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Schwarzrvalder Tageszeit»«, „Aus den Tannen"
Nr. 248
Koenen (Komm.) widerspricht und Abg. Wels (Soz.) weist darauf hin. daß der Ricsenkampf im Braunkoblengebiet mit Energie und Rübe und ohne Ausschreitungen geführt worden sei. Der Redner trat für Besprechung der Interpellationen ein-
Nach weiterer Aussprache stellt Präsident Loebe fest, dah infolge des Widerspruchs der Reichsregierung die Besprechung der Interpellationen nicht erfolgen könne.
Auch die kommunistischen Anträge auf Gewährung von Erwerbslosenunterstützung an die streikenden Bergarbeiter und das kommunistische Mißtrauensvotum gegen den Reichsarbeitsminister werden von der Tagesordnung abgesetzt. Dagegen stimmen nur die Sozialdemokraten und Kommunisten.
Es folgt die 1. Beratung des Abkommens mit der Negierungskommission des Saarsebiets über die Sozialversicherung im Saargebiet.
Abs. Stöhr (NaiSoz.) verlangt Hilfsmaßnahmen für die 46 000 armen Sozialversicherten an der Saar. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß soll fcststellcn, ob die Regierung ihre Pflicht getan habe. — Die Vorlage wird in erster und zweiter Lesung angenommen.
Gegen die sofortige Vornahme der dritten Lesung erbebt Aba. Stöhr (NatSoz.) Einspruch mit dem Hinweis darauf, daß er nicht genügend Redezeit gehabt habe. Im Hause entsteht eine ungeheure Erregung, die sich in Entrüstungsrufen gegen die Nationalsozialisten Luft macht. — Der Präsident stellt fest, daß wenn die Vorlage beute nicht verabschiedet wird, die armen Sozialrentner des Saarsebiets bis zum Januar nicht in den Genuß der Erhöhungen treten können. (Lebhaftes Hört! Hört!)
Auf die Vorhaltungen des Präsidenten erwidert Abg. Stöhr, daß er trotzdem an seinem Widerspruch festbalte. Die Abgeordneten der anderen Parteien geben ihrer Empörung in lauten Zurufen Ausdruck. Der Präsident stellt fest, daß es in der Geschichte des Reichstags noch nie vorgekommen sei, daß jemand ohne jeden Grund in dieser Weise die Verabschiedung einer Vorlage verhindere, die armen Sozialrentnern einen Vorteil bringen solle. Die Oeffentlichkeit müsse auf diesen Vorgang aufmerksam gemacht werden. (Lebhafte Zustimmung.)
Abg. Koch (Dem.) stellt fest, daß die übergroße Mehrheit des Hauses in dem Vorgehen der Nationalsozialisten einen ungeheuerlichen Mißbrauch der Rechte einer kleinen Minderheit sehe.
Abg. Leicht (BVv.) betont, es sei ein Trauerspiel, das von einer verschwindend kleinen Minderheit des Reichstags hier auf- gefübrt werde. Den Schaden hätten die armen Saarleute zu tragen.
Abg. Dr. Kahl (DVp.) verweist auf eine Bestimmung, wonach in außergewöhnlichen Fällen der Reichstag von der Geschäftsordnung abweichen könne.
Abg. Graf Westarp (Dn.) schlägt vor, dem Abgeordneten Stöhr eine weitere Stunde Redezeit zu bewilligen, wenn er seinen Widerspruch gegen die dritte Lesung zurückziehe.
Abg. Stöhr (NatSoz.) hält unter grober Erregung des Hause» trotzdem an seinem Widerspruch fest.
Auch gegen den Vorschlag des Abg. Kahl erheben die Nationalsozialisten Einspruch.
Damit ist diese Angelegenheit erledigt. Die dritte Lesung kann nicht erfolgen.
Das Haus vertagt sich. Der Präsident schlägt vor, die nächste Vollsitzung am 22. November abzuhalten. Das Haus beschließt demgemäß.
Zum Schluß macht der Präsident noch Mitteilung von dem plötzlichen Ableben des Abgeordneten Wormit (Dn.), der in Ostpreußen gewählt war.
Aus SlM und Land.
Altensteig, den 24. Oktober 1927.
