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SchwarzwSkder Tageszeitung.Au» de« Tauue«

Nr. »

Zum Schluß wird erklärt:Der neu« Sachverstiindigenausschnff wird also, mit «ruderen Worten, Vorschläge für eine vollständige und endgültige Regelung des Reparationsproblems zu machen haben und so ausdrücklich von den beteiligten Regierungen be­vollmächtigt sein, das Erundproblem zu prüfen, das noch zu lösen ist, um das Werk des ersten Sachverständigenausschusses zu einem logischen Abschluß zu bringen."

Deutsche Stimmen zu Gilberts Bericht

Der Jahresbericht Parker Gudcrts ist mit seiner optimistischer Schilderung der deutsch«.» WirtschLftslage ein böses Omen im den Verlauf oer kommenden Revorationsverbandlungen. Dies« Kritik kommt auch in der Berliner Presse zum Ausdruck. S« priccbt z. B, derLokalanzeiger"": Während der Generalagent in seinen früheren Berichten einiges Bestreben gezeigt habe, ob- ic.:iv zu sein, und der schnnerigen Lage Deutschlands einiger­maß g-iecht zu werden, gebe er sich diesmal auch nicht die ge­ringste Mühe, aus die ungeheuren Bedenken, Widersprüche und Schwierigkeiten hinzuweisen, die sich aus dem Dawesplan, aus seiner Ausführung und der wirtschaftlichen Vernunft ergäben." Der »Tag" sagt in einemTrugschlüsse" überschriebenen Artikel, es bestehe Grund zu der Annahme, daß der Bericht des Repa- rationsagenien nach seinen letzten Besprechungen in London und Paris fast eine fühlbare Retouche erhalten habe. Daß dieser Be­richt die erforderliche Atmosphäre für di« Verhandlungen schaf­fen solle, sei nicht zu verkennen. Das »Berliner Tageblatt" bebt hervor, daß bei obrektiver Würdigung der Sachlage ein so gün­stiges Bild der deutschen Wirtschaft, wie es Parker Gilbert in seinem Bericht entworfen, nicht gerechtfertigt erscheine. Auch die Reichsregierung ist über den Bericht des Reparationsagenten, wie von unterrichteter Seite erklärt wird, stark enttäuscht. Ein Vergleich zwischen dem jetzigen Stand der deutschen Wirtschaft und dem Stand seit der Inflationszeit sei nicht angebracht, viel­mehr müsse man die Vergleichszahlen aus dem Vorkriegsjah, mit heranziehen. Darauf gehe aber der Bericht des Reparations- agenten in keiner Weise ein. Ferner vermisse man einen Aprll au die Revaratiousmächte, den durch die Dawesregulierung be­dingten Ausfuhrüberschuß Deutschlands aufzunehmen.

Zustimmung in Paris

Die Pariser Morgenpresse gibt einmütig der Auffassung Aus- druck, daß Deutschland die durch den Dawesvlan festgesetzte nor­male Annuität ohne Schwierigkeiten zahlen könne. Der »Matiu, erklärt, die Feststellungen Gilberts bewiesen, daß die Gläubiger Deutschlands keinen Grund Hütten, eine Verringerung der An­nuitäten zuzugestehen. Man könne lediglich eine Erleichterung der Kreditoperationen zugestehen, um die Zeitspanne zu verkür­zen, aus die sich die Zahlungen erstrecken sollen. DasJournal" zeigt sich erstaunt über die Schlußfolgerungen des Berichtes, da der Dawesvlan wunderbar arbeite, und entgegen der Anregung Gilberts kein Grund Vorhände» sei, ihn abzuändern.

