Schwsrzrvälder Tageszeitung „Aus den Tannen"
Seit« 3
Nr. 185
Erbach bei Ulm, 8. Aug. (Ein skandalöser Zusammenbruch.) Die Mühle-Bezugs- und Absatzgenossenschaft Erbach und Umgebung e. E. m. b. H. in Erbach, bekannt unter dem Namen Müba, hatte vor einigen Tagen ihren Gläubigern in einer Versammlung die verzweifelte Situation darlegen müssen, in die sie selbst, ihre Mitglieder und die Gemeinde Erbach mit ihren Bürgern durch die gewissenlose Amts- und Geschäftsführung des früheren Schultheißen von Erbach, Dehner, geraten sind. Dehner hat in den letzten Jahren mit den Geldern seiner Gemeinde eine Reihe von privaten Unternehmungen, darunter eine Bank und eine Erotzparfümerie, gegründet, die nunmehr zahlungsunfähig geworden sind. Er mißbrauchte seine Stellung als Schultheiß von Erbach und als Vorstandsmitglied der Müba, um durch falsche Bilanzen, gefälschte Protokolle über angebliche Eemeinderatsbefchlüsse und Wechselunterschriften, die für den Weiterbetrieb seiner Unternehmungen erforderlichen Gelder von Banken aufzubringen. Diese Gelder sind verloren. Die Gemeinde Erbach und die Genossenschaft und damit deren Genossen, deren Haftsumme 1000 Mark pro Anteil beträgt, haften für diese Beträge. Die Verpflichtungen der Gemeinde sollen eine Million Mark übersteigen, die der Genossenschaft betragen zirka eine halbe Million.
Ulm, 8. Aug. (Vermißt.) Seit vier Wochen wird ein aus Pappelau gebürtiger vierzehnjähriger Bäckerlehrling von hier vermißt. Trotz aller Nachforschungen konnte bis jetzt über das Schicksal des Jungen nichts in Erfahrung gebracht werden.
meine Mammen ans aner Welt
Ein zweiter erfolgreicher Probeflug der „Romar". Das
neue Rohrbachgroßflugzeug „Romar" ist unter Führung des Chefpiloten Steindorf zu einem zweiten Fluge aufgestiegen, an dem Dr. Ing. A. Rohrbach mit dem Stabe seiner Mitarbeiter, sowie Direktor Merkel von der Deutschen Lufthansa teilnahmen. Der zweite Aufstieg erfolgte mit einem Fluggewicht von etwa 14 500 Kilogramm und einer Startzeit von nur 30 Sekunden. Der Flug führte über die Lübecker Bucht und endete nach einstündiger Dauer wieder auf dem Pötenitzer Wiek. Infolge der guten Ergebnisse dieser ersten Flüge wird bereits am Mittwoch mit der Vervollständigung der Ausrüstung begonnen. Nach endgültiger Ausrüstung der Maschine werden in etwa vierzehn Tagen die Leistungs- und Abnahmsflüge durchgeführt.
Zusammenstoß zweier Flugzeuge. In Schleißheim stießen am Dienstag beim Einkurven in den Flugplatz zwei nebeneinander liegende Flugzeuge zusammen. Während es dem Fluglehreranwärter Dreyer gelang, sich durch Fallschirmabsprung zu retten, sprang der Fluglehreranwärter Schenk erst kurz vor dem Aufschlag aus der Maschine, so daß der Fallschirm sich nicht mehr entfalten konnte. Schenk zog sich hatte ^^delbruch zu, der seinen sofortigen Tod zur Folge
Mord und Selbstmord eines Defraudanten. In der Jagdhütte auf dem Hohen Berge bei Albersheim in der Pfalz fand man die Leiche des Kaufmannes August Otto Mathes und seiner Braut Elise Stuhlfauth. Mathes soll bei einer Ludwigshafener Firma beschäftigt gewesen sein und dort eine größere Summe unterschlagen haben. Er wurde flüchtig und begab sich mit seiner Braut nach der Jagdhütte bei Albersheim, die einer Ludwigshafener Jagdgesellschaft gehört, deren Mitglied er war. Der Tatbestand ergab, daß Mathes seine Braut nach einem vorhergehenden Kampf erschossen hat und sich darnach selbst durch einen Schuß tötete. Man fand die Waffe noch in seiner Hand. Beide Leichen waren bereits in Verwesung übergegangen.
llnterstützungsgesuch Sven Kevins an die schwedische Negierung. Dr. Sven Hedin. der in einigen Tagen Stockholm wieder verläßt, um nach Urumtschi in Thina zurückzukehren, hat die Regierung um eine Unterstützung des Staates in Höhe von 750 000 Kronen für die Durchführung seiner Er- pedition ersucht.
