i!!" ' U!^
L2HWi
sG^WM
M>»kK,
<r»»A
<WWsK.'"
-E
S/-1Ü
LLLLE^
Nr. M. (Erster Blatt.) Amts- und Anzeigeblalt für den Oberarnisbezirk Lalw. 89. Jahrgang.
Erscheinungsweise: 6mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im Obcramts- bezirk Calw für die einspaltige Borgiszeile lO Psg.. außerhalb desselben ILPsg., Reklamen 25 Psg. Schluß sür Jnscratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon 9.
Samstag, den y. Mai
Bezugspreis: In der Stadl mit Trägerlohn Mk. 1.25 vierteljährlich. Postbezugspreis für den Orts- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Psg., in Bayern und Reich 42 Psg.
Die heutige Nummer umfaßt K Seiten.
Amtlich» Vskanntmaehnng««.
Sekamiimachuna»
bctresfend Nachschau der Triebwerke an der Nagold.
Die Beschwerden der an dem Unterlauf der Nagold liegenden Werksbesitzer über das außerordentlich starke Schwanken in der Wasserführung der Nagold und über die dadurch verursachten Schädigungen haben das Oberamt veranlaßt, im Benehmen mit der K. Straßenbau- Inspektion durch die Organe derselben die Einhaltung der Konzessionsvorschriften für die einzelnen Wasserwerke und der Bestimmungen des Wasser- und Fischereigesetzes unvermutet nachprüfen zu lassen.
Hievon werden die Triebwerksbesitzer in Kenntnis gesetzt.
Calw, den 6. Mai 1914.
_K. Oberamt. Amtmann Nippmann.
Zum 9 Mai.
Ein Feiertag, dieser 9. Mai! Aber die Feiernden sind nicht die Arbeitermassen, die mit ihrer Feier das Bölkerfest der Verbrüderung symbolisieren, sondern alle die, die sich in ihrer Weltanschauung zum Idealismus bekennen, denen zum Bewußtsein gekommen ist, daß der Name Friedrich Schiller mehr als bloßer Name ist, sondern, daß sich in ihm ein Lebensprogramm umschreibt. Und in unsrer hastenden Zeit der sozialen Reformen, des ängstlichen Besorgtseins um des Lebens irdische Güter ist gerade der Todestag unsres größten Schwaben geeignet, in dankbarem Gedenken aufzuzeigen, was er unsrer heutigen materialisierten Welt an geistigen Gegengewichten zu bieten hat.
In Friedrich Schiller, den so viele im Munde fiih- rn und so wenige im Herzen tragen, verkörpert sich uns der Gedanke vom sittlichen Wollen. Denn das ist das Wunderbare, daß Schillers dichterische und künstlerische Mission ein Ausfluß seines eigenen Lebens, seiner Erfahrung war, und daß er uns mit seinem Leben mehr schenkte, als in seinen besten Werken. „Tief erniedrigt zu der Feigen Knechte ging in ewigem Gefechte einst Alcid des Lebens schwere Bahn . . ." Diese Worte dürfen vollinhaltlich gerade auf ihn angewendet werden, dessen ganze Lebenszeit ein großes Ringen mit den Nöten des Erdenlebens war, das ihn auf stolzeste Sonnenhöhen warf, und zu den drückendsten Kümmernissen niederbeugte. Dieses Auf- und Absteigen aus den Höhen zu den Tiefen, von den Gründen nach den Gipfeln ists, was uns auch heute noch an Schiller rein menschlich fesselt und ihm unsre Herzen näher drängt. Denn, wie in seinen Tagen, wogt auch heute noch des Lebens brausende Welle der geistigen und materiellen Nöte durch unser Volk, auch heute noch schlagen gar Vieler Herzen für die Erreichung des Höchsten, was das Leben beut — ohne die Schranken des Irdischen von sich werfen zu können, die heutzutage mehr noch als im 18. Jahrhundert den Menschen binden. Schiller hat es vollbracht, das hinter sich und unter sich zu kriegen, was der Seele Flug zur Vervollkommnung hemmt: den Geist des Irdischen, nur Heutigen. Sein Blick ging nach dem Letzten, was ein Mensch je erreichen wird, nach der Persönlichkeit, ging nach dem Bunde der freien, gleichen, guten Menschen, deren Banner in die Zukunft einer Zeit flattern, in der Vollkommenheit regiert und un- verwelkliche innere Schönheit leuchtet. Dieser Idealismus Schillers ist ebenso himmelweit entfernt von bloßer Phantasterei, wie ihm seine Weltanschauung keine nur angelernte war. Er hat mit seinem Leben und Leiden bewiesen, daß sein Idealismus Führer und Kraft ist, er hat durch sein Beispiel gelehrt, „wie viel der Mensch über sich vermag" — aus und mit Idealismus, was uns Kleinen, Heutigen, deren Herzen von Schillerscher Glut berührt wurde, die unter andern Verhältnissen als der Meister im Lebenskampf stehen, Trost sein soll. Trotz Narben, Niederlagen, Gebundenheiten, war Schiller, als sein körperliches Dasein endete, Sieger. Er stand über der Angst des Irdischen und hinterließ seinem Volk das edelste Vermächtnis von dem Sieg des
