Die Minderheitenfrage
Kampf hinter de« Kulissen.
9« Genf wird zur Zeit ein Kampf um die Bildung deS Ausschusses ausgefochten, dem di« weitere Prüfung der Minderheitenfragen übertragen werden soll. Auf fran- zösisch-polnischer Seite wünscht man einen aus den asiatischen und südamerikanischen NatSmitgliedcrn zusammengesetzten Dreieraukschuß, dessen Arbeit praktisch auf die Anf- rechterhaltung des bisherigen Zustandes hinauslaufcn würde. Demgegenüber wird von deutscher und kanadischer Seite unter Unterstützung anderer Mächte die Bildung eines Sachverstäii'bigenausfchusses gefordert, der bis zur September-Tagung des Völkerbundes Vorschläge für eine grund. legende Neuregelung der bisherigen Völkerbundsgarantien prüfen und das Beschwerdeverfahren für die Minderheiten ausarbeiten soll.
Eine provisorische Regierung für den Vatikan-Staat
TU London, S. März. Der Papst hat eine provisorische Regierung für den neuen päpstlichen Staat ernannt, die bis zur Ratifizierung des Lateran.Vertrages im Amt bleiben wird. Nach der Ratifikation wird ein Gouverneur für die vatikanische Stadt ernannt werden, aller Wahrscheinlichkeit nach ein Prälat. Die provisorische Negierung wird mit der italienischen Negierung alle Pläne für die Verwaltung der vatikanischen Stadt bis zur Ratifizierung des Vertrages ausarbeiten.
Kleine politische Nachrichten
Weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit im Reich. Amtlich wird mitgeteilt: Am 15. Februar betrug die Zahl der Haupt- Unterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung und der Sonderfürsorge bei berufsüblicher Arbeitslosigkeit nach den vorläufigen Berechnungen rund 2,3 Millionen Davon entfielen etwa Ich Millionen aus die Arbeitslosenversicherung. Zur gleichen Zeit bezogen 155 OM Personen Kri- sennnterstützung. Ende Januar gab es nach den endgültigen Zahlen in der Arbeitslosenversicherung und der Sonderfür- sorge 2,255Millionen Unterstützte. Insgesamt Ist also in den zwei ersten Februarwochen eine Steigerung um rund 50 000 Personen, in der Krlsenunterstützung um rund 5000 Per- sonen etngetreten.
Hoover «nd die Vorgänge in Mexiko. Nach einer Mel- düng aus Washington besprach Präs. Hoover mit Kellogg die Lage in Mexiko. Es gilt als wahrscheinlich, dah Hoover die Bemühungen beS Präsidenten Gil, den Aufruhr zu unterdrücken, mit Sympathie verfolgen wird.
Württ. Landlag
Beratung der Gemeindcordnung.
Der Landtag setzte die Beratung der Gemeinbeordnung bei dem die Gemeindenutzungen betreffenden Abschnitt fort. Dabei gab es eine längere Aussprache zu Art. 141. Der Abg. Hermann sZ.s warnte davor, daß man in einer Zeit der wirtschaftlichen Not zu radikal vorgche und die Nutzungen aufhebe. Man müsse es begrüben, daß dem Gemeinderat daS Bestimmungsrecht über die Gemeindenutzungen belassen werde. Der Abg. Heymann iS.) erklärte, die Bedeutung der Gemeindenutzungen sei viel geringer geworden als früher. Der Abg. Rath tDV.s erklärte, es liege kein Grund vor, gegen die Gemeindenutzungen Sturm zu laufen. Der Abg. Klein lBB.) wünschte, daß an den Gemeindenutzungen nichts geändert werde. Wo sie aber aufgehoben werden sollten, müsse eine Entschädigung gewährt werden. Gegen letzteres Verlangen wandte sich Staatspräsident Dr. Bolz, weil eine solche Entschädigung böses Blut machen würde in den Ge- meinöen. In denen seinerzeit keine Entschädigung gewährt wurde. Nach Ablehnung von komm. Anträgen wurde der
Art. 141 in der AuSschußfaffung angenommen. Bei Art. 144 wurde ein Antrag Obenland (BB.) abgelehnt, demzufolge den Nutzungsberechtigten «ine angemessene Entschädigung gewährt werden sollte. Art. 151 handelt von den Anteilen der Geistlichen, Lehrer und Gcmcinüebeamten an Eigen- tumsnutzungen. Hier wurde auf Antrag des Abg. Küchle <Z.) die Regierungsvorlage wiederhcrgcstellt. Demnach ist derjenige Teil an den Eigentumsnutzungen, der den Geistlichen und Lehrern znsteht, als Teil des Einkommens ihrer Stellen so lange sortzureichen, als die Nutzung für die Bürger selbst besteht. Der Gemcindcrat kann Gemeindcbeamten einen gewissen Anteil an den Gemeindenutzungen