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SchwarzwSlder Tageszeitung „Aus den Tannen"
Nr. 213
Finanzausgleiches im gegenwärtigen Augenblick nicht in Frage kommen kann, halte ich iür selbstverständlich. Dagegen möchte ich annehmen, dah die Hoffnung auf steigende Erträgnisse und damit auf höhere Ileberweisungen an Länder und Gemeinden durchaus berechtigt ist. Die neuen Bezüge werden der deutschen Volkswirtschaft starke Anregung geben, denn sie werden die innere Kaufkraft heben. Aber in diesem Zusammenhang sei ein ernstes Wort zu sagen. Es wäre ein Frevel an der ganzen deutschen'Volkswirtschaft, wenn diese Aufbesserung das Preisniveau erhöhte. Die Reichsregierung wird, wenn erforderlich, eingreifen, um die verhängnisvolle Wirkung auf die Konjunkturbewegung und die allgemeine Wirtschaftslage abzuwehren. Die Aktion der Reichsregierung ist getragen von einem starken Optimismus und den unerschütterlichen Glauben an einen fortschreitenden Ausstieg. Möge die Tat, die in dem von mir angekündigten Werk liegt, so schloß der Minister, reiche Früchte tragen für alle unsere Beamten in Stadt und Land. Möge sie ein Segen sein für unser ganzes Volk und unser geliebtes Vaterland!
Keim SzemWge
Probleme des Seeslngverkehrs Auf der Hauptversammlung der Hamburgischen Schiffbau- Versuchsanstalt ergriff Prof. Junkers das Wort. Nach seiner Ansicht werde es bestimmt gelingen, im Laufe der Zeit wesentlich größere, technisch sichere und wirtschaftlich arbeitende Flugzeuge zu bauen, doch warnte er vor einer allzu schnellen Steigerung der Abmessungen. Die Aufgabe, für Großflugboote geeignete Motors zu schaffen, sei nicht leichter, als der Bau dieser Flugboote selbst. Sowohl aus Sicherbeits- als auch aus wirtschaftlichen Gründen müsse dahin gewirkt werden, einen geeigneten Schwerölmotor zu schaffen. Nach seiner Ansicht gehe die Luftfahrt einen sehr bedenklichen Weg, sie lebe von Subventionen, was ihr nicht zuträglich sei. Es wäre deshalb dringend zu wünschen, daß sie sich selbst überlasten würde; dann würde sie sich sicher wirtschaftlich gut entwickeln. Was die Frage „Luftschiff oder Flugzeug?" betreffe, so wäre der Schöpfung Zeppelins zu wünschen, daß sie sich durchzusetzen vermöge. Es werde aber wohl nie gelingen, die Luftschiffe-zur Beförderung größerer Nutzlasten heranzuzieben. Professor Foerster erklärte, er halte das größte Flugboote für das zu Ucberseeflügen geeignetste. Ein transatlantisches Eroß- flugboot dürfe nicht unter 25—30 Meter lang sein und seine Maslbincnkraft müsse auf vier bis fünf Einheiten und Propeller verteilt sein.
Coolidge zu den Trausozeanfliigen In wachsendem Maße macht sich in den Vereinigten Staaten eine Stimmung gegen alle gewagten Flugunternehmungen gütend, insbesondere gegen Transozeanflüge unter schlechten Wet- 'erbedingungen. Präsident Coolidge erklärte vor Pressevertretern, er beabsichtige, über die Voraussetzungen solcher Fernflüg« eine erschöpfende Untersuchung anstellen zu lasten, die den Zweck habe, festzustellen, ob sich nichts zur Verbesserung der Bedingungen tun läßt, unter denen derartige Flüge angetreten werden. Toolidge gab seinem tiefen Bedauern über die zahlreichen Fliegertragödien der letzten Zeit Ausdruck, wies aber auch darauf bin, daß durch diese Unfälle die bemerkenswerte Leistung Lind- bergs noch mehr ins richtige Licht gesetzt werde.
