Nr. 303
Gchwarzwälder Tageszeitung „U»r den Tanne»
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Weihnachtsfeier der Freien Turnerschaft. Am Sonntag, den 22. Dezember, hielt die Freie Turnerschaft Altensteig ihre zweite, sehr gut besuchte Weihnachtsfeier ab. Das Programm war ein sehr reichhaltiges und umfaßte zwei Teile. Der erste Teil galt der edlen Turnerei. Nach dem flott gespielten Eröffnungsmarsch folgte der Prolog Weihnacht, welcher das Ziel des Arbeiter-Sportbundes deutlich und klar beleuchtete. Es war ein erhebendes Bild, welches alle Herzen eroberte. Es folgten Freiübungen und Reigen der Turnerinnen. Reicher Beifall belohnte die guten Leistungen der zum Teil noch sehr jungen Mädchen. Dann traten die Turner in Erscheinung. Gymnastik, Hammer- fchwingen und Barrenturnen folgten abwechslungsweiss. Jeder Turner war sich seiner Aufgabe voll und ganz bewußt und gab sein Bestes. Besonders gefiel das in Altensteig noch nie vorgeführte Hammerschwingen, es stellt das Symbol der harten Arbeit der Arbeiterklasse dar; dasselbe wurde von den Gästen mit Heller Begeisterung ausgenommen. Es ist dies ein Verdienst des Turnwarts Krödel, der seine schwere Aufgabe glänzend löste. Der zweite Teil des Programms war dem Theater gewidmet. Ein Weihnachtsstück „Vergeltung" und ein Lustspiel „Fidele Tippelkunden". Beide Stücke wurden gut gespielt unter Leitung von Herrn Christian Henßler. Auch das Streichorchester der Stadtkapelle zeigte wiederum ihr Können und gab manch schönes Stück zum Besten. Allen Mitwirkenden ein Eesamt- lob. Nach Schluß der Feier kam Alt und Jung noch zu einem Tänzchen und wohlbefriedigt gingen die Gäste nach Hause, wohl viele mit dem Bewußtsein, daß die Freie Turnerschaft von den beiden anderen Sportvereinen eine bessere Unterstützung verdient hätte. Die Freie Turnerschaft kann mit Stolz auf ihre Feier zurückblicken, denn selten wohl dürfte ein Verein in solch kurzer Zeit derartige Leistungen vollbringen. Wiederum zeigt sich auch hier, was eine planmäßige Körperschulung, im Interesse der Arbeiterklasse der Öffentlichkeit zu bieten imstande ist. Möge der Freien Turnerschaft in nächster Zeit ein kräftiger Zuwachs an Kräften beschieden sein. Wir appellieren an alle Sportfreunde, die unserer Bewegung noch fremd gegenüberstehen, sich bei uns einzufinden und mitzuarbeiten und zu vollenden das Werk, das wir begonnen. Daß uns das gelingen möge, hoffen wir. Denn mit uns zieht die neue Zeit. Frei Heil! U.
Gompelscheuer, 23. Dezember. (Kinderschulweihnachts- feier am goldenen Sonntag.) Schon seit zehn Jahren halten wir am letzten Advent jedesmal eine Weihnachtsfeier. Da ist es immer sehr schön. Schon lange vorher freuten wir uns auch Heuer wieder auf dieses Fest. Wir konnten's fast nicht mehr erwarten, bis endlich der ersehnte Abend kam. Welche Ueberraschungen gab's da für alt und jung. Die Sternlein des himmlischen stiegen sogar zu uns hernieder und erfreuten uns mit ihrem Strahlenglanz und mit ihren schönen Liedern. Allerliebste Dingerchen waren Leuchtegold und Silberrein, Blitzeblink, Flimmerlicht und Freudenschein. An ihrem strahlenden Antlitz sah man's, daß sie vom Himmel stammten und ganz wohl wurde es uns in ihrer Gegenwart zumute. Wie pochte dagegen das Herz der Kleinen, als darauf der gefürchtete „Schella- märte" eintrat und sogar den Lammwirts Richard in den Sack steckte und Sturma Annelies holte! „Weh, kommt die Reihe jetzt an mich!" dachte manches, als es wieder an der Tür pochte. Zum Glück aber hatte sich der „Buawälder" verzogen und segenspendend trat das holde Christkind herein. Das hatte goldene Flügel und beschenkte all dis Kleinen mit ihren Gaben, die das Kinderschülchen fleißig besucht haben, „s'nächst Joahr gehn mer aber au ens Ken- derschüle!" henn doa sogar die große Leut g'sait. Mit dem gemeinsamen Schluß^esang „Lobe den Herren, o meine Seele!" endete die schöne Feier.
