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Präsidiums für zwei Sitzungen ausgeschlossen. Er weigerte sich, den Saal zu verlassen und mutzte mit Gewalt entfernt werden.
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Schwere kommunistische Ausschreitungen in der Hamburger Innenstadt. Ein Polizeibeamter durch Messerstiche getötet.
Hamburg, 3. Dezember. Etwa 230 Kommunisten, teilweise in roter Marineuniform, zogen heute abend durch den Alten Steinweg, wo ihnen mehrere Ordnungspolizisten entgegentraten, die mit Johlen und Beschimpfungen empfangen, zu Boden gerissen, geschlagen und getreten wurden. Inzwischen herbeigerufene Polizeiverstärkung muhte von den Gummiknüppeln Gebrauch machen. In der Nähe des Eroßmarktes wurde mit Messern auf die Beamten eingestochen, wobei ein Polizeihauptmann einen Messerstich in den Leib und in den Zeigefinger, ein Revierkommissar Messerstiche in den Rücken und erhebliche Eesichtsverletzun- gen erhielt, während ein Polizeiwachtmeister durch Messerstiche in die Halsschlagader getötet wurde. Die Kommunisten flüchteten schließlich und entkamen bis auf zwei im Schutze der Dunkelheit.
SMche Antwort an den Völkerbund
Maßnahmen des Völkerbundsrats gegen de« polnischen Terror
Berlin, 3 Dez. Die deursche Note wegen der polnischen Terrorakte gegen Angehörige der deutschen Minderheit bei den Wahle» in Polen besteht aus einem Begleitschreiben an den Generalsekretär des Völkerbunde, Sir Eric Drummond, und einer eingehenden Darstellung der vorgekommenen Gewalttaten. Die deutsche Regierung bittet den Generalsekretär, veranlassen zu wollen, daß die Angelegenheit auf die Tagesordnung der nächsten Tagung des Völkerbundsrates gesetzt werde.
Die dokumentarische Darstellung der Gewalttaten gliedert sich in drei Teile, deren erster die Beeinträchtigung des Wahlrechts der Minderheit behandelt, während der zweite Teil die Terrorakte gegen die deutsche Minderheit schildert und der dritte Teil eine Zusammenfassung und Schlußfolgerung aus dem Vorhergehenden enthält.
Im ersten Teil wird eingangs darauf hingewiesen, daß für viele Tausende Angehörige der deutschen Minderheit di- Ausübung des Wahlrechts dadurch unmöglich gemacht worden sei. -atz systematisch gegen ihre Aufnahme in die Wählerlisten Einspruch erhoben wurde mit der Begründung, sie besäßen nicht die Polnische Staatsangehörigkeit. Allein im Wahlkreis Kattowitz »nd Königshütte seien auf diese Weise etwa 30 999 Einsprüche «Hobe» worden, die auf einem vorgedruckten Formular erfolgt seien, woraus sich das planmäßige einheitliche Vorgehen srgeb». Der ganze Vorgang werde durch die Tatsache charakerisiert, dgtz -er Verlust des Wahlrechts Massen deutscher Wähler traf, an deren polnischer Staatsangehörigkeit bisher niemals ein Zweifel bestanden habe und die in den vergangenen acht Jahren bei allen Wahlen unbeanstandet mitgestimmt hätten. Zum Teil hätten -ie Betroffenen sogar öffenliche Aemter bekleidet.
Bei der Ausübung der Wahl selbst hätten die Deutschen Schutz vermißt, den die gesetzlichen Bestimmungen für die freie Betätigung des Wahlrechts vorschrieben. Vom Verband schlesischer Aufständischer fei Propaganda für offene Abgabe des Stimmzettels gemacht worden, wodurch das Wahlgeheimnis verletzt worden sei.
