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Nr. 97
Würüembergischer Landtag.
Stuttgart, 27. Avril. Der Landtag begann am Mittwoch die Beratung des 3. Nachtragsetats in Verbindung mit einigen ^ Drohen Anfragen der Kommunisten und der Sozialdemokraite. Finauzminister Dr. Deblinger fübrte den Etat mit einer längeren ^ Rede ein, in der er betonte, dah die Senkung der Staatssteuer , auf Grund, Gebäude und Gewerbe von 7 auf 5 Prozent eine - Folge des Finanzausgleichs fei. Eine Senkung der Eebäudeent- > schuldungssteuer sei aus reichsrechtlichen Gründen nicht möglich ^ gewesen, dürfte aber bis 1. Oktober durch ein Reichsgesetz erfol- ^ gen. Besonders begrühte der Minister, dah die berechtigten . Forderungen Württembergs nach einem höberen Anteil an der Biersteuer erfüllt wurden. Als Abschluß teilte der Minister für s 1926 einen Abmangel von 10,1, für 1927 einen solchen von 21,1, f zusammen 34^ Millionen Mk. mit. Zur Deckung dieses Abman- > gels stehen zur Verfügung die Mehreinnahmen von Reichssteuer- ! Überweisungen mit zusammen 29,5 Millionen, auherdem Rest- j Mittel, sodaß der Etat für beide Rechnungsjahre in Einnah- neu und Ausgaben balanziert. Dieses Etatbild sei recht Lesrie- :
»igend. Nun komme es aber auch darauf an, zu verhindern, dah , Ke jetzige Senkung der Steuern wieder rückgängig gemacht wer- - »en müsse. )
Der Abg. Ulrich (Soz.). erklärte, die Steuersenkungen hätten - schon vor Jahren vorgenommen werden müssen und seien nur bis jetzt verschoben worden, um den Regierungsparteien eine bessere Resonanz für das Wahljahr 1928 zu verschaffen. Mit den Poli- > »eikostenbeiträgen habe die Regierung die Gemeinden bemogelt »nd die Blamage, die sie sich damit geholt bat, sei eine moralische , Ohrfeige für das System Bazille-Bolz. Ungerecht sei auch die Schullastenverteilung. Der Redner warf den Ministern Bazille, vehlinger und Bolz vor, dah sie sich in letzter Zeit mit wenig - iberzeugenden, stark vartikularistischen, anti-vreuhisch gefärbten ? krgumenten gegen den deutschen Einheitsstaat geüuhert haben j und wies weiter darauf hin, dah die Ausgaben von 163 Millio- ; »en im Jahr 1921 auf 225 Millionen im Jahr 1927 gestiegen - seien. Wo bleiben die Früchte des Sparausschusses? Die Vermal- s fmngsreform sei kläglich stecken geblieben. Dem Staatsvräsiden- j ten warf der Redner Haltlosigkeit vor, weil er im Reichsrat im- f mer noch mit Enthaltung stimme. Ein Konkordat, das Schul- - fragen enthalte, lehne die Sozialdemokratie entschieden ab. Das ' Bekenntnis des Staatspräsidenten zur faschistischen Diktatur auf ; dem Gautag des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes - durch Eintreten für den Berufsständestaat sei ein ernster Verstoß i gegen die Fundamente der Reichsverfassung. «
