Nr. 294
Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen
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Lings eine ganz bedeutende Zahl dieser Diebe auf frischer Tat ertappt und im Büro zur Feststellung des Tatbestandes und der Personalaufnahme oorgeführt werden. Unter den Diebssgesellen befand sich u. a. auch eine feingekleidete, vornehme Dame, die ein Paar feinster Schuhe in ihrer Einkaufstasche untergebracht hatte; in einer Art Schmuggler- iveste hatte sie verschiedene Paar Strümpfe, Schleier u. a. untergebracht, die sie ebenfalls durch Ladendiebstähl? erlangt hatte. Bei einem armen Familienvater, der vier Mundharmonikas im Gesamtwert von 1 RM. gestohlen hatte, wurde von einer Anzeige abgesehen.
öOJahrealt. Heute kann der Präsident des evangelischen Oberschulrats, Dr. Fr. Reinöhl, in Stuttgart seinen 60. Geburtstag feiern. Er ist in Vissingen u. T. geboren, war erst Volksschullehrer und brachte es dann durch eisernen Fleiß zum Studium an der Universität Tübingen, um es mit glänzenden Prüfungsergebnissen zu beenden. 1900 wurde er Semniaroberlehrer in Künzelsau; 1906 kam er in das Evang. Konsistorium Stuttgart. 1910 wurde er Regierungsrat im neuerrichteten Evang. Oberschulrat Stuttgart. Doch zog er 1912 die praktische Lehrtätigkeit am neuen Lehrerseminar Heilbronn vor, dessen Leitung bis 1918 in seinen Händen lag. 1919 erfolgte seine Beförderung zum Ministerialrat im Württ. Kultministerium. Seit 1920 steht Dr. Reinöhl als Präsident des Evang. Oberschulrats an der Spitze des Evangs Volksschulwesens von Württemberg, das ihm viel verdankt.
Innerlich verbrüht. Ein 2X Jahre altes Kind, das in seiner elterlichen Wohnung in einem Hause der äußeren Rotebühlstratze kochend heißen Kaffee trank, ist am gleichen Tage an den Folgen innerer Verbrühung in der Olgaheilanstalt gestorben.
Eßlingen, 15. Dez. (Neue Hütte auf dem Ker- u e n.) Die von der Ortsgruppe Stuttgart des Schwäbischen Albvereins auf dem Kernen neuerbaute Schutzhütte wurde eingeweiht und erhielt zu Ehren des 85jährigen Ehrenobmanns den Namen Anton Endreß-Hütte. Sie ist mit einem Kostenaufwand von 7000 RM. an den Turm angebaut.
Ludwigsburg, 15. Dez. (Todesfall.) Oberbürgermeister Dr. Schmid ist am Sonntag nachmittag nach schwerer Krankheit im Alter von 44 Jahren im Bezirkskrankenhaus gestorben. Fm Januar 1927 trat er an die Spitze der Stadtverwaltung; nachdem er zuvor Rechtsrat in Heilbronn gewesen war. Für die Interessen der Stadt Ludwigsburg hat er sich stets in besonderem Matze eingesetzt, so bei dem Plan, den Neubau der Technischen Hochschule nach Ludwigsburg zu verlegen, dann aber auch bei der Verlegung der Gesellschaft der Freunde nach Ludwigsburg. Er war auf kommu- aalpolitischem Gebiete gut beschlagen. Politisch zählte er zur Deutschen demokratischen Partei.,
Laupheim, 15. Dez. (Zum „Fall Lämmle") Im Zusammenhang mit der Filmangelegenheit „Im Westen nichts Neues" wird behauptet, der Hersteller des Films, Karl Lämmle-Neuyork» sei Ehrenbürger der Stadt Laupheim. Das „Ulmer Tagblatt" schreibt, daß dies nicht den Tatsachen entspricht; Lämmle ist nicht Ehrenbürger der Stadt Laupheim. Hersteller des Filmes „Im Westen nichts Neues" ist unseres Wissens Lämmle junior, der Sohn von Karl Lämmle; Ehrenbürger der Stadt Laupheim aber soll Lämmle senior, der Vater sein, der andere deutschfeindliche Filme hergestellt und vertrieben hat.
Großheppach OA. Waiblingen, 15. Dez. (Rathaus- «inbre cher.) In der Nacht auf Samstag versuchten Diebe in das Rathaus in Kleinheppach einzudringen, was ihnen aber nicht gelang. Daraufhin begaben sie sich nach Großheppach, wo sie mehr Erfolg hatten. Sie erbrachen im dortigen Rathaus den Kassenschrank und eigneten sich einige hundert Mark an.