Me ReWiiile desFras Zeppelin"

Friedrichshofen, 2. Jan. Dr. Eckener hat sich zu einem ame­rikanischen Pressevertreter über seine Pläne für das Jahr 1S2S geäußert. Danach ist nach Abschluß der von der D.V.L. geforder­ten weiteren Versuchsfahrten voraussichtlich im März wieder mit einer großen Reise des Luftschiffes zu rechnen, die eventuell über das Mittelmeer nach Aegypten und Palästina führen soll. Die englische Regierung bat bereits den Ankermast in Port Said für eine Zwischenlandung desGraf Zeppelin" zur Ver­fügung gestellt. Die große Weltreise, die Dr. Eckener bekanntlich seit langer Zeit geplant hat, wird dann voraussichtlich im Hoch­sommer angetreten werben. Sie soll zuerst über Sibirien, dessen Hochgebirge am Südende des Baikal-Sees pap irrt werden, zu­nächst nach Tokio führen, wo, voraussichtlich durch Lieferungen von Amerika her, ein Brenngas- und Brennstofflager eingerich­tet wird. Von Tokio geht die Fahrt dann voraussichtlich über San Diego (Kalifornien) und Lakehurst nach Friedrichshofen zu­rück. Alle Vorbereitungen für diese größte Fahrt, die ein Luft­schiff bisher unternommen bat, werden schon jetzt getroffen. Dr. Eckener will auf die Weltreise ein Reihe von Passagieren und

vor allen Dingen große Mengen Post mitnehmen. Daneben schweben die Verhandlungen mit der Werftleitung über die Ge­staltung des bis zum Jahre 1930 zu bauenden neuen Zevvelin- luftschiffes, das denGraf Zeppelin" nicht nur an Größe, son­dern vielleicht auch hinsichtlich der Zahl der einzubauenden Mo­toren erheblich übertreffen soll. Eine definetive Entscheidung hinsichtlich der Maschinenanlage ist noch nicht gefallen, doch ist u. a. der Plan aufgetaucht, den neuen Zeppelin mit 1V Motoren anstelle der bisherigen 5 auszurüsten.

Die Goskatastrosihe in Duisburg

Duisburg, 2. Jan. Die Easkatastrophe hat noch ein wei­teres Todesopfer gefordert. Heute vormittag gegen 11 Uhr starb im Marienhospital der 19 Jahre alte Franz Weinand. Damit erhöht sich die Zahl der Todesopfer auf fünf, sämt­liche Mitglieder der Familie Weinand. Die Nachbarhäuser konnten bereits heute früh wieder bezogen werden.

Duisburg, 2. Jan. Wie wir erfahren, konnten die . beiden ins Bethesda-Krankenhaus eingelieferten Kinder ' bereits wieder entlasten werden, und auch die im Marien­hospital untergebrachten Erkrankten befinden sich sämtlich außer Lebensgefahr.

Das Polizeipräsidium gibt zu der Katastrophe folgen­den Bericht: Die in das Marienhospital eingelieferten Personen befinden sich außer Lebensgefahr. Auch besteht keine Gefahr mehr für die Nachbarschaft der betroffenen Häuser. Das ausgeströmte Gas hat seinen Weg an den Hausanschlüsten vorbei in die betreffenden Häuser gefun­den. Die Ursache, ob Material- oder Arbeitsfehler, kann erst festgestellt werden, wenn die Leitung abgestellt, ein­lüftet und das schadhafte Stück herausgeschnitten ist. Das wird im Laufe des Samstag oder Sonntag erfolgen. Vis dahin muß es bei einer provisorischen, aber vollständig sicheren Abdichtung bleiben.

Neues vom Tage

Zur Personalpolitik der württ. Regierung Stuttgart, 1. Jan. Vom Vorsitzenden der Vereinigung württ. Rektoren wird geschrieben: Abgeordneter Kling ist seit 191S Rektor in Lorch,' er ist zudem einer der .ltesten Lebrerakadcmi- ker in Württemberg. Wenn also jemand begründeten Anspruch auf ein städt. Rektorat hatte, so war er es. Diese Ernennung hat auch nicht das Geringste mit Politik zu tun, sondern sie ist ein­fach ein Akt der Gerechtigkeit. Im übrigen findet bei der Er­nennung der Rektoren eineWahl" im eigentlichen Sinne nicht statt. Im vorliegenden Fall ist es zu einer einheitlichen Stel­lungnahme des Lehrerrates nicht gekommen. Wenn die ernen­nende Behörde sich jeweils nach den Zufälligkeiten der Abstim­mung richten wollte, kämen auswärtige Rektoren, die sich nach Stuttgart melden, wohl überhaupt nicht zum Zug, und es würde für diese eine gewiß nach demokratische Ausnahmestellung ge­schaffen werden. Nach welchen Gesichtspunkten will überhaupt ein Lehrerat über die Eignung auswärtiger Bewerber ein zu­treffendes und sachliches Urteil fällen? Trägt er, was ja leider vielfach unvermeidlich ist, politische Beweggründe mit in die Ab­stimmung hinein, so haben wir gerade das, was wir alle, ob rechts- oder linksstehend, mit aller Entscheidenheit bekämvien müßten: die Politisierung der Veamtenernennüngen. Es läge ganz besonders im Interesse der Schule, alle Politik und alle politischen Verfahren von ihr fernzuhalten.

