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Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen"

Der Tagungsort der politischen Konferenz Berlin, 25. Juni.DieB.Z. am Mittag" meldet auf Grund einer Londoner Information, daß die englische Re­gierung in Berlin und in Paris habe Mitteilen kaffen, sie lege entscheidendes Gewicht darauf, die große politische Kon­ferenz über die Liquidation des Krieges auf der Grund­lage das Pariser Sachverständigenplanes nach London ein­zuberufen. Das Blatt nimmt an, daß die Konferenz im Juli zusammentreten kann.

^ Um den Ort der Konferenz der Regierungen ' ' Paris, 25. Juni. Wie derMatin" berichtet, ist damit zu rechnen, daß die Vorbereitungen zur Regierungskonferenz mehr Zeit in Anspruch nehmen werden, als man vielleicht glaubt. Auch die Wahl des Ortes der Konferenz macht Schwierigkeiten. Das Blatt plädiert selbst für die Wahl einer Stadt in der Schweiz nach dem Beispiel von Lo­carno und fährt fort: Wenn man die Schweiz nicht wählen will, so sollte man an die Niederlande denken. Macdonald will zwar, daß die Konferenz in London stattfinde, es ist aber wahrscheinlich, daß die Mehrheit der interessierten Mächte versuchen wird, ihn von der Notwendigkeit zu über­zeugen, daß die Verhandlungen in einer Atmosphäre ab­gehalten werden, die nicht die Gefahr politischer Ansteckung im Gefolge hat.

Eröffnung des englischen Parlaments London, 25. Juni. Beide Häuser des Parlaments sind Dienstag nachmittag 14.45 Uhr zum ersten Male seit den Wahlen zusammengetreten. Die Arbeiterpartei nimmt die für die Regierungspartei bestimmte Hälfte des Saales voll­ständig ein. Die Konservativen haben zwei Drittel der Plätze auf der Oppositionsseite besetzt- während die Libera­len die zwei ersten Bankreihen unterhalb des Quergangss einnehmen. Den Parteiführern Macdonald, Baldwin und Lloyd George wurden stürmische Ovationen bereitet.

Dr. Bünger sächsischer Ministerpräsident Dresden, 25. Juni. Der sächsische Landtag, der den drit­ten Wahlgang für den Posten des Ministerpräsidenten vor­nahm, sah alle 96 Abgeordneten versammelt. Bei der Wahl wurden 96 Stimmzettel abgegeben. Davon entfielen auf den volksparteilichen Abgeordneten und Volksbildungsminister Dr. Bünger 44 Stimmen, den sozialdemokratischen Reichs­tagsabgeordneten Dr. Fleißner 33, den demokratischen In­nenminister Professor Apeli 5, Ministerpräsidenten Heldt 2 Stimmen. Präsident Weckel ließ darüber abstimmen, ob Dr. Bünger die Mehrheit der abgegebenen Stimmen erreicht habe oder nicht. 49 Stimmen erklärten sich dafür, 47 dage­gen. Damit ist Dr. Bünger zum Ministerpräsidenten ge­wählt. Im Anschluß an die Wahl fand sofort die Vereidi- suna des neuen Miniftervrcifidenten statt.

Rückreise des Reichspräsidenten nach Bern« Rosenberg (Westpreußen), 25. Juni. Reichspräsident von Hindenburg hat Montag abend um 9.30 Uhr nach Ver­abschiedung von Landrat Kleine (Rosenberg) und Bürger­meister Dr. Neu die Rückreise nach Berlin angetreten.

Italienische Ehrung für Professor Malmgreen Rom, 25. Juni. In Anerkennung seines heldenhaften Todes hat die italienische Regierung beschlossen, dem Ge­dächtnis des bei derJtalia"-Expedition verunglückten Professor Malmgreen die goldene Zivilmedaille zu ver­leihen und der Mutter des schwedischen Gelehrten eine jährliche Tantieme von 2000 schwedischen Kronen zu über­weisen. Alle Dokumente, die von der Untersuchungskom­mission über den Verlust des LuftschiffesJtalia" gesam­melt wurden, und die sich auf den heldenhaften Tod Malm- grcens beziehen, wurden der Mutter des Forschers über­sandt. Mussolinie empfing die Schwester Malmgreens, die ihm den Dank der Familie aussprach.

Deutscher Reichstag

Berlin, 25. Juni.