— Vom württ. Handwerk. Man schreibt uns: Zum erstenmal ist das Württ. Handwerker-Adreßbuch für 1928/29, nach amtlichem Material im Auftrag des Verbandes württ. Gewerbeoereine und Handwerkervereinigungen bearbeitet, im Württ. Handwerker-Adreßbuchverlag E. m. b. H., Stuttgart, Alleenstraße 4, erschienen. Neben zirka 75 006 nach Orten
und Berufen alphabetisch geordneten zuverlässigen Adregen selbständiger Handwerksmeister in Württemberg ist in dem r Werke erstmals die Gesamtorganisation des württ. Hand- . Werks mit allen seinen Einrichtungen wirtschaftlicher und sozialer Selbsthilfe, seiner Presse usw. in geschlossenem Nah- ' men dargestellt. Das Buch entspricht einem wirtschaftlichen s Bedürfnis und wird überall warme Aufnahme finden bei allen Kreisen, die mit dem Handwerk zu tun haben.
Nagold, 22. Okt. (Vom Rathaus.) Im Einlauf befinden sich ein Erlaß des Württ. Innenministeriums Abt. f. d. Straßen- , und Wasserbau über den Staatsbeitrag zur Nagold- und Wal- s dach- und Kreuzertalbachverbesserung, ein Erlaß der Min.Abtlg. ^ f. Bezirks- und Körperschaftsverwaltung über die Genehmigung - der Schuldaufnahme zu diesen Unternehmen, ein Erlaß des s Evang. Oberschulrats über die Aufhebung der Mittelschule im s Zusammenhang mit der Durchführung der achtjährigen Schul- > Pflicht auf 1. April 1928, dabei wird die Lehrstelle der Mittel- s schule an die Volksschule überführt. — Bewilligt werden vom : E.R. die Mittel für die Wiederinstandsetzung der Wohnung im ? Präparandenanstaltsgebäude, die Landwirtschaftslehrer Haecker j bezieht, für die Erneuerung des Fußbodens im Lokal der Poli- i zeiwache, der schadhaft ist und für den Einbau der Reißbretter- j schränke zu Lehrmittelkästen der Gewerbeschule. — Zur Deckung ' der Kosten des Betriebs, der Unterhaltung, Verzinsung und i Tilgung der städt- Dreschmaschine müßten Heuer nach der Beroch- I nung der Stadtpflege 1 82 ^ pro KWSt. erhoben werden. !
Mit Rücksicht auf die durch das Regenwetter schwer geschädigte ? Ernte wird der Satz ausnahmsweise für Heuer auf 1 /(( SO H s festgesetzt, gegenüber dem Vorjahr von 1 -K 60 — Als Vor- i
sitzender der Feldbereinigung V. wird Landwirtschafts- s lehrer Haecker, als Feldmesser das Vermessungsamt für Feld- j bereinigung in Wildberg, als Vertrauensmann Gemeinderat s Baisch und als Stellvertreter Eemeinderat Raaf vorgeschlagen.
— Im Beisein der Bauleitung wurde beraten über die Führung - der Kanäle der Nagoldkorrektion an beiden Ufern, über die i Einlegung der Wasserleitung im untern Wöhrd, die Führung i der Leitung durch die Nagold bis zum Elektrizitätswerk, im letz- ; teren Falle unter Garantie eines bestimmten Wasserzinses, i ferner über die Anlage des 2 Meter breiten Fußgängerstegs zum - Kleeb. Für den Fußgängersteg kommen zwei Projekte in Be- tracht, das eine sieht den Steg in Fortsetzung der Badgasse über - die Nagold vor, das andere in etwas südlicher Richtung über i die Waldach zur Landzunge und in der zweiten Steghälfte über k die Nagold. In letzterem Falle ist zugleich auch eine direkte s Verbindung mit dem Hohen Steg hergestellt. Während der - Steg beim ersten Projekt mit Rücksicht auf seine große Breite ' nur aus Eisen oder Blech hergestellt werden kann, ist beim j zweiten Projekt die Ausführung durch Eisenbeton möglich, das i sich auch besser in das Landschaftsbild einstigen wird. Die Bau- j leitung empfiehlt das zweite Projekt, dem sich der Eemeinderat s anschließt. — In die Oesterle'sche Wohnung im Zellerstift wird s Feldschütz Seeger eingewiesen. — Die für die Reichs- und : Staatsbeamten angewiesenen Vorschußzahlungen auf die künftige i Besoldungserhöhung wird auch den städt. Beamten verwilligt. ! Gesamtaufwand 658 -K 50 s
