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Schwarzwälder Tageszeitung „Aus de» Tannen*
Nr. 133
meister, sowie die Spitzen der anderen Behörden teilnehmen. Chambertin wird sodann im Auto eine Rundfahrt auf dem Flugplatz längs der Zuschauermassen machen. Zm Anschluß an de« Empfang findet ein Frühstück im Rathaus statt, zu dem die Stadt München eingeladen hat. Der Weiterflug Chamberlins nach Wien ist für 3 llhr nachmittags in Aussicht genommen.
Die Vorbereitungen in Wien
Wien, S. Zuni. Für den Empfang der Ozeanflieger in Wien werden grobe Vorbereitungen getroffen. Ein aus zehn Junkers- Flugzeugen bestehendes Geschwader der Oesterreichischen Luftverkehrsgesellschaft wird ihnen bis Salzburg entsegensliegen. Auf dem Flugfelde Aspern werden Chamberlin und sein Begleiter von dem Handelsminister Dr. Schürf? und Vertretern aller anderen Bundesministerien empfangen werden.
Chamberlin und Leoine fliegen auch «ach Prag Berlin, 10. Zuni. Die Presseabteilung der tschechoslowakischen Gesandtschaft teilt mit: Die amerikanischen Ozean- flieger Chamberlin und Levine haben die ihnen vom tschechoslowakischen Gesandten in Berlin übermittelte Einladung des tschechoslowakischen Aeroklubs, nach Prag zu fliegen und dort auch die vor einigen Tagen erösfnete internationale Flugausstellung zu besuchen, angenommen. Am Donnerstag den 16. Zuni wird der Besuch erfolgen.
Chamberlin im Berliner Nathans Berlin, 10. Zuni. Zu Ehren der amerikanischen Ozean, flleger Chamberlin und Levine veranstaltete der Magistrat Berlin einen Empfang, an dem neben den beiden amerikanischen Fliegern der amerikanische Botschafter Schurman sowie zahlreiche Vertreter der Behörden und hervorragende Persönlichkeiten des diplomatischen und wirtschaftlichen Lebens teilnahmen. Oberbürgermeister Böß teilte mit, daß die Straße auf dem Tempelhofer Feld, die nach dem Flugplatz führt, Columbia-Straße benannt wird und weiter die beiden Flieger die große Ehrenplakette verliehen erhalten. Auch Botschafter Shurman erhielt diese Plakette. Darauf verlas Oberbürgermeister Böß ein an Oberbürgermeister Walker gerichtetes Glückwunschtelegramm.
Neues vom Tage
Die deutsche Vertretung in Genf Berlin, 10. Zuni. Zur Ratstagung in Genf werden sich, wie die Blätter erfahren, u. a. begeben: Reichsaußenminister Dr. Stresemann, Staatssekretär von Schubert, die Ministerialdirektoren Dr. Gaus und Dr. Zechlin, die Geheimräte von Vülow und von Dirksen und Gesandter Freytag.
Woldemaras' Genfer Mission Genf, 10. Juni. Der Generalsekretär des Völkerbundes Hat heute vormittag ein von gestern datiertes Telegramm ber litauischen Regierung erhalten, in dem sie mitteilt, daß der litauische Ministerpräsident Woldemaras zur bevor- -stehenden Ratstagung nach Genf kommt. Er wird über dis deutsche Memelbeschwerde gehört werden.
20 Todesurteile in Rußland
Moskau, 10. Juni. Die Moskauer Presse veröffentlicht eins Mitteilung der vereinigten staatlichen Verwaltung, Z.P.U., irn der es heißt, daß angesichts des Ilebergangs zum terroristischen Kampf seitens der Weißgardisten, die von jenseits der Grenze nach Anweisung und mit Mitteln des ausländischen Geheimdienstes Vorgehen, das Kollegium der E.P.U. am 9. Juni 20 Personen zum Tode durch Erschießen ver- nrteilt hat. Das Urteil sei bereits vollstreckt. Von den Todesurteilen sind 8 mit Spionage zugunsten ausländischer Misstonen begründet, 8 mit allgemeiner konterrevolutionärer Tätigkeit und Zugehörigkeit zu monarchistischen Organisationen. Zn einem Fall ist die Begründung illegales Eindringen in das Territorium der Sowjetunion angeführt. Es Handelt sich um Fürst Paul Delgorukow.