Auslandsreise des ReichstasprSsidenten Lobe Berlin, 2. Jan. Wie das Nachrichtenbüro des Vereins deutscher Zeitungsverleger meldet, tritt Reichstagspräst- dent Lobe eine Auslandsreise in die Ostseestaaten an. Er wird in Riga, Revak und voraussichtlich auch Helsingfors die dortigen Parlamentspräsidenten und deutschen Ab­

geordneten sowie die ihm nahestehenden politischen Grup­pen besuchen und Vorträge halten. Die Rückkehr wird etwa am 12. Januar erfolgen.

Reichskanzler Müller im Schwarzwald Titisee» 2. Jan. Reichskanzler Müller ist heute nach­mittag zu längerem Erholungsaufenthalt hier eingetroffen.

Amundsens Flaschenpost eine Fälschung Oslo» 2. Jan. Wie von zuständiger Stelle festgestellt wurde, ist die in Finmarken angetriebene letzte Flaschenpost Amundsens, die, wie bereits berichtet, von vornherein stark angezweifelt wurde, eine Fälschung.

Die Württembergtsche Postabfinduug Klage gegen das Reich Stuttgart, 2. Jan. Von zuständiger Seite wird mitgeteiltr Nach dem Staatsvertrag von 1920 bat das Land Württemberg vom Reich für die Uebertragung der Verwaltung und des Ei­gentums der württ. Posten und Telegraphen eine zu 4,5 Pro­zent verzinsliche Vergütung von 250 Millionen Mark zu bean­spruchen. Seit 1. Oktober 1923 ist die Zinszahlung eingestellt. Di» schon seit mehreren Jahren fortgesetzten Versuche, das Reich z» einer angemessenen Neuregelung dieser für Württemberg finan- ziell außerordentlich schwerwiegenden Angelegenheit zu bewe­gen, sind ergebnislos geblieben. Da die bisherige hinhaltend« Behandlung des Gegenstands für das Land Württemberg nicht länger erträglich erschien, hat sich das Staatsministerium ge­zwungen gesehen, das Finanzministerium zu ermächtige«, gegen des Reich Klage beim Staatsgerichtshof zu erheben. Das ist i« den letzten Tagen geschehen.

Rücktritt des Kabinetts Korosetsch Belgrad, 1. Jan. Wie offiziell bekannt gegeben wird, macht« Ministerpräsident Korosetsch in einer Kabinettssitzung seine» Ministerkollegen davon Mitteilung, daß der König die Demis, s!on des Kabinetts angenommen und es bis zur Bildung einer neuen Regierung mit der Wahrnehmung der laufenden Angele­genheiten betraut habe.

Eine Ergänzung zum Freigabcgesetz Nenyork, 2. Jan. Das zwischen der amerikanischen und deut­schen Regierung vereinbarte Uebereinkommen über die sogenanw tneSpätclaims" wurde in Washington unterzeichnet. Das Ab­kommen bassiert auf der Bestimmung des Freigabegesetzes, wo­nach der Präsident der Vereinigten Staaten vom Kongreß er­sucht wird, bei der deutschen Regierung die Behandlung der ur- sprünglich zu spät eingereichten amerikanischen Ansprüche gegen die deutsche Regierung zu erwirken. Die deutsche Regierung bat, obgleich die Behandlung der Svätclaims nicht erzwungen wer­den konnte, zugestimmt, um das Entgegenkommen Amerikas beirr Rückgabegesetz zu vergelten. Insgesamt sind 5800 Ansprüche aui Grund des Abkommens zu erwarten.

