nun lag auf Elisabeth von Merkens Bett doch ein wei­ches, duftiges Brautkleid aus weißer, knisternder Seide. Ein Prachtwerk war es geworden! Es mußte sich herrlich um die schlanken Glieder des zarten Mädchenkörpers schmiegen. Hanna stand davor und bewunderte es nach Gebühr.

So fein und so ein dezentes Machen," lobte sie und strebte wieder nach der Türe.

Bleib doch!" bat Elisabeth.Ich habe dir ja den Schleier noch nicht gezeigt und du mußt auch..."

Ich kann nicht! Ich kann wirklich nicht, kleine Liese. Ich habe eine Torte im Rohr und den Kaffeekuchen und die Hühner sind noch auszunehmen und der Kapaun zu rupfen! Der Friedrich ist ein Schaf und zu nichts zu brauchen."

Ich helfe dir, Hanna!"

Nein! Heiliger Gott! Du läßt mir ja heute doch alles verbrennen oder verwechselst Salz und Zucker. Ich schaffe M> schon. Wäre sauber, wenn ich das nicht mehr zuwege brächte! Laufe in den Park und sage dem Friedrich, er soll im Keller Nachsehen, ob nicht noch ein paar Flaschen Wein versteckt liegen alte ich habe seinerzeit ziemlich viele beiseite geräumt. Ganz hinten in der Ecke müssen sie liegen."

Za. Hanna!"

Elisabeth hörte deren Schritt über die Treppe hasten. Die junge Braut stand noch immer und sah nur. daß sie ein Gefühl der Angst nicht los wurde, so oft sie die knisternde Seide unter ihren Fingern fühlte.

Und der Traum von gestern nacht! Wie eigentümlich! Es war ein Traum, aber ihr war alles so klar, als sei es im Wachen gewesen: Zwei mächtige Tore hatte sie gesehen, nur einen schwachen Schritt waren sie von einander entfernt ge­legen. Das eine stand halbgeöffnet und ringsum von Glas­wänden umgeben, die eine durchsichtige Mauer bildeten. Sie sah dahinter Blumen, köstliche Früchte und knospende Sträu- cher, sah sich selbst über die weißen Wege tummeln und hörte ihr eigenes silbernes Lachen, sah sich neugierig unter die geöffnete Tür treten und nach dem anderen Tor hinüber spähen.

Mit einem Male klappte das erste zu, sie stand vor einer hohen Mauer, die jeden Einblick verwehrte. Zögernd legte sie die Hand auf die Eisenklinke des Tores, das ins Innere führte. Geräuschlos drehte es sich in den Angeln. Sie schritt hindurch.

Kaum hatte sie ihren Fuß über die Schwelle gesetzt, schlug es dröhnend ins Schloß.

Es war dunkle Nacht!

Sie schrie und rüttelte verzweifelt an den schweren Eisenbändern. Niemand gab ihr Antwort. Nur eine Hand griff unsichtbar aus der Nacht und faßte nach der ihren. Die Hand war kalt und feucht. Sie suchte die ihre los­zureißen. aber die andere hielt sie wie mit Eisenklammern fest.

Als sie erwachte, fühlte sie. wie ihr Haar ganz durch­näßt war. Sje konnte sich eines minutenlangen Grauens nicht erwehren. Hanna hatte freilich über den Traum ge­lacht und ihn nicht ernst genommen.

Als sie die Stimme des Alten heraufklingen hörte, fiel ihr deren Auftrag erst wieder ins Gedächtnis. Sie mußte ja mit Friedrich wegen des Weines sprechen.

Vergessen der Traum von dem dunklen Tor und der schwarzen Nacht dahinter, ausgelöscht das Grauen vor der feuchten Hand, die nach ihr gefaßt, vorbei das Bangen und die Angst vor dem Etwas, das jedes Weib empfindet, wen« es sich einem Mann zu eigen gibt, von dessen Existenz es vielleicht erst seit kurzen Wochen weiß.

(Fortsetzung folgt.)