Der Prozeß gegen Lucetti
Rom, 10. Juni. Vor einem Sondergericht begannen am Donnerstag vormittag die Verhandlungen des Prozesses gegen Lucetti, der am 11. Dezember 1926 einen Anschlag auf Mussolini verübt hatte. Lucetti erklärte, keine Mitwisser zu haben und sein Vorhaben keinem Menschen mit- geteilt zu haben. Er fügte hinzu, er sei schon 1923 zum gleichen Zweck nach Rom gekommen, habe aber aus Mangel an Vorbereitungen auf seinen Plan verzichtet. Seitdem habe er auf eine Erhebung des italienischen Volkes gegen den Faszismus gehofft.
Die "luriser Kammer über Heeresreform Paris, 10. Juni. Die Kammer beriet über allgemeine Organisation der Armee. Oberst Fabry bezeichnete eine weiter? Werminderung der rheinischen Besetz ungstruppe als höchst gefährlich. Der Bericht des Generals Walch habe bezeichnende Einzelheiten über die militärische Rüstung Deutsch, kands geliefert. Entgegen dem Versailler Vertrag sei der deutsche Große Generalstab (!) wieder geschaffen und die Grade der Armeekommandanten und der kommandierenden Generäle seien wieder eingeführt worden. Am linken Rhein- -vfer sogar fänden Uebungen statt. Frankreich habe sich einen Mobilmachungsplan für Ostpreußen (!) verschaffen können, nach dem innerhalb drei Tagen eine Reichswehrdivision alle Vereinigungen in sich aufnehmen könne, um sie auf zwei dis drei Divisionen auszubauen. Was im Osten geschehe, könne ifich natürlich auch im Westen ereignen. Die deutsche Armee chestehe also und si: sei in der Lage, zu einem gefährlichen Vorstoß auszuholen. Kriegsminister Painleve äußerte sich eingehend über die Organisierung der französchen Armee: 40 Divisionen in Kriegsstärke von je 40 000 Mann seien erforderlich, die innerhalb einiger Tage den Kampf aufnehmen könnten. Der Gegeuentwnrf des Sozialisten Rena u d e l gebe zur Verteidigung einer 1000 Kilometer lan- Mn Grenze 58 000 Mann und 30 000 Berufssoldaten. Damit könne man einem Massangriff nicht standhalten. Der Rr- gierungsplan sehe für den ersten Schlag 600 000 Mann aus- gebildeter Truppen vor.
Regiernngsniederlage in der französischen Kammer * Paris, 10. Juni. Die Kammer hat mit 281 gegen 24Z Stimmen abgelehnt, zur Diskussion des einzigen Artikels der Konvention über das Zündholzmonopol überzugehen. Die Regierung hatte nicht die Vertrauensfrage gestellt.
Verschärfung im albanischen Konflikt Belgrad, 10. Juni. Es bestätigt sich, daß der albanische Gesandte in Belgrad von seiner Regierung angewiesen worden ist, Belgrad zu verlassen. Der Gesandte soll erklärt haben, daß er sich von Achmed Bey lossage und nicht nach Albanien zurückkehren werde.
Besuch des Reichspräsidenten in Anhalt Berlin, 10. Juni. Der Reichspräsident wird am 14. Juni vormittags auf Einladung der anhaltischen Regierung in Dessau eintresfen. Er wird zunächst der Regierung und der Stadtverwaltung einen Besuch abstatten und dann den Lhrenflriedhof besuchen, wo er am Ehrenmal des Fliegerhauptmanns Boelcke und am Ehrenmal der im Weltkkriege Gefallenen einen Kranz niederlegen wird. -
Würüembergischer Landtag.
