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Nr. 131.

ürotzartigen Flugleistungen desTraf Zevvelin" so verwöhnt, Latz man stch die Grübe der Reise, die Schwierigkeiten des Un­ternehmens noch einmal vor Augen halten mutz, um den rich­tigen Abstand zu gewinnen. Die Zeit ist vorüber, wo die Flüge desL. Z. 126" als Erprobungsslüge zu messen sind. Immer noch benutzt das Luftschiff dieselben Motoren, die bei der er- iten Fahrt Verwendung fanden: nur einmal war infolge einer unüberlegten konstruktionellen Abänderung eine Reparatur nö­tig. Auch sonst bat stch das Luftschiff so gut bei den ihm ge­lstellten Aufgaben bewährt, dab nunmehr Anlab dazu gegeben ist, endlich nunmehr einen beschleunigten Bau von Grobluft­schiffen aufzunehmen.

Im ganzen hat die Fahrt desGraf Zevvelin" etwas über zweieinhalb Wochen gedauert. Doch immer will es uns fast un­verständlich scheinen, dah in so kurzer Zeit ein so riesiger Weg zurügelegt werden konnte. Ein Deutsch-Argentinier, der sich ge­rade auf dem Wege nach Buenos Aires, nach der alten Heimat, befand, berichtet von dem unvergeblichen Augenblick, als man auf dem Meer das Luftschiff erwartete.Der Dampfer blieb", so erzählt er,eine zeitlang stehen, um das Luftschiff, das seine Route kreuzen mutzte, zu treffen. Dann kam der Zevvelin an. zuerst nur undeutlich am Horizont zu erkennen, wuchs er fast zusehends und nahm Kurs aus unser Schiff. Alles war an Bord, nicht allein die Passagiere, sondern auch die Besatzung. Man winkte, man rief Hurra, die Begeisterung war bei allen gleich grob, wobei Nationalitätenunterschiede keine Rolle spielten. Man mutz stch nur einmal vorstellen, was es bedeutet, zum er­sten Male, nachdem man viele Tage schon über das Meer gefah­ren ist, plötzlich einen Segler der Lüfte zu sehen, der in so Eurzer Zeit dieselbe Strecke zurücklegt. Die Bewunderung für die Leistung des Luftschiffes, ist ganz besonders grob, gerade wenn man selbst stch auf dem Meer auf einem der Riesen- dampfer befindet. Der Zeppelin umkreiste uns einmal, vom Schiff aus wurde telephoniert, und Eckener gab Antwort. Dann sog das Luftschiff in majestätischem Fluge davon, der einsame Herrscher der Lüfte. Bei uns an Bord wurde Befehl gegeben, die Maschinen wieder in Gang zu bringen. Sie fingen an z« arbeiten, der grobe 15 000 Tonnen-Damvfer strebte der Heimat entgegen. Noch lange Zeit war der Flug desGraf Zevvelin" allgemeines Gesprächsthema, und mit besonderer Freude bat es uns erfüllt, als durch Anschlag der Bordfunkabteilung die Mel­dung von der Landung des Zeppelins in Pernambuco bekannt gegeben wurde".

I« den Becher der Freude anlässlich der RücKehr des ,.Grar Zevvelin" find leider auch einige Wermuthstropfen gefallen. Es kann nicht verschwiegen werden, datz bei aller Freude und An­erkennung der Leistungen des Luftschiffes auch vielfach Verstim­mungen infolge der Aenderungen der Dispositionen hervorge­rufen wurden. Man war in Havanna und Sao Paulo ver­schnupft, dab der angekündigte Besuch nicht stattfand. Unwahr Ht die Revolte der Passagiere, die sich die Kursänderungen nicht gefallen lasten wollten, von der Ausländische und Berliner Zei­tungen erzählten. Im ganzen hat der Zeppelin auf allen sei­nen Flügen fast 160 000 Kilometer rurückgelegt,' ein beispiel­loser Grfolg in so kurzer Zeit.