Walheilm OA. Besigheim, 15. Dez. (Vom Schnellzug getötet.) In einem Anfall von Schwermut hat fich gestern eine 30jährige Frau, von hier gebürtig und in Leonberg wohnhaft, vor den Schnellzug geworfen Sie wurde auf die Seite geschleudert. Mit eingeschlazenem Schädel blieb die Frau tot liegen.
Bo« der bayrischen Grenze» 15. Dez. (Dieunbekann- ten Bananen.) Ein altes Mütterchen in Jettingen hatte von ihrer in der Stadt lebenden Tochter ein Paket mit zehn bis zwölf Bananen am Stengel erhalten. Da di« Sendung auf Allerheilgen eintraf, glaubte die gute Alt«, die die Frucht nicht kannte, es handle sich um einen seltenen Erabschmuck, weshalb sie die Bananen auf das Grab legte. Später auf den Irrtum aufmerksam gemacht, gab sie treuherzig zu, daß ihr „die Dekoration noch nie recht gefallen habe".
Tagung des UM. Kriegerbundrö
Stuttgart, 15. Der. Am letzten Samstag fand im Gasthoi LLarlottenbot in Stuttgart die Herbststtzung des Gesamtpräst- diums des Württ. Kriegerbundes statt, zu der sich Vertreter aus dem ganzen Lande zahlreich eingefunden batten. Der Bun- despräsident, Generalleutnant a. D. Dr. v. Maur, fable die umfangreiche Tätigkeit des Präsidiums seit der letzten Tagung kurz zusammen und gab einen Aeberblick über die groben Aufgaben des Bundes auf vaterländischem, sozialem und kameradschaftliche» Gebiet. Der Leiter der Sportabteilung, Generalmajor a. D. Frbr. v. Matter, erstattete Bericht über den im Bund seit drei Jahren aufgenommenen Kleinkaliberschiebsport, der gewaltige Fortschritte gemacht hat. Au dem heurigen 2. Landesschie- ben haben 53 Oberamtsbezirke teilgenommen. Den 1. Gruppen- vreis erhielt die Schützenabteilung der Vereinigung ehemaliger Olgagrenadiere in Stuttgart. Major a. D. Bürger referierte über die Krieger-Erholungsheime in Herrenalb und Bad Rie- dernau i« heurigen Sommer, die so zahlreich besucht waren, daß eine Anzahl Gäste außerhalb der Seime unteroebracht werde« «übten. I« Ganze« Kaden S3S Kameraden für längere Zeit
Aufnahme gefunden. Der vom Bundesschatzmeister, Verwaltungsdirektor Fortunat, vorgetragene Voranschlag für das Jahr 1931 wurde einstimmig gutgebeiben. Besonders bemerkenswert ist, dab für Unterstützungs- und Woblfahrtszwecke im nächsten Jahr 111 OVO Mark vorgesehen find, eine Summe, die die Beiträge der Kriegervereine an den Bund um 6000 Mark übersteigt. Die Kriegsbeschädigten- und Kriegshinterbliebenenfürsorge des Bundes har trotz der einschränkenden Bestimmungen der Notverordnung einen ungeheuren Umfang angenommen. Dies dürfte wohl auf das grobe Vertrauen rurückzuiühren sein, das sie bei den rund 25 MV dem Bund angehörenden Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterbliebenen geniebt. Der Bundessürsorgeanwalt, Oberinspektor Bulka, machte im Anschluß an seinen Tätigkeitsbericht sehr interessante Ausführungen über die Stellung des Verbands der Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterbliebenen im Deutschen Reichskriegerbund „Kysfbäuser" gegen die Notverordnung. Der Berichterstatter für den Deutschen Reichskriegerbund „Kyffhäuser", Major a. D. Bürger berichtete über die im September L. I. stattgehabte Vertreterversammlung des Kyff- häuserbundes. Am Schluß der anregenden Tagung dankte der Bundespräsident allen Teilnehmern für ihre Mitarbeit an den groben Ausgaben des Bundes und beendete seine Ansprache mit dem Wunsche, daß der Württ. Kriegerbund auch im neuen Jahre wachsen und blühen möge.
