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Zn Paris sind drei Fachausschüsse zusammengetroten, um Einzelheiten des Poungplanes auszuarbeiten. Der wich­tigste dieser Ausschüsse bezwecktdieLiquidationder Vergangenheit". Er soll die Konten der empfangs­berechtigten Mächte abstimmen und im einzelnen das fest­legen, was England über den Sachverständigenplan vom 7. Juni hinaus durch die Initiative des Schatzkanzlers Snowden auf der Haager Konferenz durchgesetzt hat. Er soll aber auch einer Einrichtung, die in den letzten zehn Zähren viel Unheil über Deutschland gebracht hat, der Pa­riser Reparationskommission, den Todesstoß versetzen. Unter dem Poungplan ist für dies aus der Kriegspsychose stam­mende Gebilde, in dem Deutschland nicht mehr vertreten ist, kein Raum mehr vorhanden.

Der zweite der in Paris tagenden Ausschüsse stellt rin neues Reglement für die deutschen Sachleistungen zusam­men. Hierfür galt bisher das Abkommen, das nach dem schwedischen Bankier Wallenberg benannt war. Der dritte Ausschuß soll sich mit der Frage derOstreparationen" beschäftigen. Diese zwar für Deutschland weniger wichtig« Frage wird besondere Schwierigkeiten verursachen, weil es sich hierbei um die Umlage der Reparationsverpflichtnngen des ehemaligen habsburgischen Reiches auf die Nachfolge­staaten handelt. Hierbei muß natürlich die Haftung ver­schwinden, die Deutschland bisher gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags für die Reparationsverpflichtungen seiner ehemaligen Verbündeten übernehmen mutzte. Die Leitung derLiquidations-Kommission" und die Oberauf­sicht auch über die beiden anderen Ausschüsse ist dem Mi­nisterialdirektor im Reichsfinanzministerium, Dr. Dorn, übertragen worden, der seit Jahren die Reparationsfrage ressortmäßig bearbeitet. Ihm ist der Leiter der Jndustris- abteilung im Reichswirtschaftsministerium, Ministerial­direktor Dr. Schäffer, beigegeben.

Zu den genannten drei Ausschüssen, die seit dem 16. Sep­tember in Paris arbeiten, tritt als nächster ei» Saaraus- schuß hinzu, zu dessen Leiter der frühere Staatssekretär Dr. von Simson vom Auswärtigen Amt ernannt ist. Die­ser Ausschuß, der die Rückgliederung des Saargebietes an Deutschland und den Rückkauf der Saargruben durch Deutsch­land zu bearbeiten hat, wird voraussichtlich in den letzten Septembertagen in Paris zusammentreten. Es ist wahr­scheinlich, daß dieser Ausschuß seine Arbeit bis zum Zu­sammentritt der entscheidenden Staatsmännerlonferenz (voraussichtlich im Oktober) nicht wird beendigen können. Er wird auch einen Fachausschuß zur Bewertung der Saar­kohlengruben einsetzen müssen, weil aus andere Weise der von Deutschland an Frankreich zu zahlende Rückkaufpreis für die Gruben nicht ermittelt werden kann. Ein fünfter Ausschuß ist vorläufig noch nicht einmal geladen worden. Dies ist der Fachausschuß für die Bank für internationale Zahlungen, die bekanntlich gemäß dem Poungplan bei der Abwicklung des neuen Reparationsplanes eine bedeutende Rolle spielen soll. Unter den Notenbankpräfidenten, dis nach dem Sachverständigengutachten diesen Ausschuß bilden Men, bestehen zur Zeit noch Meinungsverschiedenheiten »ber die formelle Einberufung. Zu den förmlichen Schwie­rigkeiten werden sich dann zweifellos noch materielle ge­sellen. England hat nämlich durch Schatzkanzler Snowden ankündigen lassen, daß es mit der im Sachverständigengut­achten empfohlenen Form der Bank nicht einverstanden sei. Der sechste und siebente Ausschuß die wahrscheinlich mir Unterausschüsse der übrigen sein werden, hätten die Aenderungen festzulegen, die an dem geltenden Reichsba^n- sorvie am Reichsbankgesetz vorgenommen werden miiffen.

