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Schwarzwiilder TageszeitungAus den Tauuen"

Nr. 131

Aus Stadk und Land-

Altensteig» den 9. Juni 1927.

Saatenstand in Württemberg zu Anfang Juni. Lan­desdurchschnitt (1 gleich sehr gut, 2 gleich gut, 3 gleich mit­tel, 4 gleich gering, 5 gleich sehr gering): Winterweizen

2.7 (im Vormonat 2.8), Sommerweizen 3,0, Wintergerste

2.8 (2,8), Sommergerste 2,6, Haber 2,6, Kartoffeln 2,7, Hopfen 2,9, Zuckerrüben 2,7, Runkelrüben 2,8, Klee 2,7, Luzerne 2,6 (2,6), Bewässerungswiesen 2,9 (2,4), andere Wiesen 3,0 (2,5), Aepfel 3,1, Birnen 3,1, Weinberge 3,5. Das erste Maidrittel war warm, dann aber bis gegen Mo­natsende kühl mit mehrmaligen Nachtfrösten, in höheren Lagen sogar mit Schnee; erst die drei letzten Maitage brach­ten Wiedererwärmung. Die Niederschlagsmenge des Mo­nats Mai hielt sich unter dem Mittel. Die vorherrschend kühle Maiwitterung brachte für sämtliche Gewächse eine Stockung, teilweise sogar einen Rückschlag; doch ist zu hof­fen, daß das gegen Monatsende eingetretene warme Wetter manches wieder gut machen wird. Im Wintergetreide zeigt sich nicht selten Eelbrost, im Sommergetreide vielenorts starke Verunkrautung (Hederich, Distel), sowie die Frit- fliege. Die Kartoffeln sind vereinzelt erfroren; vielenorts find sie übrigens erst im Auslaufen. Die Futter- und Zuk- kerrüben sind in den milderen Gegenden schön aufgelaufen. Zn den Hopfenpflanzungen hat sich mancherorts trotz eifri­gen Spritzens die Peronospora noch weiter ausgedehnt. Den Wiesen hat die kühle Witterung der letzten Wochen nicht zugesagt; das Wiesengras bleibt nicht selten kurz und dünn und es ehlt das sogenannte Bodengras. Beim Obst lasten sich die Aussichten noch nicht sicher beurteilen, da die späten Sorten erst vor kurzem verblüht haben oder noch in Blüte stehen. Durch die Maifröste haben die Reben in manchen Lagen erheblich gelitten. Durch Hagel ist im Mai in mehreren Gegenden (Oberamtsbezirke Freudenstadt, Göppingen, Nagold u. a.) nicht unerheblicher Schaden ver­ursacht worden.

Calw, 8. Juni. (Hohe Auszeichnung.) Bei der diesjäh­rigen Eauvertreterversammlung des 11. Turnkreises Schwaben wurde Herrn Bäckermeister und Eemeinderar Friedrich Pfrommerals Eau-Ehrenoberturnwart durch den stellv. Eauvertreter eine Ehrenurkunde für lang­jährige treue Dienstleistung in der Deutschen Turnerschaft überreicht. Es ist dies die höchste Ehrung, die im Kreis er­teilt werden kann.

Freudenstadt, 8. Juni. . (Tagung der Ortsvorsteher und Körperschaftsbeamten.) Letzten Donnerstag fand im Rathaus­saal hier eine außergewöhnlich stark besuchte Versammlung der Ortsvorsteher und Körperschaftsbeamten des Bezirks Freuden­stadt statt. Sämtliche Ortsvorsteher, nur drei ausgenommen, waren erschienen. Der Vorsitzende, Stadtschultheiß Dr. Vlaicher, begrüßte die Anwesenden, beglückwünschte Oberamtsgeometer Buck zu seinem 50jährigen Hochzeitsjubiläum und überreichte ihm namens des Vereins eine silberne Schnupftabaksdose. Er gedachte der schweren Erkrankung des Oberamtspflegers Wünsch und des verstorbenen Schultheißen Theurer in Wörnersberg, zu dessen Ehren sich die Versammlung von ihren Sitzen erhob und beglückwünschte Schultheiß Armbruster zu seinem Amte. Der Vorsitzende ging dann auf eine Reihe von Tagesfragen ein, ins­besondere auf den Finanzausgleich, der für uns Gemein­den leider nicht viel Gutes gebracht habe. Er berichtete über die Möglichkeit, vom Ausgleichsstock etwas zu erhalten, wobei er aber die Gemeinden, die Vürgernutzen verteilen, darauf auf­merksam machte, daß ein jegliches Gesuch um einen Zuschuß aus dem Ausgleichsstock wertlos sei. Der Vorsitzende berichtete dann weiter von den Anstrengungen, die notwendig gewesen seien, um uns das Arbeitsgericht zu erhalten und gab seiner Freude Aus­druck, daß dies den vielfachen Bemühungen gelungen sei. Er ging dann auf das Kapitel der Staatsstraßenunterhaltungs­kosten über. In jedem Bezirksrat gebe es Streitigkeiten darüber, aber, auch in jeder einzelnen Gemeinde, denn die Kosten für die

Die Ar«u des Adjutanten

Roman von Fr. Lehne

Nachdruck verboten.