Der Brandschadm in Hohenheim
Hohenheim, 15. Dez. Die Frage des Brandschadens, den das Schloß erlitten hat. ist nunmehr geklärt. Der Gebäudeschaden an dem abgebrannten Flügel beträgt rund 17Ü MV RM. und ist von der staatlichen Gebäudeversicherung zu tragen. Darin ist aber nicht der Wett der zerstörten Einrichtungen des Technologischen Instituts, der Schulen usw. einbegriffen. Der gesamte Bauschaden, soweit er staatlichen Besitzt betrifft, beträgt rund 5M MS NM. Zu den Schäden, die der Staat zu tragen hat, kommen dann noch, wie das „Stuttgarter Neue Tagblatt" berichtet, die Verluste, die die Inhaber der ausgebrannten»Dienst° Wohnungen und die Wirtschaft Grill betroffen haben. Die größeren Dienstwohnungen waren ausreichend versichert, und ihre Inhaber erhielten bis zu 40 MV RM. Entschädigung. Dagegen waren andere unzureichend, ein Angestellter überhaupt nicht versichert. Die Witwe Grill hat bei der Versicherung sehr schlecht abgeschnitten. Der Wiederaufbau des abgebrannten Schloßflügels ist natürlich nicht für 170 MV RM. und mit der inneren Einrichtung nicht für 5M VM RM. zu bewerkstelligen. Deshalb , wird der Landtag die erforderlichen Mittel bewilligen müssen. ! Die Arbeiten an den Plänen für den Neubau sind noch nicht abgeschlossen. Vorläufig schweben noch die Verhandlungen mit dem Landesamt für Denkmalspflege, weil das Schloß unter staatlichem Denkmalsschutz steht.
Aus Bade»
Pforzheim, 14. Dezember. Im Lachenwäldle fand zwischen einem Jadaufseher und einem verheirateten 44 Jahre ! alten Gürtler aus Brötzingen, in dem der Jagdaufseher einen Wilderer vermutete, ein Zusammenstoß statt, wobei der Gürtler der Aufforderung des Jagdaufsehers, stehen zu bleiben, nicht nachkam. Der Jagdaufseher gab einen Schrotschuß ab und traf seinen Gegner in den rechten Oberschenkel. Der Verletzte mußte ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Ettlingen, 14. Dezember. (Große Kundgebung gegen die Stillegung der Albtalbahn.) In Ettlingen fand am Sonntag im überfüllten Saal der „Sonne" eine Protestkundgebung gegen die drohende Stillegung der Albtalbahn und insbesondere der Strecke Busenbach—Brötzingen statt, zu der sich Vertreter aller beteiligten Gemeinden, der Wirtschaft und Industrie, mehrere Landtagsabgeordnete des Pforzheimer Bezirks, sowie Vertreter der Arbeiterschaft eingefunden hatten. Nach kurzen einleitenden Begrützungsworten von Bürgermeister Bischofs-Dietlingen ergriff Viktor Keller-Pforzheim das Wort zu einem längeren erschöpfenden Vortrag über die derzeitigen Verkehrsverhältnisse uno die unabsehbaren Folgen im Falle einer Stillegung der Bahn. Der Redner schilderte kurz die Hauptursachen der schlechten Bctriebssrgebnisse, die teils in der ungünstigen Wirtschaftslage überhaupt, teils in einer verfehlten Tarifpolitik zu suchen seien. Den besten Ausweg sieht der Redner darin, wenn der badische Staat die Bleag übernehmen und die Albtalbahn als Kleinbahn weiterbetreiben würde.
Kollnau, 13. Dez. Der Landwirt August Kienzle verunglückte beim Langholzfahren im Walde bei Eutach dadurch, daß ihm die Deichsel des schweren Wagens gegen den Körper schlug. Er erlitt schwere Verletzungen.
Freiftett bei Kehl, 13. Dezember. Nach Weihnachten werden hier sämtliche Tabakindustriebetriebe schließen. Dadurch werden über 300 Arbeiter arbeitslos.
Kleine Nachrichten aus aller Welt
Schneestürme in Polen. In Ostpolen sind durch heftige Schneestürme große Verkehrsstörungen eingetreten. Schon in der Nähe von Warschau erreichten einzelne Schneefälle, die die Eisenbahnlinien und Lhaussen verbarrikadierten, die Höhe von drei Metern. Weiter nach Osten und Südosten zu blieb eine ganze Reihe von Zügen viele Stunden lang im Schnee stecken.
Für 12Ü OVO RM. Juwelen gestohlen. Ein in Berlin woh nender Kaufmann wurde von seiner Hausangestellten Ruth Zobel um Vrillanren und eine Perlenkette im Werte von 120 000 RM. und um verschiedene kostbare Pelze erleichtert. Die erst 18 Jahre alte Diebin, die ein reichlich mondänes Leben führte, ist flüchtig.