Im zweiten Teil über die Terrorakte heißt se: „Seit dem Beginn des polnischen Wahlkampfes hat die deutsche Bevölkerung im polnischen Oberschlesien unter dem schlimmsten Terror gestanden. In vielen Ortschaften haben Mitglieder des „Schlesischen Aufständischenverbandes", einer militärisch organisierten, von den Behörden protegierten Vereinigung, die noch aus der Zeit des polnischen Aufstandes im Abstimmungsjahr 1921 stammt, ein wahres Eewaltregiment ausgeübt. Mit Waffen aller Art ausgerüstet, durchstreiften sie jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit in Uniform d:e Straßen, ergingen sich in Bedrohungen der Minderheit und fahndeten in Gaststätten und Wohnungen solchen. Tausende von Drohbriefen wurden an Minderheitsangehörige versandt, oie den Stempel des Aufständischenverbandes trugen. In diesen Briefen wurde angedroht, daß die Empfänger, wenn
Und Mer Mi dar LeLev
Roman von Fr. Leh « e
(48. Fortsetzung.)
»Die Betätigung und Arbeit hättest du drüben genug haben können —" Frau Karola machte eine Bewegung, die nach Arnsbach hin deutete.
Hildegards Gesicht versteinerte sich förmlich. Sie richtete sich ganz gerade in ihrem Stuhle auf und ms weiter.
Da trat Frau Karola zu ihr. Und ihr leicht die Hand auf die Schulter legend, sagte sie weich: „Liebste Hildegard, mache doch nicht solch trauriges Gesicht,! Warum sprichst du dich nicht aus, was -u mit Ulrich gehabt! Papa ist sehr, sehr unglücklich darüber, ebenso Arnsbachs, weil du den Grund verheimlichst — du bist doch sonst nicht launenhaft. Allo müßigen möglichen und unmöglichen Kombinationen würdest du damit zerstreuen."
„Es ist ja nicht mein Kopf, den die Leute sich zerbrechen: darum ist es mir gleichgültig!"
Hildegard stand auf und kla^tte mit einer energischen Bewegung das Buch zu. „Bitte, meinen Wunsch zu achten und jene Angelegenheit, die allein die Ulrichs und die meinige ist, ruhen zu lassen! Die freundschaftlichen Beziehungen unserer Familien werden dadurch nicht getrübt, und das ist die Hauptsache! Der Einfachheit halber verschwinde ich darum für eine zettlang von der Bildsläche!"
Unglaublich hochmütig sagte sie das. Karola biß sich auf die Lippen: Hildegard war doch zuweilen oder vielmehr fast immer unausstehlich! ,
Der Kommerzienrat kam: er entschuldigte sich wegen seiner Verspätung: wichtige geschäftliche Dinge hatten ihn länger als gedacht aufgehalten. Hildegard hatte ein lebhaftes Interesse und unterhielt sich mit dem Vater darüber. Karola langweilte sich: das Geschäft an sich war ihr tödlich gleichgültig — wenn nur immer recht viel Geld zum Ausgeben verdient wurde: «m das andere kümmerte sie sich nicht.
Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen"
Nr. 284
sie nicht offen für die polnische Liste stimmten, „ihr Bündel schnüren oder aber ihr Testament machen sollten". Bei dieser Einschüchterung und Bedrohung ist es jedoch nicht geblieben Vielmehr sind in einer großen Zahl von Fällen Tätlichkeiten und Mißhandlungen aller Art bis zu den schwersten Gewalttätigkeiten vorgekommen
Es folgt nun die Darstellung einiger der schwersten Fälle, die zum größten Teil aus den Schilderungen der Presse bekannt find
Weiter wird in der Note nachgewiesen, daß es sich um eine bewußte und planmäßige Aktion gegen die deutsche Minderheit handelte, die von den polnischen Behörden zum mindesten wohlwollend geduldet worden seien. Im Mittelpunkt des Kampfes gegen die Minderheit stehe der schlesische Aufftiindischenverband. Ehrenvorsitzender d'eses Verbandes sei der Wojwode von Schlesien. Viele bohe Beamte des Staats und der Kommuniloer- waltungen zählten zu seinen führenden Mitgliedern. Der Verband sei seit Jahren die treibende Kraft aller Ausschreitungen gegen die deutsche Minderheit und der Organisator eines systematischen Feldzuges gegen das Deutschtum.