Verproviantierung eines fliegenden Flugzeuges Los Augeles, 2. Jan. Es gelang einem dreimolorigen Fokker- Eindecker, im Verlaufe eines Fluges in 400 Meter Höbe sich mit Betriebsstoff neu zu verproviantieren. Aus mehreren anderen Flugzeugen wurden ihm 1230 Liter Benzin zugesührt. Dieses Experiment eröffnet Aussichten auf die Möglichkeit mehrtägiger Flüge.

Der Landesverrat im Reichsrecht Berlin, 3. Jan. Reichsjustizminister Koch-Weser hat, wie der Demokratische Zciiungsdienst meldet, dem Straf­rechtsausschuß des Reichstags eine bei der Reichsanwalt­schaft bearbeitete Denkschrift über den Landesverrat in der Rechtssprechung des Reichsgerichts zugehen lasten. Die Denkschrift enthält die wichtigsten Reichsgerichtsentschei­dungen zu den einzelnen Materien. Es wird in ihr u. a. das Verhältnis des Versailler Vertrages zu den Landes- verratsdelikten präzisiert.

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(42. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) «

Er tastete ohne aufzusehen nach ihr. Aber sie hatte ! das Zimmer bereits verlaßen. s

lieber der Riesenstadt Newyork dehnte sich der Zauber ! einer wundervollen Frühlingsnacht. Freilich, tief unten in dem Gewirr der tausend Straßen, die wie die Fäden ^ einer Spinne in- und durcheinander liefen, war nichts von : ihr zu sehen. In acht- und zehnfachen Reihen jagten die Autobusse, Karosserien, Equipagen, Lastwagen, Motor­fahrzeuge aneinander vorüber. Unbeweglich stand der diensthabende Ordnungsmann auf seiner erhöhten Kanzel und leitete den Verkehr durch eine befehlende Geste seiner Hand. Eine zustimmende Gewährung und die Hunderte von Fahrzeugen sausten aneinander vorüber, ihre Lichter machten den Asphalt zu einer einzigen, hellschimmernden Welle, die sich mit dem Strom von Glanz paarte, der aus den taghell erleuchteten Fenstern der großen Geschäfte floß. Ein stummes Verneinen der befehlenden Rechten, und der gesamte Verkehr stoppte, wie auf den Sekunden­schlag eines dröhnenden Uhrwerkes. Das Tuten, Surren, Knirschen, Rasteln verstummte jählings. Die ganze Etraßenbreite war für eine, wenn auch kurze Spanne Zeit, den Fußgängern zur Ueberquerung geöffnet. Wie der blendende Kegel eines Riesenscheinwerfers flutete all die Helle über ihnen zusammen, machte die Gesichter weiß und gespensterhaft, ließ ihren Schritt tänzeln und den Hellen Saum der Frauenkleider, die unter dunklen Mänteln ge­schützt lagen, aufleuchten. Und dann machte eben diese Hand den Wagenverkehr wieder durcheinanderfluten, daß nur der geübteste Fahrer nicht von ihm zerdrückt und zer­quetscht wurde.

Gleich uneinnehmbaren Burgen starrten die Wolken- i kratzer aus Nebel, Rauch und Dunst und die Lichter aus ihrem vierzigsten oder fünfzigsten Stockwerk zitterten wie Sternchen weit Hinte« am Horizont. '

Es schien, als ob in dieser Frühlingsnacht Newyorks oberste Zehntausendklaffe sich in dem größten Konzertsaal, den die Weltmetropole aufwies, ein Stelldichein gäbe. In Achterreihen standen die Autos und Equipagen an der Auffahrt hintereinandergedrängt. Immer neue schloffen sich an. Ein ganzer Wagenpark zog sich die Straße hinaus. Und immer noch kein Ende.

Das Vestibül warf Brände von Licht durch die sich stets von neuem öffnenden Flügeltüren. Seide rauschte auf. Ein Strom von Wohlgerüchen aus tausend Blüten und Estenzen zusammengemischt, machte die Sinne trunken. Edelsteine blitzten aus Stirnstreifen, Diademen und Ohr­gehängen. Aus tiefem, tiefstem Dekoletee blitzten sie auf, wie ein Funke von einem Glühwürmchen in der Johannis­nacht. Marmor schienen die weißen, stolz getragenen Nacken zu sein, die nackten Arme wetteiferten mit ihnen, kaum der Hauch von einem Band, der an den Schultern Seide, Brokat oder Sammet zusammenhielt.