Drei junge Leute in Snig-Sing hiugerichtet. Drei wegen der Ermordung eines Drogisten auf Long Island zum Tode verurteilte junge Leute, von denen der jüngste 19 und der älteste 22 Jahre alt waren, wurden im Sing-Sing-Gefäng- nis dprch den elektrischen Stuhl hingerichtet.
Tod eines österreichischen Nobelpreisträgers. Der Grazer llniversttätsprofessor Fritz Pregel, Nobelpreisträger für medizinische Chemie im Jahre 1923, ist in Wien gestorben.
Die beiden Missionare frei. Die Basler Missionsagentur teilt mit, daß soeben ein Telegramm aus Hongkong eingetroffen sei, wonach di« beiden Basler Missionare Walter und Fischle, di« I X Jahre lang in der Gefangenschaft chine- scher Räuber «rare«, wieder frei geworden sind.
Handel und Verkehr
Wirtschaft
Großhandelsiuder. Die auf den Stichtag des 1ü. Dezember be- k rechnete Erobbandelsindexziffer ist mit 118,3 gegenüber Ser Vor- ' woche 118,6) um 0,3 vom Hundert zurückgegangen.
Neue Eostn-Roggen-Preiserhöhung. Der Preis für Eosin-Rog- gen, der erst vor einigen Tagen von 17V auf 175 Mark je Tonn« erhöht worden ist, bat mir Wirkung vom 13. Dezember ein« weitere Erhöhung aui 18V Mark je Tonne erfahren. Die^Ab- nabme der zu diesem Preise gekauften Mengen hat, wie WTB- s Handelsdienft erfährt, bis 2ü. Januar 1931 zu erfolgen.
«eteetve
Berliner Produktenbörse vom 15. Dez. Weizen märk. 243 bis 245 Roggen märk. 154.50—156. Gerste 202—219, Futergerste 190 bis' 194, Safer märk. 149—145, Weizenmehl 29—36.75, Roggenmehl 23.56—26.75. Weizenkleie 10—10.25, Roggenkleie 9—9.55V, Viktoriaerbsen 24—31, kleine Speiseerbsen 23—25. Futtererbsen rg—?i
Stuttgarter Landesproduttenbörfe vom 15. Der. Ausl. Weizen 34.50—35.5« (35—36). Weizen (25.50—26.5V), Gerste (2V bis 23.50), Roggen (12-18), Safer (14—15.50), Weizenmebl (43 bis 43.50), Brotmehl (31—31.50), Klsie (9 50—10), Wiesenheu (5—6). Kleeheu (6—6.50), Stroh (3—3.50) Mark.
Fruchtpreise. Balingen: Weizen 13. Haber 8.30 M. — Giengen: Gerste 9.1V—9 3V, Haber 6.1V—6.40, Weizen 12.50 M. — Nagold: Weizen 13.20-14, Roggen 11. Gerste 10 bis 10.50, Haber 6.80—7.5V M. — Tübingen: Weizen 13—14.50, Dinkel 8.8V—9. Roggen 10, Gerste 10.50—11.50. Haber 7—8 M.
— Urach: Weizen 11.50—14. Dinkel 9.60—10 20. Roggen 8 50 bis 1V. Gerste 9.50—10.60. Kernen 9.60. Haber 6.90—8.20 Mark.
Biehpreise. Laichingen: Kühe 38V—500, Kalbinnen 450 bis 600, Jungvieh 150—300 M. — Nagold: Ochsen 575, Kühe 430—720, Rinder und trächtige Kalbinnen 300—630, Schmaloieh 177—292 M. — Rosenfeld: Kühe 229—309, Kalbinnen 450—700, Stiere 280—380. Jungvieh 140—360 M.
— Svaichingen: Rinder 180-420. Kübe 240—420. trächtige Kalbinnen 530—680 M. — Urach: Kühe 260—670. Kal- beln 360—650, Jungvieh 98—380 Mark.
Schweinevreife. Balingen: Milchschweine 16—24 M. — Crailsheim: Läufer 51—65 Milchschweine 20—27 M. — Eiengen a. Br.: Milchschweir 19—29. Läufer 33—56 M. — Hall: Milchschweine 18—30. Läufer 30—40 M. — Heilbronn: Milchschweine 18—28 Läufer 60 M. — KLnzelsau: Milchschweine 19—30 M. — Nagold: Milchschweine 16—20, Läufer 21—42 M. — Nürlingen: Milchschweine 17—28, Läufer 48—70 M. — O e h r i >'. g e n : Milchschweine 19—28 M.