Stegemald An die Reformen

Die Reichsbilfe der Feftbesoldeteu und Ledigen

BeE«, 6. Juni. Reichsarbeitsminister Dr. Stegerwald ver­breitete sich vor der Presse über die gestrigen Beschlüste des ReichÄabinetts. Daraus ist von besonderer Bedeutung, dab das, was bisher über die vorübergehende Reichshilfe der Fest­besoldeten und Ledigen bekannt geworden ist, nicht zutrifft. Der Zuschlag für di« Festbesoldete» wird nicht auf die Einkommen­steuer, sondern auf das Einkommen erhoben und zwar beträgt er 4 Prozent. Der Einkommensteuersatz wird damit für die be­troffenen Kreise von 10 auf 14 Prozent erhöht; das bedeutet eine 40prozentige Erhöhung. Dieser Zuschlag wird von allen Beamten erhoben, dagegen nur von den Angestellten der Pri­vatwirtschaft, deren steuerpflichtiges Einkommen die Grenze von 8000 Mark überschreitet. Dazu kommt dann noch der bereits ge­meldete Zuschlag für die Lediger^ sodah der Einkommensteuersatz für sie 15 Prozent beträgt. Die vorübergehende Reichshilfe ist begrenzt vom 1. Juli ds. Js. bis zum 31. März 1031, also für die drei noch ausstehenden Quartale des Etatsjahres.

Dr. Stegerwald verbreitete sich dann über die Arbeitslosen­versicherung. Für das Jahr 1930 müssen wir uns, sagte er, aus eine sehr viel gröbere Arbeitslosigkeit einrichten, um nicht im Herbst und Winter vor unlösbaren Aufgaben zu stehen. Reform­möglichkeiten groben Stiles in der Arbeitslosenversicherung sind heule im Hinblick auf die gewaltige Massenarbeitslosigkeit, die äutzerst gespannten Finanzverhältnisse im Reich und in den Ge­meinden und im Hinblick darauf, dab erst im Oktober 1929 die gröbsten Mitzstände in der Arbeitslosenversicherung beseitigt worden find, nicht möglich und durchführbar. Sie müssen auf normalere Zeiten zurückgestellt werden. In einer Stunde, in der im Juni noch Hunderttausend« Baufacharbeiter keine Beschäfti­gung finden können, ist auch der BegriffSaisonarbeiter" nicht definierbar und anwendbar. Das Kernstück der jetzigen Reform ist. dab neben der Beitragserhöhung »m 1 Prozent, die bester gezahlten Arbeiter und Angestellten, wen« nicht 52 Wochenbei­träge geleistet sind, geringere als die normale» im Gesetz vor­gesehenen Unterstützungen erhalten solle» und dab für die Le­digen generell anstatt wie jetzt bis zum 21. Lebensjahr eine vierzehntägige Wartezeit einigeführt werden soll. Die letzte Bestimmung hat schon die Vorlage meines Herrn Amtsvorgän­gers enthalten, die aber damals im Reichstag eine Mehrheit nicht gefunden hat.

Die Erhöhung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung auf 4,5 Prozent, die in Aussicht genommene Ersparinsreform und die in Vorschlag gebrachten Steuern, insbesondere das Not­opfer für die Festbesoldeten müssen als eine Einheit angesehen werden. Sozial und am gerechtesten wäre die Einführung eines allgemeinen Notopfers gewesen in Form von Zuschlägen zur Einkommensteuer. Damit wäre aber bei der deutschen Kapital­verknappung die Kapitalflucht begünstigt, die Sereinziehung fremden Kapitals erschwert und praktisch einer Vermehrung der Arbeitslosigkeit in die Hand gearbeitet worden.