Staatspräsident Bazille erklärte, die Steuersenkung sei gekom- ; men im Widerspruch mit den Parteien der Opposition. Die Ar» ^ beiten an der Verwaltungsrcform würden dauernd fortgeführt - und die Staatsausgaben wären noch höher geworden, wenn alle , sozialdemokratischen Anträge angenommen worden wären. Der : Staatspräsident wies den Vorwurf der Haltlosigkeit zurück, be- j stritt, dah er sich im Landtag zur demokratischen Republik be- / könnt habe und verteidigte weiterhin seine Rede auf dem Gau- c tag des D. H. V., die von der Sozialdemokratie nicht verstanden i worden sei. Man müsse die Berute zur Selbsthilfe erziehen und ° er habe deshalb das Wirtschafrsministerium ersucht, Entwürfe « für weitere berussständische Vertretungen auszuarbeiten. Das i Reich nehme aber die Zuständigkeit in diesen Fragen für sich in r Anspruch und halte die jetzige Zeit der wirtschaftlichen Not zur Schaffung von Arbeiter- und Angestelltenkammern nicht für geeignet. Er habe entsprechend dem Reichswirtschaftsrat für Württemberg einen Landeswirtschaftsrat schaffen wollen. Da dies aber nicht gehe, habe er den Gesetzentwurf über die Beiräte ausgearbeitet. Die Mitwirkung der Berufsstände an der Verwaltung des Staates sei ein Gegengewicht gegen den Absolutismus ? des Parlamentarismus. Nicht die unveränderte Einführung des - italienischen Vorbildes, sondern den Gedanken einer stärkerer i Beteiligung der Berufsstände an der Staatsverwaltung habe - er befürwortet und deshalb habe auch das Staatsministerium ; keine Veranlassung gehabt, sich mit seiner Rede zu befassen. Der ^ Abg. Schneck (Komm.) erblickte in dem Etat eine Verhöhnung , der werktätigen Masten und sagte dieser „Zigeunervolitik" für s die Einzelberatung den Kampf an. Er bezeichnete das Zentrum i als Arbeiterfeindin.
Minister des Innern, Bolz hielt seinen Standpunkt rum Po- temkinfilm aufrecht und bezeichnete die jüngst erfolgte Beschlagnahme der Süddeutschen Arbeiterzeitung als gerechtfertigt. Vorläufige Festnahme und Haftbefehl bei Ertavvung auf frischer Tat seien auch gegenüber dem Reichstagsabgeordneten Hörnle erlaubt und dieser werde sich in Zukunft daran gewöhnen müssen. Die Kommunisten hätten es selbst in der Hand, ob sie die Polizei beschäftigen wollen oder nicht.
Donnerstag wird die allgemeine Aussprache fortgesetzt.
Aus Stadt und Land«
Altensteig, den 28. April 1927.
Sonderzug an den Rhein. Der für Samstag, den 30. April, und Sonntag, den 1. Mai d. I., vorgesehene Verwaltungssonderzug nach Köln a. Rh. mutz wegen ungenügender Beteiligung ausfallen, und wird nunmehr im gleichen Kurs am Samstag, dem 11., und Sonntag, dem 15. Mai d. Z. ausgefiihrt. (Siehe Inseratenteil.) Die bereits gelösten Fahrkarten sind auch am 11. u. 15. Mai gültig. Der Sonderzug mit 3. und 4. Klasse wird von Altensteig über Calw, Pforzheim, Mühlacker beschleunigt bis Bingen durchgefllhrt, ab Bingen herrliche Dampferfahrt bis Königswinter, wo der Drachenfels besucht und Nachtquartier genommen wird. Sonntag früh 6.35 Weiterfahrt mit Sonderzug bis Köln, Besichtigung der Stadt (Autorundfahrt), der Rheinbrücken, des Doms usw. Köln ab 3 Uhr nachm. Für gute und preiswerte Unterkunft und Verpflegung ist gesorgt. Jedermann kann die rasche und billige Reisegelegenheit, die außerordentlich viel Sehenswertes bieten wird, nochmals bestens empfohlen werden.