Auf der Tagesordnung steht die zweite Beratung des Sverr- gesetzes für Rechtsstreitigkeiten über ältere staatliche Renten. Der Rechtsausschuh hat die Vorlage dahin geändert, dah die Vorschriften des Gesetzes nicht gellen sollen für Renten, deren derzeitige bezugsberechtigte Gemeinde, Staats- oder sonstiger Unterrichts- oder Erziehungsanstalten, Kirchengesellschaften, Un­terstützungskaffen, Waisenhäuser, Krankenhäuser oder ähnlich« gemeinnützige Unternehmungen sind.

Reichsjustizminister von Guerard erklärt: Dieses Gesetz ent­spricht einer Notwendigkeit, die früher von allen Parteien an- erkannl worden ist. Die Eregung weiter Volkskreise darüber ist begreiflich, dah eine ungeheure Aufwertung verfügt wurde für Renten, die auf mittelalterlicher Grundlage beruhen. Es han­delt sich um rund 9000 ältere Renten, die einen Aufwand von insgesamt 9 Millionen Mark erfordern. Davon entfallen etwas weniger als 2 Millionen auf Standesherren. Die Regierung könnte es nicht verantworten, wenn vor der in nächster Zeit zu erwartenden gesetzlichen Neuregelung der Valerie noch einzelne Rechtsstreitigkeiten nach dem geltenden Recht entschieden wer­den, sodah sie von dem neuen Gesetz nicht berührt würden. Da­rum ist das vorliegende Sperrgesetz eine Notwendigkeit. Im Rechtsausschuh ist vom Abgeordneten Dr. Pfleger festgestellt worden, dah ein solches Sverrgesetz keine Verfassungsverletzung darstelle. Das Gesetz hat meines Erachtens keinen verfassungs- ändernden Charakter.

Abg von Lindeiner-Wildau (Dn.) führt aus, die preußische Regierung wolle sich hier des Mittels der Reichsgesetzgebung be­dienen. um sich der Einlösung legal eingegangener Verpflich­tungen zu entziehen. Des Gesetz ist nicht nur verfassungsändernd sondern geradezu verfassungswidrig.

Abg. Dr. Wunderlich (DVv.) begrüßt den Entschluß der Re­gierung, den Hauptgesetzentwurf in eine Aufwertungsvorlage umzuwandeln. Im Gegensatz zum Minister halten wir das vor­liegende Sperrgesetz für verfassungswidrig.

Abg. Dr. Kahl (DVv.) widerspricht dem Reichsjustizminister in der Frage der Verfassungsmähigkeit der Vorlage. Das Sverr- gesetz sei tatsächlich verfassungswidrig. Es verstoße gegen die Artikel 109 (Rechtsgleichheit aller Deutschen) und gegen Artikel 105 der Verfassung, dah niemand seinem ordentlichen Richter entzogen werden dürfe. Die generelle Fassung des Gesetzes sei nur eine Verhüllung der Tatsache, dah man damit nur eine Anzahl bestimmter Personen treffen wolle (Lebhaftes Hört! Hört! Hört! rechts).

Abg. Heilmann (Soz.): Das Gesetz ist nach unserer Auffas­sung nicht verfassungsändernd. Wir finden es unordentlich, wenn die preußische Republik heute noch der Familie der Landgrafen von Hessen eine Jahresrente von 708 900 Mark zahlt. Wenn diese Angelegenheit dem volksparteilichen Anträge entsprechend berausgenommen wird, dann werden die hessischen Ansprüche bis 60 oder 80 Prmem mffgeweriet.

Abg. Maslowski (Kom.) meint, die devossidierten Fürsten hätten bei den Deutschnationalen und der Volksvartei billige Anwälte gefunden. Diese Parteien stellten es als moralische Pflicht des Volkes bin, heute noch Renten zu bezahlen, die sich auf den Verkauf der Landeskinder und die Entschädigung von Fürsten-Maitreffen stützen.

Abg. Dr. Vredt (WP.) erwidert dem Abg. Heilmann, es sei leider schon zur althergebrachten Uebung gemacht worden, dah Verfassungswidrigkciten mit verfassungsändernder Mehrheit be­schlossen werden. Eine Verfassungsänderung liegt zweifellos in dem Gesetz.

Abg. Dr. Lobe (Volksrechtsv.) spricht gegen die Vorlage und erklärt, die Entwurf sei zweifellos verfassungswidrig.

Abg. Landsberg (Soz.) meint, der Widerspruch gegen das Sverrgesetz sei nicht zu versieben bei Abgeordneten, die die Un­haltbarkeit des bestehenden Rechtszustandes anerkennen. Wenn das Reichsgericht anderer Ansicht als der Reichstag sei, so kann es das Gesetz für ungültig erklären.