Die Deckenbeleuchtung hing wie ein gläsernes Meer über dem ganz in Gold und weiß gehaltenen großen Raum. Tausendkerzige Birnen warfen Sturzbäche von Licht auf das spiegelnde Parkett und ließen jede, auch die verborgenste Ecke in Tagesklarheit aufleuchten. Die Fräcke und Smokings der Herren stachen wie riesige Tinten­flecke aus der kostbaren Pracht der Toiletten der Damen. Man begrüßte, verneigte, küßte und umarmte sich, man kritisierte, spöttelte und zuckte die Achseln, wenn man sich den Rücken wandte.

Die Gesellschaft ist sich in diesem Punkte überall in der ganzen Welt gleich. Auch die fünfte Avenue Newyorks macht hierin keine Ausnahme.

Ein feines Klingelzeichen rann durch die Korridore und zitterte bis hinunter in die weite Halle des Vestibüls.

Spätlinge rauschten über die Schwelle, hasteten nach ihren Plätzen, verneigten sich, lächelten, hoben die Hand zu intimem Gruße.

Ein zweites, silbernes Elockenstimmchen. Die Laute ebbten ab. Man flüsterte oder verständigte sich durch ein Lächeln.

Er kommt von Chikago", haucht die junge Aftor ihrer Freundin Ruth Vanderbildt zu.Er ist herrlich. Roch viel, viel männlicher, als damals im HerbstSie suchte die Logen entlang und fand den Ruhepunkt für ihr«

Blicke. Wie ich sie haste, diese Ellen van der Veldt. Wie sie sich gibt, als ob er schon ihr eigen wäre!"

Und dann ein rasches Oeffnen der Türe im Rücken des palmengeschmückten Podiums und im selben Augenblicke ein beinahe amphitheaterartiges aufschreiendes Jubeln der Hunderte von Konzertbesuchern.

!Radanyi! Radanyi!"

- Er verneigt sich. Ein Meer von Blüten, verbeugt sich, ein hilfloser Blick, ein rührend bescheidenes Lächeln. Eine bittende Geste der Linken.

! Er will sprechen! Laßt ihn reden!

<Radanyi! Radanyi!"

' Er hebt beide Hände zum Dank. Fängt einen der duf­tenden Veilchensträuße geschickt zwischen drei Fingern auf und steckt ihn in das Knopfloch seines Frackes.

Die junge Aftor faltet die Finger wie zum Gebete in­einander. Sie hat jede der Blüten zuvor geküßt und nun liegen sie an seiner Brust. Ganz nahe seinem Herzen. Sie vergißt sogar Ellen van der Veldt zu hasten.

Nun lautlose Stille. Er setzt den Bogen an. Die Hun­derte scheinen den Atem eingestellt zu haben. Wie eine Welle Frühlingsluft schwingt Beethovens Musik sich über all das Licht, den Glanz und das Duftgewoge. Das tän­delt, flirtet, liebt, heiße Sonne läßt Blüten reifen, schwer- halmige Aehrenfelder wogen im Sommerwind, Wälder rauschen auf, verstummen, säuseln im Abendwehen, Mond- filber fließt darüber, Bäche murmeln, aus tiefen Schatten : strecken sich unsichtbare Hände, winken und locken, ein ! Jauchzen, trunken vor Wonne, dann ein jähes Erwachen aus Seligkeit und Glück und Eeborgensein am Weg­rand verweint, Verzweiflung im Blicke. Ein Kämpfen. Ringen, es sind nicht mehr Radanyis Hände, die den ! Bogen führen Beethoven selbst ringt mit dem Schicksal. ! Dann ein Müdewerden, ein Sichergeben, ein Ruhen nach unerhörter Qual und Angst, ein Hinüberschlummern im Allvergessen, ein letztes Hauchen: es ist vollbracht.

Die Geige schweigt.

Wie ein Sturm braust es über Radanyi hin. Das ganze Blütenwunder amerikanischen Frühlings schüttet di« ! bis zur Ekstase begeisterte Menge über und vor ihn auf ^ das Podium. Das Klatschen, Rufen und Händewtnken ! nimmt kein Ende.

i (Tortsetzung folgt.)