als Be- soldungSteil gewähren. Eine längere Aussprache knüpfte sich auch an die Art. 157 ff. betr. die Führung des Gemeinde- Haushalts. Der Abg. Mößner iS.) beantragte, daß jedem Gemeinderatömitglicd, auch in den kleinsten Gemeinden, ein Exemplar des Haushaltsvoranschlags zngestellt wird. Der Abg. Klein lVB.j äußerte Bedenken gegen die Vorschrift, daß der HauShaltplan bis 1. März dem Gemeinderat mit Vorschlägen für die Deckung des Bedarfs vorgclegt werden muh. Das werde meistens noch nicht möglich sein, da biö dahin die Höhe der Kataster noch nicht seststche. Staatspräsident Dr. Bolz erklärte, der Termin vom 1. März sei für normale Zeiten bestimmt. Die Auslegung des Etats sei not- wendig, denn dadurch werde den wirtschaftlichen Kreisen der Gemeinden Gelegenheit gegeben, zeitig ihre Wünsche geltend zu machen. Ter Abg. Rath sDV.j bezeichnete es als überflüssig, jedem Gcmeinderat den Etat zuzustcllen. In vielen Gemeinden stehe Jahr für Jahr das gleiche im Etat. Nach weiterer Beratung wurde die Abstimmung aus die nächste Sitzung verschoben.
»
SEB Stuttgart, 6. März. Wie wir hören, will der württ. Landtag bis zum 20. März die 2. Lesung der Gemeindcordnung zu Ende führen und dann in die Osterferien gehen. Als Abschluß der langen Winterberatungcn wird der Landtag am Donnerstag, 21. März, die Stadt Hall, einer Einladung der dortigen Stadtverwaltung folgend, besuchen.
Aus Württemberg
Vorstandssitzung der Württ. LandwirtschaflSkammer.
Der Vorstand der Württ. LanüwirtschastSkammer hielt dieser Tage eine Sitzung in Stuttgart ab. ES wurden die mit der Einführung einer Buttermark« zusammenhän. gendcn Fragen nochmals eingehend besprochen. Von der Gründung des früher geplanten Markenschutzverbandes zusammen mit Bayern mußte nach der jetzigen Stellungnahme von Bayern abgesehen werden. Die Verleihung der württ. Buttermarke erfolgt durch die württ. Landwirtschaftskam. mer. Tie hiebei anfallenden Geschäft« werden durch eine milchwirtschaftliche Prüsungöstelle bei der LandivirtschaftS- kammer durchgeführt. Diese Prüfungsstelle erhält in Sachen der Bnttcrmarke einen Beirat, in dem die Landwirtschafts, kammer, die staatlich« Lehr- und Forschungsanstalt in Wangen, der Verband landw. Genossenschaften, der württ. Milch, wirtschaftlichen Verein« und der Verband der Käsegroßhänd- ler und Fabrikanten Bayerns und Württembergs in Kemp, ten, vertreten durch einen württ. Buttergroßhändler, mit je 1 Stimme vertreten sind. Außerdem stellt die Württ. Landwirtschaftskammer den Vorsitzenden des Beirats. Zur plan- mäßigen Regelung deS Milchabsatzes und der Milchverwertung soll zusammen mit dem Rational!, sierungsansschuß ein Generalplan ausgestellt werden, der
u. a. auch bei der Zuteilung von Reichsbeihilfen zugrunde gelegt werden soll. Vor der planlosen Einrichtung besonders kleinerer leistungsschwacher Molkereien an oft ungeeigneten Plätzen ist zu warnen, da sich hier die Unkosten pro Liter zu hoch stellen. Zum Absatz der Eier wird eine württ. Eier- absatzzentrale GmbH, gegründet. Gesellschafter sind zunächst die Württ. LanüwirtschastSkammer, die Kaufstelle der landw. Genossenschaften AG., der Landesverband der landw. Hausfrauenvereine. Der Sitz ist Stuttgart. Tie Auf. nähme weiter zu errichtender Kreiseierverwer- tungsgenossenschaften ist vorgesehen. Um die in Betracht kommenden Kreise aufzuklären werden demnächst i» den hauptsächlich in Betracht kommenden Bezirken Werbe. Versammlungen abgehalten werden, bei welchen der organisatorische Aufbau der genossenschaftlichen Eierverwertung sowie die Voraussetzungen der Verleihung des Markenstempels „deutsches Frischei" dargelegt werden. Für das württ. Unterland sollen, nachdem im Oberland Obstverwer- tungsstellen errichtet sind, planmäßig weitere Veriver- tnngsstellen eingerichtet werden und zwar zunächst tm nörd- lichen Teil des Landes. Mit den interessierten Kreisen sind die Vorbesprechungen bereits aufgenonnnen. Im Laufe des Frühjahrs soll möglichst der endgültige Plan festgestellt werden, damit schon tm nächsten Herbst ein geregelter Absa* möglich ist.