Dr. Stegerwald fuhr fort: Nun wird der politische Kampf einsetzen. Im letzten Jahre ist um ^ Prozent Beitragserhö­hung 5 Monate lang gekämpft worden. Vor wenigen Monaten ist die Grobe Koalition au N Prozent der Beitragserhöhung zur Arbeitslosenversicherung zerbrochen. Jetzt handelt es sich «icht wie im März um X Prozent, sondern um 1 Prozent Bei­tragserhöhung, jetzt »rüste« insgesamt «icht 7V, sondern 700 Mil­lionen für di« Arbeitslose« beschafft werde«. Mit dem Para­

graph 48 der Retchsverfässuu« ist die Arbeitslosenversicherung nicht zu sanieren, auch nicht mit der Herbeiführung einer an­deren politischen Kräftegruvvierung durch Auflösung des Reichs­tages. Darum hat de- der Grübe der Frage und im Hinblick auf das, was stch im letzten Jahre um die Arbeitslosenversicherung abgespielt hat, jeder grobe Streit über Einzelheiten der Re­form seinen politischen Sinn verloren. Das ist die nüchterne po­litische Realität.

Vor der Inangriffnahme des zusätzlichen Bauvrogramms sol­len der Reichswirtschasts-, Reichsfinanz- und Reichsarbeitsmi­nister mit den Baustoffinteressenten, den Arbeitgeberverbänden und den Gewerkschaften des Baugewerbes Verhandlungen da­rüber führe«, wie der Baukosteninder, der seit langer Zeit »» 20 bis 30 Punkte über de« allgemeine« Teuerungsinder liegt, diese« ««genähert werde« kan«. Es ist auf die Dauer nicht ver­tretbar, dah ein Gewerbe mit öffentlichen Mitteln bevorzugt bedacht (im letzten Jahre sind 86 Prozent aller Neubauwoh­nungen mit Zuschüssen aus der Hauszinssteuer erstellt morde«), und damit ungewollt dazu Leigelrage« wird, eine« erhöhtes Sonderindex zu stabilisieren.

Neues vom Tage

Vorgehen des Reichsi«neu«inisters gegen Thüringen

Berlin, 6. Juni. Das thüringische Staatsministerium hat sich wie wir von unterrichteter Seite erfahren, nach Mitteilung des Staatsministers Baum nicht entschließen können, dem förm­lichen Ersuchen des Reichsinnenministers in bezug auf die Er­nennung nationalsozialistischer Polizeidrektoren zu entsprechen. Damit sind die Voraussetzungen für eine Beteiligung des Reiches an den Polizeikosten des Landes fortgefallen. Der Reichsminister de« Innern hat demgemäß augeordnet, daß weitere Zahlungen an Thüringen nicht mehr stattfinden. Die dienstliche Mitteilung an das thüringische Staatsministerium ist heute abgegangen. Me wir hierzu noch erfahren, hat der thüringische Staats- Minister Baum gelegentlich seines Besuches in Berlin weder den Reichsinnenminister noch den Staatssekretär Zweigert auf- gesucht.

Kürtens Geständnisse: g Morde

Berk», 6. Juni. Zu einer Nachricht, dah Kürten 50 Mord« auf dem Gewissen haben soll, erklärt die Düsseldorfer Krimi­nalpolizei, dah er bis jetzt im ganzen 9 Morde zugestande« Hab«. Er sei auch in diesen Fällen Überführt worden. Alle au- ssren Nachrichten seien falsch.

Aus Stadt und Land

Altensteig, den 7. Juni 1930.

Postvertehr Wer Pfingsten. Am Pfingstsonntag wer­den in der Stadt Altensteig im Anschluß an Zug 5 (9.33) Briefe und Pakete zugestellt. Der Landpostdienst findet wie Werktags statt. Am Pfingstmontag ruht der gesamte Zustelldienst. Schalter und Fernsprecher wie Sonntags. Beiwagenfahrten zu den kursmäßigen Kraftposten werden nach Bedarf ausgeführt.

