Dienstboten haben von jetzt an Anspruch auf Wwöchige Äran- ken-Unterstützung. Diese besteht in der Regel in freier Krankenhauspflege, (oder ausnahmsweise in Krankengeld in halber Höhe des Grundlohns bei Verpflegung im Elternhause etc., freier ärztlicher und zahntechnischer Behandlung, Versorgung mit Arznei und sonstigen Heilmitteln; ferner Wochengeld auf die Dauer von 8 Wochen in Höhe des Krankengelds, und Sterbegeld im zwanzigfachen Betrag des Grundlohns.
Bisher waren für die Dienstboten für Zwecke der Kranken pfleg e-Versicherung wöchentlich zu bezahlen 14 H resp. 17 H wogegen sie auf die Dauer von 13 Wochen Anspruch auf freie Krankenhauspflege bezw. ärztliche Behandlung und Heilmittel hatten. Wenn man bedenkt, daß Unterstützungsfälle mit 26 Wochen glücklicherweise zu den Seltenheiten gehören, so will der Aufschlag auf 33 H bezw. 45 H sehr hoch erscheinen. (Bisher 7 28 und 8 84 H pro
Jahr, jetzt 17 16 H und 23 40 H). An den Jnv.-
Vers.-Beiträgen ist nichts geändert. Diese Erhöhung des Wochenbeitrags für die Krankenversicherung wird wie folgt begründet:
-r, Notwendige Steigerung für Gewährung von Sterbe- und Wochengeld;
d, Steigerung für Einführung von Krankengeld;
c, Steigerung infolge der höheren Arzt- und Krankenhaus- V erpflegungskosten;
ci, Steigerung infolge Ansammlung der Rücklage (die bisherige Krankenpflege-Versicherung hatte keine Reservemittel) ;
e, Steigerung für die Verwaltungskosten (diese Kosten hat seither die Amtskorporation bestritten);
f, Steigerung infolge Wegfalls der Uebernahme des Ab
mangels durch die Amtskörperschaft (bisher jährlich 3—5000 ;
Z.'Steigerung für Ausdehnung der Unterstützungsdauer von 13 auf 26 Wochen.
Nach den Verhältnissen wie sie j e tz t einigermaßen übersehen werden können, ist der im Juni v. Js. beschlossene Aufschlag eher zu nieder als zu hoch.
Da das neue Gesetz den Dienstboten verschiedene Rechte und Vorteile gewährleistet, so wäre es nicht unbillig, wenn ihnen in Zukunft auch die gesetzlichen Anteile zur Kranken- und Jnvaliden-Versicherung vom Lohne in Abzug gebracht würden, also mit der bisherigen Gepflogenheit, wonach die Herrschaft die ganzen Lasten der sozialen Versicherung auf sich genommen hat, gebrochen würde. Es könnte dies vielleicht in der Weise geschehen, daß den am 1. Januar in Stellung befindlichen Dienstboten nur die Hälfte ihres gesetzlichen Anteils abgezogen, bei allen nach dem 1. Jan. neu eingestellten Dienstboten aber die Abzüge in voller Höhe verabredet und vollzogen würden. Nur auf diese Weise werden den Dienstboten ihre Rechte und Pflichten der sozialen Versicherung zum Bewußtsein gebracht. Ob diese Abzüge bei den am 1. Januar bestehenden Dienstverhältnissen ohne Lohnerhöhung gemacht werden wollen, hat die Dienstherrschaft zu entscheiden. Gesetzlich ist sie zum Abzug befugt.
Was die unständig Beschäftigten anbelangt, so richten sich bet diesen die Beiträge und Leistungen nach "dem vom K. Oberversicherungsamt festgesetzten .Ortslohn. Die Hälfte desselben wird als tägliches Krankengeld ausbezahlt.
(Schluß folgt.)
Berheerungen an den Hochspannungsleitungen.
Der am Sonntag, den 28. Dez. vor. Js. herrschende heftige Sturm hat an den Hochspannungsleitungen und Ortsnetzen des Gemeindeverbands Elektrizitätswerk Teinach-Station ganz bedeutende Verheerungen angerichtet, welche, in Nachstehendem kurz zusammengefaßt sind.