— ReichswohnnngszShlung am 18. Mai. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Gemäß Reichsgesetzes vom 2. März 1927 (Neichsgesetzblatt 1 S. 69) ist im Deutschen Reich am 16. Mai ds. Zs. eine Wohnungszählung vorzunehmen. Die letzte derartige Zählung hat im Mai 1917, also schon vor neun Jahren stattgefunden. Ihr Zweck soll sein, über die Verhältnisse im Wohnungswesen, wie sie sich in den Jahren nach dem Kriege herausgestellt haben, insbesondere über Größe und Beschaffenheit der Wohnungen, über die Art ihrer Belegung und über die Zusammensetzung der Wohnungsinsassen Aufschluß zu geben. Die Wohnungszählung erstreckt sich in Württemberg auf die Gemeinden, deren Wohnbevölkerung bei der Volkszählung vom 16. Juni 1925 5000 und mehr Einwohner betrug. In den Gemeinden, in denen sie nicht durchgeführt wird, tritt an ihre Stelle eine Feststellung über die Zahl der fehlenden Wohnungen in vereinfachter Weise.
Freudenstadt, 26. April. (Vom Rathaus.) Der Gemeinderat beschloß den Bau eines Dreifamilienhauses und eines Doppelhauses. Die Wohnungen kommen nur für die Familien des Kurgartengebäudes (früher Kronprinzen) in Frage, da dieses zwecks Umbau geräumt werden soll. Die Wohnungen im Kurgartengebäude sind nicht zwangsbewirtschaftet. Das Gesuch der Stadtgemeinde an die Wohnungskreditanstalt um Gewährung von Baudarlehen hatte deshalb auch den Erfolg, oaß pro Wohnungseinheit 1000 Mark genehmigt wurden. — Zur Durchführung und stadtbauplanmäßigen Anlegung oer Schwanenstraße sind folgende Erunder- werbungen nötig von: Ehr. Finkbeiner, Metzger, ca. 276 qm., Pauline Weber Witwe ca. 275 qm., Ernst Schulderer, Malermeister, ca. 295 qm. Finkbeiner und Weber erhalten den Straßenplatzpreis von 3 -1l, während bei Schulderer ein Tausch gegen 186 qm. Bauplatz ohne gegenseitiges Aufgeld zugestimmt wird. Die vorhandenen Zäune werden in ihrem derzeitigen Zustand auf Kosten der Stadt auf die neue Grenze zurückversetzt. — Kommerzienrat Gminder hat sich nunmehr bereit erklärt, den für die Aufstellung des Transformatorenhauses in der Landhausstraße erforderlichen Platz von etwa 32 qm. zum Preise von 8 Mark (der Stadtvorstand hatte sogar einen höhe-
Die Frau des Adjutsute»
Roman v»n Fr. Lehne
Nachdruck verboten.
28 Fortsetzung
„Nein, nein, rcy jags dir dann schon. Aber dich wird es vielleicht langweilen, hier zu sein, während draußen der Frühling lacht."
„Vorläufig macht er noch ein so griesgrämiges Gesicht, daß einem hinter dem geheizten Ofen wohler ist. Und für mich, das weißt du, gibt's ja nichts Lieberes, als in deiner trauten Häuslichkeit zu sein."
Jolantha klingelte, und das eintretende Stubenmädchen war der Baronesse beim Ablegen behilflich. Dann richtete ne den Teetisch her, den sie an die Chaiselongue rollte.
Als sie die Spiritusflamme anzünden wollte, sagte Leonie: „Lassen Sie mich das besorgen. — Gelt, du erlaubst es, Joli!"
^ Jolantha nickte und folgte mit den Augen der Freundin flinken Bewegungen, die die Tassen aufstellte und die letzten Handgriffe tat. Sie lehnte sich behaglich zurück und kreuzte die Hände hinter dem Kopfe, daß die weiten Ärmel des dunkellila Schlafrockes herabfielen und die mageren Arme bis über die Ellbogen entblößten.
Leonie sah das, und unwillkürlich blickte sie auf ihre vollen, runden Arme, die prall von der eleganten Seidenöluse umschlossen wurden. Sie lächelte, ein unbestimmtes Lächeln. Sollte sie wirklich nicht imstande sein, die andere zu verdrängen, die ihre ohnehin geringen Reize durch die Krankheit und den jetzigen Zustand beinahe ganz eingebützt hatte?