Promenadekonzert. Am Pfingstsonntag vormittag von 1112 Uhr konzertiert die hiesige Stadtkapelle auf dem unteren Marktplatz. Das Programm enthält n. a.:

1.Fridericus-Rex-48renadiermarsch" von F. Radeck:

2. OuvertüreLeichte Cavallerie" von F. v. Suppe;

3.Vom Rhein zur Donau", neues Liederpotpourri von M. Rhode; 4. Ouvertüre z. kom. OperKönig Mydas", v. R. Eilenberg; 6.Eroßherzog Friedrich von Baden", Marsch von K. Haefele. Nachmittags ab 4 Uhr ist im Gasthof zumGrünen Baum" Eartenkonzert, ausgeführt vom gesamten Blasorchester der Stadtkapelle.

Nagold, 7. Juni. (Zusammenkunft ehemaliger Olga­grenadiere.) Die Vereinigung ehemaliger Olgagrenadiere, einer der größten Regimentsvereine mit weitverzweigter Organisation, hält hier am 15. Juni vormittags seine Ver­treterversammlung ab. Aus diesem Anlaß findet nachmit­tags r/-3 Uhr imTraubensaal" eine Zusammenkunft der ehemaligen Regimentsangehörigen aus dem Bezirk Nagold, sowie aus benachbarten Oberämtern statt. Es ist mit einem starken Besuch dieser Veranstaltung zu rechnen. Sie dient dem Zweck, die alte Regimentskameradschaft wieder auf­leben zu lassen. Bei der Zusammenkunft wird auch der

Stuttgarter Grenadierfingchor Mitwirken.

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Calw, 6. Juni. In der gestrigen Gemeinderatssttzung wurde die zweite Lesung der ortspolizerlichen Vorschrift über den Verkehr mit Milch vorgenommen. Der Entwurf wurde in weitem Matze den an der Frage beteiligten Kuhhaltern und Milchhändlern zur Kenntnis gebracht. Es wurde aber von keiner Seite eine Einwendung gemacht. Die von einer Seite gewünschte Aufnahme einer Bestimmung über Vorzugsmilch wurde aus verschiedenen Gründen als nicht notwendig ange­sehen. Die Vorschrift wurde sodann einstimmig gutgeheitzen. Einem Elektroinstallateur, der in den Deckenfabriken angestellt ist, wurde die Auflage gemacht, seine Stellung in der Fabrik oder seine Berechtigung zu öffentlichen Installationen aufzu­geben, da ein Doppelverdienst nicht angängig sei und die schon bestehenden Jnstallationsbetriebe geschädigt werden. Der Be­treffende konnte noch zu keiner Entscheidung kommen und suchte um Verlängerung der Entscheidungszeit nach. Aus Billigkeits­gründen wurde dem Gesuch bis 1. Oktober stattgegeben. Auf diese Zeit hat der Eesuchsteller eine einwandfreie Entscheidung zu treffen. Der Steuerverteilungsausschutz teilte mit, datz aus näher dargelegten Gründen die Stadt keinen Beitrag aus dem Ausgleichstock erhalten könne. Der Vorsitzende bedauert diese Mitteilung, glaubt aber, datz eine Beschwerde aussichtslos sei, obgleich der Beschluß ein Unrecht und eine Ungerechtigkeit be­deute. Der Gemeinderat schließt sich diesem Standpunkt an und wünscht nur, datz die Einrichtung des Ausgleichstocks bald ver­schwinden werde. Nach einem Erlaß des Ministeriums wird die Konzession der Kraftwagenlinie CalwAgenbach bis zum Jahr 1934 verlängert. Um eine bessere Grundlage zur Auf­stellung des städtischen Haushaltsplans zu erhalten, fand wie üblich zunächst eine Vorberatung des Hoch- und Tiefbauvoran­schlags statt. Bei den beiden Voranschlägen wurde sehr sparsam vorgegangen, vielleicht mehr als gut, da wichtige Arbeiten später unter allen Umständen ausgeführt werden müssen. Beim Tief­bau erfordert die Oberflächenteerung der Straßen 12 000 Mark; für die Pflasterung der Bischoffstratze sind weitere 4000 Mark vorgesehen. Diese Straße hat noch ein ungepflastertes Stück von der Wirtschaft Schlanderer bis zumAdler . Die Unkosten be­laufen sich auf rund 40 000 Mark. Auf Anfrage hat sich das Ministerium bereit erklärt, einen Staatsbeitrag von 45 Prozent zu gewähren. Da von der Verwaltung bis jetzt 12 000 Mark angesammelt sind, kann die Arbeit im nächsten Jahr in Angriff

