zahlreicher erschienen und folgte dem eingehenden und leicht verständlichen Vortrag mit gespannter Aufmerksamkeit. Es dürfte wohl die Liebe und das Interesse an dem Missionswerk durch diese Veranstaltung in vielen Herzen wieder neu angefacht und gefestigt worden sein, auch kann das Ergebnis des am Schluß angefallenen „Missionsopfers" wohl als ein recht befriedigendes bezeichnet werden.
- Weilderstadt, 20. Febr. Am kommenden Sonntag findet hier auf dem geräumigen und schönen Marktplatz auch Heuer wieder eine öffentliche Fastnachtsaufführung statt und zwar werden dieses Jahr Scenen aus dem Schauspiel Wilhelm Teil gegeben.
Neuenbürg, 19. Febr. Als im benachbarten Engelsbrand der 50 Jahre alte Schuhmacher Karl Maisen- bacher bei der Arbeit saß, sah der Lehrling, wie der Meister plötzlich einschlief. Aber es war der ewige Schlaf; ein Herzschlag hatte den braven, fleißigen Meister getötet. Vor einigen Zähren kam die Schwester Maisenbachers auf gleiche Weise zu Tode. Sie wurde eines Sonntags auf dem Weg. nach Büchenbronn vom Herzschlag getroffen. Ein Bruder kam vor einigen Jahren auf der Rotenbach-Sägmühle Lurch einen Unglücksfall ums Leben. Maisenbacher hinterläßt eine Witwe und drei Kinder.
Württemberg.
Württembergischer Landtag.
Stuttgart, 19. Febr.
In der Zweiten Kammer wurde heute die Beratung des Gesetzentwurfs über die Besteuerungsrechte der Gemeinden und Amtskörperschaften fortgesetzt. Das Zentrum hatte seinen zu dem Ausschußantrag gestellten Ergänzungsantrag dahin abgeändert, daß, wenn die Kataster über 7 Proz. hinaus zur Gemeindeumlage herangezogen werden, die Höhe der Gemeindeeinkommensteuer sich auf das Fünffache des übersteigenden Prozentsatzes ermäßigt. Die Höhe darf jedoch 75 Proz. der Einheitssätze der staatlichen Einkommensteuer nicht übersteigen. Der Abg. Schaible (BK.) beantragte, daß die Gemeindeeinkommensteuer das 12fache des Prozentsatzes beantragen soll, in dem die Kataster über 2 Proz. hinaus zur Gemeindeumlage herangezogen werden, während der Ausschußantrag nur das Zehnfache zulassen will. Bei der Abstimmung wurde lediglich der Ausschußantrag, wonach die Gemeindeeinkommensteuer 75 Proz. (gegen seither 50 Proz.) der Einheitssätze der Staatseinkommensteuer nicht übersteigen darf und ferner mit 60 gegen 19 Stimmen der Zusatzantrag des Ausschusses, der das Existenzminimum auf 950 ^ festsetzt. Alle übrigen Anträge wurden abgelehnt.
Darauf wurde in die Beratung des Art. 2 betreffend die Hundesteuer eingetreten und nach langer Erörterung, während der verschiedene Anträge und zu diesen Anträgen wieder verschiedene Abänderungsanträge gestellt wurden, der Ausschußantrag, der die unterste Grenze, entgegen der Denkschrift, die 10 ^ gewünscht hatte, bei 8 beläßt, einstimmig angenommen, ebenso der Zentrumsantrag, der dem Ministerium das Recht erteilt, eine Erhöhung der Abgabe bis zu 30
in großen und mittleren Städten für jeden weiteren Hund desselben Steuerpflichtigen bis zum Betrage von 40 zu genehmigen, wobei jedoch eine Ausnahme für Hundezüchter zugelassen werden kann. Das Gesetz tritt am 1. April 1914 in Kraft. Um Z^2 Uhr wurde die Weiterberatung auf morgen vormittag 9 Uhr vertagt.
Ein verrückter Liebhaber.
Stuttgart, 19. Febr. Gestern abend 6 Uhr brachte ein 26 Jahre alter Monteur seiner Geliebten, einer 21 Jahre alten Kellnerin, in deren Wohnung in der Ludwigstraße nach vorangegangenen Streitigkeiten zwei Revolverschüsse in den Kopf bei. Der Täter schoß sich sodann ebenfalls zweimal in den Kopf. Beide wurden schwerverletzt ins Katharinenhospital verbracht. Es handelt sich um die 21 Jahre alte Kellnerin
Die Württembergs im Feldzug von 1814.