Auf den Strecken zwischen Holzbronn und Zentrale, Teinach und Emberg, Birkenfeld und Engelsbrand, Kapfenhardt und Bieselsberg, Bieselsberg und Unterlengenhardt, Unterlengenhardt und Monakam, Bieselsberg und Schwarzenberg. Hornberg und Altensteig-Dorf, Oberkollwangen und Agenbach waren durch hereingeworfene Bäume die Leitungen, teilweise sogar mehrere- male;-v o l l st ä n d i g abgerissen. Zwischen Maisenbach und Schömberg, Schömberg und Dennach, Dennach und Dobel, und Dennach und Birkenfeld waren zwar Bäume in die Leitungen hereingeworfen, ein Bruch der Leitungen ist aber nicht erfolgt. Die Heftigkeit des Anpralls der gegen die Leitungen geschleuderten Bäume war so groß, dag nicht nur Drähte von 10 und 16 qmm Querschnitt mit einer Bruchfestigkeit von 12 KZ pro qmm, sondern sogar Bronzeseile mit einer Bruchfestigkeit von 70 KZ pro qmm durchgerissen wurden. Außerdem wurden Jsolatorenstützen aus 26 Millimeter Rundeisen am Holzmast direkt abgeschlagen. Am schlimmsten hatte der Sturm auf der Verbindungsleitung zwischen Bieselsberg und Schwarzenberg, die als Aushilfsleitung dienen sollte, und erst im vorigen Jahr gebaut wurde, gehaust. Dort waren die Siliciumseile auf 17 Mastenfelder, also ungefähr 700 m lang, vollständig heruntergerissen und an 7 Stellen gebrochen. Trotzdem in der Nacht mit Rücksicht auf den heftigen Sturm nichts mehr zur Behebung der Störungen unternommen werden konnte, hatte der größte Teil der Ortschaften bis Montag abend 6 Uhr wieder Strom. Ohne Strom waren lediglich noch die Gemeinden Al- tensteig-Dorf und Ueberberg sowie Unterlengenhardt, Bieselsberg, Kapfenhardt, Salmbach. Erunbach und Engelsbrand, da die Zerstörungen auf dieser letzteren Strecke unmöglich an einem Tage beseitigt werden konnten.
Außer den hochspannungsseitigen Störungen waren noch in einer größeren Anzahl von Ortsnetzen durch Herausfallen von Trennstücken, Zusammenschlagen von Leitungen rc. Stromunterbrechungen. Bis Dienstag abend konnten aber alle Gemeinden wieder mit Strom versorgt werden.
Wintersport im Schwarzwald.
Unter teilweise sehr günstigen Schneeverhältnissen konnte die Schneeschuhabteilung des Württ. Schwarzwaldvereins vom 26.-28. Dezember ihren ersten Schneeschuhkurs auf dem Knibis abhalten. Der in der Nacht vom 24. zum 25. Dez. reichlich gefallene Neuschnee hatte eine große Anzahl Läufer auf unseren Schwarzwald gelockt, so daß am Freitag früh mit der schönen Zahl von 60 Teilnehmern zu üben begonnen werden konnte. Als Gelände diente die badische Seite, wo teils an steilen, teils an weniger geneigten Hängen die Teilnehmer in 4 Klassen eingetetlt waren, so daß der geübtere Läufer, wie das Schtbabh auf seine Rechnung kam. Nach den Anstrengungen des ersten Tages hatte dann die Kursleitung
an die ganze Zunft eine Einladung auf das Haus der Abteilung ergehen lassen, welcher sehr zahlreich Folge geleistet wurde. Es war inzwischen für etwas Trinkbares gesorgt worden und bei Sang und Scherz erging wohl allen, insbesondere denen, die zum ersten Male in das Leben und Treiben auf einer Unterkunstshütte schauten, die Zeit nur allzu rasch. Mit frischen Kräften wurden am andern Morgen die Uebungen fortgesetzt. Leider machte uns aber gegen Mittag der Wettergott einen Strich durch die Rechnung. Es fing an, derart zu stürmen, daß ein Aufenthalt im Freien nahezu unmöglich war. Als nun auch am Sonntag noch keine Besserung eintreten wollte, wurden die vor dem Westwind etwas geschützteren Hänge des Württ. Kniebis aufgesucht und hier auf dem inzwischen leider etwas pappig geworden Schnee fleißig weitergeübt. Am Sonntag abend mußte dann von der Mehrzahl der Kursteilnehmer der Heimweg angetreten werden. Auf den Schiern hinab nach Baiers- bronn oder im Massenschlitten nach Freudenstadt gings der Bahn zu, welche die frische Schar wieder gesund nach Hause Machte. Der von der Abteilung geplante Kurs in Dornstetten in der Zeit vom 27.-29. Dez. mußte infolge ungenügenden Schnees verschoben werden.