Die Lage des Arbcitsmarkts.
Nach kleinen Anfängen zu einer Besserung hat der Arbeitsmarkt, wie vom Landesarbeitsamt Südwestdeutschland mitgeteilt wird, durch die neue Kältewelle einen solchen Rückschlag erfahren, daß die Lage in den meisten Bezirke« noch schlechter war als in der Vorwoche. Die Zunahme der Hanptunterstützungsempfänger betrug 4 362 Personen oder 2,8 Prozent. Am 27. Febr. standen in der versicherungSmäßt. gen Arbeitslosenunterstützung 103 536 Personen (86 514 Män. ner und 17 022 Frauen), in der Krlsenunterstützung 7160 Personen s6305 Männer und 855 Frauen) und in der für die bcrnfsüblich Arbeitslosen eingerichteten Sonderfürsorge 46 870 Personen <46 068 Männer und 802 Frauen). Die Gesamtzahl der HauptunterstützungScmpfänger In den drei Un» terstützungsarten Ist vom 21. bis 27. Februar von 153 204 auf 157 566 gestiegen,' davon waren 138 887 Männer sgegen 134 665 in der Vorwoche) und 18 679 Frauen (gegen 18 539). Auf die Arbeitsämter tn Württemberg und Hohenzollern trafen 68 880 Hauptnnterstütznngsempsänger (gegen 66784) und auf die Arbeitsämter in Baden 88 686 (gegen 86 420). Im Gesamtbezirk des Landesarbeitsamts kamen am 27. Februar ans 1000 Einwohner 31,3 Hauptunterstühungsempfänger ge- gen 20,4 am 2. Januar, 11,2 am 5. Dezember, 7,0 am 31. O5- tober und 4,7 am 1. August.
Sittliche Krisis der Jugend.
ep. In mehreren ernstzunehmendcn Zeitschriften wurde kürzlich daraus hingewiesen, daß von der sittlichen Not heut« die Jugend aller Volksschichten tn hohem Maße betroffen wird. Veranschaulicht wurde die Tatsache an einem äußere» Symptom, der starken Zunahme der Geschlechtskrankheiten unter Jugendlichen, wobei auch eine Fülle statistischen Mate- rials aus Krankenhäusern und Fürsorgcstellen angeführt wurde. Soweit derartige Tatsachen weiterhin in der Presse bekannt gemacht wurden, machte sich in den Veröffentlichungen vielfach die Tendenz bemerkbar, die Zustände als nicht gar zu schlimm darzustellen. Dagegen wendet sich ein amt- liches Schreiben des Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, in dem eS u. a. heißt: „Wenn ein gewisser Teil der Tagespresse bemüht ist, glaubhaft zu machen, daß Zustände, wie die geschilderten (in einem bestimmten Auf. satz und in den oben erwähnten Zeitschriften), nicht oder kaum Vorkommen, so bedeutet das eine Gefahr der Ver» schleierung der wirklichen Verhältnisse der Gegenwart. Aufklärung der Elternschaft erscheint als dringende Aufgabe, Zusammenwirkung von Fürsorge, Ärzteschaft und Schul« ist unbedingt notwendig." Dieser amtliche Warnungsruf sollt« besonders auch tn Erzieherkreisen wohl beachtet werden.