Mer-oliWe ZMchenfMt

Erklärungen Dr. Klönnes Dichtung und wechselparteipolitische Machenschaften Berlin, 21. Sept. Reichsragsabgeordneter Dr. Klönne wendet sich in einer Erklärung gegen die Mitteilungen der Nationalli- beialen Korrespondenz über Verhandlungen deutschnationaler berren, bei denen er genannt wird. Er erklärt u. a., in dem an- bezogenen Artikel seien Wahrheit und Dichtung gemischt. Es sei ^chtig, daß er (nicht 1926), sondern 1927 in London Unterhal- «sngen mit führenden englischen Politikern gepflogen habe, die bie Entwicklung Europas und besonders die deutsche Sache be­trafen. Bei diesen Gesprächen, bei denen ich meine Stellung als Privatmann, der seine eigene Meinung zum Ausdruck brächte, ausdrücklich betont babe, habe ich etwa ausgeiiihrt, daß Deutsch­land für eine deutsch-eirglisch-franzöfische Zusammenarbeit nur dann in Frage käme, wenn wenigstens die elementarsten best».

^""Eunsen erfüllt würde«. Als solche habe er nicht nur. wie die Nationalliberale Korrespondenz richtig ausführe Rän- lande und Rückgabe der Saar. Widerruf der Kriegsjchuldluge (und zwar durch den ehemaligen Feindbund) gewisse Erhöhung des deutschen Seeresstandes", sondern was die Nationalliberale Korrenspondenz nicht mitteile, in erste, Lrme die unbedingte Rückgabe des Weichselkorridors. volle Wie­derherstellung der deutschen Souveränität und eine Revision des Dawesvlanes in dem Umfange genannt, daß Deutschland höch­stens die Hälfte der festen Dawesannnitiit zu zahlen hätte Er habe das Auswärtige Amt über diese Unterhaltung alsbald unterrichtet. Den französischen General, der aus seiner Tätigkeit rm Zusammenhang mit Fragen der Entwaffnung Deutschlands wohl bekannt sei, offenbar General Walch, kenne er nicht. Da- gesen habe er mit französischen politischen Persönlichkeiten im Winter 1927 bis 1928 in Berlin Unterhaltungen ähnlicher Art w,e vorher in London gepflogen, wobei er nach seiner Auftas.

jung über die Rechberg'schen Pläne befragt worben fei und ms» selben Forderungen wie in London vertreten habe. Niemand habe das Recht, derartige Unterhaltungen Angebote zu nennen. Zm Frühjahr 1928 ebenso wie 1929 sei er nicht in Paris se» wesen. Die hieran geknüpften Bemerkungen seien frei erfunden. Dagegen habe er während der Pariser Verhandlungen über de» Voungplan den Besuch französischer Politiker gehabt, wobei über den Boungplan selber gesprochen wurde. Auch hier sei von Ange­boten von einer der beiden Seiten nicht die Rede gewesen,' auch in diesem Falle habe er das Auswärtige Amt unverzüglich un­terrichtet. Ich erlaube mir, die Frage zu stellen, ob sich der Herr Reichsaußenminister von den Herren des Auswärtigen Am­tes über Dinge, die er jetzt offenbar für sehr wichtig hält, unter­richten ließ, oder duldet er es, daß in dem Blatt, das bekann­termaßen feine Politik vertritt, große Irreführungen über Ab­geordnete verbreitet werden? Im übrigen bin ich der Meinung, daß eine Außenpolitik in dem von mir skizzierten Rahmen, in dem di« deutschen Lebensnotwendigkeiten in den Vordergrund gestellt worden, den Anschauungen und Forderungen des natio­nalen Deutschland entspricht. Die sogenannte Verständigungspo­litik des gegenwärtigen Herrn Reichsaußenministers kann ich allerdings nur Ilnterwerfungsvolitik nennen. Solange freilich unsere ehemaligen Gegner die Chance haben, mit dem amtlichen Deutschland eine derartige Politik zu machen, werden sie zu ei­ner ehrlichen Verständigungspolitik nicht bereit sein.