Abg. Dr. Haas (Dem.) gibt für seine Fraktion die Erklärung ab, die Demokraten sähen das Gesetz als verfassungsändernd an und würden deshalb gegen den Antrag Heilmann stimmen. Sie würden aber auch gegen den Antrag Wunderlich stimmen.

Nr. 147

Paragraph 1 der Vorlage wird angenommen mit den Stim­men der Linken gegen die Deutschnationalen und Minderheiten aus der Deutschen Volkspartei, der Bayerischen Volkspartei und der Bayerischen Volksvartei und der Wirtschaftspakten Der Antrag Wunderlich (DVv.) auf Ausschaltung der Schiedsge­richtsverfahren aus dem Gesetz wird abgelehnt. Paragraph z des Gesetzes wird hierauf im Hammelsprung mit 197 geg^ 149 Stimmen angenommen. Der Antrag Heilmann, in der Ein­leitung die Bemerkung über den verfassungsändernden Charas ter des Gesetzes zu streichen, wird im Hammelsprung mit M gegen 171 Stimmen angenommen. Danach ist das Sverrgesetz mit einfacher Mehrheit angenommen. Es folgt nunmehr die dritte Beratung der Vorlage zur Verlängerung des Republrk- schutzgesetzes.

Abg. Maslowski (Kom.) protestiert gegen die Verbote kommu­nistischer Zeitungen, die auf das Republikschutzgesetz gestützt werden. Umer Verleugnung aller Rechtsgrundsätze würden kom­munistische Redakteure verhaftet.

Abg .Dr. Göbbels (NS.) wirst den Deutschnationalen vor, sie hätten erst den Fortbestand des Gesetzes ermöglicht, mit dem'die Opposition niedergeknüvvelt werde. Die Abstimmung wird aus Donnerstag vertagt. Der deutsch-estnische Handelsvertrag wird ohne Debatte dem handelspolitischen Ausschuh überwiesen, deutsch-schweizerischen Handelsvertrag.

Abg. Dr. Zapf (DVp.) weist darauf bin, dah der handels­politische Ausschuß die Vorlage abgelehnt habe und beantragt Wiederherstellung der Regierungsvorlage. Mit der Vorlage wird verbunden die Beratung der Vorlage zur Ausführung de Empfehlungen de Weltwirtschaftskonferenz und der vom han­delspolitischen Ausschuß empfohlenen Entschließung, in der Zoll­erhöhungen für Schuhe verlangt werden.

Abg. Feder (NS.) schildert die Notlage der deutschen Schuh­industrie. Da sei es eine nationale Selbstverständlichkeit, die Schutzzölle zu erhöhen.

Abg. Simon-Franken (Soz.) erklärt, die Sozialdemokraten würden dem deutsch-schweizerischen Zusatzabkommen zustimmen, aber die Entschließung über die Schutzzölle ablehnen.

Die Aussprache ist damit beendet. Das deutsch-schweizerische Zusatzabkomcn wird in 2. und 3. Beratung gegen die Kommu­nisten angenommen. Die Ausschubentschließung für erhöhte Schutzzölle wird gegen Sozialdemokraten und Kommunisten an­genommen. Angenommen wird in zweiter und dritter Bera­tung auch der Entwurf über die Ratifikation der internationa­len Vereinbarungen über die Ausfuhr von Häuten, Fellen und Knochen in Ausführung der Empfehlungen der Weltwirtschafts­konferenz. Die Anträge auf Aenderung des Zucker- und Bier­steuergesetzes werden dem Steuerausschuß überwiesen. Hieraus vertagt sich das Haus auf Mittwoch 10 Uhr.

Württembergifcher Landtag

Beratungen des Kultetats

Stuttgart, 25. Juni. In der Lchung des Landtags wurde ein Dankschreiben des Rektorats der Technischen Hochschule für di« Jubiläumsspende verlesen. Sodann wird mit der Beratung des Kultetats fortgefahren. Aufgerufen werden die Kap. 30M (Evang. und Kath. Kirche). Berichterstatter ist der Abg. Körner.