Der amerikanische Staatskommissar Frank Grases über me Löwener Inschrift. Frank Grave, der Staatskommissar für Erziehungswesen und Präsident der Neuyorker Staats- universität, der gleichzeitig Vertreter einiger Sammlungen kderaufbau der Bibliothek von Löwen ist, erklärte, die Löwener Vorgänge seien von der amerikanischen Presse Vertrieben worden. Ein gewichtiger Teil der öffentlichen Meinung Belgiens sei gegen eine Verewigung des Kriegschasses durch die Inschrift. Nachdem die übrigen Universitäten der Welt wieder die Zusammenarbeit mit Deutschland ausgenommen hätten, erscheine die Fortsetzung des Kriegs- chaßes durch die Universität Löwen absurd.
Neuer Vesuvausbruch. Nach einer vom Vesuvobservato- Mun Neapel veröffentlichten Mitteilung öffnete sich am Dienstag gegen Mittag im südwestlichen Abschnitt des Desuvkraters ein Feuerschlund, aus dem unter Explosions- erscheinungen ein starker Lavastrom hervorguillt. Die sehr flüssige und helleuchtende Masse bildet einen ovalen See von etwa 80 Meter Durchmesser. Die Mitteilung des Observatoriums schließt mit der Feststellung, daß dieser gerade Jahr nach dem letzten erfolgten Ausbruch noch einige HM andauern könne, aber die um den Vesuv gelegenen Dörfer keineswegs zu beunruhigen brauche.
Diebstahl auf dem Amtsgericht Wedding. In der Abrech- nungsstelle für Hinterlegungsgelder aus Haus- und Erund- aschltzauktionen, die sich im Amtsgericht Berlin-Wedding befinden, wurde am Dienstag vormittag ein offener Vrief- wnschlag mit 20 200 Mark Inhalt, die der verwaltende pachte auf sein Pult gelegt hatte, während er anderweitig beschäftigt war, von einem noch unbekannten Diebe entwendet.
^Vulkanausbruch und Seebeben im malaiischen Archipel.
infolge eines Vulkanausbruchs auf der Insel Flores, der von einem Seebeben begleitet war, sind etwa 20 mit Eingeborenen besetzte Boote gesunken. Zahlreiche Eingeborene hlnd ertrunken, viele trugen Verletzungen davon.
General Heye in Amsterdam. Wie der Amsterdamer Vertreter des WTB. zuverlässig erfährt, ist der Chef der deutlichen Heeresleitung, General Heys, am Dienstag in Hilver- ^lMlvoffen, E dem am Mittwoch beginnenden olympischen Reitturnier, an dem u. a. auch mehrere deutsche Melchswehroffiziere teilnehmen, beizuwohnen.
Das Handwerkererholungsheim Bad Niedernau
Bei der zunehmenden Verschärfung des Daseinskampfes, die den Menschen zu immer stärkerer Anspannung aller seiner Kräfte zwingt, ist es ein dringendes Bedürfnis für ihn, ja sogar zur Pflicht geworden, der Erhaltung von Leben und Gesundheit besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Vermag Kopf und Hand ungehemmt und ungestört von den zahlreichen Feinden des menschlichen Körpers zu arbeiten, dann hat die Sorge um Fort- und Auskommen schon viel von ihrer drückenden Last verloren. Das gab auch den Anstoß dazu, Erholungsheime an schönen, von der Natur besonders bevorzugten Orten zu errichten und so Gelegenheit zu geben, daß die von harter Berufsarbeit geschwächten Nerven wieder gestärkt und gekräftigt, die mannigfaltigen Leiden, wenn nicht ganz beseitigt, so doch erträglich gemacht werden. Ileberall entfaltet man aus diesem Gebiet heute eine rege Tätigkeit und ist bemüht, die besten und erfolgversprechenden Erholungsmöglichkeiten zu schaffen und sie so zu gestalten, daß bei mäßigem Aufwand recht viele davon Gebrauch machen können. Auch im Handwerk fand dieser Gedanke lebhaften Widerhall und bald seine Verwirklichung. Der auf Veranlassung des Verbandes württ. Eewerbevereine und Handwerkervereinigungen gegründete Verein Württ. Handwerkererholungsheim e. V. übernahm die Aufgabe und erwarb im Jahre 1920 das bekannte Bad Niedernau bei Rottenburg a. N. Zu einem Erholungsheim für die Angehörigen des Handwerks ein ganz vortrefflicher und sehr geeigneter Platz. Das Bad zeichnet sich durch seine außerordentlich schöne Lage und vor allem durch einen einzigartigen Reichtum an
> Quellen aus, welche die reichen Mineralschätze des Bodens, Eisen, Schwefel, doppelkohlensauren Kalk in großen Fülle enthalten und so dem Wasser einen kräftigen Wohl-, geschmack und nachhaltige Heilwirkung bei einer Reihe . Krankheiten wie Rervofität, Verdauungsstörungen, Eicht,
- Leberleiden usw. verleihen.