Von A. Hummel.
(Schluß.)
In den ersten Tagen des März hatten die Württemberger mehr unter Mangel an Lebensmitteln und Schuhwerk als unter feindlichen Angriffen zu leiden, und erst nach der Schlacht bei Craonne vom 7. März, wo die Russen 5000, die Franzosen 8000 Tote und Verwundete hatten, und den Kämpfen bei Laon vom 9. und 10. März, wo ebenfalls die schlesische Armee gegen Napoleon zu fechten hatte, kamen die Württemberger bei Nogent an der Seine am 15. März wieder ins Treffen. Bald darauf, am 20. und 21. März, in der zweitägigen Schlacht von ArcissurAube, errangen die Württemberger und die böhmische Armee einen Sieg über Napoleon, der dem letzteren 4000 Mann Verluste brachte. Immer deutlicher ergab sich nun die Richtung, die Blüchers geistiges Auge längst ersehen hatte: Vormarsch auf Paris. Dorthin suchte die böhmische Armee den Weg Uber FKre Champenoise zu nehmen, als sie dort am 25. März mit der Vorhut des französischen Marschalls Marmont zusammenstieß. Ueberrascht, wie der Kronprinz von Württemberg selbst war, dachte er sich auch den Gegner, wartete die Ankunft des Hauptheeres nicht ab. ließ seine Truppen zum Angriff übergehen und schlug die Franzosen in wuchtigem Anprall in die Flucht, wobei sich das Jägerregiment Prinz Adam Nr. 4 ganz hervorragend auszeichnete. Das Gefecht, dessen Erfolg glänzend war — es wurden 45 Geschütze,
Sophie Hiller und den 27 Jahre alten Mechaniker Theodor Kleinknecht. Letzterer stammt aus Poppenweiler OA. Ludwigsburg. Er hatte, als er das noch im vorigen Sommer in Freudenstadt beschäftigte Mädchen gegen Weihnachten kennen lernte, die Arbeit aufgesteckt und sich von ihr aushalten lassen. Nun suchte die Hiller das Verhältnis zu lösen und nahm in Ulm wieder eine Stellung an, mußte sie aber aufgeben, weil Kleinknecht ihr nachreiste und sie fortgesetzt belästigte. Da das Mädchen in Freudenstadt wieder in Stellung gehen wollte, suchte sie das Verhältnis endgiltig zu lösen. Darüber kam es schon in einer Speisewirtschaft Ecke Senefelder- und Gutenbergstraße zu einer Szene, wobei Kleinknecht mit dem Revolver drohte. Gestern wollte die Hiller aus der Kleinknecht'schen Wohnung in der Ludwigstraße noch einige Sachen holen. Sie erhielt zuerst einen Schlag, dann zwei Schüsse in den Kopf, hatte aber die Kraft, in die genannte Speisewirtschaft zu fliehen, wo sie zusammenbrach. Kleinknecht legte sich aufs Sofa und schoß sich in beide Schläfen. Man hofft im Katharinenhospital, alle beide am Leben zu erhalten.
Schwäbischer Turn- und Spielverband.
Göppingen, 19. Febr. Die wegen des Anschlusses der Deutschen Turnerschaft an den Jungdeutschlandbund aus dem Turnkreis Schwaben ausgetretenen 27 Turnvereine, die sich s. Zt. in Cannstatt zu einem Schwäbischen Turn- und Spielverband mit 3123 Mitgliedern zusammentaten, sind jetzt bereits auf 51 Vereine mit 5259 Angehörigen angewachsen. Sie hielten dieser Tage in Jebenhausen (OA. Göppingen) einen Verbandsturntag ab und beschlossen, das diesjährige Verbandsfest in Kornwestheim abzuhalten.
Keine Beschimpfung der kath. Kirche.
München, 19. Febr. Die hiesigen Neuesten Nachrichten brachten am 2. Dezember bei der Besprechung der Landtagsdebatte über den konfessionslosen Moralunterricht einen „Religion und Moral" überschriebenen Artikel, der von der Zen- trumspreffe als eine Beschimpfung der katholischen Kirche gedeutet wurde und auch Kundgebungen verschiedener Bischöfe veranlaßte. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung wegen Vergehens in bezug auf die Religion ein, aber das Landgericht München setzte am 19. Januar die beschuldigte Zeitung außer Verfolgung unter Auferlegung der Kosten auf die Staatskasse. In den Entscheidungsgründen heißt es: „Die abfällige Kritik des Einflusses der katholischen Moral in früherer Zeit überschreitet nicht die Grenze strafloser freier Meinungsäußerung." Auf die eingelegte Beschwerde des Staatsanwalts entschied jetzt das oberste Landesgericht, daß die tatsächlichen Gründe und rechtlichen Erwägungen des frühem Beschlusses zu billigen seien. Die Beschwerde wird daher als unbegründet verworfen.