Stuttgart, 10. Juni. Im Landtag wurde bei Beratung des Nachtragsetats ein Antrag Pflüger (Soz.), den Arbeitersekre- tariaten einen Beitrag von 20 000 ^ zu gewähren, abgelehnt. Desgleichen ein Antrag Gengler (Ztr.), diesen Beitrag auf 10 000 °4t festzusetzen. Das Kap. 32 (Zentralstelle für die Landwirtschaft) sab Anlatz, in längerer Aussprache landwirtschaftliche- sragen zu behandeln Es wurde dabei besonders darüber geklagr, datz die jetzigen Milchpreise nicht ausreichen, um die Selbstkosten ler Landwirte zu decken. Gewünscht wurde ferner die Erhöhung »er Mittel zur Bekämpfung der Rebschädlinge. Nach Ablehnung verschiedener kommunistischer Anträge wurde ein Ausschutzantrag angenommen, für Siedlungszwecke 50 000 ^4i in den Etat ein- zusetzen. Ferner gelangten zur Annahme ein Antrag betr. Wiedereröffnung der Molkereischule in Gerabronn und ein Antrag Strahl (Ztr.) Letr. Darlehen zur Förderung des Molkereiwesens. Staatsrat Rau teilte mit, es bestehe Aussicht, vom Reich weitere 400 000 -Kfür Molkereizwecke zu erhalten. Das Haus begann dann noch die Beratung der Kap. 34—39 (Landesgewerbamt, Oberverstcherungsamt und Erwerbslosenfürsorge). Der Abg. Dr. Schumacher (Soz.) wandte sich dabei gegen jede Unterbrechung der Sonntagsruhe und 7 Uhr-Ladenschlutz und beschwerte sich darüber, datz viele Arbeitsnachweise keine Arbeit vermitteln. Die Regelung der Kriegsbeschädigtenfürsorge bezeichnete er als ein Schmerzenskind. Der Abg. Gengler (Ztr.) verlangte Maßnahmen zur Unterbringung älterer Arbeiter. Der Abg. Dr. Mautbe (DDP.) protestierte im Namen der Uhrenindustrie gegen die Errichtung des neuen Forschungsinstituts für Zeitmetzkunde in Berlin, wo Schwenningen doch eine eigene Fachschule habe, für die Württemberg allerdings mehr leisten sollte. Nach weiterer Aussprache wurde dann die Fortsetzung der Beratung auf Samstag vertagt.
Aus Stadt und Land.
Altensteig» den 11. Juni 1927.
— Der Dreifaltigkeitssonntag. Der Gedanke, der dem Dreifaltigkeitsfest zu Grunde liegt, ist der, die ganze Offenbarung des dreieinigen Gottes am Sonntag nach dem letzten großen Fest des Kirchenjahres, nach Pfingsten, noch einmal zusammenzufassen. Dieses Fest gab es im ersten Jahrtausend noch nicht. Das Konzil zu Arles 1260 erkannte es als Kirchenfest an, aber erst Papst Zohann XXII. führte es 1334 allgemein ein. Als Abschluß des ganzen Festjahres wird -s auch in der griechisch-katholischen Kirche gefeiert, aber unter dem Namen „Allerheiligensonntag". Auch in der evangelischen Kirche wird der Dreifaltigkeitssonntag als Abschluß sämtlicher Feste des Jahres begangen und nach ihm werden alle folgenden Sonntage bis zum Advent benannt.
Calw, 10. Juni. Gestern machte eine ältere Arbeiterfrau ihrem Leben durch Erhängen ein Ende. Es ist ein tragischer Familienfall, daß vor einigen Jahren der Ehemann und eine Tochter auf dieselbe Weise ihr Leben beendigten.
Calw, 10. Juni. In der gestrigen Gemeinderatssitzung wurden mehrere Gesuche um Bürgschaftsübernahme der Wohnungskreditanstalt und der Landesversicherungsanstalt genehmigt. Es handelte sich dabei um 5 Gebäude. — Die neue Sporthalle ist fertig gestellt. Vom Stadtbauamt wurde vorgeschlagen,eine Jnnenverschalung vornehmen zu lassen, da das Gerüst noch abgeschlagen >ei und eine Verbilligung der Arbeit, die später doch durchgeführt werde, jetzt eintreten werde. Die Kosten würden sich auf rund 3000 ^4l belaufen und könnten aus 2—3 Jahre verteilt werden. Der Eemeinderat war der Ansicht, daß die Verschalung zwar zweckmäßig sei, aber unter den gegenwärtigen Verhältnissen zurückgestellt werden müsse, da dringlichere Ausgaben vorlägen. Auch könne der Reitverein, dem die Vertäferung in erster Linie zu gut komme, die Arbeit auf seine Kosten übernehmen. Es wurde deshalb beschlossen, den Gegenstand zu vertagen. — Der Elektroinstallateurmeister Schneider hat um die Erlaubnis zur Ausführung von elektrischen Leitungenim Anschluß an das städtische Elektrizitätswerk nachgesucht. Bisher sind zwei Meister zu diesen Arbeiten zugelassen. Da mit auswärtigen Firmen keine guten Erfahrungen gemacht wurden, wird das Konzessionsgesuch genehmigt.