Abg. Heymann (S.) stellt den Antrag, die Zuschußleistungen des Staates zu dem Besoldungsaufwand der Geistlichen um 70 Prozent des im Jahr 1928 eingegangenen Betrages der Landes­kirchensteuer zu kürzen. Der Staat muß möglichst sparen. Würt­temberg zahlt am meisten an die Kirchen und zwar pro Kopf der Bevölkerung im Jabr 5,04 Mark gegenüber 4,53 in Bayern, 1,64 in Hessen, 2,42 in Thüringen, 1,99 in Baden, 0,82 in Sach­sen, 2,17 in Preußen. Weiter beantragt der Redner, bei der evang. wie bei der kath. Kirche die Staatsbeiträge für Kir­chen- und Pfarrhausneubauten zu streichen. Außerdem wird be­antragt: Das Staatsministerium zu ersuchen, die Verhandlungen mit den Kirchen auf Ablösung der Verpflichtungen von Gemein­den zu Geld- oder Naturalleistungen an die kirchlichen Besol- dungskassen oder sonstige kirchliche Fonds wieder aufzunehmen und dem Landtag über ihr Ergebnis zu berichten Unsere An­träge liegen im Interesse der Sanierung der Staatsfinanzen. In der Vorbemerkung betreff die Kirche soll der Satz: ..Da»

Die blonde Bonizetta" !

Roman von Leontine von Winterfeld-Platen ;

'(11. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) ?

And wie hell spiegelte sich die Morgensonne in den Kannen s und Zinntellern aus dem Anrichtetisch, den er sonst nur j als Behälter wüsten Durcheinanders und unsauberen Ge» z schtrrs gekannt. Frische, grüne Tannenzweige staken hir^ z term Kruzifix in der Ecke, und aus dem blanken TisH ? dampfte die Morgensuppe im Napf. r

Will strich sich über die Stirn. Er wußte nicht, ob - er wachte oder träumte. s

Ein eigentümliches Geräusch weckte ihn aus seinem s Sinnen. Klang das nicht, als ob jemand die Trepp« s scheuerte? :

Beim heiligen Hubert! Da lag tm Gang die Mag- s ueusel in den Knien und rieb die Dielen, daß es nur l so krachte. Der tolle Will konnte sich nicht mehr er- ! Innern, wann er das zuletzt gesehen hatte. Und da untech r aus der untersten Stiege wahrhaftig das war i Bonizetta selber! Mit rotem Gesicht und fliegenden blon- f

den Haaren scheuerte sie die Steinstufe«, die zur Küche s

führten. tz

Bonizetta," ries er halb erschrocken, halb erfreut, r -Mas machst du denn da? Ist das eine Arbeit für dt« ? Gräfin von Are?" i

Sie hob den Kops, in dessen Flachszöpfen die Sonn« § spielte, und ihre Augen flammten. z

,Ha, Graf Will, denn Arbeit hat noch niemals den ! Menschen geschändet. Aber so tm Schmutz und Suff da- ! btnzuleben, wie die Grafen von Are pfui das z schändet alle Welt. Seht eure Stiegen und Treppen, ! Schwellen und Dielen an! Seit Jahren haben die weder z Besen noch Wasser gesehen. Pfui, daß ihr euch darin habt « wohl fühlen können. Zwei Hände breit wäre der Schmutz » kleben geblieben am Saum des Gewandes der Gräfin ! von Are, hätte sie sich'S einfallen lassen, hier im Festkleid z Anzug zu halten."

Dann scheuerte sie weiter und sah nicht mehr auf das bestürzte Gesicht des tollen Will, der sich leise in den Saal Mrückzog_«nd schweigend seine^ Morgensuppe. löffelte. ^

So gingen Bonizetta die Tage dahin tn Harker, rast- s loser Arbeit. S

Born Boden bis zum Keller zog sie scheuernd mit Mag- s neusel. Die alte Ursel j.'.stug die Hände überm Kopf zu- ; sammen, als sie sich endlich bequemt hatte, aufzustehen und ; das alles sah. s

Dann hatte Bonizetta das Schlüsselbund genommen ° nnd war von Schrank zu Schrank, von Truhe zu Truhe - gegangen. And zur Ursel, die verschämt hinterdreinge- f schlichen, hatte sie stirnrunzelnd gemeint: r

Kommenden Winter hetßt's aber fleißig spinnen und ! weben. Hier ist ja fast kein einzig heiles Leinenzeug i« I der ganzen Burg zu finden." k

Ueber die Gewänder des Ohms und der Buben hat!« z sie sich hergemacht und genäht und gestopft und geflickt, i Ter Ohm, vor dem sie seit dem ersten Abend ein wenig s Scheu hegte, war doch besser, als sie gedacht. Gutmütig i nnd freundlich war er am nächsten Morgen auf sie zu- ! gekommen und hatte ihr die Hände geschüttelt. f

War wohl gestern abend ein wenig wüst, was, Kind? k Sinn, das machte der Wein. Mr sind nicht so schlimm, s als man drunten im Tal von uns spricht. Und wenn dir s einer was tun will, hier, so soll er meine Fäuste spüren, z Hörst, Kleine, wenn du irgend etwas brauchst, dann komm i zu mir." i

Da hatte sie sich ein Herz gefaßt und, ihn mit ihren , klaren, grauen Augen fest ansehend, ruhig gesagt: ?