Stuttgart, 26. Dez. (A u s st e l l u n g.) Unter dem Titel „Deutschlands Not und Lebenswille" wird in Stuttgart in der Zeit von Ende Februar bis Ende März 1930 eine Ausstellung durchgeführt, die folgende Unterabteilungen umfaßt: Deutscher Lebenswille. — Zehn Jahre Ringen um. Wiederaufbau und Freiheit in der Deutschen Republik (Wanderausstellung der Reichszentrale für Heimatdienst, Berlin). — Das deutsche Volk und die Reparationen (Wanderausstellung des Reichsmuseums ssür Gesellschafts- und Wirtschaftskunde, Düsseldorf). — Gustav Stolpers Finanz- Plan und andere Vorschläge zur Reichsfinanzreform.
Stuttgart, 21. Dez. (75. Geburtstag.) Generalleutnant Karl von Frech vollendete am 25. Dezember das 75. Lebensjahr. Seine militärische Laufbahn begann er beim Feldartillerieregiment Nr. 13. Von 1909 bis 1911 war er Kommandeur der 26. Feldartilleriebrigade in Lud- wigsburg. Dann wurde er zur Disposition gestellt. Im Weltkrieg führte er zunächst die 51. Landrvehr-Jnfanterie- Lrigade, später die 55. Preußische Landwehrbrigade.
Zwei Lehrlinge tödlich verunglückt. In einer Gärtnerei der Untertürkheimer Straße in Cannstatt explodierte ein Kessel der Niederdruckdampfheizung. Hierbei erlitt ein 17 Jahre alter Gärtnerlehrling erhebliche Brandverletzungen, denen er erlag. — In der Neckarstraße wurde ein 16 Jahre alter Lehrling von einerm Lieferkraftwagen angefahren mft> zu Boden geworfen. Er erlitt einen Schädel. bruch und ist an den erlittenen Verletzungen gestorben.
^ Onstmettingen OA. Balingen, 26. Dez. (Verbrüht.) Ein recht trübes Weihnachtsfest ist der Familie Karl Hartmann von hier durch einen Unglücksfall bereitet, der den Tod ihres 2 Jahre alten Söhnchens Willi herbeiführte. Das Kind machte sich am Ofen zu schaffen und zog von diesem einen Topf mit heißem Wasser. Der Körper des Kindes wurde furchtbar verbrüht. Nach qualvollen Tagen ist das Kind gestorben.
Schramberg, 26. Dez. (Ehrenvoller Ruf.) Oberbaurat Ernst Schweizer in Nürnberg, ein Sohn unserer Stadt, erhielt einen Ruf als ordentlicher Professor für städtischen Hochbau an die Technische Hochschule in Karlsruhe. den er angenommen hat.
Langenau OA. Ulm. 21. Dez. (Einigung mit der Landeswasseroersorgung.) Kürzlich fand hier auf dem Rathaus eine Zusammenkunft zwischen den Vertretern der Landeswasserversorgung und der Stadtverwaltung statt. Es wurde folgender Vergleich abgeschlossen: Die Stadtgemeinde erhält als Entschädigung des durch die Rissebildung im Langenauer Moor entstandenen Schadens die einmalige Summe von 50 000 Mk. Um in Zukunft allen weiteren Streitigkeiten aus dem Wege zu gehen, verkauft die Stadtgemeine an die Landeswasserversorgung von dem Gelände etwa 500 Morgen zum Kaufpreis von 150 Mk. pro Morgen. Die gesamte Fläche wird für Futterzwecke dauernd nur an die Stadtgemeinde Langenau verpachtet und zwar für den Morgen um 10 Mk. im Jahr. Außerdem steht der Stadt das Weide- und Jagdpachtrecht einschließlich des Schotthofgeländes zu. Weiter hat sich die Stadt für das ganze Gelände ein Vorkaufsrecht Vorbehalten.
Waiblingen, 26. Dez. (Autounglück.) Am Montag abend fuhr der Sohn des Metzgermeisters M. von Fellbach auf der Straße von Waiblingen nach Fellbach mit einem Auto gegen einen Handwagen. Zwei Lehrlinge wurden samt dem Handwagen in den Straßengraben geschleudert und schwer verletzt.