Das Jahr 19l4 ist, wie das vorausgegangene, ein gewöhnliches Jahr von 365 Tagen. Das Jahr beginnt mit einem Donnerstag und wird darum auch mit einem Donnerstag schließen. Gegenüber dem Vorjahr rückt der Beginn der Jahreszeiten abermals um 6 Stunden hinaus; der Beginn des Frühlings fällt auf den 21. März, genau auf die Mittagsstunde, der Sommer beginnt am 22. Juni morgens, der Herbst am 23. September abends und der Winter am 22. Dezember. Ostern feiern wir im neuen Jahr am 12. April. Im Gegensatz zum alten Jahr, in dem es sehr früh, schon am 23. März gefeiert wurde, fällt es Heuer etwas über seinen mittleren Termin hinaus. Im nächsten Jahr wird es dann, wieder auf den 4. April fallen, in zwei Jahren wird es sehr spät, erst am 23. April, gefeiert werden. Die Fastnacht fällt im evangelischen wie im katholischen Kalender auf den 24. Februar, das Himmelfahrtsfest auf den 21. Mai, das Pfingstfest auf den 31. Mai, der erste Advent auf den 29. November. Das Christfest wird im neuen Jahr auf den Freitag fallen. — Nach dem alten Kalender, der in Rußland und bei den Griechen noch im Gebrauch ist, fällt das Neujahr auf unseren 14. Januar; an diesem Tage schreiben also die Russen zum erstenmal 1914, während wir bereits einen halben Monat des neuen Jahrs zurückgelegt haben. Ihr Aschermittwoch ist der 19. Februar, ihr Osterfest der 6. April, das ist bei uns der 19. April. — Von den Mondveränderungen, die das Jahr 1914 bringt, sind die Neumonde im Februar und August von Sonnenfinsternissen, die Vollmonde im März und September von Mondfinsternissen begleitet. Die Sonnenfinsternis am 24. Februar wird ringförmig werden, aber bei uns nicht zu sehen sein. Die partielle Mondfinsternis am 12. März ist auch bei uns sichtbar; sie findet in den frühen Morgenstunden statt. Das meiste Interesse wird die totale Sonnenfinsternis am 21. August erwecken. Die Verdeckung der Sonne durch den Neumond wird auch bei uns beobachtet werden können. Freilich ist die Verfinsterung in unserer Gegend keine totale, immerhin werden für uns fünf Siebtel des Sonnendurchmessers verdeckt werden. Die Zeit der Beobachtung ist sehr günstig, sie fällt auf die ersten Stun-
Eine würltembergisch-bayrische Wackes-Aomödie.
Ein aktiver Offizier schreibt der Köln Ztg.: War da im Anfang der 80er Jahre auf Grund der Bebenhauser Konvention ein württembergischer Stabsoffizier Kommandeur eines preußischen Kavallerie-Regiments geworden. Der Freiherr hatte bald durch sein biederes, offenes Wesen nicht nur die Liebe des Offizierkorps, sondern auch die der Mannschaft gefunden, obwohl er manchmal sehr „deutlich" (er selbst nannte es „saugrob") werden konnte. So nahte der Tag der ersten Kandarenbefichtigung der Rekruten, die unser Freiherr abhielt. Run kamen in der letzten Schwadron mehr Versager vor als ihm recht und billig schien. Als es ihm gar zu bunt wurde, dröhnte plötzlich sein Baß dazwischen: „Hätte ich das gewußt, daß ihr Saupreiße solche Sch—ßkerls seid, dann wäre ich 1866 nicht vor euch Kerls so ausgerisse!" Ich habe nichts davon gehört oder gelesen, daß dieser gewiß derbe Ausspruch, den auch sehr viele Zuschauer mit angehört haben müssen (denn es standen sehr viele an dem neben dem Reitplatz herlaufenden Wege), irgendwelche politischen Folgen (abgesehen von den militärisch-persönlichen, die wohl eingetreten sein mögen!) gehabt hätte. Im Gegenteil! Niemals ist die Urwüchsigkeit des Freiherrn mehr belacht worden als nach diesem Ausspruch, und namentlich auch bei seinen Untergebenen, die nach wie vor für ihren geliebten Kommandeur allesamt durchs Feuer „geritten" wären, falls nicht einzelne Huckepauken, von Rekruten geritten, vorher Kehrt gemacht hätten. Zeitlich etwas näher liegt eine andere kleine Geschichte. In ihr spielt eine Rolle ein Landsmann des Dr. Pichler aus München. Nach dessen Ausspruch kommt ja „so etwas" wie es in Zabern geschah, in Bayern nicht vor. Bekanntlich werden in Bayern nur solche jungen Leute als Fahnenjunker angenommen, die das Abiturium gemacht haben. Wenn ein junger bayrischer Bundesbruder ohne Abiturium Soldat werden will, öffnet ihm das sonst verhaßte Preußen seine liebenden Arme. Das schadet auch nichts; denn nicht auf vie