Ohm, die Ursel sagt, den Schlüssel zum Weinkeller ? habt Ihr, dieweil er nicht an ihrem Schlüsselbunde ist. ! Aber was meint Ihr, wieviel Wein hier verbraucht wird j auf der Burg? Schier 12 Maß den Tag! Das ist zuviel, r Ohm. Denkt doch, was die Knechte Euch dabei vertrinken! Denn Ihr und die Buben könnt's ja nicht allein schaffen." Verlegen kraute sich der Alte den grauen Bart.

Hm, und was soll nun werden, Bonizetta? Hebern Wein ist's halt schwer Kontrolle führen."

Ihr braucht mir nur den Schlüssel zu geben, Ohm. Ich werd schon dafür sorgen, daß Ordnung da hinein- kommt. Jeden Tag geb ich heraus, was nötig. Daun wird auch nicht mehr abgezapft, als getrunken wird."

Im stillen aber dachte sie:

Daun wird nicht mehr getrunken, als ich abzapfe." Wie sie da vor ihm stand, bittend, und doch so stolz, Latz,ihre Bitte fast mehr wie Befehl war, da konnte 8 « i

grauhaarige Theoderich, der in seiner Einsamkeit schon lauge verlernt, was höfische Sitte und Umgang mit schönen Frauen, ihr nimmer widerstehen und gab ihr zögernd und fast scheu den rostigen Weinkellerschlüssel.

Die Buben aber hatten ihren Augen nicht getraut und bekamen fett dem Augenblick einen heiligen Respekt vor ihrer Base und rissen sich zusammen und gaben acht auf ihr Aeuheres, das sie in der Einsamkeit ohne tadelndes od« anerkennendes Frauenauge zu vernachlässigen angefangen.

Und über all der Arbeit, die sie hier oben gefunden» fand Bonizetta keine Zeit mehr, in Bangen oder Ver­gleichen sich nach dem stillen Kloster da unten zurückzu­sehnen.

Nur wenn aus dem Tal die Feierabendglocken läuteten und sie endlich die fleißigen Hände tm Schoß falten dürft« wenn der weiße Mond Heu in ihr Kammerfenster schien und ihr Blick beim Kämmen ihrer langen, blonden Haan aus das kleine, elfenbeinerne Stundenglas fiel, das ih: Schwester Wendula einst zum Abschied gegeben, in dem de« weiße Sand rieselte unhörbar aber unaufhörlich leise mahnend dann nahm ihre Seele Flügel und M hinab in die rosenumblühten Tage ihrer Kindheit drunten bet den frommen Frauen zu Martental.

Ueber der Burg aber lastete wie ein drohendes Ver­hängnis stumm das uneröfftrete Vermächtnis der Fra«

Hadawig...

Es war an einem Festtag gewesen, irgendeines Heilige« Namenstag, da war Bonizetta tn die Burgkapelle gegangen quer über den Hos, um den Altar mit Blumen zu schmücke« Wie sie da so kniete im Dämmer und durch das Gitta unter sich in der Gruft die schweren Särge stehen sag tn denen die Grasen und Gräfinnen von Are schlieM stand Kraffto plötzlich neben ihr. Mit «usgestrecktem "" wies er aus einen schweren, eisernen Schrein zu des Altars und sagte leiser

Da drinnen liegt unser dreier Zukunft und Leva« Bonizetta. 's ist das Vermächtnis der Mutter."

Warum wurde es ihr plötzlich so kalt bet den Wort«« als griffe jäh eine fremde, harte Hand nach ihrem HeHMl Warum hingen die Blumen mit einmal so welk, nnd warm» flackerte das rote Licht der ewigen Lampe so unruhig! Sie konnte die Augen nicht losretßen von dem unschstv» baren Eisenschretn.

(Fortsetzung folgt.) , . - . --r