Heilbronn, 26. Dez. (27 Einbrüche verübt.) In den letzten Wochen sind in Heilbronn und Umgebung zahlreiche Einbrüche in Läden, Wirtschaften, Verkaufsbuden und Gartenhäusern verübt worden. Als Täter konnten nunmehr der Schlaffer Friedrich Vogelmann, der Klaviermacher Max Feigengruber und die Arbeiter Hermann und Rudolf Jssig von hier festgenommen werden. Vogelmann und Genossen, die mit Revolvern, Brechwerkzeugen, schwarzen Gesichtsmasken, ja selbst mit Glasschneidern ausgerüstet waren, haben in kurzer Zeit 27 Einbruchsdiebstähle verübt.
Tettnang, 26. Dez. (K i n d s t ö t u n g.) In Steinbach Gemeinde Flunau wurde die 29 Jahre alte ledige Elsa Farny, Stieftochter des East- und Landwirts Riedeffer, wegen Kindstötung festgenommen. Bei Entleerung der Güllengrube fand man die Leiche eines ausgetragenen Kindes. Das Verbrechen dürfte im September ausgeführt worden sein.
Vom Allgäu, 26. Dez. (Jäher Tod.) Ein Schüler der Maschinenbauschule in Eßlingen namens Laub, der auf einer Skihütte bei Oberstdorf über die Feiertage weilte, erkrankte plötzlich an Blinddarmentzündung. Bis er nach Oberstdorf gebracht wurde, war er bereits verschieden.
Zwei Züge entgleist
Stuttgart, 26. Dez. Die Reichsbahndirektion Stuttgart teilt mit: Am 2S. Dezember um 6.12 Ilhr ist der Personenzug 728 bei der Einfahrt in den Bahnhof Aldingen bei Spaichingen infolge vorzeitiger Weichenumstellung mit Lokomotive und einem Eilgutwagen entgleist. Verletzt wurde niemand. Die Strecke war bis 17 Uhr gesperrt Die D-Ziige 28 und 211 sowie der Eilzug 281 mutzten über Villingen umgeleitet werden. Im übrigen wurde der Personenverkehr durch Umsteigen an der Unfallstelle aufrecht erhalten. Die Züge erlitten hierdurch Verspätungen bis zu einer Stunde.
Am gleichen Tage um 8.15 Uhr ist in Maulbronn-Stadt der Zug 8 bei der Einfahrt entgleist. Der Zugführer wurde leicht verletzt; Reisende kamen nicht zu Schaden. Die Entgleisung war bis 15 Uhr behoben. Der Reiseverkehr wurde nicht gestört. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt.
Am die Lehrerbildung
Für eine „mittlere Linie" in der Lehrerbildung
Stuttgart, 26. Dez. Nachdem es sich gezeigt bat, daß die Forderungen der wllrtt. Lebrerorganisatii. aen zur Lehrerbildung und die Pläne des Kulrministeriums weit voneinander entfernt sind, haben die Organisationen eine Eingabe an das Kultministerium gerichtet. Sie machen darin neue Vorschläge, von denen sie glauben, daß sie die Grundlagen einer Einigung bieten könnten. Die Eingabe lautet:„Die Unterzeichneten Lehrervereine würden es außerordentlich begrüßen, wenn die so wichtige Neuordnung der Lehrerbildung in Württemberg nicht zu einem Zankapfel zwischen den Parteien und zwischen den Berufsständen werden würde. Sie wären daher sehr dankbar, wenn die Denkschrift des Kultministeriums mir solchen Vorschlägen an den Landtag gelangen würde, auf denen man sich allerseits als einer annehmbaren Lösung einigen könnte, und sie bitten daher, das Kultministerium möge die Denkschrift bei ihrer Uebergabe an. den Landtag in diesem Sinne gestalten. Eine gütige Einigung läßt sich natürlich nur auf einer gewitzen mittleren Linie treffen. Die Lehrervereine haben sich desbalb, nachdem ein gewichtiger Widerstand gegen die volle Erfüllung ihrer aufpädagogischen Erwägungen gegründeten Vorschläge vorhanden ist, auf den Boden des praktischen Erreichbaren gestellt. Sie sind aber auch überzeugt, daß hinter folgende Mindestforderungen nicht zurückgegangen werden darf, wenn eine Ordnung der Lehrerbildung zustande kommen soll, die sich neben derjenigen anderer Länder sehen lassen kann, und die eine Neuordnung überhaupt lohnt:
1. Aufbauschulen mit nur einem Zug, deren erfolgreicher Besuch zur allgemeinen Hochschulreife führt.
2. Pädagogische Akademien bezw. Institute an den Hochschulorten mit Verbindungen zur Hochschule und mit bochschulmäßi- gem Unterricht.