les Wissen, sondern auf großes Können kommt's bei uns an. Also kam da ein netter, lieber Mensch einstens als jüngster Leutnant in eine Schwadron ganz im Osten. Er war ganz offensichtlich nach der Sprache „Kern-Bajuware". Auch er Freiherr. Er war nicht nur ein stets liebenswürdiger Gesellschafter, sondern auch ein sehr tüchtiger, sehr dienstbeflissener Offizier, der seine Rekruten zu Mustersoldaten erziehen wollte. In der Schwadron dienten sehr viele junge Leute, die in der Garnison oder in der Nähe beheimatet waren. An Markttagen warteten die Angehörigen der Mannschaften meist -in der Nähe der Kaserne auf das Ende des Vormittagsdienstes, sahen auch wohl dem Reitdienste zu, wenn sie bis in die Umzäunung eingedrungen waren, was eigentlich verboten war. Eines Tages mußte sich unser Leutnant schwer beim Einzelreiten über seine Rekruten ärgern. Der ganze zoologische Garten nebst Anhängseln war schon zommütig auf die braven Jungens heruntergeprasselt, aber umsonst. Er drohte also: „Wenn ihr K .... le nicht besser reitet, höre ich nicht auf. (Es waren 3 Grad Celsius Kälte!) Ich werde euch verfluchten Saupreiße schon das Reiten beibringen!" Bald ging ein leises Raunen durchs Städtchen; man sah einzelne Leute, wenn der sonst bei der Bürgerschaft so beliebte Freiherr vorbeikam, sich abwenden, ohne wie sonst den Hut zu ziehen. Ganz allmählich sickerte etwas bei den Kameraden durch: man habe diesen Ausspruch dem Freiherrn übel genommen und sich beim Generalkommando beschwert. Nicht lange währte die Spannung. Eines Tages wurde auf dem Dienstwege ein Bericht der Schwadron eingefordert. Der Leutnant gab natürlich seine Entgleisung zu, erhielt einige Zeit zum Nachdenken über die Möglichkeit, bajuwarische Sentiments in Preußen anzubringen, und wurde „strafversetzt". Da es weiter nach Osten nicht ging, so warf ihn die rasende See nach der Westgrenze des Reiches, also ganz in die Nähe seiner Heimat! Mehr gestraft konnte er wahrlich nicht werden. Und sollte er heute noch leben und diese Zeilen zu Gesicht bekommen, so möge er schmunzelnd des Abschiedstrunkes im Kasino gedenken, wo die „Saupreische" ihn tränenden Auges abfeierken!
Mut für die neuen Tage!
Das walte Gott!
In seinem Namen fing ich's an, § ,
in seinem Namen leg ich'S wieder hin; was ich verloren Hab, das sei vertan — ich nenn's Verlust, und 's ist vielleicht Gewinn!
Hinaus denn auf den weitern Ozean,
und wär's zu neuem Schiffbruch, hoch den Sinn!
Nun blass in's Segel, Wind, nein Sturm, nein — Feuer! Und du, du dunkler Gott, bleib treu am Steuer!
*
„Auf, auf gibt deinem Schmerze und Jammer gute Nacht, laß fahren, was das Herze betrübt und traurig macht! Bist du doch nicht Regente, der alles führen soll, — Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl". So sang ein alter deutscher Dichter, der in seinem Leben genug durchzumachen hatte. Er sang es, damit andere sich an seinem flohen und getrosten Mut auflichten können. Kommt laßt uns zum neuen Jahr ihm folgen! Wir verwerfen den Kleinmut. Auf laßt uns vertrauen und hoffen! Naumann.
*
Sieh deine Vergangenheit an, sie ist nicht mehr dein. Sie kann vergeben werden, aber nicht verändert. Und steh deine Zukunft an; nichts, gar nichts verrät sie von ihren Geheimnissen. Eines aber gehört völlig dir, der gegenwärtige Augenblick! Wie kann er reich sein an Friede und Freude, an Herrlichkeit und Größe! Dein ist der Augenblick! Mir ist, als ob alle die Augenblicke des beginnenden Jahrs unS bittend anblicken: „Rein komme ich zu dir! Tu mir nicht Schmach und Schande an! Gib mir ein edles, heil'ges Leben! Verkläre mich durch gute Taten! C. Geyer.
Gebe denn, der über uns
wägt mit rechter Wage,
jedem Sinn für seine Freuden,
jedem Mut für seine Leiden
in die neuen Tage! , -