Schon in den ältesten Zeiten waren den Bewohnerin ' Dieser Gegend die Sauerwasserquellen im Katzbachtal bekannt. Die Römer haben nach den in der Gegend dess s Bades Niedernau gemachten Funden bereits das Wasser j als Heiltrank benützt und in seinen Sprudeln gebadet, j Urkunden aus dem 15. Jahrhundert zeigen, daß man da- ; mals das Bad sehr hoch schätzte und fleißig benützte.
! Manche berühmte Männer und Frauen, Uhland, Silcher,
! Freiligrath, Ottilie Wildermuth, Gustav Schwab, Berthold , Auerbach, Isolde Kurz u. a. m. fuchten oft und gern diese« stillen Erdenwinkel auf, um hier die vielen Gaben, welche ! den Menschen von der gütigen Natur gespendet wurden, M ! kosten. Die wertvollen Eigenschaften des Bades dringen er ^ mit sich, daß es sich in den letzten Jahren eines steigende«
! Besuches Heilung und Erholung suchender Menschen er- s freuen kann. Der Verein Handwerkererholungsheim hat j die Verwaltung des Bades inne und ist bestrebt, soweit ! es seine finanziellen Kräfte zulasten, an seinem Ausbau weiterzuarbeiten, damit es seinem Zweck immer bester s zu dienen vermag und jeder Handwerker, aber auch jeder andere East des Hauses, das allen offen steht — sei es für ürzere oder längere Zeit — in Niedernau das findet, was r zur Wiederherstellung seiner Gesundheit braucht und aünscht.
Manche Giwerbevereine aus dem L nde, haben dem Handwerker erhol-.n^sheim Bad N'kdernau einen Besuch abgestatret und mancher erholungsbedürftige M ister fand dort Erholung und seine Ge- sundhert wieder.
Am kommenden Sonntag wird nun auch der Gewerbe- verein Asiersteig mit Autos >imn Ausflug nach Bad Niedernau machen und es unler- l'egt keinem Zweifel, daß dies-r Ausflug von großem Interesse ist und manchen Genuß biet n wttd.
Die F> h t ist im Hinweg über Rotten bmg gep'ant und wird im Rückweg Tübingen berühren, wo noch ein Aufenthalt vorgesehen ist.
'.Sesamtansichr des Handwerker-Erholungsheims Dad Niedernau
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Heizung auf Island !
Island hat Mangel an Brennstoff. Trotzdem faßt man die r Einrichtung von Heizanlagen in den Häusern ins Auge. Die Insel besitzt nämlich eine Anzahl warmer Quellen, die auf eine vulkanische Tätigkeit unter der Erde hindeuten. Dieses warme Wasser soll nun für die Heizung nutzbar mmacht werden , und zwar will man damit in der Hauptstadt Reykjavik beginnen. ' In der Nähe von Musakik wird bereits eine Schule auf diese ! Weise geheizt. Man sängt das Wasser auf und führt es in s einer einige hundert Meter langen Leitung in das Haus, in l das das Wasser mit 56 Grad Wärme eintritt. Die Durchführung I des Planes ist also nicht unmöglich. j
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Das größte deutsche Motorschiff, M.S. „St. Louis" ?
der Hamburg-Amerika-Linie ist auf der Bremer Vulkan-Werft j in Vegesack glücklich vom Stapel gelaufen. Das Schiff ist 166 f Meter lang, bat einen Raumgehalt von 16 ÜOO Tonnen und wird ! durch einen aus zwei Schrauben wirkenden 12 OOO-PS.-Motor f angetrieben. Der neue Ozeanriese kurz vor dem Stapellauf. ^
Die Weltschiffstonnage — Deutschland mit 8,7 Prozent an !