Die Opposition gegen die Ozeanflüge ist in Amerika im Wachsen. Der Preis von 25 000 Dollar für den ersten ununterbrochenen Flug Europa—Philadelphia wurde zurückgezogen. Der Entschluß des Marincdevartements, dem Leutnant z. See Curtin zu verbieten, den Flieger Fonck zu begleiten, wird allgemein gebilligt. Die Handelskammer von Detroit ersuchte die Flieger Schlee und Brock telegraphisch, den Flug über den Stillen Ozean aufzugeben.
„Stolz von Detroit" in China und Japan Die Weltflieger Brock und Schlee sind im Flugzeug „Stolz von Detriot" in Schanghai eingetroffen. Die Frau des Fliegers Schlee bat ihren Mann in einem nach Tokio gesandten Telegramm, nicht über den Stillen Ozean zu fliegen, sondern in einem Schiff nach Vanccuver zu fahren. — Wie Havas aus Tokio berichtet, mußte das amerikanische Flugzeug „Stolz von Detroit", das in Schanghai mit Bestimmung Tokio aufgestiegen war, infolge Venzinmangels, da es vom Kurse abgewichen war, bei Nagasaki landen.
Lotte Lobenstreit
Roman von Erich Eben st ein
Urheberschutz durch die Stuttgarter Romanzentrale C. Ackermann, Stuttgart
43) (Nachdruck verboten)
Einen Monat später nach dieser Unterredung wurde Frau Lobenstreit durch ein Telegramm nach Graz gerufen. Bei Wisgrills war ein Kindchen angekommen und Friede! verlangte nach der Mutter. Gleichzeitig erhielten Lotte und ihr Mann eine sehr herzlich gehaltene Einladung von Herrn von Wieckfeld, die Sommermonate auf Wolfshag zu verbringen.
„Natürlich nehmen wir an", sagte Koblitz. „Es würde ja deinen Vater ernstlich kränken, wenn du nicht kämst!"
Lotte schwieg und unterdrückte einen Seufzer. Auf das jubelnde Glücksgefühl, das sie in der ersten Zeit nach der Heimkehr erfüllt hatte, war längst eine tiefe Niedergeschlagenheit gefolgt.
Unmerklich anfangs, dann immer deutlicher und öfters stiegen quälende Gedanken in ihr auf. Wolken gleich, die sich verdichtend über die strahlende Bläue ihres Liebes- frühlings breiteten. Was nutzte es, daß Bertie sie liebte und ihr Herz ihm gehörte? War sie denn frei? Konnte sie daran denken, ihm anzugehören?
Freilich, sagte sich Lotte weiter, als Koblitz um sie warb, hatte er ihr gesagt, daß er sie frei geben würde, wenn ihr Herz zur Liebe erwache. Aber konnte sie solch ein Opfer je vn Ernste von ihm erbitten, seine selbstlose Liebe so zu lohnen?
„Nie! Nie! Zch würde lieber sterben als dies Wort je über meine Lippen bringen", dachte sie. „Und es wäre dann auch kein Glück mehr für mich! Denn ich weiß wohl, daß meine Nähe ihm heute, wo er des Alleinseins entwöhnt und er so oft von kleinen Unwohlseins geplagt ist, wie sie seine sJahre mit sich bringen, beinahe unentbehrlich ist."
Neues vom Tage.