Nagold, 22. Okt. (Treue Dienste.) Mit gestrigem Tag i schied nach 38jähriger Tätigkeit Herr Jakob Schaudek aus s dem Dienst der Nagolder Filiale der Firma Knoll und s Pregitzer, Pforzheim. Im April 1889 trat Schaudel als i junger Mann in das Pforzheimer Hauptgeschäft, wirkte - dort bis zu seiner Militärzeit, der er von 95—98 oblag, um f dann wieder in Pforzheim tätig zu sein. Mit dem Jahre - 1899 wurde er nach Nagold versetzt, wo er sich im Laufe s der Jahre bis zum Geschäftsführer der Filiale Nagold ; Knoll und Pregitzer emporarbeitete. ^
Nagold, 22. Okt. (Ertrunken.) Gestern nachmittag ! fiel der 5 Jahre alte Werner Monauni beim Spielen : in den Kanal hinter der Rauser'schen Mühle. Außer einem - gleichaltrigen Spielkameraden hatte niemand den Vorfall ^ beachtet. Das Kind lief fort, um seinen Großvater zu s Hilfe zu holen, doch war der kleine M. bereits bis an die s Schiffbrücke getrieben. Sofort angestellte Wiederbelebung!-- s versuche waren erfolglos. (
Aus dem Oberem Calw
— Calw, 21. Okt. (Abschiedsfeier.) Der ev. Kirchengemeinderat hatte gestern abend im Badischen Hof einen Eemeindeabend veranstaltet, der in der Hauptsache der Verabschiedung des in den Ruhestand getretenen Dekans Zeller galt. Nach dem Vortrag des Kirchengesangvereins „Die Flamme lodert" von Beethoven, begrüßte Stadtpfarrer Lang, der die Versammlung leitete, die außerordentlich zahlreich erschienene Gemeinde und hob dabei den Zweck des Abends hervor, wobei er betonte, daß Dekan Zeller in seiner bekannten Bescheidenheit einen allgemeinen Abschied abgelehnt habe, es sei aber der dringende Wunsch des Kirchengemeinderats und der Kirchengemeindr gewesen, nochmals gemütlich mit ihrem lieben Dekan zu- fammenzukommen. Hierauf hielt Rechtsanwalt Rhein- wald einen sehr interessanten, auf Quellenstudien beruhenden Vortrag über „Die Baugeschichte unserer Stadtkirche". Die Zuhörer erhielten dabei tiefe Eindrücke über die Not, aber auch über die Opferfreudigkeit der früheren Gemeinde. Nach dem Vortrag des Kirchengesangvereins „Hört ihr Herrn und laßt euch sagen" und dem gemeinsamen Lied „Ein getreues Herz zu wissen", sprach Amtsgerichtsrat Höl- der im Namen des Kirchengemeinderats, der Kirchengemeinde und dem Kirchengesangverein in einer vortrefflichen Ansprache dem verdienten Prediger, Seelsorger und echt deutschen Manne den herzlichsten Dank und die wärmste Anerkennung der Kirchengemeinde für seine treuen Dienste aus. „Ein Gespräch" von Frau Stadtpfarrsr Maier in Neubulach, vorgebracht von drei Schwarzwaldmädchen, behandelte in anregenden Gedanken und schöner Form die Tätigkeit des Dekans zu Hause und in den Bezirksgemeinden. Als Vertreter des Oberamts sprach sodann Oberamtmann Rippmann, als Vertreter der Stadt Stadtschultheiß Eöhner und als Vertreter der Amtsgenossen Stadtpfarrer Lang. In allen Ansprachen kam die hohe Wertschätzung zum Ausdruck, der sich Dekan Zeller in allen Kreisen erfreuen durfte. In fein humoristischer und ernster Art gab hierauf Dekan Zeller eine kurze Geschichte seiner hiesigen Tätigkeit und verband damit den herzlichsten Dank für alle Liebe, die er hier habe erfahren dürfen. Tiefbewegt und schweren Herzens scheide er aus der ihm außerordentlich lieb gewordenen Tätigkeit und er wünsche und hoffe, daß für Deutschland, für das er oft als Bezirksobmann in feurigen patriotischen Reden eingetreten ist, wieder eine neue