Was Liebe vermag.
Roman von Lrica Srnpr-Lörcher. f2) -(Nachdruck verboten.)
Sie rang eine aussteigende Bitterkeit «avfer nieder. Sott, sie war. eine Doopelwalie, in ibre» jungen Leben schon so viel berumgestoßen worden! Sie ging an den Dornen vorüber, die idr so o(t das Herz ritzten. Aber ibr Herz lag der Sonne oklen, es dehnte, sich entsaltend, der Liebe, der Sitte, der teilnehmenden warmen Menschenliebe entgegen!
Unter dem weißen Sonnendach der Barkasse wurde lebt ein Heller Trovenbelm geschwenkt. d»m Damvier entgegen. Noch vermochte sie nichts von ibrem Vetter zu erkennen. Erst albte Ankommenden nach Anlegen der Barkasse die Trevo« an der Seite des SckisseS berausstlegen, erkannte sie tbren Vetter, da ihre Tante die Hand einem jungen Manne entgegenstreckte. Er bastete die lebten Stufen berank und eilte ihr tn die Arme- Mutter und Sohn küßten sich. In den Augen, tn den GestchtS- zügen der Frau Schsirmann lag eine Wärme, ein Glanz, den Liane nie bisher bei ihrer Tante gesehen. Man fühlte, der Tok» war ibr ein und alles, war da» etnzige, was diese kalte» herbe Frau in Liebe umschloß.
Auch die Begrüßung des Sobnes war herzlich, gerikuschvoll, mit temveramentvollrr Lebhaftigkeit. Er sprach laut. Seine Stimme batte etwa» Welttönendes.
»Na, Mutter, da bist Du ta endlich wieder! Laß Dich man «mieden l Schmaler bist Du geworden. Aber D« siebst doch viel, viel besser au» als bei Deiner Abreise. Bist Du seekrank «worden? Wie war di« Seeretie?
Erst als Krau Sckllrmann beiseite treten mußte, m« der Dienerschaft beim verabtragen der Koffer und des übrigen Gepäcks Platz zu machen, kiel »s idr ein. ihre Nichte vorznstellen. Liane batte schweigend, abwarten- bettelte gestanden. Cie war ta gewohnt, nie ein Mittelpunkt sein zu dürfen, sondern immer nur ein Anhängsel, ein Ding, das «>r Sette zu treten batte, weil andere wichtiger waren.
„Hier Nelle ich Dir Deine Cousine Liane vor. vodol*
Er batte gerade wieder seinen Kovk mit dem Tropenhelm an» weißem Leinen bedecken wollen, ak» er dem Wink seiner Mutter folgte. Uebrrraicht lab er ans Liane.
«Da»? Du bist die kleine Liane? Ei. der Kuckuck, hast Du Dich rauSgemacht. Du bist ia ein bildhübsches Mädchen geworden!"
Frau Schürmann räuiverte (ich mißbilligend. Sie liebte die Lebhaftigkeit, die bumorvoll« Art tdre» Sohne», aber Ne liebte e» nicht, wenn er jungen Damen Höflichkeiten sagte. Mit harter Hand batte ste bi» letzt jeder sich ansvinnenden Neigung ibre» Sohnes ein Ende bereitet. Idr Egoismus duldete nicht, daß lein Her, neben der Liebe znr Mutter ein anderes Wesen liebte. Und wenn er gar io unglaublich kurzüchtig lein würde, sich in seine nnvermögenbe Cousine zu verlieben und sie bsibich »a finden —? O, sie batte ganz andere Pläne mit ibrem einzigen Erben vors
„Ihr könnt nachher noch genug Eure Jugenderlnnernngen «mStauichen, Bodo! Jetzt wollen wir sehen, baß wir noch mit der ersten Barkasse an Land kommen."
Der Sohn gehorchte. Zwei tagalilche Diener waren id» zuvor die Trevve zum Schiss herauf gefolgt und warteten bescheiden in kurzem Abstand auk Befehle. ES waren mittelgroße, schmiegsame Gestalten. Ihre dunklen Haare truaen sie glatt gescheitelt. Ihre Hautfarbe war von einem ganz bellen Braun. Dagegen waren ibre Auaen von einem io funkelnden- Dunkel, daß sie aus dem Weiß förmlich bernorstachen. Mit unverbüll- tester Beiniindernng dingen ihre Blicke an Liane, während idr Herr die Angekommenen begrüßte. DaS iunge, stattliche, blonde Mädchen erschien ihnen der Inbegriff aller Schönheit. Und diese» wunderbar liebreizende junge Weien sollte nun eine HauS» genossin der Herrschaft sein!