3. Ein mindestens vierseminariges Fachstudium. Eine solche Lösung kann jedermann gegenüber vertreten werden, und können gegen sie keine berechtigten Bedenke vorgebracht werden, weder von finanziellen Gesichtspunkten aus, noch mit Rücksicht auf die Zugnngsmöglichkeit für die Kinder aller Stände.
Gewährung von Baudarlehen 1930
^ Stuttgart, 26. Dez. Die Württ. Wohnungskreditanstalt veröffentlicht ihre Richtlinien für die Gewährung von Baudarlehen im Jahre 1936. Sie weist u. a. darauf hin, datz in den vergangenen Jahren der Wohnungskreöitanstalt neben dem für den Wohnungsbau bestimmten Anteil an der staatlichen Gebäudeentschuldungssteuer gröhere Beträge aus Anleihen und dem Erlös ihrer Pfandbriefe zur Verfügung gestanden haben. Bei den sehr ungünstigen Verhältnissen des Kapitalmarktes müsse aber die Anstalt für da» Baujahr 1936 davon ausaeben. daß sie außer
den Steuermitteln über keine namhaften anderen Beträge verfüge. Es sei also zwecklos, wenn Gemeinden, in denen keine allgemeine Wohnungsnot herrsche, Darlehensanträge ihr vorlegen, mit der einzigen Ausnahme von sachlich begründeten Gesuchen solcher Bauherren, die nach den allgemeinen Richtlinien der Wohnungskreditanstalt vom 26. Oktober 1926 besonders bevorzugt zu behandeln seien (Kinderreiche, Schwierkriegsbeschädigte, Vertriebene und Bauherren, deren Familie obdachlos oder deren Wohnung infolge amtlich bestätigter Baufälligkeit unbewohnbar werde). Die Normalfälle von Gesuchen aus solchen Gemeinden seien aber von vornherein aussichtslos. Auch in die Gemeinden, in denen noch Wohnungsnot bestehe, werden gegenüber bisher nur verhältnismäßig geringe Beträge an Baudarlehen gewährt werden können. Nach Aufzählung der bei den Darlehensbeträgen zu beachtenden Gesichtspunkte wird von der Wohnungskreditanstalt als äußerster Termin für die Vorlage der Anträge der 1. März 1930 bezeichnet.
Ans Bade«
Mord im Albtal
Karlsruhe, 23. Dez. Am 23. Dezember vormittags wurde der verheiratete Fischzuchtanstaltbesitzer Braun in der Nähe seine» Anwesens in Marxzell (bei Ettlingen) in einem Bach tot auf» gefunden. Die Untersuchung ergab, daß es sich um einen Mord bandelt. Bei der Leichenöffnung wurde festgestellt, daß Braun eine Schußverletzung in der Brust und mehrere Stichwunden unter anderem im Gesicht batte. Wie der Polizeibericht meldet, kommt kein Raubmord in Frage, da sämtliche Wertgegenstände, Ubr und Geld, bei dem Ermordeten vorgefunden wurden. Es bandelt sich nach Ansicht der Ortsbewohner um einen Racheakt. Braun wurden in den letzten Jahren öfters Fische aus seiner Znchtanstalt gestohlen, so daß er gezwungen war, die Diebe bei der Polizei anzuzeigen. Die Betreffenden wurden auch vom Gerinn wegen Mundraubs verurteilt. Man nimmt nun an, daß ein r der verurteilten Diebe Braun aus Rache überfallen und gcr. t.'t hat. Die dem Ermordeten beigebrachten Verletzungen sind geradezu bestialisch. Im Lause des Vormittags konnte auf Grund der Vernehmungen ein 21 Jahre alter Mann aus Marxzell fest- gcnemmen werden, der durch verschiedene Aussagen stark belastet ron s. Ob man es bei dem Verhafteten mit dem Täter zu tun bar, wird die weitere staatsanwaltschaftliche Untersuchung ergeben. Der Mord verursachte natürlich nicht nur in Marxzell, sondern im ganzen Albtal, wo der Ermordete als ein rechtschaffener Mann bekannt war. große Aufregung.