50. Fortsetzung

Jetzt war eL halb acht. 'Da brachte ihr das Stu­benmädchen die Postsachen. Der Briefträger war so­eben dagewesen.

Verwundert drehte sie einen großen, gelblichen, versiegelten Umschlag in den Händen. Sie erkannte Leonies große, manirierte Schriftzüge.Was will sie nur?" dachte Jolantha.Nachdem wir uns doch erst gestern gesehen?" Doch vorerst legte sie den Brief bei­seite und griff nach Tante Cölestines längst erwartetem Brief.

Es ginge ihr gut, schrieb diese. Pfingsten könne sie aber nicht schon wieder kommen. Sie sei ja erst an Ostern dagewesen und habe sich vom guten Gedeihen ihres Patenkindes überzeugt. Pfingsten müsse sie nämlich bei einer guten Bekannten das Haus hüten, da bei der ältesten, in Bremen verheirateten Tochter der Storch einkehre. Zu Weihnachten würde sie aber gern und auf länger kommen.

Gute Seele" dachte Jolantha gerührt.Immer tätig für andere!"

Dann nahm sie Leonies Sendung zur Hand.

In diesem Augenblick zog eine dunkle Wolke über Sie Sonne, daß ihr Schein jäh verschwand. Die junge Frau fröstelte ein wenig.

Arme Jolantha, sagt es dir denn niemand, warnt dich niemand, lies den Brief nicht!

Dann war es wie zuvor. Der düstere Schatten schwand, der Sonnenschein lag wieder warm auf der prangenden Erde.

Aber für Jolantha schien die Sonne nicht mehr.-

Wie entgeistert starrte sie auf den Inhalt des ge­öffneten Umschlages, auf das mit einem roten Seiden­band umwickelte Päckchen Briefe, die sämtliche Altorfs Schriftzüge trugen, auf den Ring, den sie immer an Leonies Hand bemerkt, auf das Kärtchen mit den weni­gen Zeilen-und dann wieder auf den ersten Brief

aus dem Häuflein, den sie soeben gelesen.