Frau Schürmann wandte sich ihren Dienern »u und üb.'r» flog ibr AeußrreS mit einem prüfenden Blick ES war ihr« fixe Idee, baß der Hausstand unbedingt vernachlässigt sei» würbe, wenn sie zvrückkebrte. Trotzdem mußte sie im stillen »ngeben, baß der Anzug der b.'iben Diener mich unter ihrer Anwesenheit nickt sauberer hätte sein können. Eie trugen weite, faltige weiße Hemden, welche vorn »u knöpfen waren und die nach LandeS- sitte über die weiten weißen Beinkleider berablielen.
Liane war in diesen Stunden der Ankunft »nb all der fremden, neuen Eindrücke von wachster Aufmerksamkeit. So bemerkte sie auch, daß beide Diener die Herrin mit Unterwürfigkeit begrüßten, aber ohne sichtliche Freude, obne innere Wärme.
Man verabschiedete sich vom KavitL« und den anderen Mitreisenden. die ibre Fahrt auf dem Schiffe nach China und Japan fortlebten, ließ bas Gepäck in bi« Barkasse tragen «nd «ab«
dann selber unten im Dampfboote Platz. Bodo griff iogleich de-z vorhin unterbrochenen Kaden der Unterhaltung wieder aui. Er studierte ausmerklam die GestchlSzllge seiner Cousine. Ihr Reile- but besaß wegen der auffteigenden Tropenhitze und »um Schutz« gegen die blendende Meeresfläche einen ziemlich breiten Rand, der ibr hübsche» Gesicht mit dem ovalen Kinn kleidsam überschattete. Ein langer, dünner, weißer Reifeschleier umspielte st« wie ein leichter, duftiger Hauch. Unter dem Hut auoll im Nacken ein starker, blonder Haarknoten hervor, und auch sonst drängten sich neckisch zierlich« blonde Locken vm Stirn und Obren. Und da sie auch ein Paar klare, blaue Augen besaß, war Bodo sich schnell einig, baß seine Cousine der Tvvu» eines echten, blonden, deutschen, jungen Mädchens hier stark angeschwärmt werden würde.
„Ich bade nicht im entferntesten erwartet, Mutter brächt, s-tzt ein« vollendete innge Dame mit," meinte er und neigte sich ihr etwa» entgegen. Fron Schürmann warf ißm einen kurzen, mißbtlligenden Bkick zu. WaS brauchte er ihr den Kovk zu verdrehen? Liane fallt« sich doch nicht einbilden, hier al» ivng« Dame eine Rolle sviclen zu wollen! Unentbehrlich sollte ste sich ibr machen, »nd damit Punktum! Aber Bodo sab den Blick seiner Mutter nicht, sondern fuhr au» seinen Betrachtungen brrau» fort: .Erinnerst Du Dich noch, daß wir als Kinder einmal »» kämmen geivielt baden, Liane?"
Erst letzt betrachtete auch sie ib« näher. Sie forschte ttt feinen Zügen, ob sie nach eine Erinnerung au früher fand. Der Trovcnanzoa aus weißgelber chinesischer Rohseide stand gut zn seinen dunkelgrauen Augen «nd seinem schwarzen Haar. Man hätte ihn in feiner mittelgroßen beweglichen Gestalt al» eine» hübschen Mann bezeichnen können, wenn nicht zwei tieie Falten neben seinen Mundwinkeln seinem Gesicht etwa» Nettere» vem liehen hätten, al» er tatsächlich war. Wenn er den Blick senkte, fielen leine besonders langen «nb welchen Augenwimvern auk. Da» gab ibm etwa» Weichliche», im Verttn mit dem Grübchen tm Kinn. Er war in Aussehen und ieinrr Art ganz da» Gegenteil seiner derben, strengen, aufrechten Mutter- Aber lein« große Liebenswürdigkeit und seine entgegenkommend« Art, di« Lian> für echte Ritterlichkeit dielt, taten ihr wohl. Sie war bisher nicht durch Liebenswürdigkeit verwöhnt worden.
töortketzung folgt)!
i