Neue Mitteilungen desZungdeutschen"

Berlin, 24. September. DerJungdeutsche", der vor einigen Tagen im Anschluß an die Mitteilungen der Natio- nalliberalen Korrespondenz noch einige Redakteure der Hugenbergblätter als Teilnehmer an den Besprechungen mit Vertretern des französischen Nationalismus genannt hatte, fügt jetzt noch die Namen des Deutschnationalen Abg. Trevianus, des Kapitäns Ehrhardt, des Herrn v. Gleichen und anderer Persönlichkeiten aus den Kreisen der Rechten hinzu, die mit dem französischen Abgeordneten Reynauld vomNationalen Block" unterhandelt haben sollen. Auch der Abg. v. Lindeiner-Wildau soll, nach demJungdeut­schen", neuerdings in Paris im Aufträge der Deutschnatio­nalen Partei verhandelt haben, worüber mehreresehr interessante Mitteilungen" in Aussicht gestellt werden.

Eine Erklärung des Abgeordneten von Lindeiner-Wildau Berlin, 24. September. Abg. v. Lindeiner-Wildau er­klärt: Die ZeitungDer Jungdeutsche" stellt die Behaup­tung auf, ich sei kürzlich in Paris gewesen, hätte dort mit französischen Politikern verhandelt und hätte mich von dem Vertreter eines deutschen Linksblattes führen lassen. Ich stelle demgegenüber fest, daß ich noch nie in meinem Leben in Paris gewesen bin.

Eine Mitteilung Dr. Klönnes Berlin, 2!). September. Dr. Klönne bittet uns anläß­lich der Pressemeldungen über seine Verhandlungen mit fremden Diplomaten um die Verbreitung folgender Mit­teilung: 1. Ich habe niemals einem französischen Militär oder Politiker ein Militärbündnis angeboten. 2. Eine deutsch-englisch-französische Zusammenarbeit unter der Vor­aussetzung der Berücksichtigung der deutschen Lebensnot­wendigkeiten stellt nach meiner Auffassung einen Akt der Selbstverteidigung der drei großen nordeuropäischen Mächte gegen wirtschaftliche und ideelle Angriffe dar, gleichgültig, von welcher Seite sie ausgehen. Eine der­artige Zusammenarbeit hat keine offensive Spitze gegen andere Länder, insonderheit verspreche ich mir keinen Er­folg davon, eine geistige Bewegung, wie der Bloschewis- mus sie darstellt, mit Kanonen zu beschießen. 3. Ich habe das auswärtige Amt über alle Verhandlungen, die ich führte, restlos unterrichtet.

Di« Bombenanschläge H

Die Untersuch«»« des Reichswehrministeriums

Berlin, 21. Sept. Die Untersuchung des ReichswehrminW» riums über die angebliche Zusammenarbeit des Angestellte» Ieschke mit dem Syndikus der Landoolkbewegung bat folgend« ergeben:

Der Angestellte des Reichswehrstandortes Lübeck Ieschke len» Herrn Weschke persönlich ans seinem früheren Aufenthalt i» Itzehoe. Er hat im Juli dieses Jahres, als die Landvolkbewe. gung in zunehmendem Maße öffentliches Aufsehen erregte, oh» Wissen seiner Vorgesetzten eine Aussprache mit Weschke herb« geführt, um sich ein Bild über Umfang und Ziele der Bewegn» zu verschaffen. Seine Eindrücke hat er in einem Bericht an d« Reichswehrbehörde znsammengefaßt, der sich darüber aussoricht daß die Führer der Bewegung in ihrem politischen Kampfe se> gen die Regierung Eewaltmaßnahmen, insbesondere eine Beten ligung an den Svrengstoffattentaten abzulebnen scheinen. Dei Bericht ließ nicht erkennen, daß er ani einer persönlichen Rück spräche mit Weschke beruht. Die Reichswehrbehörden haben ih, zu den Akten gelegt, da sie von der zuständigen Zivilverwal. tung über die Bewegung unterrichtet wurden. Es handelt sich also um eine private einmalige Anfrage eines Angestellten bs einem persönlichen Bekannten. Er bat sich weder hierbei nock sonst, geistig oder praktisch an den Bestrebungen der Landvolk bewegung beteiligt. Dagegen ist ihm zum Vorwurf zu machen daß er überhaupt mit einer Persönlichkeit in Verbindung detre> ten ist, die in radikalem politischen Kamme steht und daß ei hierbei seine dienstliche Adresse verwendet bat. Der Reichswehr minister wird die Wiederholung solcher Mißgriffe für die L» kunft abftellen.