Morgenröte anbrechen werde. Von dem Kirchengemeinderat, der Stadtgemeinde, dem Frauenkranz, dem Volksbund und von der Freiwilligen Sonntagsschule wurden der Dekansfamilie schöne Ehrengaben übergeben. Ein kleines Orchester verschönte die Feier durch fein vorgetragene Trio von Bach und Corelli. Die Eärtnervereinigung hatte den Saal hübsch dekoriert. Die Beteiligung der Kirchengemeinde war sehr groß, daß der Badische Hof kaum die Menge von Besuchern aufnehmen konnte, die ihrem Dekan noch eine besondere Aufmerksamkeit und Anerkennung erweisen wollten. Dekan Zeller konnte aber auch aus der gestrigen Versammlung erfahren, daß er es verstanden hat, die Achtung und Liebe seiner Pfarrkinder zu erwerben, in einem Maße, wie es selten einem Geistlichen zuteil wird. Dazu trug besonders bei, daß er ein Mann der Milde und des Friedens war und auch die Meinungen anderer achtete. Er war ein Mann der Kirche, der das Volkstum sehr hoch einschätzte. Dekan Zeller wird hier seinen Ruhestand zubringen, so daß die Gemeinde wohl hie und da ihren beliebten Geistlichen wieder hören wird. Mit dem Gesang „Der ewig reiche Gott" fand die Feier einen erhebenden Abschluß.
Die Windeaabiiuerin.
Roman aus dem Hochtal von Wolsgang Kemter.
Copyright by Greincr H Comp., Berlin W 30.
Nachdruck verboten.
8. Fortsetzung.
Wie es den Anschein gewann, hatte sich der Gruber Pepi auf dem Windegg völlig verändert, zu seinen Gunsten verändert. Seit Brigitta einmal während des Gespräches die Bemerkung hatte fallen lassen, sie könne das ewige, häßliche und nutzlose Fluchen und Wettern nicht leiden, kam ihm kein Unwort mehr über die Lippen, er betrug sich ganz gesittet, ging selbst an vielen Sonntag-Nachmittagen nicht ins Dorf hinunter und war immer nüchtern. Er arbeitete für zwei, als ob es seine Sache wäre, und nahm insbesondere Brigitta ihre Arbeit ab, so gut er konnte. Ja, er schien ihre etwaigen Wünsche förmlich von den Augen abzulesen, denn oft war er schon bei einer Arbeit, die ihm Brigitta gerade anweisen hatte wollen. Kurz, Brigitta hatte an ihrem Knecht nichts auszusetzen. Sie war mehr als zufrieden. 9
Wenn Brigitta noch am Abend beim Lampenlichte nähte, ihr Bub und der alte Taver schon zur Ruhe gegangen waren, dann saß der Gruber Pepi behaglich in einem Winkel in Brigittas Nähe und rauchte sein Pfeifchen. Dabei sprach der Bursche ganz offen davon, daß er früher ein rechtes Luderleben geführt habe, daß aber für jeden Menschen einmal die Zeit der Einsicht und der Einkehr in sich komme. Und die fei nun auch Lei ihm da. Es grause ihm oft, wenn er zurückdenke, aber was geschehen, sei nun einmal nicht mehr zu ändern, indes, ein rechter Mensch, der sich nicht über die Achsel ansehen lassen müsse, könne man doch wieder werden und dann sei es auch für ihn nicht ausgeschlossen, daß er sein Leben nicht als armseliger Knecht beenden müsse. Wenn nur die Leut Wiede, ein bißchen Achtung vor einem hätten.
So sprach der Gruber Pepi an vielen Abenden und ließ es auch noch an anderen Anspielungen und Andeutungen nicht fehlen.
. Brigitta hätte ihn verstehen müssen, wenn sie mit
ihren Gedanken nicht so weit fortgewesen wäre. Gedanken lassen sich aber nicht so leicht vertreiben. Während der Arbeit konnte man ihrer Herr werden, in stillen Abendstunden aber waren sie wieder da.
Zerstreut gab Brigitta ihrem Knechte Antwort, er habe, so meinte sie, schon recht, es lasse sich alles sühnen und gar mancher müsse sein Leben von vorne anfangen, schließlich werde er noch sein Glück machen.
Dann glühte es in Pepis Augen auf . . .