Ettlingen» 26. Dezember. (Zu dem Mord im Albtal.) Heber die bestialische Mordtat an dem Fischzuchtanstaltsbesitzer Braun in Marxzell werden jetzt nähere Einzelheiten bekannt. Der Tatort liegt in unmittelbarer Nähe der Forellenzuchtanstalt. Der Fischteich befindet sich hinter dem Wassergraben, wo die Straße nach Langenalb abzweigt. Hier lag auch das blank gezogene Taschenmesser des Ermordeten mit einem Hirschhorngriff. Bei dem Ueberfall scheint der große kräftige Mann zunächst nach dieser Waffe gegriffen zu haben, verteidigen konnte er sich aber offenbar nicht mehr, denn es wurden in der fraglichen Zeit um etwa 8.20 Uhr abends Schüsse gehört, die wohl dem Getöteten gegolten und ihn kampfunfähig gemacht haben. Die Vermutung, daß eine Racheakt vorliegt, ergibt sich aus den zahlreichen Stichen ins Gesicht und selbst ins Auge, in den Arm und zahlreichen anderen Stellen des Körpers. Man nimmt an, daß es sich um mehrere Täter handelt, da Leute, die um diese Zeit die Straße aufwärts gingen, dunkle Gestalten über die Straße jenseits in die Büsche verschwinden sahen. Die Täter müssen nach der Tat ihr Opfer den Abhang hinunter in den Graben geworfen haben. Dort entdeckte der Fischmeister Eieger und ein anderer Mann des Betriebs, die von der beunruhigten Frau Braun ausgesandt worden waren, ihren Mann zu suchen, Montag früh 7 Uhr den Toten. Dieser lag mit ausgestreckten Armen und Beinen, das Gesicht nach unten in dem seichten Wasser. Zunächst vermutete man nur einen Unfall, aber zwei Stellen unter der Schulter und an der Lende, wo der dicke Mantel Löcher und Blutflecken aufwies, ließen auf ein Verbrechen schließen. Im Verdacht der Tat stehen Fischdiebe, denen Braun sehr scharf nachgespürt hatte. (Fischzüchter Braun stammt aus Tad Teinach, wo er vorher eine Fischzucht und sein Vater früher Sägmühle und Wirtschaft zwischen Station und Bad Teinach betrieb. In Bad Teinach wurde er gestern auch beerdigt. Die Schriftleitung.)
Der Mann mit der schwarzen Maske — Der Doppelmord aus der Weitztannenhöh«
Freivurg, 26. Dez. Anfangs Dezember wurde der 31 Jahr« alte Kriegsinvalide Wilhelm Pfaff von Schonach, wohnhaft in Furtwangen, unter dem Verdacht verhaftet, sich am 2. Dezember 1929 an einem Waldrand auf freiem Feld in der Nähe von Furtwangen in unsittlicher Weise einem 15 Jahre alten Mädchen genähert und unzüchtige Handlungen an sich selbst vorgenommen zu haben. Dabei wurde festgestellt, daß er sich dem gleichen Mädchen schon im Mai und August d Reichen Jahres in ahn- licher Absicht genähert hat. Die Unter,, Mng ergab weiter, daß er im Januar oder Februar 1929 in Katzensteig bei Furtwangen mit maskenähnlich verdecktem Gesicht gesehen wurde, er hat damals in dieser Vermummung in Katzensteig ein Mädchen augerempelt. Pfaff steht deshalb im dringenden Verdacht, der Mann mit der schwarzen Maske zu sein, der schon im Jahre 1927 zur Sommerszeit von sich reden machte. Damals ereigneten sich im Juli und August sechs Fälle, in denen der Täter sich in ahn- licher Weise wie Pfaff schamlos Frauenspersonen gegenüber aufgeführt hat. In zwei Fällen hat der Täter sogar mit einem Messer hantiert, in einem Fall hat er eines der Mädchen "»-P verletzt und in zwei anderen Fällen hat er den ihre Sachen bek der Flucht im Stiche lassenden Mädchen auch Geld, Papiere, Kleidungsstücke usw. entwendet. Darüber hinaus besteht aber di» Vermutung, daß auch der Doppelmord auf der Weitztannenhöh« an den beiden Lehrerinnen Luise und Jda Gersbach am Vormittag des 31 Mai 1928 zu den oben erwähnten Vorgängen in Beziehung steht Diese Vermutung gründet sich insbesondere darauf, datz bei diesem Mord der Täter in ähnlicher Weise vorgegangen sein mutz, wie Pfaff in den genannten Fällen.