— Die Stadt hat zu dem neuen Beamten Wohnhaus in der Altburgerstraße den Bauplatz von 12 Aar unentgeltlich abgegeben. Nun soll zu dem Haus ein Staffelaufgang und eine kleine Zufahrt geschaffen werden. Die Kosten betragen für den Aufgang 2000 -4( und für den Weg 2500 -4t. Die Stadt hat deshalb um einen Beitrag beim Staat nachgesucht. Das Finanzministerium ist aber der Ansicht, da eine Verpflichtung des Staates nicht vorliege, da der Aufgang auch den Siedlungshäusern zum Zugang diene, es könne daher nur ein Beitrag von 600 <4( be- wili.st werden. D-r Eemeinderat ist mit diesem Beitrag nicht einverstanden und beschließt demzufolge oen Ausgang in dem früheren Zustand herzustellen und den Weg nicht auszuführen. — Die Bier st euer wird nach den neuen Bestimmungen erhoben werden. Es wird beschlossen die Steuer im zulässigen Hüchstbetrag nach der Mustersatzung des Staates als Steuerordnung anzunehmen. — Für das Elektrizitätswerk werden vom Eemeindeverband Teinach 40 000 -4t ausgenommen. Die
Schuld soll in 10 Jahresraten zu je 4000 -4t getilgt werden. — Das Gaswerk war seither bei der Feuerversicherung-Gesellschaft Gotha und Württemberg vrsichert. Die Versicherungssumme beträgt 241000 -4t, die Prämie 1 pro Mille. An der Gewerbeschule sind als freiwillige Fächer Stenographie und Englisch eingeführt. Der Aufwand beträgt 360 -4t, welcher von den Kursteilnehmern zu bestreiten ist. Das Kursgeld für ein Jahr wird für Stenographie auf 8fts -4t und für Englisch auf 16 -4t festgesetzt.— Die Schützengesellschaft sucht um Verlegung der Wirtschaftskonzession in das neue Schätzenhaus nach. Vom Eemeinderat wird das Gesuch befürwortet, da keine neue Wirtschaft entsteht und die Konzession im Interesse des Vereins und des Fremdenverkehrs liegt. Zur Zeit bestehen hier 17 Gastwirtschaften, 30 Schankwirtschaften und 3 Kaffee. — Die Gemeinde Eaugenwald will die Zufahrtsstraße zu der Autolinie Calw—Altensteig verbessern, wenn ihr von der Stadt Calw ein Beitrag von 1000 -4t gegeben wird. Der Eemeinderat lehnt das Gesuch ab. — Die Wasserzinseinnahmen im Jahr 1925 betrugen 25 000 -4t.
Freudenstadt» 10. Juni. (Von der deutschen Waldwirtschaft.) Der Reichsverband deutscher Waldbesitzerverbände, in dem die 17 Landes- und Provinzialwaldbesitzerverbänd« des Deutschen Reiches zusammengeschlossen sind, hält erstmals auf württembergischem Boden seine Jahresversammlung ab. Als Tagungsort ist Freudenstadt ausersehen. Am 13. Juuj finden geschlossene Besprechungen des Vorstandes und der Arbeitsausschüsse statt. Zur Hauptversammlung am 14. Juni sind Behörden und Organisationen eingeladen. Vm> den Wichtigsten Vorträgen sind zu nennen: „Heber die forst. lichen Verhältnisse Württembergs", „Agrarprogramm und Bodenreform", „Waldbrandversicherung", „Tagespresse urü Forstwirtschaft". Anschließend folgt Besuch der städtische, Waldungen von Freudenstadt. Für den 16. Juni ist er» Vegang der Murgschifferwaldungen auf badischem Gebiet sowie ein Besuch der Papierfabriken der Firma Holtzmann und Cie. vorgesehen.
Stuttgart, 10. Juni. (Zum Schluß der Wohlfahrtsans- stellung.) Während der Pfingsttage erfreute sich die Wohlfährtsausstellung in der Stuttgarter Stadthalle eines sehr guten Besuches von nah und fern. Es zeigte sich, daß sie sich in ganz Württemberg herumgesprochen hat und in den ver- schiedensten Kreisen volkstümlich geworden ist. Zugleich mit all der wertvollen Aufklärung, die die einzelnen Abteilungen bieten, fesselten die packenden Filme aus der Wohlfahrtspflege die Aufmerksamkeit vieler Besucher; besonder» der täglich gespielte Film „Sprechende Hände" aus der Pflege der Taubstummblinden erzielte sichtlich tiefe Wirkungen. Wer die Ausstellung noch besuchen will, muß sich beeilen, denn am kommenden Sonntag, den 12. Juni, ist unwiderruflich der letzte Tag.