Im dritten Teil der Note wird zusammenfassend sestgestellt: Große Teile der deutschen Minderheit sind durch willkürliche Maßnahmen der Behörden von der Ausübung des Wahlrechts ausgeschlossen worden Soweit die Minderheit von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen konnte, wurde die geheime Stimmabgabe unmöglich gemacht. Der Terror, unter dem die deutsche Minderheit leidet, geht im wesentlichen vom Aufständischenverbano aus, der die Aktion gegen das Deutschtum zielbewusst vorbereitet und durchgeführt hat. Der Verband arbeitet im einzelnen mtt den Behörden. Der höchste Beamte von Polnisch-Oberschlssien ist Vorsitzender, viele hohe Beamte sind führende Mitglieder. Die Polizei vernachlässigte durchwegs ihre Pflicht, indem sie gegen die Gewalttätigkeiten, denen die Minderheit ausgesetzt ist, entweder überhaupt nicht oder doch nur in völlig unzureichendem Matze eingreift.
Die deutsche Regierung erwartet, daß der Bölkerbundsrat diejenige» Maßnahmen ergreift, die notwendig find, um de« Zustand der Rechtslosigkeit und Bedrückung abznhelfen, unter dem die deutsche Minderheit in Oberschlefien zu leiden hat.
Die Abrüstuilgskomödie
Ablehnung des deutschen Vorschlags auf Einberufung der Allgemeinen Abrüstungskonferenz Genf, 2. Dez. Der vorbereitende Abrüstungsausschuß hat zu dem Vorschlag des Grafen Bernstorff. dem Völkerbundsrat als Datum für die Allgemeine Abrüstungskonferenz den November 1931 zu empfehlen, Stellung genommen. Erak Bernstorff erwiderte mehreren Gegnern, die lediglich die Zusicherung einer „möglichst baldigen" Einberufung der Konferenz zu machen bereit waren, mit dieser Formel würde die öffentliche Meinung sich nicht zufrieden geben, denn damit sei sie schon zu ort vertröstet worden Im übrigen habe ja der Völkerbundsrat selbst schon im Jahre 1926 den Ausschuß aufgeiorden, ihm Vorschläge über das Datum der Konferenz zu machen. Im Verlaus der Aussprache kam es wieder zu einem Zusammenstoß zwischen Graf Bernstorff und Lord Cecil, der, wie kürzlich, heute wieder den deutschen Delegierten verjönlich ansrifs. Lord Lecil meinte in ziemlich gereiztem Ton. es sei nicht das erste Mal. daß Grat Bernstorff sich als Anwalt der öffentlichen Meinung aufsviele. Der Ausschuß lehnte darauf gegen die Stimmen Deutschlands, Italiens, Rußlands und Bulgariens den deutschen Vorschlag ab und nahm einen Antrag Lord Cecils an, der Völkerbundsrat möge auf seiner Januartagung das Datum der Konferenz festsetzen.
Berlmslung vm Z50 RattonalsoziaW»
Breslau, 3. Dez. Der Polizeipräsident hatte aus Anlaß der Wafsensunde und der Verhaftung von Nationalsozialisten in Jäschkowitz zu einer Pressebesprechung eingeladen, in der Erklärungen über das Vorgehen der Polizei abgegeben wurden. Darnach hatte die Polizei davon Kenntnis erhalten, daß Breslauer Nationalsozialisten im Oderwald eine FeldiibuiiL.abhalten woll
ten. Die llebung, zu der sich etwa 200 S.A.-Angehörige aus Breslau einzeln begaben, um sich später außerhalb der Stadt zu Trupp zusammenzuschließen, wurde von Polizeibeamten beobachtet. Es wurde mehrmals geschossen, auch stiegen Leuchtraketea auf. Zwischen 12 und 1 Uhr nachts traf dieser Trupp im Park in Jäschkowitz ein, wo er von anderen S.A.-Leuten empfangen wurde. In den Sälen des Schlosses war für insgesamt 450 Personen Unterkunftsmöglichkeit vorbereitet. Festgenommen wurden von der Polizei 380 Nationalsozialisten. Unter den beschlagnahmten Waffen waren einige Karabiner, Brownings und Trommelrevolver, Leuchtpistolen. Bei der Festnahme wurden von den Polizeibeamten einige Schreckschüsse abgegeben, weil mehrere Nationalsozialisten durch die Fenster des Schlosses zu flüchten versuchten
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Hitler tadelt das Ziischkowitzer Unternehmen
Berlin, 4. Dezember. Zu den Waffenfunden in Jäschko- witz und der Verhaftung von 350 Nationalsozialisten berichtet die „D. A. Z.", daß die Nationalsozialistische Partei von der Veranstaltung mit aller Entschiedenheit abrücke. Adolf Hitler habe aus Berlin folgendes Tegramm gesandt: Der seit langem bestehende Beschluß der politischen Leitung der Partei, jeden rücksichtslos aus der Partei zu entfernen, der illegale Mittel im politischen Kampf anwendet, wird auch in diesem Falle zur Anwendung gebracht werden.