Mit immer mehr wachsendem Mißtrauen sah der Gruber Pepi täglich, fast zur bestimmten Stunde, den Jäger am Windegg erscheinen, und was dabei seiner Eifersucht immer neue Nahrung gab, war, daß auch Brigitta um diese Stunde stets irgendeine Arbeit im Gärtlein oder sonst vor dem Hause zu verrichten hatte. Haß- und neiderfüllt waren seine Blicke auf die beiden gerichtet, die nicht ahnten, daß ein Dritter um dar wußte, was langsam in ihnen zur Reife kam, schier bevor sie sich selbst darüber im klaren waren.
„Was will denn der Grünrock jeden geschlagenen Tag bei uns heroben?" knurrte der Gruber Pepi den alten Lader an.
Ter alte Mann warf einen gleichgültigen Blick zum Garten hinüber, an dessen Zaun wieder Bartl lehnte, während Brigitta ihre Pflänzlein goß, dann zuckte er die Achseln und meinte: „Sei Weg geht ja am Windegg vorbei, wenn er ins Revier will."
. „Aber nit fei kürzester," knirschte Pepi.
„Mer, der Bartl hat Zeit, a Jager möcht r sein."
Ter Pepi aber ballte heimlich eine Faust und murmelte einen derben Fluch. Tie leidenschaftliche Natur des Menschen, der niemals in seinem Leben Selbstzucht üben lernte und immer den schlechten Instinkten in sich die Zügel hatte schießen lassen, bäumte sich wie unter Peitschen- schlägen unter der Erkenntnis auf, um die Hoffnung auf ein Leben wie er es sich schon lange geträumt hatte und wie er es hier als Windeggbauer hätte sinken können, abermals getäuscht zu werden. Und wenn es Blicke ver- mocht hätten, sie wären zum Vollzieher seines Hasses sie wären Bartl Leukners Verderben geworden, Bartl Leukner, der nicht ahnte, daß Brigittas Knecht ihm doppelter Feind war.-
Am Sonntage nach dem Vormittagsgottesdienste träfe» sich die Männer von Schönwald bei einem Schoppen Wein oder Apfelmost in Vorstehers Wirtschaft, während dis Frauen Plaudernd in kleinen Trupps den Heimweg einschlugen.
An der Spitze eines der langen Tische in der WirtS- stube saßen neben anderen Bauern Lukas Leukner und Christoph Blachfellner, ein Keiner, dicker Bauer, mit rotem Kopfe und winzigen, überaus schlauen Aeuglein, die in dem fetten Antlitze fast verschwanden. Sie hatten über das Wetter und die Landwirtschaft geredet. Endlich fragte der Blachfellner: „Leukner, wie i ghört Hab, ist bei Bub dahoam?"
Lukas Leukner bejahte.
„Der Forstmeister hat zu mir gsagt, er könn den Bartl nit länger mehr entbehren. Wär alles, verludert im Revier ohne richtige Aussicht."
Der Blachfellner nickte lebhaft.
„Dös will i glauben," stimmte er zu. „Der Bartl ist a Mensch, auf den a Verlaß ist. Was er tut, dös macht er recht und ganz, alle Achtung. Na, Lukas, nachher könnten die beiden vorwärts machen." "i-,
, Leukner sah seinen Nachbar fragend an. ^
„I moan," erklärte der kleine Bauer mit vielsagendem Lächeln, „dei Bartl und mei Lies. I gib der Lies hübsch was mit und du wirst di bei deim Einzigen auch nit lumpen lassen, nachher, was wollen die zwoa no? Mir wärs recht, wenn die Lies bald unter die Hauben kam. Dös Frauenzimmer langweilt sich und dös ist alleweil a gfähr- liche Gschicht."
Lukas Leukner meinte lächelnd: „Blachfellner, freilich ist min recht. Es wird a für den Bartl langsam Zeih daß er sich umsieht. I will mit ihm reden."
Da nickte der Blachfellner in seiner lebhaften Art und sprach: „Dann ist die Sach in bester Ordnung. I dank dir, Leukner. Auf vein Wohl."
Tie beiden Bauern stießen miteinander an, tranken die . Gläser leer, reichten sich die Hand und erhoben sich. Wie dre meisten der Gäste, wand',-, auch sie sich heimwärts, denn es war Mitlagszeit. - .
(Fortsetzungfolgt.)!^