^Verwirrt sah. sie Ich um. Träumte sie denn am

Straßenunterhaltung hätten sich durch die riesige Inanspruch­nahme durch die Automobile in einem ungewöhnlichen Maß ge­steigert, ohne daß der Amtskörperschaft oder den Gemeinden auch nur die geringsten Einnahmen dafür zukommen. Der Staat behalte alle Einnahmen aus der Kraftfahrzeugsteuer für seine durchgehenden Straßen. Nun sei es aber doch Erfahrungstat­sache, daß die Lastkraftwagen, die doch nur einen ganz lokalen Wirkungskreis hätten, am meisten die Straßen ruinieren, also innerhalb einer Stadt oder einer Gemeinde am meisten scha­den. Hier müsse nun die ganze Bürgerschaft durch «»e Umlage für diese Schäden der Automobile zahlen. Es sei gar nickt mehr anders möglich, als daß hier gewisse Zuscyrage für die Autobe­sitzer kommen müssen, wenn niu,. die Städte infolge ihrer Stra­ßenkosten alle anderen Aufgaben liegen lassen müssen; je mehr die Straßen befahren werden, desto mehr werden dazu noch ta­dellose und staubfreie Straßen verlangt. Leider sei auch bei der Verteilung der sich immer noch steigernden Soziallasten zwischen Reich, Staat und Gemeinde nichts geändert worden, Weiterhin berichtete er über das Thema der Gasfernversorgung, das aber für unsere Gegend nicht die geringste Bedeutung hätte, denn durch die weitverzweigte Parzellierung der Ort­schaften und den geringen Verbrauch an Gas durch die Land­wirtschaft sei eine Gasfernversorgung in unserer Gegend durch die riesigen Anlagekosten illusorisch. Bezüglich des Schulwesens streifte der Vorsitzende noch das achte Schuljahr in der Hoff­nung, daß dasselbe doch überall eingeführt werde, wobei er aber an die Regierung das dringende Ersuchen richtete, ange­sichts der guten Finanzlage des Staates er erhalte ja 20 Millionen mehr vom Reich doch mehr von den persönlichen Schullasten zu übernehmen und die Gemeinden mehr zu ent­lasten. Oberamtspfleger Holzäpfel legte in treffenden Ausfüh­rungen dar, wie die Amtskörperschaftsumlage entließt. Vielen Unwillen erregen immer die Verzugszuschläge und Verzugszin­sen, die von den Gemeinden einverlangt werden müssen. Er habe durch andauernde persönliche Vorstellungen bei der Staats­schuldenverwaltung immerhin eine wesentliche Reduzierung die­ser Verzugszuschläge und Verzugszinsen erzielt, er müsse aber diese Verzugszinsen auf die säumigen Gemeinden umlegen. Steuerratsschreiber Bauer referierte über die neue Gewer­besteuer, Gebäudeentschuldungssteuer, Wertzuwachssteuer und den Finanzausgleich. Der Vorsitzende bemerkte, daß die Gebäude­entschuldungssteuer nunmehr vom Reich übernommen werden soll. Sparkassendirektor Wünsch berichtete dann ausführlich über die Aufwertung der Sparkasse. Der Goldwert der Ein­lage habe ungefähr 5,2 Millionen betragen. Immerhin aber sei dieses Vermögen nicht ganz verloren, wenngleich durch Ver­langen der Girozentrale zirka sechs Millionen Kriegsanleihe in der Inflation abgestoßen worden seien. Dafür sei leider kein Ersatz mehr möglich. Andererseits aber hätten die Eemeinden- und Hypothekenschulden, die die Sparkassen zurückerhalten, doch einen Wert von zirka eitner halben Million. Dazu komme dann noch der Amtskörperschaftszuschuß von 50 000 -1t, Ueberschußbs- träge und Zinsen, sodaß es möglich sei, mit 15 Prozent aufzu­werten, ohne daß die Amtskörperschaft sonst noch in Mitleiden­schaft gezogen würde. Die aufgewerteten Guthaben sollen vom 1. Januar 1928 an mit drei Prozent verzinst werden. Für sie über 60 Jahre alten Sparer und Bedürftigen soll das Geld so­fort ausbezahlt werden können. Der Vorsitzende forderte nun­mehr zu eingehender Debatte auf, ob sie eine größere Auswer­tung auf Kosten der Steuerzahler befürworten würden. Die Stimmung war allgemein so, daß jedermann froh war, daß diese Ausschüttung möglich war, ohne die Amtskörperschaft, außer den bereits berichteten 50 000 -1t, noch weiter in Anspruch zu neh­men. Es ist eben nicht möglich, einen großen Krankenhausneu­bau zu finanzieren, daneben noch die großen Rentnerkosten zu bestreiten und endlich noch aufzuwerten. Der Vorsitzende erin­nert, daß allein die Amtskörperschaft jedes Jahr über 100 000 -1t für Klein- und Sozialrentnerzuschllsse aufzuwenden hätte. Eine Aufwertung auf 20 Prozent mache weitere 260 000 -1t aus. Es sei unmöglich, diesen Betrag noch umzulegen.

Alpirsbach, 8. Juni. (Hohes Alter.) Christian Arm­bruster sen., Gerber in Rötenbach, feierte dieser Tage seinen 91. Geburtstag in körperlicher und geistiger Frische.

Stuttgart» 8. Juni. (Vertrag mit dem herzoglichen Haus.) Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, sind die Mit­teilungen der Oberschwäbischen Presse über den Vertrag Mischen dem herzoglichen Haus und der württ. Regierung teilweise nicht richtig. '

Milchverbrauch in Stuttgart. Nach dem Jah­resbericht des Städtischen Chemischen Untersuchungsamtes haben die Zahlen der Beanstandungen wegen Wässerung.

yellen Lage? War sie im Fieberwahn?

Sie faßte sich an den Kopf, an die Hände. Aber nein sie war wach, saß hier auf dem Balkon, und das, woran sie arbeitete, war das Kleidchen für Bubi -und auf dem Tische vor ihr lag der große, gelb­liche Umschlag und der Brief von Tante Cölestine und da da lagen auch die andern.

Wieder las sie den Brief und dann die andern. Die Buchstaben tanzten vor ihren Augen; mühselig entzifferte sie die doch so klaren, großen Schriftzüge Altorfs, und sie las seine Liebesbeteuerungen an eine andere, las Vorwürfe, leidenschaftliche Ermah­nungen, Klagen um das fehlende Kleingeld, Auffor­derungen zum Stelldichein und zuletzt griff sie wie­der nach den Zeilen Leonies, mit denen siefür sie wertlos gewordene Briefe" zurücksandte.