Wie die politische Leitung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei in Berlin zu den Vorgängen in Jäschkowitz mitteilt, seien seit dem Verbot der Ortsgruppe Breslau auch alle Sturmabteilungen aufgelöst worden, so daß es sich hier also nicht um eine Sturmabteilung handeln könne. Bei den Festgenommenen soll es sich vielmehr um Mitglieder verschiedener nationaler Verbände handeln. Auch eine Anzahl früherer nationalsozialistischer S.A.-Leute solle sich unter den Festgenommenen befinden, jedoch niemand, der vor der Auflösung der Ortsgruppe Breslau der N.S.D.A.P. in führender Stellung gestanden habe.
General Kalm in Rußland
Berlin, 2. Dez. Ein englisches Blatt verbreitet eine Meldung aus Riga, wonach ver französische Botschafter in Moskau bei der russischen Regierung wegen ver angeblichen Ausbildungstätigkeit deutscher Offiziere in Rußland interveniert und vagegen pro- testtert habe, vaß ver deutsche General Halm in Moskau vas Amt eines Militäratlachees ausübe. Demgegenüber wirv vom Reichswehrministerium sestgestellt, daß die veutsche Regierung weder in Moskau noch sonstwo Militäratlachees unterhalte. General Halm, der Reichswehrinkanterieführer des Wehrkreises S in Stuttgart, habe sich allerdings in den letzten Monate» anläßlich einer Studienreise in Rußland aufgehalten. Die Behauvtung. daß sich General Halm vabei mit ver Ausbildung der russischen Armee befaßt habe, sei jedoch eine böswillige Erfindung.
Neues vom Tage
Eckener Sei der Untersuchung SLer die Katastrophe des „R. INI" London, 3. Dez. Die amtliche Untersuchung über die Kata- strophe des Luftschiffes ,,R. 101" wurde heute in Anwesenheit Dr. Eckeners wieder ausgenommen. Vor Eröffnung der Sitzung hatte Dr. Eckener mit dem Vorsitzenden des Untersuchungsaus, schusses, Sir John Simon, und den Beisitzern eine halbstündige Unterredung. Sir John Simon und Dr. Eckener betraten sodann Arm in Arm den Sitzungssaal. Der Vorsitzende wies dem deutschen Gast einen Platz neben sich an und betonte in der Aus- spräche, mit der er die Verhandlung einleitete, die Vorteile, die dem Ausschuß durch die Unterstützung Dr. Eckeners erwüchsen. Dr. Eckener habe das ganze vorliegende Material durchgesehen und sei bereit, alles zu tun, um alle möglichen Erklärungen für die Ursache der Katastrophe zu analysieren.
„Uebrigens noch etwas!" bemerkte da der Kommerzienrat. „Heute vormittag hat mir der Chattseur gekündigt! Es war mir für den ersten Augenblick ganz unangenehm und überraschend! Ich Habs ihn gern in meinem Hause gehabt!"
Hildegards Augen ruhten fest auf Karolas Gesicht, das sich leicht verfärbt hatte. Die Blicke der beiden Damen kreuzten sich. In Karola tauchte mit einem Male der Gedanke auf — die Jchnlö daran trägt Hildegard! Auf jeden Fall mußte ihr Brockstedt Aufklärung geben! Sofort hatte sie sich van ihrer Ueber- raschung erholt: für umsonst war sie nicht die gute Schauspielerin!