Sinnend blickte Jolantha in die bläulich zuckende Flamme, lauschte auf das leise Summen und Singen, das sich in dem kupfernen Kesselchen erhob.
„Heute fühl ich so recht, daß es jetzt wieder bergan geht," sagte sie.
Leonie drückte ihre Lippen auf die Hände Jolan- thas. „Wie mich das freut! Was haben wir für Torsen um dich aeüabt. dein Mann und ick!"
„Fa, du («ute, ich weiß wohl, wie du dich um mich , bemüht hast." !
„Still davon! Nun wartest du noch geduldig ein kleines Weilchen und dann, wenn dein Kindchen erst ) da ist k
„Ja, mein Kind," wiederholte die junge Frau mii f einem unbeschreiblich süßen Lächeln, und ein Heller, j rosiger Schein flog über ihr Gesicht. „Mein Kind — z und sein Kind! Ach, Lonny, du kannst ja nicht be- ; greifen, welche Seligkeit sich in diesen Worten birgt, j und daß ich ihm das schenken darf, was er sich so heiß i ersehnt! Ich kann die Zeit kaum erwarten." Sie ? faltete die schmalen Hände und lächelte vor sich hin. r
Mit fest zusammengepreßten Lippen hörte Leonie s darauf. Sie antwortete nichts, stand hastig auf und ( tat einige Schritte nach dem Fenster hin. Die junge ahnungslose Frau durfte nicht in ihr Gesicht sehen, das so deutlich ihre Empfindungen wiederspiegelte.
Ach, sie war ja nicht zur Ruhe gekommen — keine Stunde, und manchmal fragte sie sich, wie sie es eigentlich vermochte, mit solcher Unbefangenheit in Altorfs Haus ein- und auszugehen. Das hatte er ihr nicht verbieten können, wenn auch sein finsterer Blick sie immer wieder fragte: Was hast du hier zu suchen?
Sie kettete sich so fest an Jolantha an, war von einer so aufopfernden Gefälligkeit und Selbstlosigkeit, daß er sich nur verdächtig gemacht hätte, wenn er Jo- - lantha diese Freundschaft verbot.
Und ihr machte es Freude, ihn durch ihren Am blick, ihre Gegenwart zu quälen. Sie meinte, ihn zr Haffen — und liebte ihn doch heißer, schmerzlicher als je, nun er ihr endgültig verloren war.
Zischend kochte das Wasser über. Schnell wandt« sie sich und goß den Tee auf. Die feinen, fast durchsichtigen Schalen füllte sie dann mit dem aromatischen Getränk und bediente die Freundin mit liebevollster Aufmerksamkeit.
„Wie würde Großpapa sich gefreut haben, wenn er das noch erlebt hätte!" sagte Jolantha wehmütig, an ihre vorigen Worte anknüpfend, und ohne daß sie es verhindern konnte, rollten schwere Tränen über ihre Wangen. --
- »Mein Gott. Joli. Veraißt du. was du deinem^
ren Preis angeboten) abzugeben. Damit erklärt sich der Gemeinderat einverstanden, so daß die Durchführung einet Zwangsenteignung hinfällig geworden ist. — Nach einem Vertrag mit der Firma Katz Nachfolger hat die Stadtgemeinde sich verpflichtet, die Ausfahrt des Herrenfelderwegs in die Bahnhofstraße zu verlegen, damit das Terrain der Firma nicht mehr vom Weg durchschnitten wird. Die Stadt benötigt dazu 2 Ar von dem Euckelbergerschen Grundstück. Karl Vlik- len, der das Euckelbergersche Grundstück erworben hat, ist bereit 2 Ar zum üblichen Preis von 3 Mark pro qm. für Stratzenplatz an die Stadtgemeinde abzutreten. Der Eemeinderat gibt hierzu seine Zustimmung. Die Kosten für die