Es ist also klargestellt, daß weder der Fall Ieschke noch de: Fall Gaza-Hammerstein den geringsten Beweis erbracht bat Lab die Reichsweyr mit den Bombenattentaten in Verbind»« steht. Das Reichswehrministerium siebt der Durchführung d« beiden Strafanträge wegen Beleidigung entgegen.

MerMlWeutlnMeHMelrkmselM

Berlin, 23. Sept. Die internationale parlamentarische H«m- üelskonierenz begann ihre Arbeiten im Reichstag zunächst mit Ausschnbsitzungen. Der Ausschuß für die Reorganisation der In­dustrie und ihre Beziehungen zum Arbeitnehmer trat unter dem Vorsitz des italienischen Senators Suso Ancona zusammen. Er nahm zunächst einen Bericht des englischen Unterhausmitgliedes Hannon über industrielle Zusammenlegung, Rationalisierung, Verschmelzung usw. entgegen. Der Berichterstatter legte dem Ausschuß eine Entschließung vor, wonach die Konferenz be­schließt, daß die nationale sowohl wie die internationale Ra­tionalisierung der Industrie in allen Ländern der Welt sorg- sättig geprüft werden soll und die Delegierten für die Konfe­renz des Jahres 1930 Berichte über die Ergebnisse ihrer Er­wägungen ansarbeiten sollen. Darauf berichtete der Reichstags- abgeordncte Dr. Brüning (Z.) über neue Grundlagen der Mit­arbeit der Arbeitnehmer. Er faßte seine Ausführungen in eine Entschließung zusammen, in der die Konferenz ihre Wünsche iür die Verwirklichung der von ibr gerade unter dem System der Rationalisierung iür notwendig erkannten neuen Wege zu bes­serer Zusammenarbeit zwischen Unternehmer und Arbeitnehmer­schaft darlegt.

Neues vom Tage

Die Truppen der dritten Zone Paris, 23. September. ImParis Soir" befindet sich eine Aufstellung der Truppen, die nach der Räumung der zweiten Rheinlandzone noch in der dritten Zone verblei­ben werden. Es handelt sich danach um die 37., 44. und 77. Infanteriedivision, die das 32. Armeekorps bilden.

Königstein frei

Königstein, 23. Sept. Das hier stehende zweite Batail­lon des Leicestershire Infanterieregiments hat heute mit­tag mit einem Sonderzuge Königstein verlassen und dre Rückkehr in die Heimat angetreten. Damit ist Königstein nach nahezu lljähriger Besetzung wieder frei von fremden Truppen. Dis zum 1. Oktober bleibt nur noch ein aus we­nigen Personen bestehendes Abwicklungskommando hier, das die letzten Uebergabe- und Abrechnungsformalitäten zu erledigen hat.

Schwere Sturmschäden an der Nordsee Hamburg, 23. Sept. Aus dem Gebiet der Unterelbe und der Provinz Schleswig-Holstein laufen aus zahlreichen Orten Mel- düngen über die in der Nacht zum Sonntag durch den Sturm und eine Springflut angerichteten Schäden ein. Die Eiderdeiche sind an verschiedenen Stellen gebrochen und haben zur Ueberslu- tung weiter Ländereien geführt. Empfindlich wurde die Elb- insel Krautsend betroffen. In der Gegend von Stade wurde mehrfach Vieh abgetrieben und ertrank. Der Dampferverkehr »ach Helgoland begegnete Schwierigkeiten