Spione.
Bern, 19. Febr. Zu dem Genfer Spionagefall erfährt die Schweizerische Depeschenagentur: Der Hauptspion Ehk war seinerzeit Kanzler beim russischen Konsulat in Königsberg, scheint sich aber in dieser Stellung unmöglich gemacht zu haben. Er wandte sich der Spionage zu und begab sich nach der Schweiz. Eine Zeitlang bezog er von einer Großmacht festes Gehalt. (Um Mißverständnissen vorzubeugen, sei erwähnt, daß diese Macht weder Deutschland noch Oesterreich-Ungarn war.) Bald aber begann Ehk die Spionage nach rein geschäftlichen Prinzipien zu treiben. Er lieferte also an sehr verschiedene Staaten und spionierte auch gegen verschiedene Staaten. Pie Annahme, Ehk habe mit dem bekannten Spion Larguier in Verbindung gestanden, entbehrt jeder Grundlage. Der zugleich mit Ehk ausgewiesene Glaser ist vielleicht ein Eegenspion gewesen, der mit der Ueberwachung Ehks betraut war. Die schweizerischen Behörden hatten seit einiger Zeit Kenntnis von dem
100 Munitionswagen genommen und 4000 Gefangene gemacht —, lebt als ein berühmtes Reiterstücklein in der Geschichte fort und ist auch an der Jubiläumssäule in Stuttgart verewigt, wo in der Mitte des Bildes Generalleutnant Prinz Adam von Württemberg und der Kronprinz zu sehen sind. Aber auch die schlesische Armee war am gleichen Tag von Glück begünstigt, und unaufhaltsam ging es auf Paris los. Am 28. März traf dort die schlesische, am 30. die böhmische Armee ein. Und am 30. März begann der letzte Kampf um die Stadt, wobei der Kronprinz von Württemberg mit 25 000 Mann mitkämpste. Unsere Landsleute kamen besonders bei Vincennes, bei St. Maur und Charenton mit den Franzosen ins Gefecht. Noch um 5 Uhr wollte der Kronprinz zu erneutem Angriff übergehen lassen, da wurde bekannt, daß die Franzosen um Waffenstillstand gebeten hatten.
Anr 31. März hielten die Verbündeten, Kaiser Alexander von Rußland, König Friedrich Wilhelm von Preußen und Kronprinz Wilhelm von Württemberg, von 35 000 jubelnden Kriegern gefolgt, ihren Einzug in der Stadt. Blücher selbst war nicht darunter, weil er einen Unmut im Herzen hatte. Ihm und vielen anderen wuchs der Groll, als den Franzosen allzu günstige Friedensbedingungen gemacht wurden. Napoleon mußte erkennen, daß es für ihn unmöglich war, die Stadt wiederzugewinnen; so'dankte er am 11. April 1814 ab und ließ sich die Insel Elba zum Aufenthalt anweisen. Am 30. Mai wurde der Friede geschlossen, und am 15. Mai begannen die Württemberger den Rückmarsch. Am
Treiben Ehks, der vergebens versuchte, sich der Ueberwachung durch Uebersiedelung von Genf nach Lausanne zu entziehen. Als nun die Kunde kam, er sei in Wien verhaftet worden, schritt man am 23. Januar zur Haussuchung in seiner Wohnung. Es scheint, daß neutrale und zentral gelegene Staaten immer mehr Stapelplätze für internationale Spionage werden. Die schweizerischen Behörden haben aber ein wachsames Auge für diese Leute und haben allein im letzten Vierteljahre acht Spione ausgewiesen.
Vereitelte Flucht.
Die Wiener Neue Freie Presse meldet aus Valona: Wie jetzt bekannt wird, hat der zum Tode verurteilte Major Bekir Aga einen Fluchtversuch unternommen, der aber verhindert wurde. Die holländischen Offiziere hatten in Erfahrung gebracht, daß Bekir Aga seinen Wächtern eine Belohnung von 1000 türkischen Pfund versprochn hatte, wenn sie seine Flucht begünstigten. Die Wächter wurden von Gendarmen verhaftet und legten ein volles Geständnis ab. Es wurde die Ueberfüh- rung Bekir Agas und seiner Komplizen nach Skutari verfügt. Die Wächter befinden sich in Valona in Haft.
