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EMtsklattfür dsn Gb-ramtsbeM Nagold ««HMmsieig-Sta-t. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirks Nagold, Lalw u. Freudenstadt
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Nr. 120
Attr«str1g, Mittwoch de« LS Mai
1927
Zm Hinimlfihrlsfest
Wanderer zwischen zwei Welten
Mitten in der werktäglichen Woche liegt das Himmelfahrtsfest wie ein eratischer Block. Gleicht nicht auch der Himmelfahrtsglaube selbst einem Fremdkörper, der aus einer vergangenen Welt noch übrig geblieben ist? Ist er nicht durch die ganze Veränderung unseres Weltbildes, welche die frühere Vorstellung eines Himmelraums über den Sternen in optischen Schein aufgelöst hat, unmöglich geworden?
Aber der Himmel, zu welchem wir am Himmelfahrtsfest aufschauen, ist ja doch nicht irgend ein räumlicher Ort in hohen, unermessenen Fernen, wenn auch unsere menschlichen Vorstellungen und Ausdrücke immer an die Schranken von Zeit und Raum gebunden sind,, sondern dieser Himmel ist die ganze unsichtbare Eotteswelt, welche den geheimnisvollen Hintergrund aller sichtbaren Welt bildet. Und hat nicht gerade unser Geschlecht wieder ein neues Verständnis flr diese Hintergründe des Lebens? In den geistigen Strömungen der Gegenwart erwacht ein erneutes Fragen nach den Geheimnissen der übersinnlichen Welt. Eine neue Sehnsucht, die von der oberflächlichen Diesseitigkeitsstim- mung vergangener Jahrzehnte nicht mehr befriedigt ist.
Freilich, diese Sehnsucht vermag keine Eeisteswissenschaft wirklich zu stillen, sondern nur der Glaube an den, der selber wie ein eratischer Block aus einer andern Welt in die menschliche Geschichte hereinbrach. Wie er aus der Ewigkeit stammte, so ist er auch wieder in die Ewigkeit zurückgekehrt. Er ist nach vollbrachtem Werk wieder eingegange» in die unsichtbare Welt zum Vater. Durch diesen Eingang ist uns diese unsichtbare Eotteswelt zur Heimat geworden. Nicht bloß im Sinn eines fernen Jenseits, auf das wir uns vertrösten lassen müßten, sondern einer gegenwärtigen Wirklichkeit, die schon jetzt in unser Leben hereinleuchtet, „unfern Füßen Kraft zu geben, unserer Seele Freud". Darum macht uns dieser Himmelfahrtsglaube nicht zu weltfremden Menschen, die über dem Himmel die Erde mit ihrer Aufgabe vergessen, sondern zu frohen „Wanderern zwischen zwei Welten", die mitten im Werktag des Lebens Sonntagsfreude im Herzen tragen und fröhlich ihre Straße ziehen — einer ewigen Heimat entgegen. H. Roller.
Zum Himmelfahrtsfest Wenn du jemals in ein leuchtend Auge schautest, und in seiner feuchten Tiefe eine liebe Menschenseele ruhn sahst, o, so blick' empor zum Himmel heute!
Denn ein glänzend aufgeschlagnes Auge ist auch er, und durch den blauen Schimmer magst du in den Abgrund aller Liebe, magst du tief in Gottes Herz hinabseh'n.
E e i b e l.
Preiswert die Seele, die hinauf sich wendet zum ew'gen Leben, wo rn Ruh' und Frieden der einz'ge wahre Reichtum ihr beschieden, des Himmels Münze, die die Welt verschwendet.
Michelangelo.
AWlltz der WeWrtsWMufereilz
Di« Tagung der Weltwirtschaftskonferenz in Genf P Dwntag abend mit einer Schlußfprache des Präsidenten Dheunis abgeschlossen worden. In der Schlußsitzung nahm di« Weltwirtfchaftskonferenz den Gesamtbericht an de« Bolkerbundsrat einstimmig au. Der Gesamtbericht oefteht Mis dem Mantelbericht, sowie den Berichten der drei Kommissionen für Handel, Industrie und Landwirtschaft, dl« ohne Aenderungen angenommen wurden. Ferner nahm di« Konferenz einstimmig sin« Entschließung LÄr die Durchführung der Konserenzbeschlüsse an» in der sie, ohne direkte Vorschläge für die Schaffung einer neuen Organisation zu Mrchen, die Aufmerksamkeit des Völkerbundsrates aus die Zusammensetzung und die Arbeiten der vorbereitenden Wirtschaftskonferenz lenkt, die ausgezeichnete Vorarbeit für die Konferenz geleistet habe. Die Konferenz nahm ferner die am Samstag von dem Vermittlungskomitee ausge- arbeitete Erklärung der sowjetrussischeu Delegation an, 7 ^ ^sglich ein Satz zugefügt worden ist, der besagt, daß ^. Mitglieder der so-mjetrussischen Delegation für eine ?on Entschließungen gestimmt hätten. Die übrigen Entschließungen hätten keinerlei Bezug auf Sowjetruhland.