„Das ist in der Tat überraschend!" warf sie in lässigem Plauderton hin. „Warum? Zahlte man ihm nicht genug Gehalt? Man könnte ihn schließlich ja aufbessern!"
„Die Geldfrage spielt bei ihm in diesem Talle keine Rolle! Er hat die Absicht, zu 'tudttron: er will nicht zeitlebens Chauffeur bleiben! Ich erkenne seine Gründe an! Ter Mann gehört an einen anderen Platz — ich schätze ihn sehr!"
Karola schälte zum Nachtisch eine "östliche Birne und legte sie dem Gatten, der zärtlichen Auges den anmutigen Bewegungen ihrer weißen, gepflegten Hände gefolgt war, auf den Teller. Dankbar küßte er diese wmße, gepflegte Hand. Er fing einen Blick von Hildegard aus. Glaubte er wie Eifersucht darin zu lesen? Er reichte der Tochter die andere Hand. „Ihr meine beiden liebsten Menschen! Für Euch und um Euch lohnt sich mein Leben doch noch —"
„Guter, lieber Papa!" Kosend legte Hildegard ihre Wange an seine Hand.
Man merkte Karola nichts an von dem, was fieberhaft in ihr arbeitete — warum wollte Brockstedt fort? Sie machte es möglich, ihn noch gegen Abend zu sprechen — sie wollte am nächsten Tage wieder nach der Stadt fahren und bei seiner Schwester eine Vitrirwnpnppo bestellen — erklärliche Gründe, den Chauffeur kommen zu lassen.
Der Kommerzienrat war in seinem Kontor: Hildegard war auch nicht La: also lief sie nicht Gefahr, gestört zu werden. Aber zur größeren Vorsicht em- vfina sie ibn nicht in ihrem Zimmer, sondern in der
Veranda, die an das Eßzimmen: stieß und von der aus man gleich in den Park gehen konnte.
In verbindlicher Haltung stand er vor ihr. Nachdem sie ihre Wünsche geäußert, änderte sie plötzlich den Ton und fragte in ihrer bestrickenden Art, indem sie die blauen, leicht untermalten Augen vorwurfsvoll zu ihm aufschlug: „Sie wollen fort, Brockstedt? Warum tun Sie mir das an?" !
„Ich muß, gnädige« Frau — allerlei Gründe —"
„Eben diese Gründe will ich wissen! GeMt es Ihnen nicht mehr bei uns?"
„Ich bin sehr gern im Dienste der Herrschaften gewesen: aber da mein Ehrgeiz doch höher gebt, um als Chauffeur mein Leben zu beschließen " unwillkürlich gebrauchte er Hildegards Worte« — „so habe ich die Absicht, mit beginnendem Wintersemester eine technische Hochschule zu besuchen."
Sie hatte sich aus ihrer graziös lässigen Stellung erhoben. Langsam schritt sie auf ihn zu. „Soll ich Ihnen das glauben, Brockstedt? Ich kann es nicht so recht —" «
„Ich habe keine Veranlassung, der gnädigen Frau die Unwahrheit zu sagen."
Scharf prüfend sah sie ihn an, während sie plötzlich fragte:
„Wissen Sie, daß die Verlobung meiner Stieftochter gelöst ist?"
„Ich habe davon sprechen hören!"
„Und kennen Sie nicht den Grund?"
Peinlich berührte ihn diese Frage. Wußte sie et. was? Ihn hatte es namenlos gequält, daß °eine Schwester, wenn auch ihr unbewußt, Hildegard Brauner um ihr Lebensglück gebracht.
Frau Karola sah ihm an, daß ihn innerlich etwas erregte: in jäh aufflammender Eifersucht deutete sie es auf ihre Weise.
„Wo werden Sie studieren?"
„Wahrscheinlich in Charlottenburg."
Da stieß sie einen höhnischen Laut aus.
und Hildegard wird nach Berlin gehen! Ei« merkwürdiger Zufall — höchst merkwürdig i« der
Tat.
Ich verstehe anäüiae Frau nickt!"
(Fortsetzung folgt.)