Heinrich und Leonie! War das denn möglich? Stürzte denn der Himmel nicht über ihr ein? Schien die Sonne denn noch immer? War denn Liebe» Freund­schaft, Treue nur ein leerer Wahn?

Ihr Mann und ihre Freundin! Zweifeln konnte Jolantha ja nicht. Es war seine Handschrift, sein Briefpapier, das er auch zu Mitteilungen an sie, seine Braut, damals benützt hatte.

Ein Stöhnen rang sich aus tiefster Brust. Wie im Schwindel schloß sie die Augen. Das, was über sie gekommen, war zu jäh, zu plötzlich, als daß sie es gleich begreifen und in seiner ganzen Tragweite fassen konnte.

Waren Minuten, waren Stunden vergangen sie wußte es nicht. Sie schreckte auf, als die Kinderfrau mit dem kleinen Christel auf dem Arm kam. Das Kind lallte und zappelte mit den dicken Händchen nach ihr. Bildhübsch war der kleine Wicht mit dem blonden Sei­denhärchen, die sich in Ringeln lockten, mit den dünken Auaen und den roten Schlakbäckcben.

AVer zum ersten Maie naym Joianrya das Ktns nicht auf ihre Arme.Gehen Sie, Herteln, ich komme gleich nach ins Kinderzimmer," stammelten ihre blut­leeren Lippen.

Herr Jeses! Wie sehen gnädige Frau den« aus!" rief die alte Fra« erschreckt.Sind gnädige Frau den» krank?"

Jolantha schüttelte den Kovk. -Nur ein blLLen

Abrahmung und kombinierter Fälschung sowie wegen vor­geschrittener Säuerung und starker Verschmutzung der Milch im Jahre 1926 zum erstenmale einen beträchtlichen Rückgang erfahren. Die Milcheinfuhr nach Groß-Stuttgart betrug in, Jahre 1926 147 890 Liter täglich und 53 979 850 Liter in, Jahre gegen 143 387 bezw. 52 336 266 Liter im Jahre 1913. Auf einen Einwohnet entfielen am 11. Juli 1926 täglich 0,40 Liter, am 1. Oktober 1913 täglich 0,493 Liter Milch. ^

Verbandstag. Der Landesverband Württemberg der Zivildienstberechtigten hielt feinen Verbandstag in Stutt­gart ab. Der Verband zahlt zurzeit 24 Vereine mit 2710 Mitgliedern, die in Reichs-, Staats- und Gemeindediensten angestellt und beschäftigt sind. Der Verband ist die berufene wirtschaftliche Jnteressenorganisation der 12 Jahre und^ ger gedienten früheren Unteroffiziere des alten Heeres und der Reichswehr. Das Ergebnis der Beratungen waren Beschlüsse, die den Vorstand verpflichten, erneut an Regie­rung und Landtag heranzutreten, um die Zivilversorgung der aus der Wehrmacht und Schutzpolizei ausgeschiedenen und künftig ausscheidenden Personen in Württemberg zu verbessern bezw. überhaupt wieder in Gang zu oringen.

Eisenbahnunfall. Die Reichsbahndirektion teilt mit: Mittwoch vormittag ist auf der Station Herrenberg eine Rangierabteilung auf den Schluß des zur Abfahrt be­reitstehenden Personenzugs Nr. 5 nach Tübingen aufgefah­ren. Durch den Anprall sind einige Reisende im letzten Personenwagen verletzt worden. Der Zugverkehr wurde nicht gestört. Untersuchung ist eingeleitet.

Heilbronn, 8. Juni. (Landtagsabg. August Hornung töd­lich verunglückt.) Der sozialdemokratische Landtagsabg. und Eemeinderat August Hornung, Bückingen, ist heute früh tödlich verunglückt. Er war mit seinem Enkelkind auf einem Spaziergang begriffen. Als das Kind über die Straße sprang, eilte er ihm nach. Statt nun die Straße vollends zu überqueren, machte er kehrt und wurde von dem Kotflügel eines heransausenden Personenautos erfaßt und mit starker Wucht zu Boden geschleudert. Schwer ver­letzt wurde sowohl er, wie das Kind in das Heilbronner Krankenhaus eingeliefert, wo er heute nachmittag halb zwei Ahr verschieden ist.