Zum Schluß der Debatte sprach der französische Delegierte Loucheur als erster Vizepräsident allen Teilnehmern an der Konferenz seinen Dank aus.
In der Schtnßansprache wies Präsident The unis darauf hin, daß die drei großen Kommissionen Wesentliches auf dem Wege zur Behebung der Wirtschaftskrise geleistet hatten. Alle Konferenzteilnehmer seien von dem Wunsche erfüllt gewesen, eine neue Aera des Wirtschaftslebens her- beizuführen. Die Beseitigung aller Handelshemmungen sei für die Entwicklung der Wirtschaft von großer Bedeutung. Die Erfahrung habe gelehrt, daß die Zerrüttung des Wirtschaftslebens durch den Krieg viel ernstere Folgen zeitigte als die Kriegsoperationen selbst. Die Schwierigkeiten der Weltwirtschaft beständen hauptsächlich in einer Reihe von Hemmungen, die die natürliche Verwendung der Arbeitskräfte und der Naturreichtllmer verhindern. Zur Herabsetzung der Zollschranken müßten die Staaten unverzüglich Maßnahmen ergreifen. Durch Wiederherstellung des allgemeinen Gefühls der Sicherheit müsse eine Herabsetzung der ^schweren finanziellen Lasten für die Rüstungen herbeigeführt werden. lieber die erzielten Erfolge könne die Weltwirtschaftskonferenz stolz sein. Aufgabe der Delegierten sei es nun, in ihren Ländern weiterzuarbeiten, um der Konferenz praktische Erfolge zu sichern. Er habe die feste Ueber- zeugung, daß die Konferenz zur Sicherung des Friedens und zur Hebung des allgemeinen Wohlstandes beigetragen habe.
1 Der Mantelbericht
! Der Mantelbericht ist in drei Teile gegliedert: 1. eine s Präambel,' 2. Schilderung der gegenwärtigen internat ; nalen Wirtschaftslage; 3. Aufzählung der wirtschaftlichen i Nachkriegsprobleme. Unter den 21 Punkten des eigentlichen i Berichtes ist Punkt 13 von besonderem Jntersse, der di« i finanzielle Belastung Europas mit Kriegsschulden, Rü- E stungsausgaben und Kriegspensionen behandelt. Punkt 14
- des Mantelberichtes betrifft die Abgeltung der Kriegsschuld- : Verpflichtungen, somit die interalliierte Schuldenregelung, z sowie die Reparationsfrage. Es wird hierbei festgestellt, ; daß die Kriegsschuldenfrage ein internationales Wirtschafts-
- Problem sei, daß ferner durch die Kriegsverschuldungen die l internationalen Zahlungsbilanzen sich gegenüber der Vor- » kriegszeit wesentlich verschoben hätten. In einem weiteren x Punkt des Mantelberichtes wird festgestellt, daß Handels- ^ tarife nicht vor dem Abschluß der Handelsvertragsver- f Handlungen in Kraft gesetzt würden.
? In der Nachmittagssitzung der Weltwirtschaftskonferenz k wurde der Abrüstungsantrag des ersten schwedischen Dele- § gierten Oer ne unter lebhaftem Beifall einstimmig ange- k nommen. Der Antrag spricht die Hoffnungen aus, daß die r Bemühungen zur Herabsetzung der Rüstungen zu einem Er- ; folge führen mögen. Der Delegierte Oerne wies zur Be- ^ grllndung seines Antrages nach, daß die Milliardenaus- s gaben aller Staaten der Welt mehr als 19 Milliarden Gold franken und für Europa 12 Milliarden Goldfranken betragen. Trotzdem die Friedensverträge die militärische Organisation von vier großen europäischen Staaten wesentlich beschränkt hätten, sei doch die Gesamtziffer der MM- tär-ausgaben der europäischen Staaten gegenwärtig etwa die gleiche wie 1913. Die Prüfung der Zahlungsbilanzen ergebe, daß die jährlichen Militärausgaben Europas die Gesamtbeträge übersteigen, die in den Jahren 1923 bis 1926 von den Vreinigten Staaten in Anleihen in Europa rnve- Istiert worden seien. Die Summe von 12 Milliarden Goldfranken sei ferner doppelt so hoch, wie die gesamten auswärtigen Anleihen, die seit 1913 in Deutschland investiert worden seien.