Verlegung der Ausfahrt betragen 750 Mark für Erunderwerbung und 860 Mark für den 1 Meter breiten Weg, zusammen 1610 Mark. — Der Kaufpreis für die dem Kaufmann Franz Steim gehörende Wegfläche beim Blumenneubau hätte bei einem Preis von 1 Mark pro qm. 930 Mark betragen. Dem Ansuchen um Erhöhung der Summe auf 1000 Mark wird vom Gemeinderat entsprochen, so daß diese Angelegenheit zur beiderseitigen Zufriedenheit erledigt ist. — Nachdem der Erunderwerb für die Durchführung des Gehwegs zwischen der Deutschen Bank und Kurgarten in der Lauterbadstraße genehmigt worden ist wird das Stadtbauamt beauftragt, die erforderlichen Arbeiten für die Gehwegherstellung ausfiihren zu lassen und zwar bis zur Villa von Frau Dr. Wunsch. — Die Zahl der Gesuche um Gewährung der Prämie für Entfernung der Dunglege beträgt gegen 50. — Tarifmäßige Erhöhung der Stundenlöhne der Stadtarbeiter. Der Ecklohn für die bei der Stadt beschäftigten Arbeiter erfährt nach einer Vereinbarung des Arbeitgeberverbands der Gemeinden mit dem Gemeinde- und Staatsarbeiterverband ab 1. April eine Erhöhung um 1 Pfg. auf 71 Pfg. und ab 3. Oktober um 1 Pfg. auf 75 Pfg. Darnach beträgt der Lohn eines Vollarbeiters in Lohn-Klafse 3 (87 Prozent von 71 Pfg.) nunmehr 61 Pfg., der Lohn eines zu 75 Prozent arbeitsfähigen Stadttaglöhners (75 Prozent aus 61 Pfg.) 18 Pfg. (seither 11 Pfg.) und der Lohn eines zu 66,6 Prozent entlohnten Arbeiters 13 Pfg. (seither 11 Pfg.) In Lohnklasse 1a (Vorarbeiter) beträgt der neue Stundenlohn 117 Prozent aus 74 Pfg., gleich 87 Pfg. (bisher 82 Pfg.), in Lohnklasse 2 91 Prozent, gleich 70 Pfg. Hierzu kommen noch die tariflichen Altersvorrückungszulagen, und zwar nach 3jähriger Dienstzeit pro Stunde 2 Pfg., nach 6 Jahren 4 Pfg. und nach 9 Jahren 6 Pfg. Die neuen Stundenlöhne für die Stadttagelöhner betragen 43, 48, 50 uich 52 Pfg., für die Vollarbeiter von 64 bis 93 Pfg. — Teerung der Hauptstraßen und einzelner Gehwege. Der.Vorsitzende begründet unter Hinweis auf die Staubwirbel vom letzten Samstag die Notwendigkeit einer anderen Oberflächenbehandlung unserer Durchgangsstraßen. Versuche mit Heißteerung hätten sich in benachbarten Oberämtern nicht bewährt. Am besten scheint sich für unser Klima das auf der Aacher Straße erprobte Kaltasphaltierungsverfahren bewährt zu haben, dessen Ausführung nicht wie beim Heißteerverfahren an absolut trok- kenes Wetter gebunden ist. Mit dem von der Firma Frühling u. Kirchhofs, Stuttgart, hergestellten Kaltasphalt werden auch Heuer wieder 60 000 qm. Staatsstraßen bearbeitet. Da die Staatsstraße in der Lauterbadstraße und die Murgtalstraße ebenfalls mit Kaltasphalt versehen werden, hat die Firma auch dem Stadtbauamt ein Angebot gemacht, und zwar nicht nur für Straßenteerung, sondern auch für Gehwege, worüber Stadtbaumeister Gläser berichtet. Bei 10 000 qm. Oberflächenbehandlung mit Kaltasphalt Bitumulz stellt sich der qm. auf 78 Pfg. Dazu kommen noch verschiedene durch die Stadt auszuführende Arbeiten, wie sorgfältige Säuberung der Straße von Staub, Lieferung des Basaltgrus, so daß sich der qm. insgesamt auf 1,10 Mark