vierter Stelle i
Die neue Ausgabe von Lloyds Register ist soeben erschienen. ! Danach ist gegenwärtig ein Bestand von 32 800 Schiffen mit einer Eesamttonnage von 66 954 659 Tonnen vorhanden. Von ! diesem Gesamtschiffsbestand besitzen Großbritannien und Irland j 19 875 350 Tonnen, das sind 30,3 Prozent der in der Welt vor- : handencn Damvf- und Motorschiffe. Es folgen die Vereinigten j Staaten mit 21 Prozent, Japan mit 6,4 Prozent, Deutschland s mit 5,7 Prozent, Italien mit 5,1 Prozent, Frankreich mit 5 Pro- > »ent, Norwegen mit 4,5 Prozent, Holland mit 4,3 Prozent. Die - vorhandenen Segelschiffe erreichen nur ein Verhältnis, von 2,7 i Prozent zur übrigen Welttonnage. !
Spiel »ud Sport
Nachklänge z« den Freundschaftsspielen des Sportvereins Altensteig — F.C. 1916 Urach
Ein wunderschöner Schwarzwaldausflug war mit der Rückspielverpflichtung des Fußballklubs 1910 Urach verbunden. Die Krönung einer herrlichen Autotour, vorbei an duftigen Wäldern, bot die wirklich anmutige Umgebung von Altensteig selbst. Was wir Uracher aber am meisten bewundern wußten, war die einzigartige Aufnahme durch unsere Altensteiger Sportfreunde. Als wir vor zwei Jahren hart an der Kreisliga vorbeigestreift sind, haben wir einer ähnlichen Gastfreundschaft im Hohenzollernlande begegnet; aber Altensteig hatte noch etwas für sich, nämlich die Aufrechterhaltung der Freundschaft seit dem Uracher Vorspiel. Für die überaus treffliche Bewirtung möchten wir unseren Schwarzwaldfreunden auch an dieser Stelle nochmals „Herzlichen Dank" sagen. Manche Erinnerung ist zurückgeblieben bei uns Ermstälern vom schönen Nagoldtal. Der Rundgang um Altensteig mit den anschließenden Photoaufnahmen, wobei die gemeinschaftlich gesungenen Lieder vom majestätisch ins Tal hinabschauenden Kriegerdenkmal aus nicht vergessen werden dürfen, dürfte manche Sportler einander näher gebracht haben. Nicht zuletzt gebührt großer Dank der Altensteiger Stadtkapelle, welche uns beim Bankett mit ihren Weisen erfreute und auch den Tanzlustigen Rechnung getragen hat. Aber nicht nur die gesellschaftliche Seite von Altensteig ist es, die ihm ein treues Andenken verschaffte, sondern auch auf dem Spielfeld vermögen unsere Schwarzwaldfreunde recht wohl den Mann zu stellen. Stellte doch unser Gastgeber zwei Mannschaften ins Feld, die wohl geneigt sind, mit Ueberrafchungen aufzuwarten. Wenn Urach die Siege zufielen, so soll das ein neuer Ansporn für den Sportverein Altensteig fein. Harter Training und vielleicht noch etwas bessere Spieltaktik wird unsere Altensteiger Freunde rasch in die Höhe bringen und die Erfolge werden nicht ausbleiben. Glück auf zu neuen Taten!
Der Amsterdamer Gymnastik-Tag Amsterdam, 8. Aug. Den Höhepunkt des gestrigen Gymnastik- Tages im Stadion, an dem, wie gemeldet, die Königin der Niederlande und der Prinzgemahl teilnahmen, bildeten die deutschen Turnvorführungen, die ein Bild zeitgemäßer deutscher Körpererziehung gaben. Die 60 männlichen und weiblichen Studierenden der deutschen Hochschule für Leibesübungen zeigten Schullauf, Ballwerfen, Hürdenlaufen, Handballschule, Bodenturnen, Tänze und Reigen. Die deutschen Turner ernteten ungewöhnlich großen Beifall.
Deutscher Schwimm-Weltrekord in Amsterdam Amsterdam, 8. Aug. Bei den gestern nachmittag im Amsterdamer olympischen Schwimmturnier ausgetragenen Vorläufen zum 200-Meter-Brustschwimmen für Damen gewann die Magdeburgerin Hilde Schräder ihren Vorlauf in der olympischen und Weltrekordzeit von 3.11,6.
In 20 Stunden von St. Goar bis Köln geschwommen
Die 20jährige Schwimmerin Martha Engstfeld aus Andernach durchschwamm die 132 Kilometer lange Rbeinstrecke von St. Goar bis Köln in 20 Stunden. Dir Leistung ist umso bemerkenswerter, als die Dauerschwimmerin teilweise mit starkem Nebel und schlechter Witterung zu kämpfen hatte.