Der sowjetrusfischc Delegierte Sokoknikow gab nach Annahme des Antrages Oerne eine Erklärung ab, wonach die fowjetrussische Delegation bereits in den vorherigen Verhandlungen die völlige Aufhebung aller Rüstungen beantragt habe. Die Sowjetdelegation werde dennoch für den schwedischen Antrag stimmen, obwohl er lediglich ein Minimum auf dem Gebiete der Abrüstung darstelle.
f o. Siemens über die Wirtschaftskonferenz t Genf, AI. Mai. Der Präsident des Reichswirtschastsrates v. Siemens äußerte sich einem Vertreter des .Journal de Geneve" gegenüber u. a.: Aller Anfang ist schwer. Aber Mit jedem Tage haben die Teilnehmer mehr und mehr den Eindruck erhalten, daß die Zeit nicht unnütz vergeudet, soutc m gute Arbeit geleistet worden ist, die hoffentlich -auch in der Zukunft ihre Früchte trage« wird. Dies liegt saber nicht jar .der Macht der Konferenz, sondern bei den
poii..., ) 2 N Instanzen, die diese Konferenz einberufen Habens Wir können nur wünschen, daß sie die Klugheit und auch den Willen aufbriugen, die Empfehlungen in die Tat unr- päisetze«.
Wreise der Delegierte« aus Genf Eeuf, 24. Mai. Die deutschen Delegierten und Sachverständigen bei der Weltwirtschaftskonferenz sind heute von- mittag nach Berlin abgereist. Zahlreiche Delegierte anderer Länder haben Genf gestern abend verlassen. Nur die russischen Delegierten Ossinski und Lapse fahren erst Mittwoch vormittag ab. Sie werden sich dem Vernehmen nach einige Tage in Berlin anfhalten, wd sie voraussichtlich vor ihrer Reife nach Moskau mit Tschitscherin zusammen treffen.
Neues vom Tage.
, Vorbereitung ueuer Gesetzentwürfe
Berliu, 24. Mai. Wie den Blättern mitgeteilt wird, find die Beratungen über die Verlängerung der Mieterschutz- gefetze noch nicht abgeschlossen. Auch die ministerielle Ausarbeitung der Veamtenbesoldungsreform ist noch nicht abgeschlossen. Das Projekt befindet sich noch in den Händen der zuständigen Fachberater. Es ist der -Wunsch des Reichs- frnanzministeriums, gerade diese Frage so schnell wie möglich einer Regelung zuzuführen. Schwierigkeiten macht vorläufig u. a. die Frage der Deckung. Dabei ist keineswegs eine neue Anleihe in Aussicht genommen.
17 Kinder verletzt
Halle, 23. Mai. Das „Berliner Tageblatt" meldet aus Halle: Als ein Wagen in Döblitz bei Halle etwa 30 Kinder vom Rübenziehen nach Hanse fuhr, konnten die Pferde den Wagen auf der Döblitzer Höhe nicht mehr halten. Der Wagen rollte den Abhang hinunter, wobei die Kinder sämtlich herausfielen. 17 Kinder erlitten zum Teil schwer« Verletzungen.
Friedensschluß in Nicaragua
Hamburg, 24. Mai. Einem hier eingetroffenen Kabeltelegramm zufolge teilt die Regierung von Nicaragua mit, daß unter Mitwirkung der Amerikaner der offizielle Friedensschluß zwischen der konservativen und liberalen Partei erfolgt sei.
Offensive Tschangkaischeks
Schanghai, 24. Mai. Tschangkaifchek hat mit beträchtlichem Erfolg einen neuen Vorstoß gegen die nordchinesische« Streitkräfte unternommen. Nach drahtlos eingegangenev Nachtrichten haben 2 seiner Divisionen bei Tschingkang dev Pangtsee überschritten, ohne besonderen Widerstand zr> finden. Die Truppe« Suutschuangs zogen sich zurück.
Deutschnationale Beschwerde über Dr. Wirth
Berlin, 25. Mai. Wie der „Reichsdienst der deutschen Presse" meldet, haben die Deutschnationalen bei der Parteileitung des Zentrums gegen den ehemaligen Reichskanzler Dr. Wirth Beschwerde erhoben. Die Parteileitung des Zentrums habe dem Verlangen der Deutschnationalen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, entsprochen. Damit sei Dr. Wirth vor ernsthafte Entscheidungen gestellt.
Die Ueberschwemmungskataftrophe in Louisiana
Baton Rouge, 24. Mai. Der Bruch des Mac Crea-Dam- mes bedeutet eine außerordentliche Katastrophe. Der bisher noch verschont gebliebene Teil der reichen Anbaufläche Louisianas ist bereits überschwemmt oder wird es bald fein. Er umfaßt anderthalb Millionen Acres mit mehreren volkreichen Städten. Die Behörden haben die insgesamt 110 000 Personen zählende Bevölkerung dringend aufgefordert, das Gebiet sofort zu räumen. Infolge der neuen Katastrophe erhöht sich der Schaden um mehrere Millionen Dollar.
Offensive der chinesischen Rordtruppen
Paris, 24. Mai. Havas meldet aus Peking: Obwohl die militärische Lage noch unentschieden ist, scheint sie sich im Honangebiet zu Gunsten Tschangtsolins zu wenden. Die Streitkräfte Fengjufiangs sind bis westlich von Longjong zurückgeworfen worden. Die Mordtruppen ergriffen die Offensive in Richtung Hankau. Längs der Eisenbahnlinie Tientstn-Fukan find Truppen Tschangkaischeks mit denen Tschangtschungtschang und Suntschangfangs zusammengeraten.