stellt. Die Ausführung der Gehwege mit 3 Zentimeter Teppichbelag mit Asphalt versetztem Teersplitt stellt sich auf 3,60 pro qm., wozu noch 30—40 Pfg. für die von der Stadtgemeinde vorzunehmenden Arbeiten kommen. Mit der Oberflächenbehandlung der Hauptstraßen ist der Gemeinderat völlig einverstanden. Bei den Gehwegen will man nur einmal eine Versuchsstrecke machen lassen. — Wahl eines Amtsversammlungsmitglieds. ER. Wirth, der Mitglied der Amtsversamm- lung war, ist gestorben und ist auf die Restperiode bis 1928 eine Ersatzwahl vorzunehmen. Gewählt wird in geheimer Wahl GR. Georg Haug mit 9 Stimmen. — Die Errichtung einer Gewerbeschule in Baiersbronnistzu Beginn des neuen Schuljahrs möglich, nachdem die Ministerialabteilung für die Fachschulen der Gemeinde Vaiersbronn einen Gewerbelehrer zur Verfügung gestellt hat und auch die erforderlichen Räumlichkeiten vorhanden sind. Damit hat die Beteiligung der Eewerbelehrlinge von Vaiersbronn am Unterricht der Gewerbeschule Freudenstadt ein Ende erreicht. — Straßenbau Vesenfel d-F reudenstadt. Der Stgdtvorstand hat durch eine an das Ministerium des Innern gerichtete Eingabe vom
Manne versprochen hast? Du darfst dich Seine« Schmerze nicht so hingeben! Wenn das deine Tant« wüßte! Sie ist doch ganz beruhigt über dein Befinden abgereist, und kaum bist du zwei Tage allein, dann weinst du wieder. Du hast vor allem die Pflicht, an dich und dein Kindchen zu denken."
„Das weiß ich, Lonny, und bemühe mich auch, meinen Schmerz zu unterdrücken. Aber manchmal überkommt es mich — Großpapa hat sich so sehr über mein Glück gefreut — und gern hätte ich ihm auch noch das letzte, größte gegönnt!"
„Er wußte es?"
„Ja. Heinz hat es ihm gesagt." Sie errötete leicht. „Großpapa hat vor Rührung geweint — es war die letzte, große Freude seines Lebens. Wir hätten nicht gedacht, daß wir ihn so schnell hingeben müßten, daß aus dem einfachen Katarrh Lungenentzündung würde! Kaum vierzehn Tage war er krank, und nun liegt er schon neun Wochen unter der Erde."
„Und du hast dich an seinem Grabe erkältet, bist — entgegen dem Willen deines Mannes — fast täglich nach dem Friedhof gefahren, bis du dir in der scharfen Winterluft die böse Influenza geholt hast, die dich aufs Krankenlager warf und dich beinahe deiner süßen Hoffnung beraubte!"
. Vorwurfsvoll sprach Leonie, und Jolantha senkte den blonden Kopf. „Ja, du hast recht! Ich war leicht- stnnig und täglich danke ich Gott, daß es doch noch gut geworden ist. Deshalb bin ich auch eine so folgsame Patientin gewesen — ich, die ich nie in meinem Leben krank war! Und jetzt weiß ich, daß ich das Schlimmste hmter mir habe. Und im Sommer —" wieder lächelte sie ihr Lächeln, das wie So ' Anschein über ihr Gesicht flog, und in seligem Sinne- bloß sie die Augen.
Leonie bediente sich selb Sie ließ es sich gut schmecken. Jolantha war ihr zenüber von einer unbeschränkten Gastfreundschaft.
Eine Erleichterung war es der Baronesse, als sie erfahren hatte, daß Cölestine Teschendorf nach Blankenburg ziehen wollte, wo zwei ebenfalls unverheiratete Basen von ihr wohnten.
(Fortsetzung jolgt.)