genommen werden. Die gesamt«« Hoch- und Tiefbauten erfor­dern 51 570 Mark. Dies sind 6100 Mark weniger als im Vor­jahr. Die Wanderarbeitsstätte wurde im letzten Jahr durch­schnittlich täglich von 20 Wanderern aufgesucht. Die Verpfle­gung eines Mannes kommt täglich auf etwa 80 Pfennig z« stehen. Die Amtskörperschaft hat jährlich einen Zuschuß vo» 34000 Mark zu leisten. Die Wanderer werden mit Holzmach«« besckäftigt.

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Freudenstädter Pfingsten 1930

Was lange währt, wird endlich gut. Das Wetter hat sich schließlich doch noch darauf besonnen, daß es dem preußi­schen meteorologischen Institut im allgemeinen und Freu­denstadt im besonderen in Sachen Sonnenschein schuldig ist. Freudenstadt steht bekanntlich in dem Ruf, daß es von allen Orten die relativ längste Sonnenscheindauer hat. Heuer hat es bisher wenig danach ausgesehen. Ein guter Ruf geht bekanntlich schnell verloren. Seit vorgestern zeigt stch strahlender Sonnenschein am wölkchen-ungetrübten Himmel über dem Schwarzwald, zur Freude der Wetterpropheten, die es auch gern haben, wenn ihnen das Wetter einmal den Gefallen tut, recht zu haben, und zur Freude von all den Ausflüglern, die hoffentlich über Pfingsten zahlreich zu uns nach Freudenstadt kommen. Gestern abend zeigte hier übrigens das Thermometer 24 Grad Eelsius im Schatten. Es ist alles bereit, um die Ausflügler würdig zu empfan­gen. Die Hotels sind gerüstet, das neue St. Elisabethen­heim, das anfangs dieser Woche eingeweiht wurde, ist schon vollbesetzt und drunten im Murgtal in Schwarzenberg wird zum Sonntag noch ein neues Kurhaus eröffnet, dieMurg­talperle", in prachtvoller Lage nahe beim Wald, hübsch und modern eingerichtet und unter der Leitung des Ge­meinschaftspflegers Ehr. Wais so in Schutz, daß jeder Be­sucher sich in dem neuen Heim sicher wohlfühlen wird. Der Fremdenverkehr ist in Freudenstadt schon ziemlich stark. In der letzten Woche bezw. am letzten Sonntag waren auch zwei große Tagungen hier, die methodistische Predigerkon­ferenz von Süddeutschland und die große Uebung und Be­sichtigung der Freiwilligen Sanitätskolonnen des Kreises 6. Pfingsten ist von Tagungen frei. Umsomehr können sich Kurgäste und Pfingstwanderer ausdehnen, die jetzt vor allem wegen der Ginsterblüte zu uns heraufkommen. Die Eigenart der Einfterblüte ist die lange Dauer, über die das Gold über die Hänge leuchtet und weithin der Landschaft den Stempel aufdrückt. Kaum ein zweites deutsches Mit­telgebirge zeigt in dem Ausmaß wie der Schwarzwald den Ginsterstrauch, der bald doppelte Handhöhe erreicht und förmlich Hecken bilden kann. Armstarke Stämme findet man in dem Strauchgewirr nicht selten. Ende Mai kommt auch in der Regel die untere Partie der Berge in die Gelb­färbung. Etwa zehn bis vierzehn Tage später wandert die Blüte in die Mittellage hinauf, während bei deren volle« Blüte die höchsten Lagen gelbe Flammen zu zeigen be­ginnen. So erstreckt sich das Einsterleuchten über vier bis fünf Wochen, so daß sich gut sagen läßt:Ginster blüht, Schwarzwald glüht".