Gsrichtssaal.
Leipzig, 19. Febr. In dem Spionageprozeß vor dem 2. und 3. Strafsenat des Reichsgerichts wurde heute Nachmittag das Urteil gefällt. Der 17Jahre alte Kaufmannslehrling Bernhard Schnitzler aus Köln wurde wegen Verbrechens gegen Paragraph 1 des Spionagegesetzes zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. 3 Monate der erlittenen Untersuchungshaft werden angerechnet. Der 27 Jahre alte Kaufmann Heinrich Köhler aus Köln wurde wegen Vergehens gegen Paragraph 9 des Gesetzes zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt. — Aus der Begründung geht hervor, daß Schnitzler als Registrator einer großen Sprengstofffabrik eine große Anzahl geheim zu haltender Schriftstücke, die sich auf die für den Fall der Mobilisierung zu liefernden Rohstoffe wie Pulver und Kohlen bezogen, dem französischen Nachrichtenbureau übermittelt und dafür Entlohnung erhalten hatte. Der Angeklagte gab zu, daß er sich der Tragweite seiner Handlungsweise vollkommen bewußt gewesen war. Der Angeklagte Koßler, der ebenfalls als Registrator in derselben Fabrik angestellt war, hatte von der Handlungsweise Schnitzlers Kenntnis, es aber trotzdem unterlassen, der Behörde Anzeige zu erstatten. Auch hat er von Sch nitzler Gel dbeträ ge, offenbar Schweigegeld, angenommen.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
Gottesdienste.
Sonntag Eftomihi, 22. Februar. Vom Turm: 395. Predigi- lied: 39l, Dir dankt mein Herz rc. 9^/, Uhr: Vorm. Predigt, Stadtpfarrer Schmtd. 1 Uhr: Christenlehre mit de» Söhnen. 8 Uhr abends in der Kirche: Missionsvortrag mit Vorführung von Lichtbildern aus dem Himalayagebiet von Missionar Iannasch. Opfer für die Mission der Brüdergemeinde.
Donnerstag, 26. Februar. Geburtsfest Sr. Majestät des Königs, lv Uhr: Festpredigt, Dekan Roos.
Samstag, 28. Februar, h-8 Uhr abends: Borbereitungsrede und Beichte im Vereinshaus, Vikar H ermann.
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Lalw.
Nächsten Dienstag, den 24. Februar, nachmittags 3 Uhr. findet im Gasthaus zum Lamm in Möttlingeu eine Versammlung statt, in der Herr Obergeometer Gaertner von Wildberg einen
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halten wird. Jedermann ist hiezu freundlich eingeladen. Calw, den 18. Februar 1914
Vereiusvorstand: Regierungsrat Binder.
6. Juni marschierten die ruhmbedeckten Krieger bei Stratzburg über den Rhein und sangen begeistert das von General v. Stockmayer nach Schuberts Kaplied umgedichtete Lied:
Und ha! wenn sich der Schwarzwald dann Aus blauen Düften hebt,
So jubeln wir, von Lieb' entbrannt:
Hoch lebe unser Vaterland!
Daß Straßburgs Turm erbebt-
An Frankreichs Grenze füllen wir Mit Erde unsre Hand Und spucken drauf — dies sei der Dank Für die erpreßte Speis' und Trank,
Du ungastfreies Land!
Mit französischem Wein ward noch auf das Wohl des Vaterlandes, des Königs und des Kronprinzen angestoßen, und am 13. Juni 1814 zogen die Truppen, mit neuen Monturen angetan, von brausender Begeisterung umtost, in Stuttgart ein. Schon am 11. Juni war der Kronprinz still nach Stuttgart gekommen, aber bald erkannt und mit unbeschreiblichem Jubel ins Schloß geleitet worden. Ein Parolebefehl und verschiedenartige Denkmünzen drückten die Anerkennung für die glorreichen Waffentaten der württembergischen Truppen aus; aber was sie und die Verbündeten erstritten hatten, war nicht die Erfüllung dessen, was die besten Deutschen erträumt hatten. Und im Gehirn des Korsen auf Elba reiften schon wieder Pläne, die nach seiner Wiederkunft die Deutschen und die Württemberger nochmals zum entscheidenden Schlag unter die Waffen riefen.