— Rottweil: Milchschweine 14—23 M. — Ulm: Ferkel 20—28 M. — Urach: Milchschweine 17—35 M. — Vaihingen a. E.: Milchschweine 17—27 M.
Letzte Nachrichten
Um Poincares Gesundheitszustand — Sein Arzt lehnt Erklärungen ab
Paris, 15. Dezember. Poincare wurde heute abend von feinem Hausarzt Dreiviertelstunden lang untersucht. Der Arzt weigerte sich, beim Verlassen der Wohnung Poincaräs irgend welche Erklärungen abzugeben. Er gab nur folgenden kurzen Krankheitsbericht aus. Der Zustand Poincares ! ist unverändert.
Um 20.45 Uhr ist der Hausarzt Poincares wiederum ! zum Kranken gerufen worden. Der Arzt erklärte den Jour- ' naliften: „Warten Sie auf keine Erklärung meinerseits, ^ ich werde das Haus Poincares nicht verkästen."
! Die Tatsache, daß der Hausarzt Poincares, Dr. Boidin, ! kurz nach der am späten Nachmittag erfolgten Untersuchung ^ wieder ans Bett Poincarss zurückgerufen wurde, und die Aeußerung, daß er die Nacht bei ihm verbringen wolle. I laste, so heißt es in bei Havasmeldung weiter, befürchten,
^ daß der Zustand ernster geworden sei.
! Dr. Curtius über seine Ostpreußenfahrt
! Berlin, 15. Dezember. Der Reichsaußenminister Dr. ! Curtius hat heute abend Berlin verlassen, um der Provinz Ostpreußen einen Besuch abzustatten. Er sprach kurz vor ^ seiner Abreise dem Leiter der Berliner Redaktion der „Kö- ! nigsberger Allgemeinen Zeitung" seine Freude darüber ! aus, den schon für die zweite Novemberhälfte geplanten Be- ! such in Ostpreußen nun, wenn auch mit geringer Verspätung, ausführen zu können, und gab ihm gleichsam als Be- ! grüßungsbotschast für Ostpreußen folgende Aeußerung über i seine Ostpreußenfahrt: „Seit ich mich im Dienste der Außen- ! Politik mit den Ostfragen beschäftige, bewegt mich die Sorge ! um Ostpreußen. Schon lange habe ich den Wunsch, den Be- ! such zu wiederholen, den ich vor zwei Jahren als Reichswirtschaftsminister gemacht habe, und damit die enge Verbundenheit des Reiches mit Ostpreußen und seinen Pro- ! blemen erneut zu betonen. Ich freue mich daher, jetzt in i Königsberg mit den Vertretern der Provinz wiederum i Fühlung nehmen zu können. Möge meine Reise ein Zeichen ! dafür sein, daß das Reich auch mit seiner Außenpolitik Ost- , preußen in seiner Not nicht verkästen wird." f Zug in eine Menschengruppe — Bier Personen tot j acht schwer verletzt
> Wien, 15. Dezember. Wie aus Agram gemeldet wird, i fuhr gestern nachmittag ein Personenzug in eine Gruppe t von vierzig Personen, die auf dem Gleis des Hauptbahn- j Hofs standen, in voller Fahrt hinein. Drei Personen wur- ^ den auf der Stelle getötet, acht weitere Menschen schwer verstümmelt, so daß ein viertes Todesopfer noch am Abend zu
> beklagen war. Insgesamt wurden dreißig Personen ins ! Spital übergesührt. Darunter der Heizer des Zuges, der f einen Tobsuchtsanfall erlitt.
Handelskrieg zwischen Ungarn und der Tschechoslowakei
Budapest, 15. Dez. Der Handelsminister hat sämtliche Zollämter benachrichtigt, daß der ungarisch-tschechoslowa- ' kische Handelsvertrag um Mitternacht auf den 16. Dezember seine Geltung verloren hat und die aus der Tschechoslowakei stammenden Waren nach ungarischen autonomen Zollsätzen zer verzollen sind.
Mutmaßliches Wetter für Mittwoch
Unter dem Einfluß der nordwestlichen Depression ist für Mittwoch immer noch vielfach bedecktes und naßkaltes Weiter zu erwarten.
Druck und Verlag der W. Riekerschen Buchdruckerei, Altensteia.
Für die Schttstlettnng verantwortlich: Ludwig L»»«,