Stuttgart» 6. Juni. (Umlageerhöhung abge­lehnt.) In einer Gemeinderatssttzung machten Ober­bürgermeister Dr. Lautenschlager und der Finanzreferent Rechtsrat Hirzel Ausführungen über die Ursache des neue« Defizits, wonach ein Wenigeranfall aus Reichssteuern vo« 1587 300 RM-, eine Erhöhung des Wohlfahrtsetats um 550 000 RM. und des Zinsendienstes um 150 000 RM. zu verzeichnen ist, so daß ein Gesamtdefizit für 1930 in Höhe von 2 342 000 RM. entsteht. Um diesen Etatabmangel aus­zugleichen, schlägt der Finanzreferent eine Erhöhung der Gemeindeumlage um 2 Prozent vor. In namentlicher Ab­stimmung wurde der Antrag der Stadtverwaltung auf Er­höhung der Umlage um 2 Prozent mit 36 Nein, 17 Ent­haltungen gegen 5 Ja abgelehnt.

Eßlingen, 8. Juni. (Städt. Note tat.) Der Ge­meinderat beschäftigte stch mit dem Notetat für 1930. Da« Fazit der Etatsreden war das Bekenntnis aller Fraktionen: So geht es nicht weiter. Gewerbe und Industrie sind bi» zur Grenze des Tragbaren belastet, sie ist sogar bereit» überschritten. 28 Prozent Umlage auf die Gewerbekataster und trotzdem 153 000 RM. ungedeckter Abmangel. Es ist eine starke Erhöhung der Feuerwehrabgabe geplant und die Einführung von Hausgebühren. Dr. Lang von Lange» hat in unbemäntelter Klarheit die schlechte Finanzlage der Stadt, die 13 Millionen Gemeindeschulden hat, dargeta«.

Burgriedeu OA. Laupheim, 6. Juni. (Ertr«nke»>H Am Mittwoch nachmittag fiel das 4jährige Söhnche« de» Hilfsarbeiters Zeller beim Spielen in die Rot. Ehe da» Kind dem Wasser entrissen werden konnte, war der Tod sthon eingetreten.

Sebastiansweller, 6. Juni. (Iahresfest.) Auch dies­mal wieder hat das Jahres- und Missionsfest in Sebastia»»- weiler eine große Menge Besucher angelockt. Schon am Vormittag kamen die Scharen angezogen, um an der Et» weihung der neuerbauten Kapelle teilnehmen zu könne«. Missionsinspektor Müller hielt die Weihered«. Tine be­sondere Freude war die Teilnahme von Kirchenpräfident D. Wurm, der die Gemeinschaft von Kirche und Missto« betonte als eine Gemeinschaft des Glaubens, der Arbeit und des Leidens. Er überbrachte als Gruß der Landes­kirche eine Gabe und von der Vibelanstalt eine Schäfer- Bibel. Weiter sprachen der Vorsitzende des Verwaltungs­rats, Vankdrrektor Knorpp-Stuttgart und Missionsinspek­tor Huppenbauer-Basel. Die Segenswünsche aus dem kirch lichen Bezirk überbrachte Dekan Faber-Tübingen. Die Nach» Mittagsversammlung wurde im Tannenwald abgehalte».

Bogt OA. Ravensburg, k. Juni. (DenSohnandie Kette gelegt.) Einer unglaublichen Herzlosigkeit u»d Roheft ist man auf die Spur gekommen. In der Nähe von hier hat ein Man« seinen schwachsinnigen, ungefähr Mjäh- rigen eigenen Sohn wie ein Vieh behandelt. Er band seine« Sohn mit einer Kette, mit der man sonst Farren festhält, am Fuße Moberft auf dem Speicher an einem Balken fest, so -atz er nur ganz wenige Schritte machen konnte Die