Hindenburgs Dank und Wunsch
Berlin» 12. Sept. Reichspräsident v. Hindenburg hat an den Leiter der Hindenburg-Spende, Ministerialrat Dr.Kar- stedt, unter dem 9. September folgendes Schreiben gerichtet:
Sehr geehrter Herr Ministerialrat! Aus Ihrem Bericht habe ich mit lebhaftem Interesse ersehen, in welch hervorragender Weise sich trotz der Ungunst der Verhältnisse weite Schichten des Wirtschaftslebens, der Gewerkschaften, der Beamtenschaft, der Kommunen, der Presse usw. an der Hindenburg-Spende beteiligen. Diese Tatsache hat mich aufrichtig gefreut. In jedem Beitrag zur Hindenburg-Spende sehe ich dankbar ein Zeichen freundlicher Gesinnung für mich, aber auch den Beweis dafür, daß die Treue und Dankbarkeit gegen die Kriegsopfer und brüderliches Mitgefühl für ihre Not im deutschen Volke nicht erloschen sind. Wenn die Hindenburg-Spende ein günstiges Ergebnis zeitigt und ihr damit dis herzlich von mir gewünschte Möglichkeit gegeben wird, stärker als bisher in Einzelfällen Not und Elend in den Kreisen der Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen zu lindern, so werde ich gern des Geistes der Treue und der Opferfreudigkeit gedenken, aus dem heraus mir das ganze deutsche Volk die Mittel in die Hand gegeben hat. Schon jetzt bitte ich Sie, allen, die die Freundlichkeit gehabt haben, den Gedanken dieser Spende zu meinem 80. Geburtstage in die Tat umzusetzen, meinen aufrichtigen und herzlichen Dank zu übermitteln. Ich hoffe dabei gern, daß Ihre und der sonst Beteiligten so dankenswerte Arbeit auch fernerhin von gutem Erfolg begleitet sein möge. Das würde mir die größte Freude meines Ge- burtages sein! Mit freundlichen Grüßen v. Hindenburg.
Die Geschäftsstelle der Hindenburg-Spende gibt den Dank Hindenburgs weiter an alle, die sich bisher schon in so reichem Maße an der Hindenburg-Spende beteiligt haben. Das Schreiben ist zugleich eine Mahnung an die, die noch beiseite stehen. Es gilt, dem Reichspräsidenten zu seinem 80. Geburtstage die Freude zu bereiten, die er selbst als die größte seines Geburtstages bezeichnet: Durch die ihm vom deutschen Volke zugedachte allgemeine Ehrengabe der Hindenburg-Spende ihm die Mittel in die Hand zu geben, den Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen da zu helfen, wo das Gesetz nicht ausreicht. Helfe jeder, ihm diesen auf einheitliches Zusammenstehen hinzielenden Wunsch erfüllen.
Abreise des Reichspräsidenten zu den Flottenmanövern
Berlin, 12. Sept. Der Reichspräsident ist heute vormittag, von Major von Hindenburg begleitet, mit dem fahrplanmäßigen Zuge 9.45 Uhr über Stralsund nach Rügen abgereist: er wird heute und morgen sich in Putbus aufhalten und von dort aus sich zur Teilnahme an den Flottenmanövern in der Ostsee nach Swinemünde begaben.
Die Vesoldungsreform bei der Reichsbahn
Berlin. 12. Febr. Wie gemeldet wird, wird die Reichsbahn der von der Reichsregierung beschlossenen Besoldungsreform auch für ihre Beamten folgen. Der Verwaltungsrat der Reichsbahn wird in etwa 14 Tagen zusammentreten, um die entsprechenden Beschlüsse zu fassen. Eine Erhöhung der Beamtenbezüge, wie sie für die Reichsbeamten beschlossen worden ist, bedeutet bei gleichem Vorgehen für die Beamten der Reichsbahn eine Mehrausgabe von 180 Millionen Mark und darüber.
Reformen bei der Post
Berlin, 13. Sept. Auf Grund eines Erlasses des Reichspostministers Dr. Schätz! stellen, Blättermeldungen zufolge, z.Zt. die einzelnen Oberpostdirektionen im Reiche darüber Erwägungen an, wie der gesamte Postverkehr entsprechend
Auf seinen Tod warten? Schon der bloße Gedanke daran trieb Lotte das Blut ins Gesicht. Wie elend wäre das, eigenes Glück ersehnen um den Preis des Lebens dieses teuersten, edelsten Menschen, den ihr das Schicksal in schwerer Stunde als Hilfe gesandt.
Nein, es gab nur einen Ausweg: Verzichten! Still im Herzen verschließen, was eine strahlende Stunde geboren und was doch nicht leben durfte. Auch Bertie empfand das offenbar, denn so warm und innig seine Briefe klangen, es stand kein Wort von Liebe darin. Nur reinste Freundschaft atmete jede Zeile. „Wir wollen einander nie mehr verlieren", so schrieb er einmal, „und wenn unser Pslichtenkreis uns- auch äußerlich getrennte Wege weist, im Geist und Herzen doch eins bleiben, nicht wahr?"
„Ja, das war der einzig richtige Weg, den ihre Gefühle gehen durften: zur Freundschaft verklärte Liebe. Die Erkenntnis reifte Lotte innerlich und erfüllte sie mit der erhabenen Begeisterung, die Kraft zu Opfern der Selbstverleugnung verleiht. Aber während sie sich selbst schweigend allmählich dazu emporrang, schwand der sonnige Frohsinn aus ihrem Wesen und machte einem wehmütigen Ernst Platz, der Koblitz und Frau Lobenstreit mit heimlicher Besorgnis erfüllte. Was ging in Lotte vor? Vergebens trachteten sie es zu ergründen. War es das Verhältnis zu ihrem Vater, das sie drückte? Oder — dachte Koblitz manchmal — ist es die Furcht vor diesem Amerikaner, der nicht abreisen will, obwohl er ja begriffen zu haben scheint, daß Lotte nichts von ihm wissen will?
Makenzie war in der Tat noch in Erlsbach. Er hatte außerhalb des Ortes bei einer alleinstehenden Witwe zwei Stuben gemietet und beschäftigte sich anscheinend mit Botanisieren. Wenn Koblitz Lotte auf ihren Spaziergängen begleitete, begegneten sie Makenzie öfters, und er sprach sie dann beide jedesmal an, als sei nichts vorgefallen. Da er unbefangen, heiter und höflich war, auch jeden Anschein von Zudringlichkeit vermied, bot sich kein Anlaß, ihm un- I freundlich zu begegnen, umso weniger, als er weder durch j Worte noch durch einen Blick Lotte näher zu treten suchte.
den Wünschen des Publikums verbessert werden kann. Nachdem die Finanzlage der Post sich infolge erhöhter Ein- > nahmen aus den Portogebühren zu bessern anfängt, steht ' eine weitgehende Reform im gesamten Postvrkehr bevor.
i Deutsche Reichsangehörigkeit. — Ein demokratischer ! Jnitiativgesetzentwurf
! Berlin, 12. Sept. Der demokratische Zeitungsdisnst : teilt mit, daß die demokratische Fraktion im Reichstag ^ einen Gesetzentwurf eingebracht hat, der für ganz Deutsch-
- land ein einheitliches Bürgerrecht einführt und im beson- i deren Staatsrechtsangehörigkeit durch die Reichsangehörig- i keit ersetzt. Der Entwurf, der übrigens verfassungsändern- ! den Charakter hat, steht u. a. auch noch vor, daß Deutsch- ! Oesterreichern unter gewissen Voraussetzungen ein im Vec- s waltungszuge verfolgbarer Rechtsanspruch auf die Einbürgerung in Deutschland gewährt werden soll, während sie gleichzeitig die österreichische Staatsangehörigkeit beibehalten können.
Attentat auf einen italienischen Vizekonsul Paris, 12. Sept. Heute mittag hat vermutlich ein Jta- / liener im italienischen Konsulat auf den 'ialienischen Vize»
! konsul Carlo Radini mehrere Revolverschüsse abgegeben. Der Vizekonsul ist schwerverletzt in das Krankenhaus enr- geliei-"" -vordem Der Täter ist verhaftet und wird ! ve '
^ Paris, 12. Sept. Der italienische Vizekonsul Gras ! Nadini ist kurz nach seiner Einlieferung in das Kranken- ' Haus seinen Verletzungen erlegen, ohne daß er über ! die Umstände des auf ihn verübten Attentates Angaben s machen konnte. Der Attentäter, dessen Identität noch ? nicht festzustellen war, wurde bei seiner Festnahme von s einer Nervenkrise befallen. Später weigerte er sich, an ihn ! gerichtete Fragen zu beantworten. Es handelt sich um i einen etwa 30jährigen Italiener, bei dem keinerlei Aus- s weispapiere oder sonstige Schriftstücke gefunden wurden.
! Aus Sladk und Land.
- Altensteig, den 13. September 1927.
? Amtliches. Oberlehrer Mäckle an der ev. Volksschule ! in Calw tritt mit dem Ablauf des Monats Dezember 1927 ^ in den bleibenden Ruhestand.
j Walddorf, 11. Sept. (Obstbaumpflege.) Im Easth. i z. „Hirsch" hatten sich heute die Baumwarte des Ober- ! amtsbezirks zu einer Versammlung eingefunden, an welche i sich ein Vortrag von Oberamtsbaumwart Walz-Altensteig ! über „Obstbau und Obstbaumpflege" anschloß. Eine statt-
- liche Anzahl Obstbaumbesitzer hatte sich hiezu eingefunden ! und gespannt lauschten die Anwesenden den interessanten ! Ausführungen des Vortragenden. Im Laufe des Vortrags ' ging der Redner speziell auf den Stand der hiesigen Obst- ^ baumbestände ein und betonte im besonderen, daß diesel- ^ ben gegenwärtig sehr vernachlässigt seien. Die Erasnar- ^ ben unter den Obstbäumen sollten immer wieder minde- ! stens aber alle drei Jahre geöffnet werden, da dieses für ^ die Obstbäume zur Atmung unbedingt nötig sei. Das ! Abkratzen und Anstreichen der Bäume sei im Interesse der ! Schädlingsbekämpfung unbedingte Notwendigkeit. Des ' weiteren sei bei Neubepflanzung besonders darauf zu " sehen, daß die Bäume möglichst weit, mindestens aber mit
nicht weniger als 12 Meter Abstand angelegt werden. Ms Beispiel und Mustergarten wurde der Garten des früheren Oberamtsbaumwarts Bihler (jetzt Sattler Hauser) be-
„Vielleicyi hat er seine törichte Leivenschaft überwunden und bleibt wirklich nur des Botanisierens wegen hier", meinte Koblitz, der, wie die meisten Künstler, ein argloses Kindergemüt besaß.
Aber Lotte, die ihr Mißtrauen gegen Makenzie auch jetzt nicht loswerden konnte, schüttelte den Kopf. „Ich bin überzeugt, er verstellt sich nur, und ich werde erst wieder ruhig aufatmen, wenn er tot ist."
Für den Sommer hatte Lotte eine süße Hoffnung genährt. Ein bis zwei Wochen würde Bertie sich wohl, wie jedes Jahr, freimachen und zur Mutter kommen. Dann wollte sie mit ihm und Koblitz Ausflüge machen und die Abende wollten sie alle zusammen gemütlich plaudernd verbringen,' entweder im Doktorhaus oder noch lieber hier in ihrem eigenen Heim, wo sie selbst die Hausfrau machen durfte. Diese kurze Zeit des Glückes, an dem nichts Lichtscheues und Verbotenes wäre, konnte das Schicksal ihr doch gönnen? Sie freute sich namenlos darauf. Es würden so goldene, herrliche Tage we den. Nun aber kam die Einladung ihres Vaters und auch diese Hoffnung sank in ein Nichts zusammen. Resigniert ergab sich Lotte drein. Denn sie begriff wohl, daß Ablehnen in diesem Falle geradezu als Feindseligkeit aufgefaßt werden müßte, und das wollte sie dem alten Manne nicht antun. Es wurde also beschlossen, daß man Anfang Juni nach Wolfshag gehen und dort bis Ende August bleiben wolle.
20. Kapitel
Im halben Mai — Frau Lobenstreit war noch in Graz bei Friede!, die ein kleines Mädchen bekommen hatte — kehrte Lotte mit ihrem Manne von einem weiten Spaziergang nach der Oberförsterei hinter Winkel heim. Es dämmerte schon stark, als sie aus dem Mlenauer Graben auf die Landstraße einbogen. Beide waren schweigsam. Koblitz, weil er sich ermüdet fühlte und Lotte, weil der llllenauer Graben eine Fülle von Erinnerungen in ihr wachgerufen batte.
(Fortsetzung folgt.)