Pfullingen, 8. Juni. (Kreisbergfest.) Die Vorbereitungen!, zu dem auf der Waldhochwiese auf derWanne" am 30. und! 31. Juli stattsindenden Bergfest der 11. Turnkreises Schwa«, ben sind im Gange. Als Uebungen im volkstümlichen Tur«> nen sind vorgesehen: Fünfkampf für Männer vom Jahrgang- 19091890, Dreikampf für die Jahrgänge 18821889, Drei­kampf für die Jahrgänge 1881 und früher, Drerkampf^fiikj Turnerinnen, Degenfechten, Ringen, Staffelläufe für Tur­ner, Turnerinnen und Gaue, Mannschaftssteinstoßen, Mann­schaftshochspringen, Volkstänze und sonstige Sondervorfüh-! rungen. Die Zahl der Turner und Turnerinnen, die sich daran beteiligen und am 31. Juli hier zu einer große« Kundgebung für die Turnsache erwartet werden, dürfte sich auf etwa 1500 beziffern.

Schorndorf» 8. Juni. (Tödlicher Rangierunfall.) Gestern, abend verunglückte aus dem hiesigen Bahnhof der verheb, ratete Rangierarberter Dilger aus Winterbach beim Rau« gieren tödlich. Dilger hinterläßt zwei unmündige Kinder«!

Mühlacker, 8. Juni. (Den Fuß abgefahren.) Beim Aus« laden von Paketen wurde auf dem Bahnhof ein verheirate-^ ter älterer Postschaffner von der Schnellzugslokomotive er« faßt und ihm ein Fuß unterhalb des Knöchels abgefahren^ Im Krankenhaus mußte der Fuß abgenommen werden.

Heilbronn» 8. Juni. (Verbandstag.) Der Württ. Schmiede« meisterverband hält vom 10. bis 13. Juni hier seinen 20« Verbandstag ab. s

Oehringen, 8. Juni. (Fischereitag.) Anläßlich des 40sLH« rigen Bestehens des Hohenloher Fischere ioersi ns,Oehringeq

schwindlig und müde." Ein wehes Lächeln begleitete! diese Worte.Gehen Sie nur und besorgen Sie dass Kind inzwischen."

Als sie aufstehen wollte, fiel sie kraftlos iu den! Sessel zurück. Wie gelähmt war sie. Sie legte dies Hand auf das rasend pochende Herz. Niemand durfte! merken, was Unbeschreibliches in ihr vorging, daß ein« Welt in Trümmer gefallen war.

Sie sann und sann, und manches, was sie rätsel­haft gefunden, erschien ihr jetzt in einem ganz andern

Licht.

Gar oft hatte sie es schmerzlich berührt, daß Hein­rich kein zärtlicher Bräutigam und Ehemann gewesen war, wenn er ihr das auch durch doppelte Aufmerksam­keit ersetzte. Ihre keusche Seele hatte sich mit dem be­gnügt, was er ihr gegeben und erst in den letzten Monaten war es anders geworden da hatte sie nichts mehr entbehrt, da hatte sie sich oft im Übermaß des Glückes gesagt:Mit niemand tausche ich doch!"

Und hatte er da trotzdem oder gerade deshalb hinter ihrem Rücken ein frevelndes Spiel getrieben mit der Frau seines Vorgesetzten? Sie hatte es ja schriftlich. Solche zärtlichen, heißen Worte hatte er niemals für sie gehabt. Wie ein Bruder hatte er ihr> geschrieben, nicht anders. Und sie sie hatte ihm ihre« ganze Seele gegeben. Flammend schlug die Röte der Scham in ihr Gesicht. Sie kam sich entehrt, besudelt vor.

Das war das Schlimmste. Sie hätte ihm Liebe g«, zeigt, Liebe gespendet aus übervollstem Herzen und vielleicht hatte er darüber bei der anderen gespottet, für die er so heiße Liebesworte gefunden.

Ein niederschmetterndes Gefühl der Demütigung erfüllte sie. Das brannte wie Feuer. Ihr stolzes Blut empörte sich. Sie nur ein geduldetes Weib, eine lästige Zugabe ihres Geldes, denn als er um sie warb, da war er arm! Ganz deutlich besann sie sich jetzt auf Leonies seltsames Benehmen, als sie ihre Verlobung mit Heinrich von Altorf mitgeteilt hatte. Wie gezwun­gen deren Glückwunsch gewesen war! Ihre seltsame Frage:Altorf liebt dich doch?" Tausend Kleinig-c ketten, auf die sie früher nicht geachtet hatte, fielen^ ibr ein.

(Fortsetzung folgt.) . ^