Arbeitszeitregelung. Die Arbeitgeberverbände der Württ. Schürzen- und Wäscheindustrie haben in der Ar- bsitszeitfrage den Schlichtungsausschuß zur Regelung der Ileberstundenzuschläge am 1. Juni angerufen. Der Schlichtungsausschuß hat einen Schiedsspruch dahin gefällt, daß die Normalarbeitszeit 48 Stunden beträgt und bei einer Arbeitszeit von 48 bis 52 Stunden ein ISprozentiger, bei 82 bis 64 Stunden ein 2Sprozentiger Aufschlag eintritt.
Nürtingen, 10. Juni. (Eine schmerzliche Kunde.) Der 2S Jahre alte, an der Hochschule Danzig Maschinenbaukurd« studierende Otto Schmid aus Nürtingen machte zu Pfingsten mit Freunden einen Ausflug mit dem Segelboot in das Elbinger Haft. Mittwoch abend erfuhren die Elter, telegraphisch, daß das Boot leer zurückgekommen und Aus» weispapiere des Sohnes darin gefunden worden seien. Es besteht die Annahme, daß das Boot kenterte und die Insasse« ertrunken sind.
Balingen, 10. Juni. (Autounglück.) Vormittags verunglückte die Witwe des Verw.Aktuars Merkle tödlich, indem sie von einem Personenauto überfahren wurde. Frau Merkle, die die Aufsicht über ihr jüngstes Enkelkind hatte, war auf den gegenüberliegenden Gehweg gegangen und wollte, als sie das Hupensignal hörte, im letzten Augenblick zu dem Kind auf die andere Straßenseite zurück. Sie wurde von dem Wagen zu Boden geworfen und überfahren. Auf dem Transport nach Tübingen ist sie ihren Verletzungen erlegen.
Weiler, OA Rottenburg, 10. Juni. (Ein Hochzeitswagen verunglückt.) Gestern nachmittag ereignete sich hier ein bedauerlicher Unfall. Ein mit Hochzeitsgästen von Weiler besetzter Wagen geriet an einer abschüssigen Stelle nahe bei dem Ort infolge Versagens der Bremse in ein sehr rasches Tempo; die Pferde konnten den Wagen nicht mehr aufhalten. Der Wagenführer I. Schall sprang ab blieb aber hängen und wurde ein Stück weit geschleift. Der Wagen geriet an die Böschung, kippte um und die ganze Hochzeitsgesellschaft wurde den Abhang hinuntergeschleudert. Die meisten kamen mit dem Schrecken davon und einigen leichteren Schürfungen. Der Wagenführer jedoch liexft schwer verletzt darnieder; an seinem Aufkommen wird gezweifelt.
Gosbaq, OA. Geislingen, 10. Juni, (llnglücksfall.) Als nach dem Ausladen von Straßenschotter der dem Sandwert Höfer-Wiesensteig gehörige Vulldogg mit zwei vollbeladenen Anhängewagen wegfubr, hing sich das sechsjährige Söhnchen des Kaufmanns Prinzing zwischen die Wagen. Beim Verlassen rutschte der Junge auf dem schlüpfrigen Boden aus und fiel rücklings auf ' : Boden, wobei die Räder des nachfolgenden Wagens ihm quer über die Brust gingen. Der Junge war sofort tot.
Rottweil, 10. Juni. (Von einem Farren erdrückt.) Der 41 Jahre alte verheiratete Werkstätte-Arbeiter und früherer' Metzger Anton Schnitzler ging abends in den Farrenstall des Spitals, um den Viehbestand zu besichtigen. Hierbei wurde er von einem als scheu und bösartig bekannt m Farren, der sich losgerissen hatte, überfallen und erdrückt. Zur Zeit des Unglücks war niemand im Stall anwesend. - Der Wärter wurde erst durch das Stöhnen des Verunglückten aufmerksam. Bald nach seiner Verbringung in das Spita! starb der bedauernswerte Mann.