Guten über das Schlechte, von der Notwendigkeit des sittlichen Wollens und von den hohen Gütern Vaterland und Freiheit. Wo ein Leben so ganz auf diesen heiligen Lebensbegriff eingestellt ist, kann es nie an den irdischen Nöten scheitern. Das darf sich auch die gegenwärtige Zeit gesagt sein lasten. Sie sollte Schiller nicht im Bücherschrank verstauben lassen. So im letzten Grunde erhebend ist keiner aller modernen Dichter, ganz abgesehen davon, daß wir ja leider überhaupt daran kranken, daß gerade in der Literatur Flitter für Gold geachtet wird. Von einem Schillerbuch ist noch nie jemand unbefriedigt weggegangen, ohne Gewinn hat sich noch keines in diese reiche, hohe Gedankenwelt versenkt. Das sei allen denen in Erinnerung gebracht, die ihr Leben noch so wenig auszugestalten misten, die in Gleichgültigkeit, Eedankenträgheit nur Berufsmenschen sind und sich mit ihren Durchschnittsmenschenansichten recht fleißig um Stellen und Ehren und Krippen drängen, ohne Regung für die Ideale, die uns Schiller verkündigte, die dem Leben Weihe geben und das Düstere an ihm vergolden. O, daß doch mehr und mehr Schillers Geist des veredelnden, dem Gemeinen Abgewandten, von den Herzen namentlich auch unsrer Jugend Besitz ergriffe! Daß unser Tun, unsre Gesinnung immer mehr von den idealen, schönen Grundsätzen durchdrungen würde, auf denen der Wandel Schillers ausgebaut war! Lasset uns alle daran mithelfen! Lastet uns gemeinsam uns darum mühen, daß auch unsre Wangen rot und röter glühen:
von jener Jugend, die uns nie verfliegt, von jenem Mut, der früher oder später den Widerstand der stumpfen Welt besiegt. —
Von jenem Glauben, der sich bald erhöhter, bald kühn heroordrängt, bald geduldig schmiegt, damit das Gute wirke, wachse, fromme, damit der Tag dem Edlen endlich komme!
Stadt, Bezirk »iird Nachbarschaft.
Calw, den 9. Mai 1914.
Was ist und was will denn ein Eilbotenlauf?
So hörten wir manch Einen fragen, als in Nr. 102 d. Bl. mitgeteilt wurde, daß der Nagoldturngau am morgigen Sonntag drei E i l b o t e n l ä u f e veranstalte, die in Horb, Altensteig und Calw beginnen und sternförmig in Nagold Zusammentreffen. Als Muster dienen dazu die großen Eilbotenläufe, die die Deutsche Turnerschaft zur Weihe des Völkerschlachtdenkmals am 18. Oktober v. Js. von 9 geschichtlich bdeutenden Plätzen des Deutschen Reiches aus (so aus Schwaben von der Zeppelinwerft in Friedrichshafen mit Nebenläufen vom Hohenzollern und vom Hohenstaufen), nach Leipzig ausführte. Von allen Städten und Orten, da im großen Befreiungskampf des Jahres 1818 auf Leben und Tod gekämpft und Blut vergasten ward, von allen Flüssen und Bergen, wo große Deutsche gewohnt und gewirkt haben, eilten vom 16.—18. Oktober über 40 000 Turner, in endlosen Ketten, in Abständen von 100 bis 800 Meter aufgestellt, Tag und Nacht über Höhen und durch Täler, über die Deutschen Mittelgebirge und die Tiefebenen des Nordens in Schnelläufen, deren Gesamtlänge über 7000 Kilometer betrug, herbei zum Völkerschlachtdenkmal, um in einer von Hand zu Hand weitergereichten Urkunde, die der König von Sachsen am Kaiserzelt in Empfang nahm, ihrer Freude am Deutschen Reiche und am der Vollendung des Völkerschlachtdenkmals Ausdruck zu geben. Welch eine Fülle von Energie und Kraft und welch große Hingabe an das Vaterland steckt nicht in einer solchen Veranstaltung und es kann um Deutschland nicht schlecht bestellt sein, so lange die Jugend noch in solch aufopfernder, patriotischer Weise ihre Vaterlandsliebe betätigt. Nach diesem großen Vorgang hat sich der Nagold- turngau seine 3 Eilbotenläufe für morgen Sonntag zufammengestellt. Von den drei entferntesten, größeren Trnvereinen des Gaus aus eilen Turner und Turnerin
nen, in Abständen von je 200 Meter aufgestellt, nach Nagold, um in die Hand des Eauvertreters Urkunden zu überbringen, die Grüße aus den einzelnen Teilen des Gaus enthalten. Aus Calw lautet diese Urkunde:
Der untere Gau steht fest und treu
Zur edlen Deutschen Turnerei)
Wir bringen aus Calw in flüchtiger Eil'
Herzliche Grüße, ein donnernd „Gut Heil"!
Es nehmen teil: am Lauf 1 Calw—Nagold 186 Läufer, Entfernung 27,2 km, am Lauf 2 Altensteig—Nagold ca. 78 Läufer, Entfernung 15,5 km, am Lauf 8 Horb—Nagold ca. 78 Läufer, Entfernung 14,8 km, sonach insgesamt rund 800 Turner, die zusammen 57,5 km zurückzulegen haben.
Die Strecke von Calw nach Nagold hofften die Läufer in 1^« Stunden zurückzulegen: wenn das Wetter sich nicht bessert, und die Straßen schlüpfrig sind, wird diese Zeit nicht ganz zureichen. Die Läufe werden ober bei jeder Witterung ausgeführt. — Der erste Läufer geht in Calw vom Kilometerstein 24 (beim badischen Hof) ab mit dem Glockenschlag 8 Uhr vormittags, worauf wir Freunde der Turnsache und des Sports besonders aufmerksam machen möchten. Den H u n d e b e s i tz e r n in der Bischofs- und Bahnhofstraße wären die, Turner dankbar, wenn sie ihre Köter bis nach 8 Uhr im Hause behielten, damit keine zeitraubende Belästigung durch dieselben eintritt. 8t.
st. Die Bauwerkmeistevprüfung haben auch drei hiesige Bürgerssöhne bestanden: Hermann Buck, Sohn des Hausmeisters Buck, Friedr. Junginger, Sohn des Malzmeisters Junginger und Eugen Mäckle, Sohn des Hauptlehrers Mäckle hier. Letztgenannter erhielt als Primus ein Reisestipendium. Die Prüfung wurde von 155 Bewerbern mit Erfolg abgelegt.
Die Neuenbürger Kraftwagengesellschaft hat mit dem 1. Mai den Sommerbetrieb zwischen Neuenbürg und Herrenalb wieder ausgenommen. Sie wird nun auch mit dem 15. Mai ds. Js. wieder die regelmäßigen Kursfahrten von Herrenalb über Dobel—Wildbad- Tein ach— Calw — Liebenzell und zurück für diesen Sommer ausführen. Außerdem wird die Gesellschaft mit ihrem zur Verfügung stehenden Wagenpark, der aus 5 großen (22sitzigen) und einem kleineren geschlossenen Autowagen besteht, wozu nun auch noch ein 5sitziger Luxuswagen kommt, Gesellschaftsfahrten von den Kurorten des Enz-, Alb- und Nagoldtales aus wieder übernehmen und ausführen.
Hinweis. Der Schluß des Artikels über die Bugra befindet sich im 2. Blatt.
Simmozheim, 9. Mai. lieber die Versammlung des Bundes der Landwirte geht uns nachträglich folgender Bericht mit der Bitte um Aufnahme zu: Am Sonntag fand unter dem Vorsitz des Vezirksvorsitzenden des Bundes der Landwirte, Eutspächter Bräuninger- Eeor- genau, eine namentlich auch aus der Umgegend sehr gut besuchte Versammlung statt, in welcher Herr Klein, Landwirt aus Vorbachzimmern, einen stark einstündigen freien Vortrag hielt und besonders die gegenwärtige Lage, die Ziele und die Politik und Bestrebungen des Bundes der Landwirt, wie auch noch Wirtschafts- und Steuerpolitik behandelte. Er betonte u. a. besonders auch, daß die Verhältnisse in der Landwirtschaft entschieden besser sein, als früher, und daß wir mit denen auch zufrieden seien. Doch dürfen wir deshalb nicht ruhen, sondern müssen weiter arbeiten und besonders fest Zusammenhalten, in erster Linie nicht zersplittern, und dadurch, daß wir ein festes Ganzes bilden, sind wir in der Lage, unsere Interesten und Wünsche an maßgebendem Ort und Stelle mit Nachdruck vertreten zu können. Besonders müssen wir an unserem Zollsystem unbedingt festhalten, es darf keinen Abbau geben und wir dürfen uns nicht durch verlockende Versprechungen über dies und jenes täuschen und verführen lasten! Er betonte, daß vor 25 Jahren der Bund der Landwirte